Nr. 145

Vom Prager Rundfunk

Sonntag, 19. Juni 1932

Fürstenau.

Die Industrie der Rosendüfte.

Von unserem Balkan- Korrespondenten.

Seite 5

Das Das Antlitz des Krieges.

das Wort ,, Krieg" feinen inneren Abscheu ver­Es wäre empfehlenswert, Menschen, denen das Wort Strieg" feinen inneren Abscheu ver­urjacht, einmal für ein paar Wochen nach der Mandschurei   zu senden.

Dort kann man

tionsfehlern des fapitalistischen Systems gegenüber-| man immer wieder zum Ausgangspunkt zurüd: ge­sieht, bewies Ing. Hans Kotrbelez. Er malte ein junkene Stauftraft wird gehoben durch Preissenfung, Wieder einmal haben wir viel Musik zu hören Blid in die Zukunft reichte nicht weiter als doch wieder Arbeiter freigesetzt werden, ist gleich Wieder einmal haben wir viel Musik zu hören richtig plastisches Bild der Weltkrise, aber sein diese erzielt durch Rationalisierung, durch welche bekommen, nicht immer mit ungetrübtem Genuß. Denn Musit, wie jede andere Kunst, bedarf zu rei- bis zu den Abschnitten der allgemeinen Breissen Verminderung der Gesamtkauffraft! Erst wenn wir mer Wirkung des Zusammenstimmens vieler Kom- fung durch Rationalisierung, Verbot der Spekula- die rundum hindernde Mauer der privaten Bewirt­tion, Stüßung der Landwirtschaft, also bis etwa in schaftung niedergelegt haben, kommen wir ins Freie, ponenten, unter denen die Bereitschaft des Hörers, die Gegend, wo die Welt mit dem Wellblech natte auf den Weg fröhlichen Fortschrittes zu immer bes- die neuesten Mondwaffen in Tätigkeit sehen; dort sich ergreifen zu lassen, nicht die unwichtigste ist. bann man ungefähr erkennen, wie ein Krieg Sie aber ist durch äußere Umstände start bestimmt. nalsozialistischer Wirtschaftstheorien vernagelt ist. eren Zuständen der Menschheit. heute aussieht. Vielleicht würden verschiedene So verlor das Konzert Geistlicher Musik, n diesem Irrgarten blühender Schlagworte fomm Menschen nach solchen Erlebnissen nicht mehr so von der Gesangschule der Frau Prof. Else Brömse leichtfertig mit dem Gedanken an einen neuen Schünemann dargeboten, viel an Stimmungskraft Krieg spielen. Ein chinesischer Journalist sagte durch die sonnenhelle, vom Treiben des Wochentags fürzlich: In den Augen des Chinesen, des fried­erfüllte Nachmittagsstunde. Die Arien und Duette lichen Bürgers, ist jede Uniform gleichwertig mit aus Werken des Heinrich Schüß und I. S. Bach einem Verbrechen und jeder Militärmarsch der berlangen Ruhe, Sammlung, Feierlichkeit, nur dann Schon seit antiken Zeiten haben die Menschen gewöhnlich vor Tagesanbruch bis spätestens 9 Uhr Anfang vom Mord." Man kann diese Worte fann ihr über den Alltag hinausführender Gehalt auch unser Empfinden anrühren, so wie manches wohlriechende Flüssigkeiten aus der Rose gezogen. bormittags, solange noch Tau liegt, gepflüdt. Die allzu gut verstehen, wenn man an das ständige Bildwerk auf einem verkehrsreichen Stadtplat Diese aromatischen Erzeugnisse waren freilich noch Rosen werden im allgemeinen knapp unter dem Toben der eigenen und fremden Soldateska