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Wie viel schlimmer sieht es aber dann in dem Theile des Programms aus, den man nach heimischen Verhältnissen" zurecht gebraut hat. Der charakteristischste Punkt des 23 Nummern zählenden praktischen Theils des dänischen Programms( Forderungen an den heutigen Staat) ist Absatz 10, der von den Landarbeitern zugutekommen sollen den Ne­formen handelt und vor dem Kongreß wie folgt lautete: a) Fidei kommisse und Pfarrerländereien werden eingezogen und verkäufliche Landeigenthümer durch den Staat getauft." b) ,, Haiden und andere unbekannte Areale werden vom Staate in Besiz genommen, bepflanzt und bebaut." c) ,, Auf den, dem Staate gehörenden Landgütern wird gemeinsamer Betrieb angestrebt unter Aufsicht des Staats." d) ,, Der Staat schafft landbesitzenden Landarbeitern das noth­wendige Betriebskapital zu billigen Bedingungen." e) Der Staat führt Aufsicht in Bezug auf die Aufführung, Einrichtung und Be= nügung privater Pächter-, Mieths-( Einlieger-) und Dienst-( Gesinde-) häuser."

Von einer Abtheilung in der Provinz war nun ein Antrag eingelaufen, den Passus d zu streichen, mit der prinzipiell ganz richtigen Motivirung, daß dadurch ein Mittelstand geschaffen und erhalten würde, der der Zuspigung der Klassengegensäße und der wirthschaftlichen Entwickelung entgegen arbeite und den Sieg des Sozialismus nur hinauszuziehen geeignet sei. Der Antrag fiel, dagegen wurde der ganze Absatz 10 zur Umarbeitung an einen Ausschuß verwiesen( in dem bezeichnenderweise fein Delegirter saß, der für Streichung des Passus à stimmte) und nach mehrmaliger Borlage und längeren Diskussionen im Plenum end­lich in folgender Fassung angenommen:

a) Fideikommisse  , Pfarrländereien und andere berkäufliche Landeigen­thümer werden vom Staat gekauft.

b) Wie oben.

c& d) Der Staat überträgt die Bebauung der ihm gehörigen Länder­elen an Landarbeiter und hilft diesen in den Besitz der nothwendigen Betriebsmittel zu kommen.

Der Staat sucht den Betrieb von Landgütern aufzuhelfen und den Uebergang des Bodens zu Staatseigenthum zu erleichtern durch von Hypothekenbanken gegebene Prioritätsanleihen.

Der Staat sucht in größtmöglichster Ausdehnung gemeinsamen Betrieb im Ackerbau in solcher Weise hervorzurufen, daß die Ausbeute den dabei beschäftigten Arbeitern zufällt, mit Abzug eines an die Gesellschaft zu leistenden Beitrags.

Ein Theil der dem Staate gehörigen Ländereien werden zu Versuchs­gütern benüßt für dessen Rechnung. Ebenfalls errichtet man Ackerbau­schulen, deren Besuch für Häusler und Landarbeiter gratis ist.

e) Wie oben.

Wie man sieht, hat der Absatz 10 an Klarheit nicht gewonnen, und mit den sozialistischen   Prinzipien hat er nichts zu thun. Es würde zu mild weit führen, den Absatz eingehend zu behandeln, wir halten es gefagt für einen groben taktischen Fehler, damit Bauernfängerei zu treiben.

Der einzige Trost dabei ist ja, daß die Forderungen nur auf dem Papier stehen, der heutige Staat realisirt sie doch nicht, und ist die Zeit zum Sozialismus reif, dann fängt man hoffentlich nicht mit solchem elenden Flickwerk an.

Minder wesentlich, aber doch bezeichnend für die Tendenz des Kon­gresses war die Behandlung folgender Vorschläge:

Ein Antrag vom Hauptvorstande, den Parteivorstand durch den Kon­greß wählen zu lassen, erhielt 16 Stimmen von 52.

Angenommen wurden folgende Vorschläge: ,, Die Amtsdauer des Hauptvorstandes gilt von Kongreß zu Kongreß. Der Erstere( Haupt­vorstand) bestimmt die Zeit der Abhaltung des nächsten Kongresses." Zeitungen, Schriften 2c. dürfen nur dann als Organe der Sozial­demokratie anerkannt werden, wenn sie vom Hauptvorstande gebilligt find."

