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Bonntagsplauderet.

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rede ich nur noch mariniert.

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Die Zeit felbft tritt an diesen Festtagen der runden Zahl, die weite Spannen gliedert, mahnend an uns heran, fie beschwört in Sei lustig, Narr, von einer schäumenden Säfularluftigkeit. schimmernden geheimnisschweren Nebeln einen Schatten und eine Halte' ne Rede, erbaulich- verrückt, wie Du's verstehst" Ahnung des Unendlichen. Anklagend läßt sie uns die ver Der hohe Bundesrat hat befohlen, daß das neue Jahrhundert geudete Vergangenheit schauen und zeigt uns die Sühne an diesem Silvester präeis 12 Uhr vom Stapel läuft zu dieser in der Arbeit für die Zukunft. Das ist die Todsünde, Zeitwende auf Befehl erfinde die Taufrede, Navr, stehend am das ist die Erbsünde der Menschheit, daß sie wider die heilige Zeit brausenden Meere der Zeit; Kinder, seitdem mein Neffe Mitglied frevelt, und statt sie auszufüllen mit schaffender Kulter, Stunden, des Flottenvereins geworden, die Mark Einstandsgeld hat er mir Tage, Jahre, Jahrhunderte fortgießt wie unreines Waffer. Taumeln abgepumpt Und das nennt sich tonftitutionelles Zeitalter. Ich lobe mir den wir nicht ohne Unterlaß in denselben faulenden Thorheiten! Beugen Und das nennt sich tonstitutionelles Zeitalter. Ich lobe mir den wir nicht die Vernunft unter das Joch verbrecherischen Aberglaubens! Absolutismus  . Ist es dem Gottes- Gnaden- Fürsten, der vor 100 Jahren Laffen wir nicht die Menschen in sinnlosen Leiden verkommen! unsere Ahnen weiſe regierte, wohl eingefallen, zu verfügen, daß das Schänden wir nicht das das Leben, und begraben die weise Erfemtnis 19. Jahrhundert in dem und dem Augenblicke anzufangen habe, lebendig unter einen Schlamnhügel von Bahn und Vorurteilen! widrigenfalls man es polizeilich werde vorführen lassen? Heute sind nicht all die schmückenden und nährenden Errungenschaften kommandiert der Bundesrat selbst die Chronologie. Wenn man noch unserer Arbeit mir wie blaffe Irrlichter über einen unergründlichen wenigstens eine Vorlage über den richtigen Jahrhundertanfang an Sumpf! Und alles dies, weil wir die Zeit totschlagen, statt sie zu den Reichstag gebracht und einen Mehrheitsbeschluß herbeigeführt erfüllen. hätte das wäre noch eine fidele Silvesterdebatte geworden. Aber so! O Brüder und Bürger, ich erlaube mir foeben eine fürchterliche Entdeckung zu machen: Unsere Jahrhundertfeier ist faffungswidrig. Was denkst Du darüber, Narr?"

