®«te 8Nr. 288Samstag, 8. Dezember 1934zumPRAGER ZEITUNGKunst und WissenNeujahrs-EnthebunsenVorträgederIch bestelle hiemit unter dem NamenBeruf:Ort:Unterschrift:lMlfülMl!desGutver eine Neujahrsenthshung zum Betrage von Kö 10'— und sende ihnen diesenBetrag per Erlagschein ein.Der Gesamtabfall stieg von 2428 Millionen KL imJahre 1932 auf 2685 Millionen KL im Jahre 1933.‘ Der Abfall beträgt alfo bei den inländischen Ver-sicherungsanstalten 49.6 Prozent und bei den ausländischen 50.4 Prozent. Die versicherten Kapitaliensind seit Ende 1932 von 16.272 Millionen KL auf16.215 Millionen KL im Jahre 1933 gesunken. Vondiesem Stande.entfallen auf die inländischen Versicherungsanstalten 59.7 Prozent und auf die aus-ländischen 40.8 Prozent. Ziehen wir nur das direkt«Geschäft in Betracht,' so entfällt bei 1,335.753Lebensversicherungspolizzen auf eine Polizze eindurchschnittlicher Versicherungsbetrag von 10.969 KL(im Jahre 1932: 11.215 KL) und auf einen Einwohner ein durchschnittlicher Versicherungsbetrag von976 KL. In der Schadenverficherung brachten dieausterordentlichen Verhältnisse einen weiteren Rückgang der Prämien. Die Prämieneinnahmen sankenbei den inländischen Versicherungsanstalten gegenüber dem Jahre 1932 von 915 auf 885 MillionenKL brutto, d. i. um 3.3 Prozent und bei den aus-Erziehungs- und Propaganda*mittel der Gegenwart**und so schmeckt auch Ihnen dieTeemargarine SANA, die vonmeinem feinen Oel Geschmackund Nährwert erhält. Zur.gutenQualität tragen ausserdem nochKokosnuss, Milch und Ei bei.Merken Sie sich: nahrhaft, leichtverdaulich und ausgiebig, das istdie Teemargarine SANA,ländischen Versicherungsanstalten von 188 auf 143Millionen KL brutto, d. i. um 24.1 Prozent. Dieausgezahlten Schadenbeträge betragen bei den inländischen Versicherungsanstalten 474 Millionen KL,d. s. 53.5 Prozent, der vereinnahmten Prämien undbei den ausländischen Versicherungsanstalten 69 Millionen KL, d. s. 48.3 Prozent. Die erwähnte Veröffentlichung ist ein wertvoller Beitrag zur Statistikunseres Versicherungswesens und verdient besonderesInteresse der betreffenden Kreise."Der Preis desHeftes(50 SeiiLn)»«trägt-7 KL.’ Erhältlich heijedem Buchhändler. In Kommission bei der FirmaBursik u. Kohout, Prag H., VaclavskL närn.Arbeitervorstellung„Traviata"Oper von Verdi, am Sonntag, den 16. Dezember, um halb 3 Uhr nachmittags im Neuen deutschenTheater. Karten ab Dienstag täglich von 8 bis 2 und4 bis 6 Uhr bei Optiker Deutsch, Graben, Koruna.Blntwallungen, Herzbeklemmung, Atemnot,Angstgefühl, Nervenreizbarkeit, Migräne, Schwermut,Schlaflosigkeit können durch den Gebrauch desnatürlichen„Franz-Josef"-Bitterwassers oft sehrrasch beseitigt werden. Aerztlich bestens empfohlen.in unserem Blatt veröffentlichen, wodurch den Genossen die mitden Neujahrsgratulationen verbundenen erheblichen Unkostenerspart bleiben.Die Enthebung kostet KL 10*— und wird nach Orten geordnet,lediglich Namen und Beruf enthalten.Wir ersuchen alle Abonnenten die tieferstehende Enthebungsbestellung frdl. auszufüllen und umgehend an uns einzusenden. DieBestellungen müssen bis spätesten 16. Dezember bei uns einlangerDie VerwaltungsusWesen, der Bedeutung und der politische« Problematik des Rundfunks gewidmet. Der Redner, GenosseGoldschmidt, kennzeichnete das Wesen des Rundfunks als Instrument der Nachrichtenvermittlung,der Bildungsverbreitung und der geistigen Beeinflussung überhaupt. Es handele sich nicht um ein«Neuerung, die ältere Formen der Nachrichtenübertragung(wie die Presse) oder der Kulturvermittlung(wie Buch, Theater und Konzert) ersehen