1«eite ff„Sozialdemokrat"Mittwoch, 3. November 1937. Nr. 258Feiner Strumpf aut echterNatur-Seide.Thälmann schwer erkrankt?Wie die Union für Recht und Freiheit auszuverlässiger Quelle erfährt, hängt die deutscherseits gemeldete Ueberführung. Thälmanns nachHannover mit der Verschlechterung seines Ge-sundheitszustandes zusammen. Vertretern englischer und französischer Blätter wurde mitgeteilt,daß man ihn voraussichtlich in ein Sanatoriumüberführen werde.Eine Lanze für Ruthalegt Herr Franz B u r r i, Herausgeber dernazistischen I P A in Luzern, bekanntlich einerder rührigsten Goebbels-Agenten, ein. Die JPAläßt sich zunächst über die.Brutalitäten" vonTeplitz aus, ergeht sich dann in wüstenDrohungengegen die Tschechoslowakei(die sich die Redaktiondes„V e n k o v" eigentlich im Original ansehensollte, da sie wegen Konfiskationsgefahr nichtzitiert werden können) und schreibt schließlich:Es liegt also bei den Tschechen selbst, über, ihr Schicksal zu entscheiden. Mit- offenen undi, getarnten(8 allRutha) Polizei-j maßnahmen können die staatlichenProbleme der Tschechoslowakei nicht gelöst werden.Für die Luzerner Goebbels-Agentur ist die Verhaftung Ruthas also ein«„getarnte Polizeimaßnahme'" zur Lösung des nationalen Problems.Herr Burri sucht Rutha und seine Freunde herauszupauken. Man wird sich das gut merkenmüssen.Was deutsche Arbeiter nicht lesen dürfenverrät der»Angriff", die Tageszeitung derDeutschen Arbeitsfront(in Nr. 250 vom 24. Oktober), Der Berliner Korrespondent des„Manchester Guardian" hatte auf Einladung des Reisebüros„Kraft durch Freude" der Deutschen Arbeitsfront eine Reise in die norwegischen Fjordemitgemacht und in seinem Blatt(am 17. September) darüber berichtet. Der„Angriff" setztfeinen Lesern eine Uebersetzung dieses Artikelsvor, aber er läßt entscheidende Teil« aus. Sodürfen die deutschen Leser schon die ersten Sätzenicht kennen lernen, die eine treffende Kennzeichnung der wirklichen Bedeutung des„Kraftdurch Freude"-Büros enthalten:„Deutsch-l ä st d von h e u t ei steinLandmitniod-rigenLöhnenundhohenPreisen.Aber wenn auch die Regierung die L öhnenie-derge halten hat und nicht verhindern kann,daß'durch die Kreditinflation die LebensHaltung sk ost en die höchsten in Europawurden, so kann man doch sagen, daß sie sich mitder Frage beschäftigt hat, wie man Arbeitendemfi schmalem Geldbeutel mit billigen Vergnügun«geb und Annehmlichkeiten versorgt." Der„Angriff" unterschlägt weiter die Bemerkung des englischen Beobachters, daß d^r Preis für Madeirafahrten„auf jeden Fall viel zu hoch für die deutschen Arbeiter ist(obwohl diese msi 100 RM ungewöhnlich niedrig festgesetzt sind)". Die Tageszeitung der Deutschen Arbeitsfront unterschlägt dieFeststellung:„Eine bedeutende Ersparnis war,daß die„Berlin" nur mit dreien ihrer sechs Kesselfuhr und nicht mehr als zehn Knoten machte."Hutnoristischerweise wird sogar die Bemerkungunterdrückt, daß der offizielle Vertreter der Berliner Nazipartei„nichts von den netten Umgangsformen" des als Reiseleiter fungierenden Schiffsoffiziers hatte. Und selbstverständlich wurde auchdie Feststellung, daß„ein großer Teil der Reisenden aus Angestellten bestand", gestrichen.Berlin.