Rüd- und Ausblicke

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ver

Rechnen wir einmal, unter dem Sternenhimmel dieser Säkular Silvesterfeier, wie viele Zeit die Menschheit wohl gebraucht hätte, um alles, was wir jetzt an Stultur befizen, an Schöpfungen der Wissen­schaft und Kunst, an humanen, vernünftigen Einrichtungen der Alles Schwindel. Dieser unerschöpfliche Brei der historischen Gesellschaft zu stande zu bringen, wenn alle Menschen alle ihre blöder Humbug! Es ändert sich nichts, es Sträfte feit jeher nur dem Dienste der Kultur gewidmet hätten. fracht nichts, es schnürt sich nichts ab. Die alte Boffe geht ruhig Gewiß, nicht in den sechs Tagen, in denen der mosaische Gott die weiter. Das Ganze ist nur ein Vorwand für erhöhte Alkoholisierung Welt zimmerte, hätte menschliche Arbeit den heutigen Befizstand von und einen Extrarebbach des Postschieden, der 52 Millionen kunst- ulturwerten zu schaffen vermocht. Aber in fünf Jahrhunderten feindlichster Postkarten auf einen Sicb absetzt. Stumpfsinniger Zahlen hätte man reichlich alles leisten können, was sich die Menschheit in Aberglaube, nichts weiter! Man bezahlt im neuen Jahrhundert die den vielen Jahrtausenden der thatsächlichen Geschichte erworben. Schulden, die man im alten gemacht, oder vernünftiger auch nicht. Mehr ernste, schöpferische, dauernde Arbeitsleistung steckt nicht in all Aber es ist immerhin bezeichnend für unsere Zeit: dieser fanatische unserer Habe. Wir aber haben die Zeit mißbraucht, indem wir Kultus der- Nu II. Die gewichtigsten Achten. Sechsen, Neunen Berge von nichtigem Tand, von sinnlosen Thorheiten und interessieren uns gar nicht, aber wenn so eine Null anrückt oder gar verbrecherischer Barbarei häuften, und wir bedürfen längere zvei nebeneinander, dann schlagen wir die Hände vor Verwunderung Beit, um uns all des aufgetürmten Unrats zu entledigen, zusammen, staunen, beten an. Meine Herren, diefe Silvesternacht als dazu gehört das Fruchtbare, Wertvolle zu schaffen. Freilich, wir ist ein Symbolum für die Herrschaft der aufgeblähten Null. Ein find fulturfleißiger geworden, wir gehen sparsamer mit der Zeit um. Perent den Nullen das sei die Losung Deiner verrückten, im und doch haben wir den Abhub aller Jahrhunderte auch in dieser Jahrhundertfieber phantasierenden Weiherede, Narr!-" scheidenden Epoche mit uns geschleppt, haben ihn zärtlich gehegt und So schwagte die beim Bunsch versammelte Silvestergesellschaft mit schwißender Arbeit ihm sein Scheinleben zu bewahren gesucht, durcheinander, lauter ernsthafte Leute, die sich vergebens bemühten, während wir viele Zeit ungenutzt verrimen ließen, die dem Neuen, sich eine dem Jahrhundertwechsel angemessene Ausgelassenheit Lebendigen, Schöpferischen hätte gehören sollen. Wenn wir uns einzureden und anzutrinken. Sie blieben auch int dem leifen Rausch, den sie sich allmählich anzueignen verstanden zwanzigsten Jahrhundert spenden mag, vergessen wir darüber nicht, den sie sich allmählich anzueignen verstanden heute gaukelnd ausmalen, was alles uns der Menschengeist im haiten, nüchterne Burschen, mid der große Augenblid, was wir an übernommenem Blunder und trägem Ballast beseitigen da das 19. Jahrhundert die Thür hinter sich zuschlagen sollte, brachte sollten. Entsagen wir der Erbschaft des uralten Trödelkrams, auf in ihnen keine stärkere Ergriffenheit, fein voller strömendes Erfüllt daß vir alle Kraft dem Jungen, dem Menschlichen weihen können.. fein hervor; der Weltgeist begnadete die Feiernden mit keinem Hauch Feiern wir dieses Fest der Zeit, indem wir geloben, die Zeit zu feines Wesens. Aber sie gaben sich auch keine sonderliche Mühe, aus heiligen. ihrer trägen Haut herauszuschlüpfen und leichtere Fittige zu ent­falten; denn sie wußten unter sich das kleine, ewig grimassierende Männchen, das von tollen Einfällen übersprudelte und ein Meister war in blödsinnigen Bier, Punsch- und Sektreden. Auf dieses Männchen, das sich nicht ohne Eitelkeit einen Narren nannte, ver­ließen sie sich ganz und gar. Es würde schon die nötige Feier lanne finden und den weltgeschichtlichen Mitternachtsaugenblid mit einer geziemend verdrehten Rede würdigen. Man begnügte sich, ihn mit Anregungen für seine Rede zu überschütten und überließ ihm vertrauensvoll die Ausführung. Und als ihn kurz vor Mitternacht einer der trübseligen künstlich verwilderten Zechgenoffen gebieterisch aufforderte, er müsse einen so spaßhaften Trinkspruch ausbringen, daß man ins givanzigste Jahrhundert hinüberlachte, ohne den fritischen Moment der Ablösung gewahr zu werden, ließ fich der Nare nicht länger bitten, er erhob das Glas und er begann mit seiner dünnen, leicht überschnappenden Stimune:

Niemand von uns hat das vorige Jahrhundert gesehen, niemand, wird das Jahr 2000 erleben. Fühlt ihr nicht die verzehrende Schn sucht nach den Wundern der Zukunft, die wir nicht schauen dürfen? Es ist, als ob wir beim vollen Becher verdursten müssen, weil eine Lähmung den Körper überfallen. Wir schauen am Horizont den reichen Erntewagen, und wir sterben vor Hunger, ehe er in das Thor ein fährt, mit seiner lleberfülle. fährt, mit seiner Ueberfülle.

wenn wir nur ehrlich streben, die Zeit zu erfüllen. Wir werden das Gleichwohl, es giebt ein Mittel, unsere Sehnsucht zu sättigen, Jahr 2000 erleben, sobald wir wollen, sobald wir den Juhalt eines Jahrhunderts zusammendrängen, indem wir nur der freien Bernunft und der reinen Menschlichkeit dienen.

