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Sosialdemokra
ZENTRALORGAN
DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI
IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK
ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TÄGLICH FRUH. REDAKTION UND VERWALTUNG PRAG XII., FOCHOVA 62. TELEFON 53077. ADMINISTRATION TELEFON 53076. HERAUSGEBER: SIEGFRIED TAUB. CHEFREDAKTEUR : WILHELM NIESSNER. VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: DR. EMIL STRAUSS, PRAG .
15. Jahrgang
Freitag, 15. Feber 1935
überreicht
Berlin . Der Reichsaußenminister von Neurath hat Donnerstag nachmittags den englischen Botschafter Sir Eric Phipps und unmittelbar darauf den französischen Botschafter Francois Poncet empfangen und ihnen die deutsche Stellungnahme zu den Lon doner Vorschlägen mündlich mitgeteilt.
( einschließlich 5 Heller Porto)
Nr. 39
Vor schärferen Kämpfen in Schweden
Die äußere, für Skandinavien ja selbstvers ständliche, Ruhe, darf nicht darüber hinwegtänschen, daß in allen skandinavischen Ländern die po= litische Situation in ein entscheidendes, wenn auch durchaus nicht krisenhaftes Stadium getreten ist.
Das Gesetz über die 30- StundenWoche, das die Zustimmung des Amerikanischen Gewerkschaftsbundes hat, liegt nunmehr der Kammer und dem Senat vor. Das Gesetz ist so gehalten, daß innerhalb der Vereinigten Staaten keine Waren für den innerstaatlichen Wie das DNV. ergänzend erfährt, ist eine Note nicht überreicht worden. Eine oder Außenhandel transportiert wer- Veröffentlichung des Inhalts der deutschen Mitteilung ist für Samstag früh vorgesehen. dürfen, die in Betrieben hergestellt Wie der Vertreter des Tschechoslowakischen| stellte sich heraus, daß der Weg diretter worden sind, in denen mehr als fünf Presebureaus erfährt, ist die Antwort Deutsch diplomatischer Verhandlungen der Arbeiterregierung Per Albin Hanssons Tage und sechs Stunden per Tag ge- lands nicht sehr ausführlich. Sie wie gewöhnlich der beste sei. Eine Konferenz aller arbeitet wird. In Regierungsunterneh- ist nur zwei Schreibmaschinensei- Beteiligten hätte sich entweder schon totgelaufen oder men dürfen keine solchen Waren ver- ten lang und in freundlichem Tone gehalten. wendet werden und die Behörden dür- Was ihren Inhalt betrifft, heißt es, daß Deutschfen keine Arbeit vergeben, wenn diese land verhandlungsbereit ist hinsichtlich der Fragen, die im Londoner Kommuniqué angeregt Bestimmungen nicht eingehalten sind. wurden.
Herrn Hilgenreiner ins Stammbuch: ,, Nieder
mit den Katholiken!"
Nazi- Demonstrationen in München
Berlin . In München demonstrierten am Donnerstag etwa 400 nationalsozialistische Anhänger gegen vier katholische Lehrerinnen, welche an den letzten Vorgängen im Kirchenkampf im hohen Maße beteiligt waren. Die Demonstranten sammelten sich vor dem Lokale, in welchem die Lehrerinnen Vorträge zu halten pflegten, und schrieen 20 Minuten lang ,, ieder mit den Schwarzen". Die Teilnehmer der Rundgebungen trugen vielfach nationalsozialistische Uniform. Während die vier ahnungslosen Lehrerinnen in einem Polizeiauto in Sicherheit gebracht wurden, riefen die Demonstranten: Nieder mit den Katholiken! Nach Dachau mit ihnen".
