Nr. 172

Samstag, 24. Juli 1937

Sudetendeutscher Zeitspiegel

Das bedrohte Dorf

Seite 3

Die Prager   Deutsche   Arbeitersendung

Sonntag, 25. Juli, 14.15 bis 14.25: Léon Blums   fozialpolitische Bilanz( Dr. J. H. Brüs gel). 14.30 bis 14.45( Strašnice): Für Voll und Frieben.

Mittwoch, 28. Juli, 13.40 bis 13.45: 18.20 bis 18.80: Die internatio.

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Sonntag, 1. August, 14.15 bis 14.25: Krieg und Frieden( Gad M. Lippmann). 14.30 bis 14.35: Für Volt und Frieden.

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staatlich ge

Auswahl der Spieler war dieses Mal nicht leicht| Pausch( Graslih). Mannschaftsführer ist der Arbeitsmarkt. und es zwvangen verschiedene Umstände, nachfol- Verbandsspielleiter Gustav Erlacher. Sämtliche nale Arbeitorganisation( Rudolf Barth). Im Schlußaufsaß einer Artikelreihe, die un- gende Spieler in die Verbandself zu berufen: Spieler haben für Vereinsspiele Spielverbot. 18.30 bis 18.40: Rationalisierung zwischen Krise ter dem Titel Das bedrohte Dorf" in der Deut. Bienert( Bredlik), Hellmich( Lerchenfeld), Ru- Am Montag, den 26. Juli, trägt die Mannschaft 18. Sonjunktur( dr 8. Munt).- 18.40 bis schen Landwacht", einer in Brünn   erscheinenden sche( Fischern), Klupsa( Krochwitz), Hampel in Grasliß ein letztes Trainingsspiel gegen die 18.50: Soziale Informationen. deutschen agrarischen Zeitschrift, erzählt der( Kleische), Lohwasser( Graslih), Fiedler( Kroch- dortige Mannschaft aus. Freitag, 30. Juli, 18.35 bis 18.45: Schreiber, wie er auf einer Wanderung durch ein wit), Rittig( Kleinaugezd), Hloušek( Pihanken), Die Böhmerwaldlied- Feier wird von der Aktuelle zehn Minuten. fudetendeutsches Dorf das Platat einer Lieder- Müller( Graslih), Schottenhammel( Budman- Prager Deutschen   Sendung Sonntag, den tafel liest, einer Liedertafel, die der örtliche Ge- tel), Rons( Nestomiz), Stangel  ( Fischern), 25. Juli, von 17.35 bis 18 Uhr, übertragen. fangverein veranstaltete. Ein gutes Programm. Aber: Dennoch will mir die Gesangsfolge nicht ganz gefallen. Da fehlt irgend etwas. Ha, jeẞt habe ich es! Volkslieder fehlen!" Und: Wer soll unsere Volkslieder denn sonst singen, wenn nicht die Dorfgesangvereine?" Daß sie es sollen, der Meinung sind wir auch. Jene Gesang­vereine aber, von denen wir ganz bestimmt wis­sen, daß sie das deutsche Volkslied pflegen, sind die Arbeitergesangvereine. Kein Landbündler( übrigens weiß kaum einer etivas vom kulturellen Leben der Arbeiter) wird von ihnen fordern, daß sie es tun sollen. Sie tun es, seit jeher schon, also schon seit Jahrzehnten, eben weil sie, ohne je darüber viel geredet zu haben, volksverbunden sind.

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Der Wanderer kommt auf seinem Wege durch das Dorf zur Schule und er wundert sich, nach­dem der Oberlehrer ihm die Statistik des Schul­besuches gezeigt hat, über den Rückgang der Kin­derzahl, obwohl das Dorf um eine Anzahl Häu­ser gewachsen ist. Der Oberlehrer flagt:" Der Geburtenstreif, mein Lieber, die Be­quemlichkeit, die Genußsucht! Wir zittern um eine Klasse!"" Ist der Volkstod also auch schon von der Stadt ins Dorf gekommen?" ,, Ja, und das sehr! Und bei den vesißen­den Bauern nistet er am meisten! Die Häus­Ter, die halten sich noch ganz tapfer, aber die Bauern!"

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Es sind also auch im Dorfe wie in der Stadt die Besitzenden, es sind jene, die dem " Bund der Deutschen" angehören, der sich so eifrig für die Geburtenvermehrung einsetzt, es find die Mitglieder der deutschnationalen Turn­vereine, die zwar begeistert zustimmen, wenn ge= predigt wird: Weniger Kleider- mehr Kinder!" aber nach Anhören der anfeuernden Predikten doch streiken.

