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Prah

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Ginzelpreis 70 Heller. inschließlich 6 Heller Borto)

demokrat

Zentralorgan d. Deutſchen ſozialdemokratiſchen Arbeiterpartei i.6.Tschechoslowakischen Republik.

13. Jahrgang.

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früb.

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Außenpolitisches Exposee Litwinows:

Samstag, 30. Dezember 1933

Kriegsgefahr nicht unterschätzen!

Japan   als besonderer Gefahrenherd Anerkennung für die Tätigkeit des Völkerbunds

Mostan, 29. Dezember.( Taß.) In der Sigung des Zentralvollzugsausschusses ber Sowjetunion   erstattete der Voltatommiffär für auswärtige Angelegenheiten Litwinow   Bericht über die Außenpolitik.

In den Beziehungen zu allen Ländern, führte, wie Litwinow   mitteilte, die Sowjetunion  ihre bewährten Grundsäße der Friedens. politik und praktischen Zusammenarbeit aus. Ein Beweis hiefür ist die Entwicklung der Sowjetbeziehungen zur Türkei  . In der Entwid­lung der geschäftlichen und fulturellen Beziehun gen zwischen der Sowjetunion   und Polen  baben sich neue günstige Momente ergeben. Wir messen diesem Umstand eine große politische Bedeutung bei.

Andererseits enttvidelte fich die praktische Zusammenarbeit der Sowjetunion   mit Frant reich. Der. Besuch prominentester französischer  Politiker in der Sowjetunion   und die verstel­Yung einer engeren sachlichen Verbindung zwischen den Vertretern der beiden Länder er leichterte die Entwicklung dieser Zusammenarbeit in der Zukunft. Ein bezeichnendes Beispiel für die Entwicklung der Beziehungen der Sowjet­ union  , zu anderen Ländern ist schließlich der Ab­schluß eines Nichtangriffs, Neutralitäts- und Freundschaftsvertrages mit Italien  , sowie die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen mit Spanien   und Uruguay  .

Demgegenüber war in den Beziehungen zu England in diesem Jahre eine vorüber gehende Zuspigung zu verzeichnen. Die im Bu fammenhange mit dem Prozesse gegen die Schäd linge der Metro- Vickers- Gesellschaft hervorgeru fene Zufpißung wurde jedoch bald beseitigt, und es werden gegenwärtig in London   normale Han delsvertragsverhandlungen geführt.

Deutschland   gegenüber reserviert

Eine große Aufmerksamkeit widmete Litwi now dem Verhältnis zu Deutschland  . Auch gegenüber Deutschland  , sagte Sitwinow, hatte die Sowjetunion   ihrerseits feine Veranlassungen zu einer Henderung ihrer Politif. Seitens leitender Gruppen in Deutschland   wurde jedoch im letzten Jahre eine Reihe von Versuchen unternommen, die Beziehungen zur Sowjetunion   zu revidieren. Es erübrigt sich, auf die Auslassungen der Her ten Rosenberg, Sugenberg und anderer einzugehen. Die Sowjetunion   bleibt den freund­schaftlichen Beziehungen zu Deutschland   auch fernerhin treu. Allerdings ist die Politik der Ideologen des militanten Nationalsozialismus, mie Rosenberg 1. a., dem direkt entgegengesetzt.

Sofern diese Politif von realtionären Ge und annerionistischen, imperialistischen Plänen durchdrungen ist, ist sie mit der Befesti gung freundschaftlicher Beziehungen. zwischen den beiden Ländern unvereinbar.

Japan   die Gefahr

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für den Frieden

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Nr. 304.

Richtungsstreit um Hitler  Vertauschte Fronten

Paris  , Ende Dezember.

Das Wort vom Primat der Innenpolitik aus dem Völkerbund wurde mit dem gilt auch für Frankreich  . Es ist die Lagerung Wunsche begründet, sich in der Frage der politit des Landes bestimmt. Die Stellung der innenpolitischen Kräfte, die die Außen­chinesischen Intervention völlig freie nahme Frankreichs   zum fascistischen Deutsch­Hand zu schaffen. land ergibt sich aus der Gesamtheit der außen­Die Sache gestaltete sich so, daß selbst politischen Zielsetzungen und der taktischen der Völkerbund der Handlungsfreiheit" Methoden der einzelnen politischen Parteien. der Interventen gewissermaßen im Wege Wie werden aber diese Zielsetzungen und stand. In diesem Zusammen Methoden bestimmt? Der Fall ist nicht ein­hang muß eine gewisse hemfach. Die Fronten sind oft vertauscht. Eine mende Rolle des Völterbun scharfe oder milde Haltung gegenüber dem des gegenüber den nach einem fascistischen Deutschland   ist in Frankreich   nicht Krieg lechzenden Kräften als unbedingt mit einer bestimmten politischen positive Tatsache anertannt Front verbunden. Sie ist auch davon nicht werden. abhängig, ob die entsprechende Gruppe pazi­