Auf katholischer Seite rüstet man sich zu einer energischen Verteidigung, zumal durch die Agitation der Nationalsozialifen in den Schuleinschreibungen die Zahl der in die konfessionellen Schulen eingeschriebenen Schüler gegenüber denjenigen Schülern, die sich an die Simultanſchulen einschreiben ließen, bedeutend abnimmt. Auch die letzte Kampfrede des Kardinals Faulhaber vom Sonntag ist in zehntausenden von Erempiaren in Bayern verbreitet worden, obwohl die Rede zuerst von der Polizei konfisziert worden war. Auch eine Grammophonplatte ist von der Rede des Kardinals angefertigt worden.
Schwedische HakenkreuzlerZentrale ausgehoben
Die Reichsausgabe der Deutschen Allgemeinen Zeitung" vom 15. Feber bemerkt zu der deutschen Antwort: Die Stellungnahme der Reichsregierung ist den beiden Botschaftern mündlich mit geteilt worden. Man darf aber annehmen, daß die im diplomatischen Leben übliche Form eingehalten werden wird, nämlich bei längeren Mitteilungen den Inhalt in einer kurzen Notiz zusammenzufassen.
Wenn man bedenkt, welchen Riesenfomplex von
Sie wäre in uferlose Diskussionen geraten. Man fönne sich leicht vorstellen, daß Deutschland den Zeitpunkt für eine große Massenkonferenz noch nicht für gekommen halte.
Deutschland habe seine Bedenken gegen den Ost patt schon oft zum Ausdrucke gebracht. Es habe sich inzwischen auch nichts daran geändert, daß Sowjetrußland die unbekannte Größe in allen Ueberlegungen geblieben sei. Die Verstärkung der russischen Rüstungen habe den Faktor der Unsicherheit noch erhöht.
Demgegenüber liegen, was das Luft= Tocarno betrifft, flare Verhältnisse vor. Wenn Deutschland dazu beitragen könne, durch das Ver
Fragen durch dieses Kommuniqué aufgerollt war, so dürfte schon die Schnelligkeit der deutschen Antwort der Welt als Beweis für den guten Willen Deutschlands zur Mitarbeit genügen können. Es gerne tun.
sprechen des Einsatzes seiner Luftstreitkräfte das westliche Europa vor der Gefahr jedes Luftfrieges zu bewahren, so werde es das selbstverständlich
Ostpakt bleibt Hauptpfeller
In Schweden hat die politische Hochsaison wie alljährlich mit der Vorlage des Budgets begonnen. Die anhaltende gute wirtschaftliche Lage, der Aufstieg der schwedischen Wirtschaft, hat die Erstellung eines Budgets ermöglicht, das ohne Steuererhöhungen und unter Fortfall außer= ordentlicher Maßnahmen die Aufrechterhaltung und Fortführung ihres Wohlfahrts- und Investis tionsprogramms vorsieht. Das Budget selbst bot also der bürgerlichen Opposition wenig Angriffs= punkte, so daß sich die Budgetdebatte ohne die bei dieser Gelegenheit übliche politische Sensation ab wickelte.
Finanzminister Wigfors haben jedoch aus der Die Arbeiterregierung und vor allem ihr außerordentlich günstigen konjunkturellen Situa
tion
gegenüber der Konjunkturperiode 1925 bis 1930 mit der Inderziffer 100 hat sich der gegenwärtige Produktionsindex auf 112 gehoben
keineswegs den Schluß gezogen, der der Arbeiterregierung von bürger cher Seite insinuiert wurde: einen Abbau der Hilfsmaßnahmen und Strifenvorkehrungen durchzuführen. Im Gegenteil, die schwedische Arbeiterregierung erklärt, daß ges
rade die Produktionsausweitung die strengste Kontrolle des Staates und der Gesellschaft ver lange, soll sich nicht die Konjunktur wieder in ihr Gegenteil verwandeln. Es gehört zu der besonde ren politischen Physiognomie Schwedens , daß die
jeder Friedenssicherung anderweitig übliche Rollenverteilung zwischen Re
Paris. In Erörterung der für Donnerstag erwarteten deutschen Antwortnote auf das Londoner Kommuniqué verweist die Pariser Presse, daß der Ost pat t, was Frankreich betrifft, mit der gegenwärtigen Verwirklichung der Sicherheit und Gleichheitsrechte unlösbar verbunden sei.
