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hat sich um den Freifinn verdient gemacht. Wir haben( schwärmerisch)| aber geben sie und mehr als Augenblidskunst, nötigen sie uns ehrliche unvergeßliche Inuktionsstunden bei ihm erlebt. Durch ihn find Achtung ab? Wohl muß es überall Handwerker geben, besser gesagt: wir so start geworden. Ihm verdanken wir, daß wir die Social Handlanger. Aber das wollen diese hier nicht zugeben. demokratensteuer statt der Hundesteuer eingeführt haben. Sie wollen Mommsen: Wir stehen alle zusammen auf dem Standpunkt: miert dieses Gefühl so, als in der Kunst, wo die Berechtigung hart er­mehr geben, mehr sein. Das können sie nicht. Und nirgends depri Kröcher hat's verdient."( Bravo.) Mitlaufen nichts gethan ist. tämpft fein will, und mit dem guten Willen und mit dem geschickten

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Langerhans( zitternd): Ich möchte doch zu bedenken geben, ob wir einen Junker ( Wilde Rufe: Schluß! Schluß! Raus! Meschugge!)

Fiibed: Jah konstatiere, daß es ein Mitglied dieses hohen Hauses giebt, das sich freisinnig nennt und nicht einmal die freie Gesinnung hat, einem Junker die gebührende Ehrung zu teil werden zu lassen. Ist das freisinnig? Ist das tolerant?( Mit Pathos): Ist das human?( Leidenschaftlich): Ist das patriotisch?( Rufe: Nein, nein. Kröcher hoch!) Kerls, ich glaube in Eurem Sinne zu handeln, wenn ich einfach unsern Antrag für angenommen erkläre.( Lebhaftes Bravo!) Herr v. Kröcher ist einstimmig zum Ehrenbürger ernannt worden.( Nuf: Einstimmig?) Na, Langerhans, äußern Sie sich mal zu diesem Zwischenruf? Wollen Sie fich renitent benehmen, sich gegen militärische Vorgesezte auflehnen? Darauf steht Zucht­haus 1"

Ich bin einverstanden."

Langerhans: Aengstigen Sie mich alten Mann niát! isch bed: Abgemacht! Nun zum Denkmal für Stumm! Ich habe gehört, daß man gegen den Blan aufgemudt hat, weil er zu teuer sei. Ich kann diese Nörgler( Heiterkeit) beruhigen. Wir haben im Vorjahre die Knochen nach Amerika   zu ſehr annehmbaren Breisen verkauft, so daß wir die Asphaltierung dieses ehemaligen Kirch Hofes des Umsturzes davon decken konnten. Außerdem haben wir einen Teil an den Staatsfiskus verkauft, der dort ein Mausoleum für verdienstvolle Soldatenerzieher wie den Generalfeldmarschall Breidenbach errichten will. So bleibt uns nur noch die Auf bringung von zehn Millionen, dafür erhalten wir nun aber auch ein aus prima Nickelstahl hochfein gearbeitetes Denkmal, das gerade dem Arbeiterviertel zur Zierde gereichen wird. Wir wollen uns Freifinnigen nicht vorwerfen lassen, daß wir für die Arbeiter fein Herz haben und für die künstlerische Ausstattung der Gegend, wo sie wohnen, nichts thun. Da sich kein Widerspruch erhebt, nehme ich an- 1"

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Langerhans( laut): Ich bitt' ums Wort!" Fischbeck( warnend): Lan- ger- hans!!"

Langerhans: Meine Herren, entschuldigen Sie aber ich kann nicht anders. Ich finde es nicht schön( Unruhe), ja ich finde es pietätlos( Schluß!), wie Sie an den armen Märzgefallenen gehandelt haben.( Raus 1)) Ihre Gebeine haben Sie nach Amerika   verschachert ( Sehr richtig!), die Grabhügel haben Sie dem Erdboden gleich ge­macht( Ruf: Wir schreiten eben vorwärts!) und dann haben Sie die Revolution, um sie ganz zu erstiden, asphaltiert.( Mommsen ruft: Wir leben im Zeitalter des Verkehrs!) Ja, da haben Sie recht, aber man hätte doch gerade diesen stillen( Uhu! uhu!) Platz schonen und erhalten sollen. Es waren, ich bitte um Ent­fchuldigung, schöne, ja erhabene Tage, als wir jugendberauscht in den Märzstürmen des Jahres 1848 für die Freiheit

