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Gott verteilt Aufsichtsratsposten! Imt, Sozia- Kudlich den Antrag betreffend die Bauernbefrei Eine geheime Radiostation funkt Skandal­listischen Freidenker" lesen wir folgendes Geschichtung eingebracht hat. geschichten. Furchtbarer Schrecken hai die Einwohner chen, das wohl wert wäre, in ein Erbauungsbuch Eine optische Riesenlinse. Für die Sternwarte des Städtchens Crooksville in Ohio   befallen, wo aufgenommen zu werden: In einem Aufsichtsrat, der Westchan- Universität in Delaware( Ohio  ) ist plöblich Abend für Abend eine geheimnisvolle Kund­der längst dringend der Verjüngung bedurfte, in Washington   jetzt eine Riefenlinje für das Teleskop funkstation die Standalnachrichten der Stadt und wurde einem mehr als achtzigjährigen Mitgliede hergestellt worden. Es hat drei Jahre geduldigster ver weiteren Umgebung über den Aether   verbreitete. nahegelegt, auf sein Amt zu verzichten und den und vorsichtigster Versuche gekostet, das größte optische Die Geheimstation verfügt über ein schier uner­Platz freizumachen. Die Antwort lautete: So Glas der Welt im Gewicht von 30.000 Kilogramm schöpfliches Material lokaler Neuigkeiten: Familien­lange mir Gott   die Kraft gibt, die Tantiemenquit zu gießen. Als der Deckel des Glasgießofens abge- krachs, die in Crooksville überans verbreitet zu sein tung zu unterschreiben, werde ich auf dem Playe nommen wurde, erschien ohne Fehler und Bläschen scheinen, Schlägereien, Vergnügungen mit Alkohol­ausharren, den er mir angewiesen hat!" Das flingt nach einer Abkühlung von neun Wionalen, die wohl genuß, geheime Weinlager, Mondscheinpartien von beinahe wie Heldenrede aus vergangener Kriegs- gelungene Rieferlini Hänsel und Gretel alles findet seinen Weg in zeit und reiht sich würdig neben: Position bis Schreibmaschine statt Schiefertafel für Volks- den Crooksville- Rundfunk. Die Einwohner haben zum letzten Atemzug halten", Wir fämpfen bis schulen. In England will man für den Anfangs- alle erdenklichen Anstrengungen gemacht, die Geheim zum letzten Mann" und anderes. Tausende werden unterricht im Lesen und Schreiben eine neue Lehr- ſtation ausfindig zu machen, mehr als ein Duyend aber im Glauben an Gott   irre werden, wenn sie methode einführen, die darin besteht, daß man den Detektive iſt auf der Spur des Crooksviller Friedens. besen, daß er Proletarier arbeitslos verrecken läßt, tindern das Alphabet vermittels der Tasten der störers, aber bislang ist es nicht gelungen, den dafür aber unter die Bourgeois Aufsichtsratsposten Schreibmaschine beibringt. Bücher, Schiefertafel und Moralisten der Luft dingfest zu machen. verteilt. 30 bis 35jährige Arbeiter und Angestellte Griffel sind für diesen Zwed nicht mehr nötig. Schon Schrei nach dem Schund. Die Generation, die werden abgebaut, 80jährige Aufsichtsräte können in furzer Zeit haben die Kleinen dank dem Anschau- den Krieg erlebt hat, ist gefeit gegen alle verlogene bleiben, weil Gott   ihnen den Posten angewiesen ungsunterricht an der Schreibmaschine die großen Striegsromantif. Sie fennt die grausame Wirksam hat. Das ist eine wundervolle Verquickung von und kleinen Buchstaben sowie die Ziffern unterfeit des Krieges sie ist pazifistisch aus Erlebnis und göttlicher Welt und kapitalistischer Wirtschafts- scheiden gelernt, und wenn das Kind erst einmal so Erkenntnis, nicht aus abstrakten theoretischen Betrach ordnung! weit ist und die Buchstaben lesen kann, hat es gleichtungen. Die Generation der Nach­Autounfall. Freitag abends stieß ein Autobus, zeitig auch das mechanische Schreiben erlernt. Estrie gstriegsjugend, die Zehn- und der von Görz   nach Postumia   bei Sejana fuhr und braucht nur die Tasten niederdrücken, die Geläufig- Biezehnjährigen hauen den Krieg selbst nicht Touristen, zum größten Teil Deutsche  , beförderie, diese Theorie erst allgemein geworden sein wird, ist und Büchern. Es muß den Jungen darum gelehrt feit kommt dann mit der Nebung von selbst. Wenn mehr miterlebt. Sie lernt ihn nur aus Erzählungen gegen einen Telegraphenpfahl. Die Touristen das Ende des Schreibens mit der Hand gekommen, werden, was die Kriegsgeneration selbst erfahren wurden aus dem Wagen geschleudert und fast alle das ohnehin infolge der zunehmenden Verbreitung hat. Auf diesen Uustand setzen die militaristisch verletzt, jedoch nicht schwer. Fascistische Miliz eilte der Schreibmaschine mehr und mehr in den Hinter- nationalistischen Streife ihre Hoffnung. Sie glau herbei und brachte die Verletzten in ein Trieſter grund getreten ist. Eine Träne braucht man dieser ben, die entfeßlichen Züge des wahren Gesichts des Entwidlung faum nachzuweinen, denn die Hand- Strieges vor der Jugend hinter Heldenerzählungen schriften sind immer schlechter geworden, seit die Ma- und Striegsromantit verbergen zu fönnen. Die mili schine die Herrschaft angetreten hat, und die Stallitaristische Beilage der Kreuz- Zeitung  ", des Organs graphic ist heute nicht viel mehr als eine historische des Grafen Westarp, ruft darum nach nationalisti­Erinnerung. scher Schundliteratur:

