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6. Jahrgang.
Sozialdemokrat
Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.
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Dienstag, 13. April 1926.
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Nr. 87.
fee is bafür, inwiefern durch gefamten Arbeiterschaft des tschechoslowatiſchen ſchen Parteien im Lande, die auf dem Boden die deutsche Arbeiterschaft nichts erfahren und die Vermeidung dieser, im Interesse der Sozialdemokratie wendet sich an die sozialistidürfe". Den Der Genosse Josef Stivin hat in der demokrat " eine„ Fälschung" begangen habe, vergebende Pflichtvernachläſſigung. den Auszug aus Stivins Artikel der Sozial- Staates gelegenen Aufgabe, wäre eine nicht zu der Demokratie stehen, einen Zusammenschluß Nova Svoboda" einen Artikel veröffentlicht bleibt Stivin schuldig. Es sei hier herbeizuführen. Die deutsche Sozialdemokratie Die Berechtigung über das düstere Bild wird sicher nicht die letzte sein, welche der Aufund hat darin unter anderem des Verhältnisses davon Abstand genommen, zu zeigen, welche des sozialistischen Lagers zu klagen, hat bis forderung, wenn sie aufrecht bleibt, folgen wird. der deutschen zu den tschechischen Sozialdemo- Bitatenfunststücke das„ Pravo Lidu" unter der nun Stivin und der tschechischen Sozialdemo- Die ungerechten und ungehörigen Angriffe fraten Erwährung getan. Die Stelle lautete: Beitung Stivins schon verübt hat, es sei nur fratie schon deshalb gefehlt, weil von ihnen Stivins mußten zurückgewiesen werden, um der Statt einer Annäherung der tschechoslowali festgestellt, daß der nichtabgedruckte Teil von nicht der geringste Versuch unternommen tschechischen und deutschen Arbeiterschaft zu befchen Sozialisten zum gemeinsamen Kampf trat Sviving Artikel nichts enthält, wodurch die wurde, eine Zusammenarbeit beider sozialdemo- weisen, daß nicht wir es sind, welche cinem Entfremdung ein. Die deutsche Sozialdemokratie führte immer als Hauptursache der Ent. Behauptung, Stivin habe sich bei der Abfassung fratischen Parteien herbeizuführen. Erst der Zusammengehen der sozialdemokratischen Parfrembung gegenüber der tschechoslowakischen nicht von dem Bedürfnis, deutsche und fiche am Sonntag gefaßte Beschluß der tschechischen teien entgegengearbeitet haben. Sozialdemokratie ihre Teilnahme an der chische Sozialdemokraten einander näher zu Roalitionsregierung an. Sie sagte: So- bringen, sondern vom verblendeten Haß leiten balb sich die tschechoslowakische sozialdemokratische laffen, eine Abschwächung erfahren würde. Partei der Koalitionssessel entledigt, wird sich Wann hat übrigens jemals Stivin oder das der deutsche, mit dem tschechoslowa Pravo Lidu" die Anschauungen, Meinungen tischen Sozialdemokraten berbrü- und Aeußerungen der deutschen Partei den dern, Dies ist nicht geschehen. Die Ta tschechischen Arbeitern verdolmetscht? Dennoch gespresse der deutschen Sozialdemokraten jest fann ihm das Versprechen gegeben werden, daß ihre Angriffe auf die tschechoslo- der Sozialdemokrat" und auch unsere übrige In Brünn findet gegenwärtig ein Prozeß| waliſche Partei fort.. Das gegenseitige Parteipresse feinen Augenblick zögern wird, gegen mehrere im großen Brünner Monturdepot Berhältnis hat sich nach dem Zerfall der Koalition eine von ihm bezeichnete Stelle eines Artikels beschuldigt sind, gegen größere Bestechungssum beschäftigte Offiziere und Rottmeister statt, die in nichts geändert." oder auch dessen ganzen Inhalt abzudrucken, men der betreffenden Lieferanten minderwertige Stivin sagt darin weiter, das fozialistische um ihm die komische Einbildung zu nehmen, Waren anstandslos übernommen zu haben. Das Lager biete in der gegenwärtigen unsere Parteipresse hätte Anlaß, irgendwelche Verfahren ist noch im Zuge und wir wollen des Zeit ein düsteres Bild" und es werde Auslassungen Stivins oder der tschechischen halb der Entscheidung des Gerichtes über die die nahe Zukunft vielleicht im Bewußtsein der Sozialdemokratie überhaupt der deutschen Ar- Schuld der Angeklagten nicht vorgreifen. Gemeinschaft der Klasseninteressen früher beiterschaft vorzuenthalten. Natürlich müßte die Annäherung bürgerlicher dann auch die tschechische Sozialdemokratie so Parteien durchführen, als die der loyal sein, den Aeußerungen und Gegendarstelsozialdemokratischen Parteien". lungen der deutschen Partei in ihrer Presse Davaus muß jeder den schweren Vorwurf her- Raum zu gewähren. auslesen, es sei die deutsche Sozialdemokratie,
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Preßheze hintertreiben.