könne,wenn sie freilich auch mittelmähige Kunstveranstaltungen und eine gleichgeschaltet-öde Presse verdrängen könne. Der Rundfunk sei ein Instrument. MrVerbreitung und Beschleunigung des Nachrichten-und Bildüngswesens in einer früher ungeahntenWeis«,— und seine Bedeutung werde durch dasständige Wachsen der Hörerzahl und Len(besondersim tschechoslowakischen Rundfunk)' immer grötzerwerdenden Anteil wertvoller Kunst am Gesamtprogramm erwiesen. Während diefe Bedeutung desRundfunks, vfelfaDinoch-iuzteyschätztswerde! habe, sieder Fascismus, und besonders der deutsch»(der einenschon hochentwickelten Rundfunk Vorhand) deutlicherkannt und rücksichtslos für sich ausgenützt. Dasnotwendige demokratische Gegengewicht sei leidernirgends in genügendem Matze vorhanden. DerRedner wies auf die große Aufgabe der sozialistischen Rundfunkorganisationen hin, aber auch aufdie Schwierigkeiten, mit denen sie zu rechnen haben.Immerhin sei der Einflutz der Arbeiterhörer in derTschechoslowakei— von Rußland und Holland abgesehen— stärker als anderswo,■ und es gelt«, diesen Einflutz zu bewahren und weiter auszuwerten.■—eis—>Ein kulturpolitischer Kursus des Bezirksbildungs-auöschuffrs der DSAP in PragDonnerstag, den 13. Dezember, umhalb 8 Uhr im Pärteiheim, Narodni tr. 4, f ü n f-ter Ku rs abend:Der Rassenwahn.Vortragender: Dr. E. F r a n z e l.Verlanget überallVolkszünderJan Slavikek, der in der Galerie„Feigl" ausstellt, ist der Sohn des berühmten tschechischen Landschafters Antonin Slavicek. Nicht ganz so begabtwie sein Vater, zeigen seine Arbeiten auch noch vielUnausgegorenheft und Jugend, ein fast zu genialesPendeln zwischen mannigfachen Stilen und Ausdrucksformen. Seine überschnittenen, jede Formund Perspektive verachtenden Bilder haben ein einziges Erfreuliches: sie sind auf den Gesamt-Farbeneindruck hin gebaut und verwischen mit diesemrelativ einfachen Mittel den sonst sicherlich sehrschlechten Eindruck. So aber nimmt man sie nochhin, besonders da man das Gefühl hat, datz da einJunger und Frischer um seine Ausdrucksform kämpftund schon so manches als bleibenden Wert erworbenhat, wie eben die genannte erfreuliche Farbenwirkung. Ueber diesen Künstler ein abschlietzendes Ur-i teil heute schon zu fällen, wäre verfrüht; ihm stthennoch alle Enttvicklungsmöglichkeiten offen und«Sbleibt nur abzuwarten," welche dieser Möglichkeitener ausbauen wird und welchen Weg er einschlagenwird. R. F.Neues Theater: Heute halb 8 Uhr Uraufführung„Der Enkel des Golem", ein Nachtstück ausdem alten Prag, von Paul Leppin. Regie: Gellner.Bühnenbilder: Prof. Hugo Steiner, Prag.(B 2).Sonntag zum ersten Male Zemlinskys Oper„DerKreidekreis". Text nach Kläbund.(A 1) Hauptpartien: Konetzni, Pauly, Wanka, Grab, Fischer,Scheidl, Hagen, Popovicz, Taub, Dudek, Göllnitz,Libal. Dirigent: Szell, Regie: Mordo, Bühnenbild:PirchamWochenspielplan des Neuen Deutsche» Theaters.Samstag halb 8: Uraufführung:DerEnkeldesGolem, B 2.— Sonntag halb 3: Menschenin Weitz, halb 8: Der Kreidekreis,Erstaufführung, AI.— Montag halb 8: Märchen im Grandhotel, Bankbeamte undfreier Verkauf.— Dienstag halb 8: Der Enkeldes Golem, A 2.— Mittwoch halb 8: B l au-bar t, B 1.— Donnerstag halb 8: DerKreide-kreis, C 1.— Freitag halb 8: Der Enkeldes Golem. D 2.— Samstag 7: Tann-h ä u s e r, C 1.Wochenspielplan der Kleinen Bühne. Samstag:8: Fremdenverkehr.— Sonntag 3%:Hoch klingt das Lied vom bravenMann, 8: Nacht vor dem Ultimo.—Montag: Geschlossen.—Dienstag 8: Grotzreine-machen.— Mittwoch 8: N ach tvor demUl-timo.— Donnerstag halb 8: Schule fürSteuerzahler, Erstaufführung.