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Ein nachträglicher Glückwunsch aus ber neuen Welt. Aus Rio de Janeiro erhalten wir folgende Zuschrift:
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„ Das Zentrum der Arbeiter Partei der Vereinigten Staaten von Brasilien in Rio de Janeiro beglückwünscht die deutschen Arbeiter zu dem großen Erfolg, den sie bei der legten Reichs tagswahl errungen haben.
Capital federal dos Estados Unidos do Brasil, den 6. April 1890. José Augusto Vinhaes. Bruto José Ribeiro. Francisco Juvencio Sadock de Sa. José Dias de Casvalho Netti. José Francisco de Corto. Francisco Hostilio Cervantes. Mauricio José Velloso. José Francisco Soares. Arrigio Alves de Mendonca.
Der Uebersender dieses Glückwunsches fügt demselben noch folgenden Busas bei:
Unsere Partei, welche schon an 2000 Mitglieder hat, ist überzeugt davon, daß Ihr Genossen in der alten Welt Euch um das Wohl der Arbeiter hoch verdient gemacht habt und wird sich stets daran erinnern, daß sie dafür Euch großen Dank schuldet.
Carlos Pribul.
In Sachsen treibt die Just is" es toller unb toller. Wegen einer Wahlrede, in welcher er die sog. Arbeiterversicherungsgefeße einfach für Ausflüsse des Kapitalismus erklärte, wurde Schippel vorige Woche in Chemnitz zu 9 Monaten Gefängniß verurtheilt. Dasselbe Urtheil ist, zum Theil in weit schärferer Sprache, schon tausend= mal in Zeitungen und Volksversammlungen ausgesprochen worden, ohne daß es Jemand eingefallen wäre, zu verfolgen. Fast noch standalöser ist die Verurtheilung einiger Arbeiter in Connewiß, die während der letzten Wahl ein paar Studenten- Schlepper wegen ungebührlichen Benehmens der Eine hatte einen sozialdemokratischen Stimmzettel weggenommen und zerrissen durchprügelten, was den jungen Bürschchen ganz recht geschah. Die Arbeiter wurden zu 5 Monaten Ge= fängniß verurtheilt! Die Geprügelten hatten nicht einmal geklagt. Diese schmachvollen Verurtheilungen find gemeine Nacheatte für die Wahlniederlage des Startells und Vorübungen für die sozia= listen geseglose Zeit!
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In Frankreich hat die Maifeier, fowohl in Paris wie in der Provinz einen Umfang angenommen, der als ein voller Erfolg bezeichnet werden kann. Einem Briefe unseres Korrespondenten entnehmen wir darüber folgende Mittheilungen:
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,, Wie zu erwarten, hat auch diesmial die Arbeiterschaft der Provinz durch eine ungemein starke und begeisterte Betheiligung an der rein proletarischen Rundgebung des ersten Mai ein schönes Zeugniß ihres hoch entwickelten Klassenbewußtseins abgelegt. Jn 138 Städten Kleinere Ortschaften, deren Arbeiter den 1. Mai feierten, nicht mitge= zählt ist der Arbeiterfeiertag unter der einen oder der andern Form begangen worden: Arbeitseinstellung für den ganzen oder halben Tag, Züge der Arbeiter, Entsendung von Delegationen an die Behörden, Versammlungen, Feste 2c. Die Petition für den Achtstundentag, welche noch bis November zirkuliren soll, ward überall in Masse unterzeichnet. Lyon , Calais , Reims , Bordeaux , Troyes , St. Quentin, Montpellier und vor allem Marseille zeichneten sich durch besonders stattliche Manifestationen aus. In letterer Stadt formirten die Manifestirenden einen Zug von 50,000 Personen, der weder durch Polizei noch berittene Gensdarmerie aufgehalten werden fonnte. Der Präfekt sah sich, trotz aller von Constans ergangenen Weifungen, gezwungen, die von dem sozialistischen Deputirten Boyer geführte Delegation zu empfangen und die Petition der Gewerkschaften entgegen zu nehmen. Auch in anderen Städten übte die ruhige, aber doch energische Haltung der manifestirenden Arbeiter einen moralischen Druck auf die Behörden aus, daß diefelben trotz des berüchtigten Constans'schen Nundschreibens die Delegationen der Shudikate empfingen und sich die Denkschriften derselben überreichen ließen.
