Rr. 194.

Herr Bloch wird frech.

Worüber einmal zu sprechen wäre. Herr M. Bloch, Custos der Reptilien­presse im Ministerratspräsidium, hat sich die be­sondere Vergünstigung erwirkt, sich auf Kosten der Steuerträger eine eigene Kanone anschaffen zu dürfen, die Tschechoslowakische torre­spondenz", in der er zu seinem Privatver gnügen und zu dem einer feinschmeckerischen Gemeinde, die sich an seinem skurrilen Stil, dem letten Rest der Benedikt Schule, amüsiert, aller­hand politischen Tratsch von sich gibt, den er mit einer Unmasse von Zitaten aus seinem Bettel fasten garniert. Es foſtet zwar unser aller Geld, aber da man ab und zu seinen Spaß an den Blochschen Stilmonstren hat, könnte man das noch durchgehen lassen. Herr Bloch glaubt aber, er müsse mit seiner offiziösen Privatkartone gelegentlich auch serieg führen und wird zu Zeiten üppig. In der leyten Folge seines Wisches druckt er einen Artikel Mikro= politik", nach dessen Lektüre wir es doch für angezeigt halten, einmal etwas gegen das Mikroreptil des alten Bloch zu unter­nehmen.

Dienstag, 19. August 1930.

Führer wirklich, daß sie mit derartigen, maßlos aufgebauschten Bagatellen, mit ihren als tragisch ausgegebenen Filigran schmerzen irgendwo in der Welt einen ernsten Eindruck erzielen werden?"

Seite 3.

Um die Ostgrenzen.

in den gesetzgebenden Körperschaften, welche in nationaler Hinsicht noch über den Bevölkerungsproporz hinausging. Die Sprachenpragis wurde in einer Art geregelt, Paris  , 17. August. Zu der angekündigten Reise des deutschen Botschafters in Paris   von daß nach der Aufstellung des deutschen   Statistikers Dr. Oberschall in Böhmen   95.4 Prozent, in Hösch nach Berlin   erfährt Matin", daß Hösch in Man mag aus dieser Probe ersehen, mit aller Eile vom Berliner   Außenministerium nach Mähren   Schlejien 91.2 Prozent aller Deutschen   welchen Finessen der Bloch die Tatsachen zu ent- Berlin   berufen wurde, um über den Widerhall, Eingaben und Anbringen in ihrer Muttersprache stellen und zu verdrehen weiß. Natürlich ist so ben die letzte Rede Treviranus in den machen können. Trotzdem wird über Entrech- ungefähr das Gegenteil dessen breiten französischen und amtlichen Kreisen ge= tung" und Vergewalitgung" geflagt. Von 337.943 richtig, was er da an Tatsachen" anführt. funden hat, Bericht zu erstatten. Bon Hösch hatte deutschen Kindern besuchen 334.192 deutsche   Volks- Aber da oder dort mag der ausländische Leser, in den letzten Tagen mit dem französischen   Außen­schulen, während verhältnismäßig mehr nicht dem das Blochsche Elaborat kostenlos ins Haus minister Briand   zwei Unterredungen über diese deutsche Schüler deutsche Schulen frequentieren geliefert wird, doch stuzzig werden. Wir wollen Angelegenheit. als umgekehrt deutsche   Zöglinge an nichtdeutschen der Mitropolitik, der Politik der Kleinigkeiten Unterrichtsanstalten eingeschrieben sind. Trotzdem und Kleinlichkeiten also, immer obhold aus wird wieder mit einer Beschwerde an den Völker- dom an sich sehr unwichtigen Herrn Bloch keine bund wegen brutaler Entnationalisierung" der Affäre machen, aber das lasse er sich gesagt deutschen Schuljugend gedroht. Es ist ein sein, daß wir ihn immerhin für wichtig genug arger Fehler unserer Deutschen  , daß halten, einmal auch im Parlament über sie nicht das sehen, was sie besigen, sondern immer ihn zu reden, wenn er sich nicht jene Be ihr Interesse darauf konzentrieren, was schränkung auferlegt, die ihm als Staatsbeantten ihnen noch fehlt oder ihrer Meinung nach bös- und aus den Steuergeldern auch der deutschen willig vorenthalten wird. Glauben ihre Bevölkerung bezahlten Amtsschreiber geziemt!

