Wenn Jemand sagt, die politische Presse soll überhaupt keine ge­schäftlichen Inserate aufnehmen, so ist das ein Standpunkt, über den fich sprechen läßt. Lassalle   hat sich bekanntlich dahin ausgedrückt und von einer Trennung des Inseratenwesens von der politischen Bresse eine Hebung des Niveaus derselben versprochen. Uns scheint das Mittel hiezu in jeder Hinsicht von zweifelhaftem Werth. Wenigstens fällt ein Vergleich der politischen Presse Frankreichs  , die unter der Wirkung der napoleonischen Preßgesezgebung fast keine Geschäftsannonzen hat, mit derjenigen Englands, die zum großen Theil von Anzeigen lebt, ent­schieden zu Gunsten der letteren aus. Auch ist in Frankreich   feines­wegs die politische Presse weniger das Monopol der Kapitalistenklasse als in England. In Paris   z. B. muß Einer Hunderttausende von Franken auf's Spiel seßen können, um ein tägliches Blatt nur mit einiger Aussicht auf Erfolg einzuführen. Und Wochenblätter werden in Paris   nicht gelesen. Die Reklame ist aus dem Inseratentheil in den redaktionellen Theil gewandert, und da die Konkurrenz den Preis der Blätter so herabgedrückt hat, daß sie aus dem Erlös des Straßen= verkaufs allein nicht bestehen können, so zwingt dieselbe Konkurrenz eine Zeitung es der andern nachzuthun. Es ist z. B. ganz allgemeine Sitte, den Börsenbericht an ein Finanzkonsortium zu verkaufen, und das ist denn doch noch etwas ganz Anderes, als die Anzeige einer Aktiengesell­schaft im Inseratentheil einzurücken. Der Börsenbericht soll dem Publi­fum eine unparteiische Schilderung der Bewegungen und Erscheinungen des Marktes geben, vom Inseratentheil aber wird keine Unparteilichkeit erwartet, man weiß, daß dort jeder Kaufmann seine Waare preist.

In der bürgerlichen Konkurrenzgesellschaft bedeutet die Trennung des Inseratenwesens von der politischen Presse eher eine Verschlechterung als eine Verbesserung derselben.

Eine Ausnahme machen nur solche Blätter, die der Konkurrenz mit der gleichartigen Preffe enthoben sind. So z. B. konnte der Sozial demokrat" jedes Juserat abweisen, weil er mit keinem bürgerlichen Organ zu konturriren hatte. Er wollte nicht Ersatz, sondern Ergän= zung der Tagespresse sein.

Anders diejenigen sozialistischen   Organe, die die bürgerliche Presse ersetzen, verdrängen sollen. Ihnen die Aufnahme von Geschäfts­Anzeigen generell berbieten, geht nicht an. Es hieße, fie fonkurrenz­unfähig machen, sie auf diejenigen Leser beschränken, die schon für den Sozialismus gewonnen und so gute Genossen sind, daß sie sich nichts daraus machen, ihr Blatt erheblich theurer zu bezahlen, als das übrige Publikum, während die große Masse nach wie vor auf die bürgerliche Bresse angewiesen bleibt, die bei größerem Absaz auch technisch mehr zu bieten im Stande ist.

Der Gedanke, so den Wirkungskreis der sozialistischen   Presse selbst zu verengern, ist daher auch allgemein fallen gelassen. Dagegen hat man sich gesagt: Inserat und Inserat ist zweierlei. Inserate, die ganz augenscheinlich gemeinschädlichen Zwecken dienen, haben aus der Ar­beiterpresse fortzubleiben. Das ist ein Kompromiß, aber kein schlim­merer, als wir deren hunderte im täglichen Leben eingehen, in der Erkenntniß, daß schon heut nach sozialistischen Grundsäßen zu leben geradezu unmöglich ist, außerdem aber auch ganz zwecklos wäre.

