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Bomben über Tarragona

Barcelona.( Reuter.) Es verlautet, daß Tarragona  , auf das heute vormittags Flugzeuge der Aufständischen vier Angriffe unternahmen, bereits gestern nachmittags bombardiert wurde. Vierzig Personen sollen getötet und etwa 100 Versonen verwundet worden sein.

Der britische Dampfer Stanwell" wurde während eines der heutigen Anflüge von zwei Bomben getroffen. Der Stanwell" führte deuts lich sichtbar die britische Flagge.

Mittwoch, 16. März 1938

Oesterreich wird verpreußt

Reichsdeutsche in allen Aemtern

Auch Oesterreichs   Nazis ,, erstaunt"

Wien  . Auf dem Heldenplak wurde Dienstag vormittags eine große Voltsversammlung abgehalten, bei welcher der mittlerweile zum Deichsstatthalter" und SS- Obergruppenführer  ernannte Dr. Seyß Inquart dem Führer" den Vollzug des Gesetzes über den Anschluß ,, nach dem Willen des deutschen   Volkes und seines Führers" meldete. Dann feierte der Reichs­statthalter den Führer" als den ,, Befreier". Hitler   würdigte in einer Antwort den Anschluß, sprach von der gewaltigen Dissiplin", in der sich der Anschluß vollzogen habe und schloß mit den Worten: Ich kann somit in dieser Stunde dem deutschen   Volk die größte Vollzugs­meldung(!) meines Lebens abstatten. Als Führer und Kanzler der deutschen   Nation und des Reiches melde ich vor der Gefchichte nunmehr den Eintritt meiner Heimat in das Deutsche if- Neich."

und manche seiner Aphorismen werden nur noch außerhalb Großdeutschlands zitiert verden   kön nen), und Hebbel  , der Norddeutsche, der sich in Wien   eingewurzelt hatte, und Lenau   und Stifs ter, sie konnten nur auf österreichischem, nur auf Wiener   Boden, nur in der österreichischen Lufttrop Vormärz  !, trotz Reaktion!- ihre Besonderheit entwickeln. Und nur wer keiner Liebe zu österreichischer Eigenar: fähig ist, ihr zu innerst fremd gegenübersteht, kann Hoffmanns­thal und Schnißler aus dem deutschen   Schrift tum tilgen wollen. Ach, feiner hat so wie der Dichter der Liebelei" die Wiener   Atmosphäre erfühlt, in seinen Dichtungen festgehalten! Im Zuge der Gleichschaltung werden die Wiener   so­fort um vieles, vieles ärmer werden. Und dieses Aermerwerden wird erst der Anfang einer weites ren Verarmung sein.

Ueberall Preußen

Die Gleichschaltung Desterreichs vollzieht sich in rafchem Tempo- so rasch, daß es selbst den öfter. reichischen Nationalsozialisten zu schnell geht. Wie die schlappen Deſtevreicher von den Preußen einge­faänzt werden, zeigt die Tatsache, daß an alle ent­scheidenden Bofitionen Funktionäre der reichs dentfchen Nationalsozialisten berufen wurden. In der österreichischen Bolizei fiven Nazis aus dem Meiche als Führer, das Bundesheer untersteht dem Kommando eines reichsdeutschen Generals, die Par. tei dem Befehl Bürckels. Selbst den Ordnerschutz bei der Anwesenheit Hitlers   in Wien   hat man nicht den Wir waren nie der Meinung, daß die un- Desterreichern üborlafson: im ersten Glied der leugbare Besonderheit der österreichisch- deutschen Schuhtruppen standen ausschließlich reichsdeutsche Stultur die österreichische Eigenstaatlichkeit vors Nazis. Das gesamte Polizeiwesen wird dem preußi­aussest, und die Bemühungen des Dollfuß- fchen angegliedert. Schuschnigg  - Regimes, auf der Wiedererwedung Zunächst soll die deutsche   Judengese des österreichischen Barod und auf dem Satholia e bung auf Oesterreich ausgedehnt und also die zismus die Unabhängigkeit Oesterreichs   zu bes Tragödie des Judentums ins Unermeßliche gesteigert gründen, haben die Sozialisten nie geteilt. Vor- werden. Wien   allein beherbergt etwa 200.000 Su aussetzung der Weiter- und Höherentwicklung der österreichisch deutschen fulturellen Besonderheit ist aber die geistige Freiheit. Diese Freiheit war in den letzten Jahren arg eingeschränkt, aber es war doch noch Wesentliches da. Es gab zum Beis spiel in Desterreich noch ein ziemlich unabhän giges deutsches Verlagswesen, und es gab auch in Desterreich noch Bücherkäufer, Freunde und begeisterte Verehrer des Schönen, des frei ge­wachsenen Schönen. Und das alles wird, das alles muß mit der Gleichschaltung verschwinden.

