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Weg'n dem ist's nit, Bater! I brauch Eurne Ronsenz den Dünen" mit der prächtig plastisch vortretenden Gestalt des nit, i bin mündig!"

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" Ja- richtig, dös bift. Aber nacher nimm i mir auch noch a Frau und enterb' Dich, dös ist g'schworen!" " Vater, dös könn's machen, wie Ihr wollt, was liegt mir an dem Vermögen's hängen eh' schon Flüch' und Thränen g'nug dran! Nehmt mir alles, aber verzeiht Eurem ver­irrten Sohn. Vater, der Sebald hat unschuldig büaßter ist für mich eintreten, denn i bin's gewesen, wo bei dem Treiben

war-!"

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Der Alte stößt einen erstickten Schrei aus: Du hast Dei'm Vater Wie - Haberfeld trieben- Du?" wahnsinnig stößt er den Sohn von sich und will aufspringen. Doch Lenz stürzt vor ihm auf die Knie und hält ihn im Stuhl feft. Bater, hört mich an nur' n einzig's Wort, i bin nit so schlecht, wie's aussieht wenn i's Euch nur sagen dürft'." Der Alte wehrt sich mit aller Kraft gegen die um­flammernden Arme des Flehenden, aber der läßt ihn nicht los: Nein, Vater- Ihr müßt mich hören- stoßt mich nit von Euch. Ich will's ja guat machen- Pfleg' und Treu denkt an Euer eigene arme Seel', Vater, und daß unser Herrgott mit Euch auch Erbarmen haben muß."

mit aller

Was, auch noch a Bußpredigt?" schreit Bissinger, scher' Du Dich um Dei eigenes Seelenheil, Schandbub', i hab' mi nix z' fürchten."

( Schluß folgt.)

Große Berliner   Kunfaustellung.

II.

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Alten, das Altmännerhaus in Amsterdamm", das Münchener  Bierkonzert, die Konfervenmacherinnen", die holländischen Land­schaftsstudien beweisen hinlänglich, welche Kraft der Charakteristit, welches Vermögen, sich in den herben Reiz einer Landschaft zu versenken, in diesem Künstler steckt.

Zu anderen Vorstellungen führt die zweite bedeutsame Sonders ausstellung von José Villegas, dem spanischen Künstler, der in Rom   lebt. Billegas ist einer der geschätzteften und meist bezahlten Maler der Gegenwart. Seine Eigenporträts und Szenen aus des Künstlers Hause geben eine treffende Vorstellung von dem im leppigen, im Glanz waltenden Manne. Leuchtende Wärme und Farbenluft, den bewegten Reiz und die Feierlichkeit südländischer Rathedralen liebt er. Eine Studie Sozialistische Vorversammlung für den 1. Mai" wird hoffentlich auch besonderes Interesse erwecken.

