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Lages- Neuigkeiten.

Der Dollar.

In Pariser   Vergnügungszentren, Wa­renhäusern, Cafés und auf den Boulevards es zu schweren Ausschreitungen der erregten Pariser Bevölkerung gegen Ameri­

fam

faner.

Sandgranaten und Giftgastrieg, Blockaden, Zerstörung, Verbluten

und als der blühende Irrsinn schwieg, da krachten rings die Valuten.

Da pfiff auf dem leßten Flötenloch Europa  , besiegt vom Koller- denn ,, Sieger" war nur( wißt ihr es noch?) der Dollar, der Dollar, der Dollar!

Papiermark, Schiebung, Inflation

paar Besiegte" waren auszuverkaufen! Da stürmte die Grenzen die Invasion man sah sie um Ware sich raufen.

Wir schnallten den Bauchgurt ins letzte Loch- das fraß und soff um so toller! Das fonnte es ja( wißt ihr es noch?) für'n Dollar, für'n Dollar, für'n Dollar! Doch auf die geräumten Besiegten folgt jest der Sieger" höchstselbst vertattert,

wie durch Kaufhaus und Schwemme der Dollar hezzt und im Auto die Boulevards durchknattert.. Es fracht sein Franc und sein Bundesgenoß" sein, Bundesgenoß", der plündert und lebt" um so toller! Da stürzt er mit Knippel und Steingeschoß auf den Dollar, den Dollar, den Dollar... Josef Maria Frant.

Mörder Militarismus stammelt Ausreden!

28. un 1320,

Noch weniger zureichend aber ist die Erklä-| Richterkollegium mit der Angelegenheit befaßt, Sieben Lobesopfer des Militarismus. rung dafür, daß die Bomben, wenn sie schon un hat dem bisherigen Untersuchungsrichter das gewollt losgelöst wurden, jenseits der Vertrauen ausgesprochen und es abgelehnt, mit Rom  , 26. Juli. Die Blätter berich en von Grenze der Schießstätte nieder den Berliner   Polizeibeamten zu arbeiten. Erflär einem Unglück bei dem Manöver in Piemont. fielen. Wir sind zwar keine so gewiegten lich wird dieses Verhalten dadurch, daß der Amis Ein Soldat hatte eine nicht explodierte Hand­Schießmathematiker wie die Leute im Verteidi- gerichtsrat Mewersdorf, der im Eberipro­gungsministerium, aber daß die Bomben nur sei eine so unrühmliche Rolle gespielt hat, noch granate ins Zelt gebracht und, während seine deswegen, weil sie sich just bei einer Kurve des immer in Magdeburg   ist; seinem Einfluß ist es Kameraden schließen, den Zünder zu entfernen Flugzeuges loslösten, neunhundert Meter über zuzuschreiben, daß sich das Richterfollegium in so versucht, wobei das Geschoß explodierte. Fünf die Schießgrenze hinausgeschleudert wurden, das offener Form gegen die Berliner   Zentralbehör Soldaten wurden zerrissen, zehn schwer und drei glauben wir einfach nicht. Doch gesetzt den auflehnt. leicht verwundet. Auf dem Transporte erlagen den Fall, die dankenswerten Berechnungen dieser zwei weitere Soldaten ihren Verlegungen. triegerischen Mathematiker, die den Tod des acht­Gustav Editein. 30c0000000000 Zur Erinnerung an Gustav Editein. Gestern waren es zehn Jahre, daß Genosse Lärm, Elfhundert Mitglieder hat die Börse. Die Gustav Eckstein  , einer der bedeutendsten unter den Zahl fann nicht steigen, denn man fann nur jüngeren Marristen, uns durch den Tod entrissen Mitglied werden, wenn man einem bisherigen wurde. Er fiel als ein Opfer des Krieges, wenn mitalied feine Karte abfauft. Heute steht der auch nicht unmittelbar. Die Nahrungsmittelnot Sturs einer Mitgliedsfarte auf 132.000 Dollar, in Deutschland   brachte eine alte Tuberkulose wie- das find 9.3 Milliarden Kronen. Aber das Geld, der zum Aufflammen. Ein Sanatoriumsdasein das man dafür zahlt, ist gut angelegt, denn der verwarf er, er suchte Heilung mit einem Schlage Kurs der Mitgliedskarte steigt von Monat zu durch eine chirurgische Operation; ihren Folgen Monat.

