Sozialdemokrat

Bentralorgan der Deutschen   sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh Einzelpreis 70 Heller

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Rebattion und Verwaltung: Prag   XII., Fochova 62- Telephon 58077 Herausgeber: Giegfried Taub- Verantwortlicher Redakteur: Karl Kern, Prag  

17. Jahrgang

Dienstag, 10. August 1937

Demonstrationen in Berlin   Sechs chinesische Divisionen

Berlin.  ( Havas.) Bei der sonntägigen Andacht in der Hl. Anna- Kirche in Dahlem  teilte der Pastor Messow mit, daft in Thüringen  und Brandenburg   weitere Pastoren der Be­

Japan will Tsingtau   besetzen

im Vormarsch?

den zurückziehen.

Als Kalgan wird gemeldet, daß sich einige taufend Mann mongol if cher Truppen un ter Führung des Prinzen Teha nördlich von Tschahar konzentriert haben und unter Unterstüt zung japanischer Truppen den Oftteil von Sitt Tulung erwartet werden. van bedrohen, wo zwei japanische Divisionen bei

Tokio  . Der Sprecher des Auswärtigen Bahnstrecke 30 Kilometer füdöstlich von Tientsin Amtes erklärte, die. Lage sei noch kritischer zu leichten Zusammenstößen gekommen fei. Die Kenntniskirche verhaftet worden ſind. Jusgelamt gewordet, da i è che chi nefifche Divi- japaniſchen Abteilungen mußten fich nach Nor­feien 64 Pastoren in Haft genommen worden. fionen ihren Marsch nach Norden fortsetzen. Pastor Messow forderte die versammelten Glän- Botschafter Kawagoe   beabsichtige, Verhandlungen mit Nanking aufzunehmen; es hänge jedoch von bigen auf, für die inhaftierten Pastoren und ins- der Haltung des Marschalls Tschiangtaischet ab, besondere für die Pastoren Hildebrandt ob diese Verhandlungen durchgeführt werden und Martin Niemöller   zu beten, die sich tönnten. binnen kurzem vor Gericht zu verantworten das Abteilungen der Zentralregierung aus der Der japanische Generalstab meldet, haben werden. Provinz Schantung gegen die Küste vorrücken. Das Reuterbüro fügt dem hinzu, daß in der japanische Sprecher erklärte den Pressever­tretern, der chinesische   Vormarsch zum Meer werde Dahlem   Sonntag 115 Personen verbie japanische Armee 3 w in gen",( bas che­haftet wurden, die zugunsten der kürzlich ver- mals deutsche) Tsing ta u, das von den japa­hafteten Pastoren demonstriert haben. Nach pri- nischen Staatsangehörigen verlassen wurde, zu vaten Meldungen wurde von einer mehrtausend­köpfigen Menge in Dahlem   öffentlich gebetet und gegen das System demonstriert.

besetzen.

Einer DNB- Meldung aus Nanking zufolge haben die Japaner in der Nähe von Nankau an der Bahn Peiping Suiyan etwa 25.0000 Soldaten konzentriert. Weitere Transporte von

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Niemöller- Prozeß vertagt! ca 5000 Mann feien im Anrollen. Auf chine­fischer Seite erkläre man, daß mit diesen Trup­Berlin.( Privat.) Der für den 10. venanfammlungen ein Einfall in die August angesetzte Termin zur Hauptverhand- Provinz Ticha har vorbereitet werden lung gegen den wegen Kanzelmißbranches und folle. Die Chinesen seien jedoch zu hartnäckigstem Vergehens gegen das Heimtückegeses angeklagten Widerstand entschloffen. evangelischen Pfarrer Martin Niemöller   vor dem Inlands Märkte usiv. Berliner   Sondergericht ist aufgehaben woorden, weil noch weitere umfangreiche Beweis anträge nachgeprüft werden müffen.

Orthodoxe Kirche  

Vorhut Geplänkel

Wie die japanische Presseagentur Domei mitteilt, ist der chinesische   Nationalrat am Sonn­tag in Nanking zum zweitenmal zusammenge­treten und hat beschlossen, daß die chinesischen Truppen in Nordchina den japanischen Abteilun gen Widerstand entgegensetzen sollen und daß ein Gegenangriff eröffnet werde, durch den sich die Chinesen wieder in den Besitz des Ge­biete fehen würden, das jetzt von den Japanern um Peiping und Tientsin beherrscht wird.