Aber selbst Paris , das noch vorherrschend Kleinbürgerlich radikale Paris , wo der Boden für eine rein proletarische Manifestation offenbar am ungünstigsten ist, tann auf einen stattlichen Arbeiterfeiertag ver= weisen. Allerdings hat sich auf keinem Punkte eine nach Hunderttansend zählende Menge Manifestirender angesammelt, es war fein imponirender Zug veranstaltet worden. Dafür aber ward sozusagen in allen Straßen, auf allen Blägen von feiernden Arbeitern manifestirt, die ein= zeln oder in Gruppen, im Arbeitsanzuge oder in sauberen Sonntagsblousen, die Stadt durchwanderten und so gemäß den Andeutungen der Pariser Eretutiv- Kommission, den Behörden keinerlei Vorwand zum polizeilichen Einschreiten und Ansschreiten boten.
Alle anständigeren Organe geben zu, daß die Zahl der feiernden Arbeiter sehr bedeutend und bei Weitem größer gewesen, als man in Paris erwarten durfte. Uebrigens hatte sich auch gegen 2 Uhr Nachmittags in der Nachbarschaft des Konkordienplages und der De putirtenkammer, längs der Seinequais eine vieltausendföpfige Menge zusammengefunden, um die Delegation zu sehen, welche die von mehr als 450 Syndikaten, Korporativgruppen und sozialistischen Organisationen unterzeichnete Petition für den Achtstundentag dem Präsidium der Rammer überreichen sollte. Die Delegation, die aus 8 Mann, darunter Jules Guesde als Vertretern verschiedener Syndikate, Vaillant, Fer: roul 2c. bestand, war mit so unanfechtbaren Mandaten ausgerüstet, daß fie von den Quästoren der Kammer und vom Präsidenten Floquet em= pfangen werden mußte. Die Petition ward angenommen und nach allen vorschriftsmäßigen Gebräuchen registrirt. Der Umstand, daß die Delegation empfangen ward, die liebenswürdige Höflichkeit, mit welcher ihr Herr Floquet entgegenfam, steht in vollstem Gegensaße zu den von Conftans ausgestoßenen Drohungen und Weigerungen und ist allein schon ein moralischer Sieg der Manifestation.
Natürlich war an allen Punkten, wo sich die Manifestirenden fon= zentrirten, viel Polizei und Militär aufgeboten, welche die Gruppen auseinandertrieben und zurückdrängten. Jedoch muß zugegeben werden, daß, von einigen Ausnahmefällen abgesehen, die bewaffnete Macht sich leiblich zurüchielt, mit Büffen, Senüffen und Säbelhieben nicht freigebiger als sonst war. Die Thatsache erklärt sich sehr einfach. Herr Constans durfte nicht durch übermäßige Strenge die Pariser Bevölkerung zu Protestwahlen herausfordern. Das Hauptverdienst jedoch, daß tros der in Maffe aufgebotenen Polizei und Soldatesta, jeder ernstliche Busammenstoß vermieden worden, gebührt einzig und allein den Arbei tern, die sich durch Nichts, durch feine Brutalität, provoziren ließen. Ihre ganze Haltung bewies, daß sie die sozialistischerseits ausgegebene Parole von einer friedlichen Manifestation streng innehalten und einen Feiertag. feinen Schlachttag" haben wollten. Es ist dies nicht zum Geringsten auf Rechnung der Energie zu seßen, mit welcher die Hauptträger der Manifestationsbewegung alle zweidentigen Elemente, Boulangisten, Antisemiten und Anarchisten ferngehalten hatten. Natürlich haben die betreffenden Elemente dafür die Manifestation in Acht und Banu erklärt, was ihr indeß nur zum Vortheil gereicht hat. Bis spät in den Abend hat die Zahl der manifestirenden Arbeiter fort und fort zugenommen. An einzelnen Punkten ist es auch zu stärferen Neibereien mit der Polizei, aber nirgends zu einem ernsten blu= tigen Zusammenstoß gekommen.
Leider war es unmöglich, die von den Sozialisten geplanten großen Versammlungen abzuhalten. Den Besitzern der größeren Säle war Befehl zugegangen, dieselben geschlossen zu halten. Die Arbeitsbörse war schon am Vorabend des 1. Mai polizeilich besetzt worden, damit der Saal nicht als Ort einer Versamm lung dienen fönne. Die poffibilistische Exekutiv- Kommission hatte sich übrigens schon geweigert, den großen Saal der Arbeitsbörse für eine Abendversammlung zu überlassen. Poffibiliften und Regierung haben also wieder einmal zusammen an dem nämlichen Strang gezogen.
