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Mittwoch, 28. August 1335
Nr. 200
Ttttft auch Kolonialpolitik getrieben haben, im? met fragen, tv e r kolonisiert un>d vb der in Frage kommende Staat wenigstens im Mut» terlande die Ansprüche erfüllt, die man an einen zivilisierten Staat gelten darf. Als die Sieger in Versailles die deutschen Kolonien annektierten, taten sie es mit der Begründung, Deutschland habe sich als unfähig er« tviesctr, Vie kulturelle Sendung Europas in Uebersee zu erfüllten. Ob bas nun ehrlich gemeint oder eine bequeme Lüge war, jedenfalls haben die Garanten der neuen Woltorf lung selbst ein Kriterium für die Fähigkeit zum Kolonisator geschaffen. Wenn das Deutschland von 1919 unfähig war, die europäische Kultur in Afrika zu verbreiten, dann ist das Italien von 1935 es erst recht. Aber selbst das Deutschland Bismarcks und Wilhelms II. war weit eher als das Italien Mussolinis berufen, Zivilisation nach Afrika zu tragen, wenn man schon die an sich manchmal fragwürdige»kulturelle Sendung" der Weihen im schwarzen Erdteil anerkennen will. Zugegeben, daß England, Frankreich , Hol land und zahlreiche andere Staaten Kolonien besitzen, Kolonien mit Gewalt unterworfen haben und unterworfen halten, zugegeben, daß es in der kapitalistischen Weltordnung nicht nach den Grundsätzen der Ethik zugeht und Gewalt noch immer das erste Wort hat, so wird man auch zwischen Imperialisten und Kolonisatoren noch Unterschiede machen müssen. Ein demokratisch e S L a n d wie Großbritannien , in dem jedem Staatsbürger ein starkes Rechtsgefühl anerzogen wird, das feine Fähigkeit zur Zivilisation im eigenen Lande durch jahrhundertlange Berpö« nung der Tyrannei, durch weiteste Selbstveowal« tung erwiesen hat, mag immer noch eher Anspruch darauf erheben, andere Länder zivilisieren zu können, als Italien das tun darf. In Italien gibt es keinerlei politische Freiheit. In Italien gibt es keine Gesinnung»- und Meinungsfreiheit. Die italienischen Arbeiter sind in den Zwangssyndikatcn zu rechtlosen Sklaven erniedrigt, die italienischen Dauern und Pächter leben wie in der Zeit der Robot. An Italien war und ist der Terror das entscheidende Machtmittel der Regierung. Rizinusöl und Revolver sind die Argumente des FascismuS gewesen. Wenn Italien frei über seine Regierung entscheiden dürfte, so würde Musso lini nach Afrika geschickt, aber nicht als Sendbote der europäischen Kultur, sondern als Verbannter und Strafgefangener. Ein Land, das Hundert« taüsende seiner Bürger in die Emigration gejagt hat, das die Liparischen Inseln mit politischen Gefangenen bevölkert, hat keine Spur von Anspruch auf eine zivilisatorische Sendung. Ein Staat, der die chm anvertrauten nationalen Minderheiden, Slowenen, Deutsche, Kroaten, drangsaliert, sie ihrer Sprache, ihrer Namen, noch auf ihren Grä• bern beraubt, ein Regime, das die Südtiroler Bauernsöhn«zwingt, in der Hölle AethioPienS für die Interessen des italienischen FafciSmuS zu leiden und zubluten, bedarf selbst der Zivilist«- r u n g. Wenn Mussolini und seine Speichellek- kec sich daS Recht anmatzen, Abessinien zu zivilisieren, so könnte dvr NeguS ebensogut ein Mandat zur Zivilisierung Italiens fordern. Mussolini einen europäischen Auftrag zu erteilen, hieße die Kultur der europäischen Völker mit unauslöschlicher Schmach bedecken.
