Ginzelpreis 70 Heller.

Zentralorgan d. Deutschen   sozialdemokratischen Arbeiterpartei i.d.Tschechoslowakischen Republik

12. Jahrgang.

Die französische   Anleihe.

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh.

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Donnerstag, 3. März 1932

Nr. 54.

Die Memberang Bard, ben Ruslans Große Antifafciften- Rundgebung in Tetigen Staatskapitalismus.  

ein.

Aenderung durch Ausschuß foll rückgängig gemacht werden.

ein­

Tetschen, 2. März.( Eigenbericht.) Als und Arnberg- Tetschen, die betonten, daß der Paris  , 2. März. Ministerpräsident Tar- Antwort auf die ständigen Provokationen der Stampf gegen die Nationalsozialisten nicht nur dieu fand sich heute neuerdings in der Sigung Sakenkreuzler sand heute abends nach Betriebs- Gegenstand von Kundgebungen sein dürfe, son des Finanzausschusses der Deputiertenkammer in in die Betriebe getragen werden Angelegengeit des Gefebentwurfes betreffend die schluß in Tetschen   eine große antifascistische dern in die Gewährung einer Anleihe an die Tschechoslowakei Stundgebung statt, die von der Bezirksorganisa- müsse. tion unserer Partei und den freien Gewerkschaften Die Stimmung der Zuhörer war begeistert; einberufen worden war. Der Saal des Schüßen die Versammlung" nahm einen würdigen und hauses, der größte Saal von Tetschen- Bodenbach  , ruhigen Verlauf. Zum Schluß wurde erwies sich als zu klein, als die Arbeiter aus den stimmig eine Resolution angenommen, die einzelnen Betrieben geschlossen anmarschierten, so sich mit den Forderungen unserer Partei und der daß noch eine Parallelversammlung abgehalten Gewerkschaften zur Linderung der Krise befaßt, werden mußte; auch dann fanden noch viele eine Anerkennung für die Tätigkeit des Für keinen Einlaß. Nach sehr vorsichtigen Schäßungen forgeministeriums enthält und vor allem die betrug die Zahl der Teilnehmer über 2000. Stärkung der antifascistischen Zur Tagesordnung Nationalsozia- Front in der Tschechoslowakei ver­lis mus als Voltsbetrug" referierten die langt. Genossen Oskar Edel  , Landtagsabgeordneter aus Dresden  , und Abg. Genosse Miller- Aussig.

Zwischen dem Vorsitzenden der Regierung und dem Finanzausschuß erfolgte eine prin­zipielle Einigung, doch schob der Finanz­ausschuß seine Entscheidung bis zur Freitag­sizung auf, in welcher der Hauptberichterstatter Deputierter Bareth das Schlußwort halten wird.

Die Wahlreform sputt immer noch herum.

Genosse Müller befaßte sich mit den spez­fisch tschechoslowakischen Erscheinungen und brandmarkte die hemmungslose demagogische Sebze gegen Genossen Dr. Czech und gegen die Funktionäre der sozialdemokratischen Partei. Er stellte unsere Vorschläge zur Lösung der Krise und zur Linderung ihrer furchtbaren Begleiter scheinungen in den Vordergrund seiner Ausfüh­

rungen.

In der anschließenden Debatte sprachen die Genossen Schweichhart, Kern- Reichenberg

