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Sozialdemokrat
Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh/ Einzelpreis 75 Heller
Redaktion u. Verwaltung: Prag XII., Fochova 62- Telephon 53077- Herausgeber: Siegfried Taub- Berantwortlicher Redakteur: Rarl Rern, Prag 18. Jahrgang
Dienstag, 18. Jänner 1938
Chautemps wieder betraut Kundts Erzählungen
Léon Blum will nicht im Wege sein Schwierigkeiten mit den Kommunisten
Nach dem Rücktritt des Kabinettes Chantemps, das am Freitag nachts gestürzt wurde, weil über einige wichtige wirtschaftliche Fragen, vor allem über die Währungskontrolle, keine Einigung erzielt wurde, konnte bis zur Stunde noch keine neue Regierung gebildet werden. Der Finanzminister Bonnet, der nach dem Sturze des Kabinettes die Regierung bilden sollte, mußte seinen Auftrag in die Hände des Staatspräsidenten Lebrun zurüdlegen, weil die Sozialisten ein Kabinett Bonnet ablehnten. Nach Bonnet wurde die Kabinettsbildung dem Führer der Sozialisten, Leon BỊ nm, der die stärkste Partei Frankreichs repräsentiert, übertragen. Blum versuchte, eine Regierung der nationalen Koalition zn bilden, an der neben den Kommunisten auch iene Parteien der mittleren Rechten teilnehmen sollten, die treu zur Demokratie stehen. Diesen Auftrag konnte Blum nicht ausführen, weil man die Beiziehung auch der äußersten Rechten verlangte, die von den Linksparteien abgelehnt wurde. Damit ist auch die Mission Blums als gescheitert anzusehen. Die Lage bleibt weiterhin vollständig ungeklärt. Schließlich wurde der bisherige Ministerpräsident Chantemps mit der Nenbildung des Kabinettes betrant.
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Der radikale Klub sprach Chantemps einmütig das Vertrauen zu seinem Bemühen um die Bildung der neuen Regierung aus, der Chantemps den Charakter der Volksfront geben will, jedoch in breiterer Form, d. h. unter Hinzuziehung der linken Mitte.
Chautemps erklärte, daß er der sozialistischen Partei die Teilnahme an der Regierung unter den gleichen Bedingungen anbieten werde wie in der vorangegangenen Regierung. Obzwar er die Notwendigkeit einer baldigen Beendigung der bereits volle vier Tage währenden Regierungskrise einsehe, wolle er nicht allzu rasch handeln, da er auf festem Grunde banen wolle.
Eine wesentliche Feststellung Ein Prager Blatt veröffentlichte am Montag die Behauptung, daß der SDP- Abgeordnete Stundt in einer Sigung des Deutschpolitischen Arbeitsamtes fich gerühmt hätte, daß er vom
Aus dem Inhalt:
Jaksch an Beran:
Wir lassen uns nicht einschüchtern!
Prof. Dr. Hopfner Obmann der Urania
| Politische
Nr. 14
Feuerlöschproben
Kleine Intrigen gegen den 18. Feber Ob nun der Kreis um den„ Aufbruch" flein Ministerpräsidenten Dr. Hodža alle vierzehn oder groß ist, es muß ihm zugebilligt werden, daß er durch sein oppositionelles Auftreten gegen die Tage empfangen werde. Wir erfahren dazu von maßgebender Stelle: judetendeutschen Cagoulards bziv. Kameradschaftsbündler gute Erfolge zu verzeichnen hat. Die Reinigungsbewegung gegen die offizielle Ed
Hodža in der letzten Zeit mit dem Abgeordneten Tatsache ist, daß Ministerpräsident Dr. Kundt überhaupt nicht gesprochen Führung darf sich rühmen, die Wässer der Innenhat. Zuletzt erschienen vor Weihnachten politif nach furzer Zeit schon ein wenig in Walcinige führende Funktionäre der SdP sowohl im Innenministerium als auch im Ministerratspräfidium und machten dort auf verschiedene Tat
fachen administrativer Natur, die sie als Uebergriffe von Verwaltungsstellen v. ä. bezetch neten und die in der Regel in der..Zeit" veröffentlicht werden, aufmerksam. Es haben jedoch teinerlei Verhandlungen politi. fcher Natur stattgefunden; die Vorsprachen
lung gebracht zu haben. Das drohende Gespenst einer völkischen Parteigründung, die sich in erster Linie auf Arbeiter und Angestellte stüßen würde,
läßt die fapitaliſtiſchen Feuerwächter im deutschen wie im tschechischen Lager nicht schlafen. Wer noch ein bürgerliches, antisozialistisches Selaſſenbewußtsein in seiner Bruſt trägt, ist um den kostbaren Beſikſtand von eineinviertel Millionen HenleinWählern ernstlich besorgt. Diese Besorgnisse sind erfolgten lediglich in Ausübung der varlamen- die„ drittgrößte Einheit antiboliche= nur zu begründet. Wohin soll es führen, wenn tarischen Interventionstätigteit, welche zu betreiben auch Abgeordneter Kundt das selbstverständliche Recht habe und in deffen Ausübung er angehört werden müsse. Seit Weihnachten und seit der letzten Senatsdebatte hat Abgeordneter Kundt im Winisterratspräsidium nicht mehr vorgesprochen und hatte auch keine Besprechungen mit dem Minister. präsidenten.
