entscheiden die Parteigenossen der einzelnen Parteiorte oder Reichstags­Wahlkreise.

Gegen diese Entscheidungen steht den Betroffenen die Berufung an den Parteivorstand(§ 13) und den Parteitag zu(§ 7 u. f.)

Vertrauensmänner.

§3. Die Parteigenoffen in den einzelnen Reichstags- Wahlkreisen wählen in öffentlichen Versammlungen zur Wahrnehmung der Partei­Interessen einen oder mehrere Vertrauensmänner. Die Art der Wahl Dieser Bertrauensmänner ist Sache der in den einzelnen Kreisen woh­nenden Genoffent.

Insofern der Wahlkreis durch einen Ort oder durch Theile eines Ortes gebildet wird, ist nur ein Vertrauensmann zu wählen; besteht dagegen der Wahlkreis aus mehreren Orten, so kann für jeden Ort ein Vertrauensmann gewählt werden.

§ 4. Die Wahl der Vertrauensmänner erfolgt in der Regel alljähr= lich und zwar im Anschlusse an den voraufgegangenen allgemeinen Parteitag.

Die Vertrauensmänner haben ihre Wahl mit Angabe ihrer genauen Adresse sofort dem Parteiborstande mitzutheilen.

§ 5. Tritt ein Vertrauensmann zurück oder trift sonstwie eine Va­tanz ein, so haben die Genossen umgehend eine Neuwahl vorzunehmen und davon entsprechend§ 4 Abs. 2 dem Parteivorstand Mittheilung zu machen.tressed pul

Parteitag.isdasdon bun de § 6. Anjährlich einmal findet ein Parteitag statt, der vom Parteis Vorstand einzuberufen ist. i dur sunt sieur

dos madon Hat der vorhergehende Parteitag über den Ort, an welchem der nächste Parteitag stattfinden soll, teine Bestimmung getroffen, so muß der Parteivorstand mit der Reichstagsvertretung hierüber sich ver­ständigen.

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§ 7. Die Einberufung des Parteitags muß spätestens 4 Wochen vor dem Termin der Abhaltung desselben durch das offizielle Partei­organ mit Angabe der provisorischen Tagesordnung erfolgen. Die Ein­ladung zur Beschickung des Parteitags ist mindestens dreimal in Zwi schenräumen von je 2 Tagen zu wiederholen. Sitis frustrading tons Anträge der Parteigenossen für die Tagesordnung des Parteitags find binnen 14 Tagen, vom ersten Tage der Veröffentlichung der Ein­berufung an gerechnet, bei dem Parteivorstand einzureichen, der die­selben spätestens 10 Tage vor der Eröffnung des Parteitags durch das offizielle Parteiorgan bekannt zu geben hat. 100

Anträge der Parteigenossen, die später als 14 Tage vor der Ab­haltung des Parteitags bei dem Parteivorstand eingehen, fönnen nur dann auf dem Parteitag berathen werden, wenn mindestens 15 Ver­treter sich dafür erflären. Dasselbe ist der Fall mit selbständigen Anträgen, die während der Verhandlungen des Parteitags eingebracht werden.

88. Der Parteitag bildet die oberste Vertretung der Partei. Zur Theilnahme an demselben find berechtigt:

1. die Delegirten der Partei aus den einzelnen Wahlkreifen, mit der Einschränkung, daß kein Wahlkreis durch mehr als 3 Per­fonen vertreten fein dark; 1 is grow gri 2. die Mitglieder der Reichstags- Fraktion; split si dori 3. die Mitglieder des Parteivorstandes. Die Mitglieder der Reichstags- Fraktion und des Partei- Borstandes haben in allen die parlamentarische und die geschäftliche Leitung der Partei betreffenden Fragen nur berathende Stimme.pred bolep Der Parteitag prift die Legitimation seiner Theilnehmer, wählt feine Leitung und bestimmt seine Geschäftsordnung selbst.