Wildweſt im deutschen   Wahlkampf.

Die Räubermethoden der Hitlerianer und Mostowiter.

Auch Höpker- Aschoff   für Revision. Düsseldorf  , 17. Auguft. In einer Wahl­versammlung der deutschen   Staatspartei erklärte der preußische Finanzminister Söpker- Aschoff zu den Parteiumbildungs- Verhandlungen mit Dr. Scholz, es sei falsch, daß er nicht den Kampf gegen die Sozialdemokratie wolle. Ablehnen müsse er jedoch den Gedanken eines Hindenburg- Blods gegen die Sozialdemokratic. Bezüglich der deuts fchen Außenpolitik erklärte der Minister: Wir müssen eine attive Außenpolitik betrei­ben, das Schwergewicht derselben nach dem Osten verlegen. Es handelt sich darum, die Ostgrenzen zu sichern und der deut schen Wirtschaft den Weg nach dem Osten freizu machen. Im Donaubeden und in Mitteleuropa  schaft. Wir wollen Wölferfrieden und Verstän digung bei aller heißen Liebe zu unserem Vater­lande."

Alle Regierungen haben dasselbe gefordert.

Der Artikel enthält nämlich nicht nur die üblichen Ezes( worunter nicht irgendwelche Rat­schläge, sondern eben besondere, von der spezifisch Blochschen Qualität zu verstehen sind), sondern Werturteile, pauschale Verdäch tigungen, Beschimpfungen, und Ver­drehungen, die dem Herrn Reptilienrat doch nicht jo ohne weiters durchgehen sollen. Da heißt es: Im sudetendeutschen  " Haushalt waren es wieder die Deutschböhmen, welche den Ton angaben. Wir möchten dies beileibe nicht mit der Berlin  , 17. August. Zu den polnischen Behauptung Ibsens   erklären, daß in der Familie Presse- Kommentaren über die letzte Treviranus zumeist jenes Mitglied herrscht, welches Rede wird in einem hier ausgegebenen halbamt­den unangenehmsten Charakter be­lichen Kommentar erflärt: In der Frage der figt. Die Deutschböhmen waren fulturell und deutsch  - polnischen Grenze ist erneut zu betonen, ökonomisch weit fortgeschritten und politisch daß alle deutschen   Regierungen h äußerst regjam, was vielleicht eine Folge des un­fichtlich der gegenwärtigen Grenzgestaltung ft ets unterbrochenen Widerstreites mit den slawischen dieselbe Auffassung vertreten haben und Landsleuten ist. Das deutsche Beil wurde am Wolfenbüttel  ( Braunschweig  ), 17. Auguft. über diese Auffassung nie einen Zweifel auf­tschechischen Schleifstein geschärft. Sicher waren In der Nacht zum Sonntag fam es hier zu Berlin  , 16. August. In der Sprengel- fommen ließen. Daran wird auch das Pronun und sind die Deutschböhmen ein tüchtiger Volks schweren Zusammenstößen 3 wifchenstraße im Norden Berlins   wurden sieben Natio- ciamiento von einem unabänderlichen Widers stamm, was sie jedoch anspruchsvoll und Nationalsozialisten und kommuni- nalsozialisten von etwa 12 Kommunisten ange- ſpruch des polnischen Volkes gegen jede Grena unduldsam, aber auch einseitig und sten. Zwei Kommunisten wurden durch fallen und mit Schlagringen und Gummifnüppeln änderung in der Zukunft nichts ändern." engherzig machte, so daß sie im öffentlichen von Nationalsozialisten Nationalsozialisten abgegebene Schüffe bearbeitet. Einer der Angreifer begoß einen der Leben der weiten Horizonte und jenes zweiten schwer verwundet. Die Kommunisten ver- Nationalsozialisten mit einer starken Säure. Der Blides" entbehren, der über den Tag hinaus erst folgten ihre politischen Gegner, worauf es erneut durch die Säure Verleßte und drei andere Natio­werdende Gestaltungen erfaßt und dadurch zu zu Zusammenstößen fam. Weitere Ausschreitungen nalsozialisten, die Siebberlegungen erlitten hatten, einer Tattit auf lange Sicht befähigt. So aber fonnten von der Polizei nur mit Mühe verhin- wurden zur nächsten Behandlungsstelle gebracht, trieben sie immer nur Mitropolitit, an der bert werden. Es wurden mehrere Berhaftungen konnten jedoch nach ärztlicher Behandlung in ihre sfe, bewußt oder unbewußt, bis zum heutigen Tag vorgenommen. Heute vormittag herrschte in der Wohnungen entlassen werden. Die Täter find festhalten....." Diese Defizite in ihrem Stadt große Unruhe. Wiederum fam es zu Zu- unbekannt entkommen. Wesen zeitigten ein Ressentiment, welches ihre Nachbarschaft fo unleiblich gest a I-