(AP.) Die Zahl der Konzenttgtions-lagerinsässen von Sachsenburg stieg in diesem Jahrevon 400 auf 2000. In diesem Lager ist der prozentuale Anteil von Bekenntnis-Protestanten und Katholiken besonders groß.Trager fcitunaSchlechter Zustand der Turnhallen und UebuNgS-plätze an den Prager Mittelschulen. Nach den Erhebungen, die der Beratungsausschuß für körperlicheErziehung im Einverständnis mit dem Prager Landesschulrat durchführte, befinden sich die Turnhallen der Prager Mittelschulen in einem Zustand, dergeradezu ein Spott für alle hygienischen Vorschriften ist. Die Gesamtsumme der Turnsäle ist unzureichend, weil von 46 in Gebrauch stehenden Turnhallen 21(48 Prozent) ausgeliehen sind. In 64Prozent entspricht die Einrichtung der Turnhallennicht den heutigen Anforderungen, weder in bezugauf Hygiene noch auch in bezug auf die Turngeräteund das Zubehör. Di« Spielplätze werden in 83Prozent durch den Schulhof ersetzt. Andere Spielplätze für den Ergänzungssport müssen zu 65 Prozent ausgeliehen werden. Eine einzige Prager Mittelschule hat ihren eigenen Spielplatz. Garderobenfehlen in 53 Prozent, Duschen in 74 und Aborte in15 Prozent.(DND.)Gemeinsame Brranftaltungen deutscher undtschechischer Schauspieler. Der Klub der deutschen undtschechischen Bühnenangehörigen wird ab kommendenSamstag in seinen Klubräumen Schmalfilm-Abendeveranstalten. Am 2. Feber 1038 wird der Klubunter der Devise„Deutscher und Tscheche" einengroßen Ball im Lucerna-Saal veranstalten.Zeichenunterricht erteilt gegen mäßiges HonorarDolf Bock. Student an der Kunstgewerbeschule inPrag. Angebote an die Verwaltung unseres Blattes.Ausflugszüge vom 6. bis 7. November zumSchweinschlachten auf dem Petzer im Riesengebirgefür 105 Kl; vom 4. bis 8. Dezember zur Nikolofeier auf die Sokolbaude für 280 K<5; und ein Zehn-tage-Ausflug zur Schwarzwildjagd in die Slowakeifür 920 KL einschließlich der Fahrt. Anmeldungenund Jnformasionen im Basar neben dem Wilsvn-bahnhof. Tel. 838—35.Kunst unck Wissen■maoMBOiMaanaMBaeMBmWochenfpielplan des Neuen Deutschen TheaterS.Heute, Mittwoch, halb 8 Uhr: Frühlingslust, B 1.— Donnerstag halb 8: Carmen, C 2.— Freitaghalb 8: Arabella, D.— Samstag halb 8: DieFledermaus. Abonnement aufgehoben.— Sonntaghalb 3: Pariser Leben, Arbeitervorstellung, halb 8: Die Czardasfürstin, A 1.Wochenspielplan der Kleine« Bühne. Heut«,Mittwoch, 8 Uhr:„DaS Glück", Bankbeamte2 und freier Verkauf.— Donnerstag 8 Uhr: Hildeund daS Lotteriespiel.— Freitag 8> DaS Glück,Theatergemeinde des KulturverbandeS und freierVerkauf.— Samstag 8: Parkstraße 13.— Sonntag 3: Pygmalion. 8: Hilde und das Lotteriespiel.Spei• 8piet- XorperpAegeTurn- und Sportfestdes III. DTJ-Krelsesund VI. Arbeiter-, Gewerbe- undHandelsaüsstellung 1938 in PilsenIm Jahre 1938 wird Pilsen und seine Umgebung im Zeichen obiger Veranstaltungen stehen, fürwelche schon heute große Vorbereitungen getroffenwerden. Aus dem vorgesehenen Programm seien diewichtigsten Daten angeführt: Die Ausstellung wirdam 26. März 1938 eröffnet und dauert bis 11. September. Während der Zeit der Ausstellung werdenverschiedene Kongresse. Manifestattonen und Festkundgebungen politischer, gewerkschaftlicher, genossenschaftlicher, kultureller u.«.Organisationen abgehalten werden.Die turnerischen und sportlichen Veranftalttm-gen nehmen am 26. Juni 1938 mit dem Schüler-und Skauttag ihren Anfang; am 10. Juli findet einWehrtag statt, an welchem sich auch die Pilsener Garnison beteiligt; am 16. Juli ist ein großer Festzugmit-Kundgebungen vorgesehen, am 17. Juli findetdas Schauturnen der Zöglinge, Mitglieder und Gästestatt, zu welchem auch die Anwesenheit des Staatspräsidenten Dr. Benes erwartet wird. Der 18. Juliist Besichtigungen und einer Fahrt in den Böhmerwald Vorbehalten und am 24. Juli wird ein Arbeiter«sporttag der DTJ-Mitgliedschaft abgehalten. Denturnerischen und sportlichen Veranstaltungen imSommer gehen Wmtersportwetttämpfe am 6. Feberim Böhmerwald voran, weiter ist am 20. März eineEröffnungsfeier und am 25. Juni eine Feftakademievorgesehen. Für das Turn- und^»ortfest wird eineigenes neues Stadion in allernächster Nähe des Ausstellungsgeländes erbaut werden, das einigen tausenden Wettkämpfern Platz bieten wird.Der Verband der DTJ veranstaltet ein« Verbandsfahrt seiner böhmischen Kreise und Vereine zuden Haupttägen nach Pilsen. Die AtuS-Union„Glasgow“, Englands neuestes KriegsschiffHMS.