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Aus alledem ersieht man, wie unsinnig die Behauptung In Gliedern zu Bieren nehmen fie Aufstellung. Der Namens-| Flaggenstod ist Salt. Runter vom Gaul und schnell hinein in die ist, der Sozialismus sei eine rein tritische und verneinende aufruf durch den deutschen Vorarbeiter geht im Handumdrehen schattige Bude. Pardon: Herrenhaus. Unser Zeug ist pitschenaß; Kraft. In den Fragen aller Art schafft er gleichzeitig triti- vor sich. Johlend und fingend ziehen fie von dannen. Da es sich ausziehen, abreiben, neu einfluften, ist eins, zwei, drei, geschehen. sches und schöpferisches Werk, Taten der Opposition und Taten bei dieser Arbeitsstelle um einen großen tiefen Einschnitt handelt, der Organisation. Und darin liegt zweifellos der entscheidende der dicht beim Lager liegt, sehen wir die ganze Gesellschaft schon Grund seiner Fortschritte. Er wird immer mehr als die richtige emjig am Wert, als wir 10 Minuten später mit dem Schachtmeister Lösung sich erweisen, oder wenn man es lieber anders sagen die Arbeitsstelle abgehen. will, als das einzige System von Lösung.

Ein Arbeitstag am Kilimandfcharo.

Bon Ingenieur Julius Ligodi, Bana refu.¹)

Der Verfasser war als Ingenieur des Ver­messungsfaches für eine Berliner   Eisenbahn- Bau­gesellschaft in Deutsch  - Ostafrita bei den Vorarbeiten und dem Bau der verlängerten Usambarabahn tätig. Es ist noch stocfinstere Nacht, als der Weder um 4 Uhr raffelt. Der Morgenwind weht frisch durch unser" Heim", cine leine Strohbude.

Rasch hat die teure Gattin die Küchenmannschaft im Schwung. In wenigen Augenbliden prasselt draußen das Feuer in der Küchenhütte, und kaum hat der Herr Massai unsern Jumbo) ge­sattelt, steht auch die Suppe fertig auf dem Tisch. Während ich meinen Adam stärke, wird die Futterkiste zurechtgemacht. Um 125 1hr ist auch meine Leib- und Meßgarde, 12 Mann hoch, mit dem Arbeitszeug abmarschbereit in Reih und Glied aufgestellt. Im guten Schritt, noch im Finstern, reiten wir ab, nach Norden auf unsern Berg der Geister zu. Mitten in der Wildnis bleibt meine Frau mit dem schwarzen Haus- und Lagerpersonal zurüd. Ohne Angst zu haben, liebe Referin.

Mein Jumbo trottet wacker dahin; vor ihm als Pfad- Leuchter ein Schwarzer mit der Sturmlaterne. Minute um Minute streicht dahin. Die Hhänen lassen, nicht weit vom Wege im Busch, ihr letztes Morgenlied ertönen, u- u- iet, u- u- iet. Ab und zu hört man auch noch einen Leoparden heulen; aber der Herr der Steppe, Bana fimba), er schweigt. Er schläft schon wieder und verdaut fein Nacht mahl. Ganz langsam beginnt sich das Dunkel der Nacht aufzu­hellen. Es ist nämlich ein Märchen, verehrter Leserkreis, daß in den Tropen, plötzlich, ohne Uebergang, die Nacht dem Tage weicht. Die Dämmerung dauert auch hier gut eine halbe bis dreiviertel Stunde. Bald nach 46 Uhr scheuchen wir unsern Laternenmann nach hinten. Der schmale Buschpfad, einst von Elefanten zuerst ausgetreten, ist schon so weit zu erkennen, daß wir ohne fünftliche Erleuchtung auskommen. Immer mehr naht der Tag.

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Plöhlich, als wir um eine Bergnase biegen, taucht der Kibo) in der Ferne auf. Unser höchfter deutscher Berg zeigt sein Antlik. Der obere Teil, ewig mit Schnee und Eis bedeckt, wird gerade von den ersten Sonnenstrahlen getroffen. Der Anblid ist so über­wältigend, daß ich mein Zier pariere und mit furzer Handbewe gung auch meinem Gefolge Halt gebiete. Andächtige Stille, tiefes Schweigen ist um uns. Noch liegt alles im wefenlosen Scheine, mur des Berges schimmernde Krone gibt unserm Auge Halt. Ich gehöre in der Heimat schon lange nicht mehr zu den Frommen im Lande, doch jetzt packt es mich wieder. Die ewige Bangnis vor der Unend­lichkeit, vor dem Unbegreiflichen schlägt mich in ihren Bann. Sagt utir, was bedeutet der Mensch?" Tiefste Ehrfurcht nimmt von meinem Innern Befih; ich neige mein Haupt vor der Urmacht. Doch der Tag fordert sein Recht; ein leiser Rud und weiter gehts. Ein Biertel vor Sechs, fast ist es heller Tag, tauchen die ersten Hütten am Wege auf, die uns die Nähe vom Lager unseres Schacht­mreifters anzeigen, dem wir unsere Morgenbisite zugedacht haben. Neben der eigenen Arbeit haben wir noch die Aufsicht über die Erde arbeiten usw. auszuüben. Ab und zu verspüren wir also den mora­lischen Drang, unser väterliches Auge auf den richtiggehenden Ar­beitsbeginn zu werfen. Unser Jumbo hat inzwischen auch schon Wind bekommen, daß ein befreundeter Stall in der Nähe ist. Viel­Icicht spielt auch eine stille Liebe mit. Kurzum, auf einmal hebt er den Kopf, fängt ganz furchtbar an zu wichern, und ab geht er. Sein stolzer Reitersmann immer mit. Mit Huffa und Halloh stürmen wir durchs Lager und erst unweit der Ställe läßt sich mein Roß" zügeln, so daß wir halbwegs anständig beim Herrenhaus  " ( Strobbude wie oben) vorreiten können.

Unsere lieben schivarzen Brüder, 300 hat dieser Schacht, find eilenden Baufes dabei, ihre Arbeitswilligkeit an den Tag zu legen.

Beatus Mensch.

Bon Curt Mored.

Wir standen auf der Hauptstraße von Siaje und schauten nach Osten, wo die Dämmerung glafig wie Starrkrampf den Himmel überkroch. Das Dorf lag als eine ausgekohlte Schlackenhalde um uns herum. Nur die faltigen Mauern einer Fabrik ragten unversehrt noch, und dort hatten wir unser Lazarett eingerichtet.

Die dürre Straße war ausgefurcht vom schweren Rollen der Wagenzüge, zerrissen wie ein Flußbett nach der Früh­jahrsflut. Wir standen in ihrem weichen Staube und jahen ostwärts, wo die Schlacht ging. Dort lagen die Kämpfenden unter dem Brüllen von tausend Geschützen, deren Dröhnen in schweren, maßlosen Wogen an die Dine unserer Stille rollte. Sie überschütteten uns mit zerreißendem Lärm und schwollen über uns hinweg, bis sie in der Ferne, wo die Karpathen wie eine hohe Küste des Friedens stiegen, zersprigten.

Bald können wir uns verabschieden.

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Besondere Schmerzen des Herrn sind zu Notiz genommen, um die verehrliche Oberbauleitung damit zu erfreuen. Diese befindet sich in Buiko, am Ende der fertigen Bahn, also am Beginn der Neu­bauftrede. Mit Freuden wartet sie darauf, von ihren Sektions­Ingenieuren reichliche Zuschriften zu bekommen. Manchmal freut sich der Ober auch nicht und ist sogar so unfreundlich, das zum Aus­drud zu bringen. Na, reden wir lieber nicht drüber. Unsere Meßgarde ist wieder vollzählig bei uns. Gemeinsam ziehen wir in den Busch hinein. Einige Kilometer weiter soll ein Bahnhof hindommen und den wollen wir genauer pimern.5) E3 ist nicht mehr weit von 7 1hr, wie wir unser Instrument aufstellen; ausgerechnet jebt gerade kommt die liebe Sonne über das Pare­Gebirge) hinweg. Ehe sie sich aber auf unser Instrument stürzen tann, steht auch schon der große Schirm( Saliber Marktfrau) zur Abwehr geöffnet da. Nun geht alles seinen Gang. Meine Leute find alte Meßleute, einer von ihnen kann sogar das Instrument aufbauen, manchmal etwas windschief zwar, aber es fällt wenig­stens nicht umn.

Wir arbeiten unsern Paß.

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Nach geraumer Zeit nach der Sonne und unserer Magen­beklemmung zu urteilen, muß es ungefähr 10 Uhr sein, be­schließen wir zu frühstücken. Drei Mann erhalten Anweisung zu den Borbereitungen unter dem nächsten schattigen Baum. Der Futterfiftenmann flopft drei kurze Pfählchen in die Erde, darauf kommt unser mitgebrachter Topf mit dito Wasser, und mit einigen trodnen Zweigen wird ein lustiges Feuerchen entfacht. Zwei Mann machen ein feines Plätzchen von Strauch und Dornen frei. Ehe fünf Minuten vergangen find, ist der Langstuhl aufgebaut und wir fönnen einen Berschnaufer bun. Schon kocht das Waffer, fir Grbsmehl ran und bald meldet der Feldtoch:" Bana, jote tajari"). Ach, wie schmeckt du prächtig. Als Zukost ein Endchen Salami mit Butterbrot. Nun soll einer sagen, was' ne Sache ist. Mitten im wilden Afrika  . In einer halben Stunde haben wir ausgemahlt. So lange dauert es manchmal in Deutschland   auf dem Lande, ehe im Dorf- Wirtshaus das Feuer im Herd brennt.- Es wird weiter geschafft.

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Unser nötiges Pensum ist erledigt, als die Sonne scheitelrecht 12 Uhr mittags. Bei uns hat der Tag nämlich zwei Schich­Vormittag Außendienst, nachmittag häusliche Bearbeitung Schreibftram, d. h. wenn nichts dazwischen kommt. Wir paden ein und hau'n ab.

Unser Jumbo tritt wieder in Funktion, und in schlankem Trabe, auf fürzerem Wege, gehts nach Hause. Der Herr Massai folgt dicht auf, das macht ihm gar nichts. Die Kolonne fann sich Zeit laffen.

" Tajari, mtoto   lette schatulla".12) Es gibt, wie fast täglich, zur Einleitung Brühe aus Rinderfilet mit Einlauf aus Eiern. Dann noch ein paar Kleinigkeiten. Raum ist der letzte Bissen hinunter, liegen wir auch schon im Langstuhl. Unsere liebe Frau seht sich dazu, um die Fliegen unserm Schlummer fernzuhalten.

Ein kleines Stündchen süßer Ruh, schon ruft wieder die Pflicht. Der Lagerwächter meldet:" Bana, mjungu tatuja".) Richtig, ein Bur kommt, die Ankunft seines Reiswagens melden, der in mein Magazin entladen werden soll. Unser Lager liegt zwar oben am Fuße des Gebirges, 2 Kilometer vom Fahr" weg ab, ich habe aber bis dahin einen ganz netten breiten Weg durch den Busch frei­schlagen lassen. Trotzdem meint der Herr frachtfahrende treu­herzige" Bur, er könne mit dem Ochsenwagen nicht bis zu mir fahren. Und richtig. Als ich schnell meinen Jumbo nehme und hinunterzodele, liegen die Reissäde schon am Wege. Mit so einem störrischen Menschen wie einem burischen Frachtfahrer nun erst großes Schauri14) abzuhalten, wäre völlig verlorene Zeit.

Es muß also alles an Schwarzen heran, was Arme und Beine hat. Gegen Abend liegt der Reis wohlverwahrt im Lagermagazin, als Referbe auch für andere Kolonnen. Meine Berechnungen und Pläne durften sich inzwischen ausruhen.

Die Sonne steigt nun schon in die Steppe am Meru hinab. Es geht auf 6 Uhr zu. Wir fangen an, Feierabend zu machen. Grſt allgemeine große Schauri über die morgigen Arbeiten, was alles mitzunehmen ist. Wieviel Pfähle, Farbe, Stangen usw., usi. Dann gibt's Poscho.15) Jeder empfängt ein und ein halbes Pfund Reis, und nun steuert alles damit seinen Hütten zu.

Unser Arbeitstag ist zu Ende. Während die Sonne am Ver­löschen ist, schlendern wir beide Hauptpersonen, und Bor nicht zu vergessen, noch eine Viertelstunde auf und ab. Und Klöhnen. Erst was der Tag brachte und der morgige bringen soll, und dann ein ganz kleines bißchen, wie immer, von zu Hause. Von Berlin   na­türlich. Erst ein Jahr liegt hinter uns und noch 18 Monate sind abzureißen. Aber gang langsam, wie aus weiter Ferne, zieht die Heimkehr allmählich in unsere Gespräche hinein. Noch einmal gibt's Schafulla, dann geht es bald Kulalla.16) Gut zwei Stunden sind noch den Büchern und Zeitungen gewidmet. Darauf heißt es: Kussima taa, Lampen aus.

Anmerkungen. 1) Der lange Herr. 2) Maultier. 3) Der Herr Löwe.) Der höchste der beiden Gipfel des iklimandscharo­Gebirgsstockes( 6010 Meter). 5) Vermessen.) Gebirgszug im Norden Deutsch  - Ostafrikas  , an dessen Fuß die Nordbahn entlang= zieht. 7) Herr, alles fertig. 8) Effen. 9) Große Dame( Herrin). 19 Großer Herr! 1) Viel Krach. 12) Bin fertig, Knabe bringe Essen. 13) Herr, ein Weißer kommt. 14) Verhandlung. 15) Nah­rungsmittel. 16) Schlafen.

Utopisten".

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Man schreibt uns aus bürgerlichen Streifen: Jm Juni 1915, Diesmal vergeht taum eine mappe Stunde, als sich in der nachdem Italien   den Krieg erklärt hatte, schrieb ich in mein Ferne unser Lager zeigt, das auf einer fleinen Bodenwelle liegt. Tagebuch: Vierzig bis fünfzig Sozialisten waren es, die im italienischen Die große Lagerflagge, schwarzweißrot, flattert von hoher Stange lustig im Winde. Ich forme meine Hände zum Schallverstärker, Barlament gegen den Raubkrieg stimmten. Sie allein hielten unter und Scha- tul- la") hallt es weittönend ins Land. Mein Hunger ein paar Hundert Parlamentariern Herz und Hand rein, sie ver­es, den ekstatischen Tanz der Bürgerlichen  " um ist zwar noch gar nicht so mächtig, aber Scha- kul- la" flingt so abscheuten hübsch und gut in die Ferne. Richtig, faum erschallt mein Ruf, das goldene Kalb der Verblendung, des Erkauftseins mit­taucht aus schattigem Haus eine weiße Gestalt auf. Die Bibi fuba) zutanzen. Sie handelten nach ihrer uneigennügigen, gedanken­hat den Ruf des Bana kubato) vernommen. Auch andere Gestalten reinen Weltanschauung, die den Frieden unter der Menschheit sieht man bald hin und her huschen. Das Lager gerät in Bewegung. will und ihn für möglich hält. Die Weltanschauung der Bürger­Mes rührt sich. Besser ist beffer. Denn man fann nie wissen, ob lichen im Barlament Italiens   war Eigennut, Gedankenfünde. Darum der Bana kuba voll guter Laume zurüdfommt. Dann gibt's nämlich wurde das Volk des sonnigen Südens auf den Blutanger gejagt. Allenthalben im Bürgertum" Deutschlands   wurde die Vernunft, Relele mingi), wenn nicht alles in Ordnung ist. Nicht die Charakterfestigkeit der italienischen Sozialisten gepriesen. zulegt von jenen, welche sonst die Sozialisten als Utopisten" ab­tun, besonders soweit deren Auffassung über den Weltfrieden in Betracht kommt. Sonderbar, daß man so kräftig mit der Friedens utopie" der italienischen Sozialisten sympathisierte, einer Utopie", die doch nur aus der sonst in Bausch und Bogen als utopisch er­flärten Weltanschauung der Sozialisten erwuchs!"

Aber der Herr ist fröhlichen Herzens. Immer und immer wieder hallt sein Scha- kul- la" von den Bergen zurück. Fast sind wir am Ziel; da auf einmal bricht's durch die Büsche: Bor stürmt an, mein treuer Bor. Er kann sich kaum lassen vor Freude. Was so ein Hund doch für Gefühle an den Tag legen kann. Manche Menschen sind die reinen Eisklumpen dagegen.

Num kommt auch wieder Leben in unseren Jumbo, der beim gleichmäßigen Trott im glühenden Sonnenbrand beinahe eingeduselt wäre. Die letten paar hundert Schritte geht's heidi. Dicht am

befördern, solange die Züge durch eine gesprengte Brüde ge­hindert waren, an uns heranzukommen.

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Als es im Mai 1915 ganz außer Zweifel war, daß Italien   auf der Kippe stand, hatte Europa   beinahe zehn Monate eines frisch­

" Ich weiß," sagte ich unbeirrt, auch darin find wir uns alle gleich aus dem Dasein tonimen wir alle..."

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Er machte eine große Bewegung und wies mit der Hand zum Osten, während er antwortete: Bon dort wo die Sonne aufgeht... Daher bin auch ich gekommen..."

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Unter den lekten, die an diesem Abend eingeliefert Sein Gesicht öffnete sich einem großen Verwundern, und wurden, war ein Mann, der feine Uniform trug. Wie die er schüttelte den Kopf. Wer fann mit Gewißheit sagen, daß Leute des Landes war er gekleidet. Er hatte eine Kugel in jer aus dem Dasein kommt? Es ist nicht jedes Leben ein den Rüden bekommen. Ich fragte ihn nach seiner Veriun- Da- Sein. Mein Leben war Da- Sein." dung, aber er antwortete nicht; er sah mich nur mit weit auf- Nun ja," lenkte ich ein, aber ich wollte wissen, aus gebrochenen Augen an, als verstünde er meine Sprache nicht, welcher Gegend Sie stammen... und in diesen Augen war noch das Licht, das dem Himmel dieses Abends schon longe entglitten war; sanft versunken ruhte es zwischen den Lidern. Ein Soldat, der dabei stand, antwortete für ihn, da der Fremde schwieg. Seit Tagen war er ihnen gefolgt, suchte die Felder nach Verwundeten ab, erntete unermüdlich ein, was er zwischen die Furchen der zer­wühlten Erde geschleudert fand und schied nicht Freund von Feind. Als er in einem erfämpften russischen Graben aus einem Zeichenhaufen Atmende aufdeden wollte, schoß ein mongolischer Hund, der mit zerrissenem Bein in Stroh ver­wühlt lag, ihn in den Rücken. Er aber schüttelte nur den Kopf und schleppte den Asiaten zum Verbandplatz. Die Kugel war nicht tief gedrungen, aber sie hatte die Kraft aus dem Körper enibluiten lassen.

Wir hatten einen Blick über das Land, das von der Flanke Der Berge abfiel und sich zum großen Strome hinunterstufte. Auf dem Gefälle der Wege zogen dunkle Kolonnen: neues Korn in die Mühle des Krieges, die in der Ferne malmte und Nun lag er mit einem frischen Verband auf seinem immer neue Massen schlang, während sie ihren Abfall in Bündel Stroh. Ich beugte mich zu ihm, denn Teilnahme fotigen, blutigen Haufen brutal answarf und abstieß. Die breitete in mir sich aus, und fragte nach seinem Namen; er ersten Verwundeten hatten wir versorgt. Sie waren verwar fein Soldat, und ich durfte ihn stillschweigend nicht auf­bunden und lagen in der ausgeräumten Fabrikhalle nebenein- nehmen. Auch wußte ich über ihn nichts weiter, als was ander auf dem Stroh, einer neben dem anderen, ganz fachlich geordnet wie Aftenbündel- Aftenbündel zum großen Ge­richtstag der Völker... Und es standen, blutig geschrieben, Anklage um Anflage auf ihren Seiten... Doch das war nicht unsere Sache... Wir hatten an anderes zu denken; auf die neuen warteten wir, die kommen sollten, und schauten gegen Often. Und sie ließen uns nicht lange warten. Zang­fam kamen die Wagen die ansteigende Landstraße herauf; fic brachten schwere Ernte heim von den grauen Feldern der Schlacht.

Ginen nach dem anderen hoben die Träger herab; die Schwerverwundeten lagen auf ihren Bahren wie die ge­meißelten Steinmänner auf den Grabmälern in unseren Kirchen. Die, welche gehen konnten, schleppten sich selbst heran. Noch alle trugen sie die Geschosse wie Samenförner ins Fleisch eingefapfelt. Ein Schorf von Blut und Staub truſtete auf ihren Uniformen und den durchbluteten Verbänden. Einigen brach schon das lohende Fieber aus den gehöhlten Augen. Und brinnen gliederte sich die Kette der Verwundeten aneinander. Wir mußten alle da behalten, konnten sie nicht weiter aurück

jener Soldat mir erzählt hatte: eines Tages war er dagewesen und ihnen schweigend gefolgt.

Er drehte mir langsam sein in Dämmerung versunkenes Gesicht zu, ein Strahl der Lampe umschnitt mit Glanz sein Profilch heiße Mensch..." sagte er ernst.

sch lächelte." Mensch... So nennen wir uns wohl alle," entgegnete ich.

" Sa," sagte er, doch es sollten nicht alle diesen Namen tragen... ch aber heiße Mensch... Beatus Mensch..." Beatus Mensch...?" wiederholte ich.

" Ja," erwiderte er. Erscheint es Ihnen so sonderbar? ch trage den Namen aller, und er macht mich namenlos... Er ist in aller Mund und alle verschweigen mich, wenn sie mich nennen...

Woher kommen Sie?" fragte ich weiter.

Aus dem Dasein..." antwortete er und richtete seine heißen Augen wie zwei verschleierte Sonnen auf mich.

Seine Stimme ging wie weiche Musik in mein Gehör, sie löste in seinen Worten den Klang des Sonderbaren auf und bezvang Widerstrebendes in mir,

Nun, ich war es gewohnt, daß Männer, die monatelang unter dem mürbenden Hämmern der Geschüße gelegen, durch) deren Hirn die Ungewißheit von Tod und Leben gekreist, in verworrenen und unflaren Worten redeten; aber dieses Mannes Sprache war in einer anderen Weise fremd und un­gewöhnlich. Es war nicht Widerhall frommer Legende, der aus ihm flang, nicht berauschte Frömmigkeit; in ihm war großes Erlebnis und redete in Worten, die wie Strahlen der Frühsonne in den Lauschenden fielen. An diesem Manne war Besonderes, fühlte ich.

So grub ich mich weiter mit Fragen an sein Innerliches heran. Ich forschte ihn aus nach dem Antrieb und Sinn seiner Handlung. Und jeder Frage hallte aus ihm Antwort wider, während seine Erlöseraugen tieferen Glanz entstrahlten.

Er schien erfüllt vom Bewußtsein einer höheren Be­rufung, die sein Wort mit Klarheit durchbrach. ch durfte sein Wesen nicht frank nennen und mußte mich doch hüten, an Geheimnisvolles zu glauben. Etwas, das ihn über Gewöhn­liches hinaushob, lebte stark in ihm. Es fonnte Gläubigkeit sein, Frommheit, Fanatismus.

Ich beugte mich tiefer an sein Ohr und fragte Icise in ihn hinein: Schmerzt die Wunde?"

" Nichts ist ohne Schmerz," sagte er; mich schmerzen die tausendmal tausend Wunden, die jeder Tag schlägt; aus allen aufgerissenen Abern blutet mein Blut, mich durchzuckt aller Krampf der Sterbenden, meine Kehle zerreißt der Schrei aller Gemordeten, und die Glut der Fiebernden loht mich aus..."

" Sie lieben den Frieden," flüsterte ich. Warum haben Sie sich in den Kampf begeben? Was haben te erlebt, Beatus Mensch, daß Sie so wund sind, wund bis an die Htrn­Haut...?"

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Meine Seele ist durch das Leid der Welt gewandert; nun darf sie heimkehren und Ruhe haben..." antwortete er. Heiligkeit war in diesem Mitfühlen aller Schicksale und strahlte aus ihm. Unsere Stimmen flangen gegeneinander wie Ruf