Oberstein(   Oldenburg), 17. Auguft. In sammenstöken, wobei mehrere Personen verlegt liegen große Möglichkeiten für die deutsche Wirt­einer gestern abends abgehaltenen sozialdemokra- wurden. tischen Wahlversammlung in Jdar fam es zu einem blutigen Zwischenfall. Als ein   Berlin, 17. August. In Charlotten nationalsozialistischer Redner nach Ab- burg wurden in der vergangenen Nacht zwei lauf seiner Redezeit sich weigerte, die Tribine zu Nationalsozialisten von politischen Geg verlassen und einen Kommunisten zu Wort kom- nern überfallen und schwer verleßt. men zu lassen, stürmten plößlich 20 bis 25 In   Steglitz wurde heute nachmittag ein Zug Nationalsozialisten auf die Tri- von etwa 70 Nationalsozialisten wegen Tragens bine und schlugen den Versammlungsleiter, von verbotenen Uniformen und Abzeichen fest­Redakteur Füllenbach), nieder. Er erlitt schwere genommen. Verlegungen. Nur mit Mühe konnte die Polizei Im Norden   Berlins wurde ebenfalls nach weitere Ausschreitungen verhindern. mittag ein Demonstrationszug der kommunisti­  schen Partei ohne jeden größeren Zwischenfall auf­gelöst.

......

Und wieder Treviranus: Raffel, 17. August. In einer überfüllten öffentlichen Versammlung eröffnete Reichsmini­fter Treviranus gestern abends in Sajfel den Wahlkampf für die Konservativen in seisen­Najfau. Er führte hiebei u. a. aus. Wian fann mit Recht sagen, daß etwas neues in   Deutsch= land aufsteigt. Nur darf man das nicht von einem alten oder neuen Parteistandpunkt aus betrachten.

