Anterhaltungsblatt des Vorwärts

Nr. 40.

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Das Geld.

Donnerstag, den 26. Februar.

( Nachdrud verboten.)

Roman von Emile Zola  .

1903

dem zehnjährigen großartigen Schacher mit dem Baugelände des neuen Paris   hervorging, in dem so viele andre und Schwer­fälligere ungeheure Vermögen aufgelesen hatten. Ja, vielleicht hatte er sich über seine wirklichen Fähigkeiten getäuscht, vielleicht würde er mit einem Satze in dem politischen Handgemenge zum Siege gelangen, mit seiner Rührigkeit und seiner glühenden Zuversicht. Alles hing nun ab von der Antwort Sekt erhob sich lärmender Widerspruch. Diesen verfeines Bruders! Wenn dieser ihn zurückwies, ihn in den teufelten Moser plagte sein Leberleiden, fürwahr. Er ließ Schlund der Börse zurückschleuderte, Er ließ Schlund der Börse zurückschleuderte, nun, um so schlimmer aber beim Sprechen den Nebentisch nicht aus den Augen, an dann für ihn und die andren. Dann wollte er plötzlich den dem Mazaud und Amadieu mitten im Lärm immer noch großen Coup wagen, von dem er noch mit niemand gesprochen, Leise sprachen. Nach und nach geriet der ganze Saal in Be- das großartige Geschäft, von dem er seit Wochen träumte und fornis wegen dieses langen Flüsterns; was hatten die einander vor dem er selbst erschrat, so gewaltig war es und geeignet, zu sagen, daß sie so tuschelten? Sicherlich erteilte Amadien die Welt in Aufruhr zu bringen, wenn es gelang, oder wenn Orders und bereitete einen Coup vor. Seit drei Tagen es fehl schlug. gingen böse Gerüchte um über die Arbeiten in Suez. Moser blinzelte den andren zu und sprach ebenfalls leise:

"

Wissen Sie schon? Die Engländer wollen da drüben die Fortsetzung der Arbeiten hindern. Es könnte schon zum Strieg kommen."

Diesmal wurde Pillerault wankend, gerade durch die Ungeheuerlichkeit der Nachricht. Unglaublich klang es, und fofort flog das Wort von Tisch zu Tisch und verstärkte sich zur Gewißheit: England habe sein Ultimatum gesandt, worin sofortiges Einstellen der Arbeiten verlangt würde. Offenbar redete Amadieu die ganze Zeit nur davon mit Mazand, und offenbar gab er ihm Order, all seine Suez zu verkaufen. Das Summen einer Panik ward in der mit Fettgerüchen beladenen Luft nunmehr laut, inmitten des wachsenden Teller geflappers. Im gleichen Augenblick stieg die Erregung auf den höchsten Gipfel, beim plöglichen Eintritt eines Gehilfen des Maklers, des kleinen Flory mit seinem zarten, von einem dichten, braunen Bart umrahmten Geficht. Dieser übergab eiligst seinem Prinzipal den Bündel mit Auftragzetteln, die er in der Hand hielt, und beugte sich flüsternd zu ihm herab. „ Gut!" antwortete Mazaud kurz und ordnete die Zettel in seinem Taschenbuch. Dann zog er die Uhr.

"

Schon zwölf! Sagen Sie Verthier, er solle auf mich warten. Auch Sie werden zur Stelle sein. Helen Sie jetzt die Telegramme.

Billerault hatte inzwischen die Stimme erhoben; ,, Mazaud, ist's fertig mit Schlossers Exekution?"

" Ja," erwiderte der Makler, heute kommt der Anschlag­zettel... Was kann man da wollen? Aergerlich ist's immer­hin, aber ich hatte höchst beunruhigende Auskunft über ihn erhalten und ihn daher zuerst diskontiert... Man muß von Zeit zu Zeit mit dem Kehrbesen dreinfahren!"

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Man versichert," sagte Moser, daß Ihre Kollegen Jokoby und Delarocque mit runden Summen hereingefallen

find."

Der Makler machte eine unbestimmte Geberde.

,, Ach- was, laßt brennen, was nicht zu retten ist!.. Dieser Schlosser gehört wohl zu einer Bande und wird nun ohne weiteres die Berliner   und die Wiener Börse   ab­grafen."

Saccards Augen waren zu Sabatani hinübergeschweift; ein Zufall hatte ihm dessen geheime Verbindung mit Schlosser enthüllt. Beide spielten das bekannte Spiel, der eine Hausse, der andre Baisse auf einem Papier, der Verlierende teilte einfach den Gewinn des andern und verschwand. Aber der junge Mann zahlte ruhig sein feines Frühstück, kam dann mit seiner einschmeichelnden Anmut eines halbitalienischen Orientalen zu Mazaud heran und drückte ihm die Hand, denn Er beugte sich herab und gab ihm eine Order, die dieser auf einen Zettel notierte.

er war fein Stunde.

