Seite 6„Sozialdemokrat^Mttwo'ch, 28. August 1835.Zrager ZeitungDen Hund gerettet, selbst überfahren. Gesternbormittags fuhr der 28jährige Chauffeur LadislausSlabh aus Hodkoviöky mit seinem Lastauto durchdie Primatyrstraße in Lieben, als ihm ein jungerbrauner Dackel vor die Fahrbahn lief. Der Chauffeur versuchte, zu bremsen, doch wäre.der HundWohl überfahren worden, wenn nicht ein Passant,der 40jährige Maurer Karl Svec, herbeigesprungenwäre und das Tier aufgehoben hätte. Hiebei wurdeer jedoch sebbst vom Auto erfaßt und beiseite geschleudert. Er erlitt einen Bruch des linken Armes.Schüsse beim Abschied. Gestern um 2 Uhrnachmittags erschien der 2vjährige Geschäftsvertreter Karl Ganstrin aus Innsbruck in Koschirschin der Wohnung der Anna.Haid, die früher mitihm in gemeinsamen Haushalt gelebt hatte undjetzt bei ihren Onkel lebt, um, wie er sagte. Abschiedvon ihr zu nehmen. Ter Onkel ließ die beidenallein, hörte jedoch nach kurzer Zeit einen Schußund nach einer Pause wieder einen. Da er nichtwagte, das Zimmer zu betreten, mußte Hilfe geholtwerden; beim Oeffnen der Tür fand man Ganstrinmit einer Schußwunde in der Brust am Bodenliegen. Er wurde auf die Klinik Schlaffer gebracht.Da. trotz seines Leugnens, angenommen wird, daßer den ersten Schuß auf seine frühere Geliebte nbge-feuert habe, ohne sie zu treffen, wurde die Untersuchung«ingeleUet.Kunst und MssenSommerspielzeit Kleine Bühne. Erika Manns„Pf effermühle" mit Therese G i e h s e,Lotte Goslar, Magnus Henning bringt ihrdurch drei neu aufgcnommene Nummern bereichertesProgramm täglich um 8 Uhr.— Preise 5 bis 45 KL.Vorverkauf: Deutsches Haus, Neues DeutschesTheater, M. Truhläi.dec ParteiSozialistische Jugend. Gruppenabend heute8 Uhr Parteiheim. Politische Lage.8port-5piet-AörperpskegeAtus V. Kreis(Fußball)Sonntag, den 1. September 1935, findet istAussig, Volkshaus, eine erweiterte Kreisspielaus-schutzsitzung statt, an der alle BezirksspieUeiter,sowie die Gruppenleiter der 1. Klasse teilzunehmenhaben. Beginn 9 Uhr vormittags. Da gleichzeitigdie Neueinteilung der Gruppen für die Herbstserievorgenommen wird, werden die Genossen ersucht,die Vereinsmeldungen mitzubringen. Da am15. September eine Bundesspartenkonferenz stattfindet, erscheint es notwendig, Satzungsänderungsvorschläge zu unterbreiten, die gemeinsam der Bundesspielleitung übermittelt werden. Die Kreissitzungbeginnt pünktlich, so daß sich jeder Funktionär darnach eiuzurichten hat. Nachmittags nehmen alleFunktionäre an unserem Verbandsspiol, Endkampfum die Kreismcisterschast, teil. Anstoß halb 5 Uhr.Aussig Stadion.Stadiou AussigDer Endkampf um die Kreismeisterschaftfindet Sonntag, den 1. September nachmittagshalb 5 Uhr am Nussiger Stadion statt. Es werdensich die beiden Fußballvereine Aussig-Kleische und.Sporitz gegenüberstehen. Wer der Glückliche seinwird, wird schwer zu erraten sein, da Sporitz esverstanden hat, mit unserem Bundesmeister«inUnentschieden zu erzwingen. Die Eintrittspreisesind äußerst niedrig gehalten, so daß mit einemguten Besuch aller Sportler zu rechnen sein wird.Vorher findet ein Schülerspiel statt. NachmittagsSpielverbot.Die Kreisleitung.Sturm» und Rotfalkenvom Internationalen Lager in Frankreich kommen am Donnerstag, dem 29. August, um halb 7 Ahrabends auf dem WUsonbahnhof an.Jikina Stcpnickoväin der Titelrolle des heimischen Films„Marh?a".1. bis 8. SeptemberMessepalast ab 30. August dtc CSU»306133*/, Fahrpreisermäßigung. Auskünfte: Messeamt, Prag VH., MessepalastFaust im PuppentheaterVor vierhundert Jahren schrieb der Engländer C hristopher Marlow das erste dichterische Werk über„Leben und Tod des Dr.Faustus". Seitdem haben sich Versuche und Meisterwerke über das gleiche Thema in allen Gattungen der Kunst gehäuft. Der dichterische Erfindungsgeist Goethes vermittelte als unbeabsichtigtes Nebenprodukt seiner ttefsten Schöpfungeine Standardkenntnis des Sujets, welche denInhalt der Sage, die