tete und ihr eigenes Leben vergällte. Nie- Justizminister Dr. Meißner greift ein! für die Entscheidungen der Richter ist keine Ver- Das Gesch des Handelns hat der Reichspräsent mals waren sie zufrieden, am wenigsten niemand anders und zwar so lange, bis Am vergangenen Samstag hat das Justiz- diesen Belangen verdrehter sein, als das blind- das deutsche Volt wiederum selbst entscheidet. Das dann, wenn sie feinen stichhältigen Grund zu ministerium verordnet: wütige Sturmlaufen der kommunistischen Preſſe Slagen und Beschwerden besaßen. In Dester­reich waren sie die Standardnation, 18. August an ständig im Untersuchungsgericht in fcheidungen: für Engſtirnigkeit und Weltfremd- wenn der Nebel der Parteireden zerflossen ist. 1. Daß ein Staatsanwalt von Montag, den gegen den Justizminister wegen richterlicher Ent   deutsche Volk soll sich gesund wählen, dem Reichs= präsidenten erneut das Vertrauen aussprechen, welche alle Ressourcen und Bene Bantrag zu amtieren habe, um die Erledigung beit manches Urteils ist nur der Richter verant fizien, die der Staat bieten konnte, der Untersuchungsfälle zu beschleunigen; gleich wortlich, der nach der Verfassung unabsehbar nalen Wirtschaft größere Wunden schlägt als Re­Darum weg mit dem Kastengeräte, das der natio­in übergebührlichem Maße genossen zeitig wird es von nun an Pflicht des Staats- und frei ist. Nur vor sich selbst hat er es zuparationslajien und innerer deutscher Leerlauf. ... troß alledem aber waren sie höchlich un anwaltes sein, den intervenierenden Verteidiger verantworten, wie er das Gesetz ausdentet und Woher anders rührt die Radikalisierung breiter zufrieden, fühlten sie sich verkürzt und fandten jede sofort zu empfangen, um dem Beschuldigten auslegt und darum wird auch weiterhin das Schichten als aus der Enttäuschung über Ver­Beile gellende Schmerzensschreie über Unter- noch vor Stellung des Haftantrages Gelegenheit eifrigste Bestreben der Justizverwaltung sein sprechungen auf der Nechten, denen die Alltags= brüdung in die Welt hinaus!" zu geben, seine Rechte tunlichst zu wahren; müssen, wirklich gute Sträfte dem Richternach­2. daß von nun an in Uebertretungs- und wuchs zuzuführen. An der richterlichen Freiheit den größeren Mut haben, unpopuläre Arbeit an­arbeit nicht Rechnung tragen konnte. Man muß Der Hinweis auf   Oesterreich ist eine besondere Dreistigkeit, da Herr Bloch Bergehensfällen die Untersuchungshaft ganz zu zu rütteln, wäre Abkehr vom demokratischen den größeren Mut haben, unpopuläre Arbeit an zujajien, wenn man chrlich mitregieren" will. selbst im alten Oesterreich eine recht entfallen habe oder im äußersten Falle auf das Grundprinzip der Justiz! Mein Bekenntnis auf dem Reichstagsplay u hohe Stellung bekleidet hat, die allernötigste Ausmaß zu beschränken ist; 3. daß vom 18. ds. angefangen ein ständiger Lieb' Baterland magst ruhig sein... triegerische Drohungen war der seibst­einer aktiven Revisionspolitik ohne jeiner jeßigen Stellung unähnlich ist. Das mästet sich heute von den Steuergeldern der Untertanen, Straftfahrdienst für Akten zwischen dem Unter­So ein Kriegsminister muß wirklich große verständliche Ausdruck der Empfint ingen der wie es sich damals davon genährt hat, und suchungsgericht in Pankrat und der Staatsan­möchte noch von den deutschen Resourcen waltschaft am Karlsplatz zu errichten ist, um die Sorgen haben, da er doch in allererster Linie Frontgeneration. Uns ist der Frontgeist fein wil und Benefizien" reden! Dann verdreht er für Untersuchungsgefangene so nachteilige Zer darüber nachdenken muß, die Vaterlandsliebe der Begeisterungstrant, sondern eine Berpilich­und die Liebe zum Soldatenstand zu wecken und tung zur mutigen Geduld, zur Vertiefung des die Geschichte, erzählt, die   Deutschen seien 1848 teilung der Voruntersuchung zu mildern. mit der Reaktion gegangen, und setzt seine Mit diesen Verordnungen dokumentiert der zu beleben. Die Wege, die man dabei geht, Glaubens an den Sieg der Rechtsgleichheit unter Epistel mit den pauschalen und beleidigenden Be Justizminister, daß es ihm ernstlich um die sind recht verschieden. Nur ganz wenige ver- ben Völkern des Kriegserlebens. Die Außenpolitik darf nicht nur eine Sache der