Sette 2.

Freitag, 13. Dezember 1929. Minister anwesend, in dessen Reffort das be-[ Parlament war seiner Souveränität entkleidet.| Grüppchen und innerhalb nicht im geringsten auf die Zerstörung der privaten Fürsorge- Institu treffende Gesetz fiel, aber auch nur anwe- Wir haben, indem wir in die Regierungs  - mit einander verbundenen Parteien. Um so tionen hinarbeitet und wir dürfen nicht zulassen, jend. In die Debatte einzugreifen, zu den mehrheit traten, unsere Seele nicht verkauft, weniger ist zu fürchten, daß diese Opposition daß die soziale Fürsorge als unproduktiv hinge­gehaltenen Reden Stellung zu nehmen, das wir werden und müssen gegen die fascistischen die Arbeit der Regierungsparteien stören ſtellt werde. All das, was heute für die Jugend ge­tan wird, wird morgen den Krankenhäusern, Spi­tam fast niemals vor. Es fehlte dadurch das Methoden des Bürgerblocks anfämpfen, ihre könnte und um so leichter wird es sein, im tälern, Besserungsanstalten und Strafanstalten er­anregende und belebende Element, sichtbar Neubelebung zu verhindern suchen. Was sich Interesse der Gejundung der Demokratie die spart werden. Ein Redner hat hier gesagt, daß das wurde allen Rednern bedeutet, daß ihre Ein- heute Opposition nennt, das ist ein wüftes schlechten parlamentarischen Unfitten zu be- uns vorgelegte Ziffernmaterial fein Boranschlag sei. wände keine Beachtung finden. Der Minister- Konglomerat der verschiedensten Richtungen, seitigen. Das ist sicher richtig. Einen Voranschlag kann man präsident war etwa mit Ausnahme der Eröff­nur machen, wenn man das Verfügungsrecht hat. nungssigung und irgendwelcher Festsizung nic­Bei uns ist das leider nicht der Fall, da man mals im Saale anwesend, natürlich daß er durch die Verwaltungsreform und das Gemeinde­auch viemals in den Gang der Verhandlung finanzgesetz in ein Anhängigkeitsverhältnis ge­bracht wurde. Deswegen und als Protest gegen eingriff. Herr Švehla hat einmal zur Recht diese Gesetze stimmen wir gegen den Voranschlag fertigung dieser unter ihm zu besonderer Blüte und können auch aus diesen Gründen die gestern fidenten nicht zur Kenntnis nehmen. hier abgegebene Erklärung des Herrn Landesprä Nachdem Genosse Schuster, dessen Rede im Hause allgemeines Interesse fand, seine Rede been­det hatte, sprach der tschechischklerikale Derka, wor­auf die Sigung auf morgen vertagt wurde. Landbündlerischer Landbündlerischer Nachruf für den Bürgerblod.

Fürsorgedebatte in der mährisch- ſchleſiſchen Landesbertretung.

Eindrucksvolle Rede des Genossen Schuster.

Genosse Schuster

aid post"