— Freitag8: Schule für Steuerzahler, Kulturverbandsfreunde und freier Verkauf.— Samstag 3%:Max und Moritz, Erstaufführung, 8: Schulefür Steuerzahler.Stürmische LugendIn einer Woche, in der fich sämtliche in letzterZeit in Berlin durchgefallenen Goebbels-Filme einPrager Stelldichein geben, ist dieser französischeFilm ein Trost, obgleich er nur die saubere Bearbeitung einer Unterhaltungslektüre von Vicki Baumist,— eines Romans, in dem ein stellungsloser Erfinder(der ebenso hübsch wie dumm ist) alsSchwimmlehrer in einem, Tiroler Kurort Unterkunftfindet und dort von allen Damen umschwirrt wird,so datz er die schwere Wahl zwischen der Tochtereines reichen Kurgastes, eines adligen Schlohherrnund eines Gastwirts hat,— von den Reizen einerAbenteuerin zu schweigen. Datz er sich für dieKurgast-Tochter entscheidet, ist sein gutes Recht, unddatz er sie nach Ueberwindung vieler Schwierigkeiten(die beinahe bis zum Selbstmord führen) schlietzlicherringt, ist das gute Recht des Unterhaltungsromans,aber datz im Zusammenhänge mit einem versetztenSmoking von, der sozialen Frage und vom Hungertode gesprochen wird, das übersteigt das Matz derZumutungen, die wir von Literatur dieser Art gewöhnt sind.Aber es ist, wie gesagt, ein sauber gemachter Film: mit schönen Naturaufnahmen, mit sonnigen Badeszenen, mit rührend-heiterer junger Liebe und mit einer guten Darstelle r s ch a r, die der Regisseur Marc Allegret überall wirksam zur Geltung bringt, wo es sich nicht umfalsche Tragik handelt. Simone Simon erweist sich wieder als interessante und reife Darstellerin, R o s i n e D e r e a n ist eine vielversprechende,eigenartige, wenn auch von Ziererei noch nicht freieNeuerscheinung, und A u m o n t findet sich mit dermännlichen Hauptrolle immerhin anständig ab.Ueberragend— wie immer— istSokolof f. Aberleider hat er nur eine winzige Rolle.—eis—«er fteverHaftenKrankheitenwenn der Kranke ständig vom Durste gequält wird, istKrondorfer Sauerbrunndurch seinen prickelnden Geschmack viel geeigneter,den Durst zu stillen, als gewöhnliches, wenn auchgutes Trinkwasser. 2780Großmacht RundfunkDer vierte Vorträg im kulturpolitischen Kur-unseres Bezirksbildungsausschuffes war demSozialdemokratischeFrauenorganisatto« PragEinladungzu dem am Montag, den 10. Dezember, im„M o n o p o l" stattfindendenFrauenabeudmit einem Vortrage des Genossen Dr. Straußüber das Thema:„Unser Kampf um die Demokratie"Wir laden alle Genossinnen und auch Genossen zu diesem aktuellen und interessanten Vortrage herzlichst ein.I» dem Bericht„Die„Wesensschau"" in derFreitagnummer sind zwei Druckfehler zu berichtigen.In Zeile 1 mutz es heihen:„Man mutz einmaletwas Prinzipielles" usw.(nicht„immer"); in Zeile10: zusammen Hypothetis i'ert(nicht„hypnotisiert");Zum„Enkel des Golem"Paul Leppin spricht über sein-»Nachtstück"Paul Leppin sprach gestern abend in„Urania" über seinen„En k e l d e s G oI e m", derheute im Neuen Deutschen Theater zur Uraufführung gelangt. Der Dichter vermied es erfreulicher-weise, das Thema spekulativ und analytisch zu durchleuchten, er beschränkte sich vielmehr in systematischerSchlichtheit darauf, seine dichterisch-subjektive Einstellung zum Golem-Problem in klugen Worten zustizzieren. Sein„Nachtstück" hat, wie er betonte,zur Hypothese des Golem-Mythos nur indirekte Beziehung, ihn reizte es, die bizarre Erscheinung seinerHauptsigur, des Armenarztes Dr. Tobias Jonathan,eines Menschen/ der«dem Kot und dem Himmel zugleich verschwistert war", im Gegensatz zum Habitusseiner Prager Umwelt dramatisch aufzuzeigen. Ihninspirierte die Atmosphäre