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Stellen den Erdboden ein wenig eindrücken, worauf er beim Vorüber-| Produktion die Theologie mit 6758 neuen Büchern, während ziehen des Marimums und dem Nachlassen des Druces sich wieder in letzten fünfjährigen Zeitraum die Pädagogik die mit einer Hervorbringung von 14 127 Büchern etwas hebt, so daß die regelmäßigen Pulsationen, die langgestreckten Führung übernommen hat. Damals stand die Pädagogik mit flachen Erdwellen entstehen. So sehen wir, daß der Erdboden, weit entfernt, starr und neuen Erscheinungen an zweiter Stelle, welche jetzt von der Juris unbeweglich zu bleiben, in dauernder zitternder Erregung ist, gleich- prudenz mit 10 808 Büchern eingenommen wird. Hart dahinter wie das Wasser des Weltmeeres. Während aber unsere groben folgt die Theologie mit 10 797. Die sogenannte schöne Literatur ist Sinne ansreichen, die Wellenbewegung des Wassers in unmittelbarer von der dritten auf die vierte Stelle herabgesunken. Sie betrug Weise wahrzunehmen, find die Wellen der Erde nur dem geistigen 1856-1861 4632, in dem letzten Zeitraum 9033 Nummern. Die Auge erkennbar, das mit den feinsten Instrumenten, den größten ganze Bücherproduktion belief sich in den vierzig Jahren auf nicht Wunderwerken der modernen Präzisionsmechanik und den besten weniger als 542 351 Werfen, unter welchen der Löwenantheil mit Hilfsmitteln der fortschreitenden Erkenntniß ausgerüstet ist.- 74 278 die Pädagogik für sich in Anspruch nimmt; am bescheidensten B. Borchardt. war die Philosophie mit mur 5586 Büchern.

Kleines Fenillekon.

Theater.

Die Freie Bühne, die schon seit mehreren Jahren nichts mehr von sich hören ließ, führte am Sonntag auf der Bühne des Deutschen   Theaters zwei junge Autoren ein. An der Spitze der Wem gehört die Katz? Der Hann. Cour." erzählt: Freien Bühne steht seit einigen Wochen Ludwig Fulda  . Dieser Stand da in einem hessischen Städtchen an einem schönen Nach- Bühnenschriftsteller, der im Grunde seines Wesens ein stillvergnügter mittage ein biederer, wohlbeleibter Meggermeister breitſpurig an Lobredner gutbürgerlicher Behaglichkeit ist, und die Freie Bühne seiner Ladenthür. Ihm zu Füßen spielte ein allerliebstes fleines das giebt einen seltsamen Zusammenklang. Indessen ist die Freie Käßchen. Es war eine rührende Idylle. Doch mit des Geschickes Kampfstätte mehr; das junge Boeten

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Mächten Plötzlich stürmt hoch zu Stahlroß ein Jüngling Bühne längst feine Kampfstätte mehr; es greint und jammert;

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heran, ein Rud! ein Krach! und Roß und Reiter geschlecht ist wieder manierlich. cs scheut bor   dem harten Leben ängstlich zurück zurück und lagen auf der Erde. Das arme Kätzchen streďte entfeelt lieber bewegt sich in dämmerhaften und Stimmungen alle Viere von sich der Radler hatte es überfahren. Träumereien. Die jüngste Poesie ist durchaus müder Ent In düsterem Schweigen und mit grimmigen Blicken musterte fagung voll. der biedere Schlächtermeister den unglückseligen Sportsman, der dastand, als als ob er nicht bis drei zählen könnte. Endlich erholte er sich von seinem Schrecken, stammelte unzählige Entschul­digungen und sagte dann zum Mezgermeister, der immer noch in düsterem Schweigen verharrte: Wisse Se was, Maaster, ich kann ja doch deß arme Käti net mehr lewendig mache, awwer wir drinke jezt e gut Flasch Wein zusamme!" Und sie wanderten selbander zur nächsten Kneipe und tranken eine Flasche und noch eine Flasche, bis sich das Gesicht des gestrengen Meggers wieder aufheiterte zur Freude des Unheilstifters. Der Radfahrer bezahlte die nicht kleine Beche und zog erfreut von dannen. Als er gerade im Begriff war, fein Stahlroß zu besteigen, zog ihn Freund Meggermeister zur Seite und sagte in bedauerndem Tone: Ei, wann ich jezt nur wißt, wem deß dumme Vieh gehörn dhetl"

