Nr. 75.

Seite 6.

Kindernachmittag

Samstag, den 29. März, 3 Uhr nachm. Kinderausflug ins Protopy- Tal

Freitag, 28. März 1930.

fünstler Günter Raphael   neu bearbeitet und konzertfähig gemacht hat. Das heißt, er hatte jid) nach seiner eigenen Erklärung nicht nur als Ncubearbeiter, frobern, da die Durchführung und Bearbeitung der Themen ganz fehlte, auch aus ge­staltender Komponist zu betätigen. Echter, eigent licher Dvořat ist dieses Konzert also nicht, aber der Reichtum seiner Invention und die Tankbar­Treffpunkt: Endstation der ber Linic. Fühteit der Aufgabe, hie es dem Solisten stellt, recht. rung Genoffin Strauß. nachmittag wurde irrtlicher Weise zum Ausflug auf den Laurenziberg eingeladen. Dieser Ausflug findet jedoch erst am 5. April statt.

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Am Kinder­

inderfreunde Brag.

Kunst und Willen. Wiſſen.

Theater und Dichtung:

Starl Straus liest Gogols ,, Revisor".

fertigen feine Neuerwedung. H. Münch- sol. land, der Cellist des Leipziger Gewandhaus  . Quartettes, der das Werk auch in Leipzig   aus der Taufe hob, spielte es mit hervorragender technischer Fertigkeit, schönen, aber nicht immer ganz reinem Zon und prächtiger musikalischer Gestaltung. Tas sinfonische Hauptwerk des Konzertes war die Vierte Sinfonie in E- moll von Johannes Brahms  , jene letzte Sinfonie des Meisters, die als Spättert alle Merkmale seiner späteren Schaf fenszeit trägt: Sparsamkeit in den technischen Mit­teln vor allem, Reserviertheit im Gefühlsmäßigen und strengste formale Gestaltung. Felix Wein­ gartner   hat sie, sicher übertrieben in der Abfällig­feit des Urteils, ein leeres Tongerüst" genannt; Eine dramatische Satire, die bald ihren hun- ihre herbe, elegische, oft sogar schwermütige und dertsten Geburtstage feiern wird, die unter an- grüblerische Art machen sie jedenfalls für den Hörer deren Formen von Staat und Gesellschaft ent- sehr schwer zugänglich. Georg Szell  , der begei stand, als wir sie heute haben, und die doch den sterte und begeisternde Dirigent des Konzertes, fand gegenwärtigen Zustand, nicht wie er da und dort sich mit überraschender Anpaffungsfähigkeit in bie fich entwickelt, sondern wie er zwischen Sibirien   gegenfäßlichen Stile der aufgeführten Werle. Bang und Uarokko in der alten, und um fein Haar außerordentlich war wieder die Blastit seiner Inter­beffer in der neuen Welt, ganz allgemein gedeiht, pretation, die Ausnüßung des Rhythmus und die mit jedem Wort trifft und seine Urheber wie wirksame Gliederung und Abschattierung im dyna­mit cifernen Ruten züchtigt. In der Vorrede, die mischen Sinne. Und besonders dafür sei Szell  Start Kraus dem von ihm für das Theater der bebankt: Unter seinen willensstarken Händen er­Dichtung eingerichteten