K., Kopenhagen , 26. August. Der fünfte Kongreß der Sozialistischen Jugendinternationale tagt diesmal in Kopen hagen , in der demokratischen Hauptstadt eines demokratischen Landes. Die nordische Demokratie ist ein wichtiger und würdiger Rahmen für die Beratungen, die von schicksalhafter Bedeutung für die Sozialistische Jugendinternationale und von größter Wichtigkeit für die künftige Entwicklung der sozialistischen Arbeiterinternationale sind.— Den Beratungen des Kongresses gingen Sitzungen deS internationalen Büros und des Exekutivkomitess voraus, die der Vorbereitung des Kongresses gewidmet waren. Der Kongreß selbst wurde Samstag nachmittags im Rahmen einer Feier eröffnet, die die sozialistische Jugend Kopenhagens mit den Vertretern der Partei, der Gewerkschaften und der übrigen dänischen Arbeiterorganisationen und den internationalen Gruppierungen vereinigte. — Im Mittelpunkt der Feier standen die Eröffnungsrede des Vorsitzenden der Sozialistischen Jugendinternationale, Koos V o r r i n k, und deS Sekretärs der Sozialistischen Arbeiterinternationale, Fritz Adler . Für den Internationalen Gewerkschaftsbund sprach in Vertretung dran der Teilnahme verhinderten Genossen Scheven e l s(der jedoch an der Exekutivsitzung teilgenommen hatte), der dänische Genosse Jacobsen. Die Begrüßungsansprache Koos Borrin k's, der ganz neue Gesichtspunkte der sozialistischen und der internationalen Arbeit entwickelte, behandelte zugleich den Tagesordnungspunkt„Die Jugend im sozialistisckien Aufbau". Am Samstag abend- wurde in Kopenhagens Sporthaus eine große internationale Feier abgehalten, in der die Leistungen der dänischen Arbeiterbewegung und ihre Eigenart den Vertretern der Internationale vor Augen geführt wurden. Der dänische Sozialminister S t e i n ck e sprach für die dänische Arbeiterbewegung, der Sekretär der Jügendinternationale, Erich Ollen- Hauer, überbrachte neben anderen Rednern aus einzelnen Verbänden die Grüße der internationalen Jugendbewegung, und Fritz Adler erinnerte daran, daß der lHte Kongreß der Sozialistischen Arbeiterinternationale im Jahre 1910, also vor genau 25 Jahren, in Kopenhagen abgehalten wurde. Di« Feier endete in einer ergreifenden Ehrung der Vertreter der einzelnen Jugendverbände. Die Beteiligung an ihr war ungeheuer. Der Sonntag stand im Zeichen deS „Tage- der nordischen Demokratie" in M a l m ö(Schweden ), an dem die Kongreßdelegierten teilnahmen. Nicht weniger als 80.000 Menschen marschierten durch die Straßen Malmös zum Folket-Parket, in dem der schwedische Ministerpräsident Peer Albin H a n s s o n, der dänische Finanzminister H. P. H a n s e n, der norwegische Ministerpräsident Rygaardsvold, der frühere isländische Minister Und jetzige Präsident des Alting, B a l d w i n s o tt, der Vorsitzende der finnischen Arbeiterpartei, Väinö Tanner und Koos B o r r i n k, dessen Rede eine leidenschaftliche und wirkungsvolle Anklage gegen den FascismuS und ein mitreißender Kampfruf war. Die Redner der Parteien schil
derten die Arbeit ihrer Regierungen und Parteien, deren Erfolg die feste Sicherung der nordischen Demokratie ist. Beer Albin H a n s s o«; der selbst aus der sozialistischen Jugendbewegung hervorgegangen ist, prägte in seiner klugen Rede den Satz: „Die Demokratie ist die Grundlage unserer Arbeit: die Führung aber ist sozialdemokratisch!" Die eigentlichen Kongreßverhandlungen begannen am Montag mit den Referaten der Genossen Karl Kern(Tschechosiowakei, deutscher Verband) und Beck(Oesterreich ) über den „Kampf der Jugend gegen Fasei-mn- und Kriegsgefahr." Die Aussprache nahm den ganzen Tag in An-
Bauernunruhen in Sudsriechenland Für höhere Rosinenpreise Athen . In zahlreichen Orten der südgriechischen Weinberggebiete kam eS zu lärmenden Kundgebungen der Weinbauern gegen die Verwaltungsstelle für den Rosinenhandel. Die Kundgebungen der Bauern, die einen höheren Verkaufspreis für Rosinen forderten, nehmen einen immer ernsteren Charakter an. In Gargaliani haben die Weinbauern die Staatsbehörden abgesetzt und da- Porratsla.aer der Korinthenorganisation verbrannt. Zu ähnlichen Zwischenfällen kam eS in Kvparissia. Auch in Pylos ist eS erneut zu Zwischenfällen gekommen. Das Gebäude der Korinthenorganisation wurde von den Demonstranten eingeischert. Ferner versuchten sie in PyloS die Nationalbank zu stürmen. Eine Division Soldaten und ein Torpedobootzerstörer wurden ins Unruhegebiet entsandt. Das Militär konnte hier die Bauern zerstreuen. Wie man hört, sollen über 1000 Schüsse gewechselt worden sein. In Kalamata ist der Generalstreik auSgebrochen. Ueber die Provinz Messenien ist die Zensur verhängt.
