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Conning, bent 28. Dezember Tuz.

Desterreichs Untergang durch den Absolutismus.

Zu der Biographie Franz Josephs von Joseph Reblich).

In rascher Folge sind innerhalb eines halben Jahres drei umfangreiche Werke über Franz 30. feph I. erschienen, die Persönlichkeitsstudie" vont Eugene Ragger, Tschuppits ,, Untergang cines Reiches" und ungefähr gleichzeitig mit dieser Red. Iichs Biographie. Die beiden erstgenannten find ant dieser Stelle bereits kritisch gewürdigt worden, auf Redlichs Arbeit muß, schon wegen der Bedeu­tung des Autors, hingewiesen werden. Während Bagger und Tschuppit Amateure der Geschichtsschrei bung, Publizisten mit start journalistischem Einschlag find, der sich bei Bagger in einer gewissen Elegans des Stils, bei Tschuppit weniger günftig in einem merklichen Hang zum Tratsch funbgibt, fommt Red­lich von der Rechtswissenschaft her, hat sich aber als Staatsrechtler immer mit historischen Fragen be schäftigt und seine Biographie wird auch auf den Laien den solidesten Eindrud von den drei neueren Werken über Franz Joseph   machen. Sie wäre vor allem öffentlichen Bibliotheken im Zweifelsfalle zut empfehlen, weil sie die Vorzüge einer wissenschaft­lichen Biographie mit leicht verständlicher und fliis siger Darstellung verbindet.

Mehr als die Hälfte der Redlichschen Biogra phie ist die Darstellung der zwölf ersten Regierungs­jahre Franz Josephs, die noch nicht einmal ein Fünftel seiner langen Regierungszeit bilden, gewid met. Diese Verteilung des Stoffes ift gerechtfertigt und beabsichtigt; Redlich sieht, wie man schon aus seinen früheren Arbeiten wußte, den Angelpunkt der francisco- josephinischen Regierungsepoche in der Politik des jungen Franz Joseph  . Was sich zwischen 1849 und 1855 abspielte, entschied im Grunde über das Schicksal der Monarchie. In diesen Jahren hatte Franz Joseph   die Initiative in der inneren wie in der äußeren Politit. Innenpolitisch war sie ihm durch die fiegreiche Sontrerevolution, außenpoli tisch   durch den Gegensay zwischen den Westmächten und Rußland  , in der deutschen   Frage durch die ab­norme, den romantischen Schwärmereien eines Halb­narren entspringende Politik Preußens gewährlei stet. Nach 1860 hat Franz Joseph   die freie Ent­schlußtraft eigentlich nicht mehr gewonnen. Außen­politisch wurde er getrieben, zuerst durch die Auf­rollung der deutschen   und italienischen Frage, dann durch den Gegensatz zu Rußland  . Die Innenpolitik folgte gerade in Desterreich mit einer seltenen Logit dem Laufe der auswärtigen. Solferino zwang ihn zur Preisgabe des Absolutismus zunächst in Zis leithanien, Stöniggrät zum Ausgleich mit Ungarn  . die Ottuvation Bosniens   zur Bildung des Klerikal slawischen Eisernen   Rings, die Abhängigkeit von Deutschland   und von der ungarischen Gentry   zu der § 14- Politik des letzten Jahrzehnts. Aus der vor­gezeichneten Bahn auszubrechen, durch einen fühnen Streich die politische Bewegungsfreiheit wieder zu erlangen,( allerdings vielleicht, um sie sofort an die Gegenseite zu verlieren, wie es 1907 wahrscheinlich gekommen wäre, hätte sich Franz Joseph   für Eng­land entschieden), dazu fehlt. Franz Joseph   doch der Staatsmännische Wagemut, dazu fehlt ihm der Blick für die großen Zusammenhänge, die wirkliche Kon­zeption der Geschichte.

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Jedem das Geine.

Die ,, fchwarz- grünen" Weihnachtsbäume.

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O Tannenbaum, o Tannenbaum, wie schön sind deine Blätter! Du trägst nicht nur zur Sommerzeit, nein auch im Winter, wenn es schneit, o Tannenbaum, o Tannenbaum, schwarz- grün sind deine Blätter!