zehnjährigen Mädchens und die Verwundung des Bauern natürlich verschmerzen lassen, wären richtig:

Die Gesetze der Flichkraft sollen die Herren Bombenwerfer studieren, bevor sie ihre Uebungen machen! Hätten sie das mit ,, allen Sicherheitsmaßnahmen" getan, dann hätten fie eben nur soweit an die Grenze der Schießstätte fliegen dürfen, daß abgeworfene oder losgelöste" Geschosse nur im abgesperr­

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mit gleicher

Weiter, ein prunthaftes Edhaus, auf dent fein Schild, fein Nante angebracht ist. Das ist das Banfhaus Morgan. In feinen groß artigen Sälen herricht erhabene Ruhe und Feier­lichkeit. In diesem Gebäude wird über Anleiher und Wölfer abhängt. beraten, von denen das Schicksal ganzer Länder

ten Gebiet niederfallen konnten! ist er erlegen. Er war sich ihrer großen Gefahr Von der Fondstörse gelangt man auf die vollauf bewußt, aber er wollte in fürzester Zeit Broad Street. Vor der marmornen George Das alles dürfte so sehr einleuchten, daß seine volle Arbeitskraft um jeden Preis wieder- waingtons. Denn hier stand einst die Federal jedermann die Erklärung des Kriegsmini erlangen, um für den Tag der Revolution, den er Sall, in der 1789 der erste Kongreß der Ber­fteriums, nach der niemandem eine Schuld trifft, mit prophetischer Sicherheit vorausahute, ge- einigten Staaten abgehalten wurde und Washing  als feinen Schuß Pulver wert bezeichnen rüstet zu sein. Die sozialistische Theorie wie die ton als erster Präsident den feierlichen Eid auf und als den unaufrichtigen und un- Praris haben an diesem flugen, hochgebildeten, der die Verfassuna ablegte. Vergangene Zeiten. Heute ehrlichen Versuch bezeichnen muß, ge- Sache des Proletariats unwandelbar ergebenen steht an der Stelle der Federal Hall das Unter fährlicher Leichtsinn und frivole Mann viel verloren. Gerade in den letzten Jah- fchatamt. Schlamperei wieder einmal in eine Vis ren fam er erst recht zur Entfaltung, als er der major" umzudichten. Lungenerfranfung Herr geworden, die ihm zum Wir erklären es aber nach all dem für aus Stillschweigen verurteilt hatte für lange Jahre, geschlossen, daß Verteidigungsministerium und für eine Zeit allerdings, die er zu intensivstem Regierung das furchtbare Unglüd nun als erledigt| Studium ausnüßte. Als Lehrer an der Berli betrachten dürfen. Und es wäre findisch, anzuneh- ner Parteischule, als Sefretär der men, daß etwa die Militärprofuratur neuen Zeit", als selbständiger Schrift da Wandel schaffen wird. Die Erbitterung der fteller entwickelte er eine umfassende Tätigkeit, Bevölkerung über die unerhörten, unaufhörlichen die feine Fähigkeiten ins hellste Licht setzte. Er be- der Bant of Amerika". Und anschließend Gegenüber steht das dreißigstödige Gebäude Opfer, die der tschechoslowakische Militarismus herrschte die großen Gebiete der Rechtswissenschaft wieder Banfen, überall Banten. In diesen engen, Zur Mitteilung des Nationalverteidigungs­mitten im Frieden fordert, wächst mit jedem Tage. und der Nationalökonomie, der biologischen und furzen Straßen sind Milliardenwerte angehäuft. ministeriums über das Horazdowißer Unglück. Die Katastrophen, die mit dem beispiellofen Un- physikalischen Naturwissenschaft Wir haben gestern die Mitteilung des Natio- glück in der Prager   Tischlergasse einen Höhepunkt Meisterschaft, mit einer Universalität, wie sie feit Ja, die Wall Street   ist die majestätische nalverteidigungsministeriums über das Horazdo erreichten, folgen einander auch weiterhin Woche Engels kaum einer in der Internationale besessen Schöpfung des heutigen Amerika  . Wer in dieser wizer Bombenunglück veröffentlicht, die