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Das Verteidigungsministerium befiehlt die Uebernahme eines Waggons unbrauchbarer Stoffe und rügt die Difiziere, welche die Lieferung zurücwiesen.
Was aber unverzüglich and volle Licht der Def= sentlichkeit gebracht werden muß, das ist die im Laufe des Zeugenverhörs wiederholt zur Sprache Laufe des Zeugenverhörs wiederholt zur Sprache gebrachte, ganz ungefeßmäßige Einflußnahme des Verteidigungsministeriums auf die Uebernahme
einzelner fehlerhafter Lieferungen.
1923 noch nicht erschöpft war.
Nun wurden in dem samstägigen Zeugenverhör neuerdings
suchungsrichter förmlich schreien!
hielt. Daraufhin bestätigt der Zeuge, daß die Firma Franke in Böhmisch- Trübau in das Depot einen Waggon elenden Stoffes( im Werte von etwa 400.000 K) lieferte und Heger die Nebernahme dieses Stoffes ablehnte. Der Stoff bestand nämlich nicht einmal bei der pri mitiven Prüfung auf Reißfestigkeit. Am näch sten Tag tam aus dem Verteidi gungsministerium der Befehl, den für die Firma Franke gelieferten Stoff sofort zu übernehmen und zu bezahlen und das Dynamometer zu überprüfen, das man bei der Prüfung benüßt habe, weil es angeblich beschädigt sei. Das Dynamometer wurde überprüft und es zeigte sich, daß es fch. Ierlos funktionierte. Heger erhielt daraufhin eine Rase.
Die Verteidiger erklärten hierauf, daß die Firma Franke in verwandtschaftlichen Beziehungen zu dem Minister Dr. Franke stand."
Dieser Bericht, den die Lidove Noviny"
ohne jeden Kommentar abdruden, spricht Bände. Innerhalb von 24 Stunden haben die guten Be
welche es bisher verhinderte, daß sich der In seiner Entgegnung erhebt Stivin gegen deutsche mit dem tschechoslowakischen Sozial- den Sozialdemokrat" auch den Vorwurf der Wir haben bereits vor einigen Tagen bedemokraten verbrüdere", obwohl die Haupt- bewußten Lüge". Es sei dahingestellt, ursache der Entfremdung" die Teilnahme ob er auch gegen ein bürgerliches Blatt so richtet, daß der Angeklagte Oberleutnant Bitt ner, dem borgeworfen wird, daß er im Jänner der tschechischen Sozialdemokratie an der Ko- freigebig mit starken Ausdrücken wäre; gegen 1924 erfolgte Lieferungen noch als im Dezem alitionsregierung doch schon in Wegfall ge- ein Blatt der deutschen Partei allerdings glaubt ber 1923 eingelaufen verbucht und damit den fommen sei. Demgegenüber beklage die tsche- er aller Rücksichten ledig zu sein. Worin soll Staat um das von den Firmen wegen verspäteter chische Partei nichts lebhafter, als daß das so- nun die bewußte unwahrheit bestehen? Der Lieferung einzuhebende Pönale gebracht hat, sich zialistische Lager noch immer ein düsteres Sozialdemokrat" hatte behauptet, daß von damit verteidigte, Bild bietet", doch es könne eben nicht anders unserer Seite noch kein einziger Angriff gegen daß ein Erlaß des Verteidigungsminiſteriums sein, da die Tagespresse der deutschen Sozial- die tschechische Sozialdemokratie erfolgt ist, seitdemokraten ihre Angriffe auf die tschechoslo- dem sie sich der Koalitionsfesseln entledigt hat. angeordnet hätte, im Jänner 1924 gelieferte Wawakische Partei fortsetzt", so daß wahrscheinlich Das ist nach Stivin eben die„ bewußte Lüge" ren noch für 1923 einzutragen, da der Kredit für die Bürgerlichen beider Nationen sich früher zuund er tritt dafür den„ Beweis" an. Das tut ziehungen der Firma Franke zum Verteidigungssammenfinden werden, als das sozialistische er so, daß er er, der anderen vorwirft, daß Schon diese eine Behauptung hätte genügen ministerium so weit gewirkt, daß von oben" der Lager. Die Absicht dieser grundfalschen Dar- sie unvollständig