Sosialdemokrat
ZENTRALORGAN
DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK
ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TAGLICH FRUH. REDAKTION UND VERWALTUNG PRAG XII., FOCHOVA 62. TELEFON 53077. HERAUSGEBER: SIEGFRIED TAUB . VERANTWORTLICHER REDAKTEUR, DR. EMIL STRAUSS, PRAG .
16. Jahrgang
Der Weg
zur Fünferkonferenz
mit Vorbehalten gepflastert
Italien hat nunmehr offiziell erklärt, daß es die Fünferkonferenz beschicken werde. Es betont ausdrücklich, daß es sich erst entschloffen habe, nachdem England alle Bedingungen Italiens erfüllt habe. Nachdem sich die Westmächte vor Mussolini genügend gedemütigt haben, um ihn endlich in die europäische Front" zu bekommen, beginnt Hit ler feine Bedingungen zu servieren. Die nächste Etappe wird also ein allgemeiner Nückzug vor den deutschen Vorbehalten sein. Man mag danach ermeffen, was aus der Konferenz noch herausschauen kann.
Der Berliner Berichterstatter des Daily Mail" verzeichnet folgenden Eindruck an den deutschen amtlichen Stellen: Die Vergangenheit muß ausgelöscht werden, die Verlegung des Locarnovertrages und die Remilitarisierung des Rheinlandes sind Fragen, welche nicht aufs Tapet gebracht werden dürfen. Außerdem hegt Deutsch land den Wunsch, daß ihm auf der Konferenz nicht Fragen wie z. B. die in den letzten britischen Dokumenten enthaltene Frage, ob Deutschland in der Lage ist, Verträge zu bereinbaren, gestellt werden.
Donnerstag, 30. Juli 1936
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Die Nachrichten vom Mittwoch zeigen, daß trotz aller Anstrengungen der Aufständischen' und gewiffer kleiner Teilerfolge der Generale so der Einnahme des wenig bedeutsamen Huelva - die Siege aussichten der Republik täglich, wachsen. Die republikanischen Armeen sind sowohl im Norden gegen Saragossa , als auch im Süden gegen Sevilla im Vordringen und die Exekutivgewalt der Regierung festigt sich so, daß sie an eine teilweise Mobi lisierung schreiten konnte.
sie den Preis zu verhindern, daß sich Ita lien und Deutschland in Spanisch- Marokko festsetzen. Es ist offensichtlich, daß die Londoner Regie rung zu diesem Zwecke selbst die größten Opfer nicht scheuen wird.
Dagegen zeigen fich die faschistischen Staaten, vor allem nunmehr DeutschI and, in ihrer Nervosität immer mehr geneigt, zu einer Intervention überzugehen. Nicht nur die Entsendung deutscher Kriegsschiffe und die Lieferung von Material an die Aufstän= dischen, sondern vor allem die mit Hochdruck ein fehende Propagandawelle und Greuelhete gegen die spanische Republik und die französische Regierung, die lauten Drohungen der dirigierten Preffe zeigen, daß man in Berlin und Rom nicht abgeneigt zu sein scheint, unter irgendeinem Vorwand in den Kampf einzugreifen und vielleicht Spanisch- Marokko als Beute heimzubringen. Hier dürfte aber immerhin ein nennenswerter Widerstand Enlands einsetzen. Madrid.( Tsch. P. B.) Nach Aeußerungen fpanischer Regierungskreise gestaltet sich die Lage der regierungstreuen Truppen im ganzen Lande weiterhin günstig. Allerwärts seien erfolg reiche Vormärsche festzustellen. Der Marsch auf Saragossa mache Fortschritte. Der strategisch wichtige Ort B a r b a ft rv, von wo aus der Vorstoß auf Huesca erfolgen folle, fei ebenfalls gestern gefallen. Im Süden erwarte die Negierung die baldige Unterwerfung Cordoba und Granada 8. Die aus den Streitkräften London . Der ständige Unterstaatssekretär im von Alicante und Cartagena gebildete Heeresenglischen Außenamt, Sir Robert Vansit fäule, die Albacete erobert habe, habe fich mit den Bristlejach i in. ben nägiten dues gemeinsam mit ihnen gegen Corboka vor. In der fich Tagen zu einem Bollöfranttruppen aus Madrid vereinigt und rüdt Sierra Guadarrama habe der Kampfeifer nach gelaffen. Somofierra und Alto de Leon feien weiterhin in Händen der Regierungstruppen. Oviedo werde noch immer von der Militärgruppe behaup tet, fei jedoch von den Minenarbeitern vollständig eingeschloffen.