,, Anträge, die zur Verhandlung auf einem Kongresse kommen sollen, müssen von dem betreffenden Vereine dessen Mitglieder sie stellen gebilligt(!) sein."

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Daß Anträge, die in dem betreffenden Vereine keine Mehrzahl finden können, dadurch vollständig unterdrückt werden, sollte doch Jedem ein­leuchtend sein, trotzdem verwahrten die Vertheidiger dieses Antrags sich entschieden dagegen, daß man die Minderzahl dadurch beeinträchtigen wolle; man beabsichtige nur, den Kongreß vor einer Unmasse von An­trägen zu verschonen. Eine nette Demokratie!

Ein von der Provinz gestellter Antrag, Agitationsschulen zu errichten, um jüngere Kräfte zu tüchtigen Agitatoren heranzubilden, wurde be= sonders von hiesigen Führern bekämpft mit der Motivirung, daß dadurch nur theoretische Sozialisten geschaffen würden, während die Bewegung selbst die beste Schule sei." Der Antrag fiel leider mit 39 von 52 Stimmen.

Daß Agitationsschulen resp.-Klubs, die den wissenschaftlichen Sozia­lismus studiren und diskutiren, doch nur fördernd für die Bewegung sein können, sollte wirklich keinem Zweifel unterliegen, denn bei Arbeitern ergänzt die Praxis tagtäglich die Theorie. Einseitig kann es aber nur genannt werden, nur ,, praktische" Agitatoren haben zu wollen, denn Leute, die breitgetretene Gemeinpläße und flache Phrasen wiederkänen, aber unsere sozialistischen Verfasser nur dem Namen nach kennen, gibt es wahrlich mehr als genug. Der wahre Grund des Widerstandes dürften aber wohl die Erfahrungen sein, die der Hauptvorstand mit

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Feuilleton.

Aus dem Tagebuch eines politischen Zuchthäuslers.

Kirche und Literatur.  ( Schluß.)

Der am heftigsten Bekämpfte, aber auch am meisten Geplünderte ist Heinrich Heine  . Es hat fast den Anschein, als hassen sie Heine doch nicht so intensiv, wie sie öffentlich vorgeben. Manchem mag er der Lieblingsschriftsteller sein, Mancher muß seine Schriften auswendig kennen, während die von Clemens Brentano  , den Stolbergs und Schlegels ruhig auf dem Bücherschrank vermodern.

Hin und wieder wird unsere moderne Produktionsweise, das Ver­hältniß zwischen Kapital und Arbeit einer scharfen und zutreffenden Stritif unterzogen. Und in diesem Punkte können die Sozialisten viel von ihnen lernen. Es ist herzerquickend zu lesen, wie sie manchmal mit dem Kapital und den gottlosen Kapitalisten in's Gericht gehen. Und wer wollte es ihnen verargen, wenn sie die Kritik zu dem Zwecke verwerthen, um den Arbeitern sagen zu können:

" Ihr habt kein Recht, die Kirche zu schmähen, denn im Mittelalter, unter dem Regime der Kirche, wurden die Arbeiter nicht so teuflisch ausgepreßt, sie hatten ihre Sonntags- und Feiertagsruhe, die Thore der Klöster waren ihnen mildthätig geöffnet, und Armen- und Kranken­pflege stand in Blüthe."

Es ist nicht zu verkennen, daß sie zu diesem Hinweise theilweise eine gewisse Berechtigung haben; aber nur theilweise. Denn auch die Pfaffen und Mönche mußten dem Volke erst wegnehmen, bevor sie ihm einen kleinen Theil wieder zurückgeben konnten, und im Nehmen und Sich­gebenlassen waren die Pfaffen niemals blöde, sie nahmen nur unter anderer Flagge, wie ihre damaligen Konkurrenten, die Raubritter. Man braucht blos an den großen Magen der Kirche" zu erinnern. Und wie sagte Hans Sachs  ? Nachdem die bettelnden Mönche Butter, Schmalz, Eier, Hühner und Gänse gefochten und gezehntet haben, da speisten sie auch die Armuth, nämlich mit den Knochen!"

