Anterhaltungsblatt des Vorwärts

Nr. 226.2 nouns Isis at Freitag, den 17. November.

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( plos

( Nachdruck verboten.)

Bwischen zwei Scherzen. Erzählung von 2. Verni  .

Die graugrünen Olivenhügel, die hier und da durch einige dunkle Cypressen belebt wurden, die wellenförmig aufsteigenden Berge auf der einen Seite, auf der anderen der tiefblaue Himmel mit den steilen Gipfeln der carrarischen Felsen, vor ihnen die sonnenbestrahlte Ebene, die mit Villen besät ist, Florenz   mit seinen Türmen, dem hochragenden, alles be­herrschenden Dome, boten ein Schauspiel, das wohl des An­schauens wert war.

1899

befand sich auch Alberto, so daß Beppo ihm lachend sagte, als von einem neu Geadelten die Rede war:

Du sollst auch ein neues Wappen bekommen, mit ge­kreuzten Messern und Gabeln."

" Ja, und sehen wir einen Pfeil und Bogen ins Wappen, antwortete der Geneckte in demselben Tone, nur die Binde Augen. Behalte Du Dir den Dampf, ich halte es mit dem wird Dir geschenkt, denn heutzutage hat auch Amor offene Braten!"

Worten heftete er die Augen vielfagend auf Bianca, die Jedem nach seinem Geschmack..." und bei diesen neben ihm saß.

Als man nach dem Essen zu Cigarren und Cigaretten übergegangen war, sette man sich auf den Rasen, lehnte sich gegen Baumstämme, andere streckten sich der Länge lang ins Gras. Aber schnell machte sich die Stühle fühlbar.

Her mit der Musik."

Aber diese luftige Gesellschaft zog es vor, sich selbst an­zuschauen, die abgedroschenen Anekdoten zu wiederholen und auch in diese reine Luft zwischen die weißen Gänseblümchen So erschien der Alte mit der Orgel und dem Aeffchen. und frischen Veilchen ihr ewiges Modeparfüm zu tragen, Er spielte eine Polfa, dann einen Walzer, dann dieselbe Polka, den Ton der heißen Ballsäle und der eleganten Boudoirs. Nachgerade war das ihre Atmosphäre geworden, ihre natür- denselben Walzer. Die Töne der Orgel bildeten einen Miz­liche Hülle, die ihr überall hin folgte, sie überall umgab, und ton in jener lieblichen Natur, die sanfte Harmonien zu hauchen von der sie sich nicht einmal durch einen Willensatt frei schien, einen Mizton wie das frivole Gekreisch der Damen, die hohen gestärkten Kragen und die angelsächsische Steifheit der Herren gegenüber dem feierlichen Ernst der Berge und der Anmut der welligen Hügel.

machen konnten.

Der einzige Zwischenfall, der die übliche wohlfeile Unter haltung unterbrach, war folgender.

Man begegnete einem eingeschrumpften Alten mit einer Orgel. Beppo rief ihn an. Es entspann sich eine lange Unterhaltung. Endlich näherte sich Beppo dem Landauer:

" Sind Sie einverstanden, Gräfin, wenn ich Ihren Diener auf den Wagen mit den Speisevorräten schicke und diesen Menschen hier aufsteigen lasse? So haben wir auch Mufit."

" Ja wohl", sagte Bianca, aber das Tier da", und sie fah mitleidig auf einen armen kleinen Affen in einem roten Röckchen; er war mager und erschöpft wie sein Herr und wie dieser bestimmt, einen Frohsinn zu erwecken, den er selbst nicht empfand.

" Ich habe es dem jungen Herren wohl gesagt", fuurrte das Männchen mit unsicherem Blick, ich kann auch nicht kommen... ich habe versprochen, ihnen zum Tanz aufzuspielen, dort oben bei dem Feste in Settiguano. Lassen Sie mich fort." " Da sieht man wieder, was für ein Schafskopf Du bist", antwortete Beppo ruhig, seiner Sache sicher, in Settiguano müßtest Du den ganzen Tag und die Hälfte der Nacht spielen. Und was brächtest Du schließlich nach Hause? Steig auf, und danke Gott für das Glück, das Dir zustößt", und er hieß ihn mit einer Handbewegung aufsteigen, wie jemand, der überhaupt keinen Widerspruch erwartet.

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Die Orgel war nur mit Mühe neben dem Kutscher unter­zubringen; das Aeffchen, dem dies alles neu war, gab feinen Augenblick Frieden, ja noch schlimmer, beim ersten Peitschen­fall erschreckte es sich, sprang entfekt auf den Kutscher zu und biß ihn in die schöne adlerförmige Nase. Das Ganze war so drollig, daß alle sich darüber zu belustigen schienen, da ja fein wirkliches Unglück angerichtet war. Man lachte um so mehr, als der Kutscher, ein schöner junger Mann, auch auf diese Schönheit stolz war und die Scherze über sein entstelltes Gesicht bitter übel nahm.

