18

8

n

if

$

I

3.

t

8

$

5. März 1926

Seite 5.

Eine Arbeiterhochschule in England. Durch die Nordostküste zu fliegen und dann zur Ueberfliegung| len. Die Nachforschungen der Sicherheitsbehörden| Provinzpresse täglich ähnliches und noch schlimme­Preſſe iſt unlängst die Nachricht gegangen, daß der des Nordpols mit einer dreimotorigen Fokkermaschine ergaben, daß den Diebstahl der 21 Jahre alte Jo- res Material vorbringt, dsa Agitationsbüro der Generalrat der Gewerkschaften das Geschenk der zu starten. der Labour Party   angehörigen Gräjin v. Warnin sef Nade, der bereits wiederholt wegen Diebstahls fommunistischen Zentrale Thesen für Refe angenommen und sich entschlossen hat, das alte, his tannten Abenteurers Trebitsch Lincoln  , ist wegen mehreren unausgeforscht gebliebenen Helfern ver- Rampf gegen die Trunk fucht veröffent Der Kanonier John Lincoln, der Sohn des be- vorbestraft und aus Karlsbad   ausgewiesen ist, mit renten und für die Presse(!) über den storische Schloß der Familie Warwid in eine ge. Mordes zum Tode verurteilt und am Dienstag übte. Außerdem fallen Josef Nade noch der Dieb- licht( Prawda" vom 21. Feber), in denen die 2e. Der offizielle Pressedienst der Labour Party   und der den. Sein Bater, der sich auf der Reise von Ceylon renhändlers Fügert in Fischern und der Diebstahl ben freten staatlichen Beccauf des Schnapres wieber im Gefängnis Shepton Wallet gehängt nach England befand, um ihn schen Gewerkschaften. Die Gräfin Warwick   hat dies suchen, konnte England nicht recht einmal zu be von Kleidern und Effekten aus dem Besiye des An- aufgefrischt wird. Es heißt in diesen Thesen:

Gewerkschaften erzählt nunmehr die Vorgeschichte diefer Schenkung und die weiteren Pläne der briti

-

-

ton Keil in

er in Marseille   seine Schiffsrechnung nicht bezahlen geforscht und verhaftet werden konnte, ist der Dieb onnte und dadurch einen unvorhergeſehnn Reisaufstäble größtenteils geständig und wurde vom enthalt erlitt. Kreisgerichte Eger wegen Verbrechens des Diebstah­drei Jahren schwerem Rerfer mit vierteljährig les und Uebertretung der verbotenen Rückkehr zu einer Faste verurteilt.

Messerstecherei bei einer Hochzeit. In Dre. chow( in Karpathorußland) tam es bei einer Hoch

Das bedrohliche Anwachsen der Fuselbren nerei und ihre Ausdehnung auf immer größere Kreise der Bevölkerung hat

der Mittel auf­

laufes des Schnapses als eine Frage des Ber­gerollt, durch die die weitere Ausdehnung der Fu felbrennerei eingeschränkt werben foll. Der Schnapsverkauf wird dadurch gerecht. fertigt, daß er den selbstgebrannten Fusel berdrängen foll."