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Beide Autoren, die am Sonntag zu Worte kamen, find noch sehr jugendlich. Ernst Hardt   lebt in Berlin  , v. Hoffmanns­thal( Loris) ist Wiener. Der Wiener gab nur eine Szene, die er Madonna Dianora" nennt; aber mit dieser Szene schlägt er das Drama" Todte Zeit" von Hardt. Nicht durch dramatische Schlagkraft, denn Hoffmannsthal's Weise ist von Ihrischem Stim­mungsreiz; zart, versonnen, ist seine Art; er ist nicht von dem Holz, aus dem man die Bühneneroberer schnitt. Seine feine Manier wird vielleicht überschätzt. Aber in seinem bitter süßen Gedicht von der frevelnden Madonna spürt man künstlerisch­sinnlichen Athem; und den vermißt man so sehr in den trockenen Abstraktionen der Todten Zeit".

Eine dramatijirte Ballade nannte Hofmannsthal   ursprünglich seine Madonna Dianora". Aber die echte Ballade liebt, wie das -f. Die Personenbeförderung in London  . Bekanntlich besitzt Volkslied, Inappe, sprunghafte Ausdrudsweise. Erst zum Schluß London   neben seinen als Ringbahnen angelegten Untergrundbahnen wird das Gedicht Hofmannsthal's   balladenhaft; sonst verweilt es noch verschiedene andere Eisenbahnlinien, die ganz oder theilweise bei umständlicher, leid- und freuderfüllter Thrischer Schilderung. dem Stadtverkehr dienen. Auf diesen verschiedenen Eisenbahnlinien Wie ein Schattenbild fast huscht die Geschichte der Frau Dianora wurden im letzten Jahre insgesammt nicht weniger als 401 Millionen vor dem Zuschauer vorüber. Madonna Dianora wartet in Liebes­In ihrer Ver­Menschen befördert. Dazu kommen nun noch 172 Mill. Menschen, extase in heimlicher Nacht auf ihren Geliebten. die mit den 1152 Wagen der Omnibusgesellschaft, und ferner noch zückung achtet sie das Verderben nicht. Ihr finsterer Gatte hat ste rund 150 Mill. Menschen, die mit den 1378 Wagen der Straßenbahn- überrascht. Frau Dianora wird von ihm erdrosselt. Mit ihren Gesellschaft befördert worden sind. Außerdem beförderten aber die Tönen vibrirender Leidenschaft wußte Frau Dumont besonders anderen Omnibusgesellschaften noch rund 158 Millionen Menschen, zu ergreifen. so daß sich die Gesammtzahl der im letzten Jahre beförderten Personen auf 881 Millionen beläuft! Welch' ungeheurer Verkehr in London   herrscht, wird auch noch dadurch illustrirt, daß nicht weniger als 12 491 Droschten vorhanden sind.

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Ernst Hardt's  " Todte Zeit" ist das Werk eines noch ganz unselbständigen, ungereiften Geistes. Der späte Jbsen, der Thrisch­sputhafte Maeterlinc, Gerhard Hauptmann   in seinen empfindungs reicheren Dramen, das alles schwebt dent jungen Autor vor und gährt wirr durcheinander. Es giebt keine rechte Anschauung von den Spuren individuellen Lebens, die vielleicht in Herrn Hardt tecken mögen, und man fragt sich: darum das Massenaufgebot der Freien Bühne? Darum hat man Erwartungen geweckt, als geschähe etwas Besonderes? Wenn Fulda   noch einmal einen ähnlichen Ver­such macht, ist es sicherlich um die mageren Reste des früheren An­sehens der Freien Bühne geschehen.