Schuschnlsss Schandjustiz Flusbllttervertelluns— fünf Jahre Kerker Graz. DaS Schwurgericht in Leoben verurteilte am Dienstag bei» 21jährigen Kommunisten Walter Peer auS Straßen wogen Hochverrat zu fünf Jahren schwesen Kerker, weil Peer nr Aussee kommunistisch« Flugblätter verteilt hatte. HochverratsschnUffelel Wien . Beim Warner AtraffandeSgericht wurde dir Bormitersuchung gegen 42 Mitglieder der aufgelöstchr sozialdemokratischen Partei abgeschlossen. die im Jiunev d. I. in der Wohnung deS ehemaligen Redakteur- der„Arbeitevzeitung" S a i l e r bei einer Konferenz überrascht und verhaftet wordew find. Diie Untersuchung wurde wegen deS Verdachts deS Hochverrates geführt. Die Akten wurden jetzt der StaatSanwalt- schäft zwecks Antoagstellnng übergeben.
VILLA OASE oder: DIE MISCHEN BOROER Roman von Eugene Debit Berechtigte Uebertragung aus dem Französischen von Bejot
Und manche- Pärchen war ihr begegnet, da- sich ungeniert küßte. Sie war spät in die Rue Bourquin zurückgekehrt. Zumal das zweitemal, da sie sich verlaufen hatte. Auf einen, Boulevard hatte ein älterer, fein gekleideter Herr sie angesprochen und sie so lange verfolgt, bi- sie ihm davongerannt war.„Wahrscheinlich so ein LustgreiS", hatte Julien bemerkt, als sie ihm da» Abenteuer erzählte. Die Maschinen, die durch die Stadt rasten, waren nicht so gefährlich wie diese Wüstlinge, die überall austauchten. Manche hatten Gesichter von einer Bestialität, die sie an Achill « Domonte erinnerte. Wenn ihr so ein grau» sigeS Subjekt begegnet«, hatte sie nur den Wünsch, zu Hause zu sein und friedlich bei ihrer Mutter zu sitzen.. Dennoch durfte sie heute, am Sonntag, da- Essen bei ihrer Tante, einer Schwester Juliens, nicht versäumen. Sie kannte sie schon, aber sie freute sich darauf, die ganze Familien Arenoud kennenzulernen. Sie würde sie gewiß öfter sehen. Irma und Julien gingen morgen ins Montbert, und Familienbrsuche würden dann ihre Hauptzerstreuung sein. Sie war im Begriff, sich anzuziehen, al» es an ihrer Türe klopfte. „Bist du fertig?" fragt« Julien.„Mein Neffe ist da. Er will dich abholen." Sie stellt« sich vor den Spiegel und zupfte, nach Irmas Rezept, ihr Haar zurecht. Dann setzte sie kokett ihr Hütchen auf und strich die Fallen aus dem Mantel.
„Beeile dich," rief Julien.„Du trödelst schon wie deine Mutter." Im Eßzimmer stand wartend ein junger Mann. Er streckte zögernd dir Hand au », Helene ging ein paar zaghaft« Schritte auf ihn zu.! Julien faßte sie an und schob sie vorwärts. „Küßt euch!... Schnell, Dicke, sieh dir da» Ärünzeug an." Irma kam zu spät. „Ich vertraue dir meine Tochter an, Etienne."| „Macht ja keine Dummheiten," fügte Julien lachend hinzu. Und Treffpunkt heute'abend Cast des Courses." Als sie auf der Straße waren, schlug Etienne vor: „Wollen wir zu Fuß gehen?" Helene war selig, Ihre Augen glänzten, ihre Wangen waren rosig. Es war ein schöner Tag. Sie fühlle keinerlei Beschwerden, konnte mühelos atmen. Leichtfüßig ging sie an Etienne- Seite und gab Antwort auf seine Fragen. Ja, e» gefiele ihr in Paris , und die Ettern wären sehr, sehr gut zu ihr. „Und Sie?" Seine ruhige Miene, seine bedächtige Sprache flößten ihr Vertrauen ein. Julien nannte ihn zwar seinen„Reinen Neffen". Aber er war ein großer, stämmiger, freimütiger Bursche. Die Blicke, mit denen er sie. ansah, machten sie ganz fröhlich. Der Straßenlärm schreckte sie nicht mehr. Ohne Zögern überschritt sie die Boulevard». Etienne machte sie auf alles Sehenswerte aufmerksam. Bald war eS«in Plakat, bald ein Schaufenster, bald ein Strahenhandel mit einem drolligen Ausrufer. Es gab nicht nur Gefahren in dieser Stadt. Etienne würde ihr alles zeigen. An ihm würde sie einen Kameraden haben. Ihr Mund stand nicht still. Am liebsten wäre sie Sturm gelaufen und hätte jedem ihr Glück ins Gesicht geschrien.