Geschent nicht in einer plöglichen Laune gemacht. Seit fünfundzwanzig Jahren Mitglied der Arbeiter­partei, hat Gräfin Warwid Easton Lodge" so ist der Name ihres Familienbesizes schon seit Ein Sittlichkeitsverbrechen eines Rektors wird einer Reihe von Jahren der Arbeiterbewegung zur aus Adlershof   bei Grünau gemeldet. Rektor Wilhelm Verfügung gestellt. Schon in der Vergangenheit rant  , ein 51 Jahre alter verheirateter Mann, wurden eine Reihe von Sommerschulen dort abge- stand seit 20 Jahren im Schuldienst und wird be­balten, und das Schloß ſtand als Ferienaufenthalt schuldigt, eine Schülerin in sein Amtszimmer gezeit im Gotteshause während der Traufzene Männern und Frauen, die im Dienſte der Arbeiter- nommen und sich dort an ihr vergangen zu haben. zwischen den Hochzeitsgästen zu einem erbitterwegs den Schaden außer acht, der für die kulturelle bewegung tätig sind, zur Verfügung. Dort konnten Natürlich läßt die Sowjetregierung feines­fie fich, gegen ein kleines Entgelt, von den Mühen Nacht zum 13. Dezember v. 3. wurde in Karlsbad   war, die Gendarmerie zu Hilfe zu rufen. Bevor| Verbreitung des Schnapses verbunden ist3, aber... Drei Jahre für einen Belzdiebstahl. In der ten Streit, so daß der Geistliche gezwungen und ökonomische Entwicklung des Landes mit der ihres Alltags zu einem Milieu erholen, das an in das Konfektionshaus Krausberger einge- diefe zur Stelle war, gab es bereits einen Toten die Einnahmen, die der Staat aus dem Großartigkeit nichts zu wünschen übrig ließ: ein brochen und Pelze int Werte von 31.000 K gestoh- und mehrere Verwundete. dreihundert Jahre altes Schloß, inmitten eines rie­figen Parkes, der einen Teil des uralten Hainault­Forstes bildet; Rasen und Blumenbeete. Das Haus felbft: getäfelte Wände und ungezählte fostbare Ein­richtungsgegenstände, die von vielen Generationen hier zusammengetragen und behütet wurden, nun­mehr dazu bestimmt, denen zu dienen, die durch die gegenwärtige Wirtschaftsordnung schlossen waren, die Kultur vergangener Jahr ausge hunderte anders als in Museen zu bewundern. Ein deutsches Riesenflugzeug soll, wie Dr. Sugo Edener bei einem Vortrag in Düsseldorf   mitteilte, demnächst gebaut werden. Der neue Aeroplan, der von den Dornier- Werken in Friedrichshafen   herge­stellt wird, soll alle bisherigen Konstruktionen über treffen. Er wird eine Flügelspannweite von 70 Meter besitzen und mit Motoren von über 30.000 Pferdekräften ausgestattet werden.

In Moskau   wird zum erstenmal seit vielen Jahren in dieser Woche in dem nationalen Balast eines früheren Industriemagnaten wieder ein gro. Ber Mastenball stattfinden. Die Genehmi­gung des Balles durch die Regierung wird als Be­weis für die Wiedereinführung des modernen Tan­zes im heutigen Rußland   angesehen.

Wegen eines Kreuzworträtsels hat sich der Rell­ner Julius Antal in einem Caféhaus auf der Ring­straße in Budapest   erschossen, Man fand bei ihm einen Brief, dem ein Kreuzworträtsel beigelegt war. In diesem Briefe teilt er mit, daß das Motiv der Tat die vergeblich versuchte Lösung des beifol­genden Kreuzworträtsels sei.

Eine Nachtwandlerin ist bei einem nächtlichen Spaziergang auf dem Dach eines Hauses in Ep. pingen bei Pforzheim   abgestürzt. In dem Augen­blid, als die 22jährige Tochter des Bahnbeamten Sarsch von ihrem Bruder angerufen wurde, stürzte fie vom Dach herunter auf die Straße, wo sie mit schweren Verlegungen liegen blieb.

Seine Frau und seine brei Rinder hat der Bäder Oskar Malter in Biegenhain bei Jena   mit einem eisernen Hebel der Anetmaschine ersch I a. gen. Die Mordkommission hat sofort die Suche nach dem Bädermeister, der nach der Tat plötzlich verschwunden ist, aufgenommen. Er scheint die Tat im Zustand plötzlicher geistiger Unnachtung verübt zu haben. Den unglüdlichen Opfern sind die Schä­deldecken eingeschlagen, so daß das Blut in der flei nen Schlafkammer an den Wänden hochgespritzt ist.

Die von Aftor und Ford finanzierte Nordpol  expedition wird Ende dieses Monats mit dem Schiff " Shantier" in Norwegen   erwartet. Die Expedition beabsichtigt, von Ringsbay aus nach Spisbergens

Die Langweile.

Die Schnapspest in Rußland  .

Schnapsverkauf gewinnt, geben ihm zugleich die Möglichkeit, die Ausgaben für die Wiederherstel­Inug der Großindustrie, die Förderung der Bildung usw. zu erhöhen." Die hier wiedergegebenen Argumente seien hier.

Humor.

nem Verein freiwillig ausgetreten?"-" Natürlich bin ich freiwillig ausgetreten! Meine Frau wollte nicht haben, daß ich noch länger hingehe!"