uns erst auf Woche. Explosionen und Flieger hat. Hervorragend war seine pädagogische Be- Strake nicht gewandelt hat, der hat nicht gehört, in den späten Abendstunden am Montag zuging unglücke sind auf der Tagesordnung. Eine der gabung. Wie erinnern hier nur an seine Einfüh- wie das Herz der kapitalistischen   Welt schlägt. und die offener Kritik nicht entgehen soll. Das Voraussetzungen dieser Häufung von Katastro- rung in den wissenschaftlichen Sozialismus. ,, a- Ministerium stellt das Unglück natürlich nicht in phen ist das großangelegte Kriegs- pitalismus und Sozialismus", ein Abrede, aber sie bestätigt weder die Meldung vom piel, die Uebermilitarisierung in Buch, das in Form leichtfaßlicher Gespräche, sich das Prabo Lidu" meldet, bereitet das Mi­Kürzung der Kriegsbeschädigtenrenten? Wie Tode des 18jährigen Mädchens, noch läßt sie der   Tschechoslowakei. Das Nationalberteidigungs- vor allem an Jugendliche wendet. Seine letzte nisterium für soziale Fürsorge namentlich über etwas über den Zustand des schwerver- ministerium selber erwähnt in seiner Erklärung, größere Arbeit Der   Marxismus in der Wunsch der Klerifalen einen neuen Gejezzentwurf wundeten Vaters verlauten, von dem man ohne danach gefragt worden zu sein, daß Bor   Braxis" ist erst nach seinem Tode in den Wie- über die Kriegsbeschädigtenrenten vor, nach wel nicht weiß, ob er Aussicht auf Genesung hat, wie furzem" mit der so ausgezeichneten Bombenvorner Marrstudien erschienen. Nur farg ist die chem die Renten der bis zu 75 Prozent Er schwer seine Verlegungen sind oder ob er ihnen richtung 2000 Kilogramm Bomben abgeworfen Frucht, die er uns hinterlassen hat, einer reiche werbsunfähigen beträchtlich gefürzt werden gaz schon erlegen ist. Doch noch weit anfechtbarer worden sind. Die Bombenwerferei, das Artilleren Ernte, die er verhieß, hat der Tod ein jähes follen. Dieser Hauptzived der neuen Vorlage, als das Schweigen des Ministeriums ist da s, rie- und Maschinengewehrschießen ist in der Ende bereitet. Unersetzt und unerfeßlich, ist Gustav der Ende bereitet. Unersetzt und unerfeßlich, ist Gustav an den Invaliden zu sparen, soll einigermaßen was es erklärt. Mit der Selbstsicherheit von   Tschechoslowakei im Schwange, als ob der Feind Edstein dahingegangen, ein treuer Soldat der dadurch verhüllt werden, daß man den 75. bis Männern, die ihr Bestes getan haben, erklären vor den Mauern stünde und als ob man für das Revolution, die er mohl vorbereiten helfen konnte, 100prozentigen Invaliden, die also übergaupt zu diese Herren, daß alle Sicherheitsmaß- Geld der Bürger keine andere Verwendung hätte, die mitzuerleben und mitzuführen ihm nicht ver- feiner Arbeit fähig sind, ihre Bezüge auf das nahmen" getroffen waren, daß sogar als es in Kriegsmaterial umzusehen und zu ver- gönnt war. ,, doppelte" Sicherungen der Abwurfbor- pulvern. Die überwiegende Mehrheit des Vol­Existenz minimum aufbessern vill. richtung vorhanden waren, die auch absolut fes, auch des tschechischen, hat das alles satt. Die Dagegen denkt die neue Vorlage mit feinent fehlerlos" funktionierte. Das Unglüd Rüstungen an sich sind unerhört genug. Wenn sie Wort an die Kriegswaisen, deren es in der Re fönne nicht anders als dadurch entstanden sein, nun auch weiterhin mit wöchentlichen Opfern an publif etwa 80.000 geben soll. als daß der Beobachter bei einer Bewegung ,, die Menschenleben und-gesundheit verbunden bleiben Hebel für den gemeinsamen Abschluß berührte sollten, so wird das Wirkungen auslösen, mit und dadurch löste". denen am allerwenigsten gerade das Ministerium für nationale Verteidigung" zufrie­den sein wird!

