Hyrnská

.

Einzelpreis 70 Heller. ( Einschließlich 5 Heller Porto).

ia demokrat

Zentralorgan d. Deutſchen   ſozialdemokratiſchen Arbeiterpartei i.d.Tſchechoſlowakischen Republik.

13. Jahrgang.

Vom Viererpakt

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früb.

R: daklon u. Verwaltung: Prag   II, Nekázanka 18 Telepb.: 26795, 31469, Nachtredakt.( ab 21 Uhr): 33858 Boksedami: 57544

Dienstag, 23. Mai 1933

bleibt nur der Name übrig?

Keine Revision- keine Spitze gegen die kleinen Staaten. Genf  , 22. Mai.  ( CPB.) Die Aufmerksam| zur allgemeinen Zufriedenheit revidiert wor leit der Staatsmänner in Genf   ist heute haupt­sächlich den Bemühungen der italienischen Regie­rung um die ehefte Erzielung einer Unterzeich, nung des Biermächtepattes gewidmet. Unstreitig gewinnt die Paft- Idee, so wie sie mit der politi schen Situation und mit den Forderungen eini­ger europäischen   Mächte in Einilang gebracht wurde, schnell an Sympathic.

ben und dem vorbereiteten Abkommen zufolge soll der Palt für die Dauer von zehn Jahren abgeschlossen werden. Das Uebereinfommen foll hauptsächlich dadurch ermöglicht worden sein, daß Deutschland   seine namentlich die Sicherheit betreffenden Vorbehalte habe fallen lassen. Es fönne angenommen werden, daß der revis dierte Text Versicherungen für die kleinen rektorium 8" zwischen den Großmächten Staaten enthalte, daß die Bildung eines Dis nicht zu befürchten sei. Die vier Großmächte hatten die feste Absicht, in keiner Weise der Machtbefugnis des Böllerbundes Hindernisse in den Weg zu legen, an das die kleinen Staaten immer appellieren könnten.

Man glaubt, daß teine Einwendun gen seitens jener Mächte, die sich am Balte nicht beteiligen, erhoben werden, da der Palt in seiner neuen Form nicht direkt ihre Interessen betrifft. Außerdem werden der definitive Text des Paktes und die Verhandlungen der Staats­männer der kleineren Länder mit den Teilneh- Eine Reutermeldung aus London   bestätigt, mérn an dem Viermächtepalt von allen Spitzen befreit, insbesondere, was die Revision der Friedensverträge und der Grenzen betrifft. Es ift wahrscheinlich, daß Bolen und die Staaten der Kleinen Entente   solche Bürgschaften durch seßen werden, daß dieser Balt sich nicht ge gen sie wendet.

Einst und jetzt.

Hitler  , wie ihn keiner mehr kennen soll.

Nr. 120.

Adolf Hitler   hat am 17. Mai zum ersten Mele als attiver Reichskanzler zu den oftuellen Problemen der deutschen   Außenpolitik Stellung genommen. Die Rede, die bis auf wenige und unwesentliche Details auch von jedem ,, Erfüllungspolitiker" vom Range eines Stresemanns oder Hermann Müller   hätte gehalten werden können, bedeutet den vollkommenen Bruch Hitlers   und der Nationalsozialisten mit ihren bisher propagierten außenpolitischen Grundsäßen, den offenen Verrat an jenen Prinzipien, die dem deutschen   Fascismus seine Millionengefolg schaft gebracht haben. Dies soll an Hand einiger Zitate aus Hitlers Reichstagsrede und jeinem Bekenntnisbuch Mein Kampf  " dargelegt werden, wobei uns und jedem, der jich im Zeitalter der braunen Raserei noch ein wenig Vernunft bewahrt hat, eine län gere Kommentierung der folgenden Gegenüberstellungen durchaus überflüssig erscheint. Es genügt, den Hitler von heute mit dem Sitler von gestern zu konfrontieren, um Hitler  , den Schwindler und politischen Jongleur von gestern so wic heute, zu ertilarben.