" Therese schaut Dich nicht mehr an, hat nicht mehr Aug' für Dich," fang Beppo ihm vor. Ein leises Wort des Bedauerns, von Bianca hatte keinerlei Wirkung. Wirksamer war wohl ein Fünffrankenschein, den ihm Beppo, von etwas wie Reue erfaßt, heimlich in die Hand schob, und der ihn von neuem lehrte, jede Pille zu verschlucken, wenn sie nur vergoldet wurde.

frische Luft und der Champagner animierten und Frohsinn Aber die zertretenen Beilchen dufteten um so süßer, die und Ausgelassenheit wuchsen und bemächtigten sich aller. Je länger man tangte, um so mehr wollte man tanzen.

Endlich sagte Beppo de Neri atemlos, den malerischen Schlapphut als Fächer in der Hand, zum Spielmann: Uff! Muß es denn immer ein und diefelbe Leier sein?"

Nein, gnädiger Herr, alles, was Sie wünschen. Ich wüßte noch eins, wozu man tanzen kann, es ist ein Tanz aus Neapel  , hier werden fie ihn vielleicht nicht kennen Tirrilille, oder wie er heißt. Wünschen Sie ihn zu hören?" Immer los! Schlimmer als der andere kann er auch nicht sein." Der Alte neigte den Kopf auf eine Seite und begann demütig zu drehen.

" Ah!" rief Bianca bei den ersten Noten, ganz rot vor Freude, die Tarantella!  "

Wie aufgeregt! Das scheint die süßesten Erinnerungen hervorzuzaubern", bemerkte Beppo, der sie malitiös beob achtete.

Ach ja! wenn Sie wüßten! Aber Sie werden mich aus­lachen. Als ich vierzehn oder fünfzehn Jahre alt war, führte ich ein endlos langweiliges Leben bei meiner Tante. Da tam eines Tages ein neapolitanischer Verwalter, die Tochter fonnte die Tarantella tanzen, und von der habe ich's ge­lernt... Denken Sie sich, sogar abends, wenn wir den Rosenkranz beten sollten, welche Taugenichtje! gingen wir ganz in den Hintergrund der Stapelle und im richtigen Moment schlichen wir hinaus, und dann gings los!"

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Beppos Gesicht verlor den malitiösen Ausdruck; es war unmöglich, dieser schlichten Offenheit zu widerstehen: Auch ich kann die Tarantella  , ich habe mich aber mit einem Lehrer geplagt, um sie zu lernen. Wollen wirs versuchen?" Ach ja, ja!

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Das sagte Bianca, die schon ungewöhnlich animiert war, mit einem Eifer, einer Lebhaftigkeit, die man bei ihr nicht kannte. Schnell schürzte sie ihr kleid an den Hüften, wie es die Hirtinnen der Berge thun, und nachdem sie ihr elegantes Kapotthütchen abgenommen, griff sie mit einem Lächeln und einem " It's erlaubt?" in den Augen nach Beppos Hut, sette ihn An dem Ziele der Fahrt, einem kleinen, von Orangen- ein wenig schief und stellte sich auf. Sie bot ein liebliches bäumen und Cypressen beschatteten Streise, fanden sie auf anziehendes Bild, rosig und frisch, mit dem welligen Haar, dem Gras und den Veilchen ein weißes Tischtuch, auf dem das goldige Reflere hatte, unter dem breiten dunkelbraunen Krystall und Silberzeug glänzte, sowie Sträuße feltener Schlapphut, die Hand in der Hand Beppos, dessen hohe Orchideen. Der allseitige Appetit vereinfachte die Förmlich- Gestalt mit dem braunen Kopf einen malerischen Kontrast feiten. Zu Anfang war sogar die Hingabe an Essen und bot. Sogar die jungen Frauen, die selbst danach verlangten, Trinken so groß, daß wenig anderes beachtet wurde; als die erste Rolle zu spielen, selbst die reiferen, deren Beifall erst dann der Körper zum Teil befriedigt war, drängte sich der mit etwas Malice gemischt war, von denen einige selbst den Geist" wieder hervor und es erhob sich lebhaftes Geplauder. niedrigen Wunsch gehegt hatten, die beiden dahin zu bringen, Unter den aufrichtigsten Verehrern von Glas und Teller wo solche Lagen schief und gefährlich werden, fühlten schließ

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