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Leidlich, leidlich, Majestät!" war die Antwort, und rasch

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fahren, obwohl keiner auf der ganzen Welt zum Nieder­geschossenwerden weniger paßt als der Friedel. Aber sie weiß, erlaubte man sich, den Blick des Landesvaters auf die Ehrens was fie thut, sie geht zum Kaiser. Sie wird Glück haben, bögen, Fahnen und Freudenfeuer zu lenken, die von allen Seiten fie weiß es gewiß; ja, das Glück kommt ihr entgegen. In festlich winkten. Sandeben reden schon alle davon und ihr hat's der Gemeinde- Im entlegenen Altenmoos brannte kein Feuer. Der vorstand gesagt: der Kaiser kommt! Auf der Kanzel ist's auch Jakob versammelte seine Leute an der Kapelle des heiligen verkündet worden. Schon in nächster Zeit fährt er draußen Jakobus-wie das nur zu besonders feierlichen Gelegen auf der Landstraße durch Krebsau. Der hohe Herr besucht heiten geschah und sprach mit ihnen ein Gebet für das das Land, um dessen Zustände zu prüfen und auch diesen Theil Kaiserhaus. Der Friedel betete mit heller Stimme, Kaisers seines großen Volkes wieder einmal zu sehen. Verdienste wird Sache war nun ja auch seine Sache und der junge Kaiser­er belohnen; Noth und Elend wird er lindern; Thränen wird jäger fühlte sich ordentlich geehrt in den Ehren, die dem er trocknen, wo es in seiner Macht steht. Er ist ein guter Herr, Landesfürsten dargebracht wurden. Was die Mutter vor hatte, sein Bolt jubelt ihm entgegen. darauf legte er fein Gewicht. Ich glaub' Dir's wohl," meinte da einmal der Luschel- Peterl, so lang' Einer noch fein daheim fißt im warmen Nest, ist das Soldatenleben ein guter Spaß. Namla frei wahr auch!"

Wie von Flügeln getragen, so eilt die Maria über Berg und Thal und trifft Vorbereitungen. Der Schulmeister zu Sandeben setzt ihr die Bittschrift auf; die Bittschrift darf aber nur etliche Zeilen lang sein, die Bänerin weiß nicht, wie sie es angehen soll, ihr ganzes, kummervolles, bittendes, hoffendes Herz hineinzubringen. Sie wollte dem Kaiser zu wissen thun, daß ihr ältester Sohn auf eine noch unauf geklärte Weise ums Leben gekommen sei, und wie das noch immer und immer ihr unaussprechlicher Schmerz wäre. Sie wollte dem Kaiser sagen, daß sie wohl eine brave Tochter ver­heirathet habe an den Florian Hüttenmauser, daß es diesen Leuten freilich auch fümmerlich ergehe und sie daher für die Vaterleute nicht viel thun könnten, so gut die Angerl auch sei; und das umsoweniger, als sie selbst Familienzuwachs er warteten. Sie wollte dem Kaiser erzählen von ihrem Manne, wie liebreich und geduldig er sei, wie er arbeite und flügle ( spare), wie er an dem Hause seiner Vorfahren hänge und nur das eine ertrachte, es auf seine Kinder zu überbringen. Wie der Jakob aber schon zu altern beginne, nicht mehr so fräftig wäre beim Pflug, wie ehemals, als ihm ein Tag mit sechszehn Arbeitsstunden zu kurz gewesen, immer im Sinne, nur ja recht viel für den Reuthof hausen und schaffen zu tönnen.

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Am nächsten Morgen war in Sandeben Zapfenstreich der Dorfmusikanten. Auf dem Kirchthurme und den Dach­giebeln einiger Häuser wehten Fahnen. Der Knatschel wollte auch mitthun und sein Haus mit rothen Bettdecken beflaggen, bis man ihm zur Noth beibrachte, daß solche Farben nicht an der Zeit wären. Der Kaisers Lieblingsfarben seien schwarz und gelb. Als die Sonne aufging, läuteten die Glocken, dann war feierlicher Gottesdienst mit Kaiserlied und Tedeum. Die Holzleute der Kampelherrnwälder waren ausgerückt in ihrer Gebirgstracht und stellten sich in der Kirche zweireihig auf, vom Eingangsthor bis zum Altare hin, so daß die Maria, die selbstverständlich schon da war, ihre Bittschriftrolle in der Hand vor Erwartung taum stehen konnte, weil sie der Mei­nung war, der Kaiser müsse jeden Augenblick hereintreten und mit seiner goldenen Krone auf dem Haupt zwischen den Reihen zum Altar schreiten. Sie stellte sich vor, wie der für gewöhnliche Menschen unsichtbare Gott vom Altare steigen, dem Kaiser entgegengehen und ihn brüderlich begrüßen werde. Und daß ich nicht vergesse, Bruder," werde Gott   sagen und dabei den hohen Herrn immer an der Hand halten, eine arme Bäuerin ist da, die Reuthoferin aus dem Altenmoos; sie will Dir eine Bittschrift übergeben, daß Du ihren einzigen Sohn vom Soldatenleben befreien möchtest. Sie hat schon so viel gebetet deswegen und ich wollt' ein gutes Wort bei Dir einlegen. Geh, laß ihr den Buben."

( Fortießung folgt.)

Von der Benfur.

