Müerhaltuligsbtatt des Horwürls Nr. 162. Donnerstag, den 19. August. 1897. (Nachdrvl! v«rb»le«.> Die Schuldige. Von C. Biebig. Sie lachte grell:Hüb. gelt? Dnhste Dech ferchten« ech däht Der erscheinen im Schlaof on Dech verfolgen in de Ewigkeit?! Sei ohne Sorg, ech giehn net in't Waasser dem annern ze lief!" Ein unbeschreiblicher Zug von Schmerz und Hohn zitterte um ihre Lippen.»Furcht dech net, ech maachen der kein Onverlägenhat Tan bis dan Vadder von mein Kind, on dat liewen ech, daodreiu es mer ales gäwen, wat Seligkeit haaßt on sein ech drum verdammt l Ech giehn, Lorenz, sei ruhig!* O du mein Heiland!* Der Bursche stöhnte laut.»Barbe  , Dau duhst mer e su laad, ech sein der e su gnd, äwer ech kann Tech doch net heiraoden, de weißt, dän Vadder brächt' mech om on kein Geld im Sack, neist, gaor neift o je, o je!* »Jao, wat ech saon wollt" des Mädchens Augen bohrten sich plötzlich eindringlich in das Gesicht des Mannes »dat De mech net heiraoden kanns, waaß ech,!han eck ge- wüßt, ehnder ech äwer, wat saot Dein Vadder heut? Da» karesserst met dem Anna? Laoß dat bleiwen, ech raoden Der! Mech heiraodste net. Tan kanns net, äwer en annerc ne?' In wahnsinnig ausbrechender Heftigkeit stieß sie das»Ne* fast schreiend heraus, sprang vor und krallte ihre Finger in den Rock des Burschen. Sie rüttelte ihn hin und her, daß er zitterte wie ein schwankes Rohr. »Ales, ales hau ech for Dech gedahn, duhn ech; ech giehn, ech reden net, ech äwer heiraoden eu annre ne, dal därfste net, bat därfste net, ech* Sie schüttelte ihn wild und ballte dann die Fäuste.»Liewer sehn ech Dech dud vor mer, als dat ech Dech ener annern laoß Hörste, Lorenz Lorenz!" Die Stimme erstickte ihr, dumpf stöhnend ließ sie sich auf den Beltrand falle» und verbarg das Gesicht in dem groben Kiffen. Regungslos stand dtr Lorenz, er war todtendleich geworden und sah sich ängstlich uni er öffnete den Mund und schloß ihn wieder, nun kam es stammelnd über seine Lippen.- »Barbe  . um Gotts willen schrei net e su, mer könnt et auswennig Heren l Dat de mein Schatz bis, waaßte doch ech ech* »Stotter net, sag kurz cm bünuig:ech heiraoden kein annre*, sonst* Das Kiffen war zu Boden geschlendert, wie eine zum Sprunge bereite Katze stand ihm die Barbe gegenüber und starrte ihm mit den großen wilden Augen imheimlich ins Gesicht. Der starke Bursche stand wie gebannt, ohne Regung, er wagte nicht, den Blick von ihr zu wenden. Es grauste ihn. Er hätte sie fortstoßen mögen, davonlaufen,»ver weiß wie weit er konnte nicht. Die Arme hingen ihm wie gelähmt am Leibe, der Athem ging ihm zitternd. Schweiß trat auf seine Stirn. Kuck mech net e su an kuck mech net e sn au!* Er­preßte die Augen krampfhaft zu und hielt sich noch schützend die Hand vor.»Ech Halen et net aus, Dan bis e su graulich!* »Jao, gelt?' Sie lachte wie eine Wilde in höhnendem Triumph, sie lachte, daß das grobe Hemd von ihren Schultern glitt und das lange Haar über ihre Brust fiel. Mit einer heftigen Bewegung schlenkerte sie die Strälznen zur Seite ,uid riß das Hemd heraus; ihre Zähne blitzten in dem graugelben Laternenschein. Sie lacht«, lachte, dabei liefen ihr die Thräuen über's Gesicht. Lorenz!* Der Bursche fuhr zusammen. Sie ergriff seine Hand und riß ihn mit sich in die Ecke an ihr Bett, darüber tin buntes Marienbild und ein porzellanenes Weihwafferkesselchen hingen. Sie wies mit dem Finger hinauf. »Bei der Alerheiügsten schwör' mer't, dal De dat Anna net heiraods on aach kein annere»et schwör' mer't!" »Barbe  , ech kam: net. laoß mech!" Er suchte sich los- zumachen und nach der Thür zu entweichen, sie hing sich an ihn mit ihrer ganzen Schwere, eine eiserne Gewalt schien in ihren Armen zu ruhen. »Ech laossen Dech net, schwör!" »Barbe  , laoß mech!" Der Bursche krümmte sich. »Tau schwörst. Tau saost:»Ech schwören bei der Mer« heiligsten, bei meiner ewigen Seligkat, ech heiraoden dat Anna net ou aach kein annre" nau saag't!