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Wir sind neugierig, was Abgeordneter
wistischer Massenorganisierung der Welt", nach Henleins unfehlbarer Meinung ist das die SdP. plötzlich ihren Amiswalter für Bekämpfung des Bolschewismus" den Herrn Skomorovsiy
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in die Wüste schicken muß? Ist solches Mißge= schick nicht geeignet, die bolschewistische Gefahr in fünf Weltteilen zu steigern? Die Sache ist zwar nur halb so schlimm, weil inzwischen die gelben Rassenschüßler aus Japan die Rolle der drittgrößzten Einheit des Antibolschewismus übernommen haben und glorreich ausüben, doch wer um das größte Einheit" nicht leichten Herzens verküm mern lassen.
sundt auf diese eindeutige flare Feſtſtellung Heil der Menschheit bangt, kann auch die„ viert antworten wirb.
Paris.( Eigenbericht.). Chautemps werde. In diesem Zusammenhang muß auch unternimmt den dritten Versuch, die Regierungs, der gleichfalls offiziöse Leitartikel des ,, Temps" frise zu liquidieren. Er will ein Stabinett bil- vom Montag abends erwähnt werden, der den, das im wesentlichen die Voltsfront, aber Moskau Einmischung in die franauch gewisse Vertreter der Mittelparteien um- zösische Politit vorwirft und einen faffen soll. Damit wird das Erperiment wieder- Rüdzug Frankreichs von gewissen vorgeschoholt, das Léon Blum am Sonntag mit Rück- benen diplomatischen Positionen" rät. sicht auf die ernste äußere Lage angeregt hat, die Frankreich zu einer Konzentration aller de mokratischen Sträfte zwingt. Blum hat auf jeine Mission verzichtet, weil der von ihm designierte Finanzminister Reynaud auch Vertreter der reaktionärsten Gruppen in die Rein die Regierung aus. Unter diesen Umständen gierung aufgenommen wissen wollte, und weil verblieb mir nichts anderes, als meine Aufgabe andererseits die Radikalsozialisten ein reine Wie Léon Blum es sieht dem Präsidenten der Republik zurüdzule Voltsfrontkabinett mit kommunistischer Beteili- Nach seiner Audienz beim Präsidenten der gen. da ich es als ungeeignet erachte, unnachgung ablehnten. Nach den ursprünglichen Republit, in der er den Auftrag zurücklegte, sagte giebig zu sein. Ich will nicht, daß das Land wegen meiner persönlichen Befriedigung einen einzigen Plänen hätten drei Stommunisten in das zweite Léon Blum zu den Journalisten: Stabinett Léon Blum eintreten sollen, um dort „ Ich habe eine Kombination der erwei- Tag, ja eine einzige Stunde, verliert." die Ministerien der Landwirtschaft und der Arterten Volts front von den Skommunis Große Aufmerksamkeit hat in der politischen ſten bis zur linken Mitte versucht, eine Kombina- Oeffentlichkeit der Umstand hervorgerufen, daß beit sowie ein Ministerium ohne Portefeuille tion, die ich selbit als I ü h n bezeichnet habe. Und Léon Blum sich nicht um eine dritte Art der Lözu übernehmen. Chautemps hat die Sozialisten sie war, so glaube ich, tatsächlich fühn, da sie ges jung der Kabinettstrife bemüht hat, das ist um aufgefordert, in sein Kabinett einzutreten, an- scheitert ist. llebrigens fonstatiere ich, daß diese die Bildung eines Boltsirontfabinetts, analog der sonsten er nur eine radikalsozialistische Minder- Kombination von der öffentlichen Meinung mit politischen Zusammensetzung seiner eriten Regieheitsregierung bilden könne. Die sozialistische großen Sympathien aufgenommen wurde. Es er- rung. in der die Sozialisten, die Nadilalen und Partei hat ihren Kleinen Kongreß für Montag übrigte sich eine Kombination der reinen die Republikanisch- sozialistische Vereinigung unter abends 9 Uhr einberufen, auf dem sich sehr leb. Bolts front, so wie dies der Eretutivaus- usicherung der Unterstützung durch die Stomhafte Diskussionen abspielen dürften, bevor schuß der Partei und die Organisation der Bolts- munisten die Regierung gebildet haben. sicherlich lange nach Mitternacht- die letzte Entscheidung fällt.