Krankenhaus.

Obduktionsbefund über Löwenstein. Wie aus Calais   gemeldet wird, wurden bei der gerichts ärztlichen Untersuchung der Leiche Löwensteins mehrfache Brüche des Schädels, der Wirbelsäule und der Glieder festgestellt. Im übrigen lautet der Befund: Nichts anormales". Die Eingeweide wurden der behördlichen Unter­suchungsanstalt zur Feststellung etwaiger Gift spuren übermittelt. Die Leiche Löwensteins wird morgen nach Brüssel   geschafft.

Die berühmte englische   Schauspielerin Ellen Terry   ist gestern früh auf ihrem Wohnsitze Smal Hythe in Kent   gestorben. Ellen Alicia Terry wurde im Jahre 1848 geboren. Ihr Vater, ihre Mutter, sowie ihre beiden Brüder waren Schauspieler. Im Theater trat jie bereits als achtjähriges Mädchen in der Rolle des Prinzen Maurilio in Shakespeare3 Ueberfall in Korjita. Wie dem Petit Pari- Winternachtsmärchen" auf und blieb Shakespeare fien" aus Ajaccio  ( Storjifa) gemeldet wird, ist auf während ihrer gangen künstlerischen Laufbahn treu, ein Automobil, das mit vier Holländerinnen und durch welche sie nicht bloß in Großbritannien  , jon einem Franzosen besetzt war, auf einem Gebirgs- dern auch in Amerika   berühmt wurde. Es gibt vie!- paß bei Zicavo ein leberfall ausgeführt worden. leicht feine hervorragende Gestalt in den Stüden Ein mit einem Gewehr bewaffneter Mann trat Shakespeares, welche Ellen Terry   nicht gespielt hätte. aus dem Dickicht, zwang den Chauffeur unter Be- Ihr Partner war der berühmte englische   Schau­drohung mit der Waffe, den Wagen anzuhalten Spieler Senry Irving. Ihre Erfolge auf der Bühne und ließ sich von den Insassen Geld und Wert- waren so goß, daß sie als die Königin der englischen  fachen übergeben. Alsdann erschienen zwei wei- Bühne bezeichnet wurde und lange Zeit hindurch tere Personen, schleppten mit dem Räuber eine feine Rivalin besaß. Außer in den Dramen Shake der Holländerinnen ins Didicht und ließen sie erst speares spielte sie auch Rollen in englischen und her vorragenden ausländischen Stüden. eine Stunde später wieder frei.