Vor mehr als zwei Jahrzehnten hat Rudolf Hilferding   in einem der beden­tendsten Werke der marxistischen   Literatur, die Epoche der kapitalistischen   Wirtschaft, die da mals sichtbar wurde, als das Zeitalter des Finanzkapitalismus bezeichnet. Er hat uns gezeigt, wie infolge des steigen­den Kapitalbedarfes der Industrie diese immer Der Finanzausschuß hat bekanntlich gestern mehr auf die Banken angewiesen ist, daß die abends die die Vorlage betreffende Anleihe an­Banken zu Hauptgläubigern der Induſtrie genommen, aber auf Wunsch des Deputierten und damit zu Mitbesitzern der induſtriellen Malvy einen Absatz des französisch- tschechoslo­Betriebe werden und daß die Induſtrie da­wakischen Abkommens vom 20. Jänner d. I., in durch in völlige Abhängigkeit von den Ban­dessen Bestimmung Malvy einen gefährlichen fen gerät. Solange die Konjunktur da war, Präzedenzfall für die französische   Staatskaffe er solange sich also die Industrie günstig ent­blidte, abgeändert. Die juristischen Sachver­ständigen des französischen   Außenamtes wiesen wickelte, solange konnte auch die Entwicklung aber jetzt darauf hin, daß ein diplomatisches Ab­der Banken eine günstige sein... Die Ban­kommen zwar von Parlamente im ganzen abgelehnt oder als Ganzes ange­Die Hakenkreuzler, die in der Vorwoche im ten wurden immer größere Machtgebilde, durch nommen werden kann, daß es aber ohne vor­Genoffe Edel befaßte sich vor allem mit dem Deutschen Haus, dessen Saal bestenfalls 500 das Aufgehen von kleineren Banken in große herige Verständigung und Billigung der beiden Kampf des reichsdeutschen Proletariates um die Leute faßt, eine Versammlung abgehalten und wurde das Kreditwesen von einigen Großban­zuständigen Parteien nicht teilweise abge- Erhaltung der Demokratie und stellte fest, daß in Plakaten die marristischen Arbeiter aufgefor- ten monopolisiert, die Direktoren der Groß­ändert werden darf. Ministerpräsidem dieser Kampf eine internationale Angele dert hatten, sich die Rede des Führers Kasper banken wurden zu Diktatoren der Wirtschaft. Die schwere Krise der kapitalistischen  Tardieu fand sich daher im Finanzausschuß ein, genheit sei. Er geißelte die nationalsozialistische gegen einen Kostenbeitrag von nur zwei Stronen um diesen Umstand darzulegen und den Ausschuß Bewegung Hitlerischer Proveniens als organ tanzuhören, blieben unserer heutigen Versamm Weltwirtschaft hat nun zum Zusammenbruch, zu ersuchen, einen gestrigen Beschluß fierten Voltsbetrug und verwies darauf, lung völlig fern, obwohl unsere Begirisorganisa zahlreicher Industrieunternehmungen geführt, aufzuheben und die Regierungsvorlage in daß die Bestrebungen der Fascisten im Reich auf tion ihnen schriftlich auseinandergesetzt hatte, Sak was die Banken naturgemäß in Mitleiden­der ursprünglichen Fassung anzunehmen. Der den entschiedensten Widerstand der Eisernen wir zwar keine Ursache hätten, die nationalsoziali Ministerpräsident gab dem Ausschusse Zusicherun- Front stoßen. Die Arbeiterschaft diesseits der stische Parteitasse mit Kostenbeiträgen zu füllen. schaft gezogen hat. Die industriellen Unter­gen betreffend die Präzedenzbedeutung des Falles Grenze muß den Kampf ihrer reichsdeutschen daß wir ihnen aber unter Zusicherung der Reda- nehmungen konnten in der Zeit der Krise die und die in diesem Sinne gestern gemachten Vor- Klaffengenossen nicht allein durch Resolutionen, freiheit und ohne Sostenbeitrag gern Gelegenheit Zinsen ihrer Bankschulden nicht mehr abtra­behalte. sondern vor allem durch Aktionsbereit geben würden, in der heutigen Versammlung ihre gen, so daß diese Schulden immer größer wur Argumente zu entvideln. den und die Aktien der industriellen Unter­schaft und Wachsamkeit unterstützen. In der Stadt waren zwar die wildesten Ge- nehmungen, welche sich zum großen Teil im rüchte im Umlauf, daß die Nazis die Verjamm- Besitze der Banken befinden, sanken immer lung unter allen Umständen sprengen würden tiefer. So erlitten die Banken gewaltige Ver und daß Blut fließen werde, doch erwies sich das lufte an ihren Aktiven und konnten die An­alles als Bluff. Die Kundgebung verlief, ohne sprüche ihrer Einleger nicht mehr befriedigen, jeden Störungsversuch. Erst nach der Versammlung sie wurden illiquid. In einer ganzen Reihe fief am Whond ein Brief der nationalsozialistischen von Ländern haben wir auf diese Weise Ban­Organisation ein, in dem die Nazis unter aller- tenzusammenbrüche erlebt. Wir erinnern nur hand Ausflüchten und den von ihnen nicht an­Ders zu erwartenden Schimpfereien ihr Aus- an den Zusammenbruch von mehr als tausend kleinen Banken in den Vereinigten Staaten ineffen zu rechtfertigen suchen. in den letzten zwei Jahren, an den Fall der Banca Commerciale in Italien  , an die Fu sion der Union Parisienne mit dem Credit Mobilier in Frankreich  , an die Reorganisation der beiden belgischen Banken Societé Gene­rale und Banque de Bruxelles  , an die Schwic rigkeiten der beiden norwegischen Banken Nor­ges Bank und Bergens Bank, an die Bank de Genève in der Schweiz  , an den Riesenzu London  , 2. März. Nach den letzten sammenbruch der Kreditanstalt in Oesterreich  Schanghaier Nachrichten bestätigt sich, daß in der und insbesondere an die Vorgänge, die sich in Nacht auf heute die Chinesen in voller Ordnung entlang der ganzen Front in neue vorbereitete den letzten Tagen in Deutschland   vollzogen haben. Dort ist es zu großen Fusionen gekom­Mitteleuropäische Präferenzen inien bei& wingsan zurückgegangen sind. Die Japaner threrseits behaupten, daß der men und zwar der Deutschen Bank und Dis­Unter dem Schuße der Dunkelheit wurde ein chinesische   Rückzug durchaus nicht frei fontogesellschaft einerseits, der Dresdnerbank mit Unterstützung der Großmächte? allgemeiner Rückzug durchgeführt, offenbar, ohne willig war, sondern durch eine Reihe erfolg und der Darmstädter und Nationalbank an­Paris, 2. März.