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3. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.

Samstag, 11. August 1923.

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Nr. 186.

Vor dem Kampf der Berg- Deutschland brennt an allen Ecken und Enden.

Die gestern stattgefundene Reichskonferenz der Bergarbeiter hat beschlossen, in dem Lohn­streit, der im Ostrauer Revier entbrannt ist und alle anderen Reviere der Republik   in Mitleidenschaft zu ziehen droht, die Meinung aller Revierräte der Republik   zu berücksichtigen und auf Grund der Willensmeinung der gro­Ben Masse der Vertrauensmänner der Berg­arbeiter die Entscheidung am kommenden Donnerstag zu fällen. Wenn die Revierräte die Vereinbarung, welche vor einigen Tagen als die Lösung im Ostrauer Konflikt erschien, ablehnen, wird die kommende Reichskonferenz den Streik beschließen.

Die Stunden der Regierung Cunos gezählt. getrieben.-

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Der gestrige schwarze Freitag.

Die hungernden Arbeiter werden in den Streit Die Sozialdemokraten schenken Cuno tein Bertrauen mehr. Berlin  , 10. August.( Eigenbericht.) Aus allgemein politischen Gründen war der Reichs­tag bereit, Herrn Cuno troß der gegen ihn vorherrschenden Mißstimmung noch eine Bewäh rungsfrist zu geben; aber die Ereignisse der lezten Tage und Stunden haben aufs neue gezeigt, daß von diesem Kabinett nichts mehr zu erw rien ist. Nicht einmal die vorbereitenden Maß­nahmen hat es getroffen, um die Not des deutschen   Volles auch nur einigermaßen zu lindern. Es ist sogar nicht möglich gewesen, die Arbeiter am Wochenende in den Besiß des ihnen zu stehenden Geldes kommen zu lassen. An allen Eden und Enden des Reiches brennt es; die Arbeiter treten aus purem Hunger in den Streit; überall herrscht größte Lebensmittellnapp­heit neben einer unerträglichen Zeuerung. Aber man merkt nichts davon, daß die Regierung irgendwelche wirksame Maßnahmen zur schnellen Behebung der Not trifft. Es ist mit der Wahrscheinlichkeit zu rechnen, daß die Stunden Cunos gezählt find, aber es herrscht Ueberein­stimmung darüber, daß keine lange Krise entstehen darf, sondern daß mit dem Rücktritt des Rabinettes sofort eine neue tatkräftige Regierung zur Stelle sein muß.

Die sozialdemokratische Partei, die bisher nicht die Absicht hatte, dem Kabinett Cuno ihr Bertrauen völlig zu entziehen, hat ihre Stell ng zur Reichsregierung revidiert. Der Um schwung in der Stimmung der sozialdemokratischen Partei ist auf eine Sißung der Gewerk­schaftskommission zurückzuführen, der ein Antrag der Kommunisten auf Proklamierung eines dreitägigen Generalstreits vorlag. Dieser Antrag wurde allerdings abgelehnt, aber es wurde lein Zweifel darüber gelassen, daß die Stimmung der Arbeiter äußerst erregt sei und daß der baldige Sturz des Kabinetts Cuno gewünscht werde.

Während der heutigen Sißung des Reichstages trat die sozialdemokratische Partei zu einer Beratung zusammen und befaßte sich mit der Frage, ob sie dem von kommunistischer Seite eingebrachten Mißtrauensvotum gegen das Kabinett Cuno zustimmen soll oder nicht. Die bürgerlichen Paricien wollen das Mißtrauensvotum ablehnen. Die Haltung der Sozialdemo­fraten ist noch nicht entschieden. Auf keinen Fall werden sie dem Kabinett das Vertrauen botieren. Im günstigsten Fall werden sie sich der Stimmen enthalten. Man erwartet die Entscheidung für morgen.

ES

Ende des Berliner Bucheruderstreits. Berlin  

, 10. August. Der Buchdrucker streit ist beendet. Es wurde eine Vereinbarung erzielt, dahingehend, daß die Buchdruder in die ser Woche einen Wochenlohn von 5 Millionen, in der nächsten Woche einen Wochenlohn von 16 Millionen erhalten. Die Arbeit wird mor­gen mittags um 12 Uhr wieder aufgenommen.

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Unbeschreibliches Chaos in Berlin  . Streiks und Unruhen im ganzen Reiche Ansturm auf die Banken.- Not. gelb der Betriebe.

