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Inzwischen waren die anderen drei Offiziere den Händen der Gassenjungen und Bummler durch die Dorfältesten und Bächter ent rissen und vor weiterer Unbill geschützt worden, aber nicht ohne vor her tüchtig durchgebleut worden zu sein, wobei einem von ihnen der Linte   Arm nahe am Handgelenk gebrochen worden war ein ein facher Bruch des dünnen Ellenbogenfortiages. Sie wurden gleich­falls zur Dreschtenne gebracht; man zeigte ihnen die verwundete Frau, gab ihnen durch Gesten zu verstehen, sie verdienten, daß man ihnen wegen dieses Mordes die Hälse abschnitte; man stieß mit ( glücklicherweise nackten) Füßen, aber in diesem Moment machten die Aeltesten und die Konstabler der Mißhandlung ein Ende. Schließlich wurden die drei in ihren Wagen ins Lager gesandt, und für diesen Tag hatte der Zwischenfall ein Ende.

Kein englischer Böbelhaufen hätte sich bei einer ähnlichen Heraus­forderung auch nur im geringsten besser benommen, und wenige würden so geringes Unheil angerichtet haben.

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viel Ehre machten. Da fich diefes Zeugnis allem Anschein nach nicht auf die Opfer bezieht, werden diese offenbar amtlicherseits überhaudt nicht als an den Vorgängen beteiligt betrachtet.

Aber stärker ist der menschliche Gewinn des Buches. Wir waren Ohr, nun werden wir zum Mund.

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Wir waren Aug', nun werden wir zur Hand.

Wir wollen es mit Hand und Mund verhindern, daß solche Blutzeit unsern Kindesfindern

noch einmal wird!"

P. Hameer.

Deutsche   Leistungsfähigkeit.

Gesamtsumme der Morgenarbeit: vier Hinrichtungen, zwei lebenslängliche Zuchthausstrafen, eine fünfzehnjährige Zuchthaus­ftrafe, sechs fiebenjährige Zuchthausstrafen, drei Berurteilungen zu einem Jahr Zwangsarbeit und fünfzig Stockstreichen und fünf Ver- sagt die Dichterin. Sie hat die Not der Frau, der Gebundenen, der urteilungen zu nur fünfzig Stockstreichen. stumm Duldenden, ins Licht emporgehoben, und sie hat ihr Leid zur Lord Cromer   bezeugt, daß dieses Vorgehen gerecht und not- Kraft gemacht und zu heiligem Willen. Der Mund, der lange ge­wendig" war. Er führt auch seine Gründe an. Es scheint, daß die schwiegen, redet. Und das ist erste Tat. In blutiger Zeit ward hier gepriesene Gerechtigkeit, die die Engländer im Jahre 1884 eingeführt ein Saatforn der Menschenliebe von einer Frau in die Herzen ge­haben wollen, nur in der Einbildung existierte und daß die wirkliche legt. Nun soll dies Manifest des Menschentums Frucht werden. Arbeit, die mit der ägyptischen Unordnung aufräumen sollte, von Stommiffionen verrichtet wurde, die aus ägyptischen Straßenräubern zufammengefeßt waren. Diese Kommissionen fielen über das beschul­digte Dorf her, sobald ein Berstoß gemeldet wurde, nahmen alle Be­Es ist nicht viele Monate her, daß ein alter Mann fein teiligten fest und setzten ihnen mit nennbaren und unnennbaren Martern Fremder und fein Ungläubiger in den Straßen Londons   zu Tode zu, bis sie alle die beschuldigten, die man von ihnen beschuldigt zu getrampelt wurde, weil ein Parkwächter, der ihn aus einem öffent- fehen wünschte. Die Beschuldigten wurden ihrerseits gemartert, bis lichen Garten hinausgewiefen, ihn in den Verdacht schlechten Betragens fie alles und jedes eingestanden, dessen man sie beschuldigte. gebracht hatte. In Denshawai waren die Offiziere nicht im Dienst. Sie wurden dann getötet, gepeitscht oder ins Zuchthaus geworfen. Sie begingen in ihrer privaten Eigenschaft als Sportsmen eine be- So fah die Wirklichkeit hinter der Jllusion aus, die uns nach der denkliche Plünderung an einem armen Dorfe, indem sie sein lebendes Beichießung Alexandriens so beruhigte. Inventar abschlachteten. Sie hätten streng getadelt und darauf auf­merfiam gemacht werden sollen, daß sie sich für das, was ihnen zu­gestoßen war, bei sich selbst zu bedanken hätten; und die Dorf bewohner, die sie angefallen, hätten mit Milde behandelt und ihnen versichert werden sollen, daß das Taubenschießen in Zukunft nicht mehr erlaubt sein würde. Das ist es, was hätte erfolgen sollen. Nun höre man, was tatsächlich erfolgte. Abd- el- Nebi wurde mit Berücksichtigung der Verwundung seiner Frau nur zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe verurteilt. Und unsere Nachsicht begnügte sich nicht damit. Sein Weib wurde überhaupt nicht bestraft sie wurde nicht einmal des Diebstahls jener Schrot­Ladung beschuldigt, die man in ihrem Körper fand. Und damit Abd- el- Nebi sich mit seinen fünfundzwanzig Jahren bis an das Ende feiner Tage nicht einsam fühle, wurde gleichzeitig mit ihm ein anderer junger Mann lebenslänglich ins Zuchthaus geschickt.

