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unabhängig von jedem Vorstellen Existierendes, das an sich stehende und ihm vorangehende Kausalität zur unabweisbaren Seiende, Lehte und Absolute in annähernder Tendenz erfassen, ist Voraussehung. Ohne die Annahme einer solchen primären, gegen das Kantische System oftmals mit feinem besseren Geschütz, objektiven Kausalität wäre dem Kaufalitätsschema des Vers als etwa unsre kleinfrämerisch- historischen Oekonomieprofessoren standes selbst jeder Boden entzogen und damit auch„ Erfahrung" in gegen das Marrsche System, zu Felde gezogen. Den Standpunkt, dem Kantischen Sinne unmöglich. Oder mit andren Worten: wenn der von dem das Kantische Philosophieren ausgeht, wird er nicht von Berstand die Empfindungen und Anschauungen verarbeitet in Gegenvornherein mit Gründen widerlegen können; will sich der Materialis- stände" verwandelt und das Fundamentale, nämlich den Ablauf unsrer mus also dennoch als Philosophie der Vernunftfritik gegenüber be- Empfindungen, aus den Einwirkungen der Gegenstände auf uniren haupten, muß er den Nachweis führen, daß und warum auch die von Organismus nach Regeln( der Akustik, Optik usw.), also tausal erjenem Standpunkt aus vorerst sich ergebenden Konsequenzen, dem flärt, so besagt die Möglichkeit und das Gelingen einer solchen ErAnscheine zuwider, eine materialistische Weltauffassung nicht aus flärung, wenn man nicht zu Wundern Zuflucht nehmen will, doch fchließen. Nur wenn er den Reichtum kritischen Dentens in fich dieses, daß, ganz gleichgültig, ob eine solche Verstandesfunktion im aufzunehmen und ihn in seinem Sinne umzubilden vermag, ex- Geist hinzutritt oder nicht, der Ablauf der Empfindungen an und für scheint er gegen Angriffe von dieser Seite her gewappnet. Eine, sich eben diesen Regeln oder doch jedenfalls überhaupt irgend einem wenn auch nur flüchtige Erwägung solcher Möglichkeiten mag hier der fausalen Nexus unterworfen gewesen sein muß. Soll das„ Jenseits referierenden Betrachtung ergänzend angeschlossen sein. der Erscheinungen" als letter Grund der Erscheinungen gedacht werden und nur so gewinnt jener Begriff einen für das Problem der Erkenntnistheorie bedeutsamen Sinn dann müssen wir dies Jenseits auch als Grund jener primären, aus der allgemeinen Funktion der Anschauungsformen und des Verstandes schlechthin unerklärbaren Kausalität des Empfindungsablaufs, worauf als Basis erst der ganze Bau der Erfahrung sich erheben fann, denken. Wird aber das Jenseits der Erscheinungen, das An sich" der Dinge, wie Kants Idealismus will, als ein Unräumliches, Unzeitliches, Untörperliches gedacht, so hört je de auch nur denkbare Beziehung dieses Jenseits zu dem, wofür es Grund sein soll, vollkommen auf. Ein primär- fausal geregelter Prozeß in Zeit und Raum, wie der des Empfindungsablaufs, der als primärer in dem Jenseits der Erscheinungen begründet sein soll, fann nur als in ihm begründet gedacht werden, wenn dieses Jenseits selbst wieder als ein tausal geregelter, also in Raum und Zeit sich abspielender( schließlich auch materieller) Prozeß gedacht wird, d. H. wenn wir das Ansichseiende uns mit denselben Grundbestimmungen behaftet vorstellen, die unfre auf der Basis des kausal geregelten Empfindungsablaufs aufgebaute Welt in fubjektiver Wiederspiegelung uns zeigt. Jene leere Möglichteit, eine Storrespondenz des Erscheinenden und des Ansichseienden in den Grundbestimmungen anzunehmen, würde damit in eine immanent vom Standpunkte der Erkenntnistheorie herleitbare Folgerung sich verwandelt haben, und der Materialismus, der eben jene principielle Identität des Erscheinenden und Anfichseienden immer behauptet hatte, dem nach dem Marrschen Worte„ das Jdeelle als das im Kopfe umgesetzte Materielle" gilt. fönnte aus einer solchen Wendung der Kantischen Erkenntnistheorie, die ihn erst völlig aufzulösen schien, neue Kräfte schöpfen.- Conrad Schmidt .