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Und wenn dann einer der Häusler einmal über seine Not flagt, wird ihm noch höhnisch au verstehen gegeben, daß er sich ja nicht so viele Kinder hätte anschaffen müssen!

Arbeiterkinder reifen nach England. Am Mittwoch versammelten sich in Karlsbad   zwei­hundertfünfzig Arbeiterkinder, Rote Falten, um gemeinsam eine Reise in die weite Welt anzu treten. Sie werden Brüssel besuchen und in Ant­ werpen   an der Arbeiter- Olympiade teilnehmen und dann die Reise fortseßen nach England. Bei Brigthon wird nahe der Küste ein großes inter­nationales Zeltlager errichtet. Bis zum 21. August werden dort englische, französische, bel gische, holländische, tschechoslowatische und stan­dinavische Arbeitertinder in einer großen Ge­meinschaft vereinigt sein. Internationale Soli­darität, vor allem die kameradschaftliche Hilfe der englischen Arbeiterpartei, ermöglicht dieses große Kinderlager, das Arbeiterkindern nicht nur Freude und Erholung schenkt, sondern auch Kinder bieler Nationen einander ganz nahe bringt. In unserer Zeit des Wütens des Nationalismus ein Stüd verwirklichter Internationalismus..

Die Fußballmannschaft der Atus- Union auf der Arbeiter- Olympiade in Antwerpen  . Die ,, Union" teilt mit: Die Vertretung der Atus­Union bei den Fußballfämpfen um die Olympiades meisterschaft steht nunmehr endgültig fest. Die

Schatzamt Bagdad  

Von Richard Rax

Zum Volkstag in Trautenau  

Unsere Trautenauer Kreisorganisation veranstaltet heute und morgen einen Volkstag. Aus diesem Anlaß werden eine Rcihe Parteiveteranen, die bereits vierzig Jahre in der Bewegung tätig sind, besonders geehrt werden. Der Kreisvertrauensmann Genosse Rambauske wird ihnen eine Ehren- Urkunde überreichen. Es ist nun beson­ders erfreulich, daß( über Anregung des Genossen Krejčí) diese Urkunde nicht die Gestalt jener schablonenhaften und oft kitschigen Vereindiploms erhalten hat, sondern daß ein graphisches Kunstblatt ausgeführt wurde. Der sudetendeutsche Künstler Helmut Krommer   hat das oben wiedergegebene Blatt radiert, das in ins­gesamt 100 Abzügen vorliegt. Es stellt ein landschaftliches Motiv aus dem Riesenge­ birge   dar.

An der Musikschule Petschau nehmigte Lehranstalt finden die Einschreibun gen und Aufnahmsprüfungen für Schüler beider­lei Geschlechts am 1. und 2. September statt. Der Besuch der Musikschule und Bürgerschule ist für Schüler( innen) gleichzeitig möglich. Gründliche Ausbildung zu tüchtigen Berufsmusikern in sämt lichen Orchesterinstrumenten, Klavier, Orgel, Chorgesang und allen theoretischen Fächern. Praktische Uebungen im Zusammenspiel: Streich­orchester( 66 Schüler), Harmoniemusit( 60 Schüler), Kammermusik für Streich- und Blase instrumente und Kirchenmusit. Es finden Sym phonics, Kammermusik, Harmoniemujil- Son= zerte und Schüler- Abende statt. Die Schule um faßt sechs Jahrgänge und zwei Vorbereitungs­tlassen. Das Schulgeld beträgt halbjährig 175. Die Absolventen der Petschauer Musikschule findet man als Mitglieder der erstklassigen Kurorchester Karlsbad  , Teplis, Marienbad  , Franzensbad   und der hervorragendsten Theater- und Konzert­orchester des In- und Auslandes. Ebenso befinden sie sich in Stellungen als Kapellmeister, als Pro­fessoren an Konservatorien und als Lehrer an Musikschulen. Ausführliches im Prospekte, wel= cher kostenlos durch die Direktion zugesandt wird.