Fachlichkeit sein, merkungen fort: Demokratisierung und Wilderung des suchen es mit guten Worten, andere mit heißen Als dann die unausweichlichen Folgen Strafgerichtsdienstes geht, damit ist Würsteln. im alten Oesterreich war das An- sondern muß die Sache des ganzen Wolfes werden. dieser politischen Rurzsichtigteit der Beweis erbracht, daß durch Uebergang dieses binden eine beliebte Methode und so hat eben Das ist neben anderen Aufgaben der Kernstock eintraten, verstanden sie es wieder nicht, sich ins Ressorts in sozialdemokratische Hände tatsächlich jeder sein eigenes Steckenpferd. Das beste der politischen Mission der Dreißig bis Fünfzig­Unvermeidliche zu fügen, bäumten sich vielmehr ein frischer Geist in das Haus der ehemaligen Mittel hat sich aber sicher der ungarische Striegs- jährigen in   Deutschland." gegen das selbstverschuldete Schid Kadettenschule eingezogen ist- Anlaß zu diesen minister Gömbös ausgesucht, um die Be­sal auf und verschärften noch ihren Unmut und Verordnungen waren die Mißstände, auf die wir geisterung für das Soldatenspielen zu heben. In der Reichenberger   Zeitung" vom 14. ihre Abneigung gegen den wirklichen oder ver- in letter Zeit wiederholt hingewiesen haben. In der meintlichen Widerpart. Daß sie sich nicht nach Es mehrten sich die Fälle, da Männer und August 1930 lesen wir die nachstehende Notiz: den wirklichen Tatsachen, sondern nach ihren Frauen, sogar Abgeordnete und Publizisten Sirngespinsten richteten; daß sie sich selbst wegen politischer Uebertretungen wochenlang in ausleben, den übrigen Völkern aber Untersuchungshaft belassen wurden, ohne über­Wachstum und Geltung verfümmern haupt einvernommen zu werden, und daß- wie wollten, dadurch haben sie nicht unwesentlich B. nach der Schießerei bei Radotin über den zur Loderung und zur schließlichen Sprengung wöchiger Untersuchungshaft eine nur unbedeu Redakteur Němec- nach vier- und fünf­des österreichischen Staatsgefüges beigetragen. tende Arreststrafe wegen einer geringfügigen Aber selbst dieses katastrophale Ereignis hat sie uebertretung verhängt wurde. nicht belehrt und befehrt. Es sei davon abgesehen, daß sie unmittelbar nach dem Umsturz sich nicht Staatsanwälte wird dieser Erlaß nicht sein: be­Sehr ehrenvoll für unsere Richter und in die von Grund aus geänderten neuen Verhält- inhaltet er doch kaum mehr, als§ 189 Strafpro­nisse zu finden vermochten, sondern in aller- zeßordnung und die hiezu erlassenen Haftvor­hand Irrungen und Wirrungen ver- schriften aus den Jahren 1900 und 1905, wird fielen, welche wieder aus dem Unvermögen zur doch damit indirekt zugegeben, daß sich hier­richtigen Einschätzung der wirklichen Tatsachen zulande bei den Untersuchungsbehörden ein resultierten. Aber selbst nach Ablauf der Ueber- ungeseßlicher Abusus eingebürteil und durchzogen die Städte und Dörfer; sie gangszeit und nach Eintritt unbestreitbarer gert hat, wenn der Verhaftete von Anfang an Stetigkeit in der aus den Friedensverträgen her- em Verurteilten gleichgestellt wurde und als und als vorgehenden Konfiguration innerhalb Mittel- Objekt bürokratischer Willtür leiden mußte. Oder  europas fehlte den   Sudetendeutschen" eine der war es nicht beschämend zu hören, daß ein Unter- Teilen des Landes bis in die Gegenwart erhalten, Sachlage und Zeitentwicklung entsprechende Orien- fuchungsrichter einen Haftbescheid nicht erlassen tierung, eine Selbstbesinnung, ein Sicheinfühlen wollte, weil der zuständige Staatsanwalt auf in unabänderliche Machtverhältnisse. Die Deut- Urlaub war? War es nicht für jeden Verteidiger schen besiken eben nicht die Veran- niederdrückend, wenn er um eine Intervention lagung, als Minorität zu leben und beim Staatsanwalt oftmals betteln mußte und sich als solche gebührende Geltung zu verschaffen... gewöhnlich nicht gerade höflich hinauskomplimen­Die Verfassung stattete sie mit allen bürgerlichen fiert wurde, obwohl kein Gesetz die Intervention Rechten aus, auf welche ihnen ein berechtigter verbietet? Gegen diese und ähnliche Mißstände Anspruch zukam; ein äußerst demokratisches hat Dr. Meißner ein verfbnisvolles Macht­Wahlsystem verlieh ihnen eine Vertretung wort gesprochen; hoffentlich nicht vergeblich, denn

