Sosialdemokrat

ZENTRALORGAN

DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK

ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TAGLICH FRUH. REDAKTION   UND VERWALTUNG PRAG   XII., FOCHOVA 62. TELEFON 53077. HERAUSGEBER: SIEGFRIED TAUB  . CHEFREDAKTEUR  : WILHELM NIESSNER. VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: DR. EMIL STRAUSS, PRAG  .

15. Jahrgang

Samstag, 4. Mai 1935

Einzelpreis 70 Heller

( einschließlich 5 Heller Porto)

Nr. 104

auf den Philippinen Henlein winselt um Gnade Rettung durch Hitler?

Revolution

Die Hauptstadt von Aufständischen

bedroht

Manila  . Auf den Philippinen ist ein

großer Aufstand ausgebrochen. Die Aufständischen fordern die sofortige Proklamierung der Unab­hängigkeit der Inseln von Amerika  . Bewaffnete amerikanische Abteilungen haben am Freitag ge= meinsam mit dem philippinischen   Regierungs­militär die Stadt Manila   vor einem gefährlichen Angriff der Aufständischen schützen müssen. Die Hauptstadt war fast 24 Stunden vollkommen von der übrigen Welt abgeschnitten, da die Aufständi­ichen die Telegraphen- und Telephonleitungen hady allen Richtungen durchschnitten hatten. it die stürmischeste und gefährlichste der letzten Sabre; sie fam erstaunlicherweise kurz vor der Kundmachung der neuen philippinischen   Verfai jung zum Ausbruch, die die Unabhängig leit der Philippinen vorgesehen hat.

Diese letzte Revolution der Satdalisten

Nach den letzten Meldungen weichen die Auf­ständischen vor der Polizei und dem Militär zu tid. Die Entscheidung dürfte in Calamba fallen, wohin die Hauptmacht der Aufständischen aus Cabuyao gefloben ist. Die bisherigen Ges iamtverluste belaufen sich auf 60 Tote und 100 Verwundete. Die Ursache des Aufstandes ist an­neblich der Widerstand der aufständischen Kommu

niiten

am 11. Mai zur Abstimmung steht. Wenn Deutschland  

gegen die Ratifizierung der Verfassung, die

Rußland   überfällt... London  . Auf eine Frage Sir Herbert Sa­

Abolitionsgesuche der nazistischen Führer

In Marienbad   hat Konrad Henlein   seinerzeit großsprecherisch erklärt, er und seine Mannen fürchten das Einsperren nicht und seien bereit, der Idee jedes Opfer zu bringen. Henlein   jagte: „ Erst kommt das Einsperren, dann kommt das Auslassen!"

Wie aus dem Bericht des Brünner Tagesboten" über die Henleinrede in Brünn   hervorgeht, hat er dort dem Sinne nach jenen Ausspruch wiederholt. Aber Worte und Taten völkischer Führer pflegen felten übereinzustimmen. Auch in diesem Falle sieht die Wirklichkeit anders aus als die tapferen Reden. Besieht man sich die germanische Heldenbrust einmal unter dem Braunhemd, so merit man erst, welches Hasenherz sie birgt.

Sehnsucht und Hoffnungen der Henlein- Nazis

... Wenn ich bei mir im Geschäft die Ge­spräche höre, muß ich leider den Mund halten. Jedenfalls ist hier alt und jung verseucht. Turner sind SHF und SHF sind Turner. A IIe erhoffen sich die Rettung von draußen. Daß dem so ruhig zu­geschaut wird, das will mir nicht in den Kopf..."

( Aus der Zuschrift eines Gewerbetreibenden). In der Tat werden von den meisten Nacb= läufern Henleins die absichtlich zwei deutig

Gegen Konrad Henlein   läuft beim Kreisgericht in Eger   eine Straffache gehaltenen Aufrufe. Artikel und andere Kundge wegen Verbrechens nach dem Schutzgesetz.

Ronrad Henlein hat in dieser Strafsache um Abolition( Nieder­schlagung des Verfahrens) angesucht.

Gegen Konrad Henlein  , Ernst Kundt  , Dr. Wilhelm Sebekow. sky, Dr. Walter Brand  , Dr. Friedrich Köllner und gegen Oskar Kuhn   läuft beim Landesstrafgericht in Prag   eine Straffache wegen Ver­brechens nach dem Schuhgesetz.

Auch in dieser Straffache haben Henlein   und Genossen um Abolition angesucht.