Ein sonderbares Gesetz. Sonderbar in seiner Art ist das sogenannte Unkraut- Gesetz im Staate Wisconsin  . In einigen Theilen der Holzregion des nördlichen Wisconsin   hat man einen neuen Blan ausgeheckt, um den Landeigenthümern Geld abzuzwaden. Das Gesetz betreffs schädlichen Unkrauts erlaubt dem Unkraut- Kommissar, nachdem er den Eigenthümer benachrichtigt hat, selbst nach den be­treffenden Ländereien zu gehen oder sonst jemand hinzuschicken und das schädliche Unkraut auf dem Lande zu zerstören. Hierfür werden 2 Dollars den Tag berechnet, und diese Summe wird mit den Steuern der Ländereien kollektirt. Im nördlichen Theile von Wisconsin   fernab von Landstraßen und Farmen, sind tausende von Aeckern, die voller Unkraut stehen, und die Rechnung, die der Kommissar für das Aus­jäten von schädlichem Unkraut auf einem Stück Land von 40 Acker einreicht, ist oftmals größer, als die ganzen 40 Acer   im Marktwerthe hat, wie der junge Vockerath in den Einsamen Menschen" Kosten.-

Literarisches.

- Die literarische Produktion Deutschlands  in den legten vierzig Jahren hat der Statistiker Professor Hickmann für die Jahre vor 1856 bis 1895, nach Fächern in Zeit­abschnitten von fünf zu fünf Jahren geordnet, in einer graphischen Tafel festgestellt. Es geht daraus hervor, daß die Literatur in den einzelnen fünfjährigen Perioden sich ungemein vermehrt hat; sie war in dem Zeitraum von 1856-60 nämlich in 44 398 Büchern ver­einigt, während die letzte Periode von 1891-95 deren nicht weniger als 109 778, d. h. also fast 21/2 mal so viel hervorbrachte. An diefer Vermehrung haben den größten Antheil die Bau- und Ingenieur­Wissenschaft und die Heilwissenschaft genommen, deren Produktion sich 1891-95 gegen 1856-60 mehr als vervierfachte. Auch die Kriegs­wissenschaft hat eine fast um das 38/ 4fache größere Menge von Büchern hervorgebracht, für Handel und Gewerbe stieg die Bücher­zahl um das 31/ 2fache, für die Kunst um mehr als das 314 fache, während die Rechts- und Staatswissenschaft sich verdreifachte. Am bescheidensten waren die Geschichte und Theologie, welche Fächer ihre neuen Bücher noch nicht einmal ganz um das 1/ 4fache ver­mehrten. 1856-1860 stand an der Spige der literarischen

Der Charakter des Hardt'schen Dramas ist völlige Verzagtheit, ein ewiges Wimmern. Vier Menschen, die bei lebendigem Leibe innerlich abgestorben sind, bilden die Träger der Handlung.

Günther Vollmar und sein Weib Estelle leben auf einer süd­deutschen Besitzung alt einem tieftraurigen See, dessen Melancholie tödtlich ist, nebeneinander. Das Feuer ist in ihnen erloschen; Vollmar, einst ein hochstrebender Denter, Arbeitsmuth und Lebenslust verloren. Er brütet nur vor sich und träumt und starrt in den See. Sein Weib ist haltlos geworden, in sich zusammengebrochen, von hysterischen Angstgefühlen gepeinigt. Neben diesen Menschen stehen Dora Gordon und Alexander Wiegand. Beider Lebensschicksal gleicht sich. Dora hat sich für Günther Vollmar, Wiegand für Estelle geopfert. Beide haben gerungen, ehe sie ihrem Lebensglück entsagten. Beide hatten mur die Sehnsucht, Günther und Eſtellen glücklich zu wissen. Und nun sehen sie die völlige Auf­lösung. Auf Beide wirkt aber der schreckliche Eindruck verschieden. will Dora vermitteln; im frommen Betrug" will sie ein Scheinleben der Gatten aufrecht erhalten. Wiegand, der Mann, will dem Gatten rücksichtslos die Wahrheit und mir die Wahrheit bekennen und die unglückliche Estelle von ihm zurückfordern. Aber die Ents träfteten vertragen die Wahrheit nicht mehr, weder Estelle noch Günther, der sich in den See stürzt." Todte Zeiten" find für Alle herein­gebrochen.

Nach dem zweiten Aft wurde der Autor gerufen. Im übrigen nahm das Publikum die Sache nicht allzu ernst. Schade um die luge schauspielerische Arbeit der Herren Sauer( Bollmar) und Rittner( Wiegand), ohne die es wohl noch schlimmer hätte kommep tönnen.