Der Herr im Hause. Bist du aus dei­

Jahres wieder den freien Verkauf des Schnapses verzeichnen ist; in Rajan ,, wirkt die Trunksucht welche die staatliche Förderung des Alkoholismus   im Als die Sowjetregierung im Oktober vorigen und der Zahl der Unglücksfälle in den Betrieben zu mit der deutschen kommunistischen Bresse empfohlen, wurde, versuchte sie die fiskalischen Motive dieser verringert in starkem Maße die Menge der Erzeug- die Trunkjucht verherrlichen. einführte, der bei Beginn des Krieges verboten schädlich auf die Qualität der Fabrikproduktion und russischen Sowjetparadies als einen Kampf gegen darauf zu berufen, daß man durch den freien Ber- Webergesellen unter der Trunksucht der qualifizier bollsschädigenden Maßnahme zu vertuschen und sich niffe"; in 2ifino leiden ganze Belegschaften von fauf des Schnapses die Alkoholisierung des Landes ten Arbeiter; es ist noch gut, wenn die betrunkenen durch den illegalen noch schädlicheren Fusel( Samo Meister gar nicht zur Arbeit erscheinen, sie werden gon") am besten bekämpfen werde; man wollte, wie dann durch andere ersetzt; schlimm ist es, wenn sie man sich damals auszudrücken pflegte, den Teufel betrunken zur Arbeit fommen: fie arbeiten nicht, mit Beelzebub austreiben. reden kann man mit ihnen nicht, sie schreien und schimpfen und prügeln mitunter die Arbeiter". Zu gleicher Zeit hat der Schnaps ,, auch die Frau, auf das Härteste betroffen". feinen regelmäßigen Stammtisch. Als er nun das Trotzdem Herr Vollmann unmittelbar neuen Familie des Arbeiters, insbesondere die Baterfreuden entgegensah, versäumte er doch nicht Immer häufiger schlagen die Trunkenbolde mit den lettemal nach Hause kam und durchaus nicht ganz Fäusten drein, und bei den Arbeiterfrauen erscheinüchtern, traf er bereits Arzt und Hebamme nach nen grüne und blaue Fleden auf dem Gesicht."" Es erfolgreicher Tätigkeit an. Die weiſe Dame präsen gibt schon Arbeiterfamilien, wo wieder das Ge- tierte ihm auch gleich das Neugeborene, aber Boll­spenst des saufenden Mannes oder man zeigte weber Begeisterung noch Verständnis Vaters aufgetaucht ist. Wieder muß die Frau und wanfte mißmutig und brummend zu Bett. am Bahltag am Fabrikstor stehen, um den Mann zu Am nächsten Morgen, wieder vollkommen nüchtern, erwarten und ihn davon zurückzuhalten, in den begrüßte er etwas verlegen seine Frau, betrachtete staatlichen Schnapsladen zu gehen." Wiederum das Kleinste, wurde nachdenklich, sah sich. suchend um steht die Frau des Arbeiters am Bahltag beim Fa- und fragte erstaunt: Ja, wo ist denn das andere?" brifstor, redet auf den Mann ein, verlangt oder bettelt bei ihm Geld. Gelingt ihr das nicht, so läuft sie zum Betriebsrat oder ins Fabriksbureau. In der Schule. Jungens, ihr habt den Sind aber alle Möglichkeiten erschöpft, alle Mittel Blutkreislauf noch nicht ganz begriffen. Wenn ich angewandt, ohne daß ein Erfolg eintritt, so bricht auf dem Kopfe stehe, schießt mir das Blut sofort in die Verzweiflung aus. Wohin soll mon noch gehen? den Kopf; warum aber schießt es mir nicht in die Vor wem soll man lage führen?... Die Kir. Füße, wenn ich auf den Füße stehe?" ,, Weil die chen beginnen sich schon mit Arbeiter Füße nicht so leer sind." frauen zu füllen: der Mann vertrinkt den leg­ten Groschen, während die Frau von feiner Seite Hilfe findet. Sie läuft in die Kirche: vielleicht wird Gott   helfen?"