Was sagt man zu einer ,, absolut fehlerlosen Funktion" einer doppelten" Sicherung einer Bombenabwurfvorrichtung, bei der die Bom­ben durch unwillkürliche Bewegung von einem Knie oder einem Kleidungsstüd gelöft"

werden.

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Dr. Karl   Kautsky-   Wien.

Das Herz der fapitalistischen Welt.

In den schmalen Broadway in New orf mündet die noch schmälere, furze Schlucht der Wall   Street. Wenn man sie trotz dem ungeheuren Verkehr wohlbehalten überschritten bat, fommt man zur berühmten Fondsbörse Stock   Exchange. Hat sie dreißig oder fünfzig Stocwerfe? Unmöglich zu sagen. Denn vom Auflehnung des Richterfollegiums gegen die Ab- Grunde der engen Schlucht aus ist der Gipfel sägung Ten Holds.

Der   Magdeburger Mord.

Entweder erzählt da das Verteidigungsmini­sterium, von dessen Verteidigungsfähigkeiten man   Berlin, 27. Juli  .( Eigenbericht.) In der durch die ganze Geschichte und ihre Erklärung" Magdeburger Mordassare hat es heute wieder einen deutlichen Begriff bekommt, lächerliche eine neue Ueberraschung gegeben. Die weitere Ammenmärchen oder aber ist die Sicherung der polizeiliche Untersuchung war heute nach der Bomben so sträflich außer Acht gelassen worden, Außerdienststellung des Kriminalkommissärs Ten daß überhaupt jeder Versuch einer Rechtfertigung Hold zwei   Berliner Kriminalbeamten übertragen elend scheitern muß. worden. Nun hat sich heute das   Magdeburger

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Der Wolkenkratzers nicht zu erblicken. Ein Aufzug führt den Besucher zum großen Börsensaal. Gegenüber der Eingangstür thront auf einem stattlichen Fauteuil der Präsident der Börse. Nach altem Brauch eröffnet er Punft 9 Uhr mit einem Glöckchen den Börsentag. Um 3 Uhr flingelt er wieder: Börsenschluß. Viele Hunderte Männer füllen den Saal. Sprechen, Schreien, Zischen, Pfeifen vereinigt sich zu einem verivirrenden

aus Hirschleder, verschränkte die Hände über den| gezipungen hatte, machte mich vorsichtig. Ich las| dent die Fliegen summten und ihre Köpfe an die Körper und ich las Ich las alles vor, was auf die Hände über den Körper und ich las Ich las alles vor, was auf den betreffenden Tag entfiel und als ich damit zu Ende war, ver­stummte ich.

,, Nun, weshalb liest du denn nicht? fragte Der Großvater.

