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volle, natürlich gebildete Köpfe. Die Mäntel, die sie tragen, werden der einfachen Nachbildung. Dann wieder begegnen wir dem Versuch, durch bunte Steine zusammengehalten. So ist eine Fülke von diese Szene seelisch zu beleben. Dann spielen wieder technische Motiven hier verarbeitet, ohne daß der Anschein des Ueberladenen Experimente hinein. Bald begegnen wir einem unnatürlichen herauskommt. Ruhe, Einheit ist der endliche Gesamteindruck. Schwulst, bald sind die Linien kraftvoll und ernst gehalten, dann wieder zart gemäßigt. Jm ganzen bemerken wir eine gewisse Scheu, eine Zurückhaltung, eine Unsicherheit, ein Tasten. Rührende, schüchterne Versuche eines noch nicht routinierten Kunststrebens, so stellen sich uns diese Werke dar.
Ein Bultschrank am Fenster birgt Elfenbeinarbeiten, die man im einzelnen betrachten muß. Auch Bronze- Arbeiten sind darunter. Sie sind oft lebendig und natürlich im Ausdruck, die Szenen sind leicht verständlich, und mannigfaltige Ausarbeitung macht sie reizvoll. Hier finden wir viel gewandtes, sicheres Können, das auf langer, handwerklicher Uebung beruhte. Hier finden wir unmittelbar den Geist dieser Epoche. Bevor wir diesen Saal verlassen, betrachten wir noch die Glasgemälde in den Fenstern. In der Mitte eine französische Arbeit ( ungefähr 1200), die strengen Charakter aufweist, mit großen, ruhigen Farbenkontrasten, wogegen die beiden Seitenfenster( Franken, 12. Jahrhundert) bunter, Kleinflächiger gehalten sind.
Er
Der folgende Berocchio- Saal führt uns zu einem Künstler, der in besonders auffallender Weise Treue der Nachbildung mit Schönheit vereint. Er ist nicht so elementar wie Donatello. strebt zu einem Ausgleich der frassen Linien hin. Besonders fein find hier die Studien nach schlafenden Kindern, Jünglingen, deren ruhende Glieder ihn zur Nachbildung der Form reizen.
Imposant wirken dagegen, in jeder Beziehung fertige Werke, die beiden großen Holzstatuen, die an der Rückwand stehen. Edle, ruhige Haltung, maßvoller Linienfluß der Gewandung. Nur das tiefe, schöne Braun des Holzes wirkt, sonst fehlt jede Farbe. Saal 25 führt uns zu dem Künstler, der in sich all die Fähigfeiten sammelte, die in der Zeit der Frührenaissance von Bedeutung waren: Donatello . Er lernte von der Antike und ebenso von Wir gehen durch den letzten Abschnitt des vorigen Saales hin- der Natur. Ein eigentümliches Gefühl für innewohnendes Maßdurch, an der großen Madonnenstatue des Gregor Erhart halten dämpft sein kraftvoll zum Naturalismus strebendes Können. ( Augsburg 1498-1527) vorbei, deren gehaltene Bewegung, deren So sind seine Arbeiten meist natürlich, ohne allzu sehr das Schroffblaffe, vornehme Farben vorteilhaft auffallen, nach Saal 21 hinüber, Persönliche vorwalten zu lassen. Dies sind Werke seiner ersten wo wir die Bildwerke der Renaissance, des Barock und Rokoko finden Zeit. Im späteren Alter ließ er der Vorliebe für individuelles Ge. ( 1525-1800). Zwei große Porträtbüsten des Willibald Imhof präge freieren Lauf, und wir haben Werke von ihm, die mit rückund der Anna Imhof( Nürnberg 1570) wirken durch den dunklen fichtsloser Gewalt gearbeitet sind. Ton und die maßvolle, stilsichere Behandlung. Ein großes Steinrelief an der rechten Wand rührt von dem in Augsburg tätigen Hans Dauher her( ungefähr 1520). Dieser Hausaltar hat reiche Einzelfzenen in lebendiger Fassung, namentlich die Szenen links sind fein gearbeitet. An diesen Stücken sehen wir noch die tüchtige, ehrfiche Arbeit. Wenn wir aber die Stücke betrachten, die im Glasschrank aufbewahrt sind oder in der Nähe an der Wand hängen, so bemerken wir gleich, eine Welt geht hier zu Grabe. Die Späteren, die Nachfolger machen es sich bequem, wiederholen das Gleiche und bevorzugen mit seltener Einmütigkeit Motive wie Susanne im Bade, Loths Töchter, den Sündenfall und dergleichen. Es kommt etmas Spielerisches in die Kunst hinein( Rokoko) oder etwas PomphaftTriumphierendes, mißverstandene Majestät, eine Großartigkeit, die an Theater erinnert und nach Kulisse riecht.