( Havas.) Petit Bar.fien" daß dies auf japanischer Seite be- reicher Angriffe der japanischen Infanterie gegen dererseits und schließlich des Barmer Bank­teilt mit, daß Ministerpräsident Tardieu im merkt wurde, und als die japanischen Trup- das chinesische   Zentrum sowie durch ein gelun vereins und der Allgemeinen deutschen   Stre­Finanzausschuß der Kammer in seiner Begrün- pen bei Tagesanbruch ihren allgemeinen Angriff genes Umfassungsmanöver erzwungen bitanstalt. Bei diesen Vorgängen wurden nicht dung des Regierungsentwurfes über die Anleihe begannen, trafen fie auf einen Wider wurde, als in der Flanke der Chinesen in Luho weniger als 635 Millionen Mark( etwa fünf an die Tschechoslowakei   u. a. erklärte, er habe am stand, so daß sie Tazang kempflos besetzen eine frische japanische Division eingesetzt wurde, Milliarden Kronen) abgeschrieben und das welche durch Umzingelung der chinesischen Front Reich mußte Opfer im Betrage von 300 Mil­Montag in Genf   Gelegenheit gehabt, die Vertreter fonnten. der Staaten der Kleinen Entente  , Desterreichs und Die neue Linie der Chinesen liegt genau 20 in den Rücken gefallen wäre. lionen Mark( zweieinhalb Milliarden Kro­Ungarns auf die Vorteile des Abschlusses eines Kilometer von der heutigen Front entfernt und Allgemein wird angenommen, daß die Ja nen) bringen. Man sieht also, daß in Italien  Zollabkommens auf Grundlage von Pra- es erfolgt also der Rückzug der Chinesen in Ueber- paner ihre militärischen Aktionen bei Schanghai   wie in Frankreich  , in der Schweiz   wie in ferenzabmachungen aufmerksam u einstimmung mit den japanischen Vorschlägen. machen. Gleichzeitig habe er den Bertretern dieser Die 19. chinesische Division, die ungezählte auch in der Zeit, wo die Friedensverhandlungen Desterreich und in Deutschland   der Staat Staaten angedeutet, daß sie bei ihren Bestrebun wütende japanische Attacken aushielt, ist südwärts eingeleitet wurden, fortsetzen, da die japani- eingreifen muß, um den völligen Zu­gen nach Wiederherstellung der wirtschaftlichen gegen Hantschau abgezogen. schen Befehlshaber den Abbruch der militärischen sammenbruch des privaten Kreditwesens zu Ordnung in Mitteleuropa   auf die Unterfrügung Die Chinesen erklärten, daß die Japaner im Attion befürchten unter Umständen, welche die verhindern. Mit den Banken hängt der größte Frankreichs  , Englands und Italiens   rechnen Teil der Industrie der betreffenden Staaten Falle eines Angriffes auf die neuen Stellungen Chinesen als ihren Sieg auslegen könnten. fönnen. einen erbitterten Widerstand der chine- In Schanghai   wird inzwischen über die Be- zusammen, werden die Kreditquellen der In­fischen Truppen zu gewärtigen haben. dingungen der effektiven Einstellung der seind- dustrie verstopft, können Rohstoffe nicht einge­Bor dem deutsch  - polnischen Boll rieg. General Gast on Wan  , der Chef des Gene- lichen Bewegungen beraten. Es wird angenom- fauft, Arbeitslöhne nicht ausbezahlt werden, Produktionsstätten würden Warschau  , 2. März. Wie die Blätter mel- ralstabs der 19. chinesischen   Armee, erklärte den men, daß die Friedensverhandlungen an Bord tausende von den, wurde. der polnische Gesandte in Berlin   Morrespondenten des Reuterbüros, daß der allge- des englischen Kreuzers, en t" morgen wieder ganz zum Stillstand gelangen, hunderttau Dr. Wysocki beauftragt, der deutschen Reichs- meine Rückzug der chinesischen   Truppen nördlich aufgenommen werden. Das chinesische   Oberkomende von Arbeitern erneut arbeitslos wer­regierung mitzuteilen, daß, falls Deutschland   ge- des Sutſchaufluffes in vorbereitete Positionen bei mando will den Widerstand fortseßen, wenn die den, die Armee der Arbeitslosen ins Unge­regierung mitzuteilen, daß, falls Deutschland   ge- Nanschiang und Kunschana notwendig geworden Friedensbedingungen unvernünftig" sein sollten. messene   wachsen. Deswegen muß der Staat mäß der Ankündigung der Reichsregierung vom helfend eingreifen, um noch größeres Unglück, 29. Feber gegenüber den aus Polen   importier- fei, als die Japaner ihre Abteilungen nördlich von Schwere japanische Verluste. inho landeten und eine Umfassung der als bisher die kapitalistische Wirtschaft über ten Waren Marimalzölle anwenden sollte, die chinesischen Truppen am Sutfchaufluß London, 2. März.( Reuter.) In hiesigen amt die Menschen gebracht hat, zu verhitten. Die polnische Regierung genötigt wäre, die gleiche lichen japanischen Kreisen werden die Verluste Banken sind, wie die Entwid­Maßnahme gegenüber den aus Deutschland   drohte. der Japaner bei den Kämpfen am 28. Feber mit Iung zeigt, unfähig geworden folgenden Ziffern angegeben: Territorialtruppen ihre folgenden Ziffern angegeben: Territorialtruppen ihre eigentliche Aufgabe, die 120 Tote, 1030 Verwundete, Marinetruppen 115 Wirtschaft mit Kredit zu versor Tote, 630 Verivundete. gen, zu erfüllen. Der Privatkapitalis­