§ 9. Zu den Aufgaben des Parteitags gehören:

engere Wahl zwischen den beiden Kandidaten, welche die meisten Stim­men auf sich vereinigten. Bel Stimmengleichheit entscheidet das Lov8. § 13. Der Parteivorstand befeht die Aemter aus seiner Mitte und hat seine Konstitutrung im offiziellen Parteiorgan anzuzeigen.

Die Mitglieder des Vorstandes fönnen für ihre Thätigkeit eine Bes foldung beziehen. Die Höhe derselben sezt der Parteivorstand in Ueber einstimmung mit der Reichstagsfrattion fest.

§ 14. Der Parteivorstand leitet die Parteigeschäfte; er beruft bie Barteitage und erstattet auf denselben über seine Thätigkeit Bericht. Er kontrollirt die prinzipielle Haftung der Parteiorgane.

§ 15. Eintretende Vakanzen im Parteivorstand werden durch eine Ersatzwahl, welche die Reichstags- Fraktion vorzunehmen hat behoben. Bei der Abstimmung entscheidet die einfache Majorität.

Kontrolle.

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§ 16. Die leberwachung der Geschäftsleitung des Parteivorstandes wird durch die Reichstagsfraktion ausgeübt.

Die Fraktion ernennt zu diesem Behufe einen aus fünf Mitgliedern bestehenden Ausschuß, von welchem alle den Parteivorstand betreffenden Beschwerden zu prüfen und zu entscheiden sind,

§ 17. Die Frattion hat das Recht, jederzeit Einsicht in die Atten und Geschäftsbücher des Parteivorstandes zu nehmen und Auskunft über seine Handlungen zu verlangen.

fuche die Partei zu vergewaltigen, strebe nach Dittatur, unterdrücke die Freiheit der Meinungsäußerung und was solcher Kindereien und Gemeinheiten mehr sind.

Jedenfalls erwartet den Stongreß eine tüchtige Arbeit. Man würde fich jedoch täuschen, wenn man glauben wollte, die Hauptbedeutung bes Parteitages liege in den zu fassenden Beschlüssen. Die Beschlüsse wer den unbedingt so ausfallen, wie es das Interesse der Partet mit fich bringt, allein heilsame Beschlüsse fönnen auch ohne Kongreß zu Stande fonumen. Das, worin zu allen Zeiten die Hauptbedeutung der Parteis fongreffe bestanden hat, das ist der persönliche Verkehr: daß die Genossen sich gegenseitig kennen lernen und daß durch tinigen Ges danken- und Gefühlsaustausch ein unzerstörbares Band geschaffen wird, wie schriftlicher Verkehr es niemals zu schaffen im Stande ist.

Diesmal wird dieses Moment fich doppelt heilsam erweisen, weil in den legten 12 Jahren der persönliche Verkehr der Genossen durch das Sozialistengeset wesentlich erschwert war. Da muß Manches nachgeholt werden und manches Mißverständniß und Vorurtheil, das im Laufe der Sozialistengefeß- Jahre erzeugt worden ist, wird durch ein brüder= liches Wort, durch einen warmen Händedruck im Nu beseitigt werden. Jch maße mir selbstverständlich nicht an, den Verhandlungen des Kongresses vorgreifen zu wollen oder zu können, aber soviel scheint mir gewiß, daß abgesehen von dieser Aufgabe des Kon gresses dessen Thätigkeit vorwiegend praktischer und nicht theo­

-

von

§ 18. Borstandsmitglieder, welche sich grobe Pflichtwibrigkeiten zu yettider Statue feite de un gule a stage woll irgens welcher Schulden kommen lassen, können durch die Fraktion von ihrer Stellung Augenblick keine theoretische oder prinzipielle enthoben werden. Dadurch nothwendig gewordene Ersazwahlen finden Erheblichkeit, über welche Meinungsdifferenzen in der Partei beſtänden. nach den Vorschriften des§ 15 statt. Amansion 14 2017-0061- Gerade für die Erörterung solcher Fragen war die, Aera   des Sazed Den Vorstandsmitgliedern steht gegen ihre Absetzung das Recht der zialistengesezes eher günstig. Die Frage der parlamentarischen Berufung an den Parteitag zu. sida oz. B. und überhaupt der politischen Stellung der Partei ist so gründlich durchdiskutirt und nach allen Richtungen hin so gründlich geklärt wor­den, daß in der neuen Frattion, die doch wahrhaftig ein möglichst ged naues Bild der Gesammtpartei bietet, von vornherein die abso= luteste Einigkeit herrschte. Und was streng theoretische Fragen angeht, nun, so sind dieselben an sich nicht Sache des Kongresses, den sie haupt­odsächlich wohl nur in der Form der Programm- Revision be

Parteiorgan.