Ist nun die Begründung einer Aftiengesellschaft eine gemeinschädliche Handlung An fich keineswegs. Gewiß, daß bei folchen Gründungen oft Schwindel getrieben wird, aber wo findet heute kein Schwindel statt, welcher Geschäftszweig ist vor betrügerischen Manipulationen ge schützt? Steiner. Jede Anzeige zurückweisen, hinter der möglich er­weise Schwindel und Uebervortheilung steckt, hieße alle Anzeigen zurückweisen. Wenn Dr. Schulze anzeigt, daß er sich als" Spezialarzt für geschlechtliche Krankheiten" niedergelassen hat, der alle, auch die hartnäckigsten Fälle" heilt, so weiß man, daß der Mann ein Schwind­ler ist, der die Unwissenheit, falsche Scham zc. ausbeuten will, zeigt aber der Müller an, daß er sich als praktischer Arzt 2c. niedergelassen hat, so ist an der Anzeige an sich nichts verwerfliches. Und doch kann Dr. Müller in seiner Art ein ebensolcher Schwindler sein, wie sein Pfuschkollege Schulze. Oder, um ein anderes Beispiel zu wählen. Es liegt uns fern, auf den Beruf der Schaufwirthe insgesammt einen Stein zu werfen. Aber Niemand wird uns widersprechen, wenn wir behaupten, daß es unter den Schankwirthen eine große Anzahl ganz gewissenloser Patrone gibt, deren Lokale wahre Giftbuden sind, wo die Besucher systematisch an Leib und Seele rninirt werden. Solch einem Burschen kommt es natürlich auch gar nicht darauf an, sich, wenn es das Geschäft" erfordert, Sozialdemokrat zu nennen. Und Niemand kann es der Anzeige: Empfehle den Genossen mein Lokal" ansehen, ob dahinter solch ein Schuft oder ein rechter Mensch steckt, der sein Gewerbe ehrlich und anständig betreibt, bei dem sich der Arbeiter wirk­lich nur erholt. Man braucht kein grundsäßlicher Gegner des Alkohol­genusses zu sein, um den Schaden, der in den bezeichneten Giftbuden dem Volkskörper zugefügt wird, als ganz ungeheuer zu bezeichnen. Aber trotzdem werden sich nur sehr wenige finden die deshalb alle Wirth­schaftsanzeigen aus der Arbeiterpresse verbannt wissen wollen. Die allgemeine Ansicht geht dahin, daß das eine übertriebene Bevormundung wäre. Die rechte Wirthschaft auszufinden und die schlechten zu mei­den, müsse den Einzelnen überlassen bleiben.

Nuu, nicht anders steht es mit den Aktiengesellschaften. Die Form der Aktiengesellschaft ist eine an sich durchaus nicht verwerflichere Form des Geschäftsbetriebes als irgend eine andere Form desselben. Sie ist ein natürliches Produkt der modernen Produktionsentwickelung, und grade wir Sozialisten, als Partel des gesellschaftlichen Fortschritts, er­kennen das bei jeder Gelegenheit an. Warui soll es also verwerflich

sein, den Prospekt einer Attiengesellschaft im Anzeigentheil aufzunehmen? Weil schon, Leute bei Aftiengesellschaften Geld eingebüßt haben? So räfonuirt höchstens der Spießburger. Weil möglicherweise Schwin­del dahinter steckt? Daun   fort mit allen Geschäftsanzeigen. Weil es sich dabei um große Kapitalien handelt? Min, das könnte doch höch­stens zur Folge haben, daß der Prospekt grade in einem Arbeiter= Blatt sehr ungefährlich bleibt.

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Kurzum, es ist nach unserer Ansicht absolut kein Grund ersichtlich,

Feuilleton.

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Aus dem Tagebuch eines politischen Zuchthäusters.

Kirche und Literatur.  ( Fortsetzung.)

Von den Dichtern der Neuzeit hat Lindemann Rudolph Lavant ganz übergangen; dagegen hat er einen Alban Stolz   eingeschmuggelt, ein Bursche, der einem Pferdestalle eher denn einer Literatur zur Zierde gereichen dürfte. Alban Stolz   gilt als ein christlicher Seme, aber Seume's derbe originelle Sprache wird bei Stolz roh und lümmelhaft, und diese Sprache wird von einer ebensolchen Gesinnung eingegeben. Das Jfolirsystem unserer Gefängniffe und Zuchthäuser ist hart und führt oft zu Wahnsinn", schreibt unser stolze Alban, aber es ist der Gesammthaft doch noch vorzuziehen, denn es führt eher und leichter zur Besserung. Es ist besser, daß zehn Jiolirte wahnsinnig werden, als daß in gemeinsamer Haft eine Seele verloren geht." Auf gut christlich soll das wohl heißen: Es ist besser, daß zehn Verrückte in den Himmel kommen, als ein Vernünftiger in die Hölle.

