römischen Großen in Gartenanlagen wurde mit der Zeit so groß,daß sich Seneca darüber beklagte, und die vielfachen Baumkünsteleienveranlatzten schon Horaz, die Rückkehr zur Natur zu empfehlen. Invielen römischen Häusern wurden im Hofe oder auf dem DacheGärten angelegt, und auch die prachtvoll eingerichteten römischenBäder waren mit herrlichen Gartenanlagen versehen.Während des Mittelalters ging die Gartenbaukunst sehr zurück,und sie fand eigentlich nur noch bei den Mauren sorgfältigere Pflege,die in den Riesengärten der Schlösser Alhambra und Alkazar ihrenprächtigsten Erfolg hat. Zwar besaßen im Mittelalter auch diemeisten Klöster Gärten, doch waren dies ausschließlich Nutzgärten,in denen außer Gemüsen auch Arzneipflanzen gezogen wurden.Zu neuer Blüte entfaltete sich die Gartenbaukunst erst wiederwährend des Zeitalters der Renaissance, in der die einzig dastehendenGärten der zu jener Zeit aufgeführten Prachtbauten geschaffenwurden, Gärten, die trotz aller Vernachlässigung heute noch unsreBewunderung erregen, wie z. B. der Garten der Villa d'Este beiRom, der der Villa Borghese usw. Auch die jetzt noch einzig da-stehenden Gärten des Vatikans wurden zur Zeit der Renaissanceangelegt. Die in diesen Gärten aufgestellten Standbilder hattenhohen Kunstwert, und die Wasserkünste gewannen mit der Zeit einesolche Ausdehnung, daß sie die eigentlichen Gartenanlagen an Um-fang sehr beschränkten. Zur Barockzeit artete die Gartcnbaukunstvollständig aus. Labyrinthe, in den merkwürdigsten Tier- undMenschenformen beschnittene Bäume und Sträucher, Gestalten allerArt, Kugeln und Pyramiden usw. drücken diesem Zeitabschnitt ihrenStempel auf, ja, in Holland wurden sogar die Stämme in Farbenangestrichen, eine Sitte, die sich auch nach andern Ländern hin aus-breitete. Erst durch die Anlagen der Gärten zu Versailles, denen diezu Nymphenburg, Schönbrunn und viele andre nachgebildet wurden,trat ein Wandel zum Bessern ein.In der Mitte des 17. Jahrhunderts tauchte der englische Stilauf, der erst durch das Wirken deutscher Gartenbaukünstler zurVollendung ausgebaut wurde. Heute steht die Gartenbaukunst voll-kommen unter deutschem Einfluß.—— Die Hitze und die Tyroler Gletscher. Dem Wiener„Vater-land" wird geschrieben:„Hochinteressant sind die Veränderungen,die die heurige abnorme Hitze in den tyroler Hochalpen hervor-gebracht hat. Während in normalen Jahren die Gletscher und dieSteilhänge der Schneeberge um diese Zeit noch einen dicken Firn-Überzug aufweisen, auf dem sich leicht Stufen herstellen lassen, ist letztererheuer größtenteils gänzlich abgeschmolzen und der beinharte Eis-Panzer der Berge tritt überall zu Tage. Die Eistouren sind dadurchungemin erschwert, ja vielfach für Durchschnittstouristen unmöglichgeworden. So hieß es schon vor geraumer Zeit, daß der Hofmanns-weg aus dem Großglockner nahezu unpassierbar sei, und nun mehren sichdie Nachrichten über große Schwierigkeiten bei Eistouren. DasWandern über wenig geneigte Gletscher ist dagegen heuer wenigergefährlich als sonst, indem der die Spalten deckende Firnüberzug,der sonst die Ursache des Einbrechens bildet, zumeist gänzlich ent-fernt ist und die Spalten offen daliegen, so daß sie umgangenwerden können. Die Hitze hat aber noch weitere Verheerungen amEise der Hochalpen angerichtet. Sie ist auch dem Eispanzer argzu Leibe gegangen. So hat sie die wegen ihrer furchtbar steilenFirnhänge berüchtigte Glockncrwand derart ausgeapert, daß auch dieEisnnterlage verschwunden ist und an der Südwestscite ein breiterGeröllstreifen zum Gipfel