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Freitag, 19. August 1932

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PRAGER ZEITUNG. Sport Spiel Körperpflege

Gerichtssaal

Eine schmußige Geschichte.

Ein Arzt denunziert seine verheiratete Geliebte der Anstistung zum Verbrechen der Fruchtabtreibung.

Prag  , 18. August. Dieser Fall ist ein anschau­liches Bild aus der Welt des bekanntlich so hoch­moralischen Kleinbürgertums. Er spielt in den Kreisen der Honoratioren einer benachbarten Kleinstadt und den Hintergrund dieser unappetit­lichen Affäre bildet der ittlich e"§ 144, dessen Möglichkeiten arscheinend nicht zu erschöpfen sind.

Angeklagt ist eine Frau Marie N. der ver. fuchten Verleitung zum Verbrecheit der Fruchtabireiung. Die Anzeige aber geht von einem Zahnarzt Dr. X. aus, dessen Namen wir mit Rücksicht auf unser famoses Preß­gesetz vorläufig nicht nennen, weil die Verhand­lung vertagt wurde. Wir versprechen aber dem Herrn Doktor, nach der Urteilsverkündigung dieses Versäumnis nachzuholen. Denn dieser Herr Doktor ist ein wahrhafter Kavalier.

Er hat also, sittlicher Entrüstung voll, die Strafanzeige gegen die Angeklagte erstattet, daß diese von ihm Abortivmittel verlangt habe. Dieser Ravalier, der übrigens gleichfalls verheiratet ist, erklärte aus freien Stücken wei­ter, daß die Frau Marie seine Geliebte ge­wesen sei und die Folgen dieses Verhält nisses habe beseitigen wollen. Man hat selten etwas Schamloseres gehört, als diese Preisgabe der intimsten und privatesten Angelegenheiten durch die­jen famosen Akademiker.

Die Folgen dieser Denunziation sind vorläufig unabsehbar. Tatsache ist, daß die Frau das Kind ausgetragen und zur Welt gebracht hat. Sie bestreitet jedes intime Verhältnis mit dem Zahnarzt und ebenso bestreitet sic, jemals eine Abtreibung beabsichtigt zu haben. Sie habe das Kind von ihrem Mann empfan­gen und sich auf das Kind gefreut.

beiterschaft hatte sich in Massen eingefunden und demonstrierte stürmisch gegen den Fascismus. Der Führer" verkroch sich bei einem befreundeten Schnapsbrenner und seither ist er offenbar krant.

Der Film

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Hans Albers  

Ein Ueberstück.

Quid mit Hanns Albers.

rb.

Austlang in Los Angeles  .

In Los Angeles   wurden am Sonntag die letz­ten Konkurrenzen der zehnten bürgerlichen Olym piade ausgetragen und man kann jetzt schon über diese Konkurrenz der vierzig Nationen abschlie ßend ein Urteil fällen. Es war eine Olympiade der Liquidation des ehrlichen Amateur­gedankens, der noch nie so deutlich und scham­los vor den Augen der ganzen Welt deklassiert und bejubelt worden war wie in den letzten zwei Wochen in Kalifornien  . Es war ein Wettstreit hochgezüch teter Kanonen", die mit wenigen Ausnahmen vor der Ablegung des olympischen Amateureides für ihre Sprünge und Läufe als Honorar ansehnliche Geldbeträge bekommen haben. Gerade heute ist gegen den offenen, ehrlichen Professionalismus faum etwas einzuwenden, doch die widerliche Ver­mengung des Sports aus Freude und Idealismus mit schäbigen Spesenvergütungen und Entschädi­gungen", deren Höhe ein Vielfaches der wirklichen Spesen beträgt, blieb den bürgerlichen Olympia veranstaltern vorbehalten.

S. J. Prag  , Gruppe I. Wanderung nach Uvaly  .

Ar. 195

I. Partie: Treffpunkt am Sam& tong um 3 Uhr auf dem Masarykbahnhof. Zelte und Instrumente mitbringen! S. 3. S. hat zu erscheinen! II. Partie: Zusammentreffen am Sonntag um 7 Uhr früh auf dem Masarykbahnhof. Beide Gruppen treffen ein­ander um 9 Uhr auf dem Bahnhof in Uvaly  .

Aus

der Partei

Jugendbewegung.