Stenfing die behaupten, daß es nm

Aus dem Inhalt:

Der II. sozialpolitische Kongreß in Paris  

Die Stuttgarter Angeklagten vor der Hinrichtung?

Ein Unglückssonntag

Prager   Bauarbeiterstreik dauert an

Hundstage

Nr. 186

und Außenpolitik

und

Der Venkov" hat Sonntag einen Leit­artikel veröffentlicht, der wieder einmal das war ja wohl die Absicht seiner Urheber- Senſation erreat und den Montagsblättern Stoff

zu üppig wuchernden, phantastisch blühenden Kommentaren gegeben hat. Die Zeitungslejer, die sich durch den Artikel des Venkov" bluffen ließen, scheinen eines übersehen zu haben, daß der Artikel mit dem Pseudonym Sirius signiert ist. Nun ist der Firſtern Sirius(„ Caniculo"= Hundsstern) dadurch berüchtigt, daß immer dann, wenn die Sonne ihn passiert, die bekannten Hundstage auftreten, deren Temperatur sich unter anderem auch drückend auf die Dentorgane legt... In den Bereich der Hundstagsphantasien, die dabei ausgebrütet werden, scheinen auch die Auffassungen des„ Venkov" über die angeblich Prag   und Berlin   zu gehören. geplante außenpolitische Verständigung zwischen

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Daß zwischen der Tschechoslowakei   und dem Deutschen Reich geregelte und den Frieden garan tierende Beziehungen herrschen, liegt gewiß eben Alle chinesischen Befehlsinhaber gaben ein- so im Interesse des deutschen   wie des tschechoslo­zeln bekannt, daß sie vollständig mit General wakischen Volkes und im Interesse beider beteilig Tchiangfaischek übereinstimmen, daß den Japa- ter Staaten. Daß die Beziehungen zwischen bei­nern bewaffneter Widerstand den Staaten seit 1933 ſehr viel zu wünschen entgegengesetzt werden soll, wenn die letzten Ver- übrig lassen, ist nicht die Schuld der tsche­fuche einer Einigung scheitern. choslowakischen Politit, sondern eine Folge der In chinesischen Kreifen haben japanische inner politischen Verhältnisse Meldungen Erstaunen und Erbitterung hervor- ienseits der Grenzen. Das System, in das 1933 in Deutschland   and Nuder gekommen ten, haft en Santos Shanghai. Aus Takungpas und finan find Nachrichten eingetroffen, daß es am Sonn- dem eine große Anzahl von Frauen und Kindern stets aufgeregten Propaganda, von den Drohun­tag zwischen den chinesischen und japanischen aus Nanking evakuiert wurde, ist es in der Stadt gen gegen seine Nachbarn, den Ueberraschungs­Vorhuten in der Nähe von Tinghai an der ruhig geblieben. effetien, reklamhaft als Heldentaten aufgezogenen Vertragsbrüchen, es lebt von der Rüstungskon junktur und der Umstellung der ganzen Wirtschaft auf Kriegsbetrieb, der Erziehung des ganzen Belgrad  . Sonntag vormittags wurde in Scharfer Protest Englands broabions die Handelsschiffe zu begleiten ha- gehorsam, zu übernationalistische: Empfindlich­Janordnete, daß Jagdflugzeuge und Militär- Volkes zu kriegerischer Haltung, zu Kadaver­ben, welche die frequentesten Routen zwischen feit. Dieses Suitem kann, auch wenn es wollte, Frankreich   und Nordafrika   befahren. Es ist verfeine friedliche Außenpolitik treiben. Jede Vers ständlich, daß es als notwendig erklärt wird, daß ständigung scheitert immer von neuem daran, daß die Kriegsschiffe aller Nationen das Recht erhal- innenpolitische Notwendigkeiten das Dritte Reich ten sollen, auf alle Flugzeuge zu schießen, welche zwingen, seine außenpolitischen Verpflichtungen Handelsschiffe beschießen. Es sei notwendig, die zu verlegen. Man erkennt das ja an dem Sch u l- es moderne Koriarentum einzu- beispiel   Oesterreich. Alle Vierteljahre stellen und dies könnte ein Grund für die Ver- wird zivischen   Berlin und   Wien eine neue Entente bindung der Mächte sein, welche ein gemeinsames vereinbart. Es kommt zu genauen Punktationen Interesse an dem Kampf gegen dieses der Form über den Pressefrieden, die Nichteinmischung nach neue Piratentum haben." u. a. m. Kaum find ein paar Tage ins Land gegangen, so handelt   Berlin so, als gebe es teis nen Vertrag. Attentate, Demonstrationen, Ver­schwörungen, Pressehezze lösen die Freundschaft