hinaufzieht. Der gefürchtete Berg istheuer selbst für Mindergcübte leicht ersteigbar geworden, ein Zu-stand, den die jetzige Generation der Einheimischen noch nicht erlebthat. Daß im jetzigen Sommer die Gletscher bedeutend abgeschmolzensind, kann man dem Wasserstand des Inn entnehmen, der sich trotzder herrschenden Trockenheit und dem dadurch bedingten Versiegender Quellen bisher auf einer Höhe gehalten hat, welche in normalenSommern nicht erreicht wird. Der Wasserhochstand geht auf Rechnungdes abschmelzenden Gletschereises; daher erklärt sich auch dieschmutziggraue Färbung. An den Fluhläufen, welche aus denglctschcrloscn Kalkalpen entspringen und genährt werden, beobachtenwir die gegenteilige Erscheinung, sie sind krystallhell und Wasser-arm."—Aus dem Pflanzenleben.en. Blühen u n d S t e r b e n. In der Umgebung derHauptstadt von Schantung, Tsina» fu, wurde, wie ein dort ansässigerEngländer d°r Londoner Wochenschrist„Nature" schreibt, die Be-dölkerung jüngst durch ein anscheinend harmloses Naturereignis inschwere Sorgen versetzt. Die B a m b u s p f l a n z e, die wegenihrer Ausnutzungsfähigkeit ein wichtiges Besitztum für den chinesischenLandmaun und Gartenbesitzer ist, fing nämlich an, Blüten zu treiben.Dieses Ereignis wurde von den Chinesen mit geradezu aber-gläubischem Schrecken aufgenommen, weil es nach ihrer Meinungeinen Fehlschlag der Ernte und möglicherweise noch schlimmeres Un-glück verkündete. Der europäische Gewährsmann vergleicht die Auf-rcgung der Chinesen bei dieser Gelegenheit mit dem Schrecken,den früher in Europa das Erscheinen eines Kometen verbreitete, under hielt infolgedessen eine Umfrage, ob der Bambus denn so seltenblühe. In der That konnte er nur einen Mann ausfindig machen,der zuvor den Bambus hatte blühen sehen. Ein andrer Mitarbeiterder„Nature" giebt darauf die Auskunft, daß die Furcht vor derBambusblüte im Orient, namentlich auch in Indien, weit verbreitetsei. Der Bambus blüht wirklich nur einmal in seinem Leben undstirbt dann. Da nun außerdem die ganze zusammengehörige Gruppevon Pflanzen, die oft weite Flächen bedecken, zu gleicher Zeit blüht,so ist die Anschauung, daß der Bevölkerung dadurch ein Unglückprophezeit wurde, durchaus nicht unrichtig, denn diese blühendenBambusfelder sind eben dem Absterben verfallen, was selbstverständ-lich einen erheblichen Schaden bedeutet. Der Bambus wie nocheinige andre Pflanzen leben derart gesellig, daß die zusammen-stehenden Stauden alle von gleichem Alter sind, daher eben auchgleichzeitig sterben. Aehnliches ist von einigen Strobilanthen imtropischen Asien bekannt, die etwa sieben Jahre leben, dann in eineverschwenderische Pracht von blauen Blüten ausbrechen, aber kurzdarauf absterben, so daß fast plötzlich weite Flächen in eine Wüsteverwandelt werden.—Physikalisches.is. Das strahlende Element Actin ium. Neben demgroßen Aufsehen, das die Eigenschaften des Radiums erregt haben.rst ein andres strahlendes Element ettvas in den Hintergrund ge-treten, das bereits im Jahre 1838 von Prof. Debierne entdeckt undActinium benannt wurde. Daß es weniger Aufmerksamkeit gefundenhat als das Radium, erklärt sich mifs einfachste daraus, daß esnoch sehr viel seltener ist. Die gründlichsten Untersuchungenhaben die beiden amerikanischen Physiker BaSkerville und Kunzmit einer Probe angestellt, die ihnen von dem stanzösischenForscher übersandt war und eine Strahlungsfähigkeit von 10 000 besaß. Die Ausstrahlungen des Körpers erwiesen sich als äußerst leb-Haft und hatten sich auch während der langen Reise nicht um