gemeinschaft und die Delegationen der VolksparEs ist auffallend, daß beide Auslassungen teien gewünscht haben. Die Volksfront setzte sich gerade an dem Tage erschienen, an dem die bekanntlich aus den drei größten politischen Par teien zufammen: den Sozialisten, Naditalen und kommunistische Regierungsteilnahme in Er- Kommunisten. Der Parlamentsflub der Radikalen wägung gezogen wurde, und man kann darin Partei sprach in seiner gestrigen Abendsüßung seine einen Einfluß gewisser radikalsozialistischer Abneigung gegen einen Eintritt der Kommunisten Streise erblicken.
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Ein Unglüd kommt befanntlich selten allein und so gilt es noch die Trauerbotschaft hinzuneh= men, daß auch Herr Sebetovsky amiss und henleinmüde geworden ist. Sebekoviti wurde von vielen ausländischen Besuchern als der einzige SDP- Führer bezeichnet, mit dem zu sprechen ſich verlohne. Nun hören wir mit geziemender Beſtürzung, daß dieser Mitbegründer der SdP, der vielfach als ihr Kronprinz angesehen wurde, von Herrn Henlein schon seit Wochen nicht empfangen worden ist. Ia soll denn so fragen wir mit Skomorovsty und Sebekovsky das beste sudeten= deutsche Blut gerade jener Partei verloren gehen, welche die Sudetendeutschen auf„ blutsmäßiger Grundlage" einigen will?
In solcher Lage ist guter Rat teuer. Die Totalitätspolitif droht mit einem totalen Durcheinander in der Totalitätspartei zu enden. Das wäre nicht nur für Henlein, sondern auch für andere Totalitätspolitiker ein schwerer Schlag. Die internationale antimarristische Solidarität ist kein lec= rer Wahn. Und so vergeht fast kein Tag, an dem nicht der mit den Wogen wachsender Verlegenhei ten fämpfenden B- Führung ein Rettungsring zugeworfen würde. Es soll um jeden Preis verhindert werden, daß die Arbeiterwähler der SdP in irgend einer Form wieder Arbeiterpolitik machen dürfen. Könnte nicht die verlockende Aussicht auf einige Ministersessel im Jahre 1939 oder 1941 die rebellierenden Henlein - Wähler beisammenhalten? Soll nicht die sich formierende SdP Opposition mit dem Vorwurf belastet und eingeschüchtert werden, sie hätte Henlein 50 Meter vor dem Ziel" das Spiel zerstört? Wir gehen nicht fehl, wenn wir den billigen
Der letzten Regierung Chautemps haben die sozialistischen Parteiinstanzen ihre Sanktion in der Erwartung gegeben gehabt, daß die Regierung bald wieder einer von Sozialisten geführten Platz machen würde. Da bei ChauDer Besuch des jugoslawischen Minister| Berbindungen. Solche Beziehungen, die jeder der temps nicht viel Neigung besteht, mit den Stom- präsidenten Stojadinovič in Berlin wird beiden Bartner gegenüber dritten Tändern pflegt, munisten zusammenzuarbeiten, gestaltet sich die von den Berliner politischen Stellen ausgiebig fönnen den anderen vielleicht eines Tages Lage noch schwieriger, denn die Sozialisten be- gefeiert und von der reichsdeutschen Bresse als niglich sein, werden aber, davon bin ich über Komplimenten eine solche Deutung geben, welche fürchten, das Land einer demagogischen Stam- ein Ereignis ersten Ranges gemeldet. Es verzeugt, niemals dahin führen, die deutsch - jugo- die SdP unlängst aus dem tschechisch- agrarischen pagne auszuliefern, welche die KPF ohne rren sich nicht