Das Saazer Stadttheater für die Spielzeit 1937/38 vergeben. Die Saazer Stadtvertretung beschäftigte sich am Donnerstag auch mit der Ver­gabe des Theaters für die Spielsaison 1937/38. Es hatten sich drei Bewerber gemeldet. Nach er= läuternden Mitteilungen des Theaterreferenten Professor Franz Egerer und der Annahme des sozialdemokratischen Antrages, daß die Direktion verpflichtet wird, die vom Bühnenbund festgesetz­ten Mindestgagen zu zahlen, wurde das Theater auf zwei Jahre an die Direktion May Berg und Hans Hansen vergeben. Der Vertrag ist. jederzeit von beiden Seiten tündbar, doch erleich­tert die zweijährige Vergabe der Direktion das Engagement von Künstlern für das kommende Jahr.

Fahrpreisermäßigung für Hopfenpflüder. Vom Bentral- Landesarbeitsamt in Prag   wird amtlich ver lautbart: Anweisungen für Hopfenpflücker für die zulässige Fahrpreisermäßigung auf den tschechoslo­watischen Staatsbahnen werden zu 20 Heller für das Stüd ausschließlich in den Bezirts anstalten für unentgeltliche Ar beitsvermittlung bertauft. Die Partieführer( Führerinnen) von Pflückerpartien wollen sich rechtzeitig diese Legitimationen dort besorgen. Bei den Bezirksanstalten erhalten sie auch ein Flugblatt, in welchem auch eine Belehrung über die für Hopfenpflüder geltenden Begünstigun­gen bei Bahnfahrten enthalten ist, nach welchen sie sich genau zu richten haben, weiter die Bedingun gen" des Arbeitsvertrages für die heurige Hopfen­pflüde. Da sowohl die Ausfüllung als auch die vor­geschriebene Beglaubigung der Legitimationen für die Fahrpreisermäßigung die angeführten Bezirks­anstalten besorgen, haben die Partieführer teine anderen Wege, als in die zuständige öffentliche Arbeitsvermittlungsstelle. Partien, welche keine im voraus gesicherte Arbeitsstelle bei der Hopfenpflücke haben, dürfen keine Legitimationen ausgestellt

werden.

tuch, alte Goſen oder Sandalen verhandelte, Doch baß hier bie Arbeien Vormittag ins Schazamt, ſo habe. Wie fämen fie dazu, feiner ſchäbigen zehn hatten

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Al- Raschid  : Ich will selbst urgieren gehen."| nicht endlich und schon gar nicht sechs Monate, wo nötigen Eifer an der Ausbildung der Harems­Furdisu aber blieb zerfnirscht zurück und, als es erst fünf sind und drei Wochen. Sie werden es anwärterinnen arbeiten zu können. Rückzahlen Harun außer Hörweite war, murmelte er in auch noch erwarten können. Schauen sie in einem werde ich die Summe in Monatsraten zu zehn seinen Bart: Du wirst dir was Schönes ein halben Jahr wieder her!" Und schon war Harun Goldstücken". Da aber der Muschir fand, zehn Harun Al- Rashid  , dem mächtigen Kalifen, broden, armer Mann." zur Seite gedrängt und die nächste Partei begann Goldstücke seien ein zu großer Abzug, einigte man fiel bei seinem nächtlichen Streifen durch Bagdad   Von diesem nächtlichen Gange durch Bagdad   eine untertänige Litanei, die restlichen aber be- sich auf fünf. Die Beamten liefen, daß sie ein Dichter auf, der sich kümmerlich nährte, indem erst zwei Stunden nach Mitternacht   heimgekehrt, schimpften Harun, daß er durch sein freches Reden schivisten- die meisten zum ersten Male wieder, er Liebeslieder, feurige oder zarte nach Wahl, kam Harun in der Verkleidung des armen Dich die Beamten für heute gegen alle aufgebracht seit sie das 2 Ballspiel der Jünglinge aufgegeben für gebackene Fische und Brotfladen, ein Turban ters und binnen einer Viertelstunde stand Arbeit schon im schönsten Gange war. Goldstücke wegen hinterher mit lebelgelaunten zu eine Karaivane von vierzig Eseln bereit, beladen brachte ihm dieser Handel taum mehr ein als Vor jedem einzelnen Beamten lagen wahre Berge tun zu haben. Da ward der mächtige Harun zum mit dem Golde, dessen Rückzahlung in tausend­einem Bettler sein gegenleistungsloses. Gewerbe. von Feigen, Datteln und Weintrauben, die mit ersten Male im Leben Kleinlaut und schlich be- sechshundertsechsundsechzig Jahren und acht Mo­Die Gefänge des armen Fudifu gefielen überraschender Schnelligkeit zum Gabelfrühstück schämt als Partei und als Herrscher davon. naten vollbracht sein sollte. Die Quittung, dem kunstverständigen Herrscher wohl und Harun erledigt wurden. Dann griffen die Beamten mit Zwei Stunden später jedoch ritt Harun in hoher Herr, schichst Du mir bei Gelegenheit durch schenkte ihm deshalb in seiner Güte eine An- spißen Fingern langsam nach einem Aftenstück, um der prächtigen Gewandung eines Wesirs auf feus eine Anwärterin", erinnerte der Muschir unter­weisung an das Schabamt auf Auszahlung von es bedächtig umzuwenden, lange prüfend zu be- rigem Araberſchimmel mit vielem Gefolge vor das tänig mit vielen Bücklingen beim Abschied am Tor ende. Der Dichter fiel dem Kalifen zu Füßen zurückzulegen. Dazwischen erhielt die eine und Amtsstunden für den Parteienverkehr waren vor­und dankte in einem Huldigungsgedicht aus dem andere wartende Partei schroff Antwort: ,, Kann über und ein leise sägendes Geräusch erfüllte seinen Wint stürzte das Gefolge herbei und der Stegreif für die Gnade, die ihn für den Rest sei- frühestens in zwei Monaten erledigt sein", wenn die Mittagshiße um das Gebäude, bis dröhnende Muschir erhielt als Quittung an Ort und Stelle ner Tage aller Sorgen enthob. es sich um eine Auszahlung des Schabamtes han- Stockhiebe, von Haruns Neitfnecht gegen das Tor eine Bastonade, die ganz Bagdad   zusammenrief. Als aber Harun ein halbes Jahr später dem delte. Falls jedoch die Partei hätte einzahlen geführt. die beschauliche Stille unterbrachen. Weil aber der Muschir zur Familie der Var­Furdiju wieder einmal nachts zufällig begegnete, müffen, tlang es noch schroffer: Binnen drei Daraufhin stürzte der oberste Muschir metiden gehörte, der die meisten und einflußreich­hausierte er noch immer mit seinen Liedern. Der Tagen hätte die Zahlung geleistet sein sollen,( Rat) des Schabamtes eigenfüßig herbei, öffnete sten Beamten des Reiches entstammten, ihr mäch­Salif zürnte: Meine Gabe follte dich über des heute aber ist der vierte und eine Straf- und bat den Wesir um Verzeihung, daß der Por- tiges Haupt war der Großwesir Dichasar, ergaben Lebens Notdurft erheben, damit du deine Kunst androhung wegen traffer Terminüberschreitung lier, dem er gleichzeitig einen Fußtritt gab, nicht sich aus dieser Bastonade große Wirren im Lande, unbeschwert und rein in den Dienst der Schönheit folgte. Dann versentten sich die Beamten wieder sofort geöffnet habe: Was ist Dein Befehl, hoher Aufstände und Bürgerkrieg. In deren Verlauf stellen mögest. Du aber hausierst weiter in den in ihre aufreibende Tätigkeit des prüfenden Herr? Das ganze Haus steht zu Deinen Dien  - verlor das Kalifat viel von seinem Glanz, Harun Kaffeeschenken. Warum?" Schon lag der Dich- Schauens und gewichtigen Nidens. sten". Harun erwähnte kurz, er sei der neue noch mehr von seiner Macht, bis er nach einigen ter vor Harun im Staub: Verzeih, mächtiger Als endlich der verkleidete Harun an die Wesir der taliflichen Haremsleitung und be- Jahren dauernder Fehden starb. Daß unter fol Herrscher! Das Schabamt hat deine Anweisung Reise tam mit seinem Ansuchen um endliche Li- nötige sofort hunderttausend Goldstücke als kleinen hen Umständen niemand mehr Zeit fand, die noch immer nicht liquidiert.". quidierung feiner bor sechs Monaten eingereichten Vorschuß auf sein Gehalt zum schleunigen Bau Rente für den armen Furdisu zu liquidieren, Not vor Zorn, daß sich in seinem Reiche eine Anweisung, tam etivas mehr Leben in die Bude: cines Luftschlosses am Tigris  . Der Dienstpalast ist klar. derartige Saumfeligteit ereignen konnte, schrie.Herr!", brauste der Beamte auf: sagen Sie in der Stadt ist zu muffig, um darin mit dem

zehn Goldſtüden monatlich bis an sein Lebens- trachten und schließlich topfnidend an feinen Plab Schabamt. Deffen Tor war jebt geſchloſſen, die des Amtsgebägarin ſeinen falſchen Bart ab ,. auf