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blinder Wuth verfolgen. Wie soll er denn den Boden von Ungeziefer fäubern, wenn er ihn nicht hier und da unterminirt? Aber fte haben immer den Wühler gehaßt wegen der paar unschuldigen Zerstörungen, die er anstiftet; daß aber ihre ganze Saat und Ernte ohne ihn von Engerlingen, Schnecken und anderem Geschmeiß vernichtet würde, das vergessen sie ihm, die Undankbaren.
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Kleines Feuilleton.
cd. Unbeabsichtigt. Ein Frömmler gab eine Gartengesellschaft und hatte dabei, um die Gelegenheit nicht unbenutzt vorübergehen zu lassen, einen Tisch aufgestellt voller Traktätchen und sonstiger Von neuem grub er den Maulwurf aus der Erde heraus, aber frommer Schriften. Ein Plakat mit großen Buchstaben war oberes war unmöglich, ihm eine nach oben gerichtete Gesinnung beizus halb des Tisches befestigt und lud die Vorüberwandelnden ein:„ Es bringen. Sofort strebte er mit der Hartnäckigkeit des Fanatikers wird gebeten, hiervon ein Andenken mitzunehmen. Sie können feinen danach, seine Wühlarbeit fortzusetzen. Er dachte gar nicht daran, Schaden thun, wohl aber viel Gutes." Ein Witkopf, der sich unter wegzulaufen oder kraftlos den Widerstand aufzugeben, sondern den Gästen befand, brachte es fertig, das Plakat unbemerkt von streckte sofort den Rüssel und die Grabfüße scharrend in den Boden. seinem Platze zu entfernen und an einem Pfirsichbaum zu befestigen, Herr Tanzmann grub ihn dreizehn mal wieder aus und dreizehn der ganz beladen war mit den schönsten reifen Früchten. Es braucht mal bohrte sich das Thier mit derselben Ausdauer in den Eand. wohl nicht besonders gesagt zu werden, daß, als die Gesellschaft Das merkwürdige dabei war, daß sein schwarzes fammietnes Fell fort war und der Wirth seinen Garten in Augenschein nahm, er den bei diesen Prozeduren nicht den geringsten Schmutzfleckt zeigte. Traktätchentisch unberührt, seinen Stolz aber, den Pfirsichbaum, Aeußerlich und innerlich unantastbar ging der Maulwurf aus dieser seiner lockenden Früchte völlig beraubt fand. ftrengen Brüfung hervor. Herr Tanzmann zog den Hut vor ihm- freilich nicht tief, weil es falt war und ging zufrieden weiter. Der Birkenweg führte an einer ziemlich freisrunden Erdvertiefung vorüber, die, plötzlich mitten in der Landgegend, den Eindruck eines künstlich gegrabenen Kessels machte. Sie mochte wohl etwa 30 Meter im Durchmesser haben, und da ihre Ränder ringsherum dicht mit Bäumen bestanden waren, so war sie schon von weitem bemerkbar gewesen. Jezt sah Herr Tanzmann, daß dieser Kessel einen märkischen" Puhl" darstellte, einen fleinen Sumpf, der, von steilen Wänden eingefaßt und etwa 3 Meter unter dem Ackerland gelegen, mit Sumpfgewächsen überzogen war, mit gelbgrünem Sumpfmoos und immergrüner Andromeda und Torfbeere. Direkt am Ufer wucherten Erlen und Faulbaum, während weiter oben auf trodenem Stande Haselsträucher, Ebereschen, Weißdorn und Espen wuchsen. Auch ein paar Spindelbaumbüsche standen da und gewährten mit ihren farmoisinrothen geöffneten Samenkapseln, aus denen die dottergelben Körner hervorleuchteten, einen effektvollen Anblick. Wie fam aber diese Erdfentung überhaupt in diese ebene Gegend? Künftlich angelegt konnte der Kessel nicht sein, als Lehmgrube war er zu groß und zu gleichmäßig und was sollte er sonst für einen Zweck haben? Es mochte also wohl eine jener Spuren der Eiszeit sein, ein„ Riesentopf", wie ihn das Gletschereis der Alpen in den Boden bohrt und wie es jene vorzeitlichen Eismassen ebenfalls gethan haben mögen.
