35. Jahrgang.« Nr.HOettage Zum„vorwärts" Serlmer voiksblattSerlin, IS. Lebmar 791SMeine Zeit.Gesang und Riesenstädte. Traumlaivlnea,Derblahke Länder, Pole ohne Ruhm,Die sündigen Weiber, Rot und Heldentum,Gespensterbvauen, Sturm aus Eisenschienen.4Ja wolkenfernen trommeln die Propeller.Pölker zerstießen. Pucher werden hexen.Die Seele schrumpft zu winzigen Komplexen.Tot ist die Kunst. Die Stunden kreisen schneller.Oh, meine Zelt! So namenlos zerrissen,So ohne Stern, so daseinsarm im wissenwie da, will keine, kein« mir erscheinen.Roch hob ihr Haupt so hoch niemals die Sphinx!Du aber siehst am Wege rechts und linksFurchtlos vor Lual des Wahnsinns Abgrund weinen!Wilhelm Klemm.-—#Die ruMche Gegnersthast gegen denletzten öeutfttz-ruPjchen Handelsvertrag.Der letzte deutsch-rusfisSe HandelSvcrlrag ist von vielenRussen, die leineswegö gescbtvorene Dcutschenfeinde warenals Zlusbeutunz der Notlage Ruszlar.ds nach dem japanifckienKriege verschrien worden. Diese Ansichien waren-in be-stimmendes Motiv der russischen Entente- und Kriegspolitik.Darum schien es uns jetzt, da neue Handelvertragsverhand-lungen vor der Tiir stehen, notwendig, von einem gutenKenner des russischen Wirtschaftslebens eine Darstellung derrussischen Auffassung geben zu lassen. D. R.!Seit dem Abschluß des ersten deutsch-russischen Handels-Vertrages vom Jahre 1894 und insbesondere des am 1. März1906 in Kraft getretenen ergänzten und etwas abgeändertenneuen Handelsvertrages haben sich die Handelsbeziehungenzwischen den beiden Staaten mächtig erweitert. Darin glaubtman die Berechtigung zu der Meinung zu finden, Rußlandfei mit dem bis zum Kriege geltenden Handelsvertrag nichtschlecht gefahren. Darauf ist jedoch zu erwidern, daß nichtnur die Höhe, sondern auch der C h a r a k t e r der Beziehungenwichtig sind, nm Schlußfolgerungen zu ziehen.Rußlands Einfuhr und Ausfuhr und die BeteiligungDeutschlands an beiden ist aus folgender Tabelle, in der dieZahlen Millionen Rubel darstellen, ersichtlich:Das herz.Von Fritz Müller.AIS das Trommelfeuer den dritten Tag um ihn prasselte, hattefein Mufikerherz eine Johann-Sebastian-Boch-Viston. Der Himmelwölbre sich zu einem Dom. Die alte Orgel in der LeipzigerThomaSllrche löste sich aus einem Pulvcrnebel. Johann Sebastiangriff in die dünnen, gelben Tasten. Die Granaten traten an zueinem Choral. Und mitten auS dem Choral stieg ein Lied, einsilberfarbig Lied. Er lag mit angeschlagenem Gewehr im vorderenGraben und horchle angestrengt über den Gewehrschaft weg. Ah,jetzt wurde es ganz deurlich:Bist du bei mir,Geh' ich mir FreudenZum Sterben und zu meiner Ruh',Ach, wie vergnügtWar' io mein EndeEs drllckien deine lieben HändeMir die gelreuen Augen zu.Er war auf einmal arg dankbar. Daß ihm der alte Bach gerodejetzt mit seinem LiedlingSIrede aushalf I Mir dem Liebe, das er feinergetreuen Bachin zu Lob und Preis selbst gedichlet halte. Aus seinerMufik heraus, in ieine Musik hinein. Ein gläubig Kind am Meeres«strand spielt mir Muscheln. Aus einer rollt ihm eine iüße Perle zu.DaS Kind war Bach, die Perle war das Lied:»Bist du bei mir.'Das Kind Hub mit geschlossenen Augen an. An einer Sielle in derMille ichlug es sie aus, groß, strahlend:.Ach, wie vergnügt..Was für eine Kraft von diesem Wort ausströml«! Bergnilgt, imSterben noch vergnügt— großer Bach, jetzt weiß ich es, ausweichem Born dein Werk in deine großen Kinderhände rauschte—»Ach, wie Der—'Eine Granate riß hknter dem„ver' die zweite Silbe fort indie Lüfle. Der Soldat zersprang. Was sterblich an ihm war, ver«pulverre mit der Silbe.ver'. Em zuckend Herz fiel aus demKörper in den Sand, hüpfte umher und suchte nach der zweirenabgeriiienen Silbe—.Ach. wie ver—. ach. wie ver—, ach, wie V«—'••- und fandsie nicht, und fand sie nicht...Aus diesem Zahlen erhellt, daß die deutsch-russischenHandelsbeziehungen für Rußland von sehr eminenter Beden-tung sind. Deutschland deckte im Jahre 1912 46 Proz. derGesamteinfuhr Rußlands lim Jahre 1896 erst nur 32 Proz.,im Jahre!913 schon über 56 Proz.), während es nur 30 Proz.der russischen Ausfuhr(im Jahre 1896 27 Proz.) aufnahm.Gegen die russischen Einwendungen, daß der russisch-deutscheAußenhandel passiv sei. d. h. Rußland führe für einenhöheren Betrag aus Deutschland ein als es nach dort aus-führe, wird deutscherseits der Fehler der russischen Ausfuhr-statistik ins Feld geführt, demzufolge die russische Ausfuhrnach dem Westen Deutschlands zum großen Teil als nachHolland und Belgien gehend registriert wird. Deutscherseitswird berechnet, daß der deutsch-russische Handel zugunstenRußlands aktiv ist. Da aber Deutschland beträchtlicheSummen in Form von Dividenden, Zinsen, Frachten usw.aus Rußland bezieht, so ist wenn nicht die Handels-, sodoch die Zahlungsbilanz für Rußland in hohem Maßepassiv.Außerdem wird darauf hingewiesen, daß der Charakterdes Warenaustausches zwischen Rußland undDeutschland immer mehr sich so gestaltete, daß RußlandLebens- und Futtermittel sowie Rohstoffe lieferte, währendDeutschland Fertigfabrikate in immer steigendem Maße ein-führte, was neben dem Umstände, daß Rußland immer mehrvon der Fortführung der russisch-deutschen Handelsbeziehungenabhängig wurde, zur Prägung des Ausdrucks geführt hat,Rußland sei auf dem besten Wege, eine Kolonie Deutsch-lands zu werden.In der negativen Stellungnahme zum Handelsvertragunterscheiden sich die Beweggründe der landwirtschaftlichenund der industriellen Kreise, wobei innerhalb dieser ver-schieden? Jnteressentcngruppen für ihre Sonderinteressen ein-treten. Die russischen landwirtschaftlichen Kreise sehen in dendeutschen Getreidezöllen das Haupthindernis fürdie Steigerung der russischen Ausfuhr. Ganz besonders be-trachtet man das deutsche System der Einfuhr-scheine als den russischen Interessen diametral ent-gegengeseht. Die Einfuhr von lebendem Vieh istdurch verschiedenartige Bestimmungen unmöglich ge-macht und der Einfuhr geschlachteten Viehes stehendie. Vorschriften des deutschen Fleischbeschau-gcsetzes von 1900 im Wege. Dadurch werdeder russischen Viehzucht der Anreiz zur Vervollkomnr-nung entzogen, während Deutschland durch seine zollfreie Ein-fuhr für Kleie. Oelsamenkucheu und andere Futtermittel, Zoll-ermäßigung für Gerste usw. seine Viehzucht auf Kosten Ruß-lands hebe. Der Mehlzoll in Deutschland zwinge zur Ein-fuhr von Getreide, anstatt der Einfuhr von Mehl, der Holzzollmache es ganz unmöglich, bearbeitetes Produkt einzuführen,so daß drei Viertel der Holzaussuhr Rußlands nach Deutsch-land in unbearbeiteten Stämmen gehe. Mit einem Wort,die vertraglichen Vereinbarungen verfolgen den Zweck, Ruß-land ausschließlich als R o st o f f l i e f e r a n t e n in seinerwirtschaftlichen Entwicklung zurückzuhalten. Beim Holz trittdiese Tendenz noch deutlicher dadurch zum Vorschein, daßRußland vertraglich sich verpflichten mußte, keine Ausfuhr-z ö l l e sowie kein Ausfuhrverbot für unbearbeitetesHolz zu erlassen, eine Bestimmung, die überaus niederdrückendgewirkt und das Entstehen einer großen Holzbearbeitnngs-industrie in Rußland verhindert hat.Gleichzeitig beschweren sich die russischen LandwirteNun ist es aber ein Gesetz des Herzens: Was ihm beim Sterbe:,abgeschnitten wurde, danach muß es suchen, suchen. Und nicht eherkann es sterben, kann eher nicht zur letzten Ruhe kommen, bis esseinen letzten Gedanken in dieser Welt vollendet hat, bis das ab-gerissene Ende sich in die verzackte Neißnaht des zurückgebliebenenTrümmerstückes wieder«ingefügt hat.Also wanderte das Herz. Zwilchen dem Sturmgelände wanderteeS kreuz und quer durch das Kampfgetöse. Einzuwickeln suchten eSdie Pulvernebel. Aber das zuckende Herz zerteilte sie. also mur-melnd:»Ach, wie ver—, ach. wie ver—; wie heißt es doch, wieheißt es doch?' Der Granatenrauch aber konnte keine Antwortgeben.Da kamen pfeifende Kugeln und wollten eS durchlöchern. Siewußten nicht, daß die Kugel noch nicht gegossen ward, die einemHerzen, welches sucht, den Garaus machen könnte. Und sie warenbaß erstaunt, wie ihre mörderische Kraft knapp� vor dem zuckendenHerzen in die Knie sank, sich verneigte, in den Staub fiel.Das Herz aber suchte weiter und kam in die FeindeSreihen.Den zielenden Feinde» im Graben ward eS dunkel vor den Lugen:„Kamerad, vor unferm Graben hüpft was Flammendes entlang.das sieb! wie ein— wie ein Herz aus, Kamerad I'„Ach, wie ver—, ach, wie ver—', zuckle das Herz fragend alleFlinrenläuse entlang. Niemand verstand es. Nur da und dort senktesich ein Flintenlauf wie grüßend.Das Herz«ber suchte weiter und kam an die deutsche Grenze.Soldaten standen dort aus Wache. Es dämmerte..Kamerad, mir ist, als spränge dort immer waS gegen denSlacheldrabl m:.'„Vielleicht ein Frosch, he?"»Kann ein Frosch denn glühen?'»Aha, vielleicht ein Feuersalamander— komm, wir wollennäher gehen.'»Ich kann nicht, ich habe Angst, es sieht wie ein— wie einHerz aus.'„Ach was, ich werde mit den, Bajonett danach stechen, komm.'Aber da tat das suchende Herz einen letzlen großen Sprungdurch den Stacheldrah: in die Heimat hinein. Das Bajonett stachin den zitternden Draht.darüber, daß die hohen russischen Zölle auf Maschinen, Ge-rate und aller Art Jndustrieerzeugnisse ihnen eine doppelteBelastung auferlege. Die Industriellen dagegenmöchten die Jndustriezölle des ohnehin stark schutzzöllnerischenTarifes noch lveiter erhöht haben. In den Forderungen, diesie vor dem Kriege als Wünsche zum künftigen Handels-vertrag aufstellten, figurieren ganz gewaltige Zollerhöhungen.Sie wenderr ein. daß durch die handelsvertragltche Bindungeines großen Teils des russischen Tarifs(88 Tarifnummernvon 218. d. i. 40 Proz.) auf lange Zeit hinaus Rußland sichder Freiheit seiner Wirtschaftspolitik begibt.Ter Haupteinwand der russischen Industrielle« bestehtdarin, daß die Deutschen die Ermäßigung einer großen An-zahl von Zollpositioncn für Jndustrieerzeugnisse durchgesetzthaben, während die Zölle für gewisse Rohmaterialien.darunter auf Eisen und Kohle, unverändert hoch gebliebensind. Unter Führung der Schwerindustrie verlangtensie daher fürs erste die Wiederherstellung des Verhältnissesdes russischen autonomen Tarifes von 1903 und dann nochweitere Erhöhungen aller Zölle für Fertigfabrikate. ObwohlRußland Jahr für Jahr schmerzlicher das Fehlen von Roh-eisen usw. empfindet, soll also keine Aenderung des Eisen-zolles, wohl aber eine Erhöhung der Zölle für die Erzeug-nisse der Eisenindustrie eintreten. Die Magnaten derSchwerindustrie gönnen ihren Klafsenbrüdern erhöhte Ge-Winne.__.Da die von den russischen landwirtschaftlichen Interessentengewünschten Einfuhrerleichtcrungen in Deutschland nur gegenZollermäßigungen des russischen Zolltarifs zu erlangen wären,was sie auch befürworten, so suchen die Anhänger des Schutz-zolles zu beweisen, daß Rußland sich immer mehr vonDeutschland auch vom Staudpunkte der Ausfuhr emanzipiereund weiter emanzipieren müsse. Erreicht werde die Emanzi-pierung durcki die Schaffung des»inneren Marktes' fürdie eigenen Agrarerzeugnisse, das heißt durch eine Erhöhungdes Bedarfes und des Verbrauches im Lande selbst, was alsFolge des durch die Jndustricalisierung eintretenden erhöhtenWohlstandes sehr müsse. Daher sind die Jndustriellenkreiseim Prinzip gegen eine Bindung der Zölle im Handels-vertrage, tvohl aber im großen und ganzen für die Meist-begünstigung.Als eine sehr lästige und verletzende wurde die Be-stimmung deL letzten Vertrages empfunden, der zufolge Ruß-land für Riga und Libau für eine Reihe wichtigster Warenkeine günstigeren Eisenbahntarife festsetzen durfte als die-jenigcu in der Richtung nach Danzig, Königsberg und Memel.Durch diese Klausel haben die letztgenannten deutschen Städteprofitiert, und nach russischer Auffassung die russischen Häfengelitten.Die russische Sozialdemokratie hat keine Gelegenheit gc-habt, eine bestimmte Stellungnahme zu all diesen Frage« alsPartei einzunehmen. Doch ist auch ihr die Ueberzeugungeigen, daß der letzte Handelsvertrag in seinen Wirkungenschädlich ist. In der Bekämpfung dieser Wirkungen begegnensich im großen und ganzen die Interessen der russischen mnddeutschen Volkswirtschaft, wie sie von der Sozialdemokratievertreten werden. Dagegen ist es bezeichnend, daß die.russische Bourgeoisie und die ihr dienende Presse vor demKriege eine geräuschvolle Kampagne gegen den Handelsvertragführte, die in ihrer Bedeutung einer unverhüllten Deutschen-Hetze gleichkam.___»ES ist gar nichts da. es war nur eine Täuschung.„Nein, Kamerad, da hängt ein großer, roter Tropfe»«t demZinkstachel.'»DaS ist doch nichts Besonderes, das bist du doch gewöhnt..'»Mir ist so sonderbar zumute, Kamerad.'„Wie denn?'»Mir ist.-als habe ich irgendwas vergessen, etwas Zievel.'»Deine Braut?'»Ich weiß nicht.'„Oder deine Mutter?'»Ich weiß nicht, ich kann'S nicht finden, ich muß suchen,suchen..Sie starrten beide in daS Dunkel und wußten nicht, daß, wemimmer ein suchendes Herz über den Weg läuft, selbst suchsüchtigwerden muß nach etwas Liebem.Das Herz aber suchte weiter und kam in eine deutsche Stadt.Es halte geregnet. Die Straßen waren glitschig. DaS Herzrutschte aus und fiel in einen Kartoffelkeller.' Ein Händler saßdarin, sortierte und rechnete nach, wie hoch die Kartoffelpreise nochsteigen könnten.»Weiß du vielleicht, wie daS Lied weitergeht?' fragte daS Herz.Der Kartoffclhändler sah gar nicht auf im Rechnen.»BierMark zwanzig, vier Mark vierzig, vier Mark sechzig— welchesLied?'»Eine Zeile beginnt so: ,Ach, wie ver— aber weiter weiß ichnicht.'»Ich auch nicht— vier Mark siebzig, vier Mark ckchtzig, vierMark neun—*»Acki, vielleicht kannst du dich doch besinnen?'Der Händler schaute aus und sah das rote Herz aus den Keller-stufen zucken..Komisch.' dachte er,»daß diese Dinger redenkönnen.' Dann wandte er sich wieder dem Sortieren und demRechnen zu:»Vier Mark neunzig— vier Mark fünfundneunzig—'»Hast du dich besonnen?" sqgte das geduldige Herz.»Warte mal, ich hörte einst in einem Tingeltangel jemandsingen: ,Ach. wie so trügerisch sind Weiberberzen'— vielleicht wares da»-- Fünf Mark zehn— fnnj Marl zwanzig— fünf Markfünfundzwanzig—*