O Tannenbaum  , o Tannenbaum, du trägst viel schöne Sachen! Für Bauer, Pfaff und Kapital, für Wucherer und General,

o Tannenbaum, o Tannenbaum, dein Anblick macht uns lachen!

O Tannenbaum, o Tannenbaum, was will dein Kleid uns lehren? Der Bürger sorgt auf dieser Welt, für seinen Bauch und für sein f O Tannenbaum, o Tannenbaum, das soll dein Kleid uns lehren!

O Tannenbaum, o Tannenbaum, schwarz- grün sind deine Blätter! Doch kommt vielleicht mal eine Zeit, wo es im Winter Siebe   schneit. o Tannenbaum, o Tannenbaum, wie sind dann deine Blätter?

O Tannenbaum, o Tannenbaum, es kommt bald ander Weffer! Zur Winter- oder Sommerzeif, einmal wird doch das Volk gescheit. O Tannenbaum, o Tannenbaum, und färbt Dir andre Blätter! www wwwwwwwwww

Es ist Redlichs Verdienst, zum ersten Male eine genaue Analyse des österreichischen Ab­solutismus der Aera Schwarzenberg- Rübeck­Bach gegeben zu haben. Der junge Erzherzog Franz fam durch die Macht und den Willen der Militär­diktatur Windischgräs, die im Oktober die Wiener   Revolution niedergeworfen hatte, auf den Thron. Der eigentliche Arrangeur, der den Mann des Säbels und des Galgens, seinen Schwager Win­bischgräß, bald zurückgedrängt, war schon im Novem ber 1848, der Fürst Felix Schwarzenberg  . Er ließ den Achtzehnjährigen, der am 2. Dezember 1848 in Olmüz zum ersten Male als Kaiser von den Stufen des Thrones herab fein Programm verkün bigte, eine bewußte Lüge aussprechen, das Ver sprechen, fonftitutionell zu regieren, obwohl man doch gerade auf Franz Joseph   vorgegriffen hatte, weil er nicht an die Verfassung gebunden war. Schwarzenberg jagt den Stremfierer Reichstag  , ber doch den guten Willen zur tonftitutionllen Erneue­rung Desterreichs und feineswegs revolutionäre Pläne hatte, brutal auseinander, er erläßt die of trohierte Reichsverfassung, von 1849 mit bent eingi­gen Ziel, sie nicht, oder doch nur ab absurdum und zur höheren Ehre des geplanten Absolutismus durch­zuführen. In den folgenden Jahren spiel: aber Franz Joseph  , allerdings geleitet und beraten von Rübed in politischen, von Grünne in militärischen Fragen, eine höchst selbständige und wichtige Rolle als absoluter Monarch. Redlich zeigt, wie sich der alte Rübeck der Person des Kaisers bedient, um gegen Schwarzenberg zu intrigieren, um sein Bildgebildeten und intriganten Generaladjutanten, zwar| Pistole auf die Brust zu seßen, die Ruffen zur Räu- während es wohlwollend, neutral bleibt, rechnet des wirklich absolut monarchistischen Staates in die beraten, von den eigentlichen Männern des Syſtems, mung der Donaufürstentümer zu zwingen und sich Breußen mit Franz Joseph   ab. Und schließlich, die Wirklichkeit umzuseßen. Schritt um Schritt weicht von Bad, Bruck und dem Organisator der Gendar so den unauslöschlichen Haß Nitolaus I. und seines Donau   fürstentümer werden doch vereinigt, Schwarzenberg und nach seinem frühen Tobe ist merie, des neuen Herrschaftsinftrumentes des Staa Thronfolgers zuzuziehen. Immerhin, die Geschichte werden in weniger als einem Jahrzehnt, ein Für Kübed wirklich insofern am Ziel, als Franz Joseph  , tes, dem Baron Kempen  , aber nur bedient und nach wird ja meiſt wirklich nicht mit Sentiments gemacht, stentum Rumänien   und eine neue Gefahr für wie einst Ludwig XIV.   nach dem Tode Mazarins Winsch   behandelt. die Nachwelt verzeiht Trenbrüche