Wert voranschickt, jagt wuchs die leider noch immer zu wenig geſchäste er: Gogols Revisor": unbergängliches Siegel tragische Sinfonie Brahms   zu einem Zongemälde des satirischen Geistes auf den Bund von Auto- bon geradezu dramatischer Ausbrudstraft. Ausge­rität und Storruption; giltig in allen Zonen, wo seichnete fünstlerische Arbeit leistete das Orchester Starets wohnen und Stadthäupter thronen." des Deutschen Theaters, das unter Szelle Zeitung In welcher Gestalt immer die beiden Mächte sich mit sichtlicher Paffioniertheit spielte. Erfreulich paaren, verbunden sind sie doch ewig und eine auch, berichten zu können, daß sich das Konzert abermals eines glänzenden Besuches zu erfreuen ohne die andere undenkbar. Wo Menschen Auto­ritäten schaffen, die nicht auf der naturgegebenen batte. 3. B. Foerster, der Komponist der sinfoni Autorität des Geistes und des vorbildlichen Cha- chen Dichtung Aus meiner Jugend" war Gegen­stand lebhafter Beifallskundgebungen, für die er atters ruhen, die, gesetzt und ernannt, gemacht sich durch einen dem Dirigenten Szell   verabreichten und dekretiert sind von anderen, gleich hohlen E. J. Autoritäten, dort werden sich dem Schein der Ruß auf offener Bühne bedankte. Würde und dem Besiz der Macht auch die Ver­Ein neuer deutscher Sängerchor frat vorgestern Derbtheit und der Mißbrauch gefellen. Nikolai abend in einem eigenen Chortonzert zum Gogol hat nicht nur den Bund mit dem satiri erstenmal vor die Deffentlichkeit. Er dankt seine schen Siegel beschlossen, er sah auch alle Spiel- Entstehung dem fünstlerischen Zusammenwirken der arten der grotesken Verkuppelung, und wir wüß- Böglinge der Prager   Deutschen   Lehrerbil­ten angesichts dieser Satire heute nichts wesent- dungsanstalt und des Smichower Deut. fich Neues über die Erscheinungsformen der Kor- schen Männergesangvereines. Diri­ruption zu sagen. Schon bei Gogol   gibt es hier- gent der neuen und an Stimmenzahl stattlichen archie der Würdenträger, die nach Rangstlassen Chorvereinigung, die sowohl als gemischter den Anteil an der Boute teilen und das Stadt- Chor als auch als Männerchor tätig ist, ist haupt jagt dem Polizisten: Sich Dich vor! Du Prof. Rudolf Strauß, der mit der Erteilung des nitamit mehr, als Deinem Amt zukommt!" Gesangsunterrichtes an der Prager   Deutschen   Beh­Stadthaupt und Richter aber streiten darüber, ob die Storruption erst bei dem beginne, der den Kaufleuten Geld und Geldeswert erpresse oder schon bei dem, der sich nur Windhund- Welpen schenken" lasse. Es tag heute um größere Be träge gehen und die Dimensionen mögen sich im Stofflichen verschoben haben, sie sind die gleichen geblieben im Mißverhältnis menschlicher Schlech tigkeit und Schwäche zu Macht und Würde, die jenen der Staat verleiht.