Trinken wir das Glas auf das Silvester 2000, daß wir es gemeinsam feiern. Trinken wir auf das Wohl des 21. Jahrs hunderts, daß es jauchzend anhebe in der Mitternacht des 31. Des zember

1909

" Vielteure Zeugen, Gönner und Förderer dieser Ewigkeits­Katastrophe, da wir das 19. Jahrhundert verlieren und das 20. erwährend der Predigt Anlaß zu einem gedeihlichen Lachen gefunden Keiner der Zechgenoffen stimmte in den Ruf ein, wie feines blicken, dessen Umtausch bor weiteren 100 Jahren nicht gestattet ist, hatte. Sie waren alle entschlummert und die Köpfe hingen an den ob es uns auch noch so wenig passen mag. Stuhllehnen wie welke Blüten.

Die Gesellschaft erhob ein fleines Gelächter, um den Witz des Narren zu ermuntern. Der aber, der den ganzen Abend nichts ge­trunten, lächelte spöttisch über die lallenden Gesellen, seine Züge reinigten sich zu feierlicher Würde; seine breimenden Augen verloren sich ins Weite, und er begann leise weiter zu reden, als ob er mit sich selbst in tiefer Einsamkeit Zwiesprach hielte:

Der Narr aber blickte eigen: Ich wünsche ein glückseliges neues Jahrhundert," rief er leise. Damit verließ er still das heiße Zimmer und die schlafenden Gefährten..

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Kleines Feuilleton.

Joc.

Es ist ein thörichtes Spotten über die Andacht vor der Zahl, die in dem Wechsel zweier Jahrhunderte ein Mysterium glaubt. Nur feiern wir freilich das heilige Fest der Zahl als Freuler und Id. Bunschgeschichten. Na, meine Kuallschote hatte ic Schänder. Nicht in den Dünsten berauschender Gifte, nicht in der ja nu weg. Und et hätte mir ja ooch nich weiter jetränkt, wenn ic leer lärmenden Geselligkeit einer gewaltsamen Zwangsvergnügtheit, ie verdient hätte und nich jrade der Jeschäftsführer der Austeiler nicht in dem Pomp flitternder Maskeraden, in der sich die verkleideten jewesen wäre." erzählte der alte Konditor, den stets alle aufmertjam Puppen Helden einer erhabenen Weltmission dünken, nicht in scham- zuhörten. Aber den konnten wir alle miteinder mich verknusen. Die losem Gelächter und verkrippelten Späßen sollen wir die Jehilfen nich und doch nich wir Stifte. Er dhat immer, wie wenn Gedenkfeier der Zeit begehen, sondern hinaus follten wir er nich zu uns jehörte; und denn wußten wir ooch, det er dem wandern in die einsame Nacht, auf freies weites Feld, Alten inflüsterte, wir jingen mang die Eiertifte und int Butterfaß  . unter der zugleich bengenden und befreienden Wucht des gestirnten und det hatten wir ja jarnich nötig. Also dachte ich mir, Himmels. Dann würden wir wieder tief verstehen, was der alte nu hafte mit de Knallſchote Dein Maß vollgeschöppt, et wird sich Weisheitsspruch bedeutet, daß die Zahl das Wesen aller Dinge sei. fchonne Gelegenheit finden, wo ic't Dir übern Kopp stülpe. Und Das Gefühl der Ewigkeit, des Endlos- Regenden, der schlummertojen richtig, et war so in de Zeit nach de Feiertage, wo immer nich ville Bewegung fäme über Alles Kleine, Niedrige, Schmuzige fiele zu dhun is id weeß nicht, war't im Januar oder war't im März von uns ab, und wir würden unserer prometheischen Natur und na, et war eben kalt, und der zweete Ofen war nich im Gange. Aufgabe innig bewußt, daß der Mensch aus eigener Straft nach Da sehe ich, wie sich mein Kujon wieder' n Paket Butter freiem Entwurf sich seine Welt zu zimmern habe. aurecht macht und et in' n Ofen verftedt. Je hätte ja nijch