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Man sollte es kaum glauben, aber es gibt wirklich heutzutage noch Christen, die ihrem Herzensdrange folgend, nach dem heiligen Lande pilgern. Freilich mit Anweisungen auf mehrere tausend Mark in der Tasche. Ueber eine solche Pilgerfahrt tagebucht der Münchener  Professor Sepp. Er zog aus, um Material gegen die Inden zu ſam­melu, und allen alten, Jahrhunderte hindurch angesammelten Abklatsch wärmt er in seinem Jerufalem" wieder auf.uinsbe

Bei einer Meerfahrt wurde Sepp schiffbrüchig, und um ein Haar wäre die Welt um Sepp und sein Tagebuch gekommen, hätte ihn nicht eine mitleidige Welle um Mitternacht an das Land geworfen. Seine Gedanken weilten in der größten Todesgefahr bei seinen Eltern in den bayerischen Bergen, und höre und staune, gläubige Christenheit: genau zu derselben Zeit, um Mitternacht, that es im Vaterhouse Sepp's einen furchtbaren Schlag; die Eltern sprangen entsetzt aus dem Bette und gedachten ängstlich ihres Sohnes in der Ferne. 19

Ja, lacht nur, Ihr Ungläubigen, der Herr gibt den Seinen Zeichen und Wunder. Böswillige Nörgler meinen zwar, daß zur Zeit des Schiffbruches um Mitternacht, infolge des Zeitinterschiedes zwifcheii Asien   und Bayern  , die Eltern des Schiffbrüchigen noch gar nicht im Bette lagen, doch das thut nichts; dafür ist ja Sepp Professor der Geschichte. Auch Missionsberichte aus Afrika   2c. find in Jerusalem  " abgedruckt, und darin stehen Stellen, nicht sehr erbaulich für ein heißes

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warum ein Arbeiterblatt den Prospekt einer Aktiengesellschaft anders behandeln soll, wie jede andere Geschäfts- Anzeige. Will man solche überhaupt aus der Arbeiterpresse verbannen gut. Es wäre ein dottrinärer Standpunkt, aber wenigstens konsequent. Auch die Verban­nung gewiffer Schwindelkategorien unter den Anzeigen läßt sich recht­fertigen. Aber die Grundfäße, nach denen dabei verfahren wird, müssen unserer sozialistischen Einsicht entsprechen und nicht den Vorurtheilen des Spießbürgers. Dieser haßt die Aktiengesellschaft gewöhnlich: Erstens, weil er die Großproduktion haßt, und zweitens, weil er sich beim Spefu­liren die Finger verbrannt hat. Sein Haß ist nichts als verschmähte Liebe. Der Sozialismus theilt ihn ebensowenig wie er die sonstigen Gefühle des kleinbürgerlichen Philisters theilt.

Plod silno sólnigo2 silaitonsinigo

Aus Frankreich.  *)

2 Paris  , den 11. August 1890.

Das Kapitel vom Massenmord der Arbeiter durch die tapitalistische Raubgier ist um eine weitere graufige und erschütternde Seite vermehrt worden. In dem der Aktiengeſellſchaft von Villeboeuf gehörigen Kohlenschachte Pelissier in St. Etienne   fanden am 29. Juli und am Morgen und Abend des 4. August drei Er= plosionen statt, welche zusammen 161 Opfern Leben oder Gesundheit fosteten. Die Zahl der als Leichname aus der Grube gezogenen oder bis jetzt ihren Wunden erlegenen Kohlengräber beträgt zirka 160 Arbeitern der Nachtschicht mehr als 140 in Todte oder 117. Die erste Explosion verwandelte mit einem Schlage von den lebenslängliche Strüppel. Bis heute zählt man 125 Waisen, in einer der betroffenen Familien find acht Kinder des Vaters beraubt. Die Leiden der Verwundeten sind geradezu entsetzlich, ihr Körper bildet meist eine einzige große Wunde, die Glieder sind versengt, zerschmettert oder furchtbar verdreht und zusammengeframpft, ein nicht zu stillender, innerer Brand, die Folge der eingeathmeten Gase, quält die Wermsten. Die unter der Bevölkerung von St. Etienne   herrschende Aufregung beschreiblich, läßt sich aber begreifen, wenn man bedenkt, daß seit 1871 und Entrüstung ist, wie das angerichtete Elend und Herzeleid un­durch Grubenegplosonen in St. Etienne 723 Arbeiter das Leben eingebüßt haben; nämlich: 1871 im Schacht Jabin 72, einige Monate später im nämlichen Schachte 200, darauf 1887 in der Grube Chatellus 90, am 3. Juli 1887 im Schacht Ver­pilleng 200 und diesmal im Schacht Pelissier 161!