zitieren! die in der Zeit müssen, um die gerichtliche Untersustellung fonnte nur die sein: den tschechischen vom 17. bis zum 26. März erschienenen Num chung auch auf die maßgebenden Stellen im Befehl kommt, den schlechten Stoff, der nicht einmal der primitivsten Prüfung standhält, troßdem sozialdemokratischen Arbeitern die hoffnungs- mern des" Sozialdemokrat" und seine Artikel Verteidigungsministerium auszudehnen. zu übernehmen. lose Borniertheit der deutschen Sozialdemokra- aufzählt, von denen sämtlich er behauptet, daß Der Staat hat's ja, um 400.000 Stronen für fen vor Augen zu führen, die, obwohl doch in ihnen eben jene Angriffe auf die tschechoslojeder Grund in Wegfall gekommen ist und ob- wakische Sozialdemokratie enthalten seien, die von mehreren Zeugen Aussagen über die Ein- unbrauchbare Stoffe hinauszuwerfen. Es iſt nawohl damit die Sehnsucht der tschechischen eine Verbrüderung der beiden Parteien un dem de Sozialdemokraten ungeftillt bleibt, jede Ver- möglich gemacht haben. Solche Beweise sind flußnahme des Miniſteriums auf die Abnahme rium in diesem Fall gerade de m Bruder bes brüderung der sozialistischen Parteien durch eine billig. Die Leser des„ Sozialdemokrat" werden gelieferter Waren gemacht, die nach dem Unter- damaligen Eisenbahnministers Dr. die betreffenden Nummern nachschlagen können Der Sozialdemokrat" und unsere übrige und werden daraus ersehen, wie es um diese So hat, wie wir den„ Lidove Noviny" entnehTagespresse ist notwendigerweise dieser un Angriffe" steht, die tschechischen Arbeiter frei- men, der Direktor einer Tuchfabrik Bernhard wahren Darstellung Stivins entgegengetreten, lich, die leider unsere Presse nicht lesen, fönnen Schüller Samstag ausgefagt, auf welche Entgegnung Genosse Stivin in leicht dazu verleitet werden, den Beweis Sti- daß der Angeklagte Stabskapitän Heger in der Sonntagsausgabe des„ Pravo Lidu" ant- vins als vollwertig hinzunehmen. Die von einem Falle die von der Ziliner Tuchfabrik geliewortet. Er tut dies in wenig freundlicher Weise Stivin genannte Zeit war die Zeit nach dem ferte Ware als schlerhaft zurückwies. Und was und unter Mißachtung der Wahrheit. Der Sturze der Koalition; daß in dieser Zeit der tat die Firma? Sie wandte sich einfach an das " Sozialdemokrat" habe ihn mit persönlichen Sozialdemokrat" die Sünden und Fehler der Berteidigungsministerium; Angriffen überhäuft. Er scheint der Meinung Soalition aufzeigte, dafür bedarf es wirklich zu sein, der Sozialdemokrat" hätte seinen feiner Rechtfertigung, und es ist schon eine nahm die Lieferung an und gab dem Stabskapileßten Versuch, das Verhältnis zwischen deut- starke Leistung, in dieser notwendigen Abrech- tän Heger einen„ Wink", daß er nicht so rigoros vorzugehen brauche. scher und tschechischer Partei zu trüben, rüh- nung mit dem Koalitionsregime neue Angriffe mend hervorheben sollen. Da der Artikel in auf die tschechische Sozialdemokratie zu er- Auch der Zeuge Rottmeister Skoda bestätigte der Nova Svoboda" Stivins Namen trug, bliden, welche sie verhindere, der deutschen So- auf eine Frage des Angeklagten Heger, war der Inhalt des Artikels von der Person zialdemokratie näher zu kommen. Wenn nach daß sie einmal vom Ministerium für die Ablehseines Verfassers doch unmöglich zu trennen, den Jahren gehäufter Koalitionsschande der woraus sich von selbst der Vorwurf ergibt, daß Busammenbruch zum Anlaß genommen worden nung eines Waggons schlechter Stoffe eine es leider immer und immer wieder Genoffe wäre, auch der tschechischen Sozialdemokratie Stivin ist, der ohne Hemmungen seiner persön- über ihre Berirrungen