Die Internationale für die spanische Demokratie
Brüssel . Die Vollzugsausschüsse der II. Arbeiter- Internationale und des Internatio
Paris.( Tsch. P. B.) Die Madrider Nund. funkstation hat Mittwoch nachmittags mitgeteilt. nalen Allgewerkschaftsbundes, welche in Brüffel daß sich fämtliche spanischen Mittelmeerhäfen fozusammengetreten find, haben einen gemeinfamen Aufruf erlaffen, indem erklärt wird, das wie sämtliche Häfen an der Atlantischen Küste mit die Sache des freien Spanien auch die Sadie Ausnahme von Cadix in den Händen der spanider Weltbemokratie" fei. Der Aufruf verurteilt fchen Regierung befinden. Die Regierungsflotte verhindert in der Meerenge von Gibraltar die die revolutionären Aufständischen, wünscht dem spanischen Bolte in seinem„ heldenhaften Kampf Landung aufständischer Truppen aus Spanischfür die Demokratie und Republik " Erfolg und Marokko an der Küste von Spanien . Die Flugſchließt mit der Erklärung:" Forbert von allen zeuge der Aufſtändischen können die Meerenge demokratischen Staaten, daß nach den gültigen nur unter großen Schwierigkeiten überfliegen, da Bestimmungen des internationalen Rechtes die sie von der Kriegsflotte bombardiert werden. In ordentliche und legale spanische Regierung bie In Oviedo haben sich die Aufständischen ergeben.
unerläßlichen Mittel zu ihrer Verteidigung erhalten könne."
Paris.( Habas) Frau Tabouis befaßt sich im Blatte Deubre" mit den internationalen Folgen der Ereignisse in Spanien und sagt: Im bris tischen Außenministerium ist angesichts dieser Ereignisse der feste Entschluß vorherrschend, um
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Nr. 176
Europäische Waage
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Am 11. Juli wurden die Vereinbarungen bekannt, die Deutschland mit Desterreich abgeschlossen hatte. Ganz Europa wußte im ersten Augenblick, daß die entscheidende Tatsache bei diefem Abkommen nicht ein besseres Verhältnis zwi schen den beiden deutschen Staaten, sondern die Annäherung Deutschlands und Italiens war. Seit dem nationalsozialistis schen Putsch in Oesterreich vom Juli 1934. jeitdem gerade jetzt zwei Jahre vergangen sind- da Mussolini seine Divisionen am Brenner aufmarschieren ließ, waren Deutschland und Italien die Hauptgegner an der Donau , welche sich die Schlüsselstellung Wiens streitig machten, der Gegensatz Hitler- Mussolini war eine der größten Schwächen des internationalen Faschismus.
Kein Wunder daher, wenn die europäischen Demokratien, von denen manche in der österrei chischen Frage leider keine Initiative entfalteten und Mussolini das Feld überließen, in dem Augenblick, da die beiden faschistischen Großmächte das Kriegsveil zu begraben schienen, aufhorchten, einen Block faschistischer Mächte von Neapel bis Hamburg entstehen sahen und die BeLondon.( Reuter) Informationen des Neu- fürchtung auftrat, die auch uns in der Tschecho= terbüros zufolge werden privaten britischen ſlowakei lebhaft intereſſiert, daß MittelFirmen, welche Waffen nach Spanien ausführen europa vollständig unter den Einwollen, keine Hindernisse in den Weg gelegt.. Einfluß eines faschistischen StaatenGesuch um Bewilligung zur Ausfuhr wurde bis- blocks gerät. Das würde naturgemäß auch inher nicht vorgelegt; es sei aber kein Grund zu Be - nerpolitische Folgen für die tschechoslowakische fürchtungen vorhanden, daß die Gesuche abschlä- Demokratie nach sich ziehen. gig beschieden werden würden. So einfach und rasch jedoch, wie es sich die weitere amerifanische Kriegsjquiſe, und zwar die die meeſton fete terefliljoen Britten, ingestellt Washington. Am Donnerstag gehen zwei gleichgeschaltete Preſſe des Reiches und Panzerkreuzer. A r t a ni a 3" und" Wh o- haben, vollzieht sich die Entwicklung nicht. Die ming", in die spanischen Gewässer ab. Dienstag Gegenfäße zwischen Deutschland und Italien sind ist in Alicante der amerikanische Kreuzer" Quinch" mit den Vereinbarungen vom 11. Juli nicht ver eingetroffen, um hier die amerikanischen Staats- schwunden, es ist nur die Entscheidung darüber, angehörigen aus Madrid , 148 an der Bahl und andere Fremde, die in den Gehäuden der ameri kanischen Botschaft Schuß gesucht haben, zu er
warten.