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nicht übersehen dürfen. Unsere Aufgabe ist es also, die Friedenspolitik im Fernen Often weiterzuführen, die Beziehungen zu Japan   zu verbessern und sich gleichzeitig gegen jedwede möglichen An= griffe und Komplikationen borzubereiten. Im gegenwärtigen Wie verschieden die erwähnten Veranlassun fistisch oder nicht- pazifistisch ist. Es gibt in Augenblid haben wir leider keine gen der Austritte aus dem Völkerbunde auch Frankreich   Vorkämpfer des europäischen   Ge­Garantie dafür, daß es zu diesen sind, muß man doch jene grundlegende Tatsache danken und überzeugte Pazifisten, die die här­Komplikationen nicht kommen fönnte. in Betracht ziehen, daß die Bedeutung dieser testen Maßnahmen gegen das fascistische Daß die Frage einer neuen Kriegs- estigung des allgemeinen Friedenswertes liegt, listerne Nationalisten, die mit aller Leiden­Afte feineswegs in der Unterstützung der Deutschland   verlangen. Und es gibt friegs­gefahr in diesem Jahre besonders aftuell fondern in der Entfeffelung aggrefschaft für eine Verständigung mit dem deuts ist, geht schon aus folgender Tatsache iver Kräfte reafiionäriter Ein- ichen aicismus eintreten. Es gibt Linkspoli­herbor: stellung. Um jo konsequenter und entschiede Im Laufe dieses Jahres haben so ner merden wir die Sache bes Friedens verfechtiler, die die Ausföhnung mit Sitler für das wohl Deutschland   als auch Japan   ihren ten und alle Versuche zur Beschleunigung neuer Gebot der Stunde halten. Und es gibt Real­Austritt aus dem Wöllerbund erklärt. imperialistischer Kriege und neuer Angriffe aut tionäre, die von der internationalen Solida= Deutschland tat dies offenbar unter dem die Sowjetunion   entlarben und hiebei alle mög- rität der Reaktion nichts wissen wollen, die Einflusse des Wunsches, seine Rülichkeiten benutzen. Unsere größte Stärke liegt davon träumen, wie man dem deutschen  Einflusse des Wunsches, seine Rüdarin, daß sich die Sowjetmacht auf die grenzen Fascismus mit Gewalt das Rüdgrat brechen stungen zu entfalten. Als eine loſe Unterstügung der Arbeiter und Bauern fönne.

der Hemmungen in dieser Hinsicht be- maffen stüßt und in bewußter Einstellung der trachtete es seine Zugehörigteit Maffen zum Friedenswert ihre wichtigste Auf die Parteien hilft diese Widersprüche aufzu­Ein außenpolitischer Querschnitt durch zum Völker buud. Japans   Austritt gabe und Pflicht sicht.

Rumänischer Ministerpräsident ermordet Ein Abgeordneter verletzt

Der Attentäter der Student Nikolaj Constantinescu

Bukarest  , 29. Dezember.  ( Wolff.) Ministerpräsident Duca fiel heute abends 10 Uhr 20 Minuten osteuropäischer Zeit auf dem Bahnhof in Sinaja cinem Attentat zum Opfer. Als er von einer längeren Audienz bei König Karol in den Zug steigen wollte, um nach Bukarest   zurüdzufchren, wurde cr von einem Studenten durch vier Schüsse in den Kopf niedergestreckt. Er war auf der Stelle tot. Sein Begleiter, der Abgeordnete Dr. Costinescu, wurde ver: letzt. Der Attentäter wurde sofort festgenommen. Es steht noch nicht fest, wel: cher politischen Gruppe er angehört. Bisher weigerte er sich, nähere Angaben zu machen.

Der Tod des Ministerpräsidenten dürfte von weittragenden politischen Fol: gen sein. Er erfolgte gerade in einem für die innenpolitische Entwidlung Rumäniens   sehr bedeutungsvollen Augenblid.

flären.

Die kommunistische Partei hat keine Parole

Diese Widersprüche sind auf der proleta rischen Linfen am wenigsten bemerfbar. Die Kommunistische Partei Frankreichs   hat über­Haupt feine außenpolitische Linic. Gewiß liebt fie Hitler   nicht, aber jie treibt auch leine anti­fascistische Außenpolitif. Sie ist auch gegen den Boykott, mit der läppischen Begründung, daß der Boyfott den anderen fapitalistischen Län dern zugute fommt. Sie ist nicht einmal im stande, zu der Frage der russisch  - französischen Annäherung und Bündnispolitik Stellung zu nehmen, und deren anti- deutschfascistische Möglichkeiten richtig auszuwerten. Denn da­für märe es notwendig, das eigene bürger­liche Frankreich  , als den Verbündeten und die stärkste europäische   Stüße des Somie:- Staates anzuerfennen und dazu fehlt den französischen   Kommunisten der Mut.