viele verantwortliche Politiker slawische Freundschaft zu belasten." Das ist wohl Lager erntete. Sollte aber diese moralische SaZögern alsbald eröffnen würde. auderer Länder nach Berlin mit Ausnahme eine Einladung an andere, sich auf dem Um- nierungsaktion nicht zu spät kommen? Dieser 3iveifel nagt augenscheinlich in der Brust einiger Die Radikalsozialisten nehmen eine schär- etwa jener Bolens und Italiens , und so wird weg über Belgrad mit Berlin gutzustellen. fere antikommunistische Haltung nicht so sehr SdP- Parlamentarier, welche nicht zu unrecht bemit Stojadinovič viel Reklame gemacht. Das Stojadinovič hat in seiner Antwort festge- fürchten, daß ihre staatsmännischen Ambitionen aus innenpolitischen Gründen ein, sondern Deutsche Nachrichtenbüro konstatiert in einer stellt, daß sich seit dem Besuche Neuraths in Beldie Geduldsprobe bis nach den nächsten Parla= wegen der Abhängigkeit der kommunistischen mit Stojadinovič – der jugoslawische Minister- grad in den Beziehungen der beiden Länder mentswahlen nicht bestehen können. Und wer weiß Partei von der Sowjetunion . In Paris ist das präsident hat u. a. ſowohl mit Bitter, aigud nichts geändert habe und daß es einer schließlich, wie diese Wahlen noch ausfallen werGerücht verbreitet, daß die kommunistische Un- mit Neurath und Göring gesprochen gezeigt Butun ft betrifft, beschränkte fich Stojadinovič stehen Verdrängungsfomplore, die, wenn schon - gezeigtenberung auch nicht bedürfe. Was die den? Aus solchen bedrückten Stimmungen entChautemps führte, ihre tiefere Begründung in dauernde Freundschaft und für eine darauf, den Wunsch nach einem Ausbau der nicht in der praktischen Politit, so wenigstens in freundschaftlichen Beziehungen auszusprechen und diesen Ausbau als dem Frieden dienend zu be- Prager politischen Streisen kein Geheimnis mehr, Botschafter in Moskau Coulonbre mit der beiden Länder gegeben. Bitminom haben soll, bei welcher sich der Außenminister Neurath sagte in einem seichnen. daß gewisse Minister- Kandidaten der SdP wirks Stojadinovič wurde von Göring auch auf liche und vermeintliche Parteigeheimnisse mit Vorfranzöſiſche Diplomat wenig geneigt zeigte, auf eugland und Jugoslawien niemandem aus das Jagdschloß Karinhall geführt, wo Göring liebe in der deutschen Montagspreise ausbreiten, Trinkspruch, daß die Freundschaft zwischen Deutschland gewisse Wünsche der Sowjetregierung einzu- liebe und niemandem auleide sei, daß sie keine in einem Trinfspruch im Tone eines Staatslen- um für ihre nicht unbescheidenen Pläne Stimgehen. Dieses Gericht wird am Montag von Spike gegen Dritte habe. Außerdem meinte Neu- fers fagte, es ſei ſein heißer Wunſch und Wille, mung zu machen. Manche solcher Artikel find nur dem offiziös inspirierten„ Petit Parisien" auf tath u. a.: Frei und ungehindert fühlen sich die Freundschaft der beiden Völker weiterhin zu scheinbar an die Gesamtöffentlichkeit adressiert, in der ersten Seite wiedergegeben, wobei die Hoff- daher unsere beiden Länder in der Wahl und vertiefen. Stojadinovič trant hier auf das Wohl Wahrheit wurden fie als Diskussionsbeiträge für nung geäußert wird, daß ein De menti folgen: Pilege anderweitiger freundschaftlicher itlers...
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