Wir steigen auf die Berge, mein Gatte.

-

- 1022

Siehst Du die silberflimmernden Sterne blühen? Du pflückst mir eine ganze Handvoll ihrer stachligen Reize, und ich winde einen Kranz daraus für Dein Bild auf meinem Altar. Und siehst Du das lachende Eiland des thyrrenischen Meeres, an die Berghänge geschmiegt, zu unseren Füßen liegen? Siehst Du die weißen Mauern von San Martino in blau verdämmernder Ferne leuchten und die flammende Wolfe über dem Gipfel des Vesuv  ?

Das alles ist unser eigen. Dein und mein. Selig sind wir beide, und kein Jammer soll über uns kommen und feine Reue.

-

Ueber alle Lande fällt der Auferstehungsglanz des Oster­morgens. Und ein Duft quillt empor voll Frische und trieb­kräftigen Lebenverlangens. Sonne über unserem Haupte! Sonne in unseren Augen, Sonne in unserem Ruß! Und kein Schatten mehr.

Kaifer Friedrich- Muſeum.

Die eine starke Liebe ist in uns beiden, die Liebe, welche III. Die deutschen und niederländischen Stulp­turen. Die Bildwerte der die Ehe gründet. naissance.

italienischen Re..

Und all' der Lärm und die irrende Torheit der Welt be­wegt uns weniger noch, als der schmeichelnde Finger des Süd- ländischen Skulpturen. Es ist hier der Versuch gemacht worden, die Die Säle 23, 24, 21, 20, 18 bergen die deutschen und nieder­winds, der kühlend und lind über unsere erhigten Stirnen ländischen Skulpturen. Es ist hier der Versuch gemacht worden, die Kunstwerke zu mischen. Bilder und Plastiken hängen nebeneinander. streicht. Wir betrachten jedoch nur die plastische Kunst. Bei der Malerei werden wir hier wieder zurückkehren.

Denn wir haben die Höhen erschritten, Du und ich, und wir schauen mit reinen Augen empor in das strahlende Antlitz der Almutter über unserem Haupt.

Wir schauen mit reinen Augen in die schweigenden Tiefen, in die fruchtbaren Ebenen vor unserem Fuß.

Wir schauen von Osten gen Westen.

Und in den Abend hinein sprechen meine Lippen:

Unter Oliven und Pinien,

Wie leuchtet das Meer so nah! In starten, reinen Linien Grüßt Cap Ferrat.

Die marmornen Villen funkeln Rot auf im letzten Licht. Silberne Schatten dunkeln Ueber Dein Gesicht.

Unter Oliven und Pinien, Fühle, was Du mir bist! In großen, flaren Linien Läuft unsres Lebens Frist. Rot auf lodern die Gluten

Uns einmal noch um's Herz... Silberne Schatten fluten Lautlos erdenwärts.

*

Als wir ganz junge Mädels waren, meine Freundin Marie und ich, da sagte sie mir einmal in einer blühenden Fliederlaube:

Wenn ich Hochzeit halte, so soll es um Mitternacht sein. In einem fernen, stolzen, stillen Dom. Nur Kerzen dürfen brennen, hohe, geweihte Altarkerzen. Ich werde ganz in schwarzen Sammet gekleidet sein und ein Collier von edlen Perlen tragen als einzigen Schmuck. Und wenn die Mitter­nachtsstunde vom Turme klingt, soll ein Priester unsere Hände ineinander legen zu einem unauflöslichen Bund.

"

Da wandte sich ihr Freund, der mit uns in der lila­umschatteten Laube saß, mit seinem stillen Lächeln zu mir herum und fragte:

Und wo werden Sie Hochzeit machen, Wilma, wie werden Sie gekleidet sein?"

Ich erwiderte:

-

Saal 23 enthält die Arbeiten der deutschen Frührenaissance ( Ende des 15., Anfang des 16. Jahrhunderts), Saal 24( der Emporensaal) rechts die romanischen und gotischen Stulpturen, Saal 21 Werke der Hochrenaissance, des Barock und Rotofo( bis 1800), Gaal 20 die niederrheinischen Schulen, Saal 18 bringt Elfenbeinarbeiten aus der Barockzeit.

Die alten deutschen Holzskulpturen wollen mit eigenem Sinn betrachtet sein. Sie stammen aus den alten deutschen Kirchen. Wer sie einmal da gesehen hat, wird an ihnen immer jene Intimität der Darstellung schäßen, mit der sie sich dem Raum einfügten. Mit welcher Liebe sind diese Bildwerke im einzelnen von ihren Ver­fertigern durchgearbeitet! Es sind Handwerker, die diese Köpfe, Figuren, Ornamente schnitten, und wir treffen auf eine respektable Höhe der Kunstfertigkeit. Man muß sich die Mühe nehmen und jedes Werk genau für sich betrachten. Wie schön leuchtet da immer in mannigfaltigster Weise der natürliche Ton des Holzes, bald hell und licht, bald in düsterer Wärme, dann wieder feierlich, streng, erhaben. Und welch zarte Harmonien finden wir in den bemalten Werken, eine Skala von Tönen, die sich abstuft, als hätte der Verfertiger genau gewußt, welch delikate Abtönung sich mit wenigen aus­gesprochenen Tönen erreichen läßt. Diese Werte sind alle so wenig aufdringlich. Sie halten sich in ihrer Wirkung zurüd. Ihr Reiz ist von feiner, gedämpfter Art. Und viel Kultur und gereiftes Können steckt in diesen Werken.