Nur wer die politische Macht einer Nation ihrer Größe gleichſeßt, wem andere als macht politische Größe überhaupt nichts bedeutet, kann dieser Gleichschaltung sich freuen. Wer die Größe der Nation nicht nur darin sieht, daß ihr militä­rischer Apparat Furcht einflößt, wer die Größe der Nation in ihren fulturellen Leistungen sieht, wird die Gleichschaltung anders beurteilen. Er

den, gegen die der braune Mob jetzt schon, geschützt durch die Polizei, in der eniseylichsten Weise wütet. Es wird von zahllosen Plünderungen jüdiſcher Ge­schäfte und von Mißhandlungen berichtet, denen Juden auf der Straße ausgesetzt sind.

Ueberfüllte Kerker

Das interessante und bezeichnendste Merkmal der Befreiung", der die Desterreicher nun ausgefeht sind, ist die lieber füllung der kerter. Suden, Sozialisten, Vaterländische" wessen man eben habhaft werden kann werden zusammenge. fangen. Man nennt das Schuthaft". Besonbers unter den Sozialdemokraten wurden viele Verhaftun gen vorgenommen. Die Nationalsozialisten hatten in den Gefängnissen des Dollfußz" Oesterreich ja Ge­legenheit, die Sozialisten genau kennenzulernen und so wissen sie nun, wer von den Sozialisten zu ver­haften ist.

widlung, die überreich ist an Gefahren mit beamte und Offiziere befinden sich in Haft. Politisch

Nr. 03

Preffe" meldet, daß in Wiener   jüdischen Intel  . lektuellenkreisen eine wahre Selbstmordepidemic ausgebrochen sei. Auf der Selbstmordliste vom Dienstag befinden sich drei Aerzte, mehrere techtsanwälte und Angestellte öffentlicher Anstalten, die durch die national­fozialistische Machtergreifung brotlos gewor ben sind.

Mussolini   hatte Schuschnigg  

zum Plebiszit ermutigt!

Der Populaire", das Hauptorgan der französischen   Sozialisten, schreibt am Sonn tag in einem Artikel über Desterreich unter anderem:

,, Die Nazis stellten laut einer durchaus wurden die ausgeriffenen Grenzpfähle verbrannt. objektiven Einschätzung etwa 85 bis 40 Proz In der Südsteiermark hat eine heftige Verfol- 3ent der Bevölkerung dar. Wohlgemerkt waren gung der slowenischen Minderheit eingesetzt. dieſe Prozente nicht als etwas Sicheres aufzu= Während die jugoslawischen Regierungszeitungen fassen, da ja die Haltung der Wiener   Regierung den Anschluß begrüßen, wächst bei den Kroaten und die der Großmächte ſtarke Schwankungen noch und Slowenen der Zorn gegen das Wüten der im günstigen Sinne hätten herbeiführen Gleichschalter jenseits der Grenze. Andererseits tönnen. Wenn die Volksabstimmung am 13. ist unter den Deutschen   der Marburger   Gegend März stattgefunden hätte und wenn England und eine starke Abfallbewegung im Gange. Die Frankreich   über die öſterreichische Unabhängigkeit österreichischen Stonsumvereine und die Großzein gewacht hätten, dann hätte der Nationalsozialis faufsgenossenschaft wurden gleichgeschaltet. Der mus sicherlich eine starke Schlappe erlitten. Und Kommissarische Leiter ist Dr. Eugen Steinfelder. darin liegt ja einer der Gründe, die Hitler be­- Die Wiener   ,, Urania" wurde ebenfalls gleich stimmten, die Situation vorwärtszutreiben... geschaltet, die bisherige Leitung wurde in Aber ein Punkt bedarf da noch der Aufklä­Schutzhaft" genommen. Es wird die Ab- rung. Bundeskanzler Schuschnigg   hat seine Stimmung" für den 10. April vorbereitet, und Innsbrucker   Rede nur gehalten und den Volks. zwar auf Grund jener Einwohnerlisten, die nach entscheid nur angekündigt. nachdem er sich der der Meinung der Reichsdeutschen für die von 3 ustimmung der italienischen Re. Schuschnigg angeordnet gewesene Abstimmung gierung versichert hatte. Wir sind in der Lage, unzulänglich waren. festzustellen, ohne irgendein Dementi befürchten zu müssen, daß der italienische Ge­sandte in Wien   den Kanzler Schuschnigg   in seiner Initiative nicht nur billigte, sondern sogar ermutigte!