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Immerhin sei zugestanden, daß die ganze Literatur ein idealer Hauch durchweht. Freilich ein solcher, den viele Leser nicht als Jbeal gelten Jassen werden. Wir meinen das Bestreben und die Sehnsucht, es den Gerechten gleichzuthun, ihren Heiligen nachzueifern, immer vollkommener zu werden und den Grundsäßen ihrer Lehre gemäß zu handeln, um einst ihr höchstes Jdeal, die ewige Glückseligkeit, erreichen zu können. Doch fie thäten besser, mehr Realisten zu sein und, statt sich der vergeblichen Mühe zu unterziehen, ihre chriftlichen Jdeale den Menschen einzuimpfen, die Menschen ihren Jdealen näher zu bringen suchen durch das Bestreben, die sozialen Mißstände unserer Gesellschaft beseitigen zu helfen.

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Das Isolirsystem.

Die Jfolirhaft ist hart und führt oft zu Wahnsinn" einber standen. Folglich muß sie aufgehoben werden. Fehl geschossen, fie

dem hiesigen Diskussionsklub ,, Karl Marr" machte, der sich nach der berühmten Exklusion der revolutionären Partei anschloß.

Einer der prekärsten Punkte der Tagesordnung war der von zwei Provinz- Abtheilungen gestellte Antrag, den vorjährigen Ausschluß rück­gängig zu machen, eine Vereinigung mit der revolutionären Partei herbeizuführen und Arbejderen" als populär- wissenschaftliche Wochen­schrift, unterstützt von der Partei, fortzusetzen.

Um unliebsamen Erörterungen vorzubeugen, wurde der Antrag so lange als möglich hinaus geschoben und dann in der vorlegten Sizung auf Antrag des Hauptvorstandes durch ,, llebergang zum nächsten Punkt der Tagesordnung" abgethan. Dank der Unversöhnlichkeit des Haupt­vorstandes ist also die Spaltung offiziell anerkannt und konstatirt, daß innerhalb der Partei eine Opposition nicht existiren darf. Zu allge­meinem Nuz und Frommen sei dies hierdurch angenagelt!

Was nicht genug gerügt werden kann, ist die vom Geschäftsführer der Partei mitgetheilte Statistit über die Stärke der Organisationen. Darnach zählt die Partei

10 politische Vereine mit zirka 6000 Mitglieder in Kopenhagen  

35 64

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" 1

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" 1

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109

5000 3000 14000

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in Provinzstädten auf dem Lande

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11

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Da aber, nach der Meinung des Sprechers, die fachlichen Organi­fationen in vieler Beziehung mit den politischen Organisationen zu­sammenwirken, so müßten dieselben mitgezählt werden und zwar 81 Fachvereine mit zirka 20,000 Mitgliedern in Kopenhagen  in der Provinz

zirka 200 281

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was also zusammen

11,000 31,000

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390 Organisationen mit zirka 45,000 Mitgliedern ergibt. Dies wäre ja eine ganz respektable Stärke der Partei, aber ganz ab­gesehen davon, daß in den Fachvereinen notorische Gegner des Sozia­lismus und Indifferente mitzählen, so muß der Geschäftsführer wissen, daß die meisten der in den politischen Vereinen stehenden also die flaffenbewußten Arbeiter- auch Mitglieder ihrer resp. Fachvereine, also Doppelgänger, find.

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Mit blinden Regimentern zu flunkern darf vielleicht einem Heerführer im Striege erlaubt sein, Genossen aber im Frieden Selbsttäuschung in dieser Weise beizubringen, halten wir für unehrlich und schadet in unfren Reihen durch Ueberschäßung mehr, als es Gegnern gegenüber vielleicht nügen könnte. Merkwürdigerweise gefielen sich die Kongreßmitglieder in den schönen Zahlen so gut, daß sie die doch sehr naheliegende Korri­girung derselben vergaßen.

Noch zu bemerken sei, daß dent Genossen Journalist Sterky vom ,, Sozialdemokraten  " in Stockholm   der Zutritt zu den Kongreßverhand­lungen verweigert wurde( derselbe hatte sich nämlich in früheren Storre­spondenzen etwas abfällig über die hiesige Wahlbewegung geäußert und bekam nun seine ,, wohlverdiente" Strafe dafür!); doch wurde beschlossen, an die Redaktion des Stockholmer   Blattes und ebenso an fremde Partei­organe, welche dies wünschen sollten, einen Abdruck der Verhandlungen zu senden.