Der rechte Nebensaal( 24) ist gekennzeichnet durch die Empore, die ganz in die Rückwand eingelassen ist. Sie stammt aus einer Benediktiner- Kirche( Kloster Gröningen), ist romanischen Charakters. Diese Brüftung zeigt in der Mitte eine nach vorn ausladende Rundung, in deren Mitte an der Vorderseite Christus sitzt. Neben ihm zu beiden Seiten je fünf Apostel, von denen nur vier ganz er­halten sind, den übrigen sechs fehlen die Köpfe. Das Wert stammt aus dem 12. Jahrhundert, ist schematisch in der Anlage, schablonen­haft in der Einzelcharakteristik. Doch finden wir wenigstens das Streben, Teil und Ganzes in rechter Verteilung zu geben, ein ge­wiffes Raumgefühl.

Sonst enthält dieser Raum noch romanische und gotische Bild­werke, die neben manch derben, erstarrten Zügen oft gerade in der robusten Härte den Versuch dokumentieren, eigenes zu geben, wobei dann ungeübtheit, schwere Hand an der Durchführung des Gewollten hindert. Einige Kapitelle zeigen schön verschlungene Blumen, aufstrebende - und Blätter. Ganz besonders fallen zwei Reliefs auf, die unter der Empore hängen. Marmorarbeiten aus Nordfrankreich, aus dem 14. Jahr­

" Ich werde Hochzeit machen, wo Er es will. Und ich hundert. Es sind ausdrucksvolle Figuren auf glattem Grunde. Sie werde gekleidet sein, wie Er mich sehen möchte."

*

-

Wie Du es willit!- Ich bin ein Weib, und erst mit Dir bereint ein Mensch. Wie auch Du, Mann, und ob Du ein Gott wärest ohne mich, erst mit mir vereint zum Voll­menschen wirst.

-

Wir beide haben uns gesucht seit Jahrtausenden. Und mit blutenden Füßen und blindgeweinten Augen, mit Narben bedeckt haben wir uns gefunden, Du! Du legst die Hand unter meine Füße und trinkst das rinnende Blut, das meinem Herzen entströmt.

Ich wasche Deine Narben mit meinen Tränen und trodne sie mit meinen Lippen. Wir stehen beide in der Reife der Er­fenntnis, und wir wissen, daß die Schatten des versäumten Glückes uns durch alle Ewigkeiten ängstigen würden.

Und darum hebe ich den Becher an Deinen Mund, Ge­liebter: Trinke! Dir den goldenen Schaum!

Nach Dir will ich trinken und den Becher lachend leeren bis auf den Grund, bis auf den letzten Tropfen. Mag das Gefäß dann zerschmettern: wir sind beide von der Erde genommen und zu Erde wollen wir wieder werden.

-

heben sich frei ab in eigentümlich weichen Konturen, die von der Härte der anderen Arbeiten abstechen. Besonders die weibliche Figur, eine Trauernde darstellend, auf dem links hängenden Stück, zeigt einen ernsten, ruhigen Faltenwurf, der beinahe antik ist. Und be sonders angenehm wirkt hier auf das Auge die Verteilung der Massen, die ein so lebhaftes und doch ruhiges Spiel von Licht und Schatten über die Flächen gleiten laffen.

Vor dem Mittelfenster steht ein sogenannter Palmesel, wie er am Balmsonntag in Prozessionen vorangeführt wurde. Auf ihn reitend Christus, einfach und ohne Aufwendung künstlerischer Mittel gearbeitet, aber in der kunstlosen Bemalung, in der derben Art doch wiederum charakteristisch.( Süddeutsch, 13. Jahrhundert.)

An der gegenüberliegenden Wand hängen drei ausdrucksvolle Köpfe, in Sandstein gearbeitet, auf braunem Holzgrund, von dem fich der graue Stein wirkungsvoll abhebt. Diese Köpfe stammen von dem sogenannten Schönen Brunnen   in Nürnberg   vom Ende des 14. Jahrhunderts. Alle drei Arbeiten zeigen ein reines, ausdrucks­bolles Gepräge, die Technik erscheint sicher gehandhabt und bietet feine Schwierigkeiten mehr. Eine Reihe von Statuen, Apostel, Ma­donnen, Könige mit charakteristischer Bemalung schließen sich an.

"

In der Mitte des Saales steht unter Glas der sogenannte Batroflusschrein". Eine kunstvolle Arbeit in vergoldetem Silber, 1813 von Meister Sigefried gearbeitet für den Dom zu Soest  . Blumen und Blätter frönen das obere Gefims. Christus mit Maria und den Aposteln stehen als Statuen an den Seiten, alles ausdrucks­