,, Sollte es nicht möglich sein, billige Jus gendschriften mit Erzählungen aus dem an Abenteuern und an Heldentum so reichen Gesche­hen des Weltkrieges zu schaffen, die von unseren Zehn bis Vierzehnjährigen mit ebenso leuchtenden Augen und heißen Wangen verschlungen werden wie der Sch as im Silbersee, Winneton und alle die Zehnpfennig- Hefte der Indianer­literatur."

lichkeit aus!

Sonntag, 22. Juli 1928,

Schachty- Urteil.

GUIP

Die Todesstrafe ist in Rußland   bekanntlich ab geschafft. Ihr werdet daher zur physischen Vernichtung begnadigt."

die Heimat eine Stelle in den besten Hotels offen­steht. Der Herr Minister würde sich freuen, wenn Sie ihm so bald wie möglich einen Brief zukommen lassen würden, in dem Sie ihm Mitteilung machen, ob Sie in ihrer Stellung glüdlich und zufrieren sind und ob Ihnen auch jede Möglichkeit gegeben ist, sich in Ihrem Beruf zu vervollkommnen.

Ein Briefumschlag mit Adresse sowie ein inter­nationaler Antwortschein, für den Sie bei jeder deutschen Postarstalt Briefmarken bekommen, ift beigefügt. Ihr sehr ergebener F. W. Evan 3. Vollendete amtliche Höflichkeit auch gegen

An den Kochschüler K. S., Bradford  ( England).

Die Schundliteratur im Dienste des Nationalismus soll das militaristische Gift in die Seelen der kommenden Generation träufeln! Eine verlogene falsche Romantif, die die wahren Züge des einen Stochschüler. Wie ein solches Schreiben von Krieges hinter erfundenen Schundromanabenteuern einer de uischen Behörde an einen jungen verbirgt, über die jeder Kriegsteilnehmer in bitteres Deutschen   im Ausland etwa aussehen würde, da Sohnlachen ausbrechen würde, das ist die Hoffnung von entwirft die Deutsche   Bergverkszeitung ein der Militaristen. Start May und der Kolportage- hübsches Schema, das eitva so aussieht: roman   auf militaristisch als nationale Jugend­ergicher! Natürlich würden in diesen Zehnpfennig­Wenn ein Maharadscha kein Fahrgeld hat. Ein Seften die Feinde massenhaft geschlachtet werden. Ein Schiff ausgebrannt. Im Hamburger Sa- indischer Fürst, der sich zu seinem Vergnügen in Natürlich würden Franzosen   und Engländer als Böſe­fen geriet auf dem englischen Motorschiff Raby 2ondon aufhält, der Maharadscha von Givalior, wichter und Teufel in Menschengestalt hingeſtellt Castle" Freitag nachmittags die aus Baumwolle, äußerte fürzlich den Wunsch, unbegleitet die englische   werden, über die der deutsche   Michel nach mannig­Terpentin und Harz   bestehende Ladung plötzlich Hauptstadt zu besichtigen. In einfacher europäischer fachen Filmverwirrungen den Sieg davonträgt. in Brand. Der Feuerwehr, die auf Fährdampfern Kleidung betrat er die Straße, um dann einen Auto- Welche Aussicht auf Völkerverheßung, auf Vergif­anit sechs Zügen und einem Löschboot bald zur omnibus zu besteigen und vom Dec aus in alfer tung der Völkerbeziehungen schon in der Jugend er­Stelle war, war es nicht möglich, dem Brand Ruhe das Straßengewühl zu betrachten. Erst als öffnet sich da! So sieht das deutſchnationale Verant Einhalt zu tun. Das Feuer wütete die ganze Nacht der Schaffner vor ihm stand, um das Fahrgeldwortungsbewußtsein gegenüber der Jugend in Wirk­hindurch, und das Schiff brannte völlig aus. Das in Empfang zu nehmen, fam dem Maharadscha   zum Motorschiff, das in Liverpool   beheimatet ist, ist Bewußtsein, daß er nicht einen Penny in der Taiche über 8000 Tonnen groß und hat eine Besayung hatte. Unter dem ironischen Lächeln der Fahrgäste von 30 Mann. Es ist am Donnerstag von Bremußte er sich zum Geständnis seiner Zahlungsun merhaven hier eingetroffen. Der Brand soll durch ein schadhaftes Kabel hervorgerufen worden sein. Eine Gedenktafel für Kudlich. Im Hofe des niederösterreichischen Landhauses wurde eine vom schlesischen Bildhauer Paul Stadler hergestellte stei­nerne Gedenktafel für den Bauernbefreier Hans Kudlich   feierlich enthüllt. Die Gedenkrede hielt der schlesische Schriftsteller Bruno Hans Wittef. Nach seiner Ansprache übernahm Landeshaupt­mann Dr. Buresch die Gedenktafel in die Obhut des Landes. Der Feier wohnten zahlreiche anläß­lich des Sängerbundesfestes in Wien   weilende Gesangvereine aus der Tschechoslowakei   bei, die einige Chöre zum Vortrage brachten. Das Kudlich Denkmal wurde zur Erinerung daran errichtet, daß sich an diesem Tage zum 80. Male der Tag jährt, an welchem der junge schlesische Abgeordnete Hans