Die Fragen, die gegenwärtig die Arbeiter aller Länder interessiren sollten, der Pariser Kongreß und dessen Arbeiterschußgeseze, sowie die Maidemonstration und die zukünftigen Maßnahmen in diesen Angelegen­heiten, wurden auch nicht mit einer Silbe erwähnt. Man scheint hier zu meinen, wenn man das Programm voll von Reformen hat, dann kann man sich ruhig schlafen legen und mit einem gelegentlichen Hoch auf die internationale Sozialdemokratie hat man den internationalen Forderungen Genüge gethan.

Hiermit wollen wir unsere Bemerkungen über den Kongreß schließen; unsere Schuld ist's nicht, daß aus dem Berichte eine Stritit werden mußte. Wir halten eben trok manigfacher bitterer Erfahrungen in dieser Beziehung an dem alten Grundsaße fest, daß alle Vorgänge im sozialistischen   Lager zur Diskussion und Kritik gestellt werden müssen und durch Meinungsaustausch zu klären sind.

Da nun der internationale Charakter des Sozialismus immer mehr hervortritt und betont werden muß, so haben auswärtige Genossen ein Recht darauf zu wissen, wie die Prinzipien, die uns aneinanderketten, in den einzelnen Ländern gehandhabt werden, denn daraus kann man nur lernen und Gefahren vermeiden.

Da der Sozialdemokrat" in seiner Nr. 30 bei Besprechung des projektirten Heimstätten- und Rentengütergesezes auch auf Landarbeiter­Reformen zu sprechen kam und zu unserm nicht geringen Erstaunen Landarbeitergenossenschaften mit Staatskredit als Hilfsmittel empfahl, Landarbeiter- Reformen aber hier in der dänischen sozialdemokratischen Partei eine gewisse Rolle spielen, so wäre es uns angenehm, wenn auch andere Kreise ihre Meinungen in dieser Frage hören lassen wollten.

Wir sind nach wie vor der Ueberzeugung, daß es keine speziellen Forderungen für Landarbeiter in einem sozialistischen   Programm zu geben hat und daß diese ohne lockende aber undurchführbare Ver­sprechungen auf dem allgemeinen Boden des proletarischen Sozialismus für unsere Sache gewonnen werden müssen. Kopenhagen  , im August 1890.

Im Auftrage der deutschen Lesegesellschaft: E. Bolz, erster Vertrauensmann.

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führt aber auch leichter zur Besserung" item wird sie beibehalten und weiter ausgebildet.

Gibt es ein offeneres und fläglicheres Eingeständniß der Impotenz unserer Gesellschaft, dem Verbrechen steuern zu können? Entweder fie muß das Verbrechen behalten oder den Verbrecher in den Wahnsinn treiben.

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Das Jsolirsystem findet seine wärmsten Fürsprecher bei den Ver­tretern des Christenthums. Besonders die Anftaltsgeistlichen und ein Seelsorger" im Badischen   ist auch unser Alban Stolz   dringen auf weitere Ausdehnung der Jiolirhaft. Die neugebauten Gefängnisse und Zuchthäuser sind alle auf Zellen eingerichtet, und auch die Anstalt in Halle, die früher nur in Flügel D Einzelzellen besaß( die anderen Flügel hatten Arbeitssäle nebst isolirten Schlafstellen), baut die andern Flügel zu Arbeitszellen um. In dem Isolirsystem glaubt man ein Universalheilmittel gegen Rückfall zum Verbrechen entdeckt zu haben. Ob es aber wirklich vor Rückfällen hilft, wäre erst noch zahlenmäßig zu beweisen; einstweilen müßten wir das billig bezweifeln. Man schaffe bem entlassenen Sträffing ein menschenwürdiges Dasein, lasse ihn theil­nehmen an den Genüssen unserer Kultur, und wir sind fest überzeugt, das hilft viel mehr gegen gegen Nückfälle, als die grausamsten Ab­schreckungsmittel. Gerade das Grausame an dem Zellensystem ist es ja wohl, das dasselbe seinen Befürwortern für ihre Zwecke so geeignet erscheinen läßt. Es kann in der That nichts Peinigenderes für einen jungen lebenslustigen Menschen geben, als die ersten Monate in der Einzelzelle, allein mit einer verzweifelt einförmigen Arbeit und allein mit seinen ruhelosen Gedanken.