ein bitteres Wort zu lichen Voreingenommenheit die Zügel schießen sagen, so hätte dies niemand erstaunlich finden Wird es auch diesmal wagen, diese Leute zu läßt und eine Besserung des Verhältnisses tönnen. Aber Partei und Presse der deutschen deden, zwischen deutscher und tschechischer Sozialdemo- Sozialdemokraten haben in der Hoffnung, daß welche derartige den Staat zugunsten gewisser fratie zu hintertreiben sucht. Aus diesem nun doch endlich bald an eine Zusammenarbeit Personen schädigende und vorschriftswidrige BeGrunde mußte auch gerade die Legitimation beider Partei geschritten werden könne, die taftfehle zur Uebernahme schlechter Ware gaben Stivins bestritten werden, der deutschen Partei vollste Zurückhaltung bewahrt. Daß die tscheund ihrer Presse einen Vorwurf davaus zu chische Sozialdemokratie bei der Besprechung dieser unlauteren Einflußnahme des Verteidi- und den amtierenden Offizieren noch Nasen" machen, daß das sozialistische Lager noch der politischen Situation nicht unerwähnt blei- gungsministeriums auf die Uebernahme von Lie- austeilten, wenn sie vorschriftsmäßig vorgingen? immer ein düsteres Bild bietet". ben kann, und daß die Presse der deutschen ferungen brachte die Einbernahme des Zeugen Wenn jetzt das Verteidigungsministerium nicht Oberstleutnant urban, des jetzigen Komman- unverzüglich der Deffentlichkeit bekannt gibt, daß danten des Depots, ans Tageslicht, worüber die ohne Rücksicht auf gewisse Personen diese unlau„ Lidove Noviny" folgendes berichten: teren Manipulationen auf das strengste unter
"
Stivin sagt weiter, der Sozialdemokrat" Partei bemüht ist, den tschechischen Genossen, habe,„ wie immer auch diesmal", ein unvoll- unter Simveis auf die traurigen Früchte der ständiges Zitat aus seinem Artikel abgedruckt verderblichen Stoalitionspolitik von einer Zuund habe es daher gefälscht; er habe daraus ſtimmung zur Erneuerung ihres politischen Dinge weggelassen, auf die er offenbar nicht Bündnisses mit dem tschechischen Bürgertum hätte antworten fönnen oder von denen wohl abzuraten, ist selbstredend nicht zu vermeiden
das
,, Nase" belamen.
Ministerium
Dasselbe Ministerium, das für die Uebernahme militärischer Stoffe haargenaue Vorschriften herausgegeben hat, erteilt der übernehmenden Offizieren Nasen" dafür, daß sie sich strikt an zieren Nasen" dafür, daß sie sich strikt an diese Vorschriften halten und fehlerhafte Ware zurückweisen.
Die Höchstleistung
Die Verteidiger fragen den Zeugen, ob er
Franke ein so außerordentliches Entgegenkommen" bewies. Die Gewissenhaftigkeit Dr. Frankes, der als Eisenbahnminister einen Zug eigens so lange warten ließ, bis seine Wählerversammlung zu Ende war und er mitfahren fonnte, und der auch später noch als ganz simpler Abgeordneter einen Schnellzug in Chozen halten ließ, um dort aussteigen zu fönnen, ist ja aus seiner Tätigkeit im Eisenbahnministerium, wo er Tausende deutsche Beamte und Angestellte aufs Pflaster warf und sich dieser„ nationalen Tat" noch öffentlich rühmte, viel zu gut bekannt, um den Verdacht einer Intervention des Herrn Eisenbahnministers im Verteidigungsministerium zugunsten seines Bruders aufkommen zu laſſen. Das Verteidigungsministerium ist Enthüllungen oppositioneller Zeitungen gegenüber sehr schwerhörig.
So hat es auf unsere Meldungen über die nahen Beziehungen des Ministeriums zu ganz gewöhnlichen Waffenschiebern überhaupt nicht reagiert.
sucht
fich erinnere, warum der Angeklagte Heger einen werden und die Oeffentlichkeit über den Verlauf Berweis vom Verteidigungsministerium er dieser Untersuchungen unterrichtet werden wird,