- Berlin  

, 10. Auguft.( Wolff.) Nach einigen Stunden der Arbeitsruhe ist der Betrieb der Reichsdruckerei in vollem Umfang wieder auf­genommen worden. Die Herstellung der Bank noten erleidet leine Unterbrechung.

Der große Mangel an Banknoten führte heute in verschiedenen Städten zu Kundgebungen und Ausständen der Arbeiter, insbesondere wer­den aus Aachen   Demonstrationen gemeldet. Auch in der Umgebung Berlins   ist es mehrfach zu Teil ausständen gekommen.

Von den Berliner   Abendblättern sind bisher wegen des Buchdruderstreits nur die Deutsche  

Die Vereinbarung bestand bekanntlich darin, daß der Lohn der Bergarbeiter um 18 Prozent, das ist etwa um zwei Kronen per Meterzentner herabgesetzt wird, daß die Un­ternehmer gleichfalls zwei Stronen nachlassen und daß auch der Staat einen Nachlaß der Kohlensteuer, der ungefähr eine Strone be­trägt, gewährt. Der grundlegende Fehler dieser Vereinbarung ist, daß die Kohlensteuer nur für das Ostrauer Revier Die Berliner   Verkehrslinien standen heute herabgesetzt wurde, und daß die brennendste im Zeichen eines allgemeinen Streits. Die Hoch­Frage, die Herabseßung der Kohlen tarife, bahn war am Vormittag gänzlich stillgelegt und überhaupt nicht berücksichtigt wurde. Durch die fonnte erst gegen Mittag teilweise den Betrieb Vereinbarung wäre eine Vorzugsstellung des wieder aufnehmen. Während es sich bei der Hoch­bahn um einen Sympathicstreit des Personals Oftrauer Reviers geschaffen worden, welche für drei ausgesperrte Angestellte handelt, brachen zum Ruin der anderen Reviere und damit bei der Eisenbahn aus Gründen der Lohnzahlun= zur Verelendung insbesondere der Arbeiter im gen wilde Streits aus. Auf dem Bahnhof Bankow Braunkohlenbergbau geführt hätte. Schon jetzt fraten heute morgens die Arbeiter sämtlicher beträgt die Steinfohlenförderung im Ostrauer Dienststellen in den Streit. Auf dem Stettiner Revier etwa 94 Prozent der Vorkriegsförde­und Potsdamer Güterbahnhof legten die Arbeiter des Betriebswerkes die Arbeit nieder. Insolae­rung, während im Brüger Revier nur 66 dessen widelte sich der Verkehr auf den Streden Prozent der vor dem Kriege abgebauten Kohle im Norden Berlins   nur mit großen Unregel gefördert werden, so daß die Braunkohle, die mäßigkeiten ab. Die Stadtbahn mußte im Laufe eine Zeitlang der Steinkohle den Markt streitig des Tages ihren Verkehr vollkommen einstellen. machte, seit ungefähr April unaufhaltsam der Konkurrenz der Steinkohle erliegt. Die in Ein Aufruf des Reichspräsidenten. vergangen, seit die Franzosen und Belgier in unser In den industriellen Betrieben machte sich gleich Land eingebrochen jind. Sie haben unser rebliches falls starle Streitstimmung der Arbeiter geltend. Rede stehende Vereinbarung hätte die Ver- Berlin, 10. August.( Wolff.) Der Reichs- Bemühen, Unerfüllbares erfüllbar zu machen, in In vielen Betrieben wird passive Resistenz geübt. hältnisse zuungunsten der Braunkohle weiter präsident hat aus Anlaß des morgigen Verfaf- tiefe Erbitterung verwandelt. Etwas Gutes für Infolge Streils in den Bahnbetriebswerk­beeinflußt, so daß die Gefahr des Zu- sungstages einen Aufruf an das deutsche   Volk er sich und Euroa haben sie nicht erreicht. Verzagt, stätten des Stettiner Bahnhofes sind im Per­sammenbruchs des Braunkohlen lassen, in dem es n. a. heißt: Das deutsche   Volk nicht! Noch nie hat ein Sieger im Rausche seiner sonenverkehr auf den nördlichen Vorortestrecken bergbaues bestünde. Es scheint, daß die hat sich eine Verfassung gegeben, jein Meich in Macht rechtbehalten. Seib euch stets bewußt, daß betrübliche Schwierigkeiten entstanden, die zur Regierung das