Das Begräbniß der Opfer sollte zwar durch die Anwesenheit des Ministers der öffentlichen Arbeiten, Yves Guyot  , eines Vertreters des Präsidenten der Republik und sämmtlicher städtischen und Departements­Behörden einen offiziellen Anstrich erhalten, ward aber durch die Massen­betheiligung der St. Etienner Bevölkerung und der Kohlengräber der benachbarten Werte zu einer Volksdemonstration. Die Zivilbestattung eines Kohlengräbers, welcher Mitglied einer sozialistischen   Organisation gewesen, gab der Polizei Veranlassung zu einer recht brutalen Szene. Ihr Versuch, die im Leichenznge getragenen rothen Fahnen zu entreißen, führte zu einem Handgemenge, bei dem zwar die Polizisten übel führen, schließlich aber doch Sieger blieben. Den Schluß der Affäre hat natür­lich die gerichtliche Verdonnerung mehrerer Sozialisten gebildet.

Die angestellte offizielle Untersuchung über die Ursachen der Grubenexplosion will bereits die fatisam bekannte offene Lampe" eines Kohlengräbers gefunden haben, die mit der nicht weniger befannten frisch angesteckten Pfeife" zusammen der traditionelle Sünden­bock ist, auf dem die große Aktiengesellschaft ihre Verantwortlichkeit, richtiger ihr Verbrechen bei Grubenunfällen abladen. Die aufgeregte St. Etienner Bevölkerung will jedoch von der offiziellen Lesart, die alle Schuld auf die Unvorsichtigkeit eines mitverunglückten armen Teufels schiebt, Nichts wiffen. Sie flagt offen und energisch die keine Grenzen tennende Profitwith der Aktiengesellschaft als Ursache des Grubenunglücks au. Und die Thatsachen geben ihr offenbar Necht. Mehrere Ingenieure haben zugegeben, daß die in der Grube Pelissier funktionirenden Ven tilatoren zwar gewisse Vortheile für sich hätten, allein im Betreff der Lüftung der Gruben gar Man ch es zu wünschen übrig ließen." Außerdem ist bekannt, daß die sogenannte fette Sohle", welche in den St. Etienner Gruben zu Tage gefördert wird, viel Staub und Gase abjondert, welche ungemein viel zur Erzeugung giftiger Explosionsgafe und deren Entzündung beitragen.

In der Kammer, wo anlaßlich der Explosion drei Interpellationen stattfanden, versuchte der Minister der öffentlichen Arbeiten ebenfalls au der Aktiengesellschaft eine, Mohrenwäsche vorzunehmen, ward aber mit dem Hinweis auf die Thatsache abgetrumpft, daß in der Grube nach der ersten großen Explosion und noch

gereinigt und als jidher bed the biefelbe genügenb

worden, die Arbeiter

wieder einfahren mußten. Es wurde festgestellt, daß es einfach eine von der Kohlenwerksdirektion erfundene und offiziell geaichte Büge gewesen, als verkündet ward, bei der zweiten und dritten Explosion seien nur Leute verunglückt, welche beim Räumen und Stügen der Galerien beschäftigt waren.

