Ginzelpreis 70 Heller. Einschließlich 6 Seller Borto
sialdemokrat
Zentralorgan d. Deutſchen ſozialdemokratischen Arbeiterpartei i.d.Tschechoslowakischen Republik.
13. Jahrgang.
An 700.000 Arbeitslose
Anstieg im November um 22 000!
Die Zahl der Arbeitslofen in der C2M.
d. i. die Zahl der bei den Arbeitsver. mittlungsstellen nicht untergebrachten Bewerber, betrug Ende November nach den borläufigen Ergebniffen 692.101( Ende Ofto
jen 629.992).
Eine neuerliche Provokation
an der Grenze
Verhaftung eines tschechoslowakischen bürgers auf der neutralen Grenzstraße Natschung Kienhaid.
Am Mittwoch gegen 6 Uhr abends wollte ber 27 Jahre alte Chauffeur Franz Körner aus Heinrichsdorf mit seinem Auto nach Kienhaid fahren. Er benützte dazu die Grenz straße Naischung Kienhaid, die als neutrale Zone gilt. Gleich hinter Natschung blieb das Auto im Schnee steden, Rörner stieg aus, um das Auto wieder flott zu machen, wurde aber im selben Moment von zwei hinzukommenden säch fischen Finanzwachleuten verhaftet. Alles Prote ftieren nüßte ih mnichts, man sagte ihm nicht einmal, aus welchem Grunde überhaupt die Ver haftung erfolgte. Der Vorfall hat bei der Grenzbevölkerung ungeheure Er. regung herborgerufen, denn, wenn die Nazi nicht einmal mehr die neutrale Zone respektieren, werden sie nächstens vielleicht auch vor der Grenze nicht halt machen. Zu erwähnen ist, daß der Chauffeur Körner erst vor wenigen Wochen schon einmal auf reichsdeutschem Boden verhaftet wurde. Damals mußte er wieder freigelassen werden da gegen ihn nicht das Geringste vorlag. Von dem Ücbergriff der sächsischen Finanzorgane wurde das Außenministerium fofort verständigt, das die notwendigen Schritte in dieser Angelegenheit unverzüglich ein
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Ein„ Christ" beschimpft Flüchtlinge
Natürlich Herr Hilgenreiner!
Nr. 287.
unter dem Hakenkreuz?
Die Nationalsozialisten um Hitler herum haben sich im Laufe ihrer Propagando
Die Zurückziehung der Geistlichen aus der Politik ber betrug sie nach den definitiven Ergebnijs aurückziehung der Geistlichen aus der österreis Vorgehen der Bischöfe einen schweren Schlag/ daß sie zeinveilig offenbar an Zwangsvorstel Wien, 7. Dezember. ( Eigenbericht.) Die schriftlich soziale Partei, für die das jahre derart in den Rassenhaß hineingeredet, chischen Politik wird in politischen Kreifen als bedeutet. Der Zweifrontenkrieg der lungen leiden. Die Gehässigkeit, mit der sie schwerer Schlag gegen die christlichsoziale Partei Regierung gegen Sozialdemokraten und Nazi er immer wieder von oben herunter, als seien und als Dolchitoß gegen die Regierung Dollfuß leidet eine beträchtliche Schwäch ung. sie selbst auserlesene Ueber und Edelmen beurteilt. In allen österreichischen Krisen fonnten fich die fchen, von allen ,, minderwertigen Raffen" ge Christlichsozialen auf den Klerus verlassen, der redet haben, so von den Juden, aber auch Ueber die Zusammenhänge und die Vor- im Augenblid der Gefahr immer für die Partei von den„ rundföpfigen Slawen", Slowaken Staatsgeschichte des Beschlusses der österreichischen einsprang. Vielfach wird die Meinung geäußert. und Tschechen, dann von den Franzosen , den Bischöfe teilt die Neue Züricher Zeitung " daß der Vatikan seine Politik gegenüber Ob Einzelheiten mit. Demnach habe bereits im Deutschland und Desterreich nicht in Affen Europas ", war direkt frankhaft. Frühjahr bei den Berhandlungen über das öfter. Widersprüche verwideln wolle und daß man wollte oder nicht, man mußte beim Anreichische Konkordat der Papst die Zurückziehung die Stüßung der von den Nazis bedrohten