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Hassan Mahfouz gegenüber wurde keine Sentimentalität bezeugt, Ein ägyptischer Taubenzüchter, der sich gegen britischen Sport auf lehnt, britische Offiziere und Edelleute bedroht, wenn sie seine Tauben schießen, und Offiziere mit einem wirklichen Stod fchlägt, ist ohne Zweifel ein Raufbold, und man muß an ihm ein Exempel statuieren. Zuchthausstrafe genügte nicht für einen Mann von sechzig Jahren, der wie siebzig ausfab und möglicherweise nicht lange genug gelebt hätte, um auch nur fünf Jahre abzufizen. Hassan wurde alio gehenkt; und zwar, um seiner Familie ein besonderes Zeichen von Wertschätzung zu geben, gerade vor seinem Sauie, von deffen Dach aus seine Weiber und Kinder und Enkelfinder das Schauspiel genießen konnten. Und aus Furcht, dieses Privilegium könnte die Eifersucht anderer Familien erregen, wurden noch drei Bewohner von Denshawai mit ihm zusammen gehenkt. Sie er trugen die Feierlichkeit mit Würde und bekannten sich zu ihrem Glauben( leider dem mohammedanischen", wie Mr. Pecksniff ge­fagt haben würde). Hassan jedoch flebte mit lauter Stimme Ber­derben herab auf die Häuser derer, die Zeugnis gegen ihn abgelegt hatten; und ein gewisser Darweesh wurde sogar ungeduldig und wagte dem Henter zu sagen, er möge sich beeilen.

In den Sälen der Königlichen Akademie( Am Pariser Blaz) ist eine Ausstellung zu sehen, die den Beweis liefert, daß Deutsch­ land   trok der unerhörten Forderungen, die der Krieg an alle seine Sträfte stellt, doch noch leistungsfäßig genug ist, um bedeutsame Auf­Sie nicht immer sehr schön sind, die aber für diesen Zwed im all­gaben des Lief- und Hochbaues zu erledigen. Zahlreiche Photographien, gemeinen ausreichen, zeigen Bauanlagen, die während des Krieges ent­standen sind und einen Gesamtwert von 330 Millionen Mark darstellen. Nun galt es, der Situation Trotz zu bieten. Die Ordnung Selbst der Unterrichtete ist von solchem Ergebnis überrascht; es ist mußte irgendwie aufrechterhalten werden. Deshalb bekamen wir ganz felbstverständlich, daß wir diese erfreulichen Tatsachen nicht um 1895 einen Gerichtshof, in welchem drei englische und zwei feuich bei uns behalten dürfen, daß wir sie vielmehr weiten Kreiſen, ägyptische Beamte saßen und eine wirklich unbegrenzte Autorität besonders dem neutralen Ausland unterbreiten müssen. Die Photo­der Bestrafung ausübten, ohne Schöffen und ohne Berufung. Sie graphien soll. denn auch auf eine Propagandareise gehen. Sie werden denen, die bereits damit rechnen, daß demnächst Deutschland   wirtschaft­repräsentierten die beste Einrichtung, die unsere gerichtliche und lich zusammenbricht, sehr sinnfällig demonstrieren, wieviel über­militärische Beamtenherrschaft hervorgebracht hat. Wie diese beste ichüifige Straft, wieviel militärisch noch nicht in Anspruch ge­Einrichtung beschaffen ist, mag nach den Schiedssprüchen über die nommene Arbeiter, wieviel flüssiges Geld Deutschland   noch auf­Bewohner von Denshawai beurteilt werden. zubringen vermag. Dabei ist zu bedenten, daß diese Vorführung Wenn Lord Cromer   in feiner amtlichen Verteidigungsrede des selbstverständlich nicht alles erfaßt, was seit August 1914 in Deutsch­Richters sagt, daß den Angeklagten eine vollkommen unparteiische land gebaut worden ist; alle militärisch wichtigen Anlagen konnten Untersuchung" gewährt worden sei man beachte nicht etwa eine nicht gezeigt werden, die Privatbauten, die zahlreichen Einfamilien­Untersuchung, die so wenig parteiisch war, wie menschliche Schwachhäuser, die während der letzten Jahre aufgestellt wurden, sind nicht gesammelt worden. heit es nur immer gestattet, was das Höchste ist, was von einer Einzelne Ziffern wirken besonders überzeugend; so sehen tvir Untersuchung hier auf Erden gefagt werden kann, sondern eine z. B. die Abbildungen von 8 großen Schulbauten, für die vollkommen unparteiische Unterfuchung"- so glaubt er ohne 34 Millionen Mart aufgewandt worden sind. Auch große Anlagen weifel, was er jagt, aber seine Meinung ist in erster Linie inter  - von Gartenstädten und anderen Siedelungen, von Badeanstalten effant als Beweis für seine Geistesbeschaffenheit und für den Grad, Bahnhöfen, Rathäusern und Markthallen bestätigen, daß Deutsch­bis zu dem man, nach dreißigjähriger Amtstätigkeit in Aegypten  , das land trotz des Krieges den mannigfachen Kulturaufgaben gerecht zu richtige Gefühl für englische Worte verliert. werden vermag. Sogar einige Theater, Konzerthallen und Mufeen Aber ich muß dicie ergiebigen Barlamentsaften entschlossen zu Museumsinsel werden rustig gefördert. find fertig geworden; die gewaltigen Neubauten auf der Berliner  flappen. Ich habe genug daraus zitiert, um ein Bild entwerfen zu Bas nun die Qualität der gezeigten und während des Krieges fönnen und um meiner Warnung an England Ausdruck zu verfertig gewordenen Bauwerke betrifft, so ist da naturgemäß feine leiben: wenn sein Reich" bedeutet, daß die Welt regiert wird wie leberraschung zu melden. Vieles ist fünstlerisch unzulänglich; Denshawei im Jahre 1906 regiert worden ist und das ist es, anderes genügt einem halbwegs anständigen Niveau. Daneben sind fürchte ich, was das Reich" für den größten Teil unserer aristo- hinreichend Beispiele vorhanden, aus denen jeder Sachverständige. tratisch- militärischen Kafte und für unsere Jingoplutokraten bedeutet feststellen kann, daß die deutsche Baukunst sich von ihren früheren dann kann es auf der Welt keine heiligere und dringendere poli- Unarten, besonders von der törichten Repräsentation( die freilich tische Pflicht geben, als die Zerstörung, Bekämpfung und die Unter- maßen befreit hat, und daß sie darüber hinaus durch eine ganze noch immer mehr herumspuft, als wünschenswert iväre) einiger­drückung des Reiches" und nebenbei die Humanisierung feiner Bor- Schar wahrhaft produktiver Künstler viele eigene, ebenso zweckmäßige kämpfer durch übelste Erfahrungen, schließlich auch durch Einrich wie formal durchgebildete Leistungen hervorbringt. tungen, die sich durch ehrgeizige Winfür gegen die göttliche Natur verfündigen. Was die Aegypter betrifft, so wird jeder Mensch, der mit Nilwaffer getauft ist und nach dem Denshawaier Zwischenfall jemals freiwillig fich dem Britischen   Reich unterwirft und ein Bündnis mit uns eingeht( ausgenommen ein Bündnis freier und gleichberechtigter Staaten), das Schlimmste verdienen, was Lord Gromer gerecht und notwendig" finden kann. Das ist, was ihr erreicht dadurch, dass the versucht, eure Oberhoheit durch die Erzelle erschreckter Soldaten zu beweisen und durch die Herrschaft ent­menichter Beamten, statt durch mutige Hilfsbereitschaft und sittliche Ueberlegenheit.

Der Tod durch den Strang ist jedoch die am wenigften fen fationelle Form der öffentlichen Hinrichtung er entbehrt jener Ele­mente von Blut und Marter, nach denen die militärische und bureaukratische Phantasie lechat. Da nur für einen Mann auf dem Galgen Platz war und man ihn, um zuverlässig zu arbeiten und der Familie genügend Zeit zu geben, ihn baumeln zu sehen, eine halbe Stunde hängen lassen mußte,( ibn langsam um seine Achse drehend", wie es die Lokalblätter schilderten), so hatte man auf diese Weise zwei Stunden Zeit, um vier Männer zu töten. Deshalb hielt man die Unterhaltung durch Auspeitichungen im Gang, indem man acht Männern je fünfzig Stochiebe verabreichte: elf Siebe mehr als das höchste Maß, das nach dem Gesetz Mosis gestattet war. Es ist unfagbar beruhigend, aus den amtlichen Berichten, die dem Parlament vorlagen, zu erfahren, daß bei Hinrichtungen die ge­bührende Bürde gewahrt wurde", daß bei ihrer Ausführung alle mögliche Menschlichkeit an den Tag gelegt wurde" und daß die von Denshawai zumal. Einrichtungen bewunderungswürdig waren und allen Beteiligten

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einfiel, war natürlich ein dummer Streich: man fönnte sich auch einmal mit der Nase an den Kreuzbalken hängen!

Das tat er denn auch und flatsche dreimal in die Hände, daß alle Dohlen zu frächzen anfingen.

" Hunger haben sie," sagte er, und da fiel ihm ein, er selbst hätte ja noch ein halbes Graubrot in der linken Hosentasche. Das hätte er sich mitgenommen, damit er im Zeppelin was zu beißen hätte. Er hofte es heraus, steckte es wie eine Riesenzigarre in feinen großen Mund und turnie sich auf den Kreuzbalfen. Und dann saß er drauf- und hurra! da hinten flog auch der Zeppelin und war anzusehen wie ein Graubrot. Wie alle Bengel, wollte er nur das Weiche aus dem Brot her­aushöhlen; und weil ihn seine Mutter nicht auf die Finger Klopfen fonnte, ließ sich das ruhig machen.

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Buleht hatte er nur noch die Kruste. Die wollte er den Dohlen zu fressen geben. Eine schlaue Dohle fagte: Ich frieche hinein, dann tann ich noch Weiches piden." Und als sie drin war, machte Gulen­spiegel platsch die Hand vor die Oeffnung, da hatte er eine Dohle im Graubrot gefangen.

Aber die Dohle war auch nicht dumm. Sie fraß sich unten durch und flatterte ihm schon längst wieder um den Kopf herum, als Eulenspiegel noch immer meinte, er hätte sie sicher.

bar als er nachfah, pacte ihn die Wut, und er schmiß das Graubrot auf den Kirchplatz herunter.

Dem Lehrer fiel es grad vor die Füße. Der fagie:" Silfe, ein Graubrot vom Himmel gefallen!"

Und der Bürgermeister tam gesprungen und sagte: Das tommt ins Museum."

Als alle Leute in der Kirche waren, und es auf den Straßen und Plägen gar kein Ameisengekrabbele mehr zu sehen gab, wurde es Gulenspiegel langweilig da oben. Er turnte den Blizableiter hinunter und ritt wie der Teufel über den Dachfirst.

Als er ungefähr in der Mitte war, hob er einen Dachschiefer auf und lauschte hinunter. Der Pastor war gerade am Brebigen. Da rief Eulenspiegel: Sudud! Kudud!" in die Kirche und klappte schnell wieder den Deckel zu,

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Diese höhnische und von verlegenden Fronien durchsetzte Anllage gegen den englischen Militarismus steht in der Einleitung zu Shaws politischer Komödie John Bulls andere Insel"( Berlag Fischer, Berlin  ). Die Kritiker sind sich darüber nicht einig, ob diesem Drama ein besonderer Wert innewohne. Aber alle Freunde der Gerechtigkeit und der Freiheit werden sich darüber einig fein, daß Shaws hundert Seiten lange Einleitung die die irische und verwandte Fragen englischer Unterdrückung behandelt von besonderer Bedeutung ist und das Manifest gegen den Geiſt

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Das Frauenbuch des Krieges.

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Es ist eigentümlich nicht von unseren Zünftigen, unseren An­erkannten kamen die stärksten dichterischen Aeußerungen zu diesem Striege. Gerade die, auf die wir erwartungsvoll blidten, versagten jämmerlich. Sie fanden nicht das Wort, dem wir lauschten; das Bort, das unsere Seele löst. Neue Menschen mit neuer Erlebnis fähigkeit mußten an dem Ungeheuren, das mit uns gefchah, herauf wachsen, um unserem vielfach gespaltenen, zerrissenen Empfinden das Wort zu leihen, und in dem Kriege wurden uns Namen teuer, die wir vordem nie genannt. Und sie kamen, das muß gesagt werden, nicht aus den Schichten der Gebildeten, sondern aus dem Volke, wie die Bröger, Lersch und Bartel. Aus dem Dunkel flammte es auf, und aus den Tiefen strahlte Licht in die Not unserer Herzen. Man stand erstaunt und fragte: woher fam diesen Menschen diese Stimme?

Der Henker von Litauen  .

R. Br.

Mit Erbitterung und Abschen gedenkt die ihre Befreiung und Selbständigkeit ersehnende litanische Bevölkerung noch heute eines Manned, der 1863-65 mit entfeßlicher Ziatür und ſtrupelloser Henker von Litauen   lebt Michael Titolajewitsch Murawiers in der Roheit über dem armen Volle die ruifische Knute schipang. Als der Geschichte dieser mißhandelten, unterdrückten Nation fort. Wie ein Symbol mußte es dem Balte erscheinen, als die Russen 1915 bei threm Abzuge aus Wilna   das von der dankbaren zarischen Regie­rung dem Pazifitator Litauens" errichtete Denkmal im Triumph mitnahmen, und zwar in einer Art, die unbeabsichtigterweise des Henters durchaus würdig war. Man legte nämlich dem in Bronze Dargestellten einen Strick um den Hals und hob so das Standbild bom Sockel herab. Selbst die zu der Zeremonie zur Chrung Murawiews fommandierten ruffischen Offiziere fonnten faurn ein hämisches Lächeln unterdrücken. Gras wäcft jegt auf dem Plage, auf dem das Denkmal stand und den die Wilnaer früher sopiel wie möglich gemieden haben. Die Litauen  " berichtet von diesem Ereignis, in dem man die rächende Hand des Schicksals erkennen möchte, und erzählt von der Schreckensherrschaft Murawiews. Kaum zwei Jahre berwaltete dieser Mann als Generalgouverneur Litauen  , und wäh rend dieser kurzen Zeit hat er fast 10.000 Opfer auf feinem Ge­wissen, darunter 123 Sinrichtungen am Galgen, 972 Verschickungen in die Katorga, 1427 Deportationen nach Sibirien   zum Zwecke der Ansiedlung; ferner fchickte er 2625 Männer als Soldaten tief nach Rußland   hinein. Am erbarmungslosesten ging er gegen die Epelleute und die katholischen Geistlichen vor. Stand eine Hinrichtung bevor, jo ließ er es unter Trompetenstößen bekannt machen und der Delinquent wurde durch die Stadt zur Nichtstätte ist beinahe als Wunder au bezeichnen. Seine Familie bewahrt noch geführt. Daß Murawiem nicht der Nache der Bevölkerung verfiel, eine Schatulle, deren feltiamer Inhalt aus einer Sammlung von mehr als hundert anonymen und ununterschriebenen Briefen mit Karikaturen und Darstellungen von Galgen und Guillotinen ent­hält, Sendungen, die der Henler von Litauen   aus fast allen Ländern Europas   erhielt.

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Netizen.

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Borträge. In der Uranin spricht am Mittwoch in der Reibe der Gelehrtenvorträge Prof. Julius Wolf über Unterhalts­Und wieder sieht man erstaunt vor einer Stimme, die plößlich mittel und Menschenzabl, ein Zukunftsbild". Am Montag und Diens von dem Zeichengebirge der Zeit zu uns herniederredet. Es ist ein tag wiederholt Alice Schalet ihren Vortrag. Drei Monate an der fonzofront. Ant Sonntag, Donnerstag, Freitag und Sonnabend: unbekannter Mund, der spricht. Aber das Wort, das aus ihm geht, Am Winter in der Schweiz  . Im Zentralinstitut für Er ist das Wort von Millionen, und wie das Lied jener Proletarier- ziehung und Unterrit prit am Mittwoch Prof. Ader­dichter die gebundene Seele des Volkes löfte, so reden aus diesem mann über Die afrikanische Abteilung des Museums für Völker­Munde unzählige Seelen, deren Schidial sonst Gebundenheit und duldendes Schweigen war. Die Seele der Frau ichreit ihre Ber­zweiflung in die Zeit. Und wie bei den Lersch, Bröger, Barthel, gibt dieser Zusammenhang der Stimme Straft und Widerhall. Saiten sind über eine Harfe gespannt, die aus den Schmerzen unjer aller gebaut ward. niemand fannte gestern den

Eleonore Raltowsta

Die

kunde". Eintritt frei. Institut für Meereskunde: Diens­tag, Prof. Merz: Jrland". Mittwoch, Dr. Bohle: Baltland". Freitag, Prof. Hans Meyer: Die portugiesischen Stolonien". Land und Leute aus Russisch Litauen behandelt straße 12, Aula) am Donnerstag 8 Uhr. Gintritt frei. Dr. Heß v. Wichdorff in den vereinigten Hochschulen( Niederwall­

-Kriegerdenkmäler. Am Donnerstag stellt der Bund in der Zeit von 10 bie 6 Uhr, die Entwürfe aus, die bei ihm auf deutscher Gelehrter und Künstler im Künstlerhaus, Bellevuestraße 3, Grund seines Preisausschreibens für Kriegerdenkmäler eingegangen

find.

Namen diefer Dichterin. Morgen wird er in aller Munde sein. Mit ihrem Buche Der Rauch des Opfers"( Verlag Eugen Diederichs  , Jena  ) hat sie das Frauenbuch des Krieges gegeben; das Menschenbuch der Frau aus dieser Zeit. Es ist nicht das Produkt einer bestimmten Geistesrichtung. Es ist nicht die Aeußerung eines niederdeutsche Sprache und Literatuur io verdienstlich wirkende Verein Ein Hamburgisches Wörterbuch. Der für die weltanschaulich bewußten Eingestelltjeins. Was spricht, ist das Ge-" Quickborn  " zu Hamburg   hat beschlossen, die Schaffung eines fühl einer Frau, durch das die Ereignisse aufreißend hindurchgehen, Hamburgifchen Wörterbuches in die Wege zu leiten. Sein Ziped Eine spricht; aber man sieht hinter ihr die Scharen; sie, die Ge- soll die Sammlung der im Volksfunde gebräuchlichen Ausdrücke bärerinnen, aus denen der große Strom des Lebens gekommen, der fein. Die Aufgabe ist dringend, went das Großstadtlebent mehr und nun im unendlichen Meer des Todes verfinft. Ste fühlen nur mehr die plattdeutsche Sprache berdrängt. Die Einrichtung wird die beiden Dinge: Liebe und Tod. Zwischen diesen beiden Bolen nach Berufskreisen geplant und einheitlich durchgefüht werden. ichwingt ihr Wesen, und sie sind im Kriege die wahrhaft, die tausend­Der Aufstieg der Türkei  . Das türfische Unterrichts. fach: Leidenden. ministerium hat beschlossen, ein eigenes Gebäude für die Universität in Konstantinopel   bauen zu lassen, deren einzelne Fakultäten gegen­Als ein einziges Gedicht haut sich dieses Buch auf, als eine wärtig in verschiedenen weit von einander liegenden Häusern unter­einzige Klage und ein welterschütternder Schrei. Dieses Buch ist gebracht sind. Außerdem wird ein befonderes Gebäude für eine Das hatte er nun davon, daß er flüger hat sein wollen als der ein hoher bishterischer Gewinn. In Eleonore Kaltowsta ist eine allgemeine Bibliothek gebaut werden. Auch ein Kunstmuseum foll Dichterin aufgeftanden von einer Wortmacht, die die Seelen fortreißt. lerrichtet werden.

Das machte er ein paarmal, aber da hatte ihn der Jäger ge fehen, der ging unten vorbei, und brannte ihm eins hinten vor. Und- parblaug fiel er durchs Dach durch, bem Bastor auf ben Schalldedel, hoppste hoch und kam auf die Orgel zu fizzen. Da mollte er sich hinter die Orgelpfeifen bertriechen. Aber die Männer sind mit der Leiter gekommen, der Küster hat ihn beim Ohr genommen und alle Knochen taten ihm meh...

Graf Zeppelin.