Zum großen Entseßen der Kapitalistenfippe und unter lebhafter Miß­billigung seitens der journalistischen Schleppträger derselben hat die Stammer eine aus elf Mitgliedern bestehende Kommission

beauftragt, über die Ursachen der Explosionen an Ort und Stelle eine Untersuchung vorzunehmen. Der Stommission gehören unter anderen Deputirten die Mitglieder der sozialistischen   Gruppe, Ferrout und Baudin, sowie der Possibilist Dumayan. Die kapitalistische on hood

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Presse tobt und schimpft gegen die Schwäche und Unverschämtheit, der sich die Kammer damit schuldig gemacht; die parlamentarische Enquete, feift sie, werde nothwendigerweise zwecklos bleiben, da dieselbe weder nach der technischen, noch juristischen Seite hin kompetent sein könnte." Die Untersuchungen der Kommission haben jedoch bereits ergeben, daß sich die Galerien der Grube Pelissier in einem äußerst mangelhaften Zustande befinden, daß sie schlecht gestützt und ausgebaut find, richtiger Lüftung und Reinigung ermangeln und in Folge dessen große An­fammlungen von Kohlenstaub und Gasen aufweisen.

Es ward der Kommission durchaus nicht leicht gemacht, die Wahrheit zu konstatiren. Während der unterirdischen Wanderungen der Kommis fionsmitglieder versuchten die Direktoren der Kohlenwerke, den schauder= haften, verbrecherischen Zustand der Minen zu vertuschen. Nur Dank der gründlichen Erhebungen der Kommission und der von den Arbeitern erhaltenen Auskünfte und Erklärungen fonnte ein richtiger Einblte in die Mißstände gewonnen werden. Im Laufe der Enquete kam es mehr­mals zu sehr heftigen Auftritten zwischen Grubendirektoren und Arbeitern, bis endlich die Stommission beschloß, sich durch eine Delegation von Rohlengräbern begleiten zu lassen. Die Explosionen von St. Etienne  haben in der Presse und in gelehrten Körperschaften zahlreiche Er­örterungen über die Ursachen der schlagenden Wetter veranlaßt. Leute, welche sich mit Leib und Seele dem kapitalistischen   Profittreiben ver­schworen haben, erklären dieselben

ſchieben die unmittelbaren Veranlassungen Geheimniß der Natur", und von Explosionen der Nach­lässigkeit und unvorsichtigkeit der Arbeiter" in die Schuhe." Allein die meiſten kompetenten Persönlichkeiten müssen zugeben, daß jogar eventuelle Fahrlässigkeit seitens der Arbeiter feine Grubenerplosion verursachen fönne, sobald die Galerien gut gelüftet seien. So erklärt z. B. Mallard, Professor der Hüttenkunde, die gute Lüftung der Kohlenschachte als bestes Mittel, schlagenden Wettern vorzubeugen, und die Einführung elektrischer Lampen ebenfalls als eine nicht zu unterschäßende Besserung. Auch der frühere Deputirte Basly, welcher 18 Jahre als Stohlengräber gearbeitet hat und in Bergwerfsangelegenheiten eine große Kompetenz besißt, äußerte sich in dem nämlichen Sinne. Nach ihm ist die Ein= führung des achtstündigen Normalarbeitstages in den Kohlenwerfen eine unerläßliche Bedingung, um eine ausreichende Lüftung der Gruben zu erhalten. Aber Abkürzung der Arbeitszeit Einführung guter Ventilations- und Be­leuchtungsapparate bedeuten eine Herabsetzung der Profite, der Divi­denden, und lieber die gesammten Kohlengräber zu Grunde gehen lassen, ehe ein Titelchen am allerheiligsten Mehrwerth getränkt werde.