uns, entblößt vom Rankenwerk der Kunstdichtung, eigentlich nur als Anekdotensammlung erhalten blieb, mit der Handlungdes Dramas irrtümlich identifiziert. Fast jederkennt die Oper G o u n o d gj viele die herrliche,tiefstem innerem Zerwürfnis entsproffene Dichtung Lenaus. Wer aber kennt einen Faust vonMatej K o p e c k y? Heute nür die großen undkleinen Liebhaber des Puppentheaters der grünenPrager Moldauinsel. Aber das Theater steht aufNädern und führt Ruhm und Kenntnis selbst durchseine begrenzte Welt.Goethe, der in Boden und Gesellschaft tiefVerwurzelte, legt selbst über das Urbild des Böseneine wissende, fast lächelnde Helle. Nie hätte derfinstere Faust Lenaus zu einem seiner MillionenAugenblicke sprechen können: Verweile! Das Weibist ihm nur Werkzeug sekundlichen Genusses. Desbei allem Wirbel unendlich leeren Lebens müde,„träumt er sich ein Messer ins Herz". AberMephisto, gelassen und furchtbar an der Leichestehend, nimmt Besitz von der ihm verfallenenSeele. Auch dem alten Kopecky, dem böhmischen!Uhrmacher, Greisler, Straßenräumer, Vagabun.den, Komödianten und Dichter der Stücke seinesKasperltheaters, ist allerhand eingefallen. Er hatwohl nach dem Goethischen Märchen gegriffen,aber von seinem Salz hinzugefügt. Da wirdWagner zum Diener und Kasperl zum Famulus,da gibt es einen Schach von Persien und vielesandere. Dieser Faust steht jenseits der Kritik. Deralte Kopeckp hätte auch sicher jeden ausgclacht, derseine Stücke hätte so ernst nehmen wollen. FürKinder zwei lange Stunden des Staunens undZaubers, für Erwachsene kurze lächelnde Entspannung. Und nachdem dies dem Alten bis überdas Grab hinaus gelingt: Reichen sich da Himmelskräfte nicht die goldenen Eimer?Uebrigens hatte ich sogar meine erste Begegnung mit dem dämonischen Gott- und Wahr-heitssuchcr im böhmischen Puppentheater, langenoch bevor ich Goethe, Lenau und Marlow kannte.Es war in einem Dorfe meiner mährischen Heimat. Da kam eines Tages eine jener häufigenDorfsensationen, ein„Pimperltheater". Ich erinnere mich noch tief der märchenhaften Stimmung,des sonnengesättigten, grünlichen Sommernachthimmels, der wehenden Bühnenlichter, der sonderbar zappelnden Puppen. Von der Handlung bliebmir nicht viel im Gedächtnis. Ich entsinne michnur noch, wie Faust zum Schluß von einem nackten, schokoladebraunen Teufel geholt wurde. DerEindruck aber, den ich empfing, war so nachhaltig,daß ich lange nachher, als ich einmal verträumtallein im Zimmer saß, die ganze Reihe der Figuren über den Tisch marschieren sah. Ich war Werdiese Halluzination nicht beunruhigt; nach demvorhergegangenen märchenhaften Erkben erschiensie mir ganz natürlich.Wie Shakespeare Römer und Italiener, zuEngländern machte, so verwandelt Kopecky seineFaustfigurcn in Tschechen. Das ist nicht zu tadeln.Wandlungs- und Umwertungsfähigkeit sind seitje höchste Gewähr für Wert des Gegenstandes undKönnen des Formers. Was allgemein menschlichgültig ist, muß es ,in jedem Gewände bleiben.Man darf im übrigen Kunst und ihre Erzeugnisse nicht darauf besehen, ob ihnen beiSchaffung der Wille innewohnte, Ewigkeitswertzu haben. Die Absicht bürgt nicht immer für Erfüllung, wenn auch der Satz, daß man echte Kunstallein durch Ueberzeugung schafft, begrenzteWahrheit in sich schließen mag. Sicher ist, daßalles menschliche Können, auch das edelste undselbstherrlichste, nur dadurch seine Berechtigungerwirbt, daß es dem Leben dient. Und da dieKunst des alten Gauklers diese wichtige Bedingung erfüllt, mag man ihm sein bißchen Nachruhmnicht mißgönnen. Aus denselben Wurzeln wuchsen die genialen Werke Shakespeares, Molicres.Aus der Lust am Komödkcnspielen, aus der Gunsteines oberflächlich genießenden Publikums, dastrotz hohen gesellschaftlichen Ranges nicht immerverständnisvoller gewesen sein mag als die kleinenund großen Lauscher der grünen Insel. Sollte eswirklich ein paradiesisches Fortbestehen nach demTode geben, dann dürfen in einem Reiche, wo esweder Klassenunterschiede, noch wägende Kritikgibt, Goethe und Lenau ihrem spitzbärtigen böhmischen Kollegen die ringgeschmückten Dichterhände reichen. Adolf Volkmann.UereiftanacftcicfiteftMit Montag, dem 2. Erb'|tember 1935, nehmen wir M 1Turnbetrieb inballe, im Deutschen RealgvmiMMsium. in der Stepanstä 28. wie» jder auf. Die Einteilung del]__,_ Uebungsbetriebes ist folgende! 