gebiehenen Unfitte angeführt, er bliebe wegen Brünn  , 12. Dezember.( Eigenbericht.) Die heu- zustimmen, so können wir doch die von Herrn Pro­der schlechten Sitten" der Abgeordneten mantung stand im Zeichen der Debatte über die Stapitel anschlag für 1929 angefegten Beträge auch voll. tige Sigung der mährisch- schlesischen Landesvertre- fessor Rallab vertretene Meinung, daß die im Bor­cher Parteien den Sigungen ferne. Gegen Gesundheitswesen und soziale Fürsorge. Von unse- kommen für 1930 entsprechen, nicht teilen. Wir beleidigende zurufe gibt es, wenn man schon ren Landesvertretern sprach Genosse Schuster, der müssen als Kenner der Verhältnisse immer wie glaubt, zimperlich sein zu müssen, wohl keinen unter voller Aufmerksamkeit des Hauses eine glän- der erklären, daß diese Beiträge bei weitem nicht unmittelbaren Schutz, aber daß man das ganze zende, von tiefer Sachkenntnis zeugende Rede hielt, ausreichen, um all dieses Elend abzustellen. Wei­Parlament bestrafen muß, weil einige Leute in der er das groe Problem er sozialen Fürsorge und ter wurde in der Kommission darauf verwiesen, darin in der Erregung ſich schlecht betragen, des Gesundheitswesens eingehend behandelte. Die daß eine Reihe von sozialen Anstalten einen Un­das wird niemand einsehen können. Es wer- tschechischen Genossen Raudet und Terny be- terbelag aufzuweisen haben. Leider ist dieser Unter­den gewiß manche Reden gehalten, auf die schäftigten sich ebenfalls mit der Frage des Ge- belag nicht darauf zurückzuführen, daß die man sich eine Entgegnung ersparen kann. So ſundheitswesens und wiesen auf die mangelhafte wahrlosung und Kriminalität geringer geworden In einem Leitartikel der ist, sondern auf die Methoden, die in diesen An- nimmt der Abgeordnete Windirsch zur Re­wird es niemandem einfallen, auf die kommu- Fürsorge seitens des Landes hin. nistischen Reden, die vorher von den Drahtzie­In der Debatte sprachen weiter der Deutsch- stalten angewendet werden und immer noch vor gierungsbildung Stellung. Er vergießt auch hern im Politbüro aufgeschrieben und nachher nationale Rein fuß, der Klerikale Nejez chleba  , herrschen. Die Methoden sind eben nicht die rich einige Tränen über den verewigten Bürger­von den Abeeordneten abgelesen werden, ein- der Stommunist Schubert, die tschechischen Natio- tigen. Und da auch der Erfolg nicht der erwünschte block und beschuldigt die tschechischen Bürgerpar zugehen. Der Inhalt dieser Reden ist auch alsozialisten Sidl und Gröger Nach dem ist, hat sich in den breitesten Schichten der Bevöl- teien, sie hätten ihren Parteiegoismus tschechischen Genossen Terny kam ferung über die Zweckmäßigkeit dieser Anstalten immer vorangestellt. Das sei bei den deutschen meist so, daß man gegen sie nicht polemisieren, eine Meinung gebildet, die alles andere denn eine Bürgerparteien nicht der Fall gewesen: nach ihrem Genuß höchstens ausspuden fann. gute zu nennen ist. Ich verweise dabei nur auf ,, Im Gegensatz dazu war die Mitarbeit der Dennoch bleibt es eine Herabwürdigung der zu Worte. Er führte aus: Vor allem möchte ich die Berufsvormundschaften und auf die Kinder deutschbürgerlichen Parteien durch keinen Partei­Demokratie, wenn parlamentarische Reden zu nicht nur das reine Ziffernmaterial, das in wirk- selbst, die eine wahre Schen vor diesen Anstalten egoismus eingeengt. Bei den zu treffenden Ent­Monologen gemacht werden, deren Tragweite lich nicht sehr übersichtlicher Form im Voranschlag haben. Die Kinder schrecken selbst vor Verbrechen scheidungen war ihr Vorgehen nur immer von über die pflichtschuldigft gerade im Saale an- vorgelegt wurde, behandeln. Ich halte die Zwei nicht zurück und ziehen der Erziehungs- und Bes der Erwägung beeinflußt, den bür wesende Handvoll von Abgeordneten oder teilung in den Kapiteln der sozialen Fürsorge und ferungsanstalt die Strafanstalt vor. Ich verweise gerlichen Bestrebungen zu nüßen des Gesundheitswesens für nicht zweckmäßig. So dabei nur auf geschichtliche Ereignisse, an die wir und den Einfluß des bürgerlich orien Senatoren der Partei des Redners und über wie vor 20 Jahren hält man auch heute an der mit Schandern zurückdenken. Aber über uns wird tierten Elements im Staate zu heben die Zahl der Leser des Parteiblattes des Red- Zweiteilung fest und es sind auch in unserem Vor- die Nachwelt nicht anders urteilen, wenn sie von und dabei doch auch der Allgemeinheit zu dienen." ners nicht hinausreicht. anschlag beide Stapitel gesondert enthalten. Ich bin der Anwendung der mittelalterlichen Methoden in Es ist erfreulich, zu hören, daß die Deutschbür­Es ist rühmend hervorzuheben, daß die der Meinung, daß man die soziale Fürsorge auch diesen Anstalten lesen wird, die nichts anderes gerlichen aus reinem klassenbewußt­tschechischen Sozialdemokraten als erste dafür nach dem sozialen Leid und gemäß dessen Be- brauchen, als ein wenig Liebe und Verständnisse in dem Bürgerblock angehörten und daß ihre eingetreten sind, das Osmička"-System zu fämpfung einteilen soll. Richtig wären alle jene für ihre Mentalität. In diesem Zusammenhang ist Sauptforge der Stärkung der Bourgeoisie galt. beseitigen. Das Bestehen dieses Ausschusses Posten im Voranschlag, die sich auf die Jugend es wohl auch notwendig, darauf zu verweisen, daß Die fromme Legende, als hätten sie ein Opfer in Monsignore Nejezchleba auf die erschütternden Zuum der nationalen Belange willen gebracht, hat und sein gelegentliches Zusammentreten wäre fürsorge beziehen zusammenzufassen und in Monsignore Nejezchleba auf die erschütternden Zu nicht das schädlichste. Das ärgste war bisher, einem Stapitel zu behandeln. Ebenso iſt es not ſtände im Ostraner Gebiet himies, ohne aber auf man, scheint es, endgültig aufgegeben. Statt daß dieser Ausschuß der Regierungsparteien wendig, daß aus dem Voranschlag ersichtlich iſt, die Ursachen dieſes Elendes einzugehen und sie auf dessen bekennt man sich freudig zu der welche Beträge für die Jugendfürsorge der einzel- zuzeigen. Warum sind es denn meistens nur Kin- nun leider beendeten Blod- und lassen­alle Funktionen des Parlamentes und auch nen Nationen eingesetzt sind. Das soll nicht heißen, der aus den ärmsten Streisen, die heute diese An- politik der Bourgeoisie. Verwaltungs­der Regierung übernahm und dem Parlamente daß wir auf dem Standpunkt stehen, daß den ein- stalten füllen? Die verbrecherische Veranlagung ist reform, Gemeindefinanzgesetz die Untaten des nur eines übrig ließ: das Abstimmen. Mehr zelnen Nationen vorgerechnet wird, welche Beträge in den wenigsten Fällen die Ursache, die zur Ab- Bürgerblocks, die uns auch national so sehr ge ist unter diesem System, das mit dem Vor- fie für diesen Zwed erhalten, sondern es soll dadurch gabe der Kinder in diese Anstalten führt. Es sind schadet haben, sind eben den Klasseninteressen handensein einer Opposition nie rechnete, ersichtlich gemacht werden, ob allen sozialen Bewirtschaftliche Ursachen und das dadurch bedingte der Besitzenden entsprungen, das sich mit dem mochte diese, wie in dem letzten Parlamente dürfnissen der einzelnen Nationen Rechnung getra- zerrissene Familienleben, das diese Verwahrlosung Interesse der Nation schwer vereinigen läßt!. noch so start sein, vom Parlamentarismus gen wird. Genosse Schuster kam hier auf die Me- in der heutigen Gesellschaftsordnung heraufbeschwor.

und von der Demokratie nichts übrig geblie­ben. Natürlich trägt nicht die Opposition, son­dern die Regierungsmehrheit für die Gesetze die Verantwortung, aber überhaupt nicht mit ihr zu rechnen, sie nicht einmal als eriſtierend anzusehen und zu behandeln, macht das Par­lament zu dem, was oft und immer wieder mit Recht beklagt wurde, nämlich zu einer Nede- und Abstimmungsmaschine, der der Geist fehlt. Das Bürgertum liebt nicht den Parla­mentarismus, es hat sich im Herzen einem anderen Ideal, dem Fascismus zugewendet, dem es, sei es nach Mussolinischer Art, oder auf unblutigerem Wege und in demokrati­scher" Verkleidung zustrebt. Die Zeit der Herr schaft des Bürgerblocks war nichts anderes, als die Periode eines verhüllten Fascismus, das

Böhmische Landesvertretung. Ende der Session.

thode, mit der diese Frage in den Kommissionen Es wird ja auch vom Staat der Versuch unter­behandelt werden, zu sprechen. Er stellt fest, daß nommen, durch die Schaffung eines Jugendstraf­das Präsidium dadurch, daß es an einem Tage zwei gefeyes handelnd einzugreifen. Es ist auch dieser der wichtigsten Kommissionen, und zwar die Finanz- Geseßentwurf nicht unseren Wünschen entsprechend, fommission und die soziale Stommission einberufen er ist aber auf alle Fälle ein Fortschritt nach der Die böhmische Landesvertretung hat heute hat, in flarer Weise zu erkennen gab, wie wenig Richtung, daß man einsehen gelernt hat, daß nicht den Rest ihres Arbeitsprogramms erledigt. Es Bedeutung es dem Problem der sozialen Fürsorge die Strafe, sondern die Erziehung dem Uebel sten- handelte sich meist um Zuweisungen von Anträ­zumißt und dadurch die Einflußnahme dieser Kom- ern fann. Dieses Jugendstrafgesetz ist im Junttim gen an den Landesausschußz, beziehungsweise an missionen auf die Zusammenstellung des Voran- mit der neuen Strafprozeßordnung, leider aber die verschiedenen Landeskommissionen. Dazu ge­schlages verhindert. In der sozialen Kommission nicht mit der Bestimmung über Schutzmaßnahmen hört ein Antrag auf Einleitung von Verhandlun­beschäftigt man sich eingehend mit dem Problem und Fürsorgeerziehung. Ich bin der Meinung, daß gen mit dem Staate wegen Uebernahme des per­des Gesundheitswesens und der sozialen Fürsorge dieses Jugendstrafgesetz nur ein Teil eines großen fonalaufwandes der Lehrerschaft der Volksschulen. und man hatte zu diesem Zwede hervorragende Jugendwohlfahrtsgesetzes sein muß. Gleichzeitig( Wir berichten darüber an anderer Stelle.) Wei­Fachleute auf diesem Gebiete zugezogen. Herr Pro- müßte aber auch ein Jugendfürsorgegeſes, ein Ge- ters Anträge auf systematische Errichtung von fessor Kallab, der Rektor der Masarykuniversität seg zum Schuße des Unterhaltes der Kinder, zum Siechenhäusern, auf Erbauung einer neuen An­vertrat in der Kommission die Meinung, daß eine Schuße der unehelichen Kinder geschaffen werden. stalt für Geistestrante in Prag  , auf Verbesserung Einteilung zu treffen sei, die eine Scheidung des Wir legen der Landesvertretung einige diesbezüge der Verföstigung in den humanitären Landes­Aufwandes für normale, abnormale fürsorgebedürf liche Anträge vor und hoffen, daß sie diesen ihre anstalten, auf Anstellung weiblicher Aerzte im tige Stinder und für Gesundheits- und Hilfsaktionen Zustimmung nicht verwehren wird. Weiter ist es Landesdienst, auf Unterstützung des Ausbaues vorzunehmen sei. Wenn wir auch dieser Einteilung notwendig, darauf zu verweisen, daß das Land nicht des Krankenhauses in Karlsbad  , auf Ergänzung

Der Diener brachte die neuesten Ausgaben der Zeitungen herein, jeder griff nach einer. Nur Costanza beschäftigte sich damit den Ofenschirm wieder aufzustellen, den Pietro wäh­rend seines nervösen Auf- und Ablaufens umge­stoßen hatte.

Das Verbrechen. Kriminalnovelle von Andone Nosart. 5 Giovanni, der diesen Abend sehr wortfarg war, vielleicht, weil ihm die Gelente und das beschädigte Knie schmerzte, richtete sich am Stuhl- Giovanni schwenkte die Zeitung in der Luft rüden auf und rief ärgerlich: Spiel doch nicht und rief: Hier wird der Umstand, daß Martini den Marathonläufer und erschüttere nicht die Giovanni ausgegangen war. bestätigt und durch Luft!" eine neue Mitteilung ergänzt. Wir trieben in Als Pietro wieder auf seinem Play saß, der Sphäre des Unmöglichen! Ich habe mich ins sagte Giovanni bedächtig: Die Zeitungen schei- Bein gefniffen, um mich von meiner förperlichen nen einen Umstand nicht genügend zu würdigen; Existenz zu überzeugen." wie die verschleierte Dame die Treppe hinaufstei Aber was tritt denn Neues hinzu?" ertun­gen wollte, hat die Portiersfrau ihr die Mittei- digte sich blaß und ängstlich der Mathematiker lung gemacht: Der Herr ist fortgeaangen und und suchte die Notiz, auf die Giovanni gespielt noch nicht zurückgekehrt..."

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Gatte.

,, Die Portiersfrau wird seine Rückkehr nicht Dieser sagte: Du benimmst dich wie ein wahrgenommen haben", unterbrach ihn der Wahnsinniger, Pietro." Rechtsanwalt. Ja, ich fann mich nicht beherrschen; ich Das meinst du, aber Aussagen haben bin nicht, wie ihr anderen, von Eis... solange das Gegenteil nicht bewiesen ihren Das wissen wir; darum müssen wir ande­Wert. Die Pförtnerin schwört darauf, daß sie in ren den Verstand regieren lassen... Die Zei der Zeit, während die Tragödie sich abspielte, sich tung veröffentlicht, daß Armando Martini vor nicht aus der Loge entfernt hat. Sie äußert sich fünf Uhr auf der Piazza delle Carratte", in der sehr bestimmt: Ich habe die Loge nur verlas- Nähe des Postamtes, gesehen wurde... Und fen, weil mich mein Mann rief, dessen Drechsler- wißt ihr, wer ihn gesehen hat? Der Präsident des werkstatt neben der Haustür liegt; aber dann bin Clubs Bernini  ", der mit deiner Gattin auf dem ich eilends auf meinen Posten zurückgekehrt. gegenüberliegenden Gehsteig vorüberfam. Er Wenn der Herr Martini wiedergekommen wäre, fonnte bemerken, daß der arme Armando eine hätte ich ihn gleich auf der Via Resella oder auf Brille mit schwarzen Gläsern trug." der Via Boccaccio bemerkt. Und bei solchem Wet- Ist das von Belang?" fragte der Rechts­ter nahm er stets einen Wagen. Ich kenne ihn anwalt. Das wußte man." genau... Es war Freitag, einer der beiden We- Natürlich ist das von Belang. Armand chentage, an denen die Unbekannte im Schleier litt feit fünf Tagen an einer Augenliderentzün stets zu üblichen Besuchen fam. Und ich wollte dung und seit vier Tagen trug er die schwarze das Trinkgeld nicht einbüßen... Ich konnte Brille: der Präsident, der seit einer Woche mit sehen, daß der Herr Martini um halb fünf weg- Armando nicht zusammengetroffen war, konnte ging; wie immer bei schlechtem Wetter trug er von dieser Veränderung nichts wissen und er seine gelbe Mütze, einen grauen Mantel mit hoch hat vor Gericht auch den Journalisten gegen geschlagenem tragen und er hatte eine Brille mit über die bezeichnende Aussage gemacht: Die fchwarzen Gläsern aufgesetzt..." Person, die ich auf der Piazza delle Carrette

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gesehen habe, war mit Martini identisch; sie hüftelnd Giovanni; er schalt über die herein­unterschied sich von Martini nur durch die dringende, falte Luft, welche die schwüle Atmo­schwarze Brille..." Die logische Folgerung ist: sphäre des geschlossenen Raumes vertrieb. der Präsident hat nach ehrlichster Ueberzeugung unseren Armando erkannt. Ist das klar?"