Alles das und noch viel mehr wollte die gute Maria auf dem Papier haben und endlich mit kuiender Seele aus heißem, weinendem, blutendem, zuversichtlichem Herzen die Bitte um Befreiung des Sohnes Friedel von dem Soldatenleben. Aber der Schulmeister bedeutete ihr, das gche nicht. Der Raiser", sagte er, hat sechsunddreißig Millionen Kinder und soll auf jedes hören, da kann er sich bei einem nicht lange aufhalten." Der einzige Sohn, das Altern der Eltern und die Beschwerlichkeit des Neuthofergrundes kam furz gedrängt Der römische Kaiser Caligula   zwang Schriftsteller, deren Werfe auf das Blatt, und in einer einzigen Zeile die Bitte um Be- anstößig befunden worden waren, das Geschriebene so lange ab­freiung. Ja nicht einmal, daß sie auf den Knien mit aufzulecken, bis es gänzlich verschwunden war. Er unterdrückte also gehobenen Händen flche und dem Kaiser für Frau und deren Arbeiten gründlich. Rind alles erdenkliche Glück erbitte von der Mutter- Wir wollen aber nicht bis zu den alten Römern zurück. gottes zum falten Brunn, nicht einmal das wollte der Mann aufschreiben. Nur kurz und bündig die Thatsache," sagte er immer, alles weitere thäte eher schaden als uußen." So ward endlich die Bittschrift sorgfältig zusammen gerollt und mit einem grünen Bande umwickelt. Grün be­deutet Hoffnung. Echuldig sei sie nichts dafür, sagte der Schulmeister auf ihre Frage, wenn die Schrift' was ausrichte, so könne die Bänerin einmal ein Körblein Waldkirschen bringen aus Altenmoos.

Die Maria nahm das Papier mit sich, und ein Priester tann das Sakrament nicht ehrfurchtsvoller tragen, wenn er zum Kranken geht, als sie die Bittschrift trug, leicht mit ihrer Schürze umwickelt, daß sie selbe mit der rauhen Hand nicht versehre.

Der Tag, an welchem der Kaiser durchs Land reisen sollte, tam heran. Echon am Vorabende brannten auf vielen Bergen des Freisingthales schöne Höhensener, wobei auch Böller trachten und allerlei Luftbarkeit stattfand. Dabei hatte es der Waldmeister Ladislaus besonders wichtig. Auf den Höhe­punkten der Kampelherrischen Ländereien, soweit sie vom Thale   aus gesehen werden konnten, brannten nicht weniger als sechzehn große Fener; eines davon war gar fünstlich gemacht und stellte einen glühenden Kaiseradler dar. Bei demselben gab es noch spät in der Nacht Musik und hoch ins Firmament hineinfahrende Fenerkugeln. Sollte der Kampel herr eine Auszeichnung erhalten, so wird's auch des Wald­meisters Schade nicht sein.

Der Kampelherr selbst war dem Monarchen entgegen gefahren, um ihn am Eingange des Gaues zu empfangen. Die erste Frage des Kaisers war nach der Bevölkerung, wie die Berhältnisse der Landwirthschaft bestellt seien und wie es im Gebirge wit dem Bauernstande stehe?

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greifen und uns vielmehr mit jener heiteren oder seltsamen That fache beschäftigen, welche die Zensoren in Ausübung ihres Amtes mittels des berüchtigten Rothfiiftes geschaffen. So durfte z. B. der in Goethe's  " Egmont" den Brüsseler Bürgern in den Mund gelegte Ruf: Es lebe die Freiheit!" bis zum Jahre 1830 auf allen beut­schen Bühnen anstandslos ertönen, plöglich aber wurde er von der Leipziger Zenfur in anbetracht besonderer Umstände"- es war nur einer: die französische   Julirevolution aufreizend befunden, gestrichen, und den Brüsselern vorgeschrieben, fünftighin Es lebe ein uhiges Gewissen!" zu schreien. In demselben Jahrzehnt erschien eine Novelle, in welcher einer den andern fragte: Wo sind Sie Da nun geboren?" Und dieser antwortete: 3u Köln   am Rhein  ." gerade damals die sogenannten Kölner Wirren" zwischen dem Erz in der Erwähnung Kölns   eine Gefahr für die öffentliche Ruhe, strich bischofe und der preußischen Regierung waren witterte der Zenfor dieses Wort und jetzte- Nürnberg   am Rhein  .

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Der Name dieses Mannes wird zwar nicht genannt, allein ein sehr gewichtiger Umstand spricht dafür, daß es der Kölner   Polizei­rath Doleschall gewesen sei. Hat er doch im Jahre 1842 in der Rheinischen Zeitung  " die Ankündigung des Erscheinens der Ueber­fegung von Dante's" Göttlicher Komödie  " aus der Feder Philalethes  ' ( Rönig Johann von Sachsen  ) mit der Bemerkung gestrichen:" Mit göttlichen Dingen soll man teine Komödie treiben." In Frankreich   rettete man zuweilen auf merkwürdige Art die wohlanständigkeit. Ein Zensor hatte vor einigen Jahren in einem Stücke, worin eine Dame aus der Gesellschaft in einer glühenden zene ihren Geliebten tutte, das Du gestrichen und durch Sie er seßt, weil, wie der Zensor dem Dichter über Befragen erklärte, in der guten Gesellschaft Frauen ihren Geliebten niemals duzen. Unter dem dritten Kaiserreich wurde Labiche   eines Tages zum Zensor beschieden. Er hatte nämlich eine Komödie geschrieben, in welcher er eine der handelnden Personen mit bezug auf eine andere sagen ließ: Er ist rachsüchtig wie ein Korse."" Das kann man nicht stehen lassen, der Kaiser ist ja torsischen Ursprunges."- Nun gut," erwiderte Labiche  , so sehen Sie: rachfüchtig wie ein Spanier."" Herr," braufte der Bensor auf," Sie vergessen