Samstag, 24. März 1928.

Für Haus

Die Heirats- Ausstattung.

Die Life Berger sollte heiraten. Der Vater war Bezirks- Vertrauensmann, die Mutter laj­fierte bei den Kinderfreunden seit Jahren. So war Die Bise von klein auf in sozialistischen Grundfäzen aufgewachsen zu Hause und im Hort der Kinder­freunde, dann als Rote Faltin" und in der Ju gend Organisation, aus der sie im Vorjahr in die politische übergetreten waren, eine kleine Schar fichtiger Jung- Männer und Frauen. Auch der Birker Hans war dabei, mit dem sie jetzt in die The treten wollte. So kannten sie fich feit Jahren, waren gesund und füchtig, in Arbeit alle beide und ihr junges Glück versprach Dauer, nach aller menschlicher Voraussicht.

Nun war ihnen zu allem noch eine Wohnung zugesprochen in einem der neuerbauten Häuser der Gemeinde, Zimmer und Küche mit winzigent Vorraum, alles neu, hell und luftig, mit Gas und Strom. Da war die Freude des Einrichtens, vor dem, wie bei allen glücklichen Brautpaaren, ein Gegenstand endloser zeitlicher Gespräche, auf einmal in Greifweite, es muß'e gründlichst über­legt, gerechnet und eingekauft werden.

Da war vor allem die Wäsche, Fran Berger, die Mutter, hatte schon oft und feit langent mit ihrer Life darüber beraten, gan; kameradschaftlich, aber da gabs oft Meinungsverschiedenheiten. Von Borrat wollte die Life nichts wissen, nur Geld, Geld sparen. Jetzt stimmte sie zu, Bettwäsche zu laufen. Die Mutter, so sehr sie sonst mit der Zeit ging, schüttelte den Kopf, aber sie fügte ich, äumte Leintücher und nähte glatte Bolster leine Tuchenten wollte die Life, sondern große warmte Decken, zwei für jedes Bett; da sollte die untere in einen Ueberzug kommen wie ein Feder bett, mit 4 Stnöpfen an den Ecken in passende Knopflöchern der Ueberzug festgehalten. So wurde nur wenig Inlet gekauft, für zwvet flache Roß­haarpolster, Federn gar keine. Die sind für alte Leute oder für Widelfinder" sagte die Life. Wit der Leibwäsche hatte die Mutter nicht viel Näh­arbeit. Trikot- Hemdhosen für den Tag und leichte und dickere Reformhosen wurdeft fertig gekauft. Die Mutter tannte das seit mehreren Jahren und ha'te sich damit befreundet, denn das war schnell gewaschen und wurde gar nicht gebügelt. Taschen­tücher und Nachthemden, Hand- und Geschirr tücher fertig. Von Servietten wollte die Dise durchaus nichts wissen, über zwei Tischtücher, welche eine Tante schenkte, zeigte sie wenig Freude. Es kommt doch ein Wachstuch auf den Zimmer tisch   und eine Zinkplatte auf den in der Küche", jagte sie ,,, und vielleicht gibts, wenn diese Taschen tücher verbraucht sind, schon papierene, weiche wie fie die Japanerinnen haben." Und wenn wir mal Geld ersparen, gebe ich auf den Ecktisch und die Nachttischchen Glasplatten; ein Abtropffieb fürs Geschirr kaufe ich mir jetzt. da kaufe ich gle: ch weniger Abwischtücher." Ach, diese Stüche", feufzte die Mutter. Wie wirds dort ausschauen!" " Schön, Mütterchen", lachte die Lise, leicht rein werd' ichs haben, wenn alles eingeschlossen ist und überhaupt nichts Ueberflüssiges. Der kleine Gas­herd mit Backrohr steh: dort, drunter kommt die Rochliste, zu der kaufen wir ein leeres Kitchen mit Holzdeckel und zwei gute Töpfe und zwei Rafferolen. Wenns auf Nidel nicht lang', nehmen wir Aluminium, das ist nicht mehr so tener; und lieber zuerst nur wenige Stüde  , nach und nach zu­laufen; eine große Kafferole und ein Topf zum Wasser wärmen, auch das Geschirrschaff können aus Emailblech sein." Darein fügte sich die Muta ter, aber schon beim Eßbested wars wieder schwer. " Nirosta  " wollte die Life nicht zu leugnen, es war schön wie Silber und besser als solches. Das wesentliche an dem neuen legierten Sabl ist, daß er ungeschmirgelt stets blank bleibt. selbst

bon Zitronen nicht fleckig wird und nicht schwarz

bon Etern. Weil er so viel Arbeit spart. bekami ibn de Lise. So gabs nur für 4 Personen statt für