in anmöglich wird. Es wurde( neben Frau Brömses fein Rosenöl, wie wir es heute kennen, und dessen Herzen abgebrochen. Eine Person kann am Tage China   denkt. bewährter Stunst) sehr hübsch gesungen, Herr Peter Herstellung erst im Mittelalter begonnen hat, son- ctwa 12 bis 14 Rilogramm Blüten pflücken. Bon Ein Sowjetjournalist weilte fürzlich in der Brömse zeigte sich als feinen Flötenspieler. Ein dern nur Rosenwasser oder über Rosenblätter destil einem Hektar werden etwa drei Millionen Blüten Mandschurei  . Es gelang ihm, unter größter Siederkonzert wieder litt unter der technisch liertes Wasser. Immerhin erzeugten die alten oder 3000 bis 4000 Kilogramm Blüten geerntet. persönlicher Gefahr unbemerkt einen Vormarsch dilettantischen Ausführung durch Frau Lisa Frant, Inder, Aegypter und später die Perser ein jehr 30.000 Rosen werden zur Gewinnung von einer Unge der Japaner durch die Mandschurei zu begleiten. die zunächst Tonbildung, Ansatz und Aussprache gutes Rosenwasser, das ein geschätzter und ergiebiger(/ 12 Pfund) Rosenöl benötigt. 3000 bis 4000 Kilo Dieser Journalist schilderte seine Erlebnisse im einer gründlichen Schulung zu unterziehen hätte. Handelsartikel im Abend wie im Morgenlande war. gramm Blütenblätter ergeben etwa 1 Kilogramm Moskauer Rundfunt. Das Grauenhafte, was Indessen bekam man doch eine Vorstellung von der Die eigentliche Rosenölerzeugung setzte gegen Rosenöl im Werte von durchschnittlich 60 bis 70.000 sich ein Mensch denken kann, war die Schilderung wertvollen Liedkunst des jungen Karlsbader Kompo- Ende des 16. Jahrhunderts ein. Der Gewinnungs- Lewa( 2000 bis 2300 RM.). Nachdem in Bulgarien   eines japanischen Angriffs auf ein chinesisches risten Walter Kaufmann  . Weiche, anmutige Melo prozeß soll in Persien   entdeckt und erst später in rund 7000 Hektar Land mit Rosen bebaut sind, Derf. Hier konnte man die verheerende Wir­diebögen schwingen sich über der einfach untermalen Europa   bekannt worden sein. Jedenfalls ist in der von denen jeder Hektar etwa 3 Millionen Blüten fung neuester Kriegswaffen in vollem Ausmaß den Begleitung, in jedem Lied ist ein flarer Rhyth- Pharmacopoea der Stadt Worms   von 1582 und liefert, werden alljährlich gegen 21 Milliarden beobachten. alljährlich gegen 21 Milliarden beobachten. Panzerautos fuhren in das Dorf, mus durchgehalten, jugendlich romantische Träu in der von Franffurt a. M. von 1587 Rojenöl Blüten geerntet und etwa 3000 Rilogramm Rojen ausgerüstet mit Funkanlagen. Mit diesen Funk merei gibt die Grundstimmung. Der Komponist unter der Bezeichnung Oleum rosarem verum" öl gewonnen anlagen setzten sich die Panzerwagen mit japan  :- und die Sängerin waren uns schon vorher in der( wahres Rosenöl) ertvähnt. Abgesehen von Kleinen Der Hauptsitz der bulgarischen Rosenölinduftrie schen Bombenflugzeugen, die das Dorf über­Sonntätigen Aufführung von Orchesterwerfen Rosenfeldern in Frankreich  , Italien  , Anatolien  , ist heute Sarlowo und nicht Kafanlit, wie viel- flogen, in Verbindung und gaben ganz