provoziert  

Belgrad und in einigen orthodoxen Kirchen auf dem Lande die Entscheidung des Heiligen Synod verlesen, mit welcher die Minister und die ortho=

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gegen Francos Piratentum  London. Die englische Regierung hat in dogen Abgeordneten wegen ihres Eintretens für   Salamanca bezüglich des Bombenangriffes auf das Konkordat vor das Kirchengericht gestellt den britischen Dampfer British Corporal" schar­werden. Nach dem Urteil des kirchlichen Gerichtes fen Protest eingelegt. Nach einer Mitteilung des follen fie a aller firchlichen Würden entkleidet wer- britischen Konsuls in   Algier sollen die Flugzeuge, ben. Kenner des Kirchenrechtes aber behaupten, welche den Bombenangriff auf den" British Cor­daß dieses Urteil sowohl nach der Staats- als poral" und zwei andere Schiffe ausgeführt haben, auch nach der Kirchenverfaffung ungefchlich fei. tatsächlich dem Franco- Lager angehören. Nach der kirchlichen Verfaffung können nur Ver­fehlungen gegen den Glauben, gegen die kirch­liche Lehre und gegen die christliche Moral be­ftraft werden. Das Eintreten für das Konkordat kann aber nicht nach diesen Bestimmungen ge­wertet werden. Es wurde aber auch weiter die velche den„ British Corporal" bombardierten. ihren Konful in   Salamanca angewiesen, bei den ab, die noch nie länger als ein paar Tage ges Bestimmung der kirchlichen Verfaffung außer acht Auch der holländische Beobachter an Bord des Behörden der Aufständischen gegen den Flieger dauert hat. Längst find sich alle einfichtigen selaffen, welche ausbriidlich fagt, daß niemand italieniſchen Dampfers ,, Mongioia" versichert, mit einer kirchlichen Strafe ohne vorhergehendes daß es sich auch in diesem Falle um Franco­Berhör belegt werden darf. Außerdem fällt die Flugzeuge handelte. Die   franzöſiſche Regierung ganze Angelegenheit nach der Verfaffung der handelte mit charakteristischer Bereitschaft, als sie orthodoxen Kirche nicht in die Kompetenz des Heiligen Synod. Demgegenüber ist aber die Ver­

Die Times" schreiben in einem ,, Pira Die   britische Regierung hat, wie es scheint, keine tenunwesen" überschriebenen Artikel u. a.: weifel bezüglich der Zugehörigkeit der Flieger,

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Auch   Frankreich protestiert  Paris. Die   französische Regierung hat

bombenangriff zu protestieren, beffen Ziel in den algerischen Gewäffern ein franzöfiches Schiff ebenso wie ein engliſches, italieniſches und grie­hifches gewesen ist..

antwortlichkeit der Miniſter und der Abgeorbe. Die Ausweisung der Journalisten

ten für ihre politische Tätigkeit in der Staats­verfaffung oder in anderen Gefehen klar abge­grenzt, wonach jedwede kirchliche Intervention in ähnlichen Fällen vollkommen ausgeschloffen und unstatthaft ist. Deshalb wird das Vorgehen der Kirche nicht nur als ungeſehlich, fondern auch als verfassungswidrig erklärt.

In   Spanien nichts Neues  

Madrid. Das amtliche Kommuniqué vom Montag befagt: An der mittleren Front herrschte faft gar feine Tätigkeit. t. An der Nordfront fan­den bloß Artilleriegefechte und Scharmützel der Infanterie ftatt. Süblich vom   Tajo und von

geführt.

