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Humoristische

Neues von Serenissimus. Nun schreibe ich doch, lieber Kindermann, nach der neuesten Orthographie, bei der doch so viel Buchstaben fortfallen, ich brauch aber zu einer Briefseite noch genau dieselbe Zeit wie früher."

- Ein großartiges Gebiß. Ein Herr fam zu einem Zahnarzt, um seine Zähne untersuchen zu lassen. Großartig! Großartig!" rief der Arzt nach der Untersuchung aus. Sie finden also nichts zu behandeln?" frug der Patient, Was? Nichts zu behandeln? Vier müssen gezogen werden, müssen eingesezt und sechs müssen plombiert werden."

das scharfe Gebis; des Piranha- Fisches als Schere, die großen Strallen graphie und Gedankenlesen mitspielten. Das ging so weit, daß er des Riefengürteltieres oder kurze, an beiden Enden zugespißte Stöcke meinte, die Gespenster regierten auch seine Zunge und seine Hand, als Spaten und eine in der Mitte durchlöcherte Muschel als Hobel. so daß er nichts andres sprechen und schreiben könnte, als was sie Die besuchten Indianerstämme waren echte Ackerbauer, aber feine ihm eingäben. Ein andrer Patient, eine 60jährige Frau, hatte die Viehzüchter; Jagd und Fischfang lieferten die Fleischnahrung. Jedes Täuschung von zwei Stimmen in ihrem Kopf, die mit einander zu Mittel, den Boden aufzubessern, fehlt; die Asche der einige Monate sprechen schienen, wovon die eine den Tonfall der eignen Stimme der nach dem Fällen verbrannten Bäume ist die einzige Düngung, so daß Kranken hatte, während die andre eine ihr fremde Ausdrucksweise der Boden meist nur zweimal ertragsfähig und so die Seßhaftigkeit gebrauchte. Eine andre Frau in mittleren Jahren, die außerdem won relativ kurzer Dauer ist. Da die Hauptfeldfrucht Mandioka   an dem Wahn litt, ihr Körper trockne allmählich aus und hätte bereits ist, die erst drei Jahre nach der Anpflanzung einen Ertrag liefert, seine inneren Organe verloren, hörte gelegentlich schöne Stimmen so würde deren zweimaliger Anbau doch noch eine sechsjährige Seß wie von Engeln, die aus ihrer eignen Brust zu kommen schienen. haftigkeit an demselben Orte bedeuten; und diese Dauer wird noch Namentlich tamen sie immer, wenn sie betete. Während die Krante. dadurch größer, daß die neuen Felder zunächst in leicht erreichbaren sprach, schienen die heiligen Stimmen durch ihren Mund zu sprechen, Entfernungen von den Wohnungen liegen. Darum werden diese, in aber der Ton war nicht der ihrer eignen Stimme, fondern sie konnte benen bis zu 8 Familien leben, ziemlich dauerhaft gebaut. Das mehrere von der ihren verschiedene Stimmen unterscheiden. Roden des Waldes, Häuserbau, Jagd und Fischfang ist Sache der Männer, Pflanzen, Ernten und Zubereitung der pflanzlichen Nahrung Sache der Frauen. Im übrigen muß jeder an der Produktion aller zur Befriedigung der Lebensbedürfnisse nötigen Dinge teilnehmen, so daß die Ausbildung des Einzelnen recht vielseitig ist. Schon von früh auf müssen die Kinder den Eltern bei der Arbeit helfen, weshalb auch Kinderreichtum als das beste Mittel zur Hebung der wirtschaft= lichen Verhältnisse innerhalb der Familie gilt. Wo eine größere Arbeit zu vollbringen ist, 3. B. das Urbarmachen einer Waldung im Interesse einer einzelnen Familie vereinigen sich sämtliche Sträfte einer Gemeinde. Eigenartig ist der Austausch von Gebrauchs­gegenständen zwischen den verschiedenen Stämmen. Wenn z. B. ein Boot mit fremden Insassen eine Ansiedelung passiert, so sind die neuen Gastfreunde zunächst verpflichtet, alles von ihrer Habe, was nur immer benußt werden kann, herzugeben; dafür erhalten sie andrerseits so viel, als zur Fortsetzung der Reise nötig ist. Aehn­liches zeigt sich beim Begegnen zweier Boote mit Besazungen aus verschiedenen Gemeinden. Für die Entwicklung der einheimischen Kultur ist ein solcher Austausch überaus wichtig. Schon ein der= artiges Verhalten beim Güteraustausch spricht dafür, daß jeder Fremde bei Erfüllung ganz bestimmter Verpflichtungen auch gewisse Rechte geltend machen kann. Für einen Europäer kann das Be­obachten dieser Pflichten sehr drückend werden, wenn er z. B. bon gwei Kleidungsstüden etwa Hemd und Hose- das eine hergeben soll. Der Redner half sich in diesem Falle dadurch, daß er auf die Sämtlichen Knöpfe, die das Begehrteste von allem waren, Verzicht Leistete. Der Mann zieht bei der Verheiratung in das Haus seiner Frau und tritt somit in enge Beziehung zu seinen Schwiegereltern und seinen Schtvägern. Dieses Verhältnis zwischen den neuen Ver wandten scheint durchweg intim zu sein. Hieraus erklärt sich zu­gleich das enge Band, das die Kinder mit den mütterlichen Oheimen verknüpft. Die Ehe scheint ohne besondere Ceremonie abgeschlossen zu werden. wird aber als ein dauerndes Verhältnis angesehen. Nichtsdestoweniger kann der Indianer zu gleicher Zeit mehrere Frauen haben, freilich nicht an demselben Orte. Wird die zweite Frau ab= wechselungshalber einmal aufgesucht, so zieht meist sogar die erste Frau mit oder ohne Verwandtschaft zur Begleitung mit. Ganz mert wirdig ist auch hier das Verhalten des Vaters nach der Geburt des Kindes: er legt sich wie ein Stranter in eine Hängematte und hat sich noch mehrere Monate vieler, besonders der fetten Speisen zu cut Medizinisches.