* Ihre Stimme klang leise, raunend, und doch wie Erz; wie Hammerschlag fiel jedes Wort. Ihre Hand hob die des Mannes in die Höhe:»Bei der Alerheiligsten, ech schwören* »Barbe  , Barbe!* »Bei der Alerheiligsten, ech schwören Unbeirrt, mit eiserner Festigkeit klang die Stimme der Barbara, mit ver- zehrendem, sich einbohrendem Feuer hingen ihre weitgeöfsueten Augen an den Zügen des Burschen.»Nau, saog et! Ech schwören bei der Alerheiligsten* »Ech schwören bei der Alerheiligsten bei meiner ewigen Seligkat" der Lorenz lallte nur soech heiraoden dat" Er stockte. »Ech heiraoden dat Anna net o» aach" Ech heiraoden dat Anna net on aach* Kein annre* Kein annre!' Dan has geschwor!" Dumpf fiel eS von des Mädchens Lippcir. Der Mann schreckte zusammen wie ein Nachtwandler, den ein jäher Ruf erweckt; er starrte Barbara an und streckte dann plötzlich mit einem Laut, halb Wulh, halb Begehren, die Arme nach ihr ans: Eweil eS aleS hin, zur Höll dermit, komm, küß mech!* Er riß sie an sich wie ein Trunkener und preßte in stammelnder Raserei die Lippen auf ihr Gesicht, ihren Hals, ihre Schultern, daß es schmerzte.»Dan Dan!" Erst wehrte sie sich, stemmte die Faust gegen seine Brust und stieß ihn zurück; er umfaßte sie wieder mit wilderem Druck:»Jetz mußsts!" Er bebte» sein Athem keuchte.Ale» hin!"--- Der Vorabend des ersten Mai war da. In den dunkele» Büschen zur Seite der Kyll   schlugen die Nachtigallen, schmelzeud und lockend, fast zu laut und trinmphirend für die stille Nacht. Der Wald lag unbeweglich, keiu Wind rauschte in den boden Wipfel». Das Dorf Ehrang  schlief, selten noch in einer Gaffe matter Lichtschein; da wachte jemand in Krankheit und Kümmerniß. Lautlos strichen die Fledermäuse in unsicherem Geflatter um Dächer und Schlote. Hier und da im Schatten eines Haufes, in einer tiefen Thür- nische, ein eng aneinander geschmiegtes Paar; sie küßten sich, sie flüsterten sonst kein Laut. Es ging aus Rtitternacht. Der Pfalzelhof lag wie ein regungslose, schwarzer Klumpe» im matten Slernenlicht, da knurrte leise der Hund au der Kette; eine flüsternde Stimme beschwichtigte ihn, er verlroch sich winselnd. Das Hoslhor ward vorsichtig geöffnet, zwei Ge- stalten traten heraus. Der Mann trug einen Packen unterstn Arm. das Weib schleppte sich mühselig allem vorwärts. Sie schritten langsam, ohne zu sprechen, dem Dorf zu; hinter den letzten schützenöen Büschen standen sie still. Gottlob, ercms sein mer!* klang es tief anfathmcnd; eS war des Lorenz Stimme.Elhei Barbe, hol Dein Packasch, ech giehn nau zerick, et könnt ans wän atttaperen!* Gis här." Die Barbara streckte die Hand ans und riß den Packen an sich.»Maach eweil, dat de häm kömmst, ech brauchen Dech net!' Barbe,  * der Bursche ergriff des Mädchens Hand, sie fühlte sich an wie Eis.waaß Gott  . Barbe  , et duht mer e su grausam lad. Biste mer bös?* Re.* Maach«weil, Barbe, dat De ze Deiner Tant kömmst, ech sein gestern Aivend bei der�alden Katrein geweft, se wird Dech ufnehmen" fuhr der Lorenz dringlicher fort,on e su bal als De kanns, maach dat De ruf kommen buhst in de Genoseva- höhl, dao kommen ech zu Der. Ech schaffen der wat De brauchst, on e su bal ech Geld haon, bringen ech et Der, dann wachste nach Trier  ;«loa suchst« sor dat�Kind e» Nnnerkonft on