Fisch bed( schreiend): Langerhans, nun aber genug! Langerhans, nun aber genug! Sie verletzen unsre heiligsten Gefühle. Sie wagen es, in dieser Ver­sammlung freier, aber loyaler Bürger mit Worten der Anerkennung an jene Tage wahnsinniger Verirrung zu erinnern, da Berliner  Bürger die Hand gegen das geheiligte Haupt ihres Königs erhoben, da sie gegen die Obrigkeit sich frech auflehnten und die Grundlagen unsrer Kultur von Ordnung, Religion und Sitte antasteten. Sie wagen es( heiser) für diese Mordbuben zu sprechen, die immer unruhiger gewordenen Versammlung ertönt plöglich der Ruf: Haut ihm! Im Nu stürzen sich sämtliche Stadtverordnete auf Langerhans und schlagen auf ihn ein, bis er zusammenbricht.)

( Aus der

Fischbeck( würdevoll): Meine Herren! Wir haben soeben einen Marfstein in der Geschichte des Freisinns gefeßt. Der letzte Mensch, der dadurch der Reaktion Vorschub leistete, daß er mit dem Umsturz fraternisierte, ist durch unsre gerechte patriotische Aufwallung erledigt worden!"-

Berliner   Kunftsalons.

Joc.

Wie bei uns in Berlin  , giebt es auch in München   eine Künstler Vereinigung, die die Erhaltung des Alten, Bestehenden sich zur Auf­gabe macht. Meist heißt das bei uns sobiel wie unfünstlerische Hand­habung des Malhandwerks. Es mögen gute Menschen sein. Stünstler find sie nicht. Sie ruhen auf den Lorbeeren vergangener Generationen aus, schlachten deren Methode aus und verflachen die Ideen so an­dauernd, bis sie banal und nichtssagend werden. Diese nach ahmenden Talente brauchen übrigens gar nicht einer besonderen Ver­einigung anzugehören, sie existieren überall. Nur sind sie bei uns im Verein Berliner   Künstler besonders zahlreich und überwiegend ver­treten.

Die Luitpoldgruppe in München  , die bei Schulte ausstellt, steht doch noch ein bißchen höher. Doch im ganzen ist eigent­Lich immer noch Zwedlosigkeit ihre Devise. Um was, für was arbeiten sie? Stellen sie sich technisch Probleme? Ringen sie inhaltlich mit dem Stoff?

Wozu die Namen nennen, Firle, Schäfer, Gefffen, Marr u. a.? Was bedeuten fie uns? Sie können vielleicht im Gros mitmarschieren,

Will man einen Unterschied machen unter den Ausstellern, so das Winterſtück von Stä st ner ist ehrlich und gerade gesehen, Franz scheinen die Landschaften vor H. Völker innerlich gefühlt zu sein. och s dekorative Landschaft ist einheitlich und geschickt und Ubbe loh be giebt ein Stück Erde  , das des großen Zuges nicht entbehrt. Steppes   nimmt sich die Alten zum Vorbild und malt Land­Was sonst noch bei Schulte hängt, ist nicht viel zu rühmen. schaften, wie sie die Künstler sahen, die vor einigen Jahrhunderten lebten. Viel mehr als Künstelei kommt dabei nicht heraus. 2o ges baut nach Vorbildern, die man nur zu schnell ahnt, Naturstudien zusammen; und Osthoff macht sich die Sache sehr leicht. Seine Landschaften sind nicht empfunden, nicht gesehen. Es ist Schablone. Merkwürdig, wie solch ein Salon, der so viel Minderwertiges dass er als gesellschaftlicher Rendezvousplat sich bewährt, sel play bringt und seine Existenzberechtigung zum größten Teil darin erweist, 3. Raffaei täuschte? Er erscheint trage sind manchmal direkt Gute heerdrüdt. Oder ist es wirklich so, daß wame kleinen Augenblidsbilde von Bassanten der Charakteriſtik. Hübsch bleibt langweilig im Str. und trivier, ut der Charakteristik. Hübsch bleibt nur seine lebhaft pria tanier, wie er eine Landschaft phantasie­voll leicht hinsetzt, und das Gewirr der dünnen, gelben Herbstblätter in Mannigfaltigkeit vibrieren läßt. Er ist mehr Zeichner als Maler. Die Linie herrscht bei ihm vor. Als tüchtiger Künstler erweist er sich in seinen französisch- lebendigen Straßenscenen, die im Grunde doch etwas verwaschen bleiben, und in einem Seinebild: ein Dampfer auf dem Wasser, der von der Sonne beschienen ist, zu beiden Seiten die zart ergrünenden Ufer. Das beste ist ein Strandbild mit weiten Horizont; das bunte Gewvimmel der Menschen in dieser freien See­luft ist geschmackvoll farbig wiedergegeben, nervöse Lebendigkeit dec großen Ruhe der Natur gegenüber, in jener unendlichen Weite, von dem wir beim Anblick des Meeres eine Ahnung bekommen.