Kants Analyse der in dem Geiste verbundenen Erkenntniselemente, aus denen die Erfahrung werde, arbeitet selbstverständlich schon mit Begriffen, die jenen Elementen selbst entnommen sind. Eben diese Begriffe aber vor allem der der Bedingtheit oder Staufalität, wie sie mit dem allgemeinen Bedürfnis wissenschaftlicher Orientierung auch das Bedürfnis einer wissenschaftlichen Orientierung über das menschliche Erkenntnisvermögen erzeugen, treiben, näher zugesehen, dann wieder über den von Kant ursprünglich eingenommenen Standpunkt bloßer Vorstellungszergliederung, als eine doch erst provisorische Erklärungsweise, hinaus. Die Idee, den Ablauf der Empfindungen und die Struktur des Geistes ausschließlich als das Bedingende( des Weltbildes), nicht aber selbst wiederum als ein anderstvoher Bedingtes zu betrachten, führt, wenn sie mehr als eine die Untersuchung einstweilen vereinfachende Methode zu sein beansprucht, auf die trasfesten Widersprüche, ist ein gänzlich unvollziehbarer Gedanke. Indem Kant die Welt der Vorstellung eine Welt der Erscheinungen" nennt, also feine Analyse des Erkenntnisprozesses durch die Idee eines an sich Seienden, eines den Erscheinungen zu Grunde liegenden, nicht mehr in bloße menschliche Vorstellungsthätigkeit aufzulösenden Wesens ergänzt, erfennt er selbst das unwillkürlich an. Wir müssen, meint er, ein solches Jenseits der Erscheinung, ein solches an sich Seiendes mindestens hypothetisch annehmen, aber wir fönnen, fügt er sofort hinzu, eingebannt in den Kreis der Erfcheinungen, von ihm nichts wissen. Es sei ein völlig Unbekanntes. Mit seiner These aber, daß dem Verstande jede Handhabe fehle, um irgend eine nähere Bestimmung von jenem Jenseits der Erscheinungen, jenem" Ding an sich " auszusagen, setzt er sich selbst in Widerspruch durch das, was er in negativer Hinsicht von ihm aussagt, daß es nämlich als ein Un räumliches, In zeitliches, Un förperliches gedacht werden müsse. Vielmehr und dieser Einwurf ist früh gegen Kant erhoben worden wäre es doch ebensowohl auch denkbar, daß das an sich Seiende, das wir als Grund der Erscheinungen voraussehen, die nämlichen Wesensbestimmungen k. Der Nachrichtendienst vom Kriegsschauplah. Taß der Krieg wie die erscheinende Welt hätte, daß es gleichfalls ein räumlich eine Sache ist, die in erster, zweiter und dritter Linie Geld koftet, zeitliches wäre. Denn damit, daß Zeit und Raum für uns als Formen unsrer Anschauung aufgewiesen wurden, sei noch nicht be- werden nicht nur die beiden beteiligten Mächte erfahren, sondern auch wiesen, daß es nicht andrerseits Raum und Zeit auch außer die Presse, die über diesen Krieg zu berichten hat. Das gilt in unfrer Subjektivität noch geben könne, als ein reales Eristierendes, besonderem Maße für die englische Presse, die an den Ereignissen an von dem unsre Raum- und Beitanschauung dann als ein bloßes nimmt. Die Nachrichten von dort müssen nach London einen Weg dem fernen Kriegsschauplatz naturgemäß den lebhaftesten Anteil Nach- und Abbild im Geiste zu betrachten sein würde. Und diese gegenüber Kant betonte, erst noch ganz leere Möglichkeit, die der Philosoph als eine völlig flade Ausflucht abwies, möchte, modificiert und umgeformt, bei näherer Ueberlegung sich vielleicht als eine ganz und gar nicht willkürliche, sondern in gewissem Simmie denknotwendig motivierte Annahme herausstellen.