Paris, 2. März. Der Vorsitzende des parla mentarischen Wahlausschusses Abg. Mandel beabsichtigt, den Kampf für die Wahlreform in der Fassung, wie sie vom Parlamente genehmigt wurde, fortzuseßen. Er erklärte, daß die generelle Ablehnung dieser Reform gerade durch den Senat, der auf indirette Weise gewählt wird, belet­digend sei. Die Mehrzahl der Mitglieder des Ausschusses scheint aber eher Verhandlungen mit dem Senat zuzuneigen. Sie wollen die Reform fallen lassen, fordern jedoch dafür, daß der Senat der gesetzlichen Festlegung der allgemeinen Wahlpflicht und namentlich den Wahlrecht für Frauen zustimme.

Nächtlicher Rückzug der Chinesen.

Von den Japanern unbemerkt.

Die neuen Stellungen

in der 20 km- Zone.

importierten Waren zur Anwendung zu brin- Den ganzen Tag folgte japanische   Infanterie gen. Der polnische Gesandte in Berlin   habe ge- den zurückweichenden chinesischen Truppen auf mäß diesen Auftrage bereits Unterredungen mit den Fersen und an einigen Stellen tam es zu Reichskanzler Brüning   und dem Staatssekretär vereinzelten Zusammenstößen mit der chinesischen Nachhut. Bei Einbruch der Dämmerung be­des Außenamtes Bülow gehabt.

setzten die Japaner die Gemeinden Tschenschu und Tazn und näherten sich Nanciang, wo die von den zurückweichenden chinesischen Truppen bezogenen neuen Stellungen spät abends von den Japanern eingenommen wurden.