S. J. Prog. Heute um halb 8 Uhr abends im Verein deutscher   Arbeiter Sprechchorprobe. Ei. scheint pünktlich!

Vereinsnachrichten

Rote Falken, Prag  . Wir treffen uns zur Sonn. Die Olympiade in Los Angeles   brachte aber tagswanderung um 7 Uhr früh beim Smichover auch einen erbitterten Wettstreit der Kanonen Immer wieder schlugen sie weit Bahnhof. Mitzunehmen sind für gemeinsame Bro­über die Stränge der primitivsten sportlichen An- biantur: Jam, Butter, Obst und Brot. ständigkeit, tagtäglich fam es zu häßlichen Auf­tritten und zu 3wischenfällen. Es galt eben, mit Zehntelsekunden und Millimetern dem Gegner, also der andern Nation, eins auszuwischen, um die Ehre" der eigenen Nation zu retten". Die Athleten und ihre Amateur"-Manager hatten aber neben dem nationalen auch ein durchaus per­sönliches Ziel. De kürzer die Zeit und weiter der Sprung, um so eher durften sie hoffen, als Berufssportler ihren Verdienst zu finden. Schon hört man von mehreren Abtrünnigen, die bereits Verträge als Professionals unterschrieben haben. Die andern, die länger liefen und fürzer sprangen, find weiterhin auf Speien" angewiesen.

EN- VEREIN

Ortsgruppe Prag  . Sonntag, den 21. August: 6.15 Uhr, Masarykbahn. hof. Fahrt nach Uvaly- Jevaner Teiche. Führt Strüger. Vor­anzeige für den 28. August: Treffpunkt: Endstation der Ter Elektrischen, Podbaba. Führt Ploz.

DIE

FATURFREUNDE

NICHT NUR IHRE FRAU

Die wirklich erstaunlichen Leistungen der Olym pioniten können das Debakel, mit dem diese größte bürgerliche Sportveranstaltung austlang, AUCH SIE SELBST nicht aus der Welt schaffen. Die Olympiade in Los Angeles   war eine Etappe des bürgerlichen Sports auf dem Wege zur honorierten Rekordjagd, zur bezahlten Bestleistung und zum 3irtus BESTELLEN SIE port. Um dieses Ziel brauchen wir sie nicht beneiden!

UNGLAUBLICH BILLIG!

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Zur näheren Erläuterung: Quid heißt frisch, Wie dem auch sein mag sicher ist das eine, feist außerdem die Bezeichnung des größten daß das Vorgehen des Zahnarztes eine ganz unge- Berliner   Automatenbuffets und hat mit Sänger heuerliche Unanständigkeit darstellt. Er hat sich nicht Clowns( auch wenn sie von Albers gespielt gescheut, Dinge preiszugeben, die nach der Auffas- werden) gar nichts wesensgemein! Hier also ist sung aller anständigen Menschen unantastbare Ge- dieser( oder dieses?) Quid ein Mann, der geschminkt heimnisse der Beteiligten bleiben müßten. Rein 3u- und mastiert so singt und mimt, daß Lilian Deutschland gegen Norwegen   4: 4( 1: 1). Das hälter läßt sich zu einer solchen Handlungsweise her. Sarveys bekannt niedliches Filmherz und antlik dritte und letzte Länderspiel beider Verbände fam ab. Wenn dieser Mann mit dem Doktortitel( gal) erzittert. Sie ist( kennt Ihr den Sieger?) am Sonntag im Stadion zu Beuthen   vor über schon so wenig Achtung vor dem eigenen Fami- eine vornehme Dame, nein, sie ist diesmal sogar 10.000 Zuschauern zum Austrag. Wie in den vor­lienleben hat, so hätte ein Rest von Anstandsgefühl soooo vo00ornehm, daß uns gewöhnlichen Erden- angegangenen Spielen waren auch diesmal die Zu­ihm wenigstens fagen müssen, daß er durch seine bürgern( auch wenn wir noch weit entfernt von schauer begeistert von den beiderseitigen Leistungen. VERWALTUNG: PRAG   II., NEKAZANKA 18, Denunziation das Familienleben feiner Geliebten Wohlfahrtsunterstüßungen find) das Herz erzittert, Deutschland   spielte in veränderter Aufstellung, zeigte ( wenn sie es wirklich war) zerstört, indem er sich das Gewissen geweckt wird: sollte man dieser Ufa, aber trotzdem große Leistungen. Norwegen   war mit durch die Anzeige indirekt als Vater des in dieser Inkarnation allen Liebes im Film( von Rieseneifer bei der Sache. Die zweite Hälfte brachte zwischen zur Welt gelommenen Kindes dem die lächerliche Mentalität der Bevölkerungs  - abwechselnde Führungstore. Eine sehr gute Leistung mehrheit meint, es sei Hurerei und sauberer Dred) vollbrachte der Schiedsrichter Rutkowski( Strakau). bezeichnet. Unrecht getan haben? Also gibt es doch im Film Das Vorspiel, Auswahlmannschaft der Gruppe Beu­eine Gleichstellung von Hoch und Niedrig( hier then gegen eine Städtemannschaft Königshütte, fabriziert durch des Regisseurs Siodmak Meister- endete mit dem 5: 4- Siege für Beuthen. hand)? Erschrecken Sie nicht, werter Besucher: die Ueberflüssiges Bedauern. Wie wir schon berich Dame liebt ja den Proleten nicht( der fönnte sie teten, ist Roderich Menzel   in Hamburg   im Finale höchstens vergewaltigen), sie liebt seine Sunſt"!! der deutschen   Tennismeisterschaften von den deutschen  Da haben wir des Pudels Kern: die große Kunst und ihre Menschlichkeit... ein schöner Ge- der hiesigen Presse bedauert mit großen Worten die Spieler Cramm glatt geschlagen worden. Ein Teil danke, fürwahr würdig, daß ER und SIE( haben Niederlage Wenzels. Was sicher überflüssig ist! mit Hitler nur den Brotgeber gemein), Hanns Wenzel reist heuer von Turnier zu Turnier, von und Lilian aufgeboten werden, daß Siodmak  Kampf zu Kampf, ist in jedem Winkel anzutreffen, aufgeboten ist, um es zu künden, in die Hallen der ob das nun in der Tschechoslowakei  , Desterreich oder

Die Verhandlung wurde, wie erwähnt, ver­tagt und die Hintergründe dieser Schmusaffäre blieben ungeklärt. Wir werden auf den Fall noch zurüdkommen.

" General" Gajda.

Eine neue Anklage.

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Er ist krank".

rb.

Prag  , 18. August. Exgeneral Rudolf Gajda  , eine der komischesten Gestalten des internationalen Fascismus, momentan Chef einer der vier Grüpp­chen des tschechischen Fascismus, die sich gegenseitig stinos, wo Schweinerei und Dummheit Stammjiße Deutschland ist. Er spielt in England, Paris  ,

KINO- PROGRAMM

vom 19. August bis 25. August 1932.

Wran- Urania- Kino

Einziges deutsches Kino Prags  .

2976

l'el-0.429

Die Lindenwirtin

mit Käthe Dorsch  , Hanz- Heinz Bollmann  , Fritz Schulz  .

Wo verkehren wir?

Gastwirtschaft

LIDOVÝ DŮM

( Gen. Wilhelm Opatrný)

Konzert. PRAG   II., Hybernská

Nr. 7.

137

aufs grimmigſte in den Haaren liegen, sollte heute haben! Denn die kunſt" dieses Sängermannes dunsbrud, Hamburg  , Berlin   usw., usw. Wenzel Café Continental", Prag  , Graben neuerlich vor Gericht erscheinen, und zwar unter und Bajazzohansens hat dort ihre Wurzel, woher ist ein ausgezeichnter Spieler und man sieht ihn dreifacher Anklage. der Film sein Geld nimmt: im Bett geiler Ver- gern bei den diversen Veranstaltungen und so ist Einmal wegen einer Uebertretung diener und würdiger Kridatare! O du armer Siod­er wahrscheinlich bis zum Winter ausgesorgt. Das gegen die Vorschriften des Vereins- und Versammmat: welche Karriere von Menschen am lungsgesetzes eine Bagatelle. Zweitens wegen Sonntag" über Abschied", Vorunter- alles sehr schön, aber welcher Mensch kann sich das leisten? Von was lebt Herr Menzel, wenn er Anmaßung des Charatters eines suchung", Stürme der Leidenschaft" tein Tennis spielt? Um es kurz zu sagen, Herr öffentlichen Angestellten". Dieses Delik bis zu dieſem Film Quid"! Dred muß füß ge- Menzel hat doch so etwas wie eine Zivilbeschäfti tes hat er sich dadurch schuldig gemacht, daß er wäh macht werden, sonst stinkt er zu auffallend; mit Täglich gung und ist doch auch Amateur, nicht? Gar so rend seiner zwei monatlichen Haft in Ban diesem Sanatorium und seinen Behandlungsmethoüberflüssig war diese Anfrage jedenfalls nicht... fraz ein Gesuch um Befreiung von den Reini den, mit Varietészenen, Bliden und Seufzern, ist gungsarbeiten mit der Unterschrift versah Gen. wenig getan. Die Lilian ist hier zum erstenmal Gajda". Da ihm durch rechtskräftiges Erkenntnis hauchzart, Hanns ist verfeinert, entproletet sozu­des Disziplinargerichtes jede Charge aberkannt sagen, aber das macht alles noch ärger. Je besser wurde, ist der Zusatz Gen."( General) vor dem der Mann, desto schlechter sein Filmschmarrn: so Namen unzulässig Drittens aber wegen einer ein dider Kitschist wie Hanns Schwarz   hätte sich Rede, die er als Abgeordneter im April 1931 vom Herrn Filmkunstkalkulator Pommer die in Wrschowitz hielt und wegen der er dank sei- südliche Szenerie nicht nehmen lassen! ner damaligen Immunität nicht gleich verfolgt wer- Gerade, weil alles sorgfältig gedreht, gespielt den konnte. Diese Rede, die zur Auflösung der Ver- und auch sonst gemacht ist, muß vor diesem Hugen­sammlung führte, ist ein Prachtbeispiel der ordinä- bergschred gewarnt werden: er ist zu genießen als ren fascistischen Geistesarmut und der leibhaftige Unterrichtsstunde dafür, wie das Bürgertum mit Hitler   hätte seine helle Freude daran. Den gedank- allen Mitteln daran arbeitet, seine Kultur zu ver­lichen Höhepunkt erklimmt jie mit der Feststellung, nichten! Das ist ihm im Film, im Theater schon daß Demokratie Dieberei" bedeute. fast gelungen! Wenigstens hat der Regierungsvertreter diesen Wortlaut festgehalten, während Gajda behauptet,