des Prag der Jahrhundertwende, als Sintflutstimmung und Torschlutz-panik die mystisch umwitterten Gassen erschütterten,er wollte Atmosphäre einfangen und das, was er„die Magie der Kulissen" Prags nannte.Grundakkord des Leppinschen Golem ist Wohl;an einem Beispiel di« Relativität aller Schuld auf«,wniaivttfaai i.». Leitender Arzt Dr. A. GaubePhys, diätet. Heilanstalt für all«' inner«« u. Stoffwechselkrankheiten, rheumatisch« Erkrankungen,Ischias, NervenkrankheitenProspekte s u. Auskünfte durch die Verwaltung. Telefon 32Kundgebung der arbeitenden JugendDienstag abends versammelten sich zirka 350der in der„Kampfgemeinschaft der arbeitendenJugend Groß-Prags" vereinigtes Jugendlichenim großen Saale des Gewerkschaftshauses. DieKampfgemeinschaft umfaßt die deutsche und dietschechische sozialistische Jugend, die freie Gewerk-schastsjugend, sowie die soz. Studenten. So verschieden auch die Wirkungskreise dieser Organisationen sein mögen, e i n gemeinsamer Wille verbindet sie: Kampf für den Sozialismus, Kampfgegen den Fascismus.Die beiden Redner, D v o t& I und Katzerwurden aufmerksam angehört. Die arbeitende Jugend kämpft nicht um Insignien, von denen kannman nichts abbeißen, sie verwirft den nationalenHaß, ein Jntereffe verbindet die proletarische Jugend aller Zungen: Arbeit, Brot, Sturz diesesmörderischen Systems. Für die demokratische Republik der arbeitenden Bevölkerung dieses Landessind wir bereit, zu kämpfen, für ein Reich desHodäc, Preis und Stkibrnh aber nicht. Der tschechische Fascismus wird an uns einen nie müdenGegner finden. Ein jeder von uns sei ein Werber.für wrsere-Jdee, ringend um die Herzen-urid Hirneunfrter Klaffen- und Mtersgenofsen.Die ansthkießende D i 8 k u f's r o n zeigkedie Lebendigkeit, den Arbeitswillen der sozialistischen Jugendlichen.. Zwei Redner verlangten diefestere Zusammenfassung der Kampfgemeinschaftmit gemeinsamen Organen, ein Aktionsplan fürdie Jugend. Genoffen aus den Prager Arbeitslagern beanständeten unhaltbare Zustände undlegten der Kampfgemeinschaft ihre Forderungenvor. Die Kampfgemeinschaft wird die Anwältindieser Forderungen sein.Bis spät in die Nacht dauerte die Versammlung, sie schloß die Funktionäre der verschiedenenGruppen enger aneinander und gab ihnen das Gefühl der Zusammengehörigkeit.Enthebungfür„Sozialdemokrat**An unsere Abonnenten und Genossen!Wir werden wie im Vorjahre dieJlire Jun dec liebenmeinen(jejchniackzuzeigen, die ewige Frage nach der MachtDämon zu stellen, der das alte Schema desund Böse in den Schleiern des Unergründetensinken läßt.Man wird mir vielleicht, sagte der Autor,Vorwurf machen, daß ich das Milieu der Unterweltmit so breitem, kräftigem Griffel male. Soll ich dasSchicksal des Dr. Jonathan in der Oberschicht, die soverschwindend klein ist, spielen lassen? Nein, dasLeben kommt aus der Tiefe und sein-Element bleibtder Abgrund.Ich habe, so erklärte Leppin, stets die„Heiligkeit der Dirne" verkündet und er meint das, auscherZuspitzung der Pointe herausgehoben, als ein Bekenntnis zur Grötze der menschlichen Kreatur, vorallem dann, wenn sie am gedemütigsten, am getre-tensten ist.„Engel und finstere Nachtgestalten ringen inmeinem Drama, zwischen Traum und Ekstase lebendiese sechs Bilder, die nur in dieser Zeit, im Pragvor 35 Jahren spielen können."Zum Abschluß las Paul Leppin das Schlußbild seines Nachtstücks, das auf dem alten Pragerjüdischen Friedhof spielt und am Grabe des RabbiJehuda Loev ein dramatisches Finale findet. DemDichter, der ausdrucksvoll und mit innerer Hingabelas, wurde heimlicher Beifall zuteil.- Pierre.