Kirche hören oder Lesen der Reden dieser Herrn an der österreichischen Priester aus der Bolitit ge- in Deutschland eine gewisse Zurüdhaltung in das Zuchthaus denken, in das der jetzige Polifordert. Diese Alausel sei jedoch gefallen, als Desterreich bedinge. Es sei auch fein Geheimnis, zeipräsident Heines nach einem infamen FemeDollfuß während seines Aufenthaltes in Mom die daß eine große Anzahl hoher Würdenträger der mord gesperrt wurde, oder an die IrrenNachteile einer solchen Maßnahme für die Stel Mirche verstimmt darüber ist, daß die anstalt, in die Herr Goering aufgenommen lung der Regierung und für die größte bürger- Megierung Dollfuß im innerpolitischen Macht war, um ihn für sein jetziges Ministeramt liche Partei aufgezeigt habe. Die Kosten des Be- tampf unarisgefeßt sich auf die Religion und auf erst einigermaßen zu reparieren. Es ist für schlusses, schreibt das genannte Blatt, trägt die die päpstliche Enzyllifa berufe. normale Menschen unjaßbar, daß im wantzigsten Jahrhundert Menschen so gemeine sadistische Handlungen begehen können, mie fie uns immer wieder aus den SA- Kajernen und den Konzentrationslagern berichtet wer den. Es wäre eine Bersündigung an aller man von den menschlichen Kultur, wenn Gestern Teistete sich im Budgetausschuß des nicht der Ausdrud der tatsächlichen Berhältnisse arijchen" Greueln schweigen, wenn man die Senates während der Debatte über das Außen sind. Es ist unrichtig, daß diejenigen Emigran Berichte darüber einschlafen lassen wolle. Es minifterium der durch sein Eintreten für Sitler ten, die unter dem Schuß der Tschechoslowali ist nicht gleichgültig für die Welt, nicht für Deutschland mun schon genug bekannte Obmann ichen Republik stehen, minderwertige Menschen Europa , noch viel weniger für die Nachbarder christlichsozialen Partei, Dr. Silgenreifind, es find hochstehende Menschen, darunter staaten des Dritten Reiches , ob gesittete ner, der zugleich auch latholischer Theologie auch solche, die schon wegen ihrer Parteistellung Menschen täglich gequält, gefokert, auf der professor ist, wieder unerhörte Beschimpfungen zu schüßen, Sache des Herrn Hilgenreiner wäre. der reichsdeutschen Emigranten. Er erklärte Hochstehende qualifizierte Menschen aller Rich Flucht erschossen" werden, oder wörtlich:„ Eine gewiffe Emigrantenpreffe im tungen bloß wegen ihrer anderen Einstellung ihnen einen Strick in die Zelle hängt, um sie Staat hat ein Interesse daran, die Verhältnisse als minderwertig zu betrachten, weil sie das, zum Selbstmord zu zwingen, nachdem man in Deutschland möglichst zu verschärfen und zu was sie erlebt haben, auch aussprechen, ist eine fie bis aufs Blut gepeinigt und mit weiteren trüben. Es sind nicht die besten Ele Verlegung der allgemeinen Verpflichtungen, die Folterungen gedroht hat. mente, die da herübergewechselt sind und mit den Menschen aus Religion und Eihil erwach Der tschechoslowakische Journalist TschupRecht haben die Juden in Deutschland gesagt, fen, aus Umständen und Erwägungen, die mit dak sie mit ihnen feine Gemeinschaft baben Politik selbst nichts zu tun haben. Ich hatte Gepit, der nach ach monatelanger Qual der Ein Oesterreider in Machen wollen, denn wer nicht Butter am topflegenheit, faſt alle Flüchtlinge, die auf dem deutschen Hölle den Rücken fehren fonnte, hat, findet seinen Erwerb drau Voden Prags leben, lennen zu lernen. Es gibt berichtet haarsträubende Dinge aus München . erschossen jen."( Erregte Zwischenrufe des Genoffen Se- unter ihnen solche, die einen guten Namen in Aber München ist nur Aber München ist nur eine der Höllen nators Bolach.