Der Manifestation der Arbeiter stand natürlich eine Gegendemonstration der Bourgeoisie und ihrer Regierung gegenüber. Während sich die Bourgeoisie ängstlich verfroch, wie die zahlreich geschlossenen Verkaufsläden, herabgelassenen Jalousien, der geringe Fahrverkehr und die fleine Zahl von Spaziergängern aus der Gilde der Nentiers bewiesen, renommirte und provozirte die Regierung durch ein unerhörtes Aufgebot von Polizei und Militär. Die 10,000 Mann Polizisten und 34,000 Mann Garnisontruppen waren als zu schwach erachtet worden, den jungen Necken Proletariat im Zaun zu halten. Aus der Provinz waren verschiedene Regimenter, zumal Kavallerie, behufs„ Sicherung Der Straßen" nach Paris gerufen, das Genieforps von Versailles , sowie das Militärforps der Feuerwehr aufgeboten worden. Um das ängstliche Bürgerthum zu beruhigen, war es natürlich auch den Behör den gelungen, unmittelbar vor dem 1. Mai einem fürrrrchterlichen An
archistenkomplot auf die Spur zu kommen, in dem besonders ein Lager von 1500 nüppeln gegen 10,000 von Lebelgewehren, wie flug! eine große Rolle spielten. Leider ist es jedoch seit Andrieur's Enthüllungen für Niemand ein Geheimniß, wie und warum gerade Frau Hermandad stets die erste ist, welche berartige schwarze Miffethaten" entdeckt. Natürlich folgten auf die Entdeckung die üblichen Verhaftun= gen einer ganzen Reihe von Anarchisten, darunter der Italiener Mer lino und der antisemitische Revolutionär", Marquis de Mores , ein eigenthümliches Menschenmischmasch von französischer Phrase und ame rikanischem Humbug. Charakteristisch für Absichten und Gelüfte der Behörden ist, daß das Anarchistenfomplot den Vorwand liefern mußte, verschiedene sozialstische Genossen nud Führer von Syndikaten zu ver= haften, resp. zu behanssuchen.
Ungemein läppisch flingt es, wenn das Gros der kapitalistischen Breßbengel nachträglich behauptet, die Manifestation sei nicht gelungen, ja es habe überhaupt feine solche stattgefunden, weil dieselbe durchaus friedlich verlaufen ist und nirgends zu Widerstand gegen die Gewalt geführt hat. Vor der Manifestation deklamirte bekanntlich die nämliche Slique mit vollen Backen, die Kundgebung könne nicht gelingen, eben, weil es unmöglich sei, derselben einen friedlichen Charakter zu erhalten. Troß allen Versuchen, die Manifestation zu verkleinern, fönnen die französischen Genoffen mit Befriedigung auf dieselbe zurückblicken. Sie haben, und ein Jules Simon erkennt die hohe Bedeutsamkeit des Momentes an ihre treue Ideen- und Kampfesgemeinschaft mit dem Proletariat der ganzen Welt bewiesen. Sie haben durch ihre Agitation Schichten der Arbeiter in Bewegung gesezt und zur Aktion herange= zogen, welche bis Dato noch nicht von dem sozialistischen Einfluß berührt worden. Dank der Manifestation ist die Frage des Achtstundentages in den Vordergrund des öffentlichen Interesses gerückt und wohenlang mit einer Breite und Ausführlichkeit diskutirt worden, welche das hellste Licht auf die Berechtigung, ja Nothwendigkeit der Forderung und die erbärmlichen Gründe der Gegner warfen. Wenige Wochen haben in agitatorischer Beziehung in dieser Richtung das Werk von Jahren gethan. Die rein sozialistische, sogenannte marristische Richtung hat, Dank der Manifestation, unbestritten das moralische Uebergewicht über die nur sozialistisch gefärbten, aber im Grunde ficinbürgerlichen Frattionen erlangt, sie hat deutlich gezeigt, daß sie intellektuell an der Spize der Arbeiterbewegung Frankreichs überhaupt steht. Ihr bedeutend ge= stiegenes Ansehen muß in nächster Zeit auf eine bedeutende numerische Kräftigung der Partei zurückwirken, sobald es deren Führer nur ver= stehen, die geschaffene Situation durch thätige Agitation richtig auszungen.