Wenige Monate find verstrichen und das Unge­heuerliche dieser Politik tritt bereits flar zutage. I'm zentralen Trud" vom 4. Feber ist eine Reihe von Stim Gewerkschaftsorgan men aus verschiedenen Teilen des Landes zusammen. gestellt, die den Triumph des legalifierten Beelze. bubs", das Wiederaufleben der Schmapspest schildern. " Früher hat man dem Teufel nur im gehei­men gehuldigt. Das wurde als verbrecherisch und berächtlich betrachtet. Jezt huldigt man dem Beelzebub offen: Sauf, so viel du willst, es wird niemandem verboten! Die Macht des Schnapses liegt in feiner Legalisierung, seiner Verbreitung, feiner allgemeinen Zugänglichkeit. Rein Wunder, daß man sich auf ihn so sehr gestürzt hat. Dar über erzählen die Arbeiter: Elf Jahre haben sie gefaftet und wollen nun, wie üblich, mit einem Male das Versäumte nachholen. Es trinken buch­stäblich alle: Arbeiter, Arbeiterinnen, Jugendliche. Man tränkt sogar die Kinder mit Schnaps"( Be­richt aus Litino). Nach der Lohnzahlung tann man auf dem Transport bis zu einem Drittel der Arbeiter befoffen sehen. Biele trinken drei bis vier Tage nacheinander"( Bericht aus Tula  ). Die Trunksucht nimmt unter den Arbeitern zu. An Lohntagen find die Arbeiterviertel mit zahl reichen Betrunkenen überschwemmt"( Bericht aus Leningrad  ). Diese Mitteilungen lommen von allen Seiten, aus Städten, Fabriken, Werfen, Bergwerken, Küstengebieten. Es ist eine Tatsache: nach der Freigabe des Schnapses hat der Arbeiter angefangen, mehr und häufiger zu trinken. Auch die Zahl der Trinkenden hat zugenommen."

-

1

schwärmt der junge Ehegatte, als ich nach Hause Richtige Diagnose. ,, Gestern abend," fam, da hatte mir mein Weibchen den Lehnstuhl ans Feuer gerüdt, die Pantoffeln zurechtgestellt, die Pfeife gestopft und-"- Wie gefiel dir ihr neuer Sut?" fragte der Freund nüchtern.

Soweit die vorliegenden Berichte. Der Trub  " hat nicht den Mut, die Schmapspolitik der Regie rung zu befämpfen, er sucht vielmehr als Mittel zur Bekämpfung des Alkoholismus   die weiße Salbe der Antialfohol- Propaganda in den Vordergrund zu schieben. Auf den Erfolg einer solchen Propaganda Die Wette. Als der Amerifabampfer auf bei gleichzeitiger staatlicher Förderung des hoher See war, entdedte man einen blinden Passa­Die Förderung der Alfeholpest hat sich bereits Schnapsverlaufs wird faum jemand ernstlich gier in einem Rettungsboot. ,, Wie kommen Sie zu einer Gefahr für die Hebung der Industrie ent- hoffen fönnen. dazu, sich hier zu versteden?" ,, Es handelt sich widelt. So berichtet man aus Leningrad  , daß ,, nach Wie ein Hohn flingt es, daß gerade jezt, wo um eine Wette: Ich will im offenen Boot über den den Zahltagen eine Zunahme der Ausschußprodukte diese Tatsachen allgemein bekannt sind und wo die Atlantischen Ozean fahren."