Die Sozialistische Partei sagt: Nein! Die eindeutigste außenpolitische Saltung nimmt die Sozialistische Partei ein. Der Stampf gegen den Fascismus und der Kampf für den Frieden bildet für sie ein untrenn Bukarest  , 29. Dezember. Die rumanische Seither gehörte er ununterbrochen der Kam- bares Ganze. Die Bartei ist gegen alle Ver­Telegraphenagentur Rador bestätigt die Nach mer an. suche der Separatverhandlungen mit dem richt über das Attentat auf Dr. Duca und be Im Kabinett Jonel Bratianu vom Jahre Hitler- Deutschland, sie ist gegen alle Zuac­merkt, daß die drei Komplizen des Attentäters 1914 wurde Duca Unterrichtsminister und trat ständnisse an den deutschen   Fascismus. Sie offenbar in enger Verbindung mit der fürzlich während des Krieges in Jassy   mit T. G. Masa- sieht in solchen Verhandlungen und Zuge­aufgelösten Eisernen Garde standen. Der bei ryf in Verbindung. ständnissen nicht allein die prinzipielle Schwä dem Attentat verletzte Dr. Costinescu ist chung der demokratischen Abwehr, sondern Ueber unsere Beziehungen zu Japan  , ehemaliger Bürgermeister von Bukarest  . Der Ministerrat zusammengetreten auch die direkte Steigerung der Kriegsgefahr. erklärte Litwinow  , ist bereits genug gefagt Leichnam des ermordeten Ministerpräsidenten ist worden. Größere Beweise von Friedensliebe, auf das Schloß Pelesch in der Nähe von Sinaja  Die Partei erkennt als das letzte Mittel zur Bularest, 29. Dezember. Der Ministerrat ist Sicherung des Friedens die Sanktionen gegen wie es die weitbekannten Tatsachen beweisen, gebracht worden. zusammengetreten, um über die zu treffenden angefangen mit unserem Vorschlag, einen Der erschossene rumänische Ministerpräsident Maßnahmen zu beschließen. Weiter ist der Lei- den deutschen   Fascismus an, wenn dieser mit Nichtangriffspakt abzuschließen, unserer festen Bereitschaft zum Verkauf der Chichinesischen Jon G. Duca wurde am 20. Dezember 1879 in tungsausschuß der liberalen Partei einberufen feiner Europa   bedrohenden Ausrüstung nicht Bahn, unserer Aufmerksamkeit in geschäftlichen Bukarest   geboren. Sein Vater war General worden, da der verstorbene Ministerpräsident aufhört. Diesen Standpunkt der französischen  Fragen, wie z. B. den japanischen Konzessionen direktor der rumänischen Eisenbahnen. Duca auch Parteipräsident gewesen war. Es ist mit der Sozialistischen Partei hat auch die Inter­im Fernen Viten und dergleichen- größere ſtudierte in Bufarest und Paris   und erwarb an Ergreifung verschiedener Maßnahmen zu rechnen, nationale übernommen. Leon Blum   ist der iſt Friedensliebe tann von uns feiner verlangen. der Pariser   Univerſität den juristischen Doktor die noch in dieser Nacht getroffen werden dürften. Verfasser jener Resolution des Büros der Das hindert übrigens gewisse Organe der grad. Er wurde sodann Richter, widmete fich Gerüchte über Ausrufung des Belagerungs Internationale geweſen, die die Zinie der japanischen Bell, fich tagtäglich mit der wurde im Jahre 1907 Direktor der Zentrallaſſa ſachen. Die in Bukarest   anwesenden Gesandten Bruch in Genf   feſtſeßt. Anfang Jänner, bei japanischen Preffe und gewiffe offizielle Per- aber bald der Genossenschaftsbewegung und zustands beruhen vorderhand keineswegs auf Tat- Außenpolitik der Internationale nach dem Schmußigen Fabrikation verschiedener Gerüchte der Rumänischen Volksbank. Im Jahre 1907 wandte er sich der parla auszudrüden. Desgleichen fondolierten sämtliche der außenpolitischen Debatte in der Kammer, bon aggressiven Absichten der Sowjetunion   zu befassen. mentarischen Tätigkeit zu. Er war Mitglied der oppositionellen Parteiführer, und zwar sowohl wird Leon Blum   im Auftrage seiner Fraktion All das zeugt dafür, daß wir die liberalen Partei und gehörte neben Bratianu zit bei der liberalen Partei wie auch bei der Witwe das Wort ergreifen, und die Regierung vor den Verhandlungen mit dem Hitler- Deutsch­Striegsgefahr, die Gefahr eines Angriffes, den hervorragendsten Führern der Liberalen.( des verstorbenen Vinisterpräsidenten.

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