Jedoch nur Anfangs. Mit der Zeit wird er stumpfsinnig, mit der Einsamkeit vertraut, und nach Jahr und Tag betritt der Jfolirte mit demselben Gleichmuth seine Zelle, mit der er sie verläßt. Der schlimmen Wirkungen aber, die das jahrelange Jfoliren für den Sträfling_im Gefolge hat, find zahlreiche. Der Jiolirte verliert den geistigen Zu­sammenhang mit der Menschheit, er wird einseitig und unbehilflich, fann mit der Sprache nicht mehr recht fort, kurz: es wird damit das gerade Gegentheil von dem erreicht, was bewirkt werden sollte. Die Bedin­gungen zum ehrlichen Fortkommen nach der Entlassung sind den Iso­lirten bedeutend erschwert; die Bedingungen zum Rückfall erleichtert, denn auch die schreckliche Einzelzelle hat für ihren langjährigen Bewoh ner ihre Schrecken verloren.

Der Hauptgrund, weshalb die Pfaffen Enthusiasten des Jsolirsystems find, mag wohl die Hoffnung sein, daß ihre Lehren bei den einzelnen Sträflingen in der Zelle leichteren Zugang finden, und sie den Ver­brecher eher wieder auf den geraden Weg zu führen vermögen. Frei­lich, wer der Ansicht ist, der Hang zum Verbrechen und der Rückfall in dasselbe seien bloß durch Belehrung, durch Abschließung von alten er­grauten Verbrechern, vor dem ansteckenden Laster, überhaupt durch dra= fonische Bestrafung, aus der Welt zu schaffen, für den mögen die Gründe der Vertheidiger des Einzelsystems stichhaltig sein. Aber für diejenigen, die da wissen, daß alle sozialen Erscheinungen in der jeweilig herr­schenden Produktionsweise ihre Wurzel haben, daß jedes Gesellschafts­system ein ihm besonders eigenthümliches Verbrecherthum erzeugt- bie kapitalistische Produktion den Diebstahl, Naub, Betrug und was

Wir haben dieser Zuschrift die Aufnahme nicht verweigern wollen, weil wir erstens überzeugt sind, daß die Einsender derselben von den besten Absichten beseelt sind, und dann auch, weil dieselbe neben der Kritik der dänischen Sozialdemokratie zugleich auch eine gegen unser Blatt gerichtete Rüge enthält.