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Minder reich, aber nicht minder beachtenswerth sind die Studien eines zweiten Spaniers Benliure y Gil( Rom):( Stizze zu den Flagellanten", bittender Chorknabe zur Erhaltung dieses Tempels, Stiergefecht. Die Sonderausstellung von Arbeiten Carl Becker's  , des Shrenpräsidenten der Berliner Akademie, in einem der Mittelsäle Eine vergangene lentt völlig vom Kunſtleben der Gegenwart ab. Epoche spricht aus diesen Bildern; die Malerei war nicht Selbst­zweck. Man begnügte sich nicht, einen Naturausschnitt, irgend einen Vorgang mit eigenen Augen zu sehen. Man verwarf die wilde Unordnung der Natur" und komponirte zu Jdeen und Texten von Dichtern oder gestaltete selbst geniale Novellen. Becker's funstgeschicht­liches Verdienst war auf Berlin   beschränkt. Nach Berlin   brachte er feinerzeit aus dem Süden wiederum etwas Farbenfreude mit. Es war foweit gekommen, daß das stumpfe Auge vor jedem fräftigeren Kolorit erschrak. Ein Böcklin wäre damals wohl als kompletter Narr betrachtet worden. Viel besser ging es ihm in Berlin   ohne dies nicht, als er mit seinem foloristischen Genie später hier auftrat. Altbekannte Gemälde Becker's sind in der Sammelausstellung wieder Raiser Karl und Don Juan d'Austria, In der Bildergallerie u. a. m. Charakteristisch ist es, daß diese Gemälde sich nicht zu­nächst an die naive Sinnenfreude wenden, sondern daß fie mannig­fach ein gelehrtes Publikum" im Auge haben, das seine Dichter fennt oder wenigstens nach einer Erläuterung zu dem Vorgang auf dem Gemälde sucht. Einer der fleißigsten und sicher auch einer der begabtesten unter Hamburger von Geburt. Auch er hat eine nicht sehr umfangreiche Sammelausstellung von Bildern veranstaltet. Die Arbeitslust Dett­mann's und seine Fruchtbarkeit tragen mitunter die Merkmale der bloßen Geschäftigkeit. Mit der Fülle steht nicht immer die Kraft der Konzentrirung im Einklange. Die ewige Unruhe, das Sprung­hafte im Schaffen ist überhaupt eine Gefahr in der Kunst­entwickelung Berlins  . Neuerdings macht bei Dettmann das Be­streben sich deutlich, die Landschaft zu idealisiren, sie mit füßer Poesie zu umhüllen, so in dem Gemälde Frühling überall"," Säe­mann und Regenbogen".

vereinigt, so Kaiser Karl V. bei Fugger, Othello und Desdemona,

war wirklich ein Stück für sich selber. Rein fremder Ton störte dem jüngeren Nachwuchs in Berlin   ist Ludwig Dettmann  , ein

Da die künstlerische Ausbeute so wenig ergiebig, ist unser Thema rasch erschöpft. Gewiß ist es dankenswerth, Sonder ausstellungen von Werfen einzelner Künstler zu veranstalten. Die Jdee hat ein Meiffer wie Lenbach längst erfaßt und er wußte fie in mustergiltiger Weise zu lösen. Ein Saal von Lenbach in München  lud zum Verweilen ein. Man war durch Unruhe nicht verwirrt. den Gesammteindruck; man glaubte sich in einem Raum, den ein Kunstliebhaber mit aller Liebe und Sorgfalt angeordnet habe. Bei uns in Moabit   befieht im allgemeinen die Gefahr, daß man mitunter die Ehren einer Sammelausstellung zu wohlfeil ver­giebt und daß es selten gelingt, einen völlig in sich abgeschlossenen, intimen Raum zu schaffen.

Der tüchtige Friese und Paul Meyerheim   sind ebenfalls mit kleineren Sammlungen vertreten, mit Thierstücken zumeist, ihrer Spezialität.