Mährisch- Ostrauer Revier be- Frieden und Gerechtigkeit zu erneuern und zu der Kampf um Mhein und Ruhr, daß die Not der Folge haben, daß eine Anzahl von Zügen aus wußt favorisieren wollte, weil die ihr nahe- festigen und dem inneren und äußeren Frieben zu Stunde von allen Gliedern unseres Volkes selbst- fallen müssen. Der Zugsverkehr ist infolgedes­jen unregelmäßig geworden. stehende Gruppe des tschechischen Bankkapitals bienen. Gerade auf den Tag sind sieben Monate lose und große Leistungen verlangt! am Steinkohlenbergbau in Mährisch- Ostrau   000000000000000000000090002320000000000000000000000000000000000 beteiligt iſt. Schon die bisherige Abstufung der Desterreich gefährdet sei, wenn nicht Einfuhr- wenn nicht die Feierschichten die durchschnitt- Zeitung", die Germania  ", Der Deutsche   und Kohlensteuer, die im Ostrauer Revier 18 Pro- bescheinigungen und Einfuhrabgaben für die liche Arbeitsleistung herabsetzen würden, die Rote Fahne  " erschienen. Wie die Blätter zent, im Falfenauer 21 Prozent und im nord- tschechoslowakische Kohle verordnet werden. Da das gleiche Hilfspersonal erforderlich ist, melden, i es bei Großfirmen der westböhmischen 24 Prozent betrug, kam einer Man ersieht daraus, daß bei der Ostrauer ob sechs Schichten oder drei Schichten verfahren Metallindustrie, so in den Siemenswerken, bei Vernachlässigung der heiden Braunkohlen- Steinkohle die mangelnde Konkurrenzfähigkeit werden die Friedensförderung bereits über- Bergmann  , in den deutschen   Kabelwerken und reviere gleich), wozu noch kommt, daß von den gegenüber der ausländischen Stohle schon längst schreiten. Auch das Brürer Revier würde die bei der H. A. G. teilweise zu turbulenten Szenen und verweigerte die Arbeit bis Hälfte schwerer betroffen wird als die Stein- würdig ist auch, daß die Ostrauer Kohlen- Arbeiter erreichen. Jeder, der die Verhältnisse zur Auszahlung vor Vorschüssen. Der Verband kohle. So war diese Vereinbarung ohne Rück- besizer bereit sind, ihren Profit per Zent- im Stohlenbergbau der Tschechoslowakei   unvor der Berliner   Metallindustrieller hat beſchloſſen, sicht auf die übrigen Reviere und insbesondere ner um zwei Stronen herabzusetzen, während eingenommen prüft, muß zu der Erkenntnis am Samstag einen Vorschuß von 2.5 Millionen in ihren Auswirkungen auf die Arbeiter im sie noch bei den Unterhandlungen im März gelangen, daß die Arbeiter voll und ganz ihre auszahlen zu lassen, falls es gelingt, des Geld auf­Braunfohlenbergbau abgeschlossen, womit sie behauptet haben, daß sie bei der ganzen SohBflicht getan, daß sie Opfer gebracht, daß sie zutreiben. In Wittenau   bei Berlin   tam es heute vor­für die Gesamtheit der Bergarbeiter, die sich lenförderung darauszahlen. Sie haben soviel auf einen Teil des Lohnes verzichter und iroß durch ihre Solidarität stets hervorgetan hat- daraufgezahlt, daß sie jetzt noch zwei Stronen alledem ihre Leistungsfähigkeit erhöht haben! mittags bor den dortigen Fabriken zu größeren Ansammlungen von Arbeitern. Der Schußpolizei, ten, unannehmbar geworden ist. nachlassen fönnen! In der Krise des Kohlen- Wenn dies aber weder die Regierung noch die die auf Lastkraftwagen herbeicilte, gelang es, die Die Unternehmer, die mit solcher bergbaues müssen also die Herren Bergwerfs- Unternehmer voll und ganz einschätzen können, Ansammlungen zu zerstreuen und die Ruhe vie Hartnäckigkeit auf dem Abbau der Löhne be- befizer ganz gute Geschäfte gemacht bleibt den Bergarbeitern nichts anderes übrig, der herzustellen stehen, begründen ihre Unnachgiebigkeit mit haben. als der Streif. In den späten Abendstunden ist auch der dem Hinweis