6 und nur ein Küchenmesser ein gewöhnliches großes Brotmeffer dazu. Teller und Kaffeetassen; svei Schüsseln aus glattem festen Porzellan. Hel len Jubel löfte das Hochzeitsgeschenk der Freun din aus, welche eine Teekanne aus Duramlas spendete, welche man unbesorgt aufs Feuer stellen durfte. Wer solche Gemüseschüsseln und Auflauf­formen baben könnte", fagte Life mit einem klei en Seufzer. Aber sie war zu glücklich, um nur einen Augenblick traurig zu sein.

" Der Küchenboden ist aus Fliesen im 3m mer haben wir Sartbrettelboden" erzählte sie der

Freundin. Was, Parketten?"" Ja, natürlich, das haben unsere Parteigenossen in der Gemeinde für den Neubau durchgesetzt, weil gerade Frauen. die ihre Wirtschaf allein machen müffen oder gar noch in Arbeit geben. teine überflüffige Arbeit mit Räumen und Putzen baben sollen" ,, Da. fönntest ja oleich einen Staubsauger anfchaffen". scate die andere klug ein bißen wie Shott und Neid in der St minte mit. Dazu reichts einst weilen nicht". en'gegnere die Life ernsthaft: aber ich werde mir meine Nachbarinnen gut anschauen;| wenn wir so etwa sechs Frauen zufammen fo einen guten Hausgeist anschaffen könnten oder vielleicht kommts nach und nach mehr in Brauch, daß die Firmen billig die Grundräumerei über­

Nachlaß

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Vorlegen der Organisations- Legitimation.

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nehmen. Einstweilen lege ich ein Linoleum unfer Tisch und einen solchen Läufer bis zur Tür, da werde ich mich auch ohne elektrischen Parkettbohner nicht viel mit Bodenwichsen plagen. Ich will mir überhaupt womöglich erleichtern, damit ich Zeit für die Organisation erübrigen fann. Es ärgert mich immer, wenns heißt: Waschtag, Bügeltag, Grundräumen und ich dent'- das könnten wir schon alles besser haben."" Bis du wirst im Roten Wien wohnen."" Nein", entgegnete Lise, und ihre Augen blitzten; bis wir hier genug er starkt sind; jetzt wo alle Parteigenossen gemeinsam fämpfen,   ob deutsch oder tschechisch, jetzt wirds vorwärts gehen, daß es eine Freude ist; und auf uns Frauen fommts an! Aber wenn wir in den Organisationen etwas leisten sollen, so müssen wirs uns daheim danach einrichten. Jede, die sich neu einrichtet, muß daran denfen, aber auch die andern brauchen da und dort ein neues Stück im Saushalt. Ich wäre nicht auf alles von selber ge­kommen, dazu gehört Erfahrung und Studium. Aber ich bin unserer Gleichheit" wirklich dank­bar, die z. B. in der Jänner- Nummer Broschüren besprochen hat, die wir alle kennen sollten. Bei mir langts nicht mit dem Geld für alles, wie dort  ein Wiener Architekt eine Dienstwohnung ein richtet; drum habe ich tagelang überlegt und mit Hans gerechnet. Dann sind wir zum Tischler ge­gangen; der hat zuerst den Kopf geschüttelt. aber jetzt macht er uns zwei Anbauschränke ohne Füße; weißt du, mit denen haben wir fürs erste genug und können immer ein gleiches Abteil dazu be fommen. Der Meister brummte etwas, wie viel billiger er das Zeug liefern könnte, wenn er so eine Serienbestellung friegte- wir haben ihm versprochen allen Bekannten davon zu sagen und ihm die Broschüre geliehen. Bis wir erst werden Frauen genug in der Gemeindeſtube fizeit, dann gibts eingebaute Schränke und Küchenmöbel, das wird eine Freude werden  .