( Barock.) Das ernste Streben macht dem Alleskönnen Platz, die Auffassung, daß es noch biel zu lernen gibt, der Vorstellung, daß alles erschöpft sei. Solche Beiten kommen immer, als Erschlaffungsperioden, wenn die Kunst lange Zeit hindurch sich ernstlich bemühte. Als solche vorübergehende Ueberblicken wir also die ganze Entwvidelung der italienischen Mattigkeit, die sich dann zur forcierten Lebendigkeit verstellt Bildnerkunft noch einmal, so sehen wir in jedem Saal eine Station ( Baroc), als solche tändelnde Spielerei, die blasiert sich als fertig dieses Werdens. Zuerst eine stille Bartheit, ein leises Antasten. und als Ende und Ziel der Welt dünft, die naturgemäß Technik Dann teilt sich die Entwickelung und sieht sich auf den Einzelnen in den Vordergrund schiebt( Rokoko), müssen wir diese Perioden gestellt. Donatello , der eigenwillige, der formenschöne und ruhige Berocchio. Dann die Antite mit ihrem Einfluß auf eine ganze betrachten.
Saal 19 gehört der Nachfolger- und Nachahmerschaft dieser beiden Meister, die sich auf die Städte Florenz , Padua , Ferrara , Bologna verteilt. Mannigfache Ansätze, die im Kleinen, Besonderen verharren.
Saal 17 enthält die Werke der Hochrenaissance. Wir merken bor diesen Werken den Einfluß der damals neu entdeckten Antike. Große, ruhige Linien, plastische Formen, gehaltene Bewegung. Eine Sicherheit der Handhabung, die nur erklärlich wird, wenn wir bedenken, daß die eigene Entwickelung, die zur Reife fommen mußte, hier zu gleicher Zeit zusammentraf mit der Auffindung der alten Werke, die eine gleiche Sprache redeten.
Ernst Schur.
Saal 20 enthält die deutsche Kleinplastik der Renaissance. Wir Künstlergeneration. Ein volles Einfeßen aller Sträfte.sehen hier noch einmal an den kleinen Bronze- Arbeiten, Elfenbeinschnitzereien den kräftigen, selbstsicheren, unbekümmerten Geist dieser Zeit. Ein zierlicher Springbrunnen aus der Werkstatt Peter Vischers steht in der Mitte. Unter den Bildern ist besonders das föstliche, so reizvoll farbige Tafelbild des Meisters des Marienlebens"( Köln 1463-1480 ungefähr) zu beachten. Niederrheinische und niederländische Holzskulpturen, meist schöne und eigenartige
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Die in beiden Ecken stehenden Wandschränke enthalten eine Fülle fleinplastischer Werke in Bronze. Auch hier gilt das oben Auch hier gilt das oben Gesagte: man muß sie Stück für Stück betrachten. Hier tritt uns der Reichtum der Gestaltungskraft und der Motive unverhüllt entgegen. Es ist eine fräftige Zeit, die hier zu uns redet. Der freistehende Glaskasten birgt Werke verschiedenen Materials, Gold, Silber, Holz, Stein, Perlmutter, auch dies ein Schatzkäftlein glück lichst gestalteter Motive.
Kleinplastik aus der Barockzeit finden wir in dem Glasschrank, der in dem Treppenraum steht, der als Durchgang nach dem Münz
tabinett dient.( Saal 18.)
Die italienischen Bildwerke der Renaissance( nur die bemalten Stud- und Bildwerke, nicht die Marmorſkulpturen, die jich im Obergeschoß in der Gemäldegalerie befinden) finden wir auf der dem Kanalarm zunächst gelegenen Seite, wohin wir bequem durch Saal 23 gelangen. Es sind der Reihenfolge nach Saal 26, 25, 22, 19, 17, die wir durchwandern müssen.
Kleines Feuilleton.