Foreign office schreibt:

fähigkeit bequemen. In diejem fritischen Augenblid Austauschverfahren gegen einen nach England ent An einem englischen Kochschüler, der, im nahte sich ihm ein Retter in Gestalt eines Arbei fandten deutschen   Stochschüler, in einem deutschen ters, der, aus Mitleid mit dem armen Schluder, Hotel dient, hat das englische Außenmini­das Fahrgeld entrichtete und dem Maharadscha den Fahrschein übergab. Der aus der Verlegenheit geiterium( foreign office) folgenden Brief gerichte:: rettete Fürst   dankte dem braven Manne und bat um seine Adresse. Mit einer abweisenden Hand­bewegung wurde die Bitte um Namensnennung abgelehnt. Aber der Maharadscha gab nicht loder und erklärte: ,, Nein, ich bestehe darauf, Ihre Adresse

u wissen. Ich bin der regierende Fürst von Gwalior  ." Der Arbeiter sah den bescheiden geklei­deten angeblichen Fürsten mit großen Augen an, verneigte sich dann tief und erklärte mit ironischem Lächeln: Und ich bin der verstorbene König von Belgien  ." Lachend grüßte er den Maharadscha noch einmal und stieg ab.

Sehr geehrter Herr!

Der Herr Außenminifter ersucht mich, Ihnen zu schreiben und mich zu erkundigen, ob Sie in Ihrer Stellung im Hotel Fortschritte machen. Wie Sie wissen, bekamen Sie diese Stellung zufolge cines Uebereinkommens, durch das ein deutscher Staatsangehöriger in unserem Lande Stellung er­hielt. Der Grund dieses Austausches ist, Ihnen Ge­Tegenheit zu geben, sich Kenntnisse in tontinentaler Hotelführung anzueignen und die fremde Sprache zu erlernen. Es ist zu hoffen, daß Ihnen durch die Kenntnisse, die Sie erlangen, nach der Rückkehr in

Durch die Polizeimeldestelle Ihrer Heimatstadt G. erfahren wir, daß Sie, nachdem Sie sich vor­schriftsmäßig bei Ihrem Bezirksamt und den son­stigen zuständigen Behörden abgemeldet haben, eine Stellung im Austauschverfahren als Kochschüler, unter Beobachtung der gesetzlichen Bestimmungen (§ 11, Abs. 41a) in Bradford  ( England) angenom men haben. Sie werden nun hierdurch dringendst aufgefordert, sich sofort bei dem Konsulat unter Vorzeigung Ihrer Papiere zu melden und dortje!! ft genauestens zu Protokoll zu geben, wie und in wel­cher Art Ihre Tätigkeit in Bradford   ist, was Sie verdienen und ob die Arbeitszeit auch gesetzlich ge­regelt ist. Gleichzeitig haben Sie auf dem Ihnen zugesandten Fragebogen in doppelter Ausfertigung die dort gestellten Fragen zu beantworten, unter, genauer Angabe Ihrer Personalien, widrigenfalls Ihnen der Aufenthalt in England nach Paragra­phen§ 23 und 24, Abs. 62a, der neuesten Polizei­verordnung nicht länger gestattet wird, und Sie außerdem wegen Widersetzlichkeit mit einer Geld­strafe bis zu 100 W. bestraft werden können.