-

-W

-

wie sie mit scheuem Blick auf die Glücklichen| Tisch und spielen mit reichlich schmierigen Karten dern ist eifrig damit beschäftigt, seine Kleine bliden, die mit einem Handwerksgerät die Straße Mariasch". Sie schämen sich ein bißchen vor mir troden zu legen. Sehr geschickt, sehr flink, sehr entlang gehen. Man muß sie gesehen haben, und ich schäme mich vor ihnen. Denn es sind viel lebung verratend. Auf dem winzigen Herd Nein, ich werde nicht wieder von der Not der wenn sie sich so fürchterlich, so grauenvoll, so un- brave, tüchtige, strebsame Burschen. Auf der to- tocht Wäsche, außerdem steht das Geschirrschaff Arbeitslosen erzählen. Wer sich nicht taltherzig ermeßlich langweilen, daß es wie eine Strank- mode liegt eine Laute mit handgeschriebenen Lie- bereit. Der Mann schämt sich, bei dieser haus­dem Jammer seiner Nebenmenschen verschließt, heit iſt. dern aus dem Zupfgeigenhansl und die französi- fraulichen Tätigkeit ertappt zu werden. Die Frau wer nicht unbedingt und unbedenklich den Stand Wenn ich meinen Rundgang mit dem Sam- schen Unterrichtsbrief von Toussaint- Lagen ist in Bedienung", wäscht einer Frau Professor punkt vertritt, daß die Leute sich nur selbst schuld melbogen antrete, gehe ich, ohne es zu wollen, von scheidt. Aber trotz alledem ist der Tag lang, un- die Wäsche. Da bleiben die drei Kinder( das Ael­find", der fann schließlich auch allein ausrechnen, einem Arbeitslosen zum anderen. Ich wähle mit erträglich lang. Freilich sagen die Leute, die alles teste noch nicht vier) in Vaters Obhut. Er sieht wie eine Familie von den 17.50 Schilling der Absicht eine Stunde, in der ich hoffen lann, nicht wissen und alles bedenken: Du lieber Gott, um die so wütend aus, als wollte er das fleine quädende wöchentlichen Arbeitslosen- Unterſtüßung lebt. alle zu Hause zu treffen. Aber das hilft alles Zeit haben die Ziegeldecker nie Arbeit gehabt. Das Dingelchen am liebsten in den Kochtopf werfen. Er kann sich ausrechnen, wieviel übrig bleibt, nichts. In der ersten Wohnung habe ich Glück". ist schon einmal so! Warum ist er Dachbeder ge- Er tut es aber nicht, fängt viel mehr an, sie ganz wenn der Zins, das Brot, die Kartoffel, bie täg- Der arbeitslose Tapezierergehilfe hat sich aufs worden, wenn ihm das nicht paßt?" Der erste funstgerecht zu fatschen". Wenn man wenigstens liche Einbrennsuppe und die mit Kaffee( eigentlich Bett gelegt, um ein paar Stunden wenigstens zu Einwand ist zweifellos richtig. Was die Dachdecker was' fammhauen dürfet", ist sein einziger Raffeezusatz) braun gefärbte Milchtunke bezahlt verschlafen. Daß der Tag fürzer wird", sagt die früher zur Winterszeit gemacht haben, weiß ich Wunsch. Es wär' doch eine Abwechslung" sind. Kann feststellen, was die Notwendigkeit Frau mit einem bösen, höhnischen Auflachen. nicht. Ich gestehe ehrlich, daß ich mir nie Gedan Aber es gibt keine Abwechslung. Endlos dehnen eines neuen Dopplers"( von neuen Schuhen Aber sie besteht darauf, ihn zu weden. Der Mann ten darüber gemacht habe. Aber ganz bestimmt sich die Tage, grau, trostlos. Wenn die net träumt man in diesen Streisen nur) für das taumelt in die Küche, blaß, wirr, schlafbefangen. haben sie es leichter gehabt als heute. Die Zeit wären-- Und wenn man wüßt, es bleibet Budget bedeutet, und wieviel für jene Bedürfnisse Ob er die Nacht durchschwärmt, getrunken hat? war nicht so hart, so grausam, so unerbittlich. Es so". Die Geste ist nicht mißzuverstehen. Es übrig bleibt, die neben derr Bekleidung schließlich Ich weiß es nicht. Aber ich könnte es sehr gut ver- gab Gelegenheitsarbeit, wenn Einer nur zugreifen gibt Leute, die sich wundern, daß Arbeitslose ihr den Abstand von den Tieren bedeuten. Das Alles stehen, wenn er's getan hätte. Es fällt mir gewiß vollte. Beute werden die Zäune eingeriffen von junges Leben wegwerfen. Sollten wir uns nicht läßt sich mehr oder minder genau berechnen. Und nicht ein, Trunksucht gutzuheißen. Aber was, den Händen", die sich zum Schneeschaufeln drän- cher wundern, wenn sie es nicht tun." jeder, der der Frage ein paar Gedanken widmen was in aller Welt wäre nicht zu