„Glasgow", der in Greenock gebaute neue englische Kreuzer der Southampton-Klasse,ist jetzt zum Dienstantritt in Portsmouth eingettoffen. Dieser Kreuzer ist der vierte der neuen9000-Tonnen-KIaffe. Er gehört nunmehr zur zweiten Kreuzerflotille der„Home-Fleet".wird, wie schon bekannt, der westböhmifch«Kreis vertreten, welcher bestrebt sein wird, durchzahlreich« Teilnahme die deutsche Arbeiterturnbewegung auf das würdigste und beste zu repräsentieren.Der TUL-VerbandstagVom 20. bis 22. Noveucher d. I. findet in Hessin k i der achte Bundestag des TUL statt,welcher über eine Reihe wichttger spörtpolitischerund technischer Fragen zu entscheiden haben wird.DaS jugoslawische Olympische Komitee kam inseiner letzten Sitzung zu dem Entschluß, bei der 1938in Kairo stattfindenden Tagung des InternationalenOlympischen Komitees den Antrag zu stellen, I a-p a n die Olympischen Spiele 1940 zu entziehen undFinnland mit der Durchführung zu bettauen.Der DtmDarf ich bitten? Wie alle Filme des amerikanischen Tanzakrobatenpaares Fred A st a i r e undGinger RogerS ist auch dieser(der„Shall wedance?" heißt) eine Schwelgerei in Revueszenen,deren pompöse Eleganz aber immer wieder durchdie Bewegungsgroteske aufgehoben wird, derenMeister der manchmal fast diabolische Astaire ist,der seine hübsche Partnerin Rogers zur Nachahmung seiner rhythmischen Verrenkungen veranlaßt. Eine Handlung benöttgen solche ganz aufden sinnlosen Wirbel von manchmal wilden undmanchmal elegischen Jazzklängen gestellten Filmeeigentlich nicht. Die Autoren haben sich diesmaldamtt geholfen, daß sie das Tanzpaar ein Tanzpaarspielen ließen, das zwischen New Jork und Parisdem Schicksal der Ehe entgehen will, aber schließlichdurch Klcttsch(und Liebe) doch zur Heirat genötigtwird.—eis—VkränsnaMchtenBunter Abendder Naturfreunde und der Allaver-Jugend. Ernste- und Heiteres in Lied und Rezitation. Mittwoch abends 8 Uhr im Kleinen Saal des Hand-wcrkcrvereins. Eintritt frei. Gäste willkommen.Freie Bereinigung sozialistischer Akademiker.Mittwoch um 20 Uhr spricht Genosse Hofbauerüber T. G. Masaryk. Ott: Heim der F. V. S. A..Prag II., Spälenä 46/11. Gäste herzlich willkommen.RW- Prag. D o n n e r s t a g, den 4. November im Vereinsheim B o r t r a g des GenossenDr. F r a n z e l. Beginn 20 Uhr.PLAGDie Generalversammlung des Ar-beiter-Turn- und Sportvereines Pragfindtt am Freitag, den 5. November,um 8 Uhr abends im kleinen SaaledeS Handwerkervereines, Prag H-,Smeify 22, mit der üblichen Lagesordnung statt.Mitteilungen aus dem Publikum.Die schöne Fra« mit roter Nase. In kurzer Zeitwird es solche Frauen nicht mehr geben. Sie werdensich zwar bestimmt fragen, wieso das kommt, dochkönnen wir Ihnen dieses Geheimnis bereits heuteverraten. Alle Frauen werden Batas neue Mattane-Strümpfe tragen und nicht mehr stieren müssen.Marianr-Strümpfe sind außen aus Seide und innenaus wärmendem Mako, verderben den Beinen nichtdie Linie und halten die Füße warm.DaS Taschentuch in der Hand... und Tränenin den Augen. So sieht man meist aus, wenn manvon einem Begräbnis kommt. Der Winter mit seinerKälte ist aber lange noch nicht so traurig, daß manfortwährend die Rase schneuzt und die Augen vollerTränen hat. Schnupfen? Verkühlt? Wer hat daSheute nötig, wenn Bata warme," weiche WollsockenMerino bereits für KL 9.— in allen Vettaufsstellenherausbringt.Verlanget überallVolkszündernaiiisdiilossenVon Josef Wechsberg(Nachdruck verboten.)Mein Freund Kalar ist ein armer malaiischerFischer aus Malakka. Er ist arm, aber stolz.Kalar weiß, daß seine Vorfahren die berühmtesten Seeleute d.s Fernen Ostens waren, die schonzur Zeit Vasco da Gamas um das Kap der gutenHoffnung herumgefahren sind. DaS alles weißer natürlich nicht so genau, aber er ist sich derEhre, ein malaiischer Fischer zu sein, ganz bewußt. Aber arm, sehr arm ist Kalar. So arm,daß man es gar nicht schildern kann.Er lebt mit seinen Kindern und'einer Franin einer kleinen Pfahlhütte, nahe dem Meer. DieFremden, die hierherkommen, um di< herrlichenSonnenuntergänge zu sehen, finden die Pfahlhütte sehr„romantisch" und(sowei! sie Ameri-kaner sind) die Gegend„very nice". Sie warensteilich noch niemals in der Hütte drin. Sie wissen nicht, daß Kalar sie mit einem anderenFischer teilen mutz, der auch eine Frau und vieleKinder hat. Sie wissen nicht, daß Kalar so armist, daß er den Wett des Geldes überhaupt nichtkennt. Kalar hat niemals mehr Geld, gesehen, alseinen Sstaüs-Dollar. Er rechnet nicht nachDollars, er rechnet nach Cents. Der Kaffeekostet so und so viel Cents, der Reis kostet20 Cents, das neue Netz hat gar 70 Cents gekostet— ein schwerer Schlag für Kalar. Er istgestern früh aufs Meer gefahren, sehr zeitlich,wie alle Tage, als ihm ein Haifisch ins Netz geriet. Kalar kennt keine Gefahr. Er rudert ineinem Sturm aufs offene Meer hinaus, in demdie großen Ozeandampfer zu schlingen beginnen.In diesem Sturm rudert Kalar in seinem kleinenKanu, das auf den Wogen tanzt wie ein StückKork, aber wenn man Kalar von„Gefahr"sprechen würde, so verstünde er nicht. Sein Vaterist jeden Morgen aufs Meer gefahren, sein Großvater und San, der größte Junge, wird auchschon manchmal mitgenommen. Und gestern warder schwarze Tag mit dem Haifisch.„Als ich sah,daß der Hai im Netz war« bin ich ins Wasser gesprungen", sagt Kalar in seinem pttmitivenMalaiisch, das man versteht, wenn man es einpaar Stunden lernt. Ins Wasser ist er gesprungen, neben den Hai— vor dem jeder andere aufund davon wäre!„Äch habe versucht, ihn mitmeinem Messer zu steffen und ihn aus dem Netzzu jagen..'." Um das Netz zu retten, hat Kalarkaltblütig sein Leben aufs Spiel gesetzt, denn daSNetz kostet 70 Cents und um die zu verdienen.muß er einen halben Monat arbeiten... Aberder'Hai hlieb im Netz und das Netz war zerrissen. Was nützte es, daß Kalar die Haifischfloffen an den Chinesen Chin-Lung für 50 Cent-verkaufte? Er ahnt ja nicht, daß Chin-Lung dieselben Flossen für drei Dollar an den berühmtenKoch Lin-Wang weiterverkauft und daß morgendrei chinesische Millionäre für diese Haifischfloffen 30 Dollar im berühmten Restaurant Lin-WangS bezahlen werden... Jetzt sitzen dieSöhne und Freunde, die ganze Sippe neben demzerttffenen Netz und versuchen es wieder zuflicken. Aber es wird nur für den Kleinfischfangreichen, sagt Kalar.Er startt ungläubig, auf den Dollarschein,den ich ihm zum Abschied gegeben habe. Einenganzen Dollar!.„Ist das nicht zuviel» Tuan?*fragt er. Armer, braver Kalar! Er ist noch nichtverdorben durch, die vielen Touristen, wie dieFischer von Siugapore. Und da ich fortgehe,kommt er mir uachgelaufen und bringt mir einGeschenk: zwei, wunderschöne, schillernde Muscheln, für die man.im„Curios"-Laden auf demRaffleS-Place drei Dollar bezahlen muß. UndKalar winkt entrüstet ab, da ich ihm mehr Geldin die Hand drücken will und verschwindet inseiner kleinen Pfahlhütte.Bezugsbedingungen: Bei Zustellung ins HauS oder der Bezug kmrchdie Poft monatlich KL 16.—. vierteljährlich KL 48—, dalbjädng Kt 96- ganzjährig ¥ 192.—.— Inserate werden lautTarif billigst berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlaß.- Rückstellung.on Manuskripten erfolgt nur bei Einsendung der Retourmarken.— Die Zeitungsfranka'ur wurde von der Post- und Tele-graphendstektion mit Erlaß Nr. 13.800/VH/1930 bewilligt.(Kontrellpostamt Praha 25.— Druckerei:„Orbis", Druck-. BerlagS- und 8eitunaS-A.-G. Prag.