genaue sudetendeutscher Komponisten begegnet, Griechenland  , Versien, Syrien   und auch in Deutsch- fach irrtümlich geschrieben wird. Dort gewinnen Anweisungen für die Bombenabwürfe, so daß bas vom Orchester des Radiojournals unter Dr. land( z. B. Miltig bei Leipzig  ), wo in ganz sechs Fabriken die Kostbane Essenz in erstaunlich ein- jede Bombe ein furchtbarer Treffer war. Kein Heinrich Swobodas Leitung ganz ausgezeichnet ge- geringen Mengen Duftrofen zur Gewinnung von fachem Produktionsprozeß. Im gangen Produktions- einziger Berjager! Die Panzerautos schossen mit spielt wurde. Neben Kaufmann( Fünf phantastische Rosenöl gezüchtet werden, ist Bulgarien   seit gebiete sind zwölf moderne und zahlreiche mehr oder schweren Maschinengewehren neuesten Modells Orchesterstücke) traten hier Kurt Seidl( Symphonische einer Reihe von Jahrzehnten der einzige große weniger primitive Fabriken und Betriebe vorhanden. alles nieder. Selbst Häuserwände wurden von Legende) und Rudolf Michl( Konzertino). Drei Rosenöllieferant der ganzen Welt. Bul  - Die Rosenblüten werden in großen Kesseln, von diesen neuartigen Kugeln durchgeschlagen, und Starte Begabungen, drei liebenswürdig reizbolle garien erzeugt allein mehr als 80 Prozent der Welt- denen manche bis zu 400 Kilogramm aufnehmen eine chinesische   Soldatenabteilung, die Werke. Doch zweierlei ist bemerkenswert. Erstens, rosenölproduktion. Nach den jüngsten statistischen können, gefocht. Der aufsteigende Dampf wird in Stahlhelme ausprobierte, stellte mit Entsetzen baß sich irgendwelche landschaftliche Eigenart( Seidl Ermittlungen beschäftigen sich 135 südbulgarische eine dazwischen geschaltete Kühlvorrichtung geleitet, fest, daß selbst die Gewehrkugeln der Japaner die Olmük, Michl Nordööhmen, Kaufmann- Egerland  ), Gemeinden mit der Kultur von Duftrosen, die eine schlägt nieber, und der Extrakt ist bereits gewonnen. Stahlhelme durchschlugen. Man schoß aber auch nicht feststellen läßt, auch nichts, was als fudeten- Anbaufläche von rund 7000 Hektar bedecken. Ge- Ein durchbringender süßlicher Geruch lagert in den mit sogenannten Dynamitkugeln, deren deutsch  " bestimmt werden könnte, sondern nur die pflanzt werden hauptsächlich nur zwei Arten, die offenen Fabriksräumen, dringt in die Kleider ein, Sprache der deutsch  - europäischen Musik, bei Seidl vielleicht mit slawischen Anklängen. Eine subeten- unter der botanischen Bezeichnung rosa demascena" set sich in der Naſe ſeſt und ist tagelang nicht deutsche Kultur läßt sich nicht konstruieren. Und( rete Blüte) und rosa alba"( weiße Blüte) bekannt wieder loszuwerden. Dieser zweitens, daß die Musik dieser jungen Stadtbürger find. Die Blütenzeit beginnt gewöhnlich gegen Mitte Geruch ist geradezu unerträglich. mai und dauert drei bis vier Wochen. so unberührt ist von den Nöten unserer Zeit, von ben Krämpfen, aus denen eine neue Welt entstehen will. Es ist typische Flucht ins Wunderland der Romantik vor den Gräueln der Wirklichkeit, ein wenig ,, Kunst um ihrer selbst willen".