Hans am Ende  , einer der Worpsweder   Maler, stellt bei eller u. Reiner aus. Seine Stunft bedarf nicht der Coulissen und der Drapierung, wie sie seit einiger Zeit bei Keller u. Reiner Mode find. In diesem Kunstsalon wurde der Grundfas, daß alles im Zusammenhang eines Größeren, Ganzen wirken müsse, dahin ver­standen, daß für jeden Künstler, der ausstellte, schnell ein Milicn geschaffen wurde, das seinem Wesen entsprechen sollte. Natürlich, waren die stimmungsvollen Arrangements, die hier gegeben wurden, meist recht äußerliche Theaterkunst und der vornehme, einfache Licht­saal wurde zu einem Raum, der ins Panoptikum gehörte. Bei Hans am Ende   verbaten sich die Gemälde diese Mißhandlung. Sie hängen an der Wand, einfach, anspruchslos.

Die Kunst Hans am Endes geht von dem Impressionismus aus. der richtiger gesagt: diese Kunst erfrischt sich immer wieder an dem zufälligen Einzelfall der Natur. Dies betweisen seine fleineren Studien. Ein Weg, der zum Hügel hinaufführt. Ein Stück Feld, auf dem ein Arbeiter beschäftigt ist. Es sind Skizzen. Vor­bereitungen. Notizen.

Denn dies ist das Wichtige bei diesen Malern. Sie bleiben nicht bei dem Zufall stehen. Sie wollen gestalten. Sie wollen die Natur so lange anschauen, bis sie ihnen in jedem Einzelfall einen Sinn enthüllt. Diesen umkleiden sie dann, indem sie ihn festzuhalten trachten, mit all dem Wichtigen und Charakteristischen, das in tage­langem Betrachten bleibt. So führen sie hinweg von dem Einzelfall und leiten hin zu dem Bleibenden.

Diese Kunst, tiefer zu sehen, haben diese Maler von einem Größeren gelernt, von Böcklin  . Nicht nur das äußerliche Bevorzugen eines Baumes, den auch Böcklin   auffällig liebte, die Birke, führt darauf. Man braucht nur ein Bild wie den" Frühling" anzusehen, oder die Waldquelle". Solche Wiesen sah Böcklin  . Und so ließ Böcklin   auf den Stämmen der Bäume tief im Innern des Waldes märchenhaft das hereinfallende Licht der Sonne spielen. Auch diese Farben, diese kräftigen, überlegten, gewählten Farben, die der Jdec des Geschauten dienen, ohne stlavisch bis ins Tüpfelchen nachahmen zu wollen, sich also verlierend, lehrte sie der Meister.

Sie lassen sich leiten von einem Sinn, den sie in der Landschaft, in der Natur ahnen. Sie geben nicht eine Abstraktion, eine gestellte, heroische Landschaft. Vielmehr sehen sie. Ihr einziges Mittel ist das Sehen. Und sie thun das so lange, bis sich ihnen das Wesen entschleiert. Gerade in dieser Mischung treu- ernsten Strebens und doch selbsteignen Schaffens verdienen diese tüchtigen Maler ihren eignen Platz.

Man sieht, wohin man kommen kann mit eisernem Fleiß, Ehr­lichkeit und Talent. Diesen Malern fiel diese Gabe nicht so leichtlich in den Schoß. Sie haben darum gerungen. Sie haben lange ge= zweifelt. Sie wurden unsicher in den Mauern der Stadt. Man lehrte sie dort, was sie nicht nachfühlen konnten. So zogen sie denn hinaus, auf eigne Fauft, aufs Land. Sie fanden sich zusammen. wußten weiter nichts, als daß sie lernen wollten. Und so lernten sie. All das merkt man bei ihnen. Es redet aus ihren Bildern.

Die Freiheit und Größe des räumlichen Sehens( auch etwas, das sie von Böcklin   lernten) macht die Bilder, selbst wenn sie im