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Herausgeber: Siegfried Taub  . Chefredakteur: Wilhelm Nießner.

rerbildungsanstalt betraute Prager Schulmann und Musiffriniter. Ein Chordirigent, der von der Eitel­feit allzu persönlicher Auffassung frei und ein treuer Diener der interpretierten Werke ist; sein Sinn für die Dynamik ist stärker als sein rhythmi­fches Differenzierungsvermögen. Daß er aus einen gefangstechnisch ungleichmäßig geschulten Sänger­material cinen Chorkörper von beachtlicher chorge­Touristenverein Die Natur- bringt, erscheinen sie uns als Menschen, die man sanglicher Tüchtigkeit herangebildet hat, ist sein be­freunde". Heute, Freitag, um 7 Uhr in ihrer Art lieben kann. Im Stoff, im Stil und sonderes Verdienst. Mustergültig war auch das bends in der deutschen Technik in der Struktur bezeugen diese Erzählungen eine Karl Kraus   liest den Revisor" in einer Programm dieses Chorabends, das neben den Vichtbildervortrag. Eine große Virtuosität. Die Literatur des Abenteuer­nonen, den Sprachywert der Satire ausschöpfen- Marienliedern" und einer Gruppe anderer Chor­Wanderung durch das Daubaer lichen, des Tatmenschen, des Naturforschenden und den Uebersetzung von Sigismund von Ra- lieder für gemischten Chor von Johannes Brahms  Land. Sonntag, den 30. d. Weitreisenden hat viei dem deutschen Geist Fremdes decki. Dem Repertoire des Theaters der Dich vor allem eine ganze Reihe prächtiger Boltslie Busammenkunft 8.10 Uhr Smichower Bahnhof. Alb- gebracht, aber mit den Büchern von John Russel tung wird ein neues Wunder zugefellt. Mitgeris- der für gemischten Chor und für Männerchor in fahrt 8.35 hr. Nach Dobřichovice Wanderung auf wird uns das Beste gegeben, was feit Jahren auf sen von dem Tempo dieses Theaters, das uns der der Bearbeitung von Siegmund Haufegger und die Stalla.- Nächste Vereinsversamm diesem Gebiete erschienen ist. Realität entführt und dem kein Ensemblespiel Mag Reger enthielt. Solist des fünstlerisch ge Lung am Donnerstag, den 3. April, Café Nizza  , die Wage zu halten vermöchte, hingegeben dem lungenen und ausgezeichnet besuchten Stonzertes war Rezitationen aus den Werken der Arbeiterdichter, holden Zauber der Illusion, die durch keinen der Bassist und heimische Konzertfänger Prof. Dr. vorgetragen von Genossen Ernst Paul und technischen Unfug und durch keine Fehlbesetning Hermann Ehm, der, dem Sille der Vor: ragsfolge Genoffin Miriam Löbl.- Ein Kursus über gestört wird, weil Szene und Ensemble beschlos- sich einordnend, Johannes Brahms   so selten zu Alt- Prag findet im Monat April statt. Sturs sen sind in der einen Gestalt, gebannt durch das hörende Romanzen aus Tieds Magelone" sang. Das leiter Dr. Klein. Näheres am Donnerstag, den Wort, das in seiner Reinheit und als Werkzeug Ronzert fand im großen Radio"-Saale statt; 8. April, um 7 Uhr im Café Nizza  . des Dichters auch an der unscheinbarsten Stelle böllig unzulängliche Garderobenverhältnisse und besteht, gefesselt durch die Anschaulichkeit der störender Lärm der benachbarten Staffeehaus! okali­Szene, die uns die eigene Phantasie baut, wenn täten machen ihn für Konzertzwede ungeeignet. Marl   Straus sie entzündet, erlebt man, was einem das Zeittheater versagt, solange es dem Zeitgeist Steinberg dirigiert die tschechische Philharmonie. dient. Zwei Dutzend Stimmen hören wir aus war ein freudiges Wiedersehen, der nicht über der einen, zwei Dußend Menschen erstehen leib. bolle Smetanasaal bot am Schluß ein Bild begeis haftig aus einer Darstellung, die noch das Ge- sterten Jubels. Steinberg ist noch immer der heimnis des wahren Theaters besist, die Phan- Dirigent persönlichster Note: die Figaro Ouverture du der am 31. Därz b. 3. um 8 Uhr abends Wran Urania- Kino tasic des Hörers zu entfesseln. Es war wie im- allein war wundervoll in ihrer dynamischen Ab­mer, wenn sich uns das Wunder offenbart, und stufung, in Bořkovec's symphonischer Dichtung es war so nen, wie am ersten Tage. Es zu be­schreiben, wo es nur zu danken gilt, wäre Ver­messenheit. Denn der es erlebte, empfindet nur: Das Unbeschreibliche, hier ist es getan!" E. F.

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" Start" konnte Steinberg seine Bindung an moderne Rhythmit beweisen. Die Art aber, wie er die dirigierte, ist padend und intereffant bis zum letzten romantische Symphonic von Anton Brudner Ton: er holt aus der Partitur Mahlersche Stompli­ziertheit und verbindet diese Detailarbeit an seibst Drittes philharmonisches Konzert. dem fleinsten Thema mit Brucknerscher lober­Das betont tschechische Programm dieses deut- träumerei, indem er die Tempi beinahe über das schen Repräsentationskonzertes berührte nach dem zulässige Maß hinauszieht. Ein fades Violin­chauvinistischen Konzertsfandal der gemischtsprachi- Konzert des Polen Starlowicz spielte schließlich noch gen Aufführung der Neunten Sinfonie Beethovens mit überraschend vollem Ton und großem können in der vorigen Woche ziemlich befremdend: für die Frl. Eugenia Jaworska Umiñsta. W. L. tschechisch nationalen Siglöpfe allerdings wars sicher Karl Kraus   liest Dienstag, den 1. April, auch sehr beschäntend. Zwei Werke tschechischer nochmals aus eigenen Schriften( Ungedrud Autoren standen auf der Vortragsordnung: 3. tes) im Spinnereisaal( Revolučni B. Foerster& Thrisch- bollstümliche, stark etlektische sinfonische Dichtung Aus meiner Ju­gend"( als nachträgliche Huldigung zum 70. Ge­burtstage des Komponisten) und Anton Dvv=

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,, Stotva").