„ Der größte Teil der aus ganz Europa haben und die ihrer Entrüstung stationen, es gibt deren Dutzende im MachtDeutschland geflüchteten Juden ist mit Berbre. Audrud geben, angesichts dessen, was sie von chen belastet und fann nicht zurüd, ohne be Schidsalen ihrer Mitbürger gefehen haben, für bereich Hitlers . Aus Tschuppiks Veröffentstraft zu werden. Ich bin von Haus aus" fein die sie jahrzehntelang fämpften. Ich bitte Sie, lichungen hat man zum ersten Male einwand bei dem Standpunkt zu verharren, den der Herr frei erfahren, daß die Goering und Konsorten Antisemit. Außenminister in der Emigrationsfrage ange auch ihre Privatgefangenen haben! Auf einen nommen hat, und ich bin überzeugt, daß fie die Wink dieser Menschen sind andere Deutsche . volle Anerkennung aller gefitteten und aller fitt die ihnen unbequem waren, spurlos ver lich hochstehenden Menschen der ganzen Welt schwunden, niemand weiß, wo sie sind. Alles, finden werden." was uns bei der Lek.üre grausamster GeSilgenreiner meldete sich dann nochmals zu
leiten wird.
well er, Pful Nazir riel!
München , 7. Dezember. ( Eigenbericht.) Nach einer Meldung der Münchener Neuesten Nachrichten" von heute kam es Sonntag vor dem Hotel ,, Kaiserhof" in München zu einer euf- Sen. Polach: Sie behaupten, daß die regenden und bintigen Szene. Der aus Bischofs Flüchtlinge hier Verbrecher find, in Wirffichleit hofen in Salzburg gebürtige Elektrotech gehören sie zu den besten Elementen!"
Litwinew
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Keine politische Betätigung der Emigranten
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niker Peter Weinherr rief von einer jah Silgenreiner: ch saate, der größere renden Straßenbahn einem Wad posten Bjui Teil der jüdischen Flüchtlinge hier ist beloftet, „ sui Nazi!" zu, worauf er bou Fahrüsten aus bio daß er draußen nicht erscheinen fann, othe Borte und sucht den ungünstigen Eindrud sei schichten über Einterferungen in grauer VerStraßenbahnwagen geworfen wurde. Ein Wach bestraft zu werden."( Bolach: Da& ift treter gehäffigen Ausfälle abzuschwächen. So er gangenheit aufgepeitscht hat, alles, was wir fomniando der Staatepolizei berhaftete hört und unwahr!" Niekner:„ Das flärte er, er habe der Regierung feinen Vor- als Schandmäler aus alten Zeiten fennen, Elektrotechniker; doch da dieser Widerstand get Kriecherei vor dem Hakenkreuzwurf daraus gemacht, daß sie den deutschen was uns in„ Tosca " und anderen Kunstwer leistet habe, habe die Polizei von der Schuß Emigranten das Asylrecht geivähre und er habe fen bis ins Innerste erschüttert hat, ist im majje Gebrauch gemacht und den Oesterreicher fascism us!") Weiter wunderte sich der famose Berr durchaus nicht alle Emigranten als mindermer Dritten Reich wieder tägliches Geschehnis geerschossen. Hilgenreiner, daß der Referent die Aufrüftung tig oder irgendwie belastet bezeichnet. Dieser worden, wird mitunter weit übertroffen von Teutschlands gar so sehr betont habe und stellt teilweise Rüdzug ändert natürlich nichts an der dem, was täglich Neues geschicht. die scheinheilige Frage. mas benn der Referent Schwere der eingangs zitierten Beschimpfungen, eigentlich für Belege für diefe Aufrüftung habe. die mörtlich dem stenographischen Brotokoll ent Man wende nicht ein, daß es sich um nur privat in Berlin ? Deutschland verlang: dod; nur Gleichberechti nommen sind. Einzelfälle handle, die nicht verallgemeinert werden dürfen ,,, Einzelfall" ist, daß ein Opfer Deutsches Dement!, das auf Verschlech- gung in der Aufrüftung oder Abrüstung. weil gerade Tschuppit oder Ebert, Silbermann oder