In Berlin hat eine Baugenossenschaft 80 Wohnungen probeweise so eingerichtet, auch bei uns wirds kommen, und je früher, desto mehr wir Frauen Genossenschafterinnen werden."

Lifes Gesicht leuchtete; die Freundin erwiderte zuerst gar nichts, dann sagte sie fleinlaut:

Ganz praktisch wird das schon sein, aber schön und behaglich. Das ist eine andere Frage. Da mußt du wenigstens lange Vorhänge und BIL der genug aufhängen und Dederln ausbreiten." ,, Bewahre" rief Lise und siedte lachend die Hände zur Abwehr. Im Zimmer, wo zum Glück von gegenüber niemand hineinsicht, kommt eine hand­breite durchsichtige Spitze oben und an den Seiten beim Fenster; in die Küche muß ich Tafelvor hänge bis zur halben Fensterhöhe geben; ben Kochen dürften mir die Leute von gegenüber zu schauen aber wir müssen ja auch baden. Weißt du, daß ich eine hübsche Zinkwanne friege ſtait

da wirst du lachen statt der Bilder fürs 3immer." Bist wirklich eine Setzerin", rief die Freundin, aber lachen mußte sie doch. Also nackte Wände" freilich, aber hell blaßblau. das schaut fast aus wie feine Luft, und wenns übers Jahr schmutz g sein sollte, malen wirs frisch  . Die Lampe mit glattem Glasschirm, ein Tischchen vor dem Fenster."- Mit einem Vogel gelt?" ,, Keine Sour so gern ich Vögel im Freien mag! In der Wohnung nur die Gebrauchsgegenstände und wir. Kein überflüss ger Stram, also fein über­flüssiger Griff beim Räumen, Zeit und Play ge winnen." Ich hab immer geglaubt, der Haus ha: Bilder gern", meinte die Freundin. Hat er auch" versetzte Life. Im obersten Fach des einen Schranks werden unsere Künstlermanpen liegen, viele haben wir noch nicht um so öfter werdent wir nach Feierabend oder Sonntags, wenns reg net, sie miteinander durchblättern, und zum 1. Mai kriegt er von mir eine neue." Wär' alles rech" sagte die zweiflerische Freundin, aber wie wird das Geld reichen?"" Das wird mir jede Woche mein Wirtschaftsbuch sagen. Lise war ernst geworden. Arbeiten und sparen können wir, der Sans und ich; und was an uns liegt, wollen wir mithelfen, daß Zeiten kommen, wo jeder Brot und Frieden hat. Stehst du, das ist die einzige große Gefahr, die über uns und allen arbeitendent Menschen hängt. Da bauen wir auf, gründen Familien und freuen uns wenn aber der Zu­funftsfrieg kommt, der Giftgaskrieg, auf den das Großfapital hinsteuert, wo bleibt dann unsere Arbeit, die Feuer- und Einbruchsversicherung, die Alters- und Krankenversicherung, dann mögen wir in einem Tage alle weg sein, ob Frau oder Mann, vom Wiegenkind bis zum Großvater. Daran muß ich immer denken, wenn ich einmal nicht in die Versammlung mit will und oft went ich denke zuhaus ist so behaglich und ich mach' eine Handarbeit wenn ich aber daran denk und weiß daß einzig das Proletariat auf der Welt die Kraf hat solches Unglück zu verhüten, dann bin ich nicht mehr zu müde und teile mir die Arbeit auf Tage so em, daß ich den Abend frei mache. Somm mit heut abend" meinte sie leiser und legte bittend den Arm um die Schulter der Freundin. Diese hatte schon lange nichts gesagt und mit großen Augen ins Weite gestarrt. Na gut, hol mich ab", gab sie jetzt zu. dann redent wir unterwegs noch von dieser Heiratsausstat­tung.

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