Es scheint demnach, daß es Henlein   mit dem Auslassen eiliger hat a I a mit dem Einsperren. Noch ehe über die Klagen verhandelt wurde, winselt er um Gnade. Und es stört ihn nicht, daß der Weg zur Gnade über den sozialdemokratischen Justiz minister führt. Man bittete auch Marristen um Gnade, wenn man den teutschen Heldenleib vor der Gefahr einer Haft bewahren kann!

Man stelle sich vor, was die SHF- Presse schreiben würde, wenn sozialdemokratische Führer in Deutschland   oder Oesterreich Gnaden gesuche bei den nazistischen oder galgenchristlichen

muels im Unterhaus über die Verpflichtungen Englands auf Grund des Locarno  - Verirages nach Unterfertigung des Abkommens zwischen Frant reich und Sowjetrußland, erklärte Sir John Justizministern einbrächten!

Gimon:

Wenn Deutschland Sowjetrußland über­fällt und Frankreich   Rusland zu Hilfe eilt, indem es den Angriff auf Deutschland   eröff­net, verpflichtet unter solchen Umständen der Locarno  - Vertrag Großbritannien   nicht, Deutschland   zu Hilfe zu kommen.

bes Locarno  - Vertrages nicht verlangen könne, muß die Hilfe Frankreichs   für Sowjetrußland

Damit Deutschland von uns auf Grund

Es verdient bemerkt zu werden, daß die SSF keineswegs eine allgemeine Scheu vor dem Einsperren hat. Die armen Teufel, die für 10 Kč und eine Suppe täglich als Prügelgar­disten in der SHF dienen, dürfen sich einsperren lassen. Gegen deren„ Heldenopfer" hat der Füh=

rer nichts einzuwenden. Erst gestern wurden in Tuschka u wieder 19 Terroristen verhaftet. Diese Söldner werden zu verbrecherischen Taten aufgehetzt und es wird manchem passieren, daß er für seine„ Arbeit" im Dienste der SHF zu recht schweren Strafen wegen Körperverlegung, Landfriedensbruch und- wenn es so weitergeht wie bisher vielleicht auch wegen Totschlags verurteilt wird. Das stört die Führer nicht. Im Gegenteil, sie können dann ja mit den Märtyrern ( für 10 Kč das Stück) agitieren.

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Aber sich selbst einsperren zu lassen, dazu haben die Gralsritter der SHF keine Luft. Das war schon in Deutschland   so, das ist hier nicht anders. Dann soll der marristische" Ju

lationen nach dem Völkerbundpakt vereinbart st i z minister Gnade üben und die Verfahren niederschlagen. Wenn er es tut, wird er zum lein. Wir erhalten die Versicherung, daß a II e Lohn dafür verleumdet, beschimpft und allenfalls aus dem Hinterhalt angefallen. In Deutschland  Stipulationen des französisch- sowjetrussischen Ab- gab es auch dafür Beispiele in Fülle. Sorgt dafür, daß es bei uns anders fommt!

imens den Funktionen des Locarno  - Vertrages

intergeordnet werden und daraus geht hervor,

bungen der SHF eben so aufgefaßt ,, daß Hit: I er der eigentliche Retter der Sudetendeutschen sein werde. Verstärkt wird diese Annahme durch die eifrige Propaganda des reichsdeutsch( n Rundfunks zugunsten der Henleinbewegung. Anläßlich der ersten Wählerversammlung Henleins ( am Ostermontag zu Eger  ) erklärte der Deutsch­landsender am 24. April, der Massenbesuch 8000 Personen, die aus ganz Westböhmen zusam mengetrommelt wurden beweise, daß das su detendeutsche Volt hinter Henlein   stehe.

Und wenn man euch fragt, ob SHF Sudetendeutsche Heldenfront, so sagt, daß eher SVH mit

daß die Verpflichtungen Großbritanniens   nicht Sudetendeutsche Volle Hosen übersetzt werden könnte!

bermehrt worden sind.

Warum wurden die Münchener  Malfeiern abgesagt? Information", daß für die Feiern des

Berlin  . Zu der Behauptung der Agentur

mußte,

1. Mai in München   auf die vorgesehenen Aufzüge und Stundgebungen im Freien verzichtet werden idaft sich geweigert habe, daran teilzunehmen, wird von zuständiger Ecite mitgeteilt, daß die Absage der Aufmärsche wegen der schon in der Nacht zum 1. Mai ein­Retretenen Schnee und Regenfälle erfolgt ſei, durch die das Aufmarschgelände so aufgeweicht war, daß man bis über die Knöchel einjant. Es lei daher nicht möglich gewesen, große Massen auf

weil ein Teil der Arbeiter­

dem

undgebungen

borgesehenen

Räumen

Gelände zu versammeln. Die

mußten deshalb in geschlossenen stattfinden, die natürlich nicht die

Menschenmaffen aufnehmen konnten, wie das im

Ateien möglich gewesen wäre.