In diesem Zusammenhang mißt die Presse der Unterredung, die der französische Außenminister Lava I am Mittwoch mit dem sowjetrussischen Botschafter Potemkin hatte, große Bedeutung bei. Nach dem Intransigeant" habe der sowjetrussische Botschafter vollkommen beruhigende Versicherungen erhalten. Frankreichs Stellung hinsichtlich des Ostpaktes bleibe unverändert und fest. Der Ostpakt sei einer der Hauptpfeiler des geplanten diplomatischen Mechanismus, dem man nach dem Eingang einer deutschen Antwort in Bewegung setzen werde.
Der„ Excelsior" fagt, Laval habe dem sowjetrussischen Botschafter erneut die Versiche= rung gegeben, daß die französische Regierung gemäß dem französisch- sowjetrussischen Protokoll von Genf keine Sonderverhandlungen mit Deutschland aufnehmen werde, solange nicht der Ostpakt abgeschlossen sei.
Na also!
Gömbös' ,, Bodenreform"
nicht gegen die Besitzenden gerichtet!
gierung und Opposition, soweit sie die Beurteilung der Wirtschaftslage betrifft vertauscht ist: die Regierung stellt sich pessimistisch, die bürgerliche Opposition optimistisch zu dem weiteren Konjuntturverlauf ein. Die Opposition sieht nämlich in der wirtschaftlichen Besserung nach liberaler Auffai= sung einen natürlichen Gesundungsprozeß und will der Regierungspolitik teinerlei Anteil an dem Aufstieg der schwedischen Wirtschaft zumessen, während die Regierung ohne zu leugnen, daß eine Reihe außerhalb der Regierungsmaßnahmen liegender Umstände der erhöhte Erzbedarf der internationalen Rüstungsindustrie, der scharfe Anstieg des schwedischen Exportes selbstver ständlich die Konjunktur beeinflußt hat, sich mit vollem Recht den Hauptanteil an der konjunkturel= len Gestaltung der schwedischen Wirtschaft zu schreibt. Was ja schließlich schon durch den Umstand bewiesen wird, auf den der Sozialminister der Arbeiterregierung Mö II er hinweist, daß nämlich innerhalb eines halben Jahres die Zahl der direkt durch Staatsmaßnahmen beschäftigten Arbeiter von 12.000 auf 60.000 erhöht wurde. Gerade aus dem großen Anteil der Staats maßnahmen am Wiederaufstieg Schwedens leitet nun die Arbeiterregierung folgerichtig ihre Auf
Stockholm. Die Polizei führte eine Razzia in der Zentrale der nationalsozialistischen Parteiorganisation in Göteborg durch und ver Budapest. ( MTJ.) Ministerpräsident| Es müsse im ganzen Lande ein gerechtes Verhält- fassung gab, daß bei einem Aufhören dieser Maßhaftete sechs führende Funktionäre. Vieles Schriftenmaterial wurde beschlag- ombos hielt Donnerstag abends feine mit Span- nis zwischen Groß-, Mittel- und Kleingrundbefits nahmen und bei nicht genügender Ausweitung des nung erwartete Rundfunkrede. Was die inne nt= zur Geltung kommen. Aus diesem Grunde stehe planwirtschaftlichen Sektors in der schwedischen nahmt. politische Situation anlangt, so habe die Siedlungspolitik an der Spitze des bodenpoli- Wirtschaft sich die Lage wesentlich, ja katastrophal sich, führte Gömbös aus, in der jüngsten Zeit eine tischen Programms der Regierung. Einmal müsse verschlechtern würde. gewisse Nervosität gezeigt, die durch mit der Arbeit begonnen werden. Auch die beabdie Aeußerungen des Abgeordneten Eckhardt ent- sichtigte Reform der Fideikomisse bezwecke die schieden gesteigert wurde. Es müsse aber konstatiert Schaffung einer gesunden Bodenbesitzverteilung. werden, daß hinsichtlich der Notwendigkeit der von Aus hier sollen der Regierung angestrebten Reformpolitik teine prinzipiellen Differenzen bestehen.