Beginn einer größeren Reinigungsaktion  

London. Die Ablehnung des englischen In­nenministeriums, die Aufenthaltsbewilligung der drei   deutschen Journalisten und ihrer beiden Sekretärinnen zu verlängern, hat in der eng­lischen Oeffentlichkeit Aufsehen erregt. Am Mon­tag sprach der deutsche Geschäftsträger Woermann bei Lord   Halifax in dieser Angelegenheit vor und verweilte über 20 Minuten bei ihm. Es heißt, daß die Unterredung in freundschaftlicher Form ver­laufen fei.

welches angeordnet hat, daß die Tätigkeit der naziſtiſchen Organiſationen, die heimlich in Lon­  don und in verschiedenen großen Städten auf dem Lande wirken, genau untersucht werde. Revanche an dem ,, Times"-Korrespondenten

Politiker Europas barüber im flaren, baß die Herstellung normaler Beziehungen zu Deutsch­  land erst möglich sein wird, wenn in   Deutschland selbst wieder einigermaßen normale Verhältnisse herrschen werden.

Für die Außenpolitik eines kleinen Staates, der an   Deutschland grenzt und den Vorzug ge­nießt, von den Nazis besonders heftig befehdet zu werden, kann sich unter Umständen trotzdem der Abschluß eines Vertrages empfehlen, sei es auch nur zu dem Zweck, nichts unversucht zu lassen, was den eigenen guten Willen erweisen tann, sei es auch nur, um gewissen verblendeten Leuten die Augen zu öffnen. Sträflicher Leicht­finn wäre es jedoch, wenn man sich selbst etwas borlügen und sich einreden wollte, der Vertrag fönne die dauernde politische und militärische Bereitschaft, er könne die außenpolitischen Siche  

Berlin. Der britische Geschäftsträger in rungen durch Bündnisse oder Verträge mit brits  Berlin stattete Montag im Außenministerium einen Vertrag schließt, muß gewärtig sein, daß ten Mächten ersehen. Wer immer mit   Berlin einen Besuch ab, wo er mit dem Vertreter des   Berlin- das nazistische   Berlin – ihn Wie in informierten britischen Kreifen ver- Ministers   Neurath über die Ausweisung der drei bricht und, da es Ueberraschungen liebt, sind ja  Teruel werden bloß Erlundigungsaktionen durch- lautet, bedeutet die Ausweifung der drei Jour-   deutschen Journaliſten aus   London eine Unter- gerade jene Staaten am meisten bedroht, welche nalisten nur den Beginn einer größeren redung hatte. die sichersten Papiere befizen! Neinigungsattion, die zum Ziele hat, London  .( DNB.) Wie hier verlautet, Der Ventob" zählt unsere Bedingungen Reglerungsdampfer gekapert einer größeren Anzahl hauptsächlich im Sinne des find deutscherseits bei der   englischen Regierung für die geplante Entente" auf;   Deutschland foll Saint Jean de Buz. In der Nähe von San Nationalsozialismus tätigen Personen den wei- Schritte erfolgt, die Direktion der Times" zu die Grenzen nach dem Versailler. Vertrag bestä­tander taperten Franco- Schiffe das Frachtschiff teren Aufenthalt in England unmöglich zu ersuchen, daß diese ihren bisherigen Bertreter in tigen, es soll die Zusakartikel zum Locarnovertrag der Regierung cinta" ivelches Kriegsmas terial an Bord hatte, und nötigten es, Kurs auf machen. New 8 Chronicle" ift der An- Berlin Norman E8 butt aus beſtimmten Grün- erneuern, es soll einen Nichtangriffspatt auf eine bestimmte Frist abschließen. Wir möchten einmal  Bilbao zu nehmen, wo das Schiff Montag früh ſicht, daß Scotland Yard auf Grund von Inftrul- den innerhalb von 14 Tagen durch eine andere ganz naib fragen: warum wohl sollte Hitler tionen des Innenministeriums vorgegangen ist, Persönlichkeit erfekc. das tun und unterschreiben? Was bietet der

eintraf.