Mag die gegnerische Presse behaupten, was ihr beliebt, so hat doch fein französischer Genosse anderes und mehr von der Manifestation er= wartet. Reinem Einzigen von ihnen ist es auch nur im Schlafe eingefallen, der Manifestation die Wirkung der Posaunen von Jericho zuzuschreiben und zu erwarten, daß durch den Arbeiterfeiertag die Manern des kapitalistischen Jericho von selbst einstürzen nnd die Arbeiterschaft ihren Einzug in das gelobte Land einer neuen Gesellschaftsordnung halten würde.
Die große Demonstration des ersten Mai hat eine ganze Reihe von Brochüren, Flugblättern, Feſtnummern 2c. gezeitigt, in denen die Forderungen des Achtstundentages und der Arbeiterschutzgesetze, die der Demonstration zu Grunde liegen, mehr oder minder ausführlich erörtert werden. Einzelne dieser Veröffentlichungen haben dauernden Werth, andere tragen den Stempel der Gelegenheitsschrift deutlich auf der Stirn, und es wäre nubillig, an diejenigen der Letzteren, die lediglich propagandischen Rücksichten ihren Ursprung verdanken, den Maßstab einer peinlichen Kritik anlegen zu wollen vorausgesetzt, daß ihre Mängel nur eine Folge ungenügenden Materials 2c. find.
Eine Ausnahme müssen wir dagegen in Bezug auf eine dieser Publifationen machen, weil es sich in derselben nicht um zufällige Fehler handelt, sondern weil das ganze System, nach welchem dieselbe her= gestellt ist, unsern Widerspruch herausfordert. Wir meinen die im Verlage von M. Ernst in München erschienene Festschrift:„ Der erste Mai. Dentschrift zur Achtstundenbewegung."
Die Herausgeber dieser Festschrift haben sich, wie die Rebattion in einer Schlußnote erklärt, an eine Reihe politischer, wissenschaftlicher und literarischer Stapazitäten gewendet, um ihre Meinung über den Achtstundentag zu erfahren." Die eingegangenen Zuschriften bringen sie, soweit der beschränkte Naum der Festnummer reicht, in derselben zum Abdruck, selbstverständlich wörtlich genan, ohne uns in allen Bunkten mit den Ausführungen der geehrten Verfasser zu identifiziren." Wir wollen die Frage nicht aufwerfen, ob ein solches Sammelsnrium von Gutachten an sich eine besonders passende Art der Behandlung ernsthafter Fragen ist. Es wird heutzutage grade mit solchen Zusammens stellungen so viel Unfug und Humbug getrieben, daß wir wenigstens den Geschmack daran total verloren haben. Judeß andre Lente mögen anderer Ansicht sein, und schließlich kommt es, hier wie überall, auf die Ausführung, auf die Auswahl an.
Wer sind nun die Kapazitäten", deren Ansichten den Arbeitern, für die die Festschrift doch bestimmt ist, zur Belehrung und Aufklärung vorgeführt werden? Es sind ihrer sieben. Eine wissenschaftliche Kapazität: Prof. Adolph Wagner ; eine politische Kapazität: Bollmar, und fünf literarische Rapazitäten: Karl Bleibtren, G. Christaller, Jrma von Troll- Borostyani, Bertha von Suttner , Conrad Alberti.
leber die beiden Erstgenannten kein Wort. Herr Wagner ist politisch ein Reaktionär, aber von ökonomischen Dingen versteht er etwas, und was er sagt, ist diskussionsfähig. Aber wer ist Herr Karl Bleibtreu ? Welchen Anspruch hat er darauf, in dieser Frage besonders gehört zu werden? Gar teinen. Der Mann ist ein realistischer Belletrist, ber vielleicht auf seinem Gebiete ganz Achtbares leistet, der aber, wie auch sein„ Gutachten zeigt", von den wirthschaftlichen Problemen nicht einmal das Abc begriffen hat. Er gibt denn auch das, was er geben kann eine phrasenreiche Deklamation über das Jammerdasein der Geistesarbeiter", der„ Denter- Dichter", in Deutschland . Und nicht der konser= vative Herr Wagner, sondern der radikale Herr Schriftsteller Bleibtreu hündelt in ferviler Weise den deutschen Kaiser an, der in ebenso genialer als hochherziger Erfenntniß der Lage, ( auch im Original gesperrt gedruckt) eine Art Schiedsgericht berief, um auf dem Wege internationaler Konferenz die Arbeiterfrage zu lösen oder wenigstens zu regeln." Dieser deutsche Kaiser soll auch den Literaten auf den Strumpf helfen:„ So lange der staunenswürdige kaiserliche Reformer, welcher uns erstand, ohne daß wir ihn ahnten, nicht die litterarische Sozialreform seiner Beachtung würdigt und den Geistesarbeiter von der Ausnußung kapitalistischer Einzelunternehmer, deren schnöde Gewinnsucht in der Kunst nur eine faufmännische Induſtrie ficht, erlöst, wird er zahllose Bildungsproletarier an die Sozial bemofratie abliefern. Achtstündiger Arbeitstag für die Faustarbeiter- und fieberhafte Nachtarbeit verhungernden Literaten!" Blech Blech nichts als Blech!
