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unverkennbare Merkmale des Giraffenfchädels aufwvies. Dabei bat zeit des Tertiärs zum erstenmale auftreten. Bekanntlich aber die Okapia   äußerlich nicht die geringste Aehnlichkeit mit einer giebt es zwei lebende Säugerordnungen, die Kloatentiere Giraffe, fie hat nicht den langen Hals, ihre vorderen und die Beuteltiere, welche schon zeitig in der Sekundärperiode Gliedmaßen find nicht länger als die hinteren und infolge- erscheinen. Das Blut dieser Tiere besitzt entfernt nicht die konstante dessen ist ihr Rumpf wagerecht gestellt. Allein die auf- Wärme wie das der höheren Säuger. Das haben schon früher die fälligsten Merkmale des Giraffenkörpers find ohne Zweifel eine Ans Forschungen Sutherlands erwiesen. Während dieser aber mehr die paffung an das Abweiden hoher Baumäste. Für die Abstammung Durchschnittstemperatur der niederen Säugetiere zu finden suchte, dagegen liefert der Schädel viel wichtigere Kennzeichen. hat neuerdings C. J. Martin( Proceedings of the Royal Society) Der Schädel der Otapia erinnert mun in seinen Formen teils mehr ihre Abhängigkeit von der Umgebung in Betracht gezogen. an die lebende Giraffe, teils an das fossile Helladotherium, von dem Die Kloakentiere, und vor allem der Ameisenigel besigen nämlich Fundstücke aus dem oberen Miocän bekannt sind. Zu dieser Zeit, nur eine geringe Fähigkeit, ihre Körpertemperatur über die Wärme also noch vor dem letzten Abschnitt der Tertiärzeit, scheint sich der der Luft zu erhöhen. Der Ameisenigel   hält sich während der Giraffenstamm von den Hirschen abgetrennt zu haben. Die eigentliche falten Jahreszeit vier Monate lang unter der Erde in Höhlen auf, Giraffe machte nun jene eigenartige Veränderung in ihrer äußeren zu dieser Zeit befigt er eine Temperatur, die nur einen fleinen Gestalt durch, während die Okapia eine weniger ausgeprägte Bruchteil eines Grades über die seiner Umgebung erhöht ist. Gegen Form erhielt, in ihrem Schädelbau aber die Charaktere des stärkere Wärmebeeinflussung der Umgebung schützt er sich nicht durch alten Giraffenstammes beibehielt. So ist denn das neuentdeckte Wärmeabgabe, denn er besikt keine Schweißdrüsen und auch keine Säugetier feine Giraffenart, sondern es muß als Repräsentant einer sonstigen Einrichtungen zur Herabsetzung der Körpertemperatur. neuen Gattung der Giraffenfamilie betrachtet werden. Biel   konstanter ist die Wärme beim Schnabeltier. Dieses befigt an Wenn diese lettere sich erst im vorletzten Abschnitt des Tertiärs einigen Stellen des Körpers Schweißdrüsen. Noch eine Stufe höher von den andren Huftieren abzweigte, so ist das eine ziemlich späte stehen die Beuteltiere, die überflüssige Wärme bereits viel besser, Beit. Es ist eine für die Entwicklungsfragen sehr bedeutsame That- wenn auch noch nicht in so bequemer Weise wie die höheren Säuge­sache, daß fast alle Säugergruppen, selbst die kleineren, zu Beginn fiere abgeben tönnen. Für Bewohner heißer Gegenden ist die legtere des Tertiärs, zur Eocänzeit plötzlich auf die Schaubühne der Welt Eigenschaft von großem Werte, da die Hige dann ihre erschlaffende Wirkung Bei den höheren Säugetieren wurde treten. So hat zum Beispiel das Pferd schon einen deutlich erkenn- nicht so sehr äußern kann. baren Ahnherrn in den unteren Stufen dieser Eocänzeit. Es ist die Körpertemperatur sehr konstant, ihre Wärmeproduktion wurde türzlich gelungen, die Ahnenreihe auch des Elefanten bis in jenen immer stärker, zugleich wuchs aber auch die Fähigkeit, die unnötige So wurden denn die Säugetiere Abschnitt zurückzuverfolgen. Bisher konnte man der Elefanten Wärme schnell abzugeben. familie kein sehr hohes Alter nachrechnen. Die Stellung des Ele- allerdings zugleich mit den Vögeln sehr geeignet, die ver­fanten zu den übrigen Sängern ist überhaupt erst in den letzten schiedensten Klimate der Erde ohne periodische Einstellung ihrer zwanzig Jahren geklärt worden. Früher warf man ihn als Dick- Lebensthätigkeit zu ertragen, und auf dieser Eigenschaft beruht zum häuter" mit einer entfehlich hunten Gesellschaft zusammen, die über- großen Teile die Herrscherstellung, die sie auf unfrem Planeten ein haupt das Schmerzenskind des ordnungsliebenden Zoologen war. nehmen.-

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Kleines Feuilleton.