Sie kamen zu pät. Berthe zankte sie au». Berthe war eine kleine Frau, mager wie Mamina, mit einem ebenso ernsten Gesicht und mit dem gleichen bescheidenen, willigen und ergebenen Au-druck. Mit seinen luftigen Augen, seinen rosigen Teint, seinem noch blonden Haar und seinem läppischen Wesen wirkte Onkel Ernest jünger al» seine Frau. „Zu Tisch!" schrie er, die Stühle rückend. „Etienne, setz dich zu dritter Kusine." Das Eßzimmer war kleiner als bei Monge, aber ebenso voll. Nur waren die Möbel abgenutzt, und statt der elektrischen Krone hing eine altmodische Petroleumlampe über dem Tisch. Helene fühlle sich bald zu Hause. Onkel und Tante duzten sie berells. Nur Etienne sagte noch Sie. Sie sprach fast ohne Stocken, erzählle von ihren Ausgängen und beschrieb ihre Besuche in den großen Kurhäusern. Mama kaufte alles, wa» sie wollte. Berthe murmelte:„Sie kann es auch." Ja, ihre Eltern waren reich« Leute. Plötzlich schämte sie sich, so mit ihrem Glück zu prahlen. Vielleicht fehlte auch bei den Arenoud da» Geld am Wochenende wie früher bei Mamina? Ihr fiel eine Bemerkung Juliens ein. Er hatte Angst, die Familie werde ihn anpumpen. Sie fühlte sich nicht als Fremde hier. Im Gegenteil: ihr war, als stunde sie Tante Berthe näher als zuweilen ihrer Mutter. Berthe hatte ihr feines Kleid bewundert. Etienne sagte nichts, aber sie spürte, daß er sie zärtlich ansah. Ernest legte ihr die besten Bissen auf den Teller. Man hörte ihr aufmerksam zu, hofierte sie und staunte sie an. Ihr wurde ganz warm dabei. Soviel Freundlichkeit, an die sie nicht gewöhnt war, berauschte sie wie schwerer Wein. Ihr Zutrauen wuchs. Die Zukunft würde ihr nur Gutes bringen. Sie schwatzte heiter drauftoS, bis ein krampfartiger Husten sie unterbrach. Sie krümmte sich zusammen, ihre Wangen glühten, der ganze Körper wurde erschüttert. Ernest reichte ihr ein GlaS. „Du wirst dich verschluckt haben. Trink auS."
spruch und war von gewissen Meinungsverschiedenheiten zwischen den Vertretern des französi- schen Jugendverbandes und der belgischen Jungen Garden einerseits und den Vertretern der übrigen Verbände andererseits beherrscht. Die Aussprache wurde in den späten Abendstunden zu Ende geführt, worauf der Kongreß noch die Referate über die Stellung zur kommunistischen Jugendbewegung(Berichterstatter Adolf W a l- lentheim, Schweden , und Ch ö ch oY, Frankreich ) entgegennahm. Am Dienstag soll der Kongreß, über dessen Verhandlungen wjr noch ausführlicher berichten werden, seine Verhandlungen beenden. AIS Vertreter der tschechosiowakischen Verbände nehmen an dem Kongreß der Sozialistischen Jugendinternationale die Genossen Karl Kern(deutscher Verband) und Frantisek Raus und Karel B o n d h teil.