Das, was zu der Idee eines Jenseits der Erscheinungen, eines unabhängig von dem menschlichen Vorstellen an sich Seienden treibt, ist doch letzthin nichts andres als das Kausalitätsbedürfnis des Verstandes, der den menschlichen Vorstellungsprozeß unmöglich als ein absolutes, nur in und durch sich selbst Bedingtes denken fann. Wenn also die Idee eines solchen Jenseits überhaupt gebildet wird, muß fie dem Denkmotive, das zu ihrer Bildung drängt, ent sprechend gebildet werden; und insofern scheinen denn doch auch diesem Unbekannten gegenüber Handhaben einer näheren Bestimmung gegeben.
Kleines feuilleton.
von über 12 481 englischen Meilen über das Wasser machen. Wenn in Nagasali der Telegraph in Bewegung gesetzt wird, so taucht er fofort im Ostasiatischen Meer unter und landet bei Schanghai in China , die chinesische Küste herum nach Hongkong ( 945 Meilen). Von dort das 476 Meilen entfernt ist. Dann arbeitet er weiter südlich um unter dem Südchinesischen Meer weiter nach Saigon in Anam,( 951 Meilen); von Saigon über das Meer hinweg nach Singapur ( 626 Meilen) oder über Labuan, Borneo ( 1971 Meilen), weiter durch die Malakastraße nach Pinang( 398 Meilen) und dann westwärts durch die Nikobaren und unter der Bai von Bengalen( 1389 Meilen) nach Madras. Von dort überspannt der Draht Detan über Dschungeln und Ströme nach Bombay , geht über das Indisch- Arabische Meer nach Aden ( 1850 Meilen), über das rote Meer westwärts nach Alexandria ( 1584 Meilen), über das Mittelländische Meer nach Malta , weiter nach Lissabon und gelangt so endlich nach London ( 3205 Meilen). Jedes auf diese Weise beförderte Wort kostet 1 Schilling 11 Pence, fast 2 M. Dies ist die neue reducierte Taxe für Pressemeldungen, zu der viele Tausend Worte geschickt werden. Für Privatdepeschen beträgt die Tare 5 Schilling 8 Bence( 5,65 Mark) oder 4 Schilling 16 Bence( 4,80 M.) auf der russischen Route. Was also die englischen Blätter bei dem jezigen Kriege für TeleSchäßung folgendermaßen berechnen: Für zwei kurze Depeschen aus Japan , die 100 und 150 Worte lang sind, betragen die bloßen Telegraphenkosten 500 m., wobei„ unds" und Artikel nicht mittelegraphiert werden. Bei einer großen Schlacht würden wenigstens fieben Londoner Zeitungen Telegramme erhalten, die je 2000 m. fosten, oder 14 000 M. zusammen für die Depeschen eines einzigen Tages. Rechnet man dazu die Kosten für die Depeschenagenturen, so stellen sich die Telegrammfosten für einen Tag auf 20 000 m. Wenn der Krieg lang und schwer werden sollte, so könnte sich diese Summe leicht verzwanzigfachen und allein den Londoner Blättern eine Ausgabe von 400 000 m. verursachen.
Wie kommt Erfahrung zu stande, fragte die Vernunftkritik, welches find ihre im Geijte nachweisbaren fundamentalen Bedingungen. Der Verstand, hatte sie geantwortet, ordne die in räumlich- zeitlicher Anschauungsform gegebenen Empfindungsinhalte nach ihm immanenten Regeln, vor allem nach dem Schema der Raujalität und bringe so die Vorstellung einer gefeßmäßig bewegten graphenuntoften ausgeben müssen, läßt sich nach einer vorliegenden Welt der Gegenstände, eben„ Erfahrung", hervor. Aber die auf-| gelvorfene Frage, wie Erfahrung möglich sei, ist damit doch nicht gelöst, ist überhaupt vom Standpunkte der bloßen Borstellungsgergliederung nicht lösbar. Denn wie soll der Verstand in Raum und Zeit nach dem Schema von Ursache und Wirkung die Anschauungen ordnen, wenn nicht ganz unabhängig vom Werstande der Ablauf der Empfindungen in uns bereits so, daß er eine solche Anordnung zuläßt, d. h. also selbst bereits als ein gefezmäßig, fausal bestimmter Ablauf vor sich geht. Das Kausalitätsgeseh des ordnenden Verstandes hat, wenn es nicht dem berühmten Messer ohne Heft und Klinge gleichen soll, das Unterworfensein des zu ordnenden Empfindungsmaterials unter eine objektive, d. h. hier, unabhängig vom menschlichen Verstande be