Das heißt, sagte der Wanderer zit sich, wir waren nicht dabei, Herr Tanzmann, als das geschah, und die Gelehrten auch nicht. Aber möglich ist es schon, und so lange wir keine andere Erklärung haben, müssen Sie sich eben damit bescheiden, Herr Tanz
mann!
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Die Juden in Tripolis . Dr. L. H. Grothe schreibt in der Geographischen Zeitschrift": Die ursprünglichen afrikanischen Juden, schon seit der Diaspora und der Ptolemäerzeit ansässig, finden wir am zahlreichsten in Tripolitanien . Nicht nur, daß sie in der Hauptstadt gegenüber den später eingewanderten spaniolischen Juden im Gegensatz zu den algerischen und marokkanischen Handelsplätzen die Ueberzahl bilden, selbst noch häufiger als in den Atlasbergen und in einigen Dafen Südalgeriens leben an der Küste wie im Hochland von Messellata, Rharian und Yefren starke Siedelungen solcher afrikanischer Israeliten. Sie haben sich an diesen Orten fast vollkommen der Lebensweise der fie umgebenden Bevölkerung assimilirt. So hausen sie in der Rhariangegend in den dort üblichen troglodytenartigen, in den Kalkstein bauten unterirdischen Wohnungen. Auch vom Ritual ist an solchen Stellen manches abgeschleift, im Widerstreit zu den orthodoxen Stadtjuden. Die tripolitanischen Judäer treten jedoch nicht nur als Matter, Geldwechsler und Händler auf, sondern auch als tüchtige Handwerker und allerdings seltener als Bodenarbeiter. Die meisten Schneiderwerkstätten, in denen die Kleidung der Eingeborenen gefertigt wird, befinden sich in jüdischen Händen. Weiterhin sind sie als Schmiede( so in der Ortschaft Hanuus, östlich von Tripolis ), ferner als Gold- und Silberarbeiter, als Sticker, Schreiner, Steinmeßen thätig. In den Küsten- Oasen widmen sie sich häufig dem Olivenhandel und der Delzubereitung, in den Bergen dem Weinbau und der Weinkelterung. Vor ihren Glaubensangehörigen in Algerien und Tunesien zeichnen sich die tripolitanischen Juden durch große Umgänglichkeit, Gastfreundschaft, Mildthätigkeit, Sanftmuth und regen Bildungseifer aus. An Körperschönheit, Selbstbewußtsein, und was das schlimmste, an Damit verließ er den Sumpf und ging auf dem Birkenwege Sauberteit stehen sie jedoch diesen Stammesangehörigen bedeutend weiter. Nach einiger Zeit verloren sich die Bäume, und der Weg nach. Ihre Orthodoxie grenzt ans Fabelhafte. Durch strenges Einwurde breiter und noch sandiger als zuvor. Der Boden nahm halten der rituellen Gebote, durch Bewahrung altväterlicher Gebräuche inmmer mehr den Charakter der Steppe an. Hier hatte kein Pflug sind sie nächst den tunesischen Juden in ganz Afrika bekannt. Bes mehr das Erdreich umgestürzt, hier wäre jede Aussaat verloren brückungen hatten die Jfraeliten Tripolitaniens von den türkischen gewesen. Auf dem dürren, mit fleinen Kieseln durchsetzten Lande Behörden verhältnißmäßig wenig zu erdulden, selbst unter den Carastanden die Reste einer armseligen Steppenvegetation. Die leeren manlis und den Korsarendeys wurden sie glimpflich behandelt. Die furzen Halme des Keulengraumengrases gaben dem Boden einen Regierung hat ihren ziemlich straff organisirten Gemeinden vollschmutzig gelben leberzug. Und so weit das Auge des Wanderers kommene Verwaltungsfreiheit belassen. Alle öffentlichen und privatan diesem trüben Tage reichte, so weit war diese trostlose dürre rechtlichen Angelegenheiten unterstehen den Rabbinern der JudenSteppe ausgebreitet. Hier und da stand ein einzelner verfrüppelter schaft. Diese vertheilen die Gemeindesteuern, vermögen Geldbußen und zwerghafter Kiefernbusch, der wie ein düsterer Schatten über wie auch Prügelstrafen zu verhängen. Sie befigen sogar ein Bann diesem öden Lande zu lagern schien. Weiterhin wurde die Boden- oder Interdittsrecht, das gegen widerspenstige oder freisinnige Mitdecke