Ein U- Boot verloren
welche Macht die vorherrschende im Donaubecken sein soll, vertagt. Das Verhältnis Italiens und Deutschlands ist aber auch in entscheidendem Maße abhängig von der Gestaltung des Verhältnisses jeder der beiden Mächte zu England. Hält Groß britannien den Gegensatz zu Italien im MittelGibraltar.( Havas) Mittwoch nach meer für den Angelpunkt seiner Europapolitik, mittags kam es auf offenem Meere bei der Oft- dann wird es versuchen, jedem Konflikt mit füste Gibraltars zu einer Schlacht zwischen einem Deutschland auszuweichen und dieses wird beHydroavion der Aufſtändischen und zwei Untersee - müht sein, England nicht in die Arme Frantbooten der Regierung. Der Hydroavion bombar- reichs zu treiben. Italien wird wieder verEin Unterseeboot ging unter und tauchte nicht Italien und England zu bringen und wird schon dierte die Unterseeboote länger als 15 Minuten. suchen, Frankreich in eine Mittelstellung zwischen mehr zur Oberfläche auf, ſo daß man es verloren deswegen nicht allzu dide Freund= gibt. Das zweite Schiff wurde in rascher Fahrt in schaft mit Deutschland halten. Richtung auf Malaga gesichtet.
Ein Flugzeug abgeschossen
Madrid.( Tsch. P. B.) In Laroda in der Provinz Malaga haben die Regierungstruppen ein Flugzeug der Aufständischen abgeschossen. Zwei Infaffen des Flugzeuges kamen ums Leben.
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wie Inran
Belgrad.( Avala.) Die" Pravda" veröffentlicht Informationen ihres Pariser Berichterstatters, die befagen, daß der franzöſiſche Ministerpräsident Léon Blum im August Belgrad befuchen will, von wo er sich nach Bukarest begeben werbe. Die„ Pravda" hebt hervor, daß Ministerpräsident Léon Blum fchon seit feiner Amtsüber- Paris.( Tsch. P.-B.) Die Regierung hat erteilt. Die Flugzeugfabrik hat nahme in engem Kontakt mit den Staaten ber bieber noch keine offisielle Grflärung über bas ſigeant meldet, die Waſchinengewehre und die Die der Verhältnis Frankreichs zu den Ereigniſſen in Bombenabwurfborrichtungen abmontieren lassen, naheſtehenden franzöfifchen politischen Kreise er- Spanien und über die Flugzeug-, Waffen- und doch beharrt das französische Ministerium für tlären, daft Ministerpräsident Blum feinen ge- Munitionslieferungen an die ſpaniſche Regierung Auswärtige Angelegenheiten auf seiner ableh planten Besuch in Belgrab für besonders bedent- abgegeben, sie behält sich diese Erklärung nenden Stellungnahme. Das gleiche Blatt berichfam und wichtig hält. Es wird sein erster offi- für die Kammerſibung, am Freitet, daß die französische Regierung bei ihrer Erzieller Besuch im Auslande sein. Der Pariser tag vor.