Ant Schreibgebühren hat das X- Amt 75 Ps und an Portoauslagen 50 Pf. zu beanspruchen, die Sie bis zum 15. Juli 1928 spätestens einzusenden haben. Im anderen Falle werden die Gebühren ohne vor­herige Mahnung swangsweise eingezogen.

X- Amt.

Was geschähe aber erst, wenn eine tschechische Behörde unter Berufung auf die Sprachenverord­nung schriebe?!

Auf dem Alten Markt in Stralsund   steht Kanonen, auf der anderen Seite aber nahm er lenstein( in Wahrheit war es Arnim) von den

da­Das Stralsunder Hohnblasen.te ein Standbild des damals regierenden auch dänische Silfstruppen auf und futte offenbar Bürgern Geld verlangt habe. Die Antwort da Bürgermeisters Lambert Steinwich  . Ein Arnim durch Verhandlungen hinzuhalten. Die rauf habe gelautet: Det hebbe wi nich". Auf die Vor dreihundert Jahren, am 24. Juli 1628, Schanzkorb steht zu ſeinen Füßen, zum Zeichen Bürgerschaft setzte sich zur Wehr, und der Magi- Forderung, eine Besaßung aufzunehmen, habe zog Wallensteins Heer von Stralsund   dafür, wie sehr Steinwich mit der Abwehr der strat konnte seinen Willen nicht durchseßen. Wir man geantwortet:" Dat do wi nich", und auf ab, nachdem es fast ein halbes Jahr lang die Belagerung der Stadt durch Wallenstein   verbun- wollen beim Evangelium bleiben!" sagten die Wallensteins Worte, sie seien Schelme, hätten die Ostseestadt belagert hatte. Hinter den Wallen- den gewesen ist. Wie in so vielen Fällen hat auch Bürger. Hilfe von dem auf der Lauer liegenden Bürgervertreter erklärt: Dat sin wi nich". Diese steinern her ließen die ausjauchzenden Bürger der hier die geschichtliche Wahrheit eine Umbildung Schwedenkönig Gustav Adolf   anzunehmen, wagte Geschichte ist ebenso qut erfunden wie die Anek­Stadt, zum Sohne vom Turme der Nikolaifirche ins gerade Gegenteil erfahren. Ein Reiseschrift man zunächst noch nicht, weil man sich dadurch dote, nach der Wallenstein   erklärt habe: und wenn herunter blasen. Das seitdem in jedem Jahre am ſteller hat von dieſem Denkmal einmal gesagt, es selbst der Reichsfeindschaft offen bezichtigt und die Stadt mit Ketten an den Himmel gebunden 24. Juli wiederholte Hohnblasen wird in fei ein Zeichen des freien Bürgersinns. Auf Stein- dann die Rache des Kaisers zu fürchten gehabt wäre, so müßte sie doch herunter. Aber dem gan­diesem Jahre ganz besonders festlich umrahmt wich trifft das nun wirklich nicht zu, denn Stein- hätte. Diese Rache wäre gewiß nicht gering aus- zen Geiste dieser Vorgänge entspricht diese Legende werden, und vor allem die evangelische Kirche wich gehörte zu der Partei in der Stadt, die am gefallen, denn die Reichsacht mit allen ihren Folgewiß. Ebenso steht fest, daß für Gustav Adolfs  wich gehörte zu der wird gewiß diesen Tag als den Tag der Nieder- liebsten Wallenstein   nachgegeben und die von ihm gen war den Abtrünnigen sicher. Gustav Adolf   Eingreifen ausschließlich machtinteressen entschei lage des fatholischen Prinzips jubelnd begehen. gestellten Forderung erfüllt hätte, um dadurch wartete freilich schon seit langem darauf, daß die dend gewesen sind, weil er wußte, daß in jedem Hat sie ein Recht dazu? Wie liegt die geschicht nur ja den Frieden zu erhalten. In Wahrheit Stadt ihm zufallen sollte. Die Legende hat es so Falle die Reichsfreiheit der Stadt verloren ging. liche Wahrheit? Wallenstein   hatte vom Staiser war es die Bürgerschaft