Revision des Versailler Vertrages.

,, Mein Kampf  ":

Darüber muß man sich doch wohl flar sein, daß die Wiedergewinnung der ver lorenen Gebiete nicht durch feierliche An rufungen des lieben Herrgotts erfolgt oder durch fromme Hoffnungen auf einen Völkerbund, sondern nur durch Waffengewalt.( Seite 708).

Heute werde ich nur von der nüchternen Erkenntnis geleitet, daß man verlorene Gebiete nicht durch die Zungenfertigkeit geschliffener parlamentarischer Mäufer zurückgewinnt, sondern durch ein geschliffenes Schwert zu erobern hat, also durch einen blutigen Kampf.( Seite 710.)

daß in Rom   ein Viermächteabkommen vorbereitet wurde, das erst noch in Genf   von den Außenmini­stern der drei Vertragspartner Italiens   überprüft werden soll. Gegenüber dem ursprünglichen Pro jeft Mussolinis feien jedoch bedeutende Aen­derungen vorgenommen worden. Auch in Pa ris geben verschiedene der Regierung nahestehende Die Pariser Blätter verzeichnen aus Rom   Streise zu, daß der Batt abgeschlossen werden wird; die Erklärung eines hohen Beamten, der sich sein Tert werde jedoch so allgemein aktiv an den Verhandlungen beteiligt hat. Dies halten sein, daß er in Wirklichkeit feine prof­ser sagte, der ursprüngliche Text Mussolinis sei tische und weitreichende Bedeutung haben werde. Nur um den Preis großer Zugeständnisse Deutschlands  Am allervorsichtigsten werden die Aussichten| Viermächtepaft haben kann, indem besonders eines Pattes in Berlin   beurteit. Die Vojst die Möglichkeiten der Friedensrevision auf ein sche Zeitung" schreibt, man werde sich nicht der Minimum reduziert wären, scheine nur eine Illusion hingeben fönnen, als jei der ursprüng Antwort möglich: Die Regierung Hitler   ist in liche Plan Mussolinis nunmehr von den Mächten Erkenntnis der schwierigen außenpolitischen angenommen; heute frage es sich nur mehr, wie Lage, in der sie sich in der letzten Zeit befand, viel oder wie wenig von ihm übrig in erster Linie von dem Bestreben geleitet, sich geblieben sei. von der drohenden außenpoliti hat er einigermaßen revidiert: Auch nach einer Meldung des CPB. befestigt fchen Isolierung zu befreien und ,, Mein Kampf  ": sich in Berliner   politischen Kreisen die Meinung, wenigstens vorläufig die Beziehungen zu den daß der neue Palt mit dem ursprünglichen Ent- europäischen Großmächten so freundschaftlich wie wurf sehr wenig gemein haben wird. nur möglich zu gestalten. Daß das nur um den Auf die Frage, welches außenpolitische In Preis großer 3ugeständnisse ge­teresse Deutschlands   an einen derart geänderten schehen kann, sei tlar.

Zurückgenommen

Die amerikanische   Regierung erklärt sich zu einer gemeinsamen automatischen ständigen Kon= Genf  , 22. Mai. Der Hauptausschuß der trolle der Rüstungen durch einen ständigen Abrüstungsfonferenz nahm heute die Mitteilung Abrüftungsausschuß.

der deutschen Delegation darüber zur Kenntnis, Der Konferenzvorsitzende Henderson konsta daß die deutsche Regierung ihre Anträge auf Ab- tierte dann eine große Entspannung auf änderung des englischen Abrüstungsplancs zu der Abrüstungskonferenz und setzte sich für die rüdgenommen habe und mit der Verein- Annahme des Antrages Paul Boncours auf so­heitlichung der Typen der europäischen   Armeen fortige Behandlung des die Sicherheit betreffent­übereinstimme. Die deutsche Regierung machte den Teiles des englischen Planes durch den allerdings Vorbehalten zum Kriegsmaterial. Sauptausschuß ein.