dasgeringste verändert. Ebenso wie das Radium veranlaßt dasActinium ein Phosphorescieren des Diamanten und übt eine gleicheWirkung auch auf den Edelstein Kunzit und das zinkhaltige MineralWilleinit aus. Der auffallendste Unterschied zwischen dem Actiniumund dem Radium besteht darin, daß bei elfterem die Aus«strahlungen für das Auge sichtbar werden, während beimRadium nur der Körper selbst leuchtet, aber keineleuchtenden Strahlen in seiner Umgebung bemerkbar werden.Dies zeigte sich bei den Experimenten der amerikanischen Gelehrtengleich darin, daß der bestrahlte Diamant und besonders der Willemit einen schwachleuchtenden Strahlenhof nach der Richtung hinzeigte, woher die Strahlen kamen. Wurde zerstoßener Willemit inein verschlossenes Glasgefäß gebracht und das Actinium oben daraufgelegt, so wurde nicht nur das Mineral, sondern das ganze Inneredes Glasbehälters leuchtend. Besonders reizvoll ist ein Versuch, beidem das Actinium auf einen mit phosphorescierendem Schwefelzinkbestrichenen Schirm gelegt wird. Bläst man dann auf das in Papiergewickelte Actinium, i'o verbreitet sich in der Richtung deS Lusthauchsein Leuchten über den Schirm.—Humoristisches.— Humor aus Schülerheften. Das Konstanzer Concilwollte Huß anfänglich an seiner Verurteilung nicht teilnehmenlassen.— Ladislaus Postumus wurde drei Monate nach dem Todeseiner Eltern geboren.— Im sechzehnten Jahrhundert brach derProtestantismus aus.— Leopold von Dessau ging höchst eigenhändigauf seinen Feldern umher.— Die Aeghptcr wickelten ihre Toten sofest in harzgetränkte Leinwandbinden ein, daß sie sich nicht rührenkonnten.— Hagen fragte Brunhilde um den Inhalt ihrer Thränen.— In diesem littcrarischen Streite stand Gottsched andrerseits undBodmer einerseits.— Würde die Lombardei noch zu Oesterreich ge-hören, so könnte man sagen: die Alpen liegen zwischen Po undDonau.— Goethe ging wieder nach Sesenhcim, um Friederike nocheinmal ins Gesicht zu treten.— Er nahm schnell Nahrung in sichauf und wurde so frühreif.— Er und sein Freund kannten sich bisauf den letzten Blutstropfen.— Als Goethe älter wurde, legte ersich auf den westöstlichen Diwan.— Der Kuckuck hat zwei Füße nachvorn und zwei nach rückwärts.—Notizen.— Der Roseggersche Roman„Jakob der Letzte' istvon dem Grazer Schriftsteller Franz Waidacher dramatisiertworden. Das Volksstück soll an der„Rosegger- Schaubühne" inMürzzuschlag gegeben werden.—— Im Neuen Theater wird Dörmanns Sittenkomödie„Ledige Leute" neu einstudiert.—— Die Nürnberger städtischen Kollegien haben beschlossen,für das in München in Entstehung begriffene Museum für Meister-werke der Naturtvissenschaften und Technik ein Bild zu stiften,das die Eröffnung der ersten deutschen Eisen«bahn von Nürnberg nach Fürth darstellen soll. Eswird 12 000 Mark kosten, malen wird es der Münchener MalerHein.—— Anschwellungen an den Luftwurzeln vonOrchideen. Häufig zeigen die Luftwurzeln der Gewächshaus-Orchideen Anschwellungen. Bonnier studierte dieselben und bezeichnetsie als anormale Bildungen, welche wcder� von Insekten noch vonPilzen herrühren, vielmehr als Ursache das Wasser haben, welches sich inder durch die Wurzel und ihre Stütze gebildeten Rinne zusammen»drängt. Bonnier erbrachte den experimentalen Beweis für diese Er«klärung, indem er die Wurzeln in geschlossene Glasröhren einließ,die das Zustandekommen einer Rinne für das Wasser unmöglichmachten. s.Nerthur.")Berantwortl. Redakteur: Paul Büttner, Berlin.— Druck und Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.VcrlagsaustaltPaul Singer LcCo.. Berlin