selbst, die diesem Ansin- dargestellt, als habe Gustav Adolf   einzig und Nur die Bürgerschaft ließ sich von ethischen Ge­Ferdinand II. zur Belohnung seiner Verdienste nen den heftigsten Widerstand entgegensetzte. In allein aus Glaubensinteresse gehandelt und sei sichtspunkten leiten: von der Anhänglichkeit an um die Führung der faiserlichen, d. H. der katho- ihr lebte der Wille, auf keinen Fall fatholisch zu gegenüber Wallenstein   geradezu als Retter er ihren evangelischen Glauben und von dem stolzen lischen Sache med lenburg als Lehen er- werden, aber auch nicht die Rechte einer freien schienen. Aber solche Sentimentalitäten lagen dem Bewußtsein ihrer überkommenen alten Rechte. Es halten. Sein Ziel richtete sich gegen den König von Reichsstadt aufzugeben, wie es geschehen wäre, König durchaus fern und gehören ins Reich der war ein tragisches Schicksal, daß dann auch die Dänemark  . Er konnte also unmöglich, ohne wenn man auf Verlangen Wallensteins, bzw. Fabel. Gustav Adolfs   Absichten richteten sich da- Bürger trotz ihres Widerstandes, der die Großztat sich selbst zu gefährden, das evangelische Stral- seines Feldherrn von Arnim die feindlichen rauf, ein schwedisches Ostseereich auch an der der Niederringung des größten Feldherrn jener fund in seinem Rücken lassen, wenn er weiter Truppen aufgenommen, verpflegt und unterhalten Südküste dieses Meeres aufzurichten. Dazu aber Zeit vollbrachte, in die Hände eines anderen nach Norden zeg. Die Stadt genoß den Ruf be- und obendrein eine Kontribution von mehr als brauchte er Stralsund  , wie Wallenstein   die Stadt Wachthabers, eben des Schwedenkönigs, gelangten. sonderer Beharrlichkeit und Festigkeit. Wenn auch hunderttausend Talern gezahlt hätte. Der eigene für seine Interessen brauchte. Stein Gedanke Ihr Opfer war vergeblich gewesen. Ja, die Stadt längst der alte großzügige Hansageist verloren ge- pommersche Landesherr Herzog Bogislav an Glaubensinteressen leitete den Schwedenkönig, verlor nun ihre Reichszugehörigkeit, und damit längst der alte großzügige Hansageist verloren ge- riet zum Einvernehmen mit Arnim, nachdem die- dem die alte Sanjastadt wie eine reife Frucht in begann erst ihr eigentlicher Niedergang: sie wurde gangen war und sich dafür ein fleinlicher Strämer­geiſt feſtgeſetzt hatte, so war doch im entscheidenden ser in mehrfachen Stürmen die Stadt- aller- den Schoß fiel, als sie sich mit schwedischer Hilfe mun richtig zur Kleinstadt. Fast zwei Jahrhunderte Augenblick in der Bürgerschaft der Wille vor- dings vergeblich berannt und auch die vor ihr endlich des Angreifers erwehrt hatte. lang bis zum Wiener   Kongreßtrug handen, sich nicht unterdrüden zu lassen und vorliegende Insel Dänholm   besetzt hatte. Aber wenigstens die Legende hat der sie als Bestandteil des schwedischen Reiches das allem in feinem Falle die einmal überkommenen Der Magistrat der Stadt spielte damals ein Bürgerschaft, der das größte Verdienst am Wider- Schicksal der Reichsentfremdung. Ihre Großtat Vorrechte freiwillig und ohne Widerstand auf- doppeltes Spiel. Auf der einen Seite verkaufte er ſtande gegen die Wallensteiner zufam, den wurde ihr eigenes kulturelles Verderben. zugeben. dent Belagerer unter der Hand sogar städtische Ruhmeskranz gewunden. Sie erzählt, daß Wal­

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Dr. Karl Müller.