halten.

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drei

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Das Ende. Unteroffizier: Wenn ihm ein Unrecht zugefügt wird, was thut er da?"

Bayr. Rekrut: Da thut er mir hoda!"( Da ärgere ich mich.) Unteroffizier: Was thut er?"

Vayr. Rekrut: Da thut er mir rauchen!"( Da ärgere ich mich fürchterlich.)

Unteroffizier:" Das ist alles nicht das Richtige; da kaun beschweren!"

er sich

Bayr. Relrut: Da kann ich mich beschweren!" Unteroffizier: Und wenn er sich beschwert hat, was geschieht dann?"

Bayr. Nefrut: Nachher wer i eing'fpirrt!"

Notizen.

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( Jugend".)

In der Neuen Freien Voltsbühne spricht am Sonntagabend( 7 Uhr) Dr. Max Osborn   über Die Meister der modernen Malerei". Der durch Lichtbilder erläuterte Vortrag findet in Cohns Festsälen( Beuthstr. 20/21) statt. Gastfarten toften 40 Pf. einstudiert. Fräulein Höflich wird das Annchen, Eckert den Hans Halbes Jugend" wird im Neuen Theater neu

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spielen.

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- Herzls Schauspiel Solon in Lydien  " ist als lette Novität des Schauspielhauses für Ende Mai angesetzt. Das Bunte Theater bringt Sonnabend folgende Ein­after- Movitäten: D' Weanerin" von v. Stenglin, Maherchen" von John Lehmann und Freigesprochen" von Hermann Häffer. Eine Voltsbühne nach Art des Berliner   Schillertheaters wird in München   errichtet werden. Das Theater soll größer werden, als das neue Prinzregenten- Theater.-

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Die Preise Menzelscher Bilder und Studien steigen außerordentlich. Das kleine Bildchen aus dem Jahre 1855 Stirchen- Jumeres", das auf der jetzigen Menzel- Ausstellung im Stünstler­hause hängt, hat ein Stuttgarter Kunstfreund für 20 000 M. er­worben. Wie die Kunstchronit" meldet, werden für die ganz kleinen Studienköpfe, die dort ebenfalls ausgestellt sind, 500 M., für figurenreiche Bleistiftzeichnungen, die Reise- Eindrücke wiedergeben, bei einer Größe von ungefähr 24 zu 30 Centimeter 8000 und 10 000 M. gefordert.