Ewige Regierungskrise

In

Spanien  

Freitag abends zurückgetreten, nachdem sich Mis Madrid. Das Kabinett e rrour ist am nisterpräsident Lerrour nochmals mit den Mini­itern beraten hatte. Der Staatspräsident hat das Midtrittsgefuch angenommen und Lerroug für leine Arbeit gedankt. Man hofft, die Kabinette­noch am Samstag löjen ju fönnen.

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Vergeblich!

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An der 6 werden sie sich die Zähne ausbeißen!

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Im Wahl aufruf der SHF in der Oster­nummer der Henleinschen„ Rundschau" wird über die Wahl am 19. Mai ausdrücklich als von einem „ Volts entscheid", von einem Durch bruch des neuen völkischen und sozialen Gemein­schaftsgedankens, von einer Entscheidung st un de gesprochen. In einem Leitartikel der Henleinpresse sprach man von den größten Veränderungen, förmlichen 11 m= wälzungen, welche die Wahlen mit sich brin­gen werden. Kein Wunder, wenn damit die innere Verbundenheit der Henleinleute mit dem Hitler­geist neu gestärkt wird. Ohne daß man es aus­spricht, glaubt man fest und steif, daß das Sud tengebiet endlich ein Teil des von Hitler   ange­strebten Großdeutschland sein werde, nachdem man bisher vergeblich auf den Eintritt dieses Wunders wartete. Daß die innigsten allerdings illegalen Verbindungen zwischen Henleinpatrioten und dem Dritten Reich bestehen, bezweifelt heute fein sehenter Mensch mehr. Sowohl di." geistigen" wie anderen Waffen für den Wahlkampf Totschläger, Schlagringe, Gaspistolen liefert die reichsdeutsche Propa gandastelle bereitwilligst den sudetendeutschen  Heimatfrontlern. In der Nazizeitschrift„ Volt im Werden" wird von Adolf Hitler   gesagt, daß we er noch nicht als Reichskanzler befehlen kann, er als Führer der Partei befchle und jeder Mensch deutschen   Blutes, gleich viel wo er wv ohne, Adolf Hitler   und dem Nationalsozia lismus angehöre. Wie viele Henleinanbeter unter­schreiben dieses Wort nicht? In dem aufschlußrei­chen Buche Prof. Banses„ Raum und Volf im Weltkrieg" wird die Tschechoslowakei   mit einer Eiterbeu le verglichen, die in das deutsche  Voltsgebiet hineinrage. Der Nazi- Professor Banje nimmt die Sache so ernst, wie manche Henlein leute und entwirft sogar Aufmarsch= pläne gegen die Tschechoslowakei  . Er empfiehlt gleichzeitigen Einmarsch aus Oberschlesien   und Niederösterreich   nach Mähren  , wodurch die Tsche= choslowakei in zwei Teile geschnitten und so miii­tärisch leicht überwältigt werden könnte.

Mit einem Worte: wie gebannt starrt der Troß der Henlein   und Konsorten auf Hitler deutschland und erhofft sich von dort„ Erlösung". Dabei haben die allerwenigsten dieser Wunder­gläubigen eine Ahnung von den tatsächlichen Vers hältnissen. Henlein selbst weiß ja angeblich auch nicht, wie es drüben ausschaut. Die„ Rundschau" und die übrige Henleinpresse sowie die Henlein agitatoren hüten sich vorsorglich davor, etwas Ungünstiges über das Dritte Reich zu berichten. Der Glaube an das Hitlerparadies wird durch diese Methode systematisch aufrechterhalten.

Umsomehr haben wir Sozialdemokraten; die Aufgabe, die Wahrheit über die Zustände in Hitlerdeutschland, den betörten Sudetendeutschen zu vermitteln. Hitler  , der Kanzler und Führer, wollte das deutsche   Volk vor Hunger und Not be­freien. Wie stehts damit in Wirklichkeit?

Millionen Menschen haben in Deutschland   ein menschenunwürdiges Dasein, sagt Straffers