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Die Kammer hat für die Opfer der Katastrophe einstimmig einen Staatskredit von 200,000 Franken, die Gemeinderäthe verschiedener Städte ebenfalls größere Summen für dieselben bewilligt, auch die Privatwohlthätigkeit thut Manches, das heraufbeschworene Unglück zu mildern. Aber Alles zusammen wird sich dem grauenhaften Glend gegenüber doch als unzureichend erweisen. Die Aktiengesellschaften, welche, um größere Dividenden einfäckeln zu können, das Leben von Hunderten auf's Spiel sezen, sind noch unverfroren genug, sich mittels der öffentlichen Wohlthätigkeit eines Theils ihrer Haftpflicht entziehen zu wollen. So hat z. B. die Gesellschaft, welcher die Grube Verpilleur gehört, einen Prozeß angeſtrengt, um von den ihr gefeßlich auferlegten Haftgeldern an die Opfer der vorjährigen Katastrophe die Sunimen abzuziehen, welche für diese zur Zeit durch die öffentliche Wohlthätigkeit zusammengebracht wurden. Zwar ist die Gesellschaft mit ihrem beispiellos frechen Anfinnen abgewiesen worden, allein sie hat bereits Rekurs gegen das Urtheil eingelegt. Die letzte und logische Konsequenz dieser unverschämten Raubsucht wäre, daß fürderhin die armen Aktionäre" à 300 Franken Dividende gleichfalls bei Grubenunglücken als Opfer der Katastrophen mit Bettelpfennigen bedacht würden. Was die Kohlengräber brauchen, ist nicht Wohlthätig­feit, sondern Gerechtigkeit. Und der Anfang hierzu würde ge­macht, wenn sich der Senat endlich entschließen wollte, dem seit 1883 zwischen ihm und der Kammer hin- und hergestoßenen Gesetz über die Mineninspektion durch Arbeiterdelegirte zuzustimmen. Dem von der Kammer angenommenen Gesezestert entsprechend würden eine gewisse Anzahl aus den Reihen der Kohlengräber hervorgegangene, staatlich besoldete Arbeiter als Minendelegirte" die Kohlenwerfe inspiziren. Der Senat will jedoch weder von der ausschließlichen Funktion dieser Delegirten als Beamten, noch von staatlicher Besoldung etwas wissen. Die Delegirten sollen nach wie vor in Lohn und Brod der Kohlen­werksbesizer bleiben und nur etliche Tage pro Monat für die Gruben­inspektion verwenden, da zu befürchten sei, daß sie andernfalls unter den Arbeitern agitiren, diefelben zu Streits 2c. aufreizen würden. That­sächlich würde die Fassung des Senats die Mineninspektion zu einem Meffer ohne Klinge und ohne Heft machen. Die Delegirten wären durchaus in die Hand der Aktiengesellschaften gegeben und würden aus Furcht vor der bei gewissenhafter Jnspektion drohenden Entlajjung, im alten Schlendrian fontrolliren. Leider ist jedoch kaum zu hoffen, daß die jüngsten Explosionen dem Senat eine Lehre sein werden.

Anläßlich der Statastrophe hatten die Possibilisten am 10. Auguſt ein großes Protestationsmeeting einberufen, das von zirka 1000 Männern und Frauen besucht war. Die unter Dumay's Vorsiz tagende Ver­jammlung forderte eine allgemeine Amnestie aller wegen Streifs oder mit ihnen zusammenhängender Bergehen Verurtheilten, ferner protestirte fie gegen die Sorglosigkeit und Unehrlichkeit der Bergwerfstompagnien, welche, um ihre Dividenden nicht zu schmälern, lieber das Leben der Arbeiter opfern. Die Versammlung erklärte fich außerdem für Auf­hebung des Monopols über die Bergwerke und für ihre Verwandlung in gemeinwirthschaftliche Betriebe, welche der Gesammtheit gehören."

*) Wegen Stoffandrang verspätet. Red. des SD choliad si

Christenherz. Nicht allein in zivilisirten Ländern haben die Frommen gegen einen aufgeklärten Atheismus zu kämpfen, sogar in den fernsten Ländern, wo die Missionäre bestimmt auf naive, für die christliche Lehre

empfängliche Naturfinder zu treffen hoffen, auch da tritt ihnen ein urwitchfiger Materialismus entgegen. Den Glauben an die Unsterblich­teit der Seele widerlegen die Eingeborenen mit den grobsinnlichen

Worten:

"

Wenn man todt ist, hat Alles ein Ende, auch die Arbeit und der Hunger."

Anderen Gründen sind diese faulen Wilden nicht zugänglich. Wird ihnen erzählt von der unendlichen Liebe und Güte Gottes, so unter­brechen sie den Missionslehrer im Brustton negrischer Ueberzeugung:

Euer Gott ist höchft boshaft, faum ist eine feurige Stugel( Sonne  ) da drüben in's Meer gefallen, schickt er dort hinten eine andere wieder, die auf's Neue unsere Saaten verbrennt." Sie sind aber auch wirklich ein nichtsnußiges Volk, diese schwarzen Taugenichtse am Sudan  . An­statt die Missionäre zu ernähren, wie es sich von Rechtswegen gebührt, laffen sich diese Kerle von den Glaubensboten unterhalten, und nur fo Lange bleiben fie dem Glauben fren, to lange sie zu effen bekommen. Wollen und können ihnen die Missionäre mehr geben, dann fönnen sie auch zugleich nur eiligst einpacken und sich aus dem Staube machen, inent

Sepp beklagt sich bitter über die aufgewendeten Opfer an Zeit und Geld und Menschenleben, bei einem faum nennenswerthen Erfolge. Er sucht die Blicke der Missionsgesellschaften auf andere Länder zu lenken, wo ihr Weizen beffer blühe.