Wäre es also schon ein Fehler in dem Ereignis vom 11. Juli eine unmittelbare Bedro hung der Tschechoslowakei und ihrer demokratischen Verfassung zu sehen, so hat das Land obendrein einen Rückhalt an seinen Bundesgenossen, der Kleinen Entente , Frankreich und der Sowjet union . Daß England nicht so leicht seine Zusam menarbeit mit Frankreich aufgeben wird, ist klar und es gibt keinen Engländer, der die territoriale Unversehrtheit Frankreichs , Belgiens und Hol lands nicht für eine Lebensfrage seines Heimats landes halten würde. Gewiß hat England an Mitteleuropa biefez Intereſſe nicht – bafür kön nen Frankreich und Rußland ein Vordringen Deutschlands von der Elbe zur Donau nicht zugeben. Daß Hitlers Pläne, England in einen Antisowjet- Block hineinzubekommen, verwirklicht werden, ist sehr ungewiß. Mag sein, daß die englischen Lords keine Freunde der Bolschewiken sind, aber England braucht die Russen im Fernen Osten als Rückhalt gegen den japanischen Imperialismus, der dem britischen Weltreich gegenwärtig gefährlicher ist als das Gespenst der Weltrevolution. Die Vereinbarungen, welche dieser Tage über die Dardanellen in Montreux , getrofmit wird mitgeteilt, daß auf dem Flugplay in Tetuan Rücksicht auf die italienischen Mittelmeerpläne-- Tanger.( Havas.) Aus ſicherer Quelle fen wurden, zeigen, daß England brei neue Flu Tugs cu se gefehen wurden, bereit iſt, ſich auch mit' Rußlandzubervon welchen eines ein dreimotoriges Junkers- sständigen und eventuell mit der Hilfe einer flugzeug ist. In Ceuta sind zwei kleine russischen Flotte im Falle eines Krieges im MitDie Abendblätter berichten, daß sich die 25 Hydroavione cingetroffen. telmeer rechnet. England zögert und schwankt nach Berlin . Zum Schutz der in Spanien le allen Seiten, weil es in den verschiedenen Teilen ber britischen Regierung ebes des Unterhauses, franzöſiſchen Flugzeuge der Type„ Botez 25", betannt, daß welche die spanische Regierung seinerzeit, noch vor benden deutschen Reichsangehörigen" find an der der Erde andern Mächtegruppierung Deutschland Belgoland befestige, body halte es bie per Rebolution, in graufreigh bestellt hatte und Rototüfle Spaniené bas Deutſche Banderidhit überſtegt und weil es nigrippierung gegen britische Regierung nicht für angezeigt, diese die nunmehr fertiggestellt sind, immer noch auf Deutschland " und an der Südküfte das Panzer- mehr Aeroplane. England haben wird, desto siche= Frage in einem Beitpunkt zur Erörterung zu stel- dem Pariser Flugpläß befinden. Das Ministe- schiff Admiral. Scheer" eingetroffen. Bisher wur- rer wird seine. Außenpolitik werden. fen, in welchem Verhandlungen über eine allge- rium für Auswärtige Angelegenheiten hat bisher ben von italienischen Dampfern 1200 und von Die Greignisse in Spanien zeigen freimeine europäische Regelung vorbereitet werden, die Startbewilligung troß dem heute erfolgten deutſchen Handelsschiffen insgesamt 800 Reichs- lich, daß die faschistischen Staaten nicht zurüdvon welchen sie einen Erfolg erwartet. Ineuerlichen Grsuchen der spanischen Botschaft nicht angehörige an Bord, genommen.. schrecken, jede Bewegung zu unterstützen, die gegen
Berichterstatter der„ Pravda" erinnert daran, Die von dem kommunistischen Deputierten daß Léon Blum und alle feine Kollegen in der Nammette angemeldete Interpellation, ob es frenzöfifchen Regierung der Ueberzeugung find, wahr sei, daß die französischen Behörden es abdaß das gegenseitige Verhältnis zwischen Frank- gelehnt haben, spanische Schiffe im Hafen von reich und der Kleinen Entente noch mehr vertieft Marsaille mit Benzin für die spanischen Regieund gefestigt werden müßte.
Die Befestigung Helgolands
London.( Tsch. P. B.) Minister für auswärtige Angelegenheiten Antony Eden erklärte heute im Unterhaus in Ertviderung auf die Anfrage eines fonservativen Mitgliedes
rungsflugzeuge zu versorgen, wird an informier ten Stellen als indirekte Bestätigung der beabsichtigten Neutralität 3erklärung, welche die Regierung am Freitag in der Kammer abgeben will, aufgefaßt.
klärung in der Kammer am Freitag darauf verweisen will, daß sie einen streng neutralen Standpunkt einnimmt, während die Steg i e- ungen der übrigen Staaten diese Neutralität nicht einhalten. Hitlers Hand!
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