Jetzt weiß ich, warum du Romanschreiber bist!" bemerkte der Rechtsanwalt; er bewun­derte, wie Giovanni es verstand, Wichtiges her­vorzuheben und Nebensächliches auszuscheiden.

Ich fasse es nicht! Wenn ich jetzt nicht ver­rückt werde, dann ist es ein Wunder!" stöhnte in starker Erregung der Mathematiker.

Der Mathematiker beugte sich zum Fenster hinaus und hörte erst auf zu rufen, als der Händler ihm von unten die Zeitung empor­reichte.

Auf der ganzen ersten Seite war nur von dem Verbrechen auf der Via Rasella die Rede. Amt Tische zusammengedrängt, hatten die vier nur Augen für diesen feuchten, bedruckten Bogen.

Pietro versuchte zu lesen; aber die Kehle ihm wie zugeschnürt und er konnte nur, schweratmend, herausstoßen: ,, Lies du!"

Frau Costanza strich ihm mit mütterlicher Geste über die Schultern und drängte ihn wie- war der auf seinen Sitz; aber der arme Mensch war ganz gebrochen, seine Augen irrten hin und her oder hafteten starr auf einem Winkel des Zim­mers.

Wie Giovanni und Giuseppe ihn verwun­dert ansahen und einander fragende Blicke zu­warfen, raffte er sich endlich auf:

Ich fasse es nicht! Schrecklich ist es! Und wißt ihr, warum? In der Via Cavour" zwei Schritte von der Piazza delle Carrette" entfernt wohnt Terese mit ihrem Mann."

Costanzas Gesicht trat aus dem Dämmer hervor und erschien im elektrischen Licht, welches unter der dunklen, runden Glocke hervorbrach, abgemagert, wie aufgesogen von den blauen Pupillen, die noch größer wirkten als sonst. Der Ruf eines Zeitungsverfäufers gellte herauf.

,, Laß das! Laß das!" schrie Giovanni dem Mathematiker zu, dessen magere Finger auf die Tischplatte trommelten.

lers:

stieß

Dazwischen freischte die Stimme des Händ­

Die Verhaftung der verschleierten Dame!" Pietro war mit einem Sprung am Fenster, die Jalousien auf und rief hinunter: Eine Zeitung!"

" Gott  !" jammerte erschauernd und

Giovanni las vor, daß Teresa Battisti, ver­heiratet mit dem Versicherungsagenten Tomaso Giarelli, verhaftet worden sei.

,, Aber nun befreie uns von der List, Pie­tro: war das unselige Geschöpf deine Geliebte oder nicht?"

Der Mathematiker erwiderte, ohne die

Hände, die er an die Stirn preßte, wegzuneh

ment:.

,, Du Tor siehst nichts als verliebte Frauen!" " Ruhe!" rief Giovanni, der inzwischen weitergelesen hatte.

Das Journal berichtete, daß Teresa eine schöne Frau von distinguierter Erschei nung, die kaum die dreißig überschritten hatte

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zumeist geleugnet, dann aber zugegeben habe, daß sie als junges Mädchen die Geliebte Ar­mandos und die Verfasserin des von der Be­hörde beschlagnahmten Briefes. gewesen sei. Durch Fragen in die Enge getrieben, den Kampf mit dem Untersuchungsrichter nicht gewachsen, bequemte sie sich zu einem Geständnis, das sie wiederholt durch den Ausruf unterbrach: Ich Aerniste! Ich bin für immer verloren!"

( Fortjepung folgt.)