und mancherlei den Nationalitätenstaat Oesterreich sein. Die Folgen der Selbstherrschaft eines unferti- Canaille, wenn sie Erfolg brachten. Bisutard ist feinen Ministerpräsidenten mehr ernannte. Damit Mehr als dies Passivum: Oesterreichs   Fi­schien tatsächlich der von Kübeck so erbittert bes gen, vor der Zeit zur Macht gelangten, und darum auch nicht nach den Kampfregeln eines Ritterordens uanzen sind ruiniert durch die Mobilisierung, fämpfte Absolutismus der liberalen Minister", die eigenwilligen, stolzen, aber wenig wissenden jungen zum Ziele gelangt...! Franz Joseph   jedoch, sein die Generalität ist verftimmt, der militärische Abso­mit dem Namen des Kaisers bemäntelte Allmacht Mannes, ließen wahrhaftig nicht lange auf sich war- cigener Außenminister, denn der Graf Buol- Schau- lutismus( den Redlich nicht konservativ" wie den der Männer um Schwarzenberg und Bach, die der tent. Der Strimtrieg, den England, Frankreich   und enstein ist nur Attrappe, rüdgratloser Berufsdiplo Metternichs, sondern eher bonapartistisch, attiv fou alte Metternich- Anhänger Stüved alle für verfappte Türkei im Schwarzen Meere gegen Rußland   mat, enthält auch den Westmächten die letzte Gunst trerevolutionär, geist- und traditionslos findet) ist Jakobiner hielt, gebrochen und eine wirkliche Auto- führten, stellte Franz Joseph   vor schicksalsschwere der Ferundschaft vor. Er bleibt neutral. Das Ergeb brüchig. Franz Josephs Außenpolitik ist noch nicht tratie des Kaisers hergestellt. Entscheidungen. Er war dem Zaren persönlich vernis war tatastrophal: Frankreich   fühlt sich bem genug kompromittiert. 1859 bricht er, ohne diploma­22 Jahre alt, war Franz Joseph   sein eigener pflichtet, da dieser ihm geholfen hatte, das revolu- kleinen Sardinien  , das offen und mit Waffengewalt tische und militärische Vorbereitung, den Serieg mit Ministerpräsident, sein eigener Außenminister, sein onäre Ungarn   niederzuwerfen, or stand in dem auf seine Seite getreten war, verpflichtet, Napoleon Frankreich vom Zaun. Die Folgen des Absolutis­eigener Armeekommandant, von Süved und Kardi- weltanschaulichen Ringen zwischen westlichem Libe III., fühlt sich von Franz Joseph   genarrt, nicht voll mus in der Armee zeigen sich. Nur ein Viertel der nal Rauscher und von Grünne  , dem gefährlich un- ralismus und asiatischem stofatentum, mit dem Her genommen, herausgefordert. Am Neujahrstag 1859 Truppen ist mobil, wird von einem unfähigen zen sicher auf der Seite des Stnutenzaren. Dennoch erhält Oesterreich   die Quittung von Frankreich  , die Günftling, Gyulai, in die Niederlage geführt, dann *) Joseph Redlich   ,, Staiser Franz Joseph   von entschloß er sich nicht, für Rußland   einzutreten, des- offene Striegsorohung. Rußland   ist berbittert, bei Solferino, unter persönlicher Zeitung des Kai­Desterreich", eine Biographie, Verlag für Stufen Vordringen auf dem Balkan   er fürchtete. Er wird jeden Bundesgenossen gegen Oesterreich  ) afgep- fers wieder geschlagen." Italien   ist verloren, in Deutschland   nichts ge­turpolitik, Berlin  , 491 Seiten, zahlreiche Bilder lich den Baren, zunächst im Glauben an eine teren, glaubt nur noch, gegen Habsburg   feine ziele und Tatfilme. Freundschaft und Dankbarkeit, um ihm dann die erreichen zu können. 1866 fommt seine Stunde; wonnen, die Finanzen stehen schlecht, der Absolutis­