ganz und gar schwarz, ein steinkohlenfarbenes Schwarz, das glieder nach Belieben gerichtet werden kann. Dieser Bannspruch ist zus von einem dürren Moos herrührte. Wie ausgebrannt erschien die gleich auch von empfindlicher sozialer Wirkung, da den übrigen Religionsganze Oberfläche des Landes, so düster und traurig, als ob hier die genossen im Falle derselben jeder gesellige wie geschäftliche Verkehr mit dem Natur ein Bild hoffnungsloser Verlassenheit. hätte malen wollen. vom Interdikte Betroffenen untersagt wird. Ehen zwischen Jüdinnen und Diese schwarze Wüste war von einem fast unpassirbaren Sandiege Christen oder Jüdinnen und Mohamedanern und umgekehrt sind durchschnitten, es war einer jener unglücklichen Wege, die sich wider geradezu undenkbar. Sofort würde die vollständige, meist sehr zahlden Willen der Passanten bilden. Jeder suchte ihm zu entfliehen, reiche Anverwandtschaft der Abtrünnigen in der Erwerbsmöglichkeit indem er möglichst am Rande auf dem Moose ging, aber weil nun durch den Ban in strengster Form bedroht. Mindestens 8000 Juden jeder auf die Näuder trat, waren auch diese bald abgelaufen und der mögen Tripolis bevölferit. Das ist gegenüber ihren 35 000 Seelen Tockere tiefe Sand kam hervor, in dem das Fortkommen eine fürchter- beinahe 1/4 der städtischen Bewohnerzahl. Zahlreich sind sie auch in der liche Anstrengung war. Und so mieden die neuen Bassanten immer Meschiya- Dafe und in den übrigen Küstenzentren, namentlich in wieder den Sand und gingen alt den ncuen Rändern Sliten und Misrata . Im Gebirgslande fißen sie namentlich längs hin, und so würde der Weg breiter und breiter. In der durch die Nharianberge laufenden Karawanenwege und zwar in der Mitte freilich, in der keines Menschen Schritt mehr, den Ortschaften Terhrinna und ben Abbas. Das Wilajet Tripoli selbst kein Wagen mehr den Boden bewegte, siedelte sich von tanien dürfte zum mindesten 15 000 Jfraeliten bergen. neuem das Moos an. Dadurch entstanden parallele Wege, und jeder einzelne hatte wieder dasselbe Schicksal. Und so bildete diese Straße ein verwickeltes System von Wegen mit allerhand Verzweigungen, Bershmälerungen und Verbreiterungen. Herr Tanzman vergegenwärtigte sich im Geiste die Geschichte dieses Weges. Solange Menschen diese unwirthliche Steppe durchlaufen und durch fahren mußten, mochte dieser Kampf herrschen mit dem Wege, der anderwärts ein Freund des Menschen, hier seine Last und sein Fluch war. Aber diese unglückliche Sandstraße stimmte ganz zu der einförmigen traurigen Landschaft, zu der schwarzen Steppe, die an dem rauhen, trüben Novembertag trostloser war denn je. Herr Tanzmann wanderte nachdenklich über das dürre Moos. Der Tag wurde immer triber. Schon jetzt gegen 4 Uhr kam die Abenddämmerung. Und es dauerte nicht lange, so breitete sich das Dunkel der Nacht über die schwarze Steppe. - Curt Grottewig.
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Theater.
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Gin preisgetröntes Drama. Die Kommission der großen Ausstellung in Turin hatte einen Wettbewerb für das beste Drama ausgeschrieben. Eine große Menge dramatischer Arbeiten kamen vor die Preisjury. Drei eingereichte Stücke wurden der Ehre gewürdigt, im Teatro Bolyteama Gerbino vorgeführt zu werden. Als drittes und letztes wurde ein Drama zur Aufführung gebracht unter dem Titel„ Anima". Dieses dreiaktige Werk fand beim Bublikum stürmische Aufnahme und erhielt mit einstimmigem Botum der Preisjury den Preis von 2000 Lire. Der Name des Einsenders lautete Amelie Roselli in Rom . Der Wahrspruch der Preisjury und der Name der Dichterin wurden mit Jubel im Bublifum aufgenommen. Die Turiner Kritik rühmt die Schönheit. und Kraft der Sprache des Dramas und verkündet, daß dasselbe bald die Nunde über alle Bühnen machen werde.