darauf, daß die Ostrauer Kohle Die Arbeiter im Kohlenbergbau, die Die Vergarbeiterschaft wird die Entschei- Vorwärts" erschienen, dessen Abendausgabe Das heutige mit der ausländischen Kohle nicht fonkurrieren unter Einsatz ihres Lebens jahraus jahrein dung in dem vollen Bewußtsein treffen, daß für 10.000 Mark verkauft wurde. könne, weswegen der Export stocke. Mit die schwere Arbeit der Förderung vollbringen, der kommende Kampf schwer und hartnäckig Berliner   Geschäftsleben war völlig beherrscht von dieser Behauptung steht aber die Entwicklung haben nach und nach 37 bis 40 Prozent von sein, daß er an die Solidarität, an das dem wenn auch nur vorübergehenden Stillstand 10 Uhr vormittags die Meldung verbreitete, die naten in schreiendem Gegensaß. Während in Leistungen der Bergarbeiter wie selbst der proletarische Trene aller im Bergbau arbeiten Reichsbant gebe keine Noten mehr aus, erfolgte cin des Steinkohlenerportes in den letzten Mo- ihrem Lohne nachgelassen. Dagegen sind die klassenbewußtsein, an den Charakter und die der Notendruckerei der Reichsbant. Als sich gegen der Vorkriegszeit in einem Vierteljahr nach Sohlenfachmann der tschechischen Stapitalisten den Menschen die größten Anforderungen Ansturm auf alle Banten, der aber ziemlid) ex­Deutschland aus dem Oftrauer Revier etwa Dr. Uhlig zugibt gestiegen. Im Ostrauer stellen wird. Und die Bergarbeiter verfügen folglos blieb, weil die Noten bald ausgehändigt 40.000 Tonnen Sohle ausgeführt wurden, be- Revier haben sich die Leistungen der Arbeiter nebst ihrer organisatorischen Stärke auch über waren. Inzwischen hatten sich Tausende von Raf trug deren Ausfuhr im zweiten Vierteljahr in den letzten drei Jahren um 36.5 Prozent, die moralische Kraft, einen so schweren Stampf senboten auf Auszahlungen wartend 1923 112.000 Tonnen.( Dagegen ist die also um mehr als ein Drittel gehoben. Noch um ihre Eristenz durchzuführen, weil sie alle eichsbant angesammelt, so deß Schußpolizei zu Braunkohlenausfuhr nach Deutschland   von 1921 war ein Metergentner Sohle mit 10.94 Mittel angewandt haben, um den Kampf zu Fuß und zu Pferd langsam die Straßen räumen 600.000 Tonnen auf 113.000 Tonnen gesun- Kronen Lohnkosten belastet, im Jänner 1923 vermeiden, um zu einer friedlich- schiedlichen mußte. Zu irgendwelchen länger dauernden Ber­ken.) Aehnlich steht es mit der Ausfuhr nach nur noch mit 4.58, also um 58 Prozent Erledigung des Streites zu gelangen. Die fehrsstörungen tam es dabei nicht. Die Entmuti des Geldverkehrs war aber af ein erkennbar. Desterreich. Im Mai 1923 haben die öfter weniger. Die Erhöhung der Leistung Bergarbeiter fönnen es aber nie gung der Bevölkerung über ernste Störung reichischen Kohlenwerksbesizer an die Wiener   der Arbeiter bei gleichzeitiger und nimmer zulassen, daß ihre mehrfach gaben große Betriebe die nicht über das Regierung eine Denkschrift gerichtet, worin sie er billigung der Arbeitskraft| Lebenshaltung auf das Niveau nötige Lohngeld verfügten, Notgeld aus und rich­auf die schwere Konkurrenz verwiesen, die steht also Berliner  

gelommen. Die Arbeiterschaft demonstrierte auf

Tarifen die Braunkohle mindestens um die keine solche Rolle spielt wie früher. Merfrei voller tigung der gelommen.

ihnen die tschechoslowakische Stohle madhe une fel fret f für Oftrau gana awei. Der Kriegsjahre von 1916 und teten an die Geſchäftsleute die Zitte, bicies Gelb

3 fest. Das Falkenauer Hevier hat 1917 zurückſinft! behaupteten, daß die Kohlenproduktion in die Friedensleistung schon erreicht und würde.

in Zahlung zu nehmen. Die Meldung ber Reichsbant, daß die Reichsdruderei nachmittags