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,, Es ist schon zu Ende, Großvater... ,, Du verfluchter Kerl! schon zu Ende? Und morgen ist vielleicht kein Tag. Lies weiter, was auf morgen entfällt!"

fünftighin immer schön langsam, um das heutige Programm nicht zu überschreiten, und so brachte ich es zuwege, daß noch vor dem Ende das Schnarchen des Großvaters vernehmbar wurde. Dann las ich nur noch für meine eigenen Ohren vor. Aber eines Tages fiel mir ein weshalb denn lesen, wenn der Großvater nicht zuhört? Und sobald wieder die pfeifenden und röchelnden Töne hörbar wurden, die das Zeichen dafür waren, daß sich der Großvater im Limbus be­,, du mein Gott!" Es war entfeßlicher, als fand, da las ich schon nicht mehr weiter, ich ich es erwartet hatte. Ich soll auch den morgigen sprach die Worte und Säße nicht mehr aus, son Heiligen lesen und morgen werde ich densel- dern fagte anfänglich sehr sehr vorsichtig, später ben wieder lejen. Und damals las ich gerade so aber etwas mutiger eintönend auf: Ble ble ungern etwas zweimal hintereinander. Es gab ble ble ble nur ein einziges Buch, das ich gleich wieder, be- rabarbarabarba- gann, nachdem ich es zu Ende gelesen hatte und rabarbarabarba-- das war Onkel Toms Hütte."

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Ich las also weiter, aber recht gemächlich. sachte, langsam damit der Großvater nicht am Ende noch einen Tag dazugäbe.

Bevor ich aber zu Ende gelesen hatte, war vom Sofa aus ein immer stärkeres, langgezoge­nes Schnarchen vernehmbar der Großvater war eingeschlafen.

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Ich las weiter, leiser, verschluckte Silben und Worte las immer leiser und leiser, bis ich ein­hielt und einen Augenblick atentos horchte. Der Großvater schlief.

Ich schloß das Buch und stahl mich auf den Zehenspitzen aus dem Zimmer, stürmte zur Küche hinaus und eilte schnell davon, um noch ein biß­chen Unterhaltung vor der Schule" zu ergattern. Diese erste Lektion des Großvaters, daß er mich nach dem ,, Heute" auch für das Morgen"

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Rabarba rabarba

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Ich sentte meine Stimme, sprach etwas lei­fer, fette nach einer größeren Pause fort, bis ich endlich ganz vevstummte. Ich horchte noch einen Augenblick, ob der Großvater mich vielleicht nicht auffordern würde, weiter zu lesen und wie ein Kätzchen schlich ich mich dann aus dem Zimmer.

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So las ich vielleicht einen Monat hindurch, vielleicht länger. Und ich freute mich an meiner Erfindung. Und ständig wurde ich mutiger. Schon wartete ich nicht mehr ab, bis der Groß­vater mit einem lauten Schnarchen das Zeichen gab, daß er schlafe, sondern ich mogelte, kaim daß er die Augen schloß und mit einem fiefen Atemzug auffeufzte.

Und eines schönen Tages wieder, als die Sonne lieblich schien und ich mit dem Großvater allein im dumpfen Zimmer eingefertert war, in

Fensterscheiben stießen, als die Militärtrompete auf dem Ererzierplaz drunten nur so hinaus loctelas ich gequält vor und mit heimlicher Ungeduld schaute ich auf den Großvater, ob er schon bald die Augen schließen werde, damit ich ihan entwischen könne.

Er schloß sie und atmete tief auf.

Hinaus, hinaus rief es in mir und genug unvorsichtig begann ich borzeitig mit meinen Bleblebleble- rabarbarabarba". Ich bemerkte nicht, daß der Großvater plötzlich die Augen öffnete, auf mich blickte und mir mit Stau­nen zuhörte.