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Der Standpunkt der zweiten literarischen„ Rapazität", G. Christaller, wird wohl am besten durch folgenden Satz charakterisirt:
Muße verlangt Geistesbildung, wenn sie nicht zum förperlichen und geistigen Verderb führen soll; und deshalb wird bei den hentigen Bildungsverhältnissen kein Freund seines Volkes und der Menschheit eine Besserung des Arbeiterloses in der Gestalt wünschen können, daß die Arbeitszeit verkürzt würde. Sondern darauf wäre das Augenmerk zu richten, daß niemals tüchtige Naturen( wie heute oft geschieht) wegen Mangels des allmächtigen Sapitalbesizes zu niederen Arbeiten verdammt bleiben. Die niederen Arbeiten aber, welche alsdann nur für die niederen Intelligenzen da wären, müßten immer ihre Leute mehr als acht Stunden beschäftigen."
Demgemäß wünscht Herr G. Christaller zwar Erhöhung des Einkom mens, aber auch mehr Bevormundung für den gemeinen Mann". Derselbe soll seinen Lohn in Form eines Minimums von Mitteln eines wahrhaft menschenwürdigen Daseins in natura erhalten und erst den Ueberschuß darüber zur freien Verfügung.
Frau Irma von Troll- Borostyani ist für den Normal- Arbeitstag, fieht aber nur in der Verstaatlichung des Grund und Bodens das wirkliche Heilmittel. Durch dieselbe werde der Kapitalismus, der Todfeind der Arbeit, aus der Welt geschafft."
Frau Bertha v. Suttner fann sich nicht deuten, wieso thr die Ehre widerfahren, über die achtstündige Arbeitszeit ihre Stimme abgeben zu sollen; im llebrigen äußert sich die verdienstvolle Nomanschriftstellerin durchaus sympathisch für die Achtstundenbewegung. Im Gegensatz zu der ruhigen und ungekünftelten Ausdrucksweise dieser Frau läßt uns
Herr Conrad Alberti zum Schluß wieder die gespreizte anmaßende Sprache des jungen Literatenthums vernehmen, das sich heute in Deutsch land so entseglich breit macht. Man höre nur:
Eine andere, wie praktische Frage ist nun:„ Soll die Herabfezung der Arbeitszeit in allen Arbeitszweigen gleichmäßig und gleichartig er folgen, nämlich in der Form des achtstündigen Arbeitstages?"
" Ich bekenne, daß ich der heutigen Zeit das Recht noch nicht einräumen fann, diese Frage ohne weiteres zu beantworten. Ich kann den Margisten nicht zugeben, daß Arbeit nichts sei als geronnene Arbeitszeit. Die Summe der von den Arbeitern geleisteten Kraftaufwendungen ist in den verschiedenen Arbeitszweigen verschieden."
Ob Herr Alberti wohl ein einziges Mal Marg in der Hand gehabt hat Wahrscheinlich würde er sehr in Verlegenheit gerathen, wenn man ihn fragen wollte, wo benn Marg oder bie Margisten" solchen Gallimathias behauptet haben,
Weiter:
" Ich glaube also, baß fich auch hier Eines nicht schlechtweg für Alle schickt, daß die gefeßliche Festsetzung der täglichen Magimalarbeitszeit geschehen muß auf Grund eingehender Erhebungen über das Bedürfniß des betreffenden Arbeitszweiges, die natürlichen Betriebsbedingungen, die Zahl der im Lande vorhandenen Arbeitskräfte, die Höhe der Profit rate, die Schwierigkeit der Arbeit, den Preis der fertigen Waare, die Höhe des Durchschnittslohnes."