Vereinsnachrichten.

Fats Konzert in A- Dur für Violoncello   Arbeiter- Turn- und Sportverein Prag  .

und Orchester. Letzteres wurde als den Tsched; ent vorweggenommene tschechoslowakische Erstauf­führung geboten; die Uraufführung fand im Herbst des vergangenen Jahres in einem Leipziger Gewandhaus  - Konzert statt. Dieses Cellofonzert ist ein Jugendwerk des vierundzwanzigjährigen Doořal, noisen das Torso geblieben war und das der deutsche Ton- laden.

Samstag, den 29. März,

um

8 Uhr abends, veranstalten wir im Od borové dum, na Perštyně, ein Turner- Kränzchen.

Siezu find alle Parteigenoffinuen, Ge­und Freunde des Vereines herzlichst einge Eintritt 10 K samt Steuer.

Aus der Bartel.

Ortsgruppe Prag   des Arbeiterabstinenten­bundes in der Tschechoslowakischen Repubiit. Einladung

Hauptveriammlung

im Café Nizza  , Souterrainsaai. Tagesordnung: 1. Vortrag Dr. Klein. 2. Berichte.

3. Wahlen.

4. Anträge..

Genossen und Genojjinnen, erscheinet vollzählig.

Literatur.

" Die Dochte von Macassar." Südseenovellen. Von John Russell  . Ganzleinen 3.90 Mart. Adolf Sponholz Verlag, G. m. b. H., Hannover  . Von John Russe!, dem Verfasser des Südse buches Klippen im Korallenmeer" ist ein neuer Band in deutscher Sprache erschienen: Die Dochte von Macassar", der die Erwartungen, mit denen man

verantwortlicher Redakteur: Dr Emil:: auß. Brag. Drudi: Rota A.-G. für Zeitung und Buchbruci, Brog Für den Druch verantwortlich One Brag.

Die Beitungsmartenfrantatur wurde von de: Boll. a. Telegraphene birelon mit Erlas Nr. 13.800/ VII- 1930 bewilligt.

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KINO  - PROGRAMM

Vom 28. März bis 3. April 1930

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2976

rinzipes cuische Kino Prag  Tel. 0.420 Im Rudesheimer Schloß steht eine Linde Erstaufführung für Groß- Prag  . Mit Weruer Fütterer. Dazu im Tonfilm zu sehen: Das weltberühmte New Yorker Philharmonische Orchester' mit wundervoller Klangwiedergabe der..Tannhäuser- Ouvertüre". Ein Bild. vollständig der Wirklichkeit entsprechend.

LIDO BIO

Drama.

Die letzte Vorstellung. Denny, der Nachtvogel.

Lustspiel.

2901

Wo verkehren wir?

weiteren Veröffentlichungen diefes Amerikaners Café Continental", Prag  , Graben Novellen, die in ihre: Handlungsfülle und Formen­

entgegensah, nicht enttäuscht hat. Das Buch enthäi

schönheit einen Meister erkennen lassen. Eine starte Magic liegt in diesen Erzählungen, man glaubt an

das

Unglaubliche, wie es fich hier por feltfamen

Hintergründen abspielt, wo Teuflisches sich mit Blumenhaftem verführerisch mischt. Die Helden sind Abenteurer, Trunkenbolde, Taugenichtse, Klein­Piraten. In der Umgebung, in der sie Russel

Gastwirtschaft

LIDOVÝ DŮM

( Gen. Wishelm patrný) Täglich

Konzert. PRAG   II., Hybernaké

Nr. 7.

187