Der alte dickfellige Tapir und das mit einem nicht minder starken Fell gesegnete Nashorn, die sich dann als Verwandte des Pferdes entpuppten, die Schweine und das Nilpferd, die als Seitenlinie der Rinder, Hirsche usw. erkannt wurden, der Klippschliefer, der nun ganz isoliert steht, bildeten diese anrüchige Clique der Dickhäuter. Es ist ck. Aus der Geschichte des Walzers. Daß der heute fo besonders das Verdienst der amerikanischen Baläontologen, daß fie, beliebte Walzer einmal schlimme Widersacher gehabt hat, kann man gestüßt auf reiche Funde aus frühtertiären Ablagerungen, das Ver- sich kaum mehr recht vorstellen. Und doch galt er, wie Marie Luise wandtschaftsrätsel aller dieser Tiere entziffert haben. Der Elefant Becker in einem jezt bei Seemann erschienenen Buche Der Tanz" allein blieb übrig von der Dickhäuter Gesellschaft, und er wurde nun erzählt, noch um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts als äußerst das Haupt und der einzige lebende Repräsentant der Ordnung, die plebejisch. In einem zeitgenössischen Bericht liest man:" Beim nun nicht mehr Dickhäuter, sondern Rüsseltiere genannt wurde. Als Walzer führt der Tänzer seine Dame in der Kreisfigur am Arme fossile Vertreter waren schon lange, abgesehen von älteren Elefanten- herum, bald aber umfassen sich beide und setzen die Bewegung arten, besonders die Gattung Mastodon und Dinotherium be- fort, indem sie sich um sich selbst umdrehen." Das fand man tannt. Aber ihre Zeit reichte nicht über das Jungtertiär höchst unpassend und bevorzugte die Courante, den Doktor­hinaus und sie konnten zudem in ihrem Körperbau teine Aussage tanz, wegen seiner würdigen Haltung, das Menuett und all machen über ihre Abstammung. Nun find jüngst in Oberägypten   die französisch etikettierten Tänze. Desto mehr pflegte und Ueberreste von drei verschiedenen altertümlichen Rüsseltieren aus- pflegt das Bolt den Walzer; ganz Süddeutschland   bildete ihn in gegraben worden. Die Ablagerungen, die diese Fossilien bergen, allerlei reizenden Variationen aus, wie ihn noch heute das Volk gehören dem Alttertiär an, stimmen indes nicht ganz genau in ihrem in Gegenden tanzt, die sich durch treue Anhänglichkeit an alte Sitten Alter überein, zwei gehen aber wahrscheinlich bis in den ersten Ab- auszeichnen. Keiner haßte aber den Walzer als mmoralisch mehr schnitt des Alttertiärs, also in die Eocänzeit zurück, in jene ent- als Lord Byron  , der ihn in seiner Walzer- Ballade auf das heftigste wicklungsreichste Periode der Säugetierklasse. Das jüngste dieser angriff.. Der erste, der dem Walzer ein Loblied zu singen wagt Rüffeltiere ist ein Verwandter des Mastodon, man hat es deshalb und Brauch und Mißbrauch zu beleuchten weiß, ist der öffentliche Balaeomastodon genannt. Das nächste, mit Stoßzähnen aus Lehrer der Mathematit zu Dessau  , Gerhard Ulrich Anton Vieth, gerüstet, erinnert an feines der bisher bekannten Rüsseltiere. Das der im Jahre 1794 ein Buch Versuch einer Encyklopädie der Leibes dritte, ein riesenhaftes Wesen, zeigt Anklänge an das Dino- übungen" in Berlin   veröffentlichte. Er schreibt darin: Es ist therium, dieses plumpe Scheusal vorzeitlicher Rüsseltiere, das an schon von andren als ein physiologisches Phänomen bemerkt Größe die heutigen Elefanten noch übertraf. Die ausgegrabenen worden, daß der Nationalgesellschaftstanz der Deutschen der Tiere weisen aber auch zum Teil auf eine alte abgestorbene Gruppe Walzer ist; man findet die raschen, und wie einige wollen, nicht von Huftieren hin, die sich parallel zu jenen andren Huftieren