PumSnlen duldet keine Nazlpropasanda Der„Pressebelrat“ der deutschen Gesandtschaft ausgewiesen Bukarest . Die rumänischen Sicherhcitsbehör- den haben, wie bereits gemeldet, den Bukarester Vertreter deS„Völkischen Beobachters", Friedrich Weber , wegen unzulässiger politischer Betätigung auSgewiesen. Den unmittelbaren Anlaß zu dieser Ausweisung gab die Tatsache, daß Weber, am vergangenen Sonntag an einer Versammlung der fasci« stischen christlich-nationalen Partei in Kischenew nicht etwa nur als Beobachter, sondern tätig teilnahm. So hatte er die Absicht, das Wort zu ergreifen. Diese Absicht wurde durch das Dazwischentreten des die Versammlung beaufsichti- genden Beamten verhindert. Nach der Versammlung nahm Weber auf der Straße gemeinsam mit führenden Mitgliedern der christlichnationalen Partei die Defilierung der Versammlungsteilnehmer ab, wobei er die Hand zum sogenannten deutschen Gruß erhoben hatte. Durch dieses Verhalten Webers erhielten die rumönischen Sicherheitsorgane und die rumänische Regierung den schlüssigen Beweis für ihren schon längere Zeit bestehenden Verdacht» daß Webers angeblich journalistische Betätigung ein Borwand für seine Betätigung al-Propagandist und Agent der deutschen nationalsozialistischen Partei ans rumänischem Staatsgebiete war. Weber besaß in Kreisen der äußersten Rechten Rumänien - zahlreiche und ziemlich enge Berbindungen. Er soll auch, wie - verlautet, über erhebliche Geld- ....summen verfügt haben,. * Die Revanche... Berlin . Das Deutsche Nachrichtenbüro meldet: Der rumänische Staatsangehörige I a n o u T h i tz e s ist heute aus dem Reichsgebiet au-ge- wiesen worden. Diese Ausweisung ist, wie der Vertreter des Tschechosiowakischen Preßbüros erfährt, eine R e- pressalie gegen die Ausweisung Webers aut Rumänien . Chitzes vertrat bis 1. Juli in Berlin die rumänische Tageszeitung„Adeverul". Da sonst in Berlin kein rumänischer Journalist tätig ist, wurde auf ihn zurückgegriffen.
Sie trank, keuchte, griff an ihre Kehle. „Ich wäre beinahe erstickt." „Als ich dich zum erstenmal sah, hustetest du auch", sagte Berthe.„Du mutzt dich in Acht nehmen." „Ach, ich bin nur etwas erkältet. Mama hat mir einen hübschen Pelz gekauft." „Der wird dich nicht gesund machen. Wen» du bei un» lebtest, paßte ich besser auf. Ich brächte dich zum Arzt." Helene biß sich auf die Lippen. Als sie ihren Speichel schluckte, hatte sie ein schmerzliches Würgegefühl, dem ein so heftiger Reiz folgte, daß sie sich gewaltsam beherrschen mußt«, um nicht von neuem zu husttn. Es war nicht das erstemal, daß sie das hatte. Aber noch nie war der Anfall i» schlimm gewesen. Vielleicht kam es vom vielen Sprechen? „Jetzt wißt ihr alles von mir", sagte sie. „Nun ist Tante an der Reihe." Sie trank zwei Tassen heißen Kaffee. Ihre Kehle war auSgetrocknet. Sie spürte, daß jedesmal, wenn sie hustete, etwas Feuchtes in ihrem Halse aufftteg. Sie hielt ihr Taschentuch in de« Hand und führte es von Zeit zu Zeit verstohlen zum Munde. Dabei warf sie einen Blick auf die anderen, die aber offenbar nichts bemerkten. Berthe blätterte in einem umfangreichen Album mit Spieldose, die sie in Gang gesetzt hatte. „Jnkeressieren dich die Bilder, Helene? Vor allem mußt du die von Julien sehen. Hier ist er al» Junge, hier ein Jahr, bevor er Soldat wurde. So sah er aus, als er reiste. Erzählt er dir nie von seinen Reisen? Er hat allerhand von der Welt gesehen: Belgien , England, Transvaal , Brasilien . Ueberall, wo er war, schrieb er Karten. Hier, daist er nach Kriegsende. Wie ein Spießbürger, nicht wahr?" „Mama hat mir das Bild schon in Lau« sänne gezeigt, ch finde e» nicht ähnlich." .(Fortsetzung folgt.).