1PRAG Montag von 7 bis 9 LV zTurnerinnen, Dienstag von 7 bis 9 Uhr^Tuo 1ner, Mittwoch von halb 5 bis 6 Uhr Kindel. 8Mittwoch von halb 7 bis 8 Uhr' Frauen, Dost' zn e r s t a g von 7 bis 9 Uhr Turnerinnen, F r e vtag von 7 bis 9 Uhr Turner.,— Neben dein|Hallenturnen bleiben die Trainingsstunden fi* f|Leichtathletik jeden Mittwoch und Samstag auf der|Hetzinsel bis auf weiteres aufrecht. Wir machen 4besonders auf das Frauenturnen aufmerksam, doswir heuer in unserem Uebungsbetrieb aufnehmen»«Wir laden alle Frauen herzlichst ein, die Turn* jstunden zu besuchen. Desgleichen laden wir alle ölte* 1ren Genossen zum Besuch unserer UebungsstundeN jein. Eine eigene Altersriege ermöglicht jedem dNTeilnahme. An die Eltern richten wir die Bütt,!ihre Kinder ausschließlich an den Turnstunden dttAtus teilnehmen zu lassen.Allgemeiner Angrstellten-Berband Reich en bett'OrtSgruppe Prag II, Fügnerovo näm. 4. Ünsett,K r e i s k o n f e r e n z findet am 29. August in Bud' iweis(Handwcrkerhcims statt. Abfahrt der Delegier'ten 8.25 Uhr vom Wilsonbahnhvf.— AuSschuß'Sitzung der Ortsgruppe Mittwoch, den 28. August'7 Uhr. Närodni trida 4.— Versammlung del:Jung-Angestellten: am Mittwoch, dru j28. August, 8 Uhr abends. Närodni trida 4.— Bet'!sammlungder Ortsgruppe am Mittwoch. de»|4. September, 8 Uhr im Gcwcrkschaftshaus, Persistst' 9Berichte über die Kreiskonserenz, Herbst- und Wi»'|terprogramm.Filme in Prager LichtspielhäusernAdria:„Roberta." A.— Alfa:„Der ersteKuß."— Avion:„Ein junges Mädel— ein jungetMann." D.— Beränek:„Der Schlafwagenkontrck-lor."— Ftnix:„Mata Hari." GreisGarbo. R. Rovarro. A.— Flora:„Letzte Liebe.M. Meinl. A. Baffermann. D.— Gaumont:Katz' im Sack." Schneider. Retty. D.—'HolttNots-'„Der Kosak und die Nachtigall." Novotna.""Hvkzda:„Polizeiwagen 99." Detektiv-Film. A.Julis:„Das Töchterchen des Herrn Bürger'Meisters." D.— Koruna:„Der weiße Adler." Bu»Jones. A.— Kotva:„Tarzan, der Sohn der SßipJnis." Weißmüller.— Lucerna:„Mata Hari.Greta Garbo. Novarro. A.— Metro:„Il-Do"A. L. 14."— Olhmpic:„Back Street— Seiten'gasse." I. BoleS. A.— Passage:„Die Katz' i" 1Sack." Schneider, Retty. D.— Praha:„PistAAß." Bob Steele. A.— Skant:„Das größte Spick-„— Svitozor:„Der Kosak und di« Nachtigall."Alma:„Achtung I Taufe I" A. Sandrock, Lingen. D-— Belvedere:„Madelen Claudcts Sünde."••Stone. A.— Brseda:„Großreinemachen." stnnNOndra. D.— Carlton:„Zirkus Barnum,"Beery, Ad. Mcnjou. A.— Illusion:„Die Csardas'fürstin," Martha Eggerth. D.— Maceika:„Dagrößte Spie"."— Sport-Smichow:„Der FallKommissärs Tolt." A.— tt. Bejvodb:„SchwasFlamme." Baldek:„Achtung! Taufe!" SandrasAlexander; D.— Urania-Kino:„Liebe und die erlirEisenbahn."--WKaktee«mit„äatiBerbtmo" begossen,werden zauberhaft schön.Senden Sie uns Kd 5.60 in Briefmarken, wir liefern Ihnen dafür denguten Blumenzauberdung, den bestenDungguß für Ihre Blumen.Sie werden staunen, wie herrlich dannIhre Blumen gedeihen.Verwaltung„Frauenwelt", Prag XH-,Fochova tr. 62, und durch alle Kolporteure erhältlich.Bezugsbedingungen: Bet Zustellung ins Saus oder be: Bezug durch die Poft monatlich Kd 16.—. vierteljährig Kd 48.—, halbjährig Kd 96.—, ganzjährig Kd 192.—.— Inserate werden lautTarif billigst berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlaß.— Rückstellung von Manuskripten erfolgt nur bei Einsendung der Retourmarken.— Die ZeitungSfrankatur wurde von der Poft- und Tele«graphendireftion mit Erlaß Nr. 13.800/VII/1930 bewilligt.— Druckerei:„Orbis". Druck-, Verlags- und ZeitungS-A.-G.. Prag.