Arbeiten, hängen an dieser Rückwand. Fünf tiefdunkle Glasfenster, K. Jm Ballon über London . Mit J. M. Bacon, dessen Tod die von Hans Baldung Grien , dem Schüler Dürers, herrühren, aus London berichtet wird, ist ein bedeutender Luftschiffer plötzlich dahingegangen. Ihm war das Befahren der wolfenerfüllten Höhen schmücken den Saal. nicht ein zeitvertreibender Sport, sondern er suchte wichtige Er= Wechselwirkungen der Luft und des Tons, des Druds, der Winde, gebnisse für seine Forschungen daraus zu gewinnen, die sich auf die des Rebels und vieler anderer Erscheinungen erstreckten. Ueber seine Methode, die Art und Weise seines Forschens unterrichtet am besten ein Aufsatz Bacons, den er in" Caffells Magazine" über eine Expebition, bei der er die Luft Londons untersuchen wollte, geschrieben. Er hatte sich hier die Aufgabe gestellt, die Beschaffenheit der Luft zu ergründen, wie sie über einer großen Stadt lagert. Er wartete lange Zeit auf eine dem Aufstieg günstige Atmosphäre, doch Nebel lasteten über der Erde, und erst als man die Auffahrt magte, fanten die geballten Massen tief unter die in den Höhen Schwebenden. Eir H. T. Wood begleitete Bacon , um Tauben in einer gewiffen Höhe auszusehen und zu erproben, ob sie sich m dem dunstigen Gewölt der Londoner Atmosphäre zurecht fänden. Es ist ein feltfamer Eindruck," erzählt Bacon , wenn man sich im Ballon über die fefte Erde erhebt. Man glaubt in eine neue Welt zu gelangen; alle Borstellungen von Bewegung und Größe verschieben sich. Tief unter dir liegt die Erde; so stark die Winde blasen, du hörst ihr Saufen nicht, und in die feierliche Stille des weiten Luftfreifes bringen wie verhallende Rufe, wie ein unendlich fernes dumpfes Gemurmel die Stimmen der Erde. Schnell streben wir nach oben; unter uns breitet sich der blaue Dunst der Wolfenmassen; die goldenen Sonnennebel umspinnen uns; die warmen Strahlen fallen auf den Ballon, das Gas fängt an, sich auszubreiten; wir steigen rasend schnell empor. Nun war die Zeit gekommen, da wir unsere Tauben fliegen laffen wollten. Eine nach der anderen stürzten fie in die Tiefe, wie eine weiße Flocke dahinschwindend, zuerst unruhig kreisend und dann die Richtung nach der Heimat suchend. Von der Riefenstadt blitte nur selten ein Funkeln, ein vager Umriß auf; sie war versunken in Qualm und Rauch, in Dunst und Wolken. Das Problem, das wir zu lösen beschlossen hatten, war das, wie eine Bombe, in der Luft explodierend, als Signal auf die Stadt wirken würde. Ob man sie wohl in dem Lärm und Getöse des Straßenverkehrs hören könnte? Würde sie in irgend welcher Form Echo und Widerhall erzeugen? So ließen wir denn eine starke
Beginnen wir mit dem hintersten Saal( 26), wo die ältesten Florentiner Tonbildner hängen. Als einziger, uns näher bekannter Künstler tritt uns hier in umfassenderer Weise der sogenannte Meister der Pellegrinikapelle( seinen eigentlichen Namen wissen wir nicht) entgegen. Von ihm sind neun Werke hier. Er lebte in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Am schönsten sind die drei fleinen Stücke rechts von der Tür. Das eine ganz schwarz, fein als Masse wirkend, mit einzelnen, wenig aufgehellten Partien. Leuchtend erscheint dagegen die fleine Madonna, zierlich und bunt, unter goldenem Säulenbogen sigend. Lebhafteste Bewegung zeigen die beiden fragmentarischen Engel, von denen der eine dem anderen über die Schulter sieht, beide fingen. Dieser Meister bevorzugt reiche Architektur in seinen größeren Werken. Frauengesichter gelingen ihm besser als Kinder.
Gehen wir die anderen Bildwerke durch, deren Künstler unfannt sind, so Ternen wir eine Fülle reizvoller Motive kennen. Es ist immer dieselbe Szene, die Mutter mit dem Kinde. Aber ganz verschiedene Gestaltung sehen wir. Einmal folgt der Künstler