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Man bedankt sich bel Schirach Der Vorsitzende der französischen ehemaligen Fronttämpfervereinigung Union Federale", Pichot, hat in einem Schreiben an Man muß sich also fragen, ob Mussolini  den Reichsjugendführer Baldur von Schirach   die unter diesen Umständen nicht eine Rolle spielte, Reise der von diesem zu einem Ferienaufenthalt die wir als außerordentlich suspect"( verdäch nach Deutschland   eingeladenen 1000 französis tig) zu definieren uns bescheiden. Mussolini  schen Jungen und Mädchen, Kinder ehemaliger mußte die Folgen einer Geste, wie sie am Mitts Frontkämpfer, abgesagt. In dem Schreiben heißt es, er sei dazu gezwungen durch den Verlauf der internationalen Ereignisse, deren Ernst nicht vers kannt werden könne.

woch abends von Schuschnigg   vollführt wurde, fennen und er war sicherlich auf dem Laufenden über den Willen Hitlers  , sich die erste Gelegen­heit zunuze zu machen, um den Anschluß zu vers wirklichen. Und sodann hat Mussolini   nicht nur es abgelehnt, sich der französisch- britischen Des In Wien   hat der Rechtsanwalt und natio- marche in Berlin   anzuschließen, sondern hat durch nalökonomische Schriftsteller Dr. Gottfried Ermunterungen die Lage zugunsten seines Kunwald Selbstmord begangen. Die ,, Prager Alliierten Hitler vorwärtszutreiben beigetragen.

Selbstmord- Epidemie in Wien  

wird ganz abgesehen von aller politischen Ent- In der Polizei wird, säubert". Biele PoiIntervention für Oesterreichs   Sozialisten größter Sorge, mit Bangen an die Zukunft der nicht ganz verläßliche wurden abgesetzt. Interessant London.  ( Reuter.) Ter Unterstaatssekretär| hoffe zuversichtlich, fügte Butler hinzu, daß die deutschen   Kultur denten. Denn je freier in der ist der Fall Stubl. Dieser geweſene Staatssekretär im Außenministerium Butler erklärte am Versicherungen, die wir erhielten, durchgeführt Entwicklung, je bunter, vielfarbiger, je reicher an für das Sicherheitswesen wurde von Seyß- Inquart   Schlusse der siebenstündigen Debatte im Unter- werden. Individualitäten, um so reicher die Gesamtful zunächst übernommen. Als aber dann die Preußen hause, daß die britische Regierung durch die Ver­tur, je strenger, je umfassender, je gründlicher kamen und Seyß- Inquart swangen, weiterzugehen, mittlung ihres Botschafters in Berlin   eingeschrit­die Gleichschaltung, umso ärmer. Freie deutsche   als er eigentlich gewollt hatte, wurde Stubl abgesetzt. ten ist, um die Abberufung des deut Stulturentvid ung, freies deutsches Geistesleben Er soll verhaftet sein. Skubl ist der Mann, der den id, en Militärsaus Oesterreich zu er ist jetzt nur noch in der Schweiz   und bei uns mög- Juliputsch der Nazis niedergeschlagen hat. reichen, ferner in Angelegenheit der Katholiken, lich. Auch wenn das sudetendeutsche Bürgertum Die Erneuerung" Juden und Sozialisten in Desterreich. Wir er­in seiner Mehrheit von dieser Freiheit keinen Ge­hielten die Mitteilung, daß die deutsche Armee brauch machen will und sich freiwillig gleichschal­nach einer beſtimmten Zeit abberufen werden wird, tet, wir wollen mithelfen, auf dem Boden uns bis der normale Stand wieder hergestellt sein wird. serer Heimat die Geistesfreiheit, die Freiheit der Wir schritten aufs neue ein, als wir die Nach fulturellen Entwicklung zu erhalten- für tom richt von dem Zusammenschluß der deutschen   und mende Zeiten. ter österreichischen Wehrmacht   erhielten. Ich endet.

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Der ewige Schatten

Roman von Max Hochdorf  

Hatte er vorher mit seinen ünstlich blank gewaschenen Augen die beiden Männer ange­starrt und versucht sie einzuschüchtern, so drängte er sich jetzt sanft an sie heran. So suchte er jetzt an ihnen eine Stüge für den einzigen Ge­danken, der ihn verstrickte, der ihn verzückte. Und

er fragte: Will ich denn den Krieg? Drücken

mir Adel und Volt nicht das Schwert in die Band?"

die

Einige Details aus den zahllosen Berichten, aus Desterreich kommen:

In Linz   wurden zehn Juden wegen Tätig feit" gegen die Interessen der Nation verhaftet, ihr Eigentum wurde beschlagnahmt. in Salzburg  

leicht untersagt, bei strenger Strafe, aber, um des Himmels willen, fönigliche Majestät, nicht sogleich bei der Strafe des Holzstoßzes oder bei der Strafe der Enthauptung oder bei der Strafe der Vierteilung der vielleicht untersagt, die Millionen der Gebeine unserer Vorfahren aus den Gruften herauszugraben und sie uns tag­täglich um die Köpfe zu klappern."

Was unser energisches und feierliches Einschreiten in Angelegenheit der Juden, Katholiken und der Sozialisten in Dester­reich betrifft, erhielten wir gleichfalls die Versiche­rung, daß alles, was möglich ist, getan werden wird, um eine Mäßigung sicherzustellen. Gegen über dem Völkerbund bleibt unsere Politik dieselbe, wie fie von dem geweſenen Außenminister in der hundertsten Sitzung des Völkerbundes dargelegt worden ist.

Die Debatte wurde ohne Abstimmung bes

ihm feiern wollte, mit ihm, dem schönen, dem| Ein weißer Tüllschleier war über ihre allerschönsten Prinzen! Das war ihr Wahn. Schultern geworfen. Ueber den Boden schleppte Mitten im Gebet sprang sie auf. Sie öffer. Sie befahl ihren Damen, zum Tragen des nete die Tür ihres Schlafzimmers. Sie betrach tete den Sarg, der neben ihrem Bette stand, und fragte sich: Bin ich nicht toll gewesen, daß ich meinte, er wäre tot, daß ich meinte, seine Seele wäre eingeschlossen zwischen diesen toten Bret­tern?"

Sie dachte, daß sie wohl das Pfeifen der Mäuse mit dem Schlag des feelischen Pulses verwechselt hätte, und es vergnügte jie, sia eine Verrückte zu schelten.

Es zog ein Müdenschwarm an den Saal­fenstern vorbei, ein grauer Riesenschleier, der über die Scheiben tehte. Die Männer, die eben noch in der Sonne standen, wurden überschattet. So dicht war der Schwarm und so start, daß er Der Sarg wurde aus dem Schlafzimmer beinahe den Tag verdunkelte. Und die Armee des Ungeziefers in ihrer Massigkeit schlug an das getragen. Sie wachte selber darüber, daß es ge­Glas. Sie lebte sich daran, sie klopfte und schah, daß die Holzplanken zerhadt, zu kleinen pochte und war erstaunt und ratlos, gegen den Scheitern zerstüdelt wurden, dann hineingestopft Widerstand nicht anfämpfen zu können. Die in den Kamin und angezündet. Es knisterte so Armee des Ungeziefers formte Wolfen, immer fröhlich. Es flammte so schnell auf. Es ver­mehr verfinsterte. Die Vorderhaufen wurden aschte bald. Endlich blieb nur noch ein schwarz­von den Geschwadern im Hintergrund gestoßen, graues Häufchen unscheinbarer Materie übrig. damit sie die Scheiben wilder attackierten. ,,, o, Vorsehung. Gottesmutter, süßeste Pflegerin alles meines Eheparadieses, warst so getreu, hast deinen Mantel um ihn geschlungen, daß weder Kugeln ihn traf noch Pfeil, wenn er die Türken niederschlug und alles, was Feind ist gegen unsern herrlichen katholischen Glauben!"

Sierauf ging das Heer der Insekten in Ruhe stellung. Es übersäte alle Flächen, die das Licht einließen, mit seiner Millionenschicht. Halbnacht herrschte in dem Saal.

Da weder Jehuda Valdez noch Maimon Viterbo antworteten, griff der König sie bei den velavevbrämten Wermeln, ohne Bosheit aber, nur mit der Haſt des Stolpernden, der sich nicht durch Fall in den Staub beschmutzen möchte. Und der König suchte, gleich einem Knaben, dem sein Spielzeug unter den Händen zerbricht, nach Beis stand, und er sagte: Sie sind meine Feinde. Sie Sie herrschte noch, als herbeigeläutete La­und alles Ihresgleichen müßten auf dem Schei kaien den Wunsch des Monarchen ausführten, terhaufen brennen. Nichts anderes bleibt übrig." die königliche Mutter in den Saal zu bitten. Und Maimon Viterbo entgegnete: Die Sie hielt sich jetzt stets bereit, solchen Wün Entscheidung über Krieg und Frieden ist allein schen zu folgen. Mein anderes Glück erwartete das Privileg der Weisheit Eurer königlichen sie als diese Einladung, und prachtvoll wollte sie Majestät. Was wir allein wissen, gelernt haben sein, wenn das Glück sie rick.

Schleiers anzutreten. Sie taten es traurig und stumm. Daß sie es glühend und mit untertänis ger Brautjungfernzärtlichkeit taten, das dachte die Königin Johanna, und sie war entzückt.

Und mein Hochzeitsdiadem?" gurrte sie, ,, und mein Halsgeschmeide und die Fingerring und die Spangen?"

Nur Dottor Matthys wagte zu antworten: Seine Majestät wünscht zu geruhen, alles Eurer löniglichen Majestät persönlich anzulegen."

Sie zog den Kopf des Arztes zu sich. Sie glaubte dem Vertrauteſten ein Geheimstes zu zuflüstern, aber so entzückend tobte die Begehr­lichkeit in ihr, daß es über ihre Lippen allen ver­nehmlich kollerte: Und wann wird Seine Ma jestät geruhen, den Leib der Helena, nein. Mag dalenas Köstlichkeiten, mit seinen Küssen zu be­decken?"

Doktor Matthys verbeugte sich. Er über. reichte der Königin ein Fläschchen und sprach: Vorher werden Eure königliche Majeſtät chr furchtsvollſt gebeten, diesen Hochzeitstrank zu trinten, den nämlichen, den auch der Monarch zu trinken geruht. Wer ihn schlürft, ewig ver­jüngt wird ihm der unvergängliche Frühling ne geben."

So jubelte die Königin mit flackernden, stammelnden Lauten, schwelgend in einem Ge­müt, durch das es wie Champagnevwvein rauschte. Gierig griff die Königin. Ohne Rücksicht Sie berauschte sich in Dankbarkeit dafür, auf Festkleid und Schleier, warf sie sich aufs daß die Vorsehung Gottesmutter ihr die unver- Ruhebett. Sie sog an dem Hals des Fläschchens letzte Seele und den heilen, vollkommenen Leib und schluckte den süßlichen Mohnsaft. Sie strich des Prinze so gnädig wiedergeschenkt hatte. sich die Kehle. Im voraus spürend, welche Kräfte Diesen Leib jetzt bald wieder zu genießen, ihren in ihr zu quellen begannen, holte sie aus, warf Leib dem seinen darzubringen, ebenso heil und sie das Fläschchen in die Luft, fing sie es im vollkommen, ihre Sehnsucht war das Tag und Schoßze wieder auf, lachte sie den Arzt an, den Nacht. Erzbischof, ihre Damen. Sie flatschte in die Hände und rief, da sie Tränen in aller Augen erblickte: Freuden Freudentränen vergießen, ist jetzt denn anderes möglich?"

in den Gefängnissen der Glaubensgerichte, und Sie betete der. Spender dieser Stunden an. wenn die christlichen Untertanen Eurer fönig- Sie lauschte an de Tür auf seinen Befehl, daß lichen Majestät, jeder einzeln, uns mit der Gnade sie sich zeige. Oder sie kniete an ihrem Andachts­ihres Haſſes auszeichneten, das ist: Ob Frieden, pult, um auf ihn Segen über Segen herniederzu ob Krieg, ob Wohlstand oder Dürre, ob Pest flehen. Ihn, ihn, ihn wiedergewonnen hat sie, oder die prangende Gesundheit Spaniens  , mau ihn, das wußte sie. nachdem er so lange fort ge- Königin Johanna schritt leicht durch die hört niemals auf, uns mit den Gebeinen unserer wesen war, auf Kriegswegen wahrscheinlich. Korridore, wie ein Pfau tänzelnd, die Nockfal Vorfahren zu züchtigen. Aber wir stellen uns Denn er nidte manchmal ein vor Mattigkeit. Er ten über den Schuhen raffend, den ganzen Kör troßdem in den Dienst des königlichen Herrn, verbarg sich deshalb vor ihr. Er verschob die per kreisend und wiegend, durchquirlt von der vielleicht ein Messias werden kann, der viel- Wiederholung des Hochzeitsfestes, das sie mit Wollust.

( Fortsetzung folgt.)]

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