eine zahmere Wendung gebraucht zu haben. Der Führer" erschien aber nicht zur heuti­

gen Verhandlung und entschuldigte sich mit S rant­heit. Vor wenigen Tagen noch war er gesund ge­

Walter Lustig.

Kunst und Wissen

Neues Deutsches Theater. Die Garten= nug, in Rolin eine Versammlung zu arran- loube" von Hermann Ungar  , die als erste litera­gieren. Er zog es aber vor, nicht erst auf der Tri- rische Sondervorstellung des Neuen Deutschen   Thea­büne zu erscheinen, denn die sozialistische Ar- ters gedacht war, wurde von der Zensur zur Auf­

J

In das Heim des flassenbewußten Arbeiters gehört d. Zentralorgan.

der Deutschen   sozialdemokr. Arbeiterpartei

führung nicht freigegeben.

Centralbank der deutschen Sparkassen

In der Čechoslovakischen Republik.

Kundmachung.

Ueber Beschluß des Verwaltungsrates findet Dienstag, den 6. September 1932, um 10%, Uhr vormittags im eigenen Bankge­bäude in Prag   II., Bredovská 14, die

X. ordentliche Generalversammlung

der Centralbank der deutschen Sparkassen in der Čecho­slovakischen Republik statt.

TAGESORDNUNG  :

1. Bericht über das Geschäftsjahr 1931.

2. Bericht des Aufsichtsrates und Antrag auf Genehmigung der Jahres­rechnung und auf Entlastung des Verwaltungsrates und der Direktion. 3. Antrag des Aufsichtsrates auf Verwendung des Reingewinnes.

4. Antrag auf Herabsetzung des Aktienkapitals von 30 auf 24 Millionen und Ermächtigung des Verwaltungsrates zur Durchführung der Kapitals­herabsetzung und von Statutenänderungen.

5. Wahlen in den Verwaltungsrat und den Aufsichtsrat.

6. Antrag auf Ermächtigung des Verwaltungsrates nach§ 54, Absatz 5 der Statuten.

Kleine Bühne. Die Kleine Bühne wird in die­jem Jahr einige Tage früher geöffnet als das Neue Theater, und zwar am 27. August mit Ludwig Thomas Moral. Kartenvorverkauf ab 20. August. Abonnement. Täglich Annahme von Vorbestel. lungen und Kartenausgabe an der Kasse. Seraxsgeber: Siegfried Tax b.- Ebefrebatteur: Wilhelm Richner.- Berantwortlicher Rebatteur: Dr. Em Streuß. Prog. Drud: Rots" 7.- 8. für Zeitung und Buchdrud, Boog. Für den Drud verantwortlich: Otto Solis, Brag. Die Belitungsmartenfrantatur wurde von der Bost. Telegraphendirektion mit Erlaß N. 13.800/ VII/ 1930 bemilligt. Bezugsbedingungen: Bei Bustellung ins Saus oder bei Bezug durch die Bos monatlich Ke 16.-, bierteljährlich 8. balbjabria 96.-. ganzjährig Kd 192,-- Inserate werben laut Tarif billight berechnet, Bei öfteren Einicaltungen Breisnachlas. Südstellung von Manuftripten erfolgt nut bei Einsendung der Retourmarlen

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Sozialdemokrat

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