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Die bedeutsamste der gegenwärtigen Sonderausstellungen ist diesmal dem Maler Mar Liebermann gewidmet, diese Schau wächst weit über das Niveau der Gesammtausstellung hinaus. Mit Berlinischer Kunst, wie man sie im Durchschnitt versteht, hat das Werk Liebermann's nicht allzuviel gemein. Spät ist Liebermann  in seiner Baterstadt Berlin   nach seinem Werth erkannt worden. Längst war er in Paris   gewürdigt, wo sein Talent Richtung Sonst stimmt der Gesammtcharakter der Berliner   Ausstellung und Ziel empfing, als man in Berlin   noch zu sagen liebte: " Einfach scheußlich!" Hente hängen Arbeiten von Liebermann   in der arg herab. Durch ganze Säle fann man wandern, ohne die leiseste Nationalgallerie; man streitet nicht mehr um Liebermann  ; seine Anregung zu empfangen. Die Repräsentations- Malerei blüht, aber Stellung im fünstlerischen Leben unserer Tage ist fest begründet; bei ihrem Glanz fröstelt man. So geht es bei den akademischen mögen auch die neuesten künstlerischen Strömungen über den ein Werken Werner Schuch's  , so aber auch bei den Arbeiten der den Riesengemälden eines eines Westfalen und dringlichen Naturalisten hinweggegangen sein. Durch äußere, glück Jungen, bei liche Lebensumstände, wie durch eine besondere, nie beirrende Energie Pape( ,, Vale senex Imperator", Beerdigung Wilhelms I), war Liebermann   befähigt, in der Kunst ein internationales Amt zu Jubelfeier im Weißen Saale, Januar 1896", so bei der Von Werner's im Ehren­üben. Er durfte warten; er brauchte ja nicht zu verkaufen, um zu glatten Hofgeschichte Anton leben. Er konnte in der Heimath Spott und Galle   vertragen, faal und so bei Eich st a dt's deflamatorischen Ersten Heldenthat des Eine arge Schönmalerei, empfand und wußte er doch, wie überall im Ausland durch das Prinzen Wilhelm bei Bar sur Aube." Mittel des Materialismus, der Eigenheit, die Natur und die platt und geleckt, droht in der Porträtkunst einzureißen, so daß die Menschen in ihr wiederum in freiem Licht und nicht in fernfeste Solidität May Korer's unter den Riesel und Sichel bis neuen zu Betty Wolff( die das Rautendelein der Frau Agnes Sorma   malte), fünstlich arrangirter Atelierbeleuchtung zu beobachten die tünstlerischen Ideen zum Sieg gelangten. Daß eine Reaktion gegen schon sich besonders abhebt. Auch die Landschaftsmaler sind müde die völlig erstarrte alte akademische Kunst nothwendig war, das geworden. Versuche, wie die Walter Leistikow's  ( Waldteich im sehen heute selbst erbitterte Gegner der naturalistischen Kunst ein, Grunewald  ), ganz persönliche Versuche, die eigene Phantasiestimmung die sie sonst pedantisch und spröde schelten, und giebt man diese in die umgebende Natur zu tragen, sind ganz vereinzelt. Hendrich Nothwendigkeit einmal zu, so wird man auch Künstlererscheinungen spinnt sich völlig in Romantit ein. Unter den Berliner   Zeichnern hingegen regt sich beachtens wie die Liebermann's, begreifen. An seinem Werk hat vielleicht Vor allem ist der innig poetisch empfindende leidenschaftliches Wollen mehr Antheil als ursprüngliche Kunstwerthes Streben. begabung. In seinem stillen Mühen war Liebermann   ein heißer Hans Looschen   da, Baluschek   und Brandenburg   von den Kämpfer. Davon predigen auch die Studien und Bilder im Saal Jüngsten haben ein paar interessante Studien ausgestellt, und Liebermann  . Jegt wird taum mehr einer sich der Einsicht verschließen, üttner als Rarrifaturenzeichner ist gewiß nicht zu verachten. daß dieser Maler, der bestimmt ist, neue internationale Kunstideen Ziemlich dürftig gerathen ist die Abtheilung für Stulpturen. nach Deutschland   zu tragen, zugleich ein eminenter Rönner ist. Man Hier ragt Gustav Eberlein   mit seiner Sonderausstellung ganz mag über den Naturalismus denken, was man wolle, er ist ein namhaft hervor. Nicht wegen seiner monumental geplanten Ent­funstgeschichtlicher Faktor; man mag über die Arme- Leut- malerei die würfe( Gruppe zum Reiterstandbild Wilhelms I.), sondern wegen Nase rümpfen, sie war ein Zeit- und Kulturdokument. Die Wahr feiner anmuthvollen, mit Grazie erfüllten Bildwerke. Selbst der da Souza( als Falstaff) heitssucher, die in die freie Natur gingen, fanden eben Bitterfeiten Büfte des portugiesischen Sängers da Souza Auch mit dekorativ maleri­auf dem Wege und auf dem Acker und in der Werkstätte saben sie ist humorvolle Anmuth gewahrt. tam Eberlein diesmal. E2 ist für ihn die Bekümmerten und Abgearbeiteten. Es ist schade, daß ein Haupt- fchen Studien werk Liebermanns," Die Negeflickerinnen"( Eigenthum der Hamburger ein Versuch auf ungewohntem Gebiet. Es ist manche durchaus Gallerie) nicht in die Sonderausstellung tam. Aber der Mann in Itüchtige Arbeit in den Skulpturen- Hallen, wie Lederer's Entwurf in

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