SS. Hallucinationen. Ein Jrrenarzt hat in dem " Journal für die Wissenschaft des Geistes"( Journal of mental Science") einige merkwürdige Beobachtungen über die krankhaften Sinnestäuschungen gesammelt, die man allgemein mit der Bezeichnung Hallucinationen belegt, und zwar im besonderen über solche des Ge­Hörs. Wer jemals in einem Zustande besonders heftiger Nerven­aufregung Gehörstäuschungen gehabt hat, wird mit einer Empfindung des Grausens daran zurückdenken. Schon anhaltendes Klingen und Summen in den Ohren, wie es namentlich bei Schwerhörigen leider oft als böse Zugabe ihres Leidens vorkommt, foun den Menschen cutseblich quälen, aber geradezu gefährlich werden die Hallucinationen, wenn sie sich bis zur Wahrnehmung von gesprochenen Lauten steigern. Alsdann können sie bald zum Wahnsinn führen. Dr. Norman be­richtet von einem jungen Mann, ber sieben Jahre in Indien   gedient und dreimal den Sonnenstich, außerdem auch Malaria gehabt hatte. Er litt dermaßen an Gehörstäuschungen, daß er dem Irrenhause übergeben werden mußte. Es war ihm fast dauernd, als ob er von c. Für die Ausführung des Zola Denkmals ist der Gespenstern verfolgt würde, die zu ihm sprachen und Fragen an ihn Pariser   Bildhauer Alexandre Charpentier   als Mitarbeiter richteten. Er flagte, daß diese Geister", deren Stimmen er hörte, Konstantin Meuniers ausersehen. Meunier ist jetzt in Paris  durch ein System der Telegraphie jeden Gedanken in seinem Stopf eingetroffen, wo er mit Charpentier die vorbereitenden Entwürfe der gu lesen vermöchten. Er war darüber ganz irre geworden und von großen Arbeit, die ihnen aufgetragen ist, anfertigt. Das Denkmal dem Wahn besessen, daß seine Verfolger eine unbezwingliche Macht wird in einem Halbkreis bestehen, auf dem sich eine Figur der über ihn ausübten. Er rechnete sie einer" Hypnotischen Frauen- Wahrheit erhebt. Die Statue Bolas wird sich im Vordergrunde auf Schule" zu und glaubte, daß er schon in der Jugend von ihnen hypnoti- einem großen Friese abheben, auf dem im Bas- Relief die Haupt­hiert worden wäre. Weil er sich dauernd von diesen unheimlichen gestalten der Rougon- Macquart dargestellt werden. Das Denkmal Gesellen begleitet wähnte, so daß er zum Beispiel auch keinen Brief wird wahrscheinlich im nächsten Frühling fertig sein. Jefen könnte, ohne daß sie ihm dabei über die Schulter sähen, so -Preisausschreiben. Entwürfe für gußeiserne Kande Steilten sich bei ihm auch Hallucinationen andrer Sinne ein, namentlaber wünscht der Magistrat von Charlottenburg  ; ausgesetzt sind: lich des Auges, so daß er in einem Holzspahn oder in einem Glas- ein Preis von 150 M., zwei Preise von 75 M. und vier Preise von Fcherben allerhand sonderbare Dinge und Vorgänge fah. Aber auch 50 M. Legter Einlieferungstermin ist der 15. Mai.  - Geruch und Tastsinn waren gestört, und der Kranke wurde überhaupt

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won dem Betvußtsein beherrscht, unter einem rätselhaften fremden Die nächste Nummer des Unterhaltungsblattes erscheint am Einfluß zu stehen, wobei Jdeen von Hypnotismus, drahtlose Tele- Sonntag, den 26. April.

Berarttwocher Redakteur: Carl Leid   in Berlin  . Druck und Verlag: Vorwärts Buchdruckerei und Berlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW