schon festen Boden unter den Füßen haben, kämpft es sichbesser, kann uns niemand mehr unfruchtbare Kritik odermenschheitfremden Utopismus vorwerfen. Das Ringen der.Klassen um die Macht im Staate wird dadurch jedochkeineswegs abgeschwächt, sondern eher gesteigert— dennwenn auch Fischer in der Entwicklung keinen Abschnitt sehenwill, so wird ein solcher dennoch eintreten in dem Augenblick,in dem das sozialistisch denkende Arbeiterelement das Ueber-gewicht im Staate erlangt haben wird. Darüber sollen wiruns also nicht täuschen, daß die härtesten Proben noch voruns stehen.Zur rechten Zeit hat uns aber Fischer durch sein mutigesund menschenfreundliches Buch daran erinnert, daß es nochfruchtbarereKämpfe gibt als jene, in denen Menschen-leiber zerrissen und Kornäcker zu Trichterfeldern verwandeltwerden. Er befestigt uns in der Zuversicht, daß es jenseitsdieses Krieges noch große Aufgaben gibt, für die zu lebensich lohnt. Schon dafür verdient er unseren Dank.Zdöhühner.Abendsonnenschein nach kurzem Nachmittagsgewitter. Blaß-blau schimmert der Himmel, den nur im Westen die Reste der Ge-Witterwolken lxrdecFen, die vom glühenden Feuerballe der Sonneir allen denkbaren Farben gemalt werden. Nach der sommertäg-lachen Hitze atmet Feld und Wiese erquickt den köstlichen Wohl-geruch des Ackerbodens aus und leise klingende letzte Tropfen fallenvon den Blättern der Waldbäume. Da sitzt es sich herrlich amWaldesrande, um auf den Rehbock zu Pasten, der hier seinen Wech-sel hat. Vom Kartoffelfelde tönck es„kerreck" her, als Antwortklingt aus den Rüben das gleichw„kerrreck". Das ist der Lockrufeines Männchens, das der Führer eines Rebhuhnvolkes ist, undmit diesem Rufe seine Hühner versammeln will. Von hier und daklingt deren leiseres„airrrhjk" zu mir, bis endlich die Schar bei-wmmert sein mag, und nur noch vereinzelte Rufe des sorgendenNahnes den Weg bezeichnen, den das ganze Volk auf seiner spätenWanderung nach dem geschützten Buheplätzchen für die Nacht ein-geschlagen hat.Am schönsten ist der Anblick eines wandernden Volkes amfrühen Morgen, wenn es nach kurzer Ruhe mit der aufgehendenSonne sein Tagewerk beginnt. Vorsichtig, daß kein Zweig unterden Füßen knackt, schleichen wir uns durch den Frühnebel über dieWiese heran nach dem Rain, der noch mit Schlehdornbüschen undwirrem Geflecht von Brombeerranken besetzt ist. Vom Raine ausziehen sich den Abbang des Hügels hinunter fruchtbare Felder.Auf den Rainen zwischen den einzelnen Feldstücken steht ab und znein Schlehdornbusch oder eine wilde Rose.�die mit ihrem bewehrtenGezweig? einen schwer durchdringlichen Schutz für all das Getierabgeben, das klein und geschickt genug ist, sich unier den Büschenzu bergen. Hinter dem Dornenverhau des Raines machen wirHalt, denn von hier läßt sich der Hang gut übersehen. Dicht borunserem Plätzchen lockt jetzt im ersten Sonnenstrahl der führendeHahn mit dem bekannten„kerrreck". Eine Kornstoppel zieht sich insTälchen zwischen taunassen Kohlstücken; da können wir sicher sein,daß die Hühner auf der Stoppel talwärts wandern. Ilnd richtig,keine dreißig Schritte vor uns steht der Führer und sichert mitlanggerecktem Halse. Ein prächtiges altes Männchen mit rost-braunem Rücken und graublauem' Hals, die in der Morgensonneleuchtend schimmern. Helle gelbliche Schaststriche zeichnen die Deck-federn, das ganze Rückenkleid wird dadurch wundersam und zierlichbunt. Noch bunter sind die Seiten. Hell eingefaßte brauneFlcckenstreifen mit helleren Ouerunterbrechungen ziehen sich überden schiefergrauen Untergrund des Gefieders, wie Giirklgeschmeideoder Spangen nach der Bauchsei'ie zu, die in hellem Grunde einengroßen sckwarzbraunen Huseisenfleck trägt, den der Jägqr„Schild"nennt. Der Kopf ist zierlich-cklein mit gelbbräunlichen kurzenFedern bedeckt, die um. das klare Auge einen schmalen, roten Wärz-chenring frei lassen. Wie der wachsame Hahn jetzt den Kopf mitkurzem Ruck seitwärts dreht, erhält sein Aussehen etwas Ener-gisches durch den kurzen, kräftigen, leichtgebogenen Hühnerschnabel.Junge Vögel und Weibchen sind nicht so prachtvoll gefärbt. Siebegnügen sich mit einfacherem. Kleide: grau mit etwas braun sinddie Farben des Körpers, der Kopf ist dunkel, die Augengegendheller und das ganze Federkleid überziehen hellgraue Slreischenund Fleckchen. Der Körper erhält durch seine gedrungene Formein etwas plumpes Aussehen.So zieht etwa ein Dutzend Hühner unter Leitung des altenHabnes langsam durch die Stoppeln dahin.Der Weg fübrt das Volk auf einen Wiesenstreisvn, den dieSonne bereits vom durchnästenden Morgentau getrocknet hat. DerHafrn kennt seine Gegend ganz genau. Dort, weiß er, gibt es inden Morgenstunden schon eine ausgesuchte Schnabelweide. Dennzu den Körnchen ans der Stoppel kommt jetzt der Braten. Zwischenden Grashalmen knistert es von schmackhaften Grashüpfern, dakriechen die fetten Eulenraupen und Käfer laufen einher. So reich-lich gedeckten Tisch läßt kein Hühnervol? unbesucht. Mit lautem„kerrreck" ruft der Hahn sein Volk herbei, und sie können sich alleeine Zeitlang gütlich tun, ehe ihnen die Fleischkost zuwider wirdund sie wieder zu den Sämereien von Gräsern und Feldunkräuternzurückkehren, die ihve Hauptnahrung bilden. Bis gegen Mittagdurchwandern sie auf Nahrungssuche ihr Gebiet, das. bald größeren,bald kleineren Umfang hat. Dabei halten sich die Hühner einesVolkes immer beieinander auf.Inzwischen hat die höhersteigende Sonne den Hang vom Taugetrocknet und selbst die tiefen Furchen des Sturzackers durch-wärmt. Tarthin wandert nun das Volk, das sich gesättigt fühlt,um während der Mittagszeit zu rasten. Das Scharren gehört zumHuhne. Ehe sie sich niederlassen, scharren sie emsig mit den kräf-tigen Zehennägeln flache Gruben in dem warmen Erdboden aus,der dabei zu feinem trockenen Staube zerkratzt wird. In dieseMulden drückt sich die ganze Schar auf dem Boden. Die wohligtzWärme der hellen Mittagsonne lassen sie auf sich wirken, hier wirdein Beinchen gestreckt und ein Flügel gebreitet, dort blinzelt der-schlafen aus halbgeschlossenen Augenlidern ein Auge nach demheranhüpsenden Heuschreck. Dies und jenes Huhn rüttelt undschüttelt sich, daß die Staubwolken nur so um das Gefieder fliegen.Dies Staubbad, das sie in der heißen Mittagszeit nehmen, ersetztihnen das sonst von den Vögeln gern genommene Wasserbad, vordem sie, wie fast alle unsere Hühnervögel, große Scheu zu habenscheinen. Die Wasserscheu ließ sie des Morgens ja auch nicht indie betauten Kohlstücke gehen, wo sie reichlich Futter finden könnten.Selbst ihren Durst stillen sie im wesentlichen mit den spärlichenTropfen Tau, die an den Halmen haften. Aber das trockene Staub-bad befreit sie wenigstens ebenso gut wie das Wasserbad von einemTeil der Schmarotzer, die zahlreich in ihrem Gefieder hausen, denFederlingen, Milben und anderem Gelichter.Wenn das Volk im Mittagsquartier rastet, birgt die Hühnerihre Zeichnung, die dem Boden außerordentlich ähnelt, vortrefflichvor dem suchenden Auge, das die flachen Häufchen für zufällig ent-standene Erdhügelchen halten muß, bis eine kleine Bewegung dasLeben darin verrät. Neben der rastenden Schar steht ein höbererErdklumpen, der erst in nächster Nähe sich als das aufmerksamwachende Männchen entpuppt. Regungslos aufgerichtet, wie totsteht es da, aber sein scharfes Auge erschaut rechtzeitig jede nahendeGefahr, sei es ein Hund, der wildernd die Felder durchstöbert, seies eine Katzei die leise mordgierig daherschleicht, sei es ein Raub-Vogel, der vom Waldrande mit lautlosem Fluge sich loslöst, oderauch der jagende Mensch. Vor dem Bauern, der seinen Acker be-stellt, vor dem Hirten, der mit der Schafherde auf die Stoppelntreibt, hat es keine Furcht, aber den Jäger scheint eS recht gut zukennen. Ein warnender Ruf, und die ganze Schar ist wach. Ge-duckt, jede Deckung geschickt benutzend, flüchtet laufend und schlei-'chend das Volk davon. Weite Strecken rennen sie in solchen Fällen,und vergebens sucht man an der Stelle und ihrer Umgebung nachihnen, bis von weither das„kerrreck" Kunde gibt, daß der Hahnseine Hennen und die jungen Vögel wieder zusammenlockt.Das Männchen ist der natürliche Führer des Volkes, denn erist der Vater. Ein Rebhühnervolk ist eigentlich nur eine einzigeFamilie, die im Sommer, Herbst und Winter zusammenhält unterder Leitung des Männchens. Nur im Winter löst wohl einmalein jüngeres Männchen der Familie den erprobten Führer in derWache äb. Die Spätherbsttage und der Winter sind für das Volkdie schlimmste Zeit, wenn die Nahrung spärlicher wird und dieDeckungen auf den Feldern verschwunden sind und die entblättertenDornbüsche keinen schirmenden Unterschlupf vor dem Regen mehrbieten können. Trotz allen Mangels und aller Witteruugsunbillbleiben unsere Rebhühner bei uns. Nur auZ Gegenden, die weiterim Norden gelegen sind, wandern gelegentlich grOßere Scharen zu,die bisweilen über hundert Köpfe stark sein können. Diese„Zug-Hühner" sind Gesellschaften, die sich aus einer größeren Anzahlvon Völkern auf der Wanderung zusammengeschlagen baben. Aberdiese Geselligkeit ist nur scheinbar und Folge der Notlage. Dennauch die großen Scharen der Zughühner halten streng auf Sonde-rung der einzelnen Familien an den Rast- und Ruhestätten. Ausden liegengebliebenen gesonderten Kotanhäufungen vermag manmühelos die Anzahl der Völker festzustellen, die sich zur großenSchar zusammengeschlossen haben. Geselligkeit kennen die Reb-Hühner nur im Familienverbande, und nur die äußerste Not desLebens bringt sie zur Vereinigung mit fremden Hühnern. Eifer-süchtig wird die Grenze der Familie bewacht und jeder Eindring-ling erbarmungslos herausgebissen. Aeußerst schwer ist es einemeinzelnen, etwa nach der Jagd von einem Volk allein Übriggebliebe-ncn Huhn, Anschluß an ein anderes Volk zu finden.Solange der Boden frei von Schnee bleibt, finden die Hühnernoch Nahrung zur Genüge. Wenn aber eine Schneedecke alles über-zieht, wenn nach Tauwetter der Frost darüber noch eine harteEiskruste legt, dann sind die schlechtesten Zeiten für sie gekommen.Dann suchen sie wohl auch die Gärten der Bauern auf, wo sie amGrünkohl sich sättigen, selbst vor der Stadt schrecken sie dann nichtzurück. In strengen Wintern habe ich manches Mal auf der Haupt-ftraße meiner Vaterstadt die Hühner beobachtet, wie sie mit denSperlingen im Wettbewerb die rundlichen Hinterlassenschaften derPferde nach Körnern und Schmarotzern durchsuchten. Auf demFelde kriechen sie in die Gänge, die sich der Hase unter dem Schneelieber nach meinem Rezept und Du wirst sehen, das geht auch.Erstens bist Du zwar als Kavalier über jeden Zweifel erhaben,aber ganz genau kenne ich Dich doch nicht, und zweitens mußt Duin dieser ernsten Zeit nicht so habgierig sein."Dann vertieften sich beide in die Papiere, begannen zu rech-nen und sich auf kurzweilige Art anzulügen. Theo gab den Ver-kaufsprcis, den er erzielt hatte, um die Halste niedriger an, weilKrause oben ein Mensch war, der die Wahrheit nicht immer vct-trug, und Krause rechnete dafür mit Arbeitslöhnen, für die auchmancher Bankdirektor gern Kisten genagelt hätte, natürlich nurheimlich. Ein paarmal drohten die Verhandlungen zu scheitern,erst im letzten Moment wurde, wie nicht anders zu erwarten war,eine Einigung erzielt. Das faßte Theo als Grund auf, sich anKrauses rcichbesetztcn Abcndtisch einzuladen.--Es ging vorwärts mit Theodor Ringelmeier, weil er den Geistder Zeit verstand und sich über das Umlernen, von dem jetzt jeder-mann sprach, seine eigenen Gedanken machte. Die Erinnerung anseine frühere Lebensweise verursachte ihm heiße und kalte Schauer.Er dankte seinem Schöpfer, der ihn noch zur rechten Zeit auf einenanderen, besseren Weg geführt und ihn gelehrt hatte, sich nur mitgroßen Dingen zu beschästigen, große Dinge, etiva wie die Liefe-rung von dreißigtauscnd Dosen Oelsardinen oder dem Verkauf vonein paar Waggon Hülsenfrüchten. Und je größere Airfgaben sichder Mensch stellt, um so mehr wachsen seine Fähigkeiten. Niemalsbätte Theodor vor dem Kriege, als sich noch Mieze und FrauDirektor Knollinger in die Kosten seines Lebensunterhaltes teilten,geahnt, daß in ihm ein großer Lederfachmann stecke, der das Mate-rial für Tausende von Armeetornistern oder Patronentaschen inwenigen Tagen zu liefern verstand. Mit Hilfe der„geringen Ent-schädigungen" aber, die ihm für seine aufopfernde Tätigkeit zuteilwurden, konnte er sich immer wieder nutz- und gewinnbringend be-schäftigen, so daß sein arbeitsames Leben reiche Früchte trug under zu der Erkenntnis kam, daß dem Tüchtigen doch in jeder Weisefreie Bahn gelassen sei.Allerdings hat das Leben auch seine Schattenseiten. So zumBeispiel fehlte es bei den unteren militärischen Behörden an demrichtigen Verständnis für die wirtschaftliche Bedeutung, die Theodordurch kaufmännische Betätigung erlangt hatte. Doch er tröstete sich.Das Volk ist immer dumm und weiß nicht, was ihm frommt. Dahersah sich Theo gezwungen, auch hier seinen bciveglichcn Geist waltenzu lassen. In das Musterungslokal kam er immer„vom Sana-torium aus". Dazu verschaffte er sich in seinen wenigen Muße-stunden durch eifriges Studium einige medizinische Kenntnisse, dieer dann in Stunden der Not nutzbringend verwertete. So gelanges ihm vorläufig, sein Lebensschiff zwischen den gefahrdrohendenKlippen wohlbehalten hindurchzusteuern.Ein richtiger Kaufmann läßt kein Geld unnütz liegen. So er-warb denn Theo von den Kleinigkeiten, die er verdient hatte, eineMarmeladenfabrik, der er mit kühnem Unternchmergeist sofort eineKunsthoniggbteilung angliederte, und siehe, auch dieser Versuch, dener doch nur aus Mitleid mit dem hungrigen Volke gewagt hatte,brachte Segen ins Haus. Einer Weberei in Sachsen, die sich ver-größern wollte, gab er gern die Mittel dazu, weil das VaterlandWebereiwaren notwendig brauchte. Daß ihm auch diese uneigennützige Tat von der Firma auf noble Art vergolten wurde, dafürkonnte er nichts.Als Theo des baren Geldes immer noch zuviel besaß, wurde erwohltätig. Er beschenkte das Rote Kreuz und die armen Leute solange, bis-man sich genötigt sah, ihm die silberne Medaille stir Verdienste in der Heimat zu verleihen. Die Ehrenurkunde des Bürger-Vereins besaß er ja schon, seit er um das„Kaiser-Friedrich-Denkmal"die sehenswürdige und von allen Patrioten heiß ersehnte Garten-anlag? schaffen ließ. Seiner Vaterstadt Litzkow in der ProvinzPosen stiftete er sogar einen„eisernen Hindenburg", hielt auf Ein-ladung des Bürgermeisters die Einweihungsrede, in der er die Be-völkerung zum Durchhalten ermahnte, und schlug als erster fürtausend Mark Nägel ein.Dieser Tag erhielt eine viel größere Bedeutung, als Theodorangenommen hatte. Bei dem Abendessen, das ihm zu Ehren derBürgermeister trotz aller Nahrungssorgen gab, lernte er FrauKlinke kennen und sein Herz entbrannte in'heißer Liebe zu ihr,denn sie war Witwe und alleinige Inhaberin der„VereinigtenMühlenwerke Litzkow". So entschloß er sich denn— nicht etwa,weil ihm Frau Direktor Knollinger seinerzeit den Abschied fürimmer gegeben hatte, sondern k-cil Theo durch die Zeit.in sittlicherBeziehung geläutert war—, mit Anna Klinke in den heiligen Standder Ehe einzutreten.—Von nun an wird Theodor Ringelmeier in ruhigen, Vorbild-lichen Bahnen weitergehen. Die unantastbare Reinheit seinesFamilienlebens ist schon heute stadtbekannt, ebenso wie überall seinGemeinsinn und seine mildtätige Hand gelobt werden. Vielleichtwählen ihn Litzkows ehrbare Bürger sogar noch einmal zu ihremStadtrat. Das wäre nur recht und billig, denn er wird immer aufeinen guten Ruf Wert legen und Mieze, seine liebe Freundin, höch-stens einmal besuchen, wenn ihn bestimmt niemand dabei erwischt.Also kann auch niemand etwas dagegen einwenden.zu Kohl und Rüben scharrt. Dann lernen sie bitterste Noi kennen,und manches Huhn, das bei dieser Lebensweise von Kräftenkommt, fällt seinen Feinden zur Beute. Denn auch vom Huhn giltwie vom Hasen das Wort:„alles will sie fressen". Fuchs, Katze,Marder, Iltis, Wiesel, Sperber, Hühnerhabicht, Rabe»ich Krähe,selbst der Bussard nimmt sie, wenn sie zu fassen sind.Noch eine Zeit gibt es, wo die Unruhe und Verfolgung denHübnern das Leben schwer macht, das ist im Spätsommer, wenn dieHühnerjagd aufgeht. Da trottet vor ein paar guten Schützen