„ Er verkauft seine Suez," flüsterte Moser, und einem Trange gehorchend, von Zweifeln gequält, fragte er laut: Nun, was halten Sie von Suez?" Eine Stille entstand in dem Stimmengewirr, alle Köpfe Diese Frage faßte an den Nachbartischen wandten sich um.

Nach Florys Weggang nahm der Makler sein Gespräch mit Amadieu wieder auf und zog aus der Tasche neue Bettel, die er neben seinen Teller auf das Tischtuch legte. In jeder Minute bengte sich ein vorübergehender Gast beim Verlassen des Lokals zu ihm herab und raunte ihm ein Wort zu, das er flugs zwischen zwei Bissen auf einen Zettel notierte. Die die wachsende Angst aller zusammen. Amadieu blieb un falsche Nachricht man wußte nicht, woher sie kam- schwoll erforschlich, da er nichts zu fagen wußte; er hatte einfach Mazaud eingeladen, um ihn einem Neffen zu empfehlen. Der an, wie eine Gewitterwolle. Makler indessen, den die einlaufenden Verkaufsorders all­gemach wunderten, schüttelte einfach den Kopf in seiner Ge­wohnheit amtlicher Verschwiegenheit. Sabatani, der vor dem Verlassen des Lokals einen Umweg Suez ist sehr gut," erklärte mit seiner singenden Stimme machte, um höflich Saccards Hand zu drücken.

Nicht wahr, Sie verkaufen?" fragte Moser jegt Salmon. Das stumine Lächeln des letteren war fo rätselhaft ver­schmitt, daß Moser in ängstlichem Zweifel über dieses englische Ultimatum blieb; er wußte nicht einmal mehr, daß er es

erfunden hatte.

" Ich kaufe alles, was kommt!" schloß Pillerault mit feiner waghalsigen Eitelkeit des planlosen Spielers.

Saccard hielt einen Augenblick die Empfindung dieses Händedrucks fest, dieser so geschmeidigen, so schlaffen, fast weiblichen Hand. In seiner Ungewißheit über den ein­zuschlagenden Weg, über sein neu aufzubauendes Leben nannte er alle Anwesenden Gauner. D, wenn man ihn dazu zwänge, wie wollte er sie in die Enge treiben, wie wollte er sie scheren, diesen ängstlichen Moser, diesen Renommiſten Pillerault, den hohlen Kürbiskopf Salmon und diesen Dummkopf Amadieu, dessen Genie nur aus dem Erfolg bestand!

Im engen Saale war Saccard der Spielrausch heiß zum Kopf gefliegen, während das Ende der Frühstücszeit die allgemeine Aufregung noch cnfpornte. Er entschloß sich, feinen Spargel zu essen, aufs neue erzürnt gegen Huret, auf deffen Kommen er- nicht mehr zählte. Er, sonst so rasch in seinen Entschlüssen, war seit Wochen unschlüssig und von Un­gewißheit bestürmt. Wohl fühlte er die gebieterische Not­wendigkeit, einen ganz neuen Menschen anzuzichen und hatte an ein ganz neues Leben in der höheren Verwaltung oder Das Tellergeklapper und Gläsergeklirr war lauter ge­in der Politik gedacht. Weshalb fonnte er nicht wie sein worden, die Stimmen waren heiser, die Thürflügel klappten Bruder über den gesetzgebenden Körper hinweg ins lauter bei der Haft, die numehr alle antrieb, bei dem Spiele Ministerium gelangen? Gegen das Spefulieren hatte er zu sein, wenn der Krach mit dem Suez losging. Und durch die immerwährende Unbeständigkeit einzuwenden, die großen das Fenster sah man inmitten des von Droschken durchfurchten, Summen, die ebenso rasch verloren wie gewonnen wurden. von Fußgängern gefüllten Börsenplates die sonnenbeschienenen Noch nie hatte er auf einer wirklichen Million ohne Schulden Stufen der Börse wie mit Müden bedeckt, da jetzt der Schwarm geschlafen, und in dieser Stunde der Gewissenserforschung menschlicher Insekten fort und fort stieg, die Flut tadellos fagte er sich, er sei vielleicht allzu leidenschaftlich für den Stampf schwarzgefleideter Männer, die nach und nach die Kolonnade ums Geld, der so große Kaltblütigkeit erfordert. Daraus füllten. Zugleich tauchten hinter den Gittern einige Frauen­war wohl zu erklären, wie er nach einem so ungewöhnlichen zimmer auf, die unter den Bäumen umherschlenderten. Leben voll Lurus und voll Geldnot leer und abgebrannt aus Plößlich, in dem Augenblick, wo er den bestellten Näse