ganz sittsamen Bewegungen dieses Tanzes dem ernsten und keuschen entwickelt, aus denen die Paarhufer und die Unpaarhufer hervor Charakter unfrer Vorfahren unangemessen. Was die raschen Be­gingen. Es ist wahrscheinlich, daß alle die mannigfaltigen Tier- wegungen betrifft, so ist zu bedenken, daß der Tanz auf unfren familien, die heutzutage mit Hufen ausgerüstet sind, von gemein- Bällen viel wilder getanzt wird, als er eigentlich dem gehörigen samen Ahnen abstammen und daß fie darum eine große Settion Tempo gemäß getanzt werden sollte, und das trifft auch bei im Gegensatz zu den Krallentieren( Nagern, Insektenfressern, Raub- andren Tänzen ein. Wer nur einiges Gefühl für Rhythmus tieren, Affentieren) bilden, jedenfalls lag der lag der entscheidende hat, entscheidende hat, wird auf dem ersten besten Tanzsaal sogleich die Entwicklungsantrieb für fast alle heutigen Sängerfamilien bereits ganz übertriebene Geschwindigkeit der Menuetten, Polonaisen, im Beginn der Tertiärzeit. Auch die Elefanten, das lehren Walzer usw. fühlen. Ich weiß nicht, wie es tommt, die neuen Ausgrabungen, haben bereits zu jener Zeit die daß dieser Geist der Uebereilung und Ueberspannung in Tanz und Richtung erhalten, die ihre Körperentwicklung fünftig einschlagen Mufit so allgemein wird. Ein Adagio wird Andante, ein Andante follte. Allegro, ein Allegro Presto gespielt, und Blas- und Saiteninstrument

Man hat das plötzliche rapide Emporschnellen der Säugerwelt werden je mehr und mehr in die Höhe gestimmt. Jenes wilde zu Beginn der Tertiärzeit nicht mit Unrecht in Verbindung gebracht Umberschlendern und wilde Springen liegt unstreitig nicht im mit dem ebenso jähen Verfall der Reptilienherrschaft zum Ausgange Charakter des Walzers, sondern in dem Charakter unsrer der Sekundärzeit. Die direkten Ursachen aber, infolge deren die leichten Herren und Damen. Uebrigens scheint es mir sehr Säuger so schnell zu so plöglicher Blüte gelangen tonnten, lagen natürlich, daß Männer, deren starke Nerven und durch entschieden in den Eigenschaften, nach denen diese Tiere be- starke Eindrücke in behagliche Schwingungen gesezt würden, die nannt sind. Ihre größere und sichere Fürsorge für die im Getümmel der Schlacht oder des Turniers sich wohl Jungen machte sie außerordentlich widerstandsfähig im Gegensatz zu befanden, und gern volle Humpen ausleerten, daß sie auch im Tanze den Reptilien, die ihre Eier sorglos der Erde anvertrauten. Am an einer Art von Trunkenheit, an einem Taumel Geschmack fanden, wirksamiten wurde die Fürsorge der Säuger für ihre Nachkommen- der durch die drehende Bewegung des Walzers befördert wird." So. schaft von dem Zeitpunkte an, als sie die Fähigkeit erlangten, ihr weit der höfische Berichterstatter. Diese Kritik, bemerkt die Vera Blut, unabhängig von der Außenmatur, auf einer gleichmäßig hohen fasserin dazu, hat heute für uns besonderen Wert als zeitiger Bericht Wärmestufe zu erhalten. Die Warmblütigkeit erhöhte nicht nur die über den damals also schon ganz eingebürgerten Walzer, den andre Kraft des Lebensprozesses, sondern sie ermöglichte auch, besonders gern in eine spätere Zeit verwiesen, und als Hinweis auf das da die Erdtemperatur sich wohl um jene Zeit allgemein erniedrigte, Tempo jener Tänze des 18. Jahrhunderts, die wir heute erft eine gleichmäßige Entwicklung der Jungtiere. Allein eine wirkliche wieder zu tanzen beginnen und deren Tempo eine vielerörterte Streit­Warmblütigkeit erlangten nur jene Säugetiere, die in der Früh- frage ist.

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