Eine finnlose Durcheinanderwürfelung aufgeschnappter Brocken.
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" Ich meine, daß nur ein ganzes System von folgerichtig durchgebildeten arbeiterfreundlichen Gesetzen und Einrichtungen z. B. Minimallohn, Antheil am Unternehmergewinn, progressive Einkommensteuer u. a. m. im Stande wäre, dem Arbeiter wahrhafte Vortheile, beffere Eristenzbedingungen zu sichern und ihn mit der fapitalistischen Produktionsweise auszusöhnen, ohne ihn auf die Bahn staatsumwälzender Bewegungen zu drängen."
Genug. Wir würden unsern Lesern und Herrn Alberti Unrecht thun, wollten wir die Nedensarten dieses Herrn ernsthaft behandeln. Wir fragen vielmehr, wie kommt dieser Herr Alberti dazu, in einem Blatt, das für den Massenvertrieb unter den Arbeitern Deutsch lands bestimmt ist, als Stapazität" sein Urtheil abzugeben über die Frage des achtstündigen Arbeitstages? Hat er in Bezug auf die ökonomischen Fragen der Zeit irgend welche Leistung von Bedeutung aufzuweisen? Oder ist er wenigstens durch seine praktischen Ers fahrungen besonders zur Erörterung derselben befähigt? Mit Nichten. Der Mann ist Kunstliterat und nichts weiter. Nicht als schöpferische Kraft, als Verfasser eines bedeutenden Werkes, hat er von sich reden gemacht, sondern lediglich als Vertreter einer bestimmten Richtung in der Literatur; sein Ruhm ist vorerst noch auf ganz bestimmte Literatens freise, und was sich um diese herum gruppirt, beschränkt. Wir wissen nicht, ob diejenigen, die auf speziell literarischem Gebiete etwas verstehen, Herrn Alberti als maßgebende Kapazität auch nur seiner eigenen Nichtung anerkennen würden, aber das wissen wir, daß selbst wenn das der Fall wäre, selbst wenn Herr Alberti der erste Kunstfritifer Deutschlands , der ganzen Welt, wäre, er darum noch lange nicht berufen wäre, sein Urtheil über ökonomische Fragen abzugeben. Dazu gehören spezielle Kenntnisse, und die fehlen ihm, wie Figura zeigt, aber auch ganz und gar. Wie kommt er also, und wie Herr Bleibtren, von dem so ziemlich dasselbe gilt, dazn, in der für die deutsche Arbeiterschaft bestimmten " Festschrift" als ernsthaft zu nehmende Sachverständige aufzumarichiren? Die Beantwortung dieser Frage leitet auf einen Unfug, der schon seit einiger Zeit in Parteifreisen zu Tage tritt, und gegen den es uns ges boten erscheint, Stellung zu nehmen, bevor er sich weiter einfrißt.
Wir meinen die literarische Aufblähung, die Wichtigthuerei mit allerhand literarischem Schnickschnack, die Großthuerei von und mit Dußend persönlichkeiten, die gegenseitige Verherrlichung und Patronifirung, wie überhaupt die Ausübung einer Neklame, die selbst in besseren Streifen der bürgerlichen Schriftstellerwelt heute verpönt ist, die aber doch wahrhaftig nirgends weniger am Plage ist als in einer Partei wie die unsrige. Und thatsächlich handelt es sich hier auch fast nur um Perföns lichkeiten, deren Verbindung mit unsrer Partei nur überaus lose, Sache der Laune, des Experiments ist. Aber statt diese, meist noch recht jungen Leute in angemessenen Schranken zu halten, wird ihnen gegen über vielfach eine Weitherzigkeit- man fönnte es auch anders nennenan den Tag gelegt, die ihnen selbst durchaus nicht förderlich ist, dem Parteileben aber entschieden schadet. Den Arbeitern werden Leute als Größen und bedeutende Schriftsteller angepriesen, deren epochemachendes Verdienst vorläufig erst darin besteht, daß sie um irgend eine Sonne freisen, die obendrein meist auch nur scheint, aber nicht wärmt und Leben spendet. Die Masse der Genossen hat natürlich weder Zeit noch Beruf, die schriftstellerischen Leistungen dieser neuen Geftirne am literas rischen Himmel näher zu prüfen, fie nimmt auch an dem Hegenfabbath feinen direkten Antheil, aber etwas bleibt doch hängen.
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Wir wissen nicht, wer die Genossen sind, die die Münchener Fest nummer" zusammengestellt haben, aber ohne den hier geschilderten Un fug würden sie schwerlich darauf gekommen sein, Leute wie Bleibtreu, Alberti und ohne ihren wirklichen Leistungen zu nahe zu treten eine Frau Suttner, Frau Borostyani, als Autoritäten um ihre Guts achten zu ersuchen. Das Beste, was dabei herauskommen konnte, waren Gemeinpläge. Selbst Herr Christaller, ein so schauerlicher Philister er auch ist, ist uns da noch lieber; er sieht zwar den Wald vor Bäumen nicht, aber er vertritt doch eine eigenartige Auffassung. Auf Grund welcher besonderen Leistungen er jedoch hier als Stapazität" aufmarschirt, müssen wir dahingestellt sein laffen. Wir fennen sie nicht.
Auf jeden Fall müssen wir die Festschrift" als gründlich verfehlt betrachten, durchaus univerth der Reklame, die für sie gemacht wurde. Es thut uns leid, das sagen zu müssen, denn die Herausgeber haben sich sonst alle Mühe gegeben, fie gut auszustatten. Das äußere Gewand thut es aber nicht. Und wir wiederholen, wir würden gefchwiegen haben, wenn die Mängel des Inhalts bloß zufällige wären. Das sind fie aber nicht, sondern Folgen einer eingeriffenen Unfitte, der entgegen zutreten nachgerade zur unabweisbaren Pflicht wird. Wehre den Anfängen!
Korrespondenzen.
So habt Ihr nun, gleich höllischen Latwergen, In diesen Thälern, diesen Bergen Biel schlimmer wie die Best gehaust! Wahrhaftig, so können wir mit vollem Recht den gegenwärtigen Machthabern zurufen, wenn wir uns vergegenwärtigen, was die Sos zialdemokraten des Wupperthals in den legten Jahren über sich ergehen laffen mußten. Ein wahrer Rattenkönig von Verfolgungen, Maßrege Iungen, Drangfalirungen und Chikanen wurde losgelassen, um der Sozialdemokratie ihr altangestanımites Terrain im Wupperthale zu ents reißen. Mit Spießen und Stangen sind sie ausgezogen, die berufenen und unberufenen Staatsretter, um den Drachen Sozialismus zu ers legen, vom schlauesten Staatsanwalt bis zum dümmsten Polizei- Jäckel war Alles voll von der hohen„ weltgeschichtlichen" Mission. Von langer Hand wurde ein Riesenprozeß gegen alle bekannteren Parteigenoffen von Elberfeld - Barmen und Umgegend vorbereitet, Jahre lang Material gesammelt, und da der polizeiliche Sammelfleiß sich bei den vorsichtigen, bas„ verworfene Zwischenspiel" durchschauenden Sozialdemokraten schlecht lohnte, so wurden aus dem, mit solchen schneidigen Waffen wohlge= spickten Buttkammer'schen Arsenal die dunkelsten der dunkeln Ehrenmänner hervorgeholt. Die Lumpaziusse mit dem Binoff'ichen morali schen Muth", die Weber, Wimmers, Nöllinghoff, Bleikmann und Kons sorten wurden vorgeschickt, sie mußten kräftigst lockspiẞeln, um die so fchmerzlich gesuchte große geheime Verbindung zu schaffen. Gegen mehrere hundert Parteigenossen wurde endlich die Untersuchung eingeleitet, und mun wurden alle die bekannten Kulturmittel unserer großen Nation, des glorreichen Systems Bismarck- Puttkamer- Jhring- Mahlow- Nöllings hoff angewendet, um der„ guten Sache" einen glänzenden Erfolg und den Regiffeuren und Koulissenschiebern die erstrebten Beförderungen und Ihring- Mahlow - Zeichen zu sichern. Ein halbes tausend Haussuchungen, mehr als tausend Vernehmungen, schamloseste, monatelang in ungeahntem Umfang betriebene Postipigelei und Briefsperre, Verhängung der strengsten Untersuchungshaft über anderthalb Dußend Familienväter, Bestechungen, Drohungen, Verhebung der Gattin gegen den Mann, der Kinder gegen den Vater, das ist so eine ganz fleine Auslese aus den angewendeten Machtmitteln. Das Resultat dieser