Aber plötzlich fuhr er empor, feine Hand schwang sich über mir in die Höhe und auf mei­nen Kopf foufte eine Watsche, groß wie ein Haus hernieder

Was liest du denn da, du versluchter Kerl!" donnerte der Großvater. Dann ergriff er einen Band des Lebens der Heiligen und holte zu einent neuen Schlage aus. Der fauste nieder und auf die weiteren wartete ich nicht mehr. Ich wich ihnen aus und vernichtet stand ich bebend vor dem Großvater. Ohne Entschuldigung, ohne Mukser, hörte ich seine tadelnde Predigt an. Und ich wußte, daß das noch lange nicht das Ende vom Liede war, daß die Sache weiter ihren Amts­weg" nach Sause, nämlich zu meiner Mutter, gehen würde, wo mich eine weitere Epistes er­wartete.

Ich überstand dies alles und zum Schluffe jubelte ich doch glücklich auf. Man enthob mich des Vorleseamies und übertrug es meinem Cousin.

Ich aber gönnte es ihm von Herzen!

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Zuletzt aber lede auch mich". Eine Probe priesterlicher Beredsamkeit und Poesie, die an unfreiwilliger Komit ein Meisterstück dariteit, finden sich in Blättern after Bücher int ,, a- chenbuch für vaterländische Ges chichte", herausgegeben von Josef Frei­Herrn v. Sormayr  , Berlin 1845, bei G. Reimer. Das föstliche Dokument hat folgenden orthographiegetreuen Wortlaut:

Rede des Direttors Spiritualis des schwäbischen  Ronnenklosters Gemünd,   Pater Zinder, bei ber Einkleidung einer jungen, adeligen Nonne.-

Aug. 1781.

Nun geistliche Braut, ziehen Sie dem nach wohl zu Gemüthe, was für ein tugendjames Beispiel Sie an Ihrer würdigen Frau Oberin zu erschen haben. Wolan, befleissen Sie sich, ihr in allemt nachzuamen: seyn Sie ein junger Affe, welcher seiner Mutter alles nachzuaffen trachtet, Dum junger Affe, meine geistliche Braut, affe also nach dem alten Affen, deiner würdigen Frau Oberin, was Du nur immer tugendhaftes an ihr betrachtest! Affe nach, du junger Affe, in den Ra steiungen und Busu Werken; affe nach ihre Keuschheit und Demut, ihre Geduld. Affe na ch, bu junger Affe, ihre Auferbaulichkeiten, da mit du einstens auch den alten Affen in der Stell einer würdigen Fr. Oberin na chaffert fönnest.

,, Run, geistliche Braut! habe ich genug von Ihro Coliegenheit geredet. Ich komme demnach auch auf Sie, würdige Frau Oberin; ich übergebe 3hro dermalen gegenwärtige geistliche Braut, und ermane Sie, folche in Ihro Obsicht zu nemen. Damit aber auch Ihrer Seits nichts gebrechen möge: so seyn Sie gleich einem alten Bären, welcher nichts anders auf die Welt bringt, als ein wildes und ungestaltet Stück Fleisch, und folches fo Iange Iedt, bis es die Gestalt eines jungen Bären bekommt. Also lede du, alter Bär, würdige Fran Oberin! gegenwär tiges geistliches Stüd Fleisch; und zwar so lange Iede an demselben, bis es vollkommen, ant Demut und Auferbaulichkeiten, dir und allen feel, Vorfarerinnen, ähnlich werbe. 2e de du auch dein ganzes Convent, sammt allen Clefter und Roft- Fräulein. Lede dit, alter Bär! würdige Frau Oberin! die fäntt liche Familie der geistl. Braut, und alle hier ver fammelte Zuhörer, Zulegt aber lede auch mich, damit wir alle mol geledt und ge­reiniget, den glänzenden Gipfel der Vollkommen heit erreichen mögen!"

Na

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- guten Appetit!