derHühnerhund mit heraushängender Zunge durch die in Sonnen-gluien bratenden Felder. Plötzlich steht er still, den einen Vorder-lauf gehoben, die Rute gestreckt, den Kopf etwas nach vorn gesenkt.Kein Glied rührt sich an ihm, bis die Jäger in die Nähe kommen.Plötzlich ein lautes Poltern, durch das gellend der Ruf„reprep-reprcp" erklingt, und mit schnurrenden Flügelschlägen steigt dasVolk in die Lust, um sausend das Weite zu suchen. Schüsse knallen,Federn stieben, und ans der kleinen Schar haben ein paar dasLeben lassen müssen. Der. zufahrende Hund bringt ihre Leichengetragen, die am„Galgen" an der Jagdtasche der Schützen ihreRuhestätte finden, freilich nicht die letzte: denn die ist die Pfannein der Küche, wo das zarte Gericht mundgerecht zubereitet wird.Wenn es nicht gar zu alt und zähe ist, gibt es einen wohlschmecken-den Braten ab. Das weiß man aber meistens nur aus fremdemMunde. Denn wenn man auch Gelegenheit hat, das Wildbret inden Schaufenstern der Wildhändler in Augenschein zu nehmen, soreicht doch zumeist der Mammon nicht zu, um sich ein Festgerich:aus Rebhühnern zu leisten.Freilich der tote Vogel im Schaufenster mit den anspruchslosenFarben des Gefieders macht nicht den Eindruck wie der lebendedraußen im Freien. Wer ihn kennen lernen will, muß frühzeitigdraußen sein und darf keine Anstrengungen scheuen. Aber dannhat er von[einer Mühe auch einen reich lohnenden Genuß, der ihnauf einige stunden die Mühen und Sorgen des Alltags vergessenläßt. Und er lernt sich eins fühlen mit der lebenden Natur ringsumund von dort die reinsten Genüsse heimtragen.Dr. P o p i tz.Das Lichtlein.Von Wladimir G. Korole nko.Vor langer Zeit ereignete es sich, daß ich an einemdunklen Herbstabend über einen ungewöhnlich düsteru sibi-rischcu Büß fahren mußte.»Plötzlich tauchte an der Biegungdes Flusses hinter drohenden Felsen ein Flämmchen auf. Esleuchtete hell und schien ganz nahe zu sein...„Nun, Gott sei Dank!" so ist die nächste Lagerstätte dochschon in Sicht!"Der Bootsmann drehte sich um, schaute über die Schulternach dem Feuer und griff wieder gleichgültig nach denRudern. Mit genauer Sachkenntnis murmelte er:„Es ist noch sehr weit!"Ich glaubte ihm nicht. Das Lichtlein stand doch so deui-lich vor uns und trat aus einer unbestimmten Finsternis an-scheinend immer mehr hervor!-Der Schiffer hatte aber recht.Es war in der Tat in weiter Ferne.Das ist aber die seltsame Eigenart dieser nächtlichenFeuer— sie kommen heran, besiegen die Finsternis, flimmernverheißungsvoll und täuschen über ihre eigene Nähe hinweg!Man glaubt, da, da, nur noch zwei, drei Ruderschläge—und der Weg ist beendet... und dabei— ist das Ziel nochso weit!...Wir mußten noch lange, lange immer den Fluß entlangschwimmen, der so schwarz wie Tinte sich färbte. Schluchtenund Riffe begegneten uns, kanien dicht heran, wichen zurück,blieben in: Hintergrund und verloren sich. Die Weite wurdeunermeßlich, und das Flämmchen blieb fortgesetzt auf seinemPlatze im Vordergründe, es zerschmolz, verdichtete sich undlockte, indem es immer näher zu kommen schien, während esdennoch so unerreichbar weit war...Oft mußte ich noch an jenen dunkeln Fluß denken, dervon felsigen Bergen umsäunft war, und an jenes Lichtlein,das' ihn belebte. Wieviele Flammen haben schon vorher undnachher nicht nur mich allein irregeführt durch ihre täuschendeNähe! Das Leben fließt immer noch zwischen den düsteruGestaden und die Feuer sind immer noch in der Ferne. Undaufs neue muß zu den Rudern gegriffen werden...Aber trotz alledem... trotz alledem... haben wir einLichtlcin vor uns!...Röntgenstrahlen im Kampf gegen öen Krebs.Neuerdings hat der Arzt zur Heilung auch die, Röntgenstrahlen,n seinen Dienst gestellt, und er hat damit schon schöne Erfolge er-rungen. Die wunderbaren Strahlen durchdringen gewisse Körperfast vollständig, und es wird dadurch möglich, mit ihnen gewissermaßen in die Tiefen des menschlichen Körpers hineinzubohren. Dieheilsam? Arbeit der Strahlen kann man etwa folgendermaßen zu-sammenfaffen:„Jede krankhaft wachsende Zelle und jede ungesundeAnhäufung gesunder Zellen vermögen die Röntgenstrahlen zu zer-stören oder auszuheilen." Mit ihnen ist man denn auch gegen dwfurchtbare Krankheit des Krebses vorgegangen. Dieser ist nickt?anderes als eine bösartige Neubildung von Zellen, die aus gesundenGewebebestandieileu hervorgegangen sind und die sich als raschwachsende Geschwulste darstellen. Hier müssen die Röntgenstrahlenden Stellungskrieg ausnehmen.lieber ihr Wesen herrscht auch gegenwärtig noch manche Un-kkarheit. Nach einer älteren Auffassung dachte man sich ihre Eni-stehung folgendermaßen: In der Kathodenröhre fliegen zahllosewinzige Elektronen an eine gegenüberliegende Wandung. Dort»r-zeugen sie nicht nur Wärme, sondern auch zahlreiche elektroinagne-tische Stöße im Aether. Man sprach ihnen zunächst die Natur teoel-mäßiger Actherwellen ab. weil es nicht gelingen wollte, mit ihnenjene Versuche auszuführen, die sich mit den Aeiherwellen anstellenlassen(Spiegelung, Brechung und Beugung). Indessen weiß manheut, daß zum Gelingen jener Versuche eben nur besonders feineMaßnahmen nötig sind, und man spricht die Röntgenstrahlen daherjetzt gewiß mit Recht als Aethcrschwingungen an, deren Wellen-länge aber ungemein klein ist. Teilt man ein Millimeter in eineMilliarde Teile, so dürfte eine Röntgenwelle davon nur 10 odernoch weniger umfassen. Für den Arzt und seine Arbeit ist die Längeder Wellen sehr wichtig: denn von ihr hängt die Heilwirkung derStrahlen durchaus ab. Es ist gelungen/die Röntgenschwingungenzu messen und ihnen eine gewünschte Länge zu geben. Wo sich derKranke rechtzeitig in die Behandlung des Arztes begibt, kann dieRöntgenröhre den am Krebs Leidenden in vielen Fällen noch retten.Notizen.— Peter G a st, der Schüler und Freund Nietzsches, ist inAnnaberg, seiner Vaterstadt, gestorben. Die großen Hoffnungen,die Nietzsche auf feine Musikbegleitung setzte, sind nicht in Erfüllunggegangen. Aber sein Briefwechsel mit Nietzsche sichert ihm seinenPlatz.— Das Deutsche Opernhaus wird auch im fünftenKriegsjahre eine Reihe von Ur- und Erstausführungen bringen.Unter erster«! Fritz Köuneckes„M aria Magdalena" und„M. Neuinanns„Herb st st u r in", unter den Erstaufführungen/Oberleithners„E i s c �n e r H e i I a n d" und Weiß'„PolnischerJude". In neuen Einrichtungen werden geboten: Mozarts„Cosi fan tutte", Rossinis„Tell", Herolds„Zampa", MeherbeersProphet" und„Das Glöckchen des Eremiten" von Atme Maillart.