Amerika   zur Mitarbeit bereit

Hilispolizei muß bald verschwinden.

Der amerikanische   Sonderbotschafter Norman Davis   verlas eine schriftliche Erklärung, die Der Effektivausschuß der Abrüstungsfonfe­praftisch als die Aufgabe der bisherigen amerika­ nischen   Neutralitätspolitik bewertet wird. Dems ren; hat heute nachmittags beschlossen, die reichs deutsche Hilfspolizei vorderhand nicht dem nach ist die amerikanische   Regierung bereit, auf Effektivstand des Heeres zuzuzählen, und zwar mit dem Abrüstungsgebiet so weit zu gehen, wie Rücksicht auf die Erklärung Hitlers  , daß die Hilfs irgendein anderer Staat. Das Endziel muß die Herabseßung der Rüstungen ungefähr auf das in polizei aufgelöst werden wird. Die französische   Delegation legte hiezu den Die amerikanische   Regierung ist bereit zur Vorbehalt ein, die Angelegenheit wieder auf­Organisation des Friedens dadurch beizutragen, zugreifen, falls die Silfspolizei nicht in furzer daß fie in einem Konfliktfall mit den übrigen Zeit tatsächlich aufgehoben werden sollte. Die Mächten in Beratungen darüber eintreten will, ob definitive Entscheidung liegt nunmehr beim der Friede bedroht ist. Hauptausschuß.

den Friedensverträgen festgesette Maß sein.

Verschleppungsfaktik Deutschlands  

gegenüber der unangenehmen Juden- Petition.

Genf  , 22. Mai. Der Völlerbundrat be- daß es sich um teine rechtsgültige Pe= chäftigte sich in seiner heutigen nichtöffentlichen tition des Minderheitenvertreters in Deutsch­Sigung mit der Petition des Franz Bern land handelt. heim über die Unterdrüdung der Juden in Der Rat hat daher die weitere Diskussion

Oberschlesien  . über diese Petition vertagt und die deutsche Tele leberraschung rief die Erklärung des deut- gation wird womöglich schon morgen ihre Dar­hen Delegierten im Rate. Keller, hervor, der legungen dem Nat unterbreiten. Es wird behaup feine Verwunderung darüber aussprach, tet, die deutsche   Regierung wolle den Nachweis daß sich auf der Tagesordnung des Rates die erbringen, daß Bernheim lein Reichsdeutscher, bon Bernheim vorgelegte Angelegenheit befindet. sondern jüngst aus Desterreich nach Deutschland Deutschlond habe hiezu dringende Bemer zugewandert sei, und daß keine Rechtsgrundlage fungen zu machen. Die deutsche Regierung i

habe, wie er weiter ausführte, Beweise zur Hand, diese Petition vorliege.

Im Reichstag  :

Wir haben keinen sehnlicheren Wunsch, als dazu beizutragen, daß die Wunden des Krieges und des Versailler Vertrages end­gültig geheilt werden. Deutschland   will keinen anderen Weg dabei gehen als den, der durch) die Verträge selbst als berechtigt anerkannt ist. Die deutsche Regierung wünscht sich über alle schwierigen Fragen mit den andern Nationen friedlich auseinanderzusetzen. Sie weiß, daß jede militärische Aktion in Europa  , auch bei deren völligem Gelingen, gemessen an den Opfern, in leinem Verhältnis stehen würde zu dem Gewinn.

Djaf hat es also vorgezogen, das geschliffene Schwert" mit der zweifellos meni­ger heroischen Zungenfertigteit geschliffener parlamentarischer Mäuler" zu vertauschen und es beim welschen Erbfeind vorläufig doch erst mit gütlichem Zureden zu versuchen. Auch seine Ansichten über die

Internationale Verständigung.

Es gibt weder einen englischen, noch ameri fanischen, oder italienischen Staatsmann, der jemals pro- deutsch  " eingestellt wäre. Es wird jeder Engländer als Staatsmann natürlich erst recht Engländer sein, jeder Amerikaner Ameri taner, und es wird sich kein Italiener bereit finden, eine andere Politik zu machen als eine pro- italienische. Die Voraussetzung zur Aneinanderfettung von Völker schidsa len liegt niemals in einer gegenseiti­gen Hochachtung oder gar Zuneigung begrün­det... Wer also Bündnisse mit fremden Nationen aufbauen zu fönnen glaubt auf einer pro- deutschen   Gesinnung der dort leitenden Staatsmänner, ist entweder ein Esel oder ein unwahrer Mensch.( Seite 697-98).

Jm Reichstag:

Wenn ich in diesem Augenblick bewußt als deutscher   Nationalsozialist spreche, so möchte ich namens der nationalen Regierung und der gesamten Nationalerhebung befunden, daß gerade uns in diesem jungen Deutschland   das tiefste Verständnis beseelt für die gleichen Gefühle und Gesinnungen sowie für die begründeten Lebensansprüche der anderen Wölfer... Unser Nationalsozialismus ist ein Prinzip, das uns als Weltanschauung grund säglich allgemein verpflichtet. Indem wir in grenzenloser Liebe und Treue an unserem eigenen Volkstum hängen, respektieren wir die nationalen Rechte auch der anderen Völker aus dieser selben Gesinnung heraus und möchten aus tiesinnerstem Herzen mit ihnen in Frieden und Freundschaft leben.

Womit man vor die Wahl gestellt ist, in den Mitgliedern ,, der nationalen Regie­rung und der gesamten Nationalerhebung" entweder Esel" oder, unwahre Menschen" zu erblicken. Die Wahrheit dürfte in der Mitte liegen.

Der Vier Mächte- Pakt.

Mein Kampf": Das Wichtigste ist zunächst die Tatsache, daß eine Annäherung an England und Italien  in keiner Weise eine Kriegsgefahr an sich her aufbeschwört. Die einzige Macht, die für eine Stellungnahme gegen den Bund in Betracht täme, Frankreich  , wäre hiezu nicht in der Lage. Damit aber würde der Bund Deutschland die Möglichkeit geben, in aller Ruhe diejenigen Vorbereitungen zu treffen, die im Rahmen einer solchen Koali­tion für eine Abrechnung mit Frankreich   so oder so getroffen werden müßten.( Seite 755).

Jm Reichstag:

Ich begrüße dabei noch einmal namens der deutschen   Regierung den weitausschauenden und wichtigen Plan des italienischen Staatschefs, durch einen besonderen Patt ein enges Ver trauens- und Arbeitsverhältnis der vier euro päischen Großmächte England, Frankreich  , Italien   und Deutschland   herzustellen. Der Auffassung Mussolinis, daß damit die Brücke zu einer leichteren, dauernden Verstän­digung geschlagen werden könnte, stimmt die deutsche Regierung aus innerster Ueber zeugung zu.

Er denkt nicht mehr an ,, Abrechnung mit Frankreich  " und der Gott, der Eisen wachsen ließ, fönnte sich, wenns wirklich wahr wäre, betrübt zu den guten Geistern gesellen, die Deutschland   längst verlassen haben.

Adolf  , der Friedensengel.

,, Mein Kampf  ":

Erst wenn dies in Deutschland   begriffen sein wird, so daß man den Lebensvillen der deutschen   Nation nicht mehr in bloß pas fiber Abwehr verfümmern läßt, sondern zu einer endgültigen aktiven Auseinandersehung mit Frankreich   zusammenrafft, und in einen legten Entscheidungsfampf mit deutscherseits

Im Reichstag  :

Statt den Gedanken der Vernich tung zu predigen, müßte man überlegen, wie eine Neuordnung der internationalen politischen und wirtschaftlichen Beziehungen vorgenommen werden könnte, die den Existenznotwendigkeiten der einzelnen Völler in höchstmöglichem Umfang gerecht würde