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Wirkung mörderisch ist. Auch die Flieger ver wendeten Brandbomben und sogenannte Stetten­Tonzentrierte bomben" neuester Konstruktion. Furchtbar war auch die Wirkung der schweren Artillerie, die bei Die Rosenölfabriken arbeiten im ganzen Jahre den Japanern ganz motorisiert ist und deshalb Unbeschreiblich schön ist der Anblick der blühen- höchstens vier Wochen lang, in den übrigen elf mit größter Geschwindigkeit überall eingefekt den Rosenfelder, eine einzige bezaubernde Farben- Monaten liegen fie still. Der Rosenölerport, der jähr- werden kann. Die chinesischen Truppen befanden lich eine mittlere Wertziffer von 200 millionen sich in stetigem Rückzug, aber die Wut der japa­symphonie. Hätte man Worte zur Schilderung die­ses märchenhaften Anblids, so fehlten die Bilder, Sewa erreicht, gebt hauptsächlich nach Frankreich  , nischen Militaristenhorden richtete sich genau jo und hätte man die Bilder, so vermigte man bie den Vereinigten Staaten von Nordamerika  , England gegen die Zivilbevölkerung. Es war schon fein Das aber führt nie zur vollen, Zeiten und Farben. Und hätte man auch diese, so fehlte boch und Deutschland  , wobei Frankreich   gegen 50 Pro- Krieg mehr, es war ein Preisschießen und Preis­Wandlungen überdauernden Größe. Mag immer die Kunst schon in frühesten Entwicklungsstadien neben jener betörende Duft der Millionen, nein, Mir- gent, Amerika   gegen 20 Prozent und England und bombenwerfen der Japaner auf Zivilbänier der zwedvollen Zier des Gegenstands und der Ber  - liarden Rosen, der die Seele in Sauberschlaf Deutschland eita je 15 Prozent abnehmen. Das friedlicher Bürger! sehr fostspielige Rosenöl findet vornehmlich bei der Folgender Vorfall ist bezeichnend für das son den Ausdruck des rein triebhaften Strebens nach Herstellung feinster Parfüme, Cremen, Seifen usw. brutale Vorgehen der Soldateska. Eine Gruppe Schönheit gesucht haben, wie Arch. Prof. Dr. Fried­Die bulgarischen Rosenplantagen erftreden sich Berwendung. An sich ist der Rosenölhandel in vollkommen friedlicher chinesischer Bürger stand rich Kid darlegte in seinem feinen Vortrag über die längs der Abhänge und in der Gbene südlich des hohem Grabe eine Frage des Vertrauens, da Imi- auf einer Dorfstraße und blickte ganz ruhig, ohne clementaren Beziehungen des Men Mittelbalkan zivischen den Städtchen lissura tationen und Fälschungen an der Tagesordnung jede Aeußerung, auf den Vormarich der Ja­schen zur Kunst, jebes dieser scheinbar freien und Kasanit. Das Hauptzentrum der Rosen sind. Die Fälschungen mit Geraniumöl, Galbanifera paner. Da ging ein Flugzeug ganz weit her­Werke ist doch zugleich Auseinandersetzung feines bauern ift Rachmanfare, bessen Bevölkerung u. a. m. werben in der Regel so geschickt ausgeführt, unter, und trotzdem die Insassen genau sahen, Schöpfers mit der Umwelt, mit dem Leben, mit sich vornehmlich aus Türken rekrutiert. In dieser daß sie nicht einmal durch Analyse sicher festgestellt daß hier nur eine Gruppe chinesischer Bauern dem eigenen Erlebnis und empfängt Dauerwert in Ortschaft besonders haben die Agenten der Rosen- werden können. Die Chemiker lehnen es trop vor- ftand, unter denen sich sogar Frauen befanden, dem Maße, wie es dem Urheber gelingt, sich über ölfabrikanten ihre Auftaufskontore errichtet, vor genommener physikalischer und chemischer Prüfung schoß man mit einem Maschinengewehr von diese zeitlich- persönliche Gebundenheit zur Darstel- und in denen der profaische Teil beginnt. Auf dem ab, eine Garantie für die Reinheit der Rosenessen; oben auf die Menschengruppe. In einem Augen­lung der polaren Entwicklungskräfte alles Lebens Dorfanger halten zur Zeit der Ernte ganze zu übernehmen. Um doch eine gewisse Garantie für blid wälzten sich die Menschen in ihrem Blute. zu erheben. Wo die Kunst diesem Kampf ausweicht, Rarawanen von Wagen, Büffeln und Eſeln, hoch die Reinheit des Deles zu haben, wenden sich die Aerztliche Hilfe oder auch nur Sanitäter gibt fann sie angenehm sein, aber nie groß werden. bepackt mit Säcken voller Rosenblüten. Sad für Importeure gewöhnlich an die staatliche Landwirt es für die chinesische   Bevölkerung faum, und Noch sind zwei Vorträge zu verzeichnen, die mit Sad wandert auf die Waage und das Feilschen schaftsbank, bie bie Tätigkeit zahlreicher fleiner, ein russischer Arzt, der durch die Mandschurei  Kunst nichts, aber alles mit dem praktischen Seben ist in vollem Gange. In erster Linie sind die star genossenschaftlich zusammengeschlossener Erzeuger reiſte, sagte, daß die Durchschlagskraft der zu tun haben. Genosse Eduard Schramm zeichnete duftenden Damaszenerrofen gesucht, für die in der überwacht, oder an die wenigen Großproduzenten, modernen, von den Japanern verwendeten in der Arbeitersendung außerordentlich klar und genbärtigen Saison 10 bis 12 Bewa( 30 bis 36 die den Außenhandel mit Roſeneſſenz faktisch zentra- Munition so furchtbar sei, daß auch die kleinste übersichtlich die Grundlinien des Entwurfes Biennia) is Kilogramm bezahlt werden. Bor zwei lisiert und monopoliſiert haben. Nachdem der Rosen- Verwundung dem Arzt einen Heilungsprozeß neuen Wohnungsgesek; meisterhaft Jahren erhielten die Bauern noch 20 bis 24 Lewa. ölexport einen wichtigen Posten in der bulgarischen ungeheuer erschwere. Besonders modern" und wußte er in den Hauptpunkten die soziale Beden- die Weltwirtschaftstriſe hat auch sie nicht ver- Außenhandelsbilang darstellt, bietet natürlich ber furchtbar in ihrer Wirkung sind die Flammen­tung dieses Gesetzeswertes begreiflich zu machen und schont... wir verstehen den Widerstand des bürgerlichen Die Rosenernte beginnt gewöhnlich gegen Mitte damit auch der Rosenölproduktion zu fördern. In Mandschurei   besonders viel eingesetzt werden.- Egoismus gegen solche gesetzliche Festlegung der so- Mai. Da bei Hive und Sonnenschein, die der süd- Kasantit besteht eine staatliche Verfuchs So also sieht in Wahrheit der angebliche Frei­zialen Verantwortlichkeit, müssen aber auch unsoliche Himmel in reichem Maße spendet, mehr ätherianstalt für Rosen, um die verschiedenen Arten heitskampf" aus, auf den unsere waderen Nazis fester auf ihrer Verwirklichung bestehen. Wie unheilsche Dele in die Atmosphäre verfliegen als bei und besonders die beiden erwähnten beständig zu mit ihrer vielgepriesenen Wehrhaftmachung bes bar blind der bürgerliche Betrachter den Konstruk  - feuchten, fühlen Wetter, so werden die Blüten verbessern. Voltes" hinsteuern. Nathan Gurdus. Frau F.: Sehr viel. Denken Sie doch daran, haben unsern sozialistischen Bildungsausschuß,| Das gebe ich offen zu, und wenn Sie mich noch wie es vor dem Kriege war! Damals hatten nur der neben seinen Auslandsreisen auch billige so entsetzt betrachten. Ich will auch mal Ferien die Beamten ihre Ferien. Die Angestellten und Rucksackwanderungen organisiert. Wir haben die haben! Jm Urlaub werden nur rasch morgens Arbeiter hätten kein Recht auf Ausspannung. Naturfreunde" mit ihren Heimen und die die Betten gelüftet, und, wenn es nötig ist, Heute aber gibt es eine tarifliche Arbeits- und Arbeitersportvereine sehen Sie, von denen wische ich auch mal die Zimmer auf, aber sonst Urlaubsregelung. Das verdanken wir dem ge- fann man sich doch beraten laffen, wie man wird nichts angerührt. Wenn man den ganzen werkschaftlichen Zusammenschluß. seinen Urlaub verbringt. Wir sind im letzten Tag draußen ist, wird der Haushalt doch auch Jahre nicht verreist, und doch haben wir uns nicht so schmusig wie sonst. glänzend erholt. Frau A.: Hm, das ist eigentlich auch wahr. Frau A.: Ein bißchen viel gesagt! Wie Das muß ich mir mal durch den Kopf gehen haben Sie denn das gemacht? Tassen.