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Was nun die Ausführungen über den Kongreß der dänischen sozial­demokratischen Partei anbetrifft, so glauben wir die Bemerkung nicht unterdrücken zu können, daß uns dieselbe an verschiedenen Punkten etwas übertrieben erscheint. Man kann das Verhalten der dänischen Partei gegen ihre Opposition entschieden mißbilligen, ohne nun deshalb hinter Allem, was sie thut, unsozialistische Motive, Seleinbürgerei 2c. zu suchen. Daß die dänische Partei die Redensart von der einen reaktionären Masse" aus dem Programm gestrichen hat, erscheint uns wenigstens, die wir diesen Sah seit Jahren als falsch und irreführend bezeichnet haben, als durchaus nicht tadelnswerth, und wenn der Saz, den sie an seine Stelle gesezt hat, von der Befreiung der Arbeit als Zweck des Staats" spricht, so hätte die Fassung des ihm zu Grunde liegen­den Gedankens wohl eine bessere sein können, den Gebrauch des Wortes Staat fönnen wir jedoch keineswegs so ungeheuerlich finden, als es von den Einsendern hingestellt wird. Vorläufig und auf lange hinaus haben wir doch noch mit dem Staat zu thun, und nichts wäre thörichter, als aus unserer Erkenntniß, daß der Staat nicht ewig sein wird, sondern nach dem mit Benutzung der Staatsmaschinerie die Vergesellschaftung der Produktion vollzogen ist im Laufe der Entwickelung allmählig absterben wird, nichts wäre thörichter, wiederholen wir, als daraus einen Grund herzuleiten, heute schon den Staat als eine abgethane Sache zu behandeln. Diese Albernheiten mögen die Genossen dem anmaßlichen Literatenthum überlassen, das sich jetzt überall an die Sozialdemokratie herandrängt und, um sich wichtig zu machen und originell zu erscheinen, aus halbverstandenen Säßen unserer großen Theoretiker neue Systeme zusammenflickt.*) Wir haben an den Staat Forderungen zu stellen, wir haben darnach zu streben, immer mehr Einfluß auf die Leitung des Staats, auf Geſetz­gebung und Verwaltung, zu erlangen, kurzum, den Staatsorganismus in ein Werkzeug zur Befreiung der Arbeiterklasse zu verwandeln. Wie der Nuf der Arbeiterklasse, die die Kapitalmacht brechen will, nicht ,, Nieder mit dem Kapital", sondern Her mit dem Kapital" lauten muß, so auch gegenüber dem Staat nicht Nieder mit dem Staat", hinter welchem Ruf sich nur die Furcht vor dem Staat, das Gefühl der Ohnmacht gegenüber dem Staat verbirgt, sondern: Her mit dem Staat". Das scheinen die Einsender, wie aus dem ganzen In­halt ihrer Zuschrift hervorgeht, aus dem Auge verloren zu haben. Es ist ganz gut, gegen fleinbürgerliche und possibilistische Tendenzen Front zu machen, wir werden immer mit dabei sein, aber es darf das nicht dazu verleiten, nun die thatsächlichen Verhältnisse ganz unberücksichtigt zu lassen und impossibilistische Settirerei zu treiben.

Damit ist auch unser Standpunkt zur Landfrage gegeben. Wir kennen die dänischen Agrarverhältnisse nicht genügend, um uns ein abschließen­des Urtheil darüber anzumaßen, aber soviel wir wissen, ist in Däne­

*) Einer dieser Herren hat jüngst in der Sächs. Arbeiter- Zeitung  " in fünf mächtigen Bandwürmern den Staat" kritisch vernichtet". Das ganze Machwerk ist nichts als eine Verballhornisirung einzelner Abschnitte aus Engels Ursprung der Familie 2c." mit Zuthaten, die von einer wahrhaft phänomenalen Unwissenheit zeugen. Gleich im ersten Artikel heißt es z. B.: Die kommunistische Urgesellschaft war staat­los; die primitive Gesellschaft hatte weder Gensdarmen noch Minister, weder Spizzel noch Kriegsknechte, weder Stenereyekutoren noch Mo­narchen; sie wurde nicht regiert, weder von absoluten, noch von rela­tiven Königen oder Königinnen; sie war weder Republik   noch Bundes­staat" bis hierher frei nach Engels( p. 58 a. a. D.), nun fommt die eigene Weisheit: sie hatten feine Grenzpfähle und feinen Patriotismus..."

Die kommunistischen   Gemeinden, für die jeder Außenstehende der " Feind" war, außerhalb des Rechts stand, für die der Krieg von Stamm zu Stamm, und ein in grausamſter Weise geführter Krieg, der Normalzustand war, die ihre Ansiedlungen durch weite neu­trale Landstriche von einander abgrenzten- alles nach­zulesen bei Engels hatten keine Grenzpfähle und feinen Patriotis­mus". Man muß das gedruckt vor sich sehen, um solche Südelarbeit für möglich zu halten.

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Unnüz hinzuzufügen, daß der Artikel mit jener Süffisance oder, um ein gutes deutsches Wort zu gebrauchen Dickthuerei geschrieben ist, die von jeher das spezielle Eigenthum Derer ist, die über Dinge schreiben, von denen sie aber auch wirklich nichts gelernt haben. Ein­geleitet wird der Artikel mit dem Hinweis auf die Nothwendigkeit, den falschen Begriffen entgegenzutreten, die in Deutschland   durch die neue­sten Wendungen der inneren Politit" über den Staat verbreitet sind.... felbst auf die Gefahr hin, bei den leisetreterischen Son= fusionären Anstoß zu erregen, welche namentlich durch das er­zwungene Stillschweigen über unsere Anschauungen unter dem Drucke des Sozialistengesezes erzeugt sind."