In einem Buch: Ein Papst, ein Priester, ein Ordensmann" zieht die bekannte Gräfin Hahn- Hahn gegen die beweibten Priester", die evangelischen Pastoren, in's Feld. Pathetisch ruft sie in der Vorrede

aus:

Nehmt den Papst, den Priester und den Ordensmann von der Erde hinweg, was bleibt übrig, als eine Horde wilder Bestien, die im fana­tischen Revolutionstummel sich gegenseitig selbst zerfleischt!" or

leber diesen Herzenserguß wollen wir mit der alten Dame nicht rechten, sie muß ja wissen, was für eine Bestie sie war, bevor sie sich in die Arme der Pfaffen warf.

Geradezu ein Verbrechen an der Menschheit ist es aber, wenn ein fatholischer Schriftsteller in seinem Buch:" Drei Frauen, die heilige Elisabeth, die Jungfrau von Orleans und Maria Stuart  ", Elisabeth als Vorbild den christlichen Frauen und Jungfrauen aufstellt.

In dem Glauben, Gott   recht wohlgefällig zu leben, entäußerte fich Elisabeth ihrer fürstlichen Stellung, entfagte allen Annehmlichkeiten des

Lebens, wohnte in einer schmutzigen Hütte und schlief auf schlechtem Stroh, so die scheußlichsten Strankheiten absichtlich an ihrem Körper großziehend. Und nachdem sie nicht tiefer in den Schmutz und der

Selbsttastetung mehr ſteigen konnte, half ihr Beichtvater liebevoll nach.

Nicht etwa, daß er ihr nachgeahmt, o nein, um den Becher ihrer Leiden und ihrer dereinstigen Seligkeit voller zu gießen, und um sich zugleich eine Stufe höher in den Himmel zu bauen, ließ dieser würdige Beich­tiger Glisabeth's Kinder, an denen sie mit ganzem Herzen hing, ihr von der Seite reißen. Ein tiefer Efel ergreift Ginen beim Lesen dieser Heiligenlaufbahn. Wie die Pfaffen über die die Menschen angeblich erniedrigenden Darwinianer zefern, wie ihre Gottähnlichkeit sich sträubt gegen die Annahme, den Affen einst gleichgestellt gewesen zu sein. Den Affet, das ist erniedrigend, aber den Schweinen, das ist erhebend. Sie haben wahrlich feine Ursache, so von oben herab auf die Affen zit fehen. In ihrer schwülstigen poetischen Literatur, in den Stirchenliedern, haben sie es, was das in den Staub werfen, was die Hundedemuth, Hundetreue und Eselsgeduld anbelangt, zu einer meisterhaften Voll­tommenheit gebracht.

Bur Illustration diefes Sazes nur zwei Verse aus ihrem Gesangbuch: Wenn bei starken Regengüffent, som Saat und Frucht verderben müssen, indad 13 So hat's Deine( Gottes) Hand gethan, Unsere Sünd ist schuld daran.

holl 15:19

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Wenn in heißen Sommertagen, Schloßen Alles niederschlagen, and iso 28as in Feld und Garten grünt,

So geschieht, was wir verdient.

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Im Grunde ist die fatholische Literatur für ein denkunfähiges und dentfaules Publikum berechnet und diesen Ansprüchen genügt es. Die Mehrzahl der Schriften- die faden Kindererzählungen abge­rechnet find Streitschriften, und am meisten hadern sie mit dem modernen Zeitgeist, sowohl in der Vertheidigung als auch in ihrer Offensive. Die Angriffe auf firchenfeindliche Schriftsteller hindern sie indessen nicht, die also Berlästerten sehr oft zu zitiren, wo es in ihrem Kram paßt, und mehr zu zitiren, als der Einfalt ihrer Leser zuträglich jein tann.

unit in eobio( Fortsetzung folgt.)

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