Scharfe Maßnahmen
der mexikanischen Regierung Meriko City. Die Regierung erließ ein Defret, durch das das bisherige Postgesetz in dem Sinne revidiert wird, daß Druckschriften, die kein absolutes soziales Interesse" haben, das Rehi der Postbeförderung entzogen wird. Man ist der Ansicht, daß dieser neue Schritt vor allem ge= gen die regierungsfeindlichen Blätter gerichtet ist.
Rom . In Genua wird am 21. Feber der neue italienische Streuzer, Eugenio di Savoya" bom Stapel gelassen werden.
Das Flugbudget Jtaliens beläuft sich nunmehr auf 849,605.000 Lire und übertrifft somit den präliminierten Betrag um 129,605.000 Lire. Das Budget der Kriegsmarine beträgt 1,304.881.000 b. i. um 80,100.523 Lire mehr, als ursprünglich angesetzt war.
Die schärfste Kritik hat Wigforß nicht nur auf der Rechten, sondern auch innerhalb der Volkspartei deshalb gefunden, weil die Arbeiterregierung zu neuen Monopolen, unter anderem einem Kaffeemonopol greifen will. Das soll So die wohlerwogenen Interessen der zialisierung über die Hintertreppe" sein. Der Die Reformen sind weder gegen das historischen Familien mit den allge prinzipiellen bürgerlichen Opposition gegenüber Rapital oder gegen den Grundbesitz, meinen volkswirtschaftlichen Inter - den Monopolplänen, deren Ertrag nicht etwa dem Fiskus zu Gute kommen soll, sondern, wie es in noch auch gegen die vermögende effen in Einklang gebracht werden. Schweden genannt wird, der„ Voltspension" stellte Klaffe gerichtet und es werde weder Durch eine Bestimmung soll das Systemt der Wingforß die Worte eines fonfequenten Sozialis die Heiligkeit des Privat- Fideikommiffe auch auf fleinere Besiskategorien er sten gegenüber:" Der Weg geht nicht mehr zurüc eigentums noch das ehrlich erstreckt werden, wodurch abermals nur die volks- zu dem alten freien Wirtschaftsleben" sondern worbene Vermögen angetastet erhaltende konservative Politik gestärkt würde. Die vorwärts zu erhöhter Organisation. Wenn die Allwerden. Reform der Fideikomisse sei übrigens bereits in gemeinheit nicht eingreift, erwartet uns nicht FreiDie Regierung wolle keineradi: der Rede des Reichsverwesers, mit der er während heit, sondern Monopole, aber wohlgemerkt, Prikale Besizreform, vielmehr der Bethlenregierung den gegenwärtigen Reichs- vatmonopole. Die Wahl steht nun zwischen Privateine mit den Interessen breiter tag eröffnete, angekündigt worden. Durch die Re- monopolen und solchen, welche die Allgemeinheit form soll die Nation für ein weiteres kontrolliert." Schichten des Ungartums rechnende, Jahrtausend konserviert und durch sich fortentwickelnde nationale fchrittweise Evolution foll revolutionären chen der starken Stellung der Regierung vor sich, Ging die erste Budgetdebatte unter dem Zeis Grundbesitzreform, die jedem Ra- Lösungen ein für allemal der Weg so hat sich doch bald darauf die Lage wesentlich dikalismus abhold ist. gesperrt werden. perschärft. Der Kampf zwischen der Regierung und