Beiläufig, welcher Stil!

,, Leisetreterische Konfusionäre" find gewiß keine wünschens­werthe Spezies, noch weniger aber sind es die großmäuligen Ronfusionsräthe.

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alles damit zusammenhängt für diese ist es klar, daß nur eine gründliche Umwandlung der ganzen Gesellschaft wirkliche Abhilfe schaffen

fann.

Die namhaftesten Rechtslehrer, die bedeutendsten Pädagogen und alle wahren Volksfreunde haben der Meinung Ausdruck gegeben, daß wenn die Ursachen bestehen bleiben, die Menschen mit strengen Strafen richt gebessert werden können. Wäre es richtig, daß strenge Strafen ab­schrecken und bessern, dann müßte das Mittelalter das tugendhafteste Zeitalter gewesen sein.

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Hören wir Heinrich Heine  , wie er vor 47 Jahren in seinem Aufsatze über: Gefängnißreform und Strafgesetzgebung in Frankreich  " urtheilte. Nach einer Stritit über eine Debatte in der französischen   Deputirten­kammer fährt er fort:

Wir sehen hier zunächst die sogenannte Vergeltungstheorie, das alte harte Gefeß der Urzeit, jenes jus talionis, das wir noch bei dem alt= testamentalischen Moses in schauerlichster Naivetät vorfinden. Leben um Leben, Auge um Auge, Zahn um Zahn.

Unsere zweite große Straftheorie ist die der Abschreckung. Diese ist weder religiös noch philosophisch, sie ist rein absurd. Hier wird einem Menschen, der ein Verbrechen beging, Bein angethan, damit ein Dritter damit abgeschreckt werde, ein ähnliches Verbrechen zu begehen. Es ist das höchste Unrecht, daß Jemand leiden soll zum Helle eines Andern, und diese Theorie mahnte mich immer an die armen souffre- douleurs, die ehemals mit den kleinen Prinzen erzogen und jedesmal durchge= peitscht wurden, wenn ihr erlauchter Kamerad irgend einen Fehler be= gangen. Diese nüchterne und frivole Abschreckungstheorie borgt von der fazerdotalen Theorie gleichsam ihre pompes funèbres, auch sie errichtet auf öffentlichem Markt ein castrum doloris, um die Zuschauer anzu­locken und zu verblüffen. Der Staat ist hier ein Charlatan, nur mit dem Unterschied, daß der gewöhnliche Charlatan dir versichert, er reiße die Zähne aus, ohne Schmerzen zu verursachen, während jener im Gegentheil durch seine schauerlichen Apparate mit weit größeren Schmer­zen droht, als vielleicht der arme Patient wirklich zu ertragen hat. Diese blutige Charlatanerie hat mich immer angewidert."

Die dritte große Straftheorie ist die, wobei die moralische Ver­besserung des Verbrechers in Betracht kommt. Die wahre Heimath diefer Theorie ist China  , wo alle Autorität von der väterlichen Gewalt abgeleitet wird. Jeder Verbrecher ist dort ein ungezogenes Kind, das der Vater zu bessern sucht, und zwar durch den Bambus. Diese patriarchalische, gemüthliche Ansicht hat in neuerer Zeit ganz besonders in Preußen ihre Verehrer gefunden, die sie auch in die Gesetzgebung einzuführen fuchten. Bei solcher chinesischen Bambustheorie drängt sich uns zunächst das Bedenken auf, daß alle Verbesserung nichts helfen dürfte, wenn nicht vorher die Verbesserer gebessert würden. In China  scheint das Staatsoberhaupt dergleichen Einrede dunkel zu fühlen, und wenn im Reich der Mitte irgend ein ungeheures Verbrechen begangen wird, legt sich der Kaiser, der Himmelssohn, selber eine harte Buße auf, wähnend, daß er selber durch eine Sünde ein solches Landesunglück verschuldet haben müsse. Wir würden es mit großem Bergnügen sehen, wenn unser heimischer Pietismus auf solche Irrthümer geriethe und sich zum Heile des Staats weiblich tasteien wollte."

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