Die Wiederkehr der Troubadours.

Der ungarische Kriegsminister, General Gömbös, hat einen Befehl erlassen, nach dem die alte Einrichtung der wandernden Sänger oder Troubadours wieder belebt werden soll, um den patriotischen Geist zu stärken und die Liebe zum Soldatenstand zu erhöhen. Seit den Tagen des Königs Apad haben die Sänger und Bautenspieler, die im Lande herumziehen, die sogenannten Regö3", in der Geschichte  Ungarns eine wichtige Rolle gespielt; sie waren immer die Träger der Vaterlandsliebe und wur den von diesem musikalischem Volt hoch geehrt. In jenen fernen Zeiten bildeten die Regös" eine eigene Zunft, nahmen an allen Hoffestlichkeiten

seiner Vaterstadt   Arad durch die Rumänen ihn zur Flucht zwang. Ein anderer moderner Regö" war Lajos Laurissin, der sich in den letzten Jahren zu dem gefeierten Tenor der Budapester Oper entwickelt hat. Die neuen Troubadours tragen die alte bunte Kleidung; unter ihnen be­findet sich ein Lautenschläger und ein Spieler des ungarischen Nationalinstrumentes   Tarogato. Sie veranstalten ihre Konzerte unentgeltlich in den Orten, nach denen sie das Kriegsministerium be­ordert. Jeder der neuen Troubadours erhält ein festes Monatsgehalt von 350 Pengö oder 250 Mark.

Wenn das nicht zieht, dann hilft schon sicher fein Mittel mehr! Und an Stoff wird es den ungarischen Bänkelsängern auch bestimmt nicht fehlen: da sind die Blut, wollte jagen Helden" Taten eines Horty zu besingen, da gibt's das Banknotenfälscherliedi, besonders beliebt ist die Ballade vom König Otto und vom Königsthron traum und dergleichen ungarische Schlager mehr! Die Troubadours werden vom Kriegs­ministerium kommandiert! Das besagt alles und läßt uns mit ziemlicher Genauigkeit die Volks fkunst ahnen, die der Herr Kriegsminister propa gieren und pflegen will. Ein Mittel mehr zur Volksverdummung.   Ungarn wird sicher Gelder zu anderen Zwecken notwendiger brauchen, als Die erste Gruppe von Regös", die auf Grund zu solchem mittelalterlichen Popanz. des Befehls gebildet wurde, besteht aus acht Es ist nur gut, daß sich unser Heeresmini­jungen Musikanten, die von György ſter nicht mit solchen Gedanken plagen muß! Radnay, einem beliebten Sänger, geführt werWir haben vorläufig unsere, die Národní listy" den; dieser übt das Amt des Troubadours bereits und die   Politika", die uns die Troubadours seit zehn Jahren aus, nachdem die Besetzung seiner vollkommen ersetzen. B. S.

wurden auch von manchen Gemeinden fest ange­stellt. Aus diesem Geschlecht der mitteralterlichen Spielleute haben sich noch einige in einzelnen erscheinen bei den Festen in ihrer malerischen Tracht und lassen die alten Lieder, die alten Musikweisen hören. Nun wird ihre Zunft zu neuem Leben erwedt.