entschuldigen, gen. Und was die Berufswahl anbetrifft? Nun, Als ich den langen Gang der Baracke hin­will, fann wissen, wie die Arbeitslosen leben, wie wenn ein gesunder, kräftiger, arbeitsfroher Mann man wird nicht Dachdecker wie man Chemiker unterging, begegnete mir ein Mann mit einem fie leben können. Unermeßlich, von keiner Be- am Morgen nichts vor sich sicht als vierzehn oder oder Jurist wird. Als der Aelteste, der Boldi. mit Schlüffel in der Hand. Da ich mich nicht zurecht rechnung erfaßbar, aber ist die seelische Not des sechszehn leere, schale, öde Stunden? Was soll er der Schule fertig wurde, war gerade fein Vater finden konnte, fragte ich ihn um den Weg aus der Arbeitslosen. tun, jie zu fürzen? Spazieren gehen? Das Wetter gestorben. Der Vormund, der es mit feiner Pflicht Baradenstadt. Er erbot sich, mich zu begleiten, Sie hat keine pathetische Gebärde. Sie äußert ist abscheulich. Lesen? Die gute Zeitung ist schon ernst nahm, war mit einem Dachdeckermeister be- und als ich der Höflichkeit halber ablehnte( eigent sich vor allem in Langeweile. In einer seltsamen längst aufgereben worden und an dem Käseblätt- freundet. I bring den Buben zu mein Freund", lich war mir das Anerbieten sehr willkommen, quälenden, bohrenden Langeweile. Und sie ergreift chen, das die Nachbarin leiht, ist nicht viel zu lesen. befretierte er. Danke schön, Onkel." antwortete fann ich mich doch noch immer in dem byrinth nur die Männer. Die Frau fann sich( ebenso wie Bücher gibt es nicht im Haus, auch fehlt dem der Neffe. Damit war die Sache erledigt. Der nicht zurecht finden) bat er beinahe flehentlich um ein Gebildeter, wenn auch aus anderen Gründen) Mann die Ruhe, die Sammlung, das Interesse Aelteste zog dann die beiden andern nach und die die Erlaubnis. Es vergeht da die Zeit a biffel". niemals so langweilen wie ein arbeitsloser Prole- für Bücher. In allen zusammen steht nicht, wo Mutter, die sich und die drei mit Waschen er- Und dann erzählte er immer diefelbe Geschichte. tarier. Sie hat immer zu nähen, zu puzen, zu und wie er Arbeit finden könnte. Die öffentlichen nährte( sie ist noch nicht fünfzig, aber ihre Hände Taschnergehilfe, abgebaut, arbeitslos, Frau. zwei räumen, in Schubfächern zu kramen, die Herd Sammlungen, Bibliotheken, ach Gott, fagen mir's find trumm gebogen von der Gicht, und bei Stinder, biffel was auf der Lunge"( er, sie und platte mit Ofenschwarz zu bestreichen oder mit doch ehrlich: so weit sind wir noch lange nicht in schlechtem Better kann sie die Treppen nur nach das Mädel), Arbeitssuche. Schließlich sagt er ver­einem schmußigen Lappen über die Türklinken zu Wien  . Außerdem kostet das auch immer Geld, rüdwärts hinunter gehen, weil sie das Sprung- traulich- verlegen: Wissen S, Frau, i geh jest fahren( welche Prozedur Gelbes putzen" heißt Fahrgeld, Eintrittsgeld, Garderobe- Gebühr. Was gelent nicht einbiegen Bann) mußte zufrieden sein, alle Nachmittag a paarmal aufs Klosett. Es is do und in hohem Ansehen steht), oder sonst irgend- lann der Mann also anderes, was fann er harm- daß die Söhne eine gute Lehr" fanden. Sie tla- a biffel a Berstreuung. Wern scho entschuldigen." eine höchst dringende, Zeit und Gedanken bean- loseres tun als trinken? gen auch nicht. Aber: Die Tag find halt lang", Ich habe dem Manne entschuldigt. Es war spruchende Tätigkeit auszuführen. Aber die Män- Der jüngste von den drei Dachdeckergehilfen fagt der Rudi und sieht mit einem Blick ins in: Naturlaut, das Geständnis. Wir leben, zwei­ner. Man muß sie gesehen haben, wie sie liegt auch im Bett und schläft. Angeblich, weil er Leere, in dem sich die Verzweiflung seiner zwan- fellos, in einer schönen und vor allem in einer mit leerem Blick vor sich hinſtarrend, in irgend- schon um vier Uhr morgens der Mutter bei der sig Jahre piegelt. großen Zeit einem Winkel des Zimmers sißen, bei jedem Wäsch" geholfen hat. Wenigstens behauptet das Auch der Gärtner hat ,, von rechtswegen" um Wort, das man spricht, in sinnlose Wut geraten, bie Mutter. Die beiden älteren Brüder fizen am diese Zeit leine Arbeit. Er schläft aber nicht, son­

Klara Mautner.