Urlaub 1932.

Von E. M.  

Frau A.: Sehe ich recht? Rucksack und Lodenmantel? Sie wollen doch nicht etwa ver­reifen in der heutigen Zeit?

Frau A.: Aber man hört doch manchmal, daß die Arbeitgeber heute versuchen, den Ar­beitern und Angestellten den Urlaub wieder zu streichen?

Staat alles auf, um die Kultur der Duftrosen und werfer und neuen Minenwerfer, die in der

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Frau F.: Richtig geraten! Mein Mann hat zehn Tage Urlaub, und nun nehmen wir unser Zelt und ziehen in die Sommerfrische am Müggelfee. Frau A.: Sie müssen ja viel Geld haben. Frau A.: Ja, leider steht ihnen der Profit Frau F.: Mein Mann hat schon vor seinem Frau F.: Ja, sehen Sie, wir sagen uns Oder tochen Sie am Ende auch draußen ab? über der Volksgesundheit. Mir hat mein Mann Urlaub ein Programm für kühle, heiße und eben, die Partei und die Gewerkschaften haben Frau F.: Aber selbstverständlich. Das Essen einen Fall erzählt: Ein Arbeitgeber sagte seinen regnerische Tage zusammengestellt. War es heiß, die Freizeit und das Recht auf Freizeit für uns wird auf dem Spirituskocher zubereitet; tags Angestellten ganz einfach: Urlaub gibts nicht dann wanderten wir morgens in der Frühe erkämpft, und deswegen müssen wir doch dem über wird gepaddelt und geschwommen. Ach, mehr, aber dafür wird er abgegolten." Er wollte irgendwohin, zum Beispiel in ein Strandbad, Urlaub auch einen Inhalt geben. Auf mich hat das wird herrlich werden! ihnen ein paar Mark geben, und dafür sollten fochten Mittag ab, ruhten und spielten Ball, es einen tiefen Eindruck gemacht, als mein Mann Frau A.: Ja, ja, das ist heute so Mode sie ihren Urlaub opfern. Ein solcher Vorschlag nahmen Sonnen-, Luft- und Wasserbäder und mir mal ein Gedicht vorlas, das vor dem Kriege geworden. Ich habe so was in meiner Jugend müßte eben ganz entschiedene Abwehr finden, wanderten abends erfrischt und sonnengebräunt im Simplizissimus" gestanden hat und an die nie gehabt, und meine Mutter und meine Groß- ohne Ausnahme. Aber leider gibt es eben immer heim. An kühlen Tagen haben wir kleine Wan  - Arbeiter gerichtet war. Einen Vers habe ich bis mutter auch nicht, aber wir waren doch intmer wieder Menschen, die glauben, Urlaub sei bloß derungen unternommen. Goß es in Strömen, heute nicht vergessen: gesund. Für mich brauchte es überhaupt keinen Modeſache.

dann waren wir auch nicht verdrießlich, sondern

Urlaub zu geben. Was hat unsereins denn davon? Frau A.: Na, nun ziehen Sie mich nur besuchten ein Museum, eine Gemäldegalerie Der Mann schläft bis Mittag, nach dem Essen nicht durch den Kakao! Ein armer Mensch wie oder lasen daheim. Natürlich waren diese Tage raucht er seine Pfeife, und abends geht er ein ich, der während seiner ganzen Jugend niemals für uns alle eine Kette von Feiertagen, die ganz Glas Bier trinken. Bei mir daheim aber geht aus der Stadt herausgekommen ist. der bleibt aus dem alltäglichen Rahmen herausfielen, und die Arbeit weiter, als ob garnichts wäre. eben im alten Trott. Was soll unsereins machen? wir waren alle wie neugeboren.

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Hinter den Mauern, hinter den Schloten liegt Euer Vaterland!

Ihr sollt Euch schlagen dafür und töten Und habt es niemals gekannt."

So ist es gewesen. Wir haben weder unsere Frau F.: Damit bin ich aber garnicht ein- Sie wissen ja selbst, was für ein Einkommen Frau A.: In Ihrem Haushalt muß es wir haben nie Urlaub gehabt. Soll es wieder engere noch unsere weitere Heimat gekannt, denn verstanden. Unser Urlaub und die Art, wie der ein Arbeiter heute hat. Und da muß man noch aber schön ausgesehen haben! Zum Arbeiten so werden? Arbeiter ihn verbringt das ist keine Mode- froh sein, daß er überhaupt noch in Lohn und sind Sie doch dabei nicht gekommen. fache. Die Gewerkschaften wußten schon, weshalb Brot steht. Wir können mit dem besten Willen Frau A.: Nein, nein! Wissen Sie, darüber Frau F.: Nein, ich habe weder gewaschen, habe ich ja noch nicht nachgedacht, was der Sie sich Jahrzehnte lang dafür eingesetzt haben. nicht verreisen. noch geplättet, noch groß reingemacht oder Urlaub für uns Arbeiter als Gesamtheit bedeutet. Ich sehe garnicht ein, weshalb wir das heute Frau F.: Gewiß geht es uns allen heute genäht. Das muß man nämlich meiner Meinung Aber heute Abend will ich gleich mit meinem freiwillig preisgeben sollen. schlecht, und trotzdem meine ich, wir sollen alles, itach tun, bevor der Urlaub anfängt. Im Manne darüber sprechen, und dann wollen wir was mit Stulturarbeit der Partei zusammen Urlaub ist für uns alle und ich als Haus sehen, ob wir nicht auch trotz der Wirtschaftsnot hängt, nach Möglichkeit nicht preisgeben. Wir frau rechne mich auch dazu Faulheit Trumpf. etwas mit unserer Freizeit anfangen fönnen.

Frau A.: Die Gewerkschaften? Was haben bie denn mit dem Urlaub zu tun?