§ 19. Bum offiziellen Parteiorgan wird das Berliner   Boltsblatt" bestimmt. Dasselbe erhält vom 1. Januar 1891 ab ben Titel:

, Vorwärts"

of dein Berliner Volksblatt

puro diu quin

sid

Bentral- Organ der sozial- demokratischen Partei schäftigen werden. Indeß, auch hier find Gegenfäße und streitige Punkte

03 od sit so Deutschlands  .

dng of his Alle offiziellen Bekanntmachungen find an hervorragender Stelle des redaktionellen Theils zu veröffentlichen. sid duit din anu tied Abänderung der Organisation.

300 301

§ 20. Aenderimgen an der Organisation der Partei tönnen nur durch einen Parteitag vorgenommen werden, doch muß die absolute Mehrheit der anwesenden Vertreter sich dafür erklären. lid Anträge auf Abänderung der Organisation fönnen nur berathen werden, wenn sie innerhalb der Fristen, welche die§§ 7 und 11 vor schreiben, zur öffentlichen Kenntniß der Parteigenossen gelangten.

überhaupt nicht vorhanden. Die Mangelhaftigkeit des Parteiprogramms wird von Niemand geleugnet; für den Lassalle'schen Vorschlag, erwärmt fich fein Sozialdemokrat mehr, und daß unsere näheren Forderungen" vielfach durch die Zeit überholt worden sind, wird allgemein zugegeben. Allein Jedermann jagt sich auch, daß die Partei, während sie den Stampf gegen ihre vereinigten Feinde auf Leben und Tod führte, nicht in der Verfassung war, sich einer Programm- Reform zu widmen, die ruhige Erwägung und Berathung heischt. Was auch immer der Kon­greß in dieser Beziehung beschließen mag, die Geister werden nicht heftig aufeinanderplatzen, die Gemüther sich nicht erhißen.

Desto eifriger wird man die praktischen Fragen in die Hand nehmen. Mit dem Aufhören des Sozialistengesezes beginnt eine ganz Eine Abweichung von der letzteren Bestimmung ist nur dann zulässig, neue Lage für die Partei. An die Zeit vor dem Sozialistengejez / wenn mindestens der anwesenden Vertreter auf einem Parteitag einfach anknüpfen, das geht nicht, weil die Partei in diesen 12 Jahren sich für die Abweichung entscheiden. sid out oflotou siloudised so riesig gewachsen ist, daß das damalige Gewand nicht mehr für sie sid it to a blonde lotimäpman ni es paßt. Außerdem haben sich den Behörden und den andern Parteien www.gegenüber andere Verhältnisse herausgebildet, die eine veränderte Praxis pia mi stupid hand side 350 olla Osman and ind of sdsinden sd6 sid po pi tito 6 -nousisić Jadandu- ti tot of landninge esilo sd sde el 1

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fini

Rundschau.

Sozialpolitische Rundschau.

London  , 6. Aufgust 1890. -Aus Deutschland  , den 1: August, wird uns geschrieben: P Die sozialdemokratische Reichtagsfrattion, der

1. Entgegennahme des Beriafts über die Geschäftsthätigkeit des si Parteivorstandes und über die parlamentarische Thätigkeit der Abgeordneten. adan of meiri þid un sisic un ustupiirdenaturgemäß die Leitung der Partei unter dem Ausnahmegesez zugefallen

2. Die Bestimmung des Orts, an welchem der Parteivorstand seinen

Siz zu nehmen hat.