te ung der Beziehungen zu Rußlands gesehen habe, daß die Konferenz zu feinem Biel führe, sei es ausgetreten und dieser AusLöke, Heilmann oder Panter heißt. Der schlleßen läßt tritt babe schon wohltätig gewirkt, denn es hätt bekannte Künstler Silbermann hat entfliehen Berlin , 7. Dezember. Gegenüber den urten sich schon die großen Staaten und nicht Am Schluß der Debatte befaßte sich in Ber fönnen, min bestätigt er Grausamfeiten, von sprünglichen Vermutungen über den Aufenthalt der fleine Schwarm fleinerer Staaten, der des Außenlommissars Litwinow in Berlin wurde immer hinter Frankreich herläuft", zusammen tretung des Außenministers Gesandter Krofta denen man wohl gehört, die man aber faum hente mitgeteilt, daß Litwinowo sich in der deut refetzt, um auf anderem Wege zu erreichen, was mit dem Problem der deutschen Emigration, geglaubt hat. Ebert, der Sohn des ersten mobei er betonte, daß schon Dr. Beneš es für Reichspräsidenten, ein ruhiger Mensch, der schen Hauptstadt nur einige Stunden aushalten die große Konferenz nicht erreichen fonnte. Genosse Polach meldete sich sofort zu unsere Pflicht gehalten und ausgesprochen habe, seit Jahren dem Teuschen Reichstag angeund mit feiner deutschen offiziellen Persönlichkeit zusammentreffen werde. In russischen Kreisen Worte und trat den Beschimpfungen der reichs- daß wir stolz darauf feien, politischen Emi- hörte, erhielt schon bei dem Namensaufruf wird betont, daß der Aufenthalt Litwinows in deutschen Emigranten durch Hilgenreiner ent granten ein Asyl zu gewähren. Freilich könne Berlin volllommen privater Natur fei. Damit schieben entgegen. Er sagte:„ Ich muß noch ein die Regierung eine politische Betätigung der nach seiner Einlieferung in das Konzentra fallen auch die offiziösen kombina mal ganz besonders hervorheben, daß das, was Emigranten nicht unterstüßen und sie auch tionslager Fausthiebe ins Gesicht von unifor tionen, die in der deutschen Presse in den der tschechoslowakische Staat, der mit feinen nicht dulden, weil unser Prinzip die Nichtein mierten Lausbuben, daß das Blut in Strömen Führer der sozialdemokratischen Fraktion des letten Tagen geäußert wurden, daß nämlich eine eigenen Schwierigkeiten zu kämpfen bat, in mischung in die Verhältnisse fremder Staaten floß. Nicht besser erging es dem früheren Unterredung it winows mit dem deutschen menschlicher Beziehung gegenüber den in Not sein müsse. Ueber die Behandlung unferer Staatsange preußischen Landtags Ernst Heilmann , der Reichsaußenminister von Neurath Gelegenheit befindlichen Emigranten getan hat, rühmenswert zu der neuerlichen Feststellung geben werde, daß ist. Diejenigen Menschen, die durch die notorisch hörigen in Deutschland befragt, erklärte Strofta. Das besondere Unglüd hat, auch noch Jude zu bie sowjetrussisch- deutschen Beztebekannten Tatsachen genötigt waren, als Gäste daß sie naturgemäß in der ersten Zeit nach dem sein. Ebert wurde solange geschlagen, bis er halb besinnungslos die Worte nachsagte: hungen gleich gut sind wie in den vergangenen in die Fremde zu gehen nach der Tschecho- Umsturz die Aenderung des Regimes zu spüren bale: Tim 3000 gegangen können doch helamen. Seither hätten ſich die Berbolt qui:„ Mein Bater war ein Boffsverräter." Seil Slowakei find- Verhältnisse geJahren. mann, nahezu halb tot, mußte gestehen, Außenkommiffär Litwinow wird Berlin nicht von den Gesichtspunkten politischer Rich bessert. Die alten Fälle würden allmählich liqui-„ Mein Vater war ein Bolfsverräter." Seil. tungen in Deutschland behandelt werden, die diert, neue fommen nicht hinzu. heute abends verlassen.