3. Die Wahl des Parteivorstandes. felike ser

4. Die Beschlußfassung über die eingegangenen Anträge.

§ 10. Ein außerordentlicher Parteitag fann einberufen werden: 1. durch den Parteivorstand;

2. auf Antrag der Reichstagsfraktion;

mis olgiling

3. auf Antrag von mindestens 15 Wahlkreisen und durch die Namensunterschriften von mindestens 10,000 Parteigenossen. Falls der Parteivorstand sich weigert, einem Antrag auf Einberufung eines außerordentlichen Parteitages stattzugeben, so ist derselbe durch die Reichstagsfraktion einzuberufen. Als Versammlungsort eines außer­ordentlichen Parteitages ist ein geographisch möglichst günstig gelegener Ort zu bestimmen. 1909 190 od da § 11. Die Einberufung des außerordentlichen Parteitages muß ſpä­testens 14 Tage vor dem Termin der Abhaltung desselben durch das offizielle Bartelorgan in wenigstens drei aufeinanderfolgenden Nummern mit Angabe der Tagesordnung erfolgen. Es Anträge der Parteigenossen sind spätestens 7 Tage vor der Abhat­tung des Parteitags im offiziellen Parteiorgan zu veröffentlichen. 19 Ju, Uebrigen gelten für die außerordentlichen Barteitage dieselben Bestimmungen wie für die ordentlichen Parteitage(§§ 7-9).

Parteivorstand.

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§ 12. Der Parteivorstand besteht aus fünf Personen und zwar aus einem Vorsitzenden, zwei Schriftführern, einem Staifier und einem Bei­fizer.

Die Wahl des Parteivorstandes erfolgt durch den Parteitag mittelst Stimmzettel und auf Grund absoluter Stimmenmehrheit. Erhält ein Kandidat im ersten Wahlgang nicht die absolute Mehrheit, so erfolgt

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Feuillefon.

Aus dem Tagebuch eines politischen Zuchthäuslers. Im Dunkelarrest.( Schluß.)

ied? ved son 90s bu Das Weihnachtsfest war vorüber, auch meine 14 Tage Dunkelarrest lagen bei den vielen Tausenden, im Zuchthause schon verbüßten Arresten. Aber nicht sehr hoffnungsfreudig leuchtete mir bie Zukunft entgegen. Wocker, Religionsunterricht und Bibellesen, das war ein Riff, dessen Umfegelung mir viel Stopfzerbrechen machte. Wird nun der Pfaffe mit seinem Erfolg zufrieden sein oder weiter auf das Bibellesen bestehen? Und soll ich nachgeben und Wocker über mich triumphiren lassen? Unter feinen Umständen. Vorerst sein ferneres Vorgehen abwarten. In der Neujahrswoche erschien ich wieder im Unterricht und nahm meinen Plag ein. Wocker kam, blickte mich an und sprach zum Aufe seher:

" Hoffmann, bringen Sie Wunderlich in die Belle zurück; er ist nicht würdig, dem Unterricht beizuwohnen."

So endete unser Stampf über das Lesen der Bibel. Ehe wir uns von Wocker trennen, will ich seine Ansichten über die Arbeiter im All­gemeinen und über die Sozialisten im Besonderen hier wiedergeben. Zu Dave, der sich bei ihm als ein Arbeiterfreund einführte, welcher aus Philanthropie die Sache der Arbeiter zu der seinen mache, und für dieselbe sein Vermögen und jetzt auch seine Freiheit geopfert habe, fagte Wocker:

Sie opfern sich umsonst, die Arbeiter sind es nicht werth; und die­jenigen, bei denen der Sozialismus Eingang findet, find nur dumme, faule und anmaßende Arbeiter."

Und den Schneider Beschmann erklärte Wocker!" dedi? Anfangs der 70er Jahre in der Gründerzeit bekamen die Arbeiter zu hohe Löhne, da wurden sie übermüthig gespart haben sie nicht, und jetzt, wo die Löhne auf das natürliche Maß wieder zurückgefallen find, jezt sind die Arbeiter unzufrieden."

denselben in voriger Nummer veröffentlicht. Red. d. S.-D.") Der denselben in voriger Nummer veröffentlicht. Red. d. S.-D.") Der selbe wird am 12. Oktober zusammentreten. Von dem ursprünglichen Gedanken, den Kongreß unmittelbar nach Erlöschen des Sozialisten gesezes zusammenereten zu lassen Ottober, mußte man also am 1. Oftober aus Zweckmäßigkeitsgründen abstehen bei dem Geist toller Unter­drückungswuth, welcher die deutsche   Polizei von feher ausgezeichnet hat, und welcher unter der Herrschaft des Schandgefeßes noch fünstlich zu riesenhaftem Umfange groß gezogen worden ist, läßt sich nicht erwarten, daß die Wahl von Stongreßdelegirten vor dem 1. Oktober- wenigstens in vielen Gegenden ungestört sich würde vollziehen können. Und um nun eine möglichst gleichmäßige und vollständige Bertretung der Partei auf dem Kongreß zu ermöglichen, hat man sich deshalb dahin geeinigt, einige Zeit nach dem 1. Oktober für die Wahlen offen zu lassen.

Die Tagesordnung des Kongresses ist so, wie sie den Verhältnissen nach sein mußte, und schließt sich den Tagesordnungen früherer Ston­greffe ziemlich genau an. Abgesehen von den nothwendigen Rechen­schaftsberichten, bildet die Organisationsfrage natürlich den Hauptpunkt der Berathung.

શાશ્ન

Als Unterlage wird ein Organisations plan vorgelegt, der von der Fraktion ausgearbeitet, und nach reiflichster Durchberathung schließlich ein stimmig angenommen worden ist. Dieser Plan, welcher im Lauf der nächsten Woche veröffentlicht wird,( siehe unsere heutige Nummer. Reb. b. S.-D.") bewegt sich durchweg wie das übrigens selbstverständlich ist auf demokratischem Boden und lehnt sich, soweit das zu machen war, an die frühere Organisation der Partei an, wie sie vor dem Sozialistengesetz bestand. Den veränderten Ver­hältnissen entsprechend, mußten aber auch viele Veränderungen vorge­nommen werden. Der Organisationsentwurf bildet die denkbar schla­gendste Widerlegung des recht albernen Märchens, die Parteileitung

101001

heit der Menschen durch Gesetze, Verordnungen und Verfügungen zur Anerkennung eben dieser Ordnung gezwungen werden. Und wer zählt die Gesetze alle, welche gemacht wurden behufs Erhaltung des Be­stehenden, die Verordnungen, die das ganze Leben regeln von der Wiege bis zum Grabe? Ueberall starren sie uns entgegen: in den Schul räumen und auf öffentlichen Plägen und Anlagen, in der Fabrik und in der Kaserne. Hier im Zuchthause ist in der Hausordnung das ganze Daseinsprogramm der Sträflinge enthalten. Sie gilt als Richtschnur avimuine für die Sträflinge sowohl wie für die Beamten.d

Nach der Hausordnung hat der Züchtling sich Morgens beim ersten Glockenläuten( im Sommer um 345, in den Wintermonaten um 3/46 Uhr) zu erheben, anznkleiden und Körper und Zelle zu reinigen, dann, beim zweiten Läuten, um 5 bezw. 6 Uhr sofort die Arbeit zu beginnen.

Bezeichnend ist, daß bei der großen Zahl der Verbote und was ist der Hausordnung nach nicht alles verboten!- teine bestimmten Strafen festgesezt sind. Es heißt immer nur: wird bestraft, wird nicht geduldet, wird streng geahndet, oder furweg: ist verboten. Will ein Sträfling erfahren, was für eine Strafe auf irgend einer verbotenen Handlung ruht, so muß er jerst die Probe machen.logo];

Die Sprache, dieses schwer errungene Gut des Menschengeschlechtes, ift verpönt. Wie freut sich die Mutter, wenn es ihr nach unfäglicher Mühe gelang, ihrem fleinen Liebling einige Laute oder einige lallende Worte zu entlocken! Und hier ist die Sprache verdammt, abzusterben, berurtheilt, ein rudimentäres Organ des Menschen zu werden.

Alles, was den Mensch zum Menschen, was das Leben lebenswerth macht, ist dem Zuchthäusler genommen. Er hat feinen Willen, fein Bestimmungsrecht mehr, und wohl dem, der es bis zum gefchickten Automaten bringt. Aber so lange die Anstalt besteht, ist es noch teinem Sträfling gelungen, die Hausordnung voll und ganz zu befolgen; es ist das ein Ding der Unmöglichkeit. Selbst ein Mensch, taub und stumm, wäre nicht im Stande, alles zu erfüllen oder zu unterlassen, was sie porschreibt. it so ein Taubstummer nicht zugleich blind, so wandelt ihn wohl einmal die Luft an, von der Perspektive feines Fensters aus sich die Welt zu betrachten, und wenn er dabei in den Gesichtsfreis eines im Hofe auf und abgehenden Jüngers des Mars fommt, so muß dorsed stupid der eben auch daran glauben. Wohl gibt es Sträflinge, welche in felbſt jahrelang von Disziplinarſtrafen verschont bleiben, aber nicht, weit ** togerist and mop sofie die Hausordnung befolgten, sondern weil sie infolge einer Reihe Hansordnung und Disziplinarftrafen dom glücklicher Bufälles ober anbever Unftäube nicht gemeldet wurden. So tpolo berbüßte 3. BoSchneider Beschmann seine 2 Jahre ohne eine Diszi­Seitdem die Menschheit jene einfachen Formen ber Produktionsweise plinarstrafe, und doch verstieß er mehr gegen die Hausordnung, als wir und des Vertheilungsmodus, welche den Bedürfnissen und den Inter anderen Sträflinge zufammen genommen, Man fonnte mit ihm reden, effen Aller entsprach, verlassen und sich in den Labyrinth einer vielfach ohite befürchten zu müssen, beim Grtappen angezeigt zu werden. Die komplizirten Gesellschaftsordnung, die nur den Bedürfnissen und Intere Aufseher mit denen Beschmann zu thun hatte, waren seine Private funden; er machte für sie Kleider. effen Weniger genügt, verloren hat, seitdem muß die übergroße Mehr­

bedingenst

Indeß auch die zu erledigenden politischen Fragen werden vor­

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aussichtlich keine erregten Debatten veranlassen. Ja, wenn man den gegnerischen Blättern glauben wollte, welche die sozialdemokratische Partei als eine Art Mördergrube hinstellen, in der einige ehrgeizige ( mit dem Arbeiterschweiß gemästeten) Agitatoren" Dittatur" üben wollen und von einem Schwarm hungriger, Agitatoren" bekämpft werden, die eben­falls die Freuden der Diktatur" und des Gemästetwerdens fosten wollen wenn man das glaubt, dann freilich muß man Mord und Todtschlag erwarten. In Wirklichkeit liegt aber auch auf praktischem Gebiet fein ernsthafter Differenzpunkt vor. Daß die sozialdemokratische Partei eine demokratische Organisation haben muß, versteht sich für jeden an eine Diftatur in normalen Sozialdemokraten einfach von selbst Zeiten kann kein Mensch denken, der im Besiz seiner gefunden fünf Sinne ist, und wer den Männern, die während der lezten zwölf Jahre die Partei durch die Klippen und Stürme des Sozialistengesezes hin­durchgesteuert haben und gewiß nicht zum Nachtheil der Partei wer diesen Männern Diktaturgelüfte zutrauen wollte, würde nur einen Beweis stümperhafter Psychologie und niedriger Gesinnung liefern. Und ich bezweifle sehr, ob ein Delegirter, von de zu erwarten ist, daß er derartige Beschuldigungen erheben will, auf den Kongreß gewählt werden wird. Und geschahe es je nun, so wäre das auch kein Un= glück. Er würde sich bald überzeugen, daß der sozialdemokratische Parteifongreß fein angenehmer und kein passender Aufenthaltsort für Leute jeiues Gleichen ist.

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Genug, die Gegner, welche der frommen Zuversicht leben, die Sozial­demokraten würden sich auf dem Kongreß unter sich zerfleischen und womöglich gleich der Drachensaat des Kadmus einander bis auf den legten Mann abschlachten, werden eine grausame Enttäuschung erleben; Die und alle diejenigen Elemente nennen sie sich wie sie wollen auf den Zerfall der Sozialdemokratie" spekuliren, werden zu ihrem großen Leidwesen dahinter fommen, daß sie die Rechnung ohne den Wirth gmacht haben Wirth gmacht haben das heißt ohne das deutsche Prole=" tariat.

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Bismarck

Auf der schiefen Ebene geht es schnell bergab ist sogar bis zu den Dresdener Nachrichten" angelangt. Es gibt Blätter, die nach gewissen Richtungen hin dieses Blatt vielleicht im Schlechten noch übertreffen, als Ganzes genommen ist es jedoch die er= bärmlichste Zeitung, die in Deutschland   und das will gewiß

Durchschnittlich haben sich täglich 12-18 Mann wegen Disziplinar­vergehen zu verantworten. Das am Meisten vorkommende Vergehen ist das Sprechen der Sträflinge untereinander; es wird mit 1-7 Nächten Entziehung des Bettes oder eben so vielen Tagen Dunkelarrest bestraft. Dasselbe gilt vom Hinaussehen aus dem Fenster, überhaupt von allen fleineren Bergehen. Für" Faulheit", wenn der Sträfling das ihm auf­gegebene Bensum Arbeit nicht anfertigt, gibt es Entziehung der warmen Stoft bis zu 14 Tagen. Hilft ein Sträfling auf der Station( Arbeits­faal) einem anderen, fein Benjum fertig machen, so werden ihm einige Monate Arbeitsverdienst gestrichen. Schwere Strafen, Lattenarrest oder Peitschenhiebe, tommen zur Anwendung bei Widerlegung oder Angriffen auf Beamte. Daß dieje Bergehen meistens von den Beamten provozirt werden, wird Niemand bezweifeln, der den rohen und gewaltthätigen Sharafter der meisten Aufseher kennt. So fenne ich einen Fall, wie ein Schuhmacher, ein junger gutmüthiger und harmloser Mensch, zu Latte arrest fam, Er lag später eine Zeit lang neben meiner Zelle. Ein Aufseher betrat seine Belle und fuhr ihn an: Was hast Du zu pfeifen?"

Ich habe nicht gepfiffen, Sie müssen fich in der Belle geirrt haben", war die gelassene Antwort.

" Halt's Maul, Du frecher Bengel, Du Hallunke, Du hast gepfiffen." Ich sage Ihnen noch einmal, daß ich es nicht war. Im Uebrigen berbitte ich mir Ihre Grobheiten; wenn Sie überzeugt sind, daß ich gepfiffen habe, fo melden Sie mich.

Diese Abfertigung brachte den Aufseher derartig in Wuth, daß er über den Sträfling herfallen wollte. Doch der Schuhmacher stand auf, nahm sein Messer in die Hand und sagte:

Jezt greifen Sie mich' mal an."

Der Aufseher meldete ihn, und er bekam wegen Bedrohung eines Be­amten mehrere Tage Lattenarrest.

Ein Aufseher, der seine Pflichten ernst nimmt und den Sträflingen anftändig begegnet, wird über unanständiges Benehmen felten zu tlagen haben.

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Das Berderben des Arbeitsmaterials muß der Sträfling aus seinem Verdienst erseßen, Nun ist aber offenkundig, daß die Fabrikanten bas schlechteste Material für die Zuchthausarbeit verwenden und auch ver­venden fönnen. Die Gefangenen in den Zuchthäusern find nun in berd Regel nicht die geschichtesten Arbeiter, und so tommt es häufig vor, daß das Arbeitsprodukt nicht wie vorgeschrieben ausfällt. Und da die Be­amuten teine Sachverständige sind, entscheidet über bas Berdorbensein bes Materials der Fabritant allein oder bessen Stellvertreter, Dent Sträfling wird nicht geglaubt, bei ihm wird stets böser Wille vorausgefeßt